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SRANNEH
GHOLOGICAL LIBRARY 1
VTt^.
^;^£^Ä<SV»*,
Jahrbuch
der
Königlich Preussischen geologischen
Landesanstalt und Bergakademie
zu
Berlin
für das Jahr
1900.
Band XXI.
* ♦ » I
• in- • c , I ^ .1 ^t . *•
• ■ «
Berlin.
Im Vertrieb bei der Simon ScHROPF^schen Hof-Landkartenhandlung
(J. H. Neümann\
1901.
• • • • •
• • •
» • •
Inhalt
I
Mittheilnngen ans der Anstalt.
Seit«
1. Bericht über cli(> Thätigkoit der König), geologischen Landesanstalt
im Jahre 190() 7
2. Arbeitsplan der Konigl. goologischon Landesanstalt für das Jahr 1901 19
3. Mittheilungen der Mitarbeiter der Konigl. geologischen Landesanstalt
über Ergebnisse der Aufnahmen im Jahre 19(X) i
A. Denckmann: Ueber das Oberdevon auf Blatt BaWe (Sauerland.) i
Erich Kaiser: Mittheilung über die Revision auf Blatt Lengenfeld
im Sommer 1900 xix
A. Klautzsch: Bericht über die Aufnahme des Blattes Rastenburg
im Sommer 1900 XXI i
H. Stille: Mittheilungcn aus dem Aufnahmegebiete am südliohen
Teutoburger Walde (Eggegebirge) xxxix
0. Tiktze: Bericht über die Aufnahme der Blätter Lebus, Seelow,
Köstrin und Sonnenberg , Li
W. Weissermkl: Bericht über di<' Aufnahmen auf den Blättern
Grabow, Balow 0 ^ind Karstadt lv
WiLH. Wolff: Aufnahmeergebnisse in der nordöstlichen Kassubei
(Blatt Prangenau und Gr. Paglau) LXiii
Paul Gustaf Krause: Bericht über die Ergebnisse auf Blatt Kutten
(Ostpreussen) HKK) LXXi
A. Jbntzsch: Bericht über Aufnahmen in Westpreussen .... LXXXi
J. Korn: Ueber Aufnahmen auf den Blättern Massin, Hohenwatde
und Költschen in den Jahren 189^) — 1900 LXXXV
M. Schmidt: Unteroligocän von Vardeilsen LXXXVIii
A. Denckmann und H. Potoni^c: Bericht über eine in das Gom-
memer Quarzit • Gebiet ausgeführte gemeinsame Excursion XCIV
4. Nekrolog auf W. Hauchixormk xcvi
'>. Personal -Verhältnisse cxv
') In der Textüberschrift steht irrthümlich »Rambow<' statt »Balow<.
A*
GA-a.^^
IL
Abhandliinjs:en von Mitarbeitern der Rönigl. geologischen
Landesanstalt.
Seit«
Zur Altersfrage der N.—S.-Störungen in der Kreide von Lünebarg.
Von Herrn Gotfribd Müller in Berlio 1
Ueber grosse flache Ueberschiebungen im Dillgebiet Von Herrn Emanukl
Katskr in Marburg in Hessen. (Hierzu Tafel I.) 7
Die geologischen Verhftltnisse des Kleinen Deislers, Nesselberges und
Osterwaldes. Von Herrn Wilhelm Wunstorp in Berlin. (Hierzu
Tafel XVn.) 26
Ueber Steinkohlen im Mittleren Keupur am Teutoburger Walde bei Neuen-
heerse. Von Herrn Hans Stillk in Berlin 5S
Pentamerus - Quarzit und Greifensteiner Kalk. Von Herrn H. Lotz in
Berlin 64
Ueber Wallberge auf Blatt Naugard. Von Herrn M. Schmidt in Berlin Sl
Ueber Endmoränen in Wostprousstin und angrenzenden Gebieten. Von
Herrn G. Maas in Berlin. (Hierzu Tafel XVIII — XXI.) 93
Fauna einer Tien)ohrung in jungen Küstcnbildungen zu Dar-cs-Sal&m.
Von Herrn W. Wolkf in Berlin 148
Ueber das angebliche Tertiär von Ang<Tburg und Lotzen in Ostpreussen.
Von Herrn C. Gagel in Berlin 158
Ueber drei Aufschlüsse im vortertiaren Untergrund von Berlin. Von
Herrn C. Gagkl in Berlin 167
Ueber einen neuen Aufscliluss im pommerschen Tertiär. Von Herrn
C. Gaoel in Berlin 183
Zwei neue Aufschlösse von marinem Ober-Oligocän im nördlichen Han-
nover. Von Herrn W. Kobkt in Berlin 187
Ueber Triasgeschiebe. Von Herrn < >. v. Linstow in Berlin 2(X)
Die Lagern ngs Verhältnisse des Oberdevon und Culni am Kalkberge bei
Ebersdorf in Schlesien. Von Herrn E. Dathk in Berlin 214
Abhandlungen von auHserbalb der Königl. geologischen
Landesanstalt stehenden Personen.
Die Fauna des Senon von Biewende bei Wolfenbuttel. Von Herrn
A. Wollemann in Braunschweig 1
Ueber einige Coleopteren- Flügel decken aus der präglacialen Braunkohle
und dem interglacialen Torflager von Lauenburg (Elbe). Von Herrn
FsRNAMD Meumiek iu Bfüssel 31
Der Sandstein von Kieslingswalde in der Grafschaft Glatz und seine Fauna.
Von Herrn Fkiedbich Sturm in Breslau. (Hierzu Tafel H— XL) ... 3J>
Die Fauna der oberdevonischen Tuffbreocie vor Langen aubach bei Haiger.
Von Herrn Fritz Drevermann in Marburg in Hessen. (Hierzu Tafel
xn— XVI.) • . . . jn)
Seite
Diluviale Schichten mit SfisswaBserfaana an der üntertraye. Von Herrn
R. Struck in Lübeck 208
lieber Mastodon im Werragebiet. Von Herrn Johammbs Walthbb in Jena.
(Hierzu Tafel XXII.) , 212
Sach-Register 222
OrtsRegisier • . . 285
Druckfehler und Berichtigungen 289
I.
Mittheilungen aus der Anstalt.
1.
Berieht ttber die Thätigkeit
der Königliehen geologischen Landesanstalt
im Jahre 1900.
I. Die Aufhahmen im Gebirgslande.
Landesgeologe Professor Dr. KoOH setzte im Mittelharz die i. Der Han.
Aufnahme des Blattes Wernigerode (G. A. 56; 9) ^) fort Im Ober-
harz wurden von demselben gegen Schluss der Aufuahmezeit
Revisionsbegehungen im stkd westlichen Antheil des Blattes Zeller-
feld (G. A. 56; 7) ausgefilhrt.
Bezirksgeologe Dr. Beushausen setzte die Aufnahme des
Blattes St. Andreasberg-Braunlage (G. A. 56; u) fort und filhrte
ausserdem im Bereiche der Blätter Seeseu, Osterode und Riefens-
beek (G. A. 55; 12, I8 und G. A. 56; is)'llevi8ionsbegehungen aus.
Derselbe führte auf Ersuchen des Königl. Oberbergamtes zu
Clausthal eine Studie aus zum Zwecke der Nachweisung der
etwaigen Fortsetzung des Rammelsberger Erzlagers.
Geheimer Bergrath Professor Dr. von Koenen beendete mit 2. proTini
Hülfe des Bezirksgeologen Dr. Müller und des Geologen Dr.
Schmidt die Aufnahme der Blätter Alfeld, Dassel und Lauen-
berg (G. A. 55 ; .% 9, lö) bis auf kleine Revisionen: ferner den öst-
lichen und nördlichen Theil des Blattes Hardegsen (G. A. 55; 21)
1) Oradabtheilaiig 56, BlaU 9.
9
und setzte die Aufnahme der Blätter Hildesheim, Salzhemmendorf,
Gronau, Sibesse, Bockenem, Eschershausen und Lamspringe
(6. A. 41 ; 53, 66, 57, 58, 59 Und G. A. 55 ; 2, 5) fort, besonders durch
Untersuchung der Aufschltksse bei dem Bau der neuen Bahnstrecken
Duingen-Deliigsen und Vorwohle-Bodenwerder.
Bezirksgeologe Dr. MOller bearbeitete einen Theil des
Blattes Alfeld (G. A. 55; 3).
Hülfsgeologe Dr. Schmidt kartirte einen Theil der Blätter
Eschershausen und Alfeld (G. A. 55 ; 2, 3), führte Revisionen auf
dem Blatte Dassel (G. A. 55; 9) aus und setzte alsdann die Auf-
nahme auf dem Blatte Lauenberg (G. A. 55; 15) weiter fort.
X prorioB Bezirksgeologe Dr. Zeise brachte die Aufnahme der Blätter
^ **"* Berlingerode, Heiiigenstadt und Kella (G. A. 55; 86, 41, 47) zum
Abschluss.
Hülfsgeologe Dr. Kaiser überarbeitete und beendete die von
Dr. Pröscholdt begonnene Aufnahme des Blattes Lengenfeld
(G. A. 55; 48).
Hülfsgeologe Dr. Naumann begann die Revision des Blattes
Dingelstädt (G. A. 55; 42).
4. ThfiriDgen. Laudesgcologe Dr. Zimmermann beendete die Aufnahme des
preussischen, thüringischen und bayerischen Theils des Blattes
Gefell (G. A. 71; 34), brachte die Revisionen auf dem Blatt Hirsch-
berg a. S (G. A. 71; 33) dem Abschlüsse nahe und führte den
Hülfsgeologen Dr. Kaiser in die Aufnahme des ihm überwiesenen
Theilcs von Blatt Mielesdorf (G. A. 71 ; 28) und den Hülfsgeologen
Dr. Siegert in die Aufnahme des ihm überwiesenen Blattes
Schön bach-Kauschwitz (G. A. 71; 29) ein.
Hülfsgeologe Dr. Kaiser vollendete die Aufnahme des ihm
überwiesenen Schleizer Waldes und der angrenzenden Gebiete
auf dem Blatte Mielesdorf (G. A. 71; 28).
Hülfsgeologe Dr. Siegert vollendete den grössten Theil des
Reussischen Antheils von Blatt Schön bach-Kauschwitz (G. A.71 ; 29).
Professor Dr. Beyschlag fahrte einige Revisionen auf den
Blättern Eisenach und Salzungen (G. A. 69; 6, 12) aus.
Professor Dr. BüCKING unterzog das Blatt Schmalkalden
(G. A. 70; 18) einer Schlussrevision.
10
Professor Dr. Scheibe fthrte einige Schlnssbegehungen auf
den Blftttero Brotterode und Tambach (G. A. 70; 7, u) aus, wo-
durch dieselben zum endgültigen Abschluss gelangten.
Bergrath Frantzen setzte die Aufnahme auf Blatt Kreuzburg
(G. A. 55; 6o) fort.
Im Regierungsbezirk Cassel setzte Professor Dr. BOCKING 5. nie ProTini
unter zeitweiser Hülfeleistung des Assistenten Dr. Söllner die
Bearbeitung des Blattes Kleinsassen (G. A. 69; 28) fort.
Major a. D. von Setfribd filhrte die Aufnahme des Blattes
Schlüchtern (G. A. 69; 2») weiter.
Im Regierungsbezirk Wiesbaden vollendete Professor
Dr. Katser unter Hülfeleistung des Hülfsgeologen Dr. LoTZ die
Aufnahme des Blattes Herborn (G. A. 67; 24). Ausserdem ver-
wandte der Genannte noch ungefähr 14 Tage zur Begehung einiger
besonders wichtiger Theile des erst im Spätsommer 1900 neu er-
schienenen Messtischblattes Dillenburg (G. A. 67; is).
Landesgeologe Dr. Leppla fahrte die Aufnahme des Blattes
Pressberg (G. A. 67 ; 68) zu Ende , begann im Verein mit Herrn
VON Rein ACH diejenige des Blattes Homburg v. d. H. (G. A. 68; 44).
Ausserdem fdhrte derselbe in Gemeinschaft mit Landesgeologen
Professor Dr. Wahnschaffe die geologisch-agronomische Unter-
suchung der näheren Umgebung von Geisenheim im Interesse des
dortigen Obst- und Weinbaues zu Ende.
Professor Dr. Holzapfel beendete die Schlussrevision der
Blfttter Caub, Algenroth und St. Goarshausen (G. A. 67; 57, 62, 61).
Landesgeologe Dr. Loretz setzte die Aufnahme der Blätter e. ProTim
Lüdenscheid und Altena (G. A. 53; 44, 45) fort und machte Re- .
Visionsbegehungen auf den Blättern Hohenlimburg und Iserlohn
(G. A. 53; 88, 89).
Bezirksgeologe Dr. Denckmann nahm unter theilweiser Halfe-
leistung des Hülfsgeologen Dr. LoTZ die Kartirung der Blätter
Neheim, Balve und Plettenberg (G. A. 53; 84, 40, 46) in Angriff
und machte Instructions - Begehungen zu Vergleichszwecken auf
den benachbarten Blättern.
11
7. Die Rhein-
pro vi ni.
8. Provins
Schlesien.
HQlfsgeologe Dr. Lorz Dahin an den Orientirungs-Begehungen
des Dr. Dengkmann Theil und begann mit der Aufnahme der
NO.-Ecke des Blattes Balve (G. A. 53; 4o).
HQlfsgeologe Dr. Stille kartirte den grössten Theil der
Blätter Altenbeken und Lichtenau (6. A. 54; 16, 22) und einen
kleinen Theil des Blattes Willebadessen (G. A. 54; 2s).
Professor Dr. Holzapfel vollendete, vorbehaltlich einer
Schlussreyision, das Blatt Stolberg (G. A. 65; is), kartirte den
paläozoischen Theil der Blätter Eschweiler und DQren (G. A. 65; 12
und G. A. 66; 7), um namentlich die hier auftretenden, den Ge-
birgsabbruch begleitenden grossen Störungszonen festzulegen.
Landesgeologe Dr. Dathe führte die Aufnahme der Blätter
Rudolfswaldau, Laugenbielau, Wünschelburg und Neurode (G. A.
76 ; 19, 20, 2Ä, 26) zu Ende, wobei besonders die specielle Gliede-
rung des Obercarbons und des Rothliegenden der erstgenannten
beiden Blätter durchgeführt wurde.
Landesgeologe Dr. Leppla begutachtete im Auftrage des
Ministeriums ft\r Handel und Gewerbe eine grössere Anzahl von
Stauprojecten im Flussgebiet der oberen Oder.
II. Die Aufnahmen im Flachlande
mit besonderer Berücksichtigung der agronomischen
Bodenverhältnisse.
9 Provin» Landesgeologe Dr. Schroeder kartirte Blatt Lamstedt (G. A.
und schieiwig- 23; 23) uud begann Blatt Kadenberge (G. A. 23; n\ ausserdem
Holstein, erledigte . er Theile der Blätter Himmelpforten uud Harsefeld
(G. A. 23; 24 und G. A. 24; 32), so dass beide in der Aufnahme
fertig vorliegen.
Hülfsgeologe Dr. Monke revidirte die Blätter Horneburg
und Hagen (G. A. 24; 26, 25), kartirte einen Theil von Blatt
Himmelpforten (G. A. 23; 24) und schloss Blatt Harsefeld (G. A.
24 ; 82) ab.
Bezirksgeologe Dr. Müller beendete die Aufnahme der Blätter
Lüneburg und Lauenburg (G. A. 25; 48,38) und begann Blatt
Hittfeld (G. A. 24; 4o).
12
Hülfsgeologe Dr. Koert beendigte die Aufnahme des Blattes
Winsen (G. A. 24 ; 42) und kartirte alsdann einen Theil des Blattes
Hittfeld (G. A. 24; 40).
Hülfsgeologe Dr. Krusch begann und vollendete die Auf-
nahme des Blattes Lingen und kartirte alsdann einen Theil des
Blattes Lohne (G. A. 38; so, se).
Bezirksgeologe Dr. Gagel kartirte einen Theil des Blattes
Pötrau (G. A. 25; 32).
Landesgeologe Professor Dr. Wahnschaffe kartirte das Blatt ^^ provin«
Bäk (G. A. 26;52), welches mit Hülfe des Hülfsgeologen Dr. »"°«*•"^"«•
Schulte bis auf einen kleinen Theil vollendet wurde.
Hülfsgeologe Dr. Weissermel nahm den preussischen Antfaeil
der Blätter Grabow und Balow auf, die nahezu vollendet wurden
und begann die Aufnahme dos Blattes Karstfidt (G. A. 26; 44, 45, 51).
Hülfsgeologe Dr. Schulte beendete die Aufnahme des Blattes
Daunenwalde (G. A. 27; 60), betheiligte sich an der Aufnahme des
Blattes Bäk (G. A. 26; 02) und kartirte alsdann den grössten Theil
des Blattes Hülsebeck (G. A. 26 ; 46).
Landesgeologe Professor Dr. Keilhack beendete gemeinsam
mit dem Hülfsgeologen Dr. Tietze die Aufnahme der Blätter
Seelow und Lebus (G. A. 46; 25, 82), mit den Hülfsgeologen Dr.
Korn und Dr. Tietze diejenige des Blattes Sonneburg (G. A.
46; 27), mit den Hülfsgeologen Dr. KoKN und Dr. von Linstow
diejenige des Blattes Drossen (G. A. 46; 34), bearbeitete und been-
dete allein die Aufnahme des Blattes Frankfurt (G. A. 46;S8).
Ausserdem führte derselbe die neu eingetretenen Hülfsgeologen
Dr. Tietze und Dr. Wünstorf in die Arbeiten ein und hielt
einen Cursus fbr Landwirthschaftslehrer ab, an welchem auch
noch ^der Hülfsgeologe Dr. Kaiser Theil nahm.
Hülfsgeologe Dr. Tietze bearbeitete Theile der Blätter Seelow,
Küstrin, Sonnenburg und Lebus (G. A. 46; 25, 26, 27, 32).
Hülfsgeologe Dr. von Linstow kartirte den nördlichen Theil
des Blattes Drossen (G. A. 46; 84), nahm Blatt Alt - Limm ritz
(G. A. 4Ü; 2S) auf und bearbeitete einzelne Theile der Blätter
Küstrin und Sonnenburg (G. A. 46; 26, 27).
13
Hülfsgeologe Dr. Korn beendete die Aufnahme der Blätter
Hohenwalde und Költscben (G. A. 46; 17, 23) stellte sodann gemein-
schaftlich mit Dr. Kbilhack die Resthälfte von Blatt Drossen
(6. A. 46; u) fertig und nahm schliesslich den von Blatt Sonnen-
burg (G. A. 46; 27) noch übrig gebliebenen Theil auf.
Kulturtechniker Dr. Woblfbr bearbeitete die nordöstliche
Hälfte des Blattes Küstrin (G. A. 46; 26), so dass die Aufnahme
des Blattes abgeschlossen vorliegt.
11. ProTins Hülfsgeologe Dr. Schmidt kartirte den ostlichen Theil des
Pommaro. g,^^^ Naugard (G. A. 29; 28).
Hülfsgeologe Dr. Wünstorf kartirte den westlichen Theil
des Blattes Naugard (G. A. 29; 23) und setzte alsdann die Auf-
nahme auf dem Blatte Bassenthin (G. A. 29; 22) fort.
11 Provini Landesgeologe Professor Dr. Jentzsch stellte die Aufnahme
der Blätter Schwetz und Sartowitz (G. A. 33; 31, 82) fertig und
begann alsdann die Aufnahme der Blätter Laskowitz, Warlubien
und Kulm (G. A. 33; 20,26,37). Ausserdem wurden grössere Re-
visionstouren in der Gegend von Danzig ausgeführt und die
7 Blätter umfassende Lieferung dieser Gegend zum Druck ab-
geschlossen.
Professor Dr. Grüner brachte das im Vorjahre begonnene
Blatt Jablonowo (G. A. 33; 41) zum AbschUiss und fährte Revisions-
touren auf dem Blatte Bahrendorf (G. A. 33; 47) aus.
Hülfsgeologe Dr. Maas fahrte eine Schlussbegehung des
Blattes Lindenbusch (G. A. 32; 29) aus und beendete sodann die
Aufnahme der Blätter Zalesie und Dritschmin (G. A. 32; 23, so).
Ferner wurden die Aufschlüsse der neuen Eisenbahn von Kulm
nach Unislav untersucht.
Hülfsgeologe Dr. Kuhn stellte Blatt Carthaus (G. A. 15; 42)
fertig, führte die Aufnahme des Blattes Zuekau (G. A. 16; s?) zu
Ende und ging sodaun auf Blatt Quaschiu (G. A. 16; 81) über, das
zum grössten Theil kartirt wurde.
Hülfsgeologe Dr. Wolff beendete die Aufnahme des Blattes
Prangenau (G. A. 16; 43) und ging dauu auf Blatt Gr. Paglau
(G. A. 16; 49) über, welches etwa zur Hälfte fertig gestellt wurde.
14
Landes^eologe Professor Dr. Klebs stellte die Aufnahme der is. Provin»
Blätter Cabienen, Seehesten, Sorquitten, Sensburg und Ribben(G. A. ' p'«""*"
3»; 5, 6, 11, 12, 17) bis auf einige kleine Theile fertig.
Hülfsgeologe Dr. Klautzsch vollendete die Aufnahme des
Blattes Rastenburg (G. A. 19;56) und begann die des Blattes
Wenden (G. A. 19; 49).
Hülfsgeologe Dr. Krause ftlbrte die Aufnahme des Blattes
Kutten (G. A. 19; 62) bis auf einen kleinen Rest in der S W.-
Ecke aus.
Hülfsgeologe Dr. Kaünhowbn begann und beendete die Auf-
nahme des Blattes Gross-Barten (G. A. 19 ; 48), vollendete diejenige
des Blattes Gross - Stürlack (G. A. 19; 56) und stellte den geolo-
gischen Anschluss der inzwischen in ihrer Grenz-Topographie be-
richtigten Blätter Drengfiirth und Rosengarten (G. A. 19; 44, so) her.
Hülfsgeologe Dr. Michael begann und vollendete die Auf-
nahme das Blattes Gilgenburg (G. A. 34; 85) und ging alsdann auf
das Blatt Geiers walde (G. A. 34; 29) über.
Landesgeologe Professor Dr. Wahnschaffe fnhrte auf Ver- u. Provin«
anlassung der deutschen Landwirtschat'ts-Gesellschaft als Mitglied
einer Commissiou eine vierzehntägige Bereisung der Provinz Posen
zur Feststellung der dortigen Obstbauverhältnisse aus. Es war
ihm die Aufgabe zuertheilt, die dortigen Bodenverhältnisse zu be-
gutachten.
III. Anderweitige Arbeiten.
Landesgeologe Professor Dr. Keilhack ftihrte die geologisch-
agronomische Untersuchung der Königlichen Domäne Altkloster
(Kreis Bomst), Hülfsgeologe Dr. Maas diejenige der Domäne
Althöfchen (Kreis Schwerin a. W.), Hülfsgeologe Dr. Schmidt
diejenige der Domäne Steiuhagen hei Stralsund, Hülfsgeologe
Dr. Klautzsch diejenige der Domäne Fiddichow (Kreis Greifen-
bagen), Hülfsgeologe Dr. Michael diejenige der Domäne Gross-
Saabor (Kreis Neumarkt) und Kulturtechniker Dr. Wölfer die-
jenige der Domäne Bärenklau (Kreis Osthavelland) aus.
Posen.
15
stand der Im Laufc des Jahres sind zur Veröffentlichung gelangt :
Yeröffent-
Ilchangen.
A. Karten.
1. Lief. LXXIX, enthaltend die Blätter Wittlich,
Bemkastel, Sohren, Neumagen, Morbach und
Hottenbach 6 Blätter.
2. Lief. LXXXVI, enthaltend die Blätter Neuen-
bürg, Garnsee, Feste Courbiäre, Roggenhausen 4 »
3. Lief. XC, enthaltend die Blätter Neumark,
Schwochow, Uchtdorf, Wildenbruch, Beyers-
dorf 5 »
4. Tiief. XCII, enthaltend die Blätter Wilhelms-
höhe, Cassel, Besse, Oberkaufungen ... 4 »
5. Lief. XCIX, enthaltend die Blätter Obornik,
Lukowo, Schocken, Murowana-Goslin, Dom-
browka und Gurtschin 6 »
zusammen 25 Blätter.
Es waren veröffentlicht 451 »
Mithin sind im Ganzen veröffentlicht . . 476 Blätter.
Was den Stand der noch nicht herausgegebenen Karten-
arbeiten betrifft, so ist derselbe gegenwärtig folgender:
1. In der lithographischen Ausführung sind nahezu beendet:
Lief. LXIV, Gegend von Suhl .... 6 Blätter.
Lief. LXXXIV, Gegend von Orteisburg 6 »
Lief. XCIV, Gegend von Königsberg i. N,
Lief. XCVI, Gegend von Gülzow . .
Lief. XCVII, Gegend von Graudenz .
Lief. XCVIII, Gegend von Liebenberg
Lief. CI, Gegend von Dillenburg . .
Lief. CIV, Gegend von Passenheim
6 »
6 »
4 »
6
4 »
6 y>
zusammen 44 Blätter.
16
2. In der lithographischen Ausführung begriffen
sind:
Lief. LXXXI, Gegend von Freienwalde
Lief. LXXXVII, Gegend von Gandenitz
Lief. XCV, Gegend von Neudamm
Lief. C, Gegend von Zellerfeld .
Lief. CII, Gegend von Soldin . .
Lief, cm, Gegend von Briesen
Lief CV, Gegend von Perleberg .
Lief. CXVI, Gegend von Kellerwald
Zusammen 1. und 2
3. In der geologischen Aufnahme fertig, jedoch
noch nicht zur Veröffentlichung in Liefe-
rungen abgeschlossen
4. In der geologischen Bearbeitung begriffen .
Es sind mithin einschliesslich der herausgege-
benen Blätter in der Anzahl von . . . .
im Ganzen "
zur Untersuchung gelangt.
5 BlÄtter.
3
6
4
5
5
4
4
»
80 Blätter.
108
77
476
»
741 Blätter
B. Abhandlungen.
1. Neue Folge. Heft 30. Beüshaosen, Das Devon des nörd-
lichen Oberharzes mit besonderer Be-
rücksichtigung der Gegend zwischen
Zellerfeld und Goslar. Mit 11 Abbil-
dungen im Text und einer Karte.
2. Neue Folge. Heft 32. A. Leppla, Geologisch-hydrographische
Beschreibung des Niederschlagsgebietefs
der Glatzer Neisse (oberhalb der Steine-
mündung). Mit 7 Tafeln und einem
Atlas.
3. Neue Folge. Heft 34. A. Denckmann, Der geologische Bau
des Kellerwaldes. Hierzu eine Ueber-
sichtskarte 1 : 100000 und 2 Special-
karten 1 : 25000.
17
Jahrlmflh 1900.
ß
Ausserdem sind noch folgende Abhandlungen im Druck und
in der Lithographie befindlich:
1. Neue Folge. Heft 9. Beyschlag und Potonie, Ueber das
liothliegende des Thüringer Waldes
Theil I.
2. Neue Folge. Heft 18. H. Schröder, Die Säugethierfauna des
Mosbacher Sandes.
3. Neue Folge. Heft 24. A. von Koenen, Die Mollusken des
Norddeutschen Neocoih.
C Jahrbücher.
Jahrbuch der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt
und Bergakademie für das Jahr 18^)9, CXVI und 379
Seiten Text und 16 Tafeln.
Ferner ist das Jahrbuch für 1900 im Druck befindlich.
D. Sonstige Karten und Schriften.
A. Schneider, Einführung in die Benutzung des Messtisch bliltter.
K. Keilhack, Einführung in das Verständniss der geologisch-
agronomischen Specialkarten des norddeutschen Flach-
landes.
Ueber den Nach dem Berichte für das Jahr 1899 betrug
^*^\fnJ die Gesammtzahl der verkauften Kartenblätter . 42849 Blätter,
scbrifteu. j^ Jahrc 1900, und zwar vom 1. April bis
31. December, wurden verkauft:
von Blättern des Gebirgslandes 1057 Exempl.
» » » Flachlandes 959 »
Zusammen ... 2016 »
so dass im Ganzen verkauft sind . . 44805 Blätter.
Von den Abhandlungen zur geologischen Special-
karte etc. sind verkauft worden . . . . 215 Exempl.
Von den Jahrbüchern der Anstalt 75
und von den sonstigen Karten und Schriften . . 63
»
18
2.
Arbeitsplan
der Königliehen geologischen Landesanstalt
für das Jahr 190L
I. Die Aufnalimen im Gebirgslande.
I. Der Harz.
Landesgeologe Professor Dr. Koch wird auf Blatt Wernigerode
(G. A. 56; 9) ^) liegenden Antheil des BrockengraDits und seiner
basischen Randzone kartiren und alsdann die bereits früher be-
gonnenen Aufnahmen auf Blatt Harzburg (G. A. 56; s) zeitweise
unter Hülfeleistung des neu eintretenden Hülfsgeologen Dr. Bode
fortsetzen.
Liquidationsort: Harzburg.
Prof. Dr. Beushausen wird die zum Abschlüsse der Erläute-
rungen der Oberharzblätter erforderlichen Grubenbefahningen,
zugleich mit einigen Schlussbegehuugen der Blätter Osterode und
Seesen (G. A. 55; I8, 12) unternehmen; demnächst wird er die
Aufnahme des Blattes St. Andreasberg-Braunlage (G. A. 56; u)
zeitweise unter Hülfeleistung des neu eintretenden Hülfsgeologen
Dr. Bode weiterführen. Ausserdem werden die Vorgenannten in
Gemeinschaft mit den Landesgeologen Prof Dr. Wahnschaffb
und Keilhack eine Begehung der fraglichen Glacialablagerungen
im Brockengebiete ausführen.
Liquidationsorte: Clausthal und Brauulage.
0 Gradabtheilung 56, Blatt 9.
B*
2. Provinz Hannover.
Geheimer Bergrath Prof. Dr. v. Koenen wird die Aiifuahme
der Blätter Hardegsen, Lauenburg, Dassel, Alfeld und Eschers-
hauseu abschliessen (G. A. 55; 21, 15, 9, s und 2).
Liquidationsort: Eschershausen.
3. Provinz Sachsen.
Landesgeologe Prof. Dr. Wahnschaffe wird unter Hülfe-
leistuug der Hülfsgeologen Dr Siegert und Dr. Weissermel die
Blätter Landsberg, Halle a. S., Gröbers, Merseburg, Kötzschau,
Weissenfeis und Lützen (G. A. 57; 29, S4, 35, 40, 41, 46, 47) geologisch-
agronomisch flberarbeiteu. Ausserdem wird er die neu eintretenden
Hülfsgeologen Dr. Picard und Dammer dabei in die geologischen
Aufnahme- Arbeiten einfiihren und beschäftigen.
Liquidationsort : Weissenfeis.
Bezirksgeologe Dr. Kaiser wird unter Holfeleistung des
Hülfsgeologen Dr. Naumann die Blätter Langula, Langensalza,
Berka und Henningsleben revidiren (G. A. 56; 49, 50, 55 und 56).
Liquidationsort: Berka.
Hülfsgeologe Dr. Naumann wird ausserdem die Revision des
Blattes Dingelstedt zu Ende führen (G. A. 55; 42).
Liquidationsorte: Dingelstedt und Berka.
4. Thüringen.
Landesgeologe Dr. Zimmermann wird die Aufnahme der
Blätter Schleiz, Mielesdorf und Gefeil (G. A. 7 1 ; 27, 28, 34) beenden
und eine Schlussrevision der Blätter Lehesten, Lobenstein und
Hirschberg (G. A. 71; 31, 32, 83) ausfahren. Derselbe wird die
Bahnlinien Blankeuburg-Katzhütte und Probstzella-Wallendorf be-
gehen. Ausserdem werden Prof. Dr. Scheibe und Laudesgeologe
Dr. Zimmermann gemeinschaftlich die Aufschlüsse der im Bau
befindlichen Eisenbahnlinie Schleusingen-Ilmeuau kartiren.
Liquidationsorte: Schleiz und Lehesten.
20
Hülfsgeolo^e Dr. Siegert wird unter Leitung des Landes-
geologen Dr. Zimmermann die Aufnahme des Thüringischen Theiles
von Blatt Schönbach beenden (G. A. 7 1 ; 29).
Liquidationsort: Scfaönbach.
Prof. Dr. Scheibe wird die Revision des Blattes Schwarza
(G A. 70; 20) ausführen.
Liquidationsort : Schwarza.
Bezirksgeologe Dr. Kühn wird die Aufnahme der Blätter
Meuselwitz und Windischleuba (G. A. 57; 60 und G. A. 58; 55) be-
ginnen.
Liquidationsort: Windischleuba.
Dr. Blankenhorn wird die Aufnahme der Blätter Hühnfeld
und Ostheim zu Ende führen und die zugehörigen Erläuterungen
verfassen (G. A. 69 ; 21, sc).
Liquidationsorte: Hühnfeld und Ostheim.
Bergrath Frantzen wird die Blätter Treffurt und Kreuzburg
(G. A. 55; 54, 60) zum Abschluss bringen.
Liquidationsort: Kreuzburg.
5. Provinz Hessen-Nassau.
Prof. Dr. BOCKING wird die Aufnahme der Blätter Kleinsassen,
Hilders, Gersfeld und Sondheim (G. A. 69; 28, 29, 34, 3ö) fertig zu
stellen suchen.
Liquidationsort: Gersfeld.
Major a. D. v. Seyfried wird das Blatt Schlüchtern beenden
und die Aufnahme auf den Blättern Ober-Zeil und Steinau(G.A. 69;
38, 39, 37) fortsetzen.
Liquidationsort: Schlüchtern.
Dr. Lang wird die Aufnahme der Blätter Schwarzenhorn,
Felsberg und Homberg beginnen (G. A. 69; 1 und G. A. 55; 49, 00).
Liquidationsort: Schwarzenhorn.
Prof. Dr. Kayser wird die Aufnahme der Blätter Buchenau
(Caldern), Gladenbach und Rodheim beginnen (G. A. 68; 8, 14, 20).
Liquidationsort: Rodheim.
21
Landesgeologe Dr. Lrppla wird in Gemeinschaft mit Herrn
T. Reinach die Bearbeitung des Blattes Homburg v. d. H. (G. A. 68 ;
44) fortsetzen und die im vorigen Jahre unterbliebene Revision der
Alteren Aufnahmen im Taunus, behufs Erlangung einer gleich-
massigen Auffassung der Taunus-Schichten, ausfahren; insonderheit
wird er die vortertiftren Bildungen auf den Blättern Wiesbaden
und Hochheim (G. A.67; 60 und G. A. 68; bb) einer Revision
unterziehen.
Liquidationsort: Homburg, Wiesbaden und Hochheim.
6. Provinz Westftilen.
Landesgeologe Dr. Denckmann wird unter Hülfeleistung des
Hülfsgeologeu Dr. Loxz die Aufnahme der Blätter Balve und
Neheim (G. A. 53; 40, 34) tortsetzen, sowie eine Revision der Blätter
Schwerte, Menden, Hohenlimburg und Iserlohn (G. A. 53; 32, 33,
88, 39) vornehmen.
Liquidationsorte: Balve, Hohenlimburg.
Landesgeologe Dr. Müller wird die Aufnahme der Blätter
Kamen, Unna und Werl (G. A. 53; 26, 27, 23) beginnen.
Liquidationsort: Unna.
Bezirksgeologe Dr. KrüSCH wird die Aufnahme der Blätter
Dortmund und Witten (G. A. 53; 25, 31) beginnen.
Liquidationsort: Dortmund.
Hülfsgeologe Dr. Stille wird die Aufnahme der Blätter Alten-
beken und Lichtenau (G. A. 54; I6, 22) zum Abschlüsse bringen
und das Blatt Kleinenberg (G. A. 54; 28) beginnen; ferner wird er
eine geologisch-hydrologische Untersuchung der Paderquelleu und
des Gebietes südlich und südöstlich von Paderborn ausführeu.
Liquidationsort : K leinenberg.
7. Rheinprovinz.
Prof. Dr. Holzapfel wird die Aufnahme der Blätter Aachen,
Stolberg, Herzogenrath und Eschweiler (G. A. 65; 17, I8, 11, 12) zu
Ende führen und die Aufnahme des Blattes Lendersdorf (G. A.
66 ; 13) fortsetzen.
Liquidationsort: Lendersdorf.
22
Landesgeologe Dr. Leppla wird eine Untersuchung der
Wasserverhältnisse der periodisch vom Typhus heimgesuchten Ge-
biete der Eifel und des Hohen Venn ausführen.
Ein noch zu bestimmender Geologe wird geologisch-agronomische
Aufnahmearbeiten in Angriff nehmen.
8. Provinz Schlesien.
Laudesgeologe Dr. Dathe wird die Aufnahme der Blätter
Reichenbach und Waidenburg (G. A. 76; 14 und G. A. 75; is) ab-
schliessen und diejenige des Blattes Carlottenbrunn (G. A. 76; is)
beginnen. Er wird den neu eintretenden Hülfsgeologen Dr. Erd-
M ANNSDÖRFER dabei in die Kartirung einflihren.
Liquidationsorte: Keichenbach und Waidenburg.
Landesgeologe Dr. Zimmermann wird die A ufoahme der
Blätter Freiburg und Ruhbank (G. A. 75; ii, 12) beginnen.
Liquidationsort: Freiburg.
Prof. Dr. GÖRICH wird das Blatt Jauer (G. A. 61 ; 60) aufnehmen.
Liquidationsort : Jauer.
II. Die geologisch-agronomischen Aufnahmen im Flacblande.
Landesgeologe Prof. Dr. Wahnschaffe wird in seiner Eigen-
schaft als Abtheilungsdirigeut für die Aufnahmen im Flachlande
iu der nicht durch Aufnahmearbeiteu in Anspruch genommenen
Zeit Revisionsarbeiten im Gesammtgebiete des norddeutschen
Flachlandes ausfahren.
9. Provinz Ostpreussen.
Landesgeologe Professor Dr. Klebs wird eine Schlusshegehung
der Blätter Cabienen, Seehesten, Sorquitten, Seusburg, Ribben und
Aweyden ausführen (G. A. 35; 5, 6, 11, 12, 17, is). Sodann wird er
die Aufnahme der Blätter Seeburg und Teistimmen beginnen
(G. A. 35; 8, 4).
Liquidationsort: Sensburg.
23
Halfsgeologe Dr. Krause wird das Blatt Kutteu beeudigen
und zeitweise unter Hülfeleistung des neu eintretenden Hülfs-
geologen Bergreferendar Schneider das Blatt Buddern in Angriff
nehmen (G. A. 19; 63, 46).
Liquidationsort: Buddern.
Hülfsgeologe Dr. Klautzsch wird die Aufnahme des Blattes
Wenden beenden und zeitweise unter Hülfeleistung des Hülfs-
geologen Bergreferendar Schneider diejenige der Blätter Schmo-
lainen, Raunau und Landsberg beginnen (G. A. 19; 49 und G. A.
18; 66, 49, 4s). Dabei wird er den neu eintretenden Bergreferendar
Schneider in die Aufnahmen einführen und bei denselben be-
schäftigen.
Liquidationsorte: Wenden und Schmolainen.
Bezirksgeologe Dr. Kaünhowen wird die Blätter Benkheim,
Kerschken und Orlowen in Angriff nehmen (G. A. 19; 47, öm, 69).
Liquidationsort: Benkheim.
Hülfsgeologe Dr. Michael wird das Gut Gross-Kirsteinsdorf
und die angrenzende Königliche Forst Giballen in Bezug auf das
Vorkommen von Kalk untersuchen.
Liquidationsort : Gross-Kirsteinsdorf.
Landesgeologe Prof. Dr. Wahnschaffe wird unter Hinzu-
ziehung der Herren Prof. Dr. Klebs, Bezirksgeologen Dr. Gagel,
Dr. Schulte und Dr. Kaünhowen eine Schlussrevisiou der
Blätter Schöndamerau, Theerwisch, Babienten, Jedwabno, Ortels-
burg, Olschienen, Schweutainen, Malga, Schiemanen, Liepowietz,
Liebenberg und Leschienen ausführen (G. A. 35; 22, 23, 24, 27, 28, 29,
80, 83, 84, 86, 4l).
10. Provinz Westpreussen.
Landesgeologe Prof. Dr. Jentzsch wird zeitweise unter Hülfe-
leistung des Hülfsgeologen Schücht die Aufnahme der angefan-
genen Blätter Warlubien und Laskowitz fortsetzen (G. A. 33; 26, 25);
derselbe wird ferner eine Revision der Blätter Golhib und Bahren-
dorf (G. A. 33 ; 68, 47) ausfahren. Es wird ausserdem eine Be-
24
gehung der im Bau beurriffeuen Eiseubahnliuie Czersk - Lasko witz
mit Dr. Maas — jeder auf dem in seinem Arbeitsgebiet liegenden
Theile — ausföhren.
Liquidationsorte: Warlubien und GoUub.
Bezirksgeologe Dr. Kühn wird die Aufnahme des Blattes
Quaschin zu Ende führen (G. A. l(i; 31). Ausserdem wird er
geeignetenfalls eine Begehung der im Bau begriffenen Bahnlinie
Cart haus- Lauen bürg ausführen.
Liquidationsort : Quaschin.
Hnlfsgeologe Dr. Wolff wird eine Schlussbegehung des
Blattes Prangenau ausführen, das Blatt Paglau fertigstellen und
Blatt Sobbowitz in Angriff nehmen (G. A. 16; 4S, 49, 00). Ausser-
dem wird er eine Begehung der im Bau begriffenen Eisenbahn-
linien Carthaus-Berent, Berent-Bütow und Schöneck-Pr. Stargardt
ausführen. Zum Vergleich sowie zur Beurtheilung der in seinem
Aufnahme-Gebiete vorkommenden Endmoränenzüge wird er unter
Führung des Herrn Dr. Maas eine Begehung des Endmoränen-
gebietes der Umgebung von Tuchel ausführen.
Liquidationsort: Trockenhütte.
Bezirksgeologe Dr. Maas wird die bereits angefangenen
Blätter Lonsk, Lubiewo, Bromke, Schirotzken (G. A. 32; 24, 36,
36, 41) weiter führen, und das Blatt Lubiewo fertig zu stellen
suchen. Dabei wird er den neu eintretenden Hülfsgeologen Dr.
Menzel in die Aufnahmen einführen und bei denselben beschäf-
tigen. Dr. Maas wird ferner eine Revision der Blätter Schönsee,
Briesen und Szewo ausfahren (G. A. 33 ; 02, 46, 68). Ausserdem
wird er eine Begehung der im Bau begriffenen Eisenbahnlinie
Konitz-Lippusch ausfahren.
Liquidationsorte: Lubiewo und Schönsee.
II. Provinz Pommern.
Bezirksgeologe Dr. Michael wird die Blätter Pyritz, Werben,
Kollin und Prillwitz in Angriff nehmen (G. A. 29; 02, 46, 47, 53).
Liquidationsort: Pyritz.
Landesgeologe Prof. Dr. Kbilhack wird unter Hülfeleistung
des Herrn Dr. Korn die Blätter Langenhagen, Gützlaffshagen,
Kolberg und Gross-Jestin zu Ende ftlhren (G. A. 13; 49, 55, 50^ 56).
Liquidationsort: Gützlaffshagen.
Hülfsgeologe Dr. Wünstorf wird unter Leitung des Bezirks-
geologen Dr. Zeisb das Blatt Basenthin fertigstellen und die
Aufnahme der Blätter Speck und Eichenwalde beginnen (G. A. 29;
32, 28, 29).
Liquidationsort: Basenthin.
Bezirksgeologe Dr. Zeisb wird die Aufnahme der Blätter
Farbezin, Daher, Schönebeck beginnen (G. A. 29; 24, so, se). Dabei
wird er den neu eintretenden Hülfsgeologen Dr. Hess von WiCh-
DORFF in die Aufnahmen einführen und in seinem Gebiete be-
schäftigen.
Liquidationsort: Daher.
12. Provinz Brandenburg.
Hülfsgeologe Dr. Weissermel wird eine Schlussbegehung der
Blätter Grabow und Balow ausführen und die Aufnahme des
Blattes Karstedt zu Ende führen (G. A. 26 ; 44, 46, 5i).
Liquidationsort: Karstedt.
Bezirksgeologe Dr. Schulte wird die Aufnahme der Blätter
Halsebeck und Bäk zu Ende führen (G. A. 26; 46, 02) und die
Aufnahne der Blätter Gorlosen und Lenzen beginnen (G. A. 26 ;
49, 55).
Liquidationsorte: Hülsebeck und Lenzen.
Landesgeologe Dr. Schroeder wird die Blätter Zehden, Bär-
walde, Quartschen, Fürstenfelde, Neudam und Tamsel druckfertig-
stellen (G. A. 45; 12 und G. A. 46; 13, 20, 14, 16, 21).
Liquidationsort: Zehden.
Landesgeologe Prof. Dr. Keilhack wird eine Revision der
Blätter Alt-Limmritz und Drossen ausführen und eine Eintragung
der bergbaulichen Aufschlüsse bewirken (G. A. 46; 28, 84). Zur
Hülfeleistung ist ihm Hülfsgeologe Dr. von Linstow zugewieseo,
der die Nordhälfte des Blattes Drossen überarbeiten wird. Prof.
26
Dr. KbiLiHACK wird ferner unter Hülfeleistung des Dr. v. Linstow
die Blätter Görzke, Beizig, Brück und die drei südlich daran-
stossenden Blätter in Angriff nehmen (G. A. 44 ; 49, 60, 6i, 55, 56, 67).
Liquidationsort: Alt-Limmritz und Görzke.
Hülfsgeologe Dr. Korn wird die Aufnahme der westlich
anstossenden zwei Blätter Schweinitz und Loburg in Angriff
nehmen (G. A. 43; 64, 6o).
Liquidationsort: Schweinitz.
Bezirksgeologe Dr. Zbisb wird die Blätter Thomsdorf und
Hammelspring fertigstellen (G. A. 28; 4S und 66).
Liquidationsort: Thomsdorf.
13. Provinz Hannover.
Landesgeologe Dr. Schroeder wird die Aufnahme des Blattes
Kadenberge zu Ende f&hren (G. A. 23; 17).
Liquidationsort: Kadenberge.
Hülfsgeologe Dr. Monke wird zeitweise unter Hülfeleistung
des Hülfsgeologen SchüCHT die Blätter Mulsum und Ebersdorf
kartirten (G. A. 23; 30, 29).
Liquidationsort: Mulsum.
Hülfsgeologe Dr. Koert wird die Aufnahme des Blattes Hitt-
feld zu Ende führen und diejenige der Blätter Stelle, Harburg
und AUermöhe beginnen (G. A. 24; 40, 41, 34, 35).
Liquidationsort: Hittfeld.
Hülfsgeologe Dr. Koert wird die im Bau begriffene Eisen-
bahn Buchholz- Soltau begehen. Mit Dr. Monke wird er die im
Bau begriffene Eisenbahnlinie Buchholz - Geestemünde begehen,
und zwar jeder der Herren in dem ihm zugewiesenen Aufnahme-
gebiete.
Liquidationsort: Mulsum.
Hülfsgeologe Dr. Tietze wird nach voraufgegangener Ein-
führung durch den Bezirksgeologen Dr. Krusch die Aufnahme
des Moorgebietes an der Ems bei Lingen und Meppen ausführen.
Damach wird er das angefangene Blatt Lohne fertigstellen und
27
die Aufnahme der Blätter Wietmarschen, Veldhausen, Itterbeck
und Hesepertwist in Angriff nehmen (G. A. 38 ; 86, 29, 28, 27, 23).
Liquidationsort: Lingen.
14. Provinz Schleswig-Holstein.
Bezirksgeologe Dr. Gagel wird die Bearbeituug der Blätter
Crummesse, Ratzeburg, Nüsse, Moelln, Schwarzenbeck und Sieben-
eichen sowie die Preussischen Antheile auf den Blättern Carlow,
Seedorf, Gudow, Zarrentin, Pötrau und Gresse beginnen (G. A. 25;
14, 16, 16, 20, 21, 22, 25, 26, 27, 28, 82, SS).
Liquidationsort: Ratzeburg.
15. Braunschweigiscfie Enclave Calvörde.
Landesgeologe Prof. Dr. Wahnschaefe wird die Braun-
schweigischen und Preussischen Antheile der Blätter Calvörde,
Mieste, Letzlingen, Uthmöden in Angriff nehmen und dabei die
neu eintretenden Holfsgeologen Dr. Wiegers und Dr. Picard in
die Aufnahme einfuhren und beschäftigen (G. A. 42; 42, S6 und
G. A. 43; 81, 87).
in. Anderweitige Arbeiten.
Geheimer Bergrath Prof. Dr. Bbtsghlag wird zusammen
mit Bezirksgeologen Dr. Mighael eine Untersuchung der för die
Wasserversorgung des oberschlesischen Industriebezirkes wichtigen
Gegenden ausftlhreo.
Von den Landesgeologen Dr. Keilhack, Dr. Sghroeder, Dr.
Müller und dem Bezirksgeologen Dr. Zbise wird ein Cursus zur
EinfbhruDg von Landwirthschaftslehrern und neu eingetretenen
Hülfsgeologen in die Methoden der geologisch-agronomischen Auf-
nahme und die diesbezügliche Darstellungsweise in den Karten ab-
gehalten werden.
Von einigen noch zu bestimmenden Geologen wird vom
1. August ab ein vierwöchentlicher Cursus zur Einführung von
28
Bergassessoreu und Bergrefereudaren in die Methoden der geolo-
gischen Aufnahmen und die bezügliche Darstellungsweite in den
Karten abgehalten werden.
Von dem Landesgeologen Dr. Leppla wird die Königliche
Domäne Klein-Schwalbach, von den Bezirksgeologen Dr. Zeise,
Kaunhowen und Dr. Maas werden die Domänen Kasimirsburg,
bezw. Klostermansfeld, Holzzelle, Fischhausen und Heiligenwalde,
bezw. Wogeleben, von den Hülfsgeologen Dr. Koert, Dr. Siegert,
Dr. Klautzsch und Dr. Monke die Domänen Königshorst,
Schladebach, Viehof und Mecklenhorst geologisch - agronomisch
untersucht werden.
Landesgeologe Prof. Dr. Potonie wird die Untersuchung der
Bohrkerne der fiskalischen Tiefbohrungen im Saargebiete und in
Oberschlesien auf ihren pflanzlichen Inhalt fortsetzen.
Holfsgeologe Dr. Wünstorf wird im Frühjahr auf Ersuchen
der Landwirthschaflskammer für die Provinz Pommern eine Be-
reisung der Kreise Schlawe, Bublitz und Lauenburg zur Auf-
suchung nutzbarer Kalklager ausflihren.
• Zum Zwecke übereinstimmender Auffassung des westdeutschen
Diluviums wird eine gemeinschaftliche Begehung der betheiligten
Geologen mit denjenigen der benachbarten geologischen Landes-
anstalten Hessens und Badens versucht werden.
29
B.
Mittheilungen
der Mitarbeiter der Königlichen geologischen
Landesanstalt über Ergebnisse der Aufnahmen im
Jahre 1900.
A. Denckmann: lieber das Oberdevon auf Blatt Balve^)
(Sauerland).
Wie in den Oberdevon-Gebieten des Oberharzes, des Keller-
waldes, des Dillenburgischen und des Lahngebietes, so zeigt sich
auch im Sauerlande das Oberdevon in zwei verschiedenartigen
Ausbildungen der Profile, deren Unterschiede darin bestehen, dass
die rothen Schiefer mit ihren sandigen oder sandigtuffigen oder
diabasischen Begleitgesteinen entweder einem vollständigen Profile
von Adorfer Kalk und Clymenienkalk auflagern, oder dass sie
bis auf das Mitteldevon transgrediren.
Eine grosse Bedeutung für unser Verständniss der Oberdevon-
Stratigraphie hat die nach ersterer Art entwickelte Zone des
Auftretens von devonischen Kalken, deren räumliche Ausdehnung
im Sauerlande nach unseren bisherigen Kenntnissen durch folgende
^) In dem Nachfolgenden ist das im nordöstlichen Viertel des Blattes Balve
gelegenen Oberdevon- Gebiet nur soweit berücksichtigt, als es sich um allgemeine
Verhältnisse handelt Eine specielle Beschreibung des dort vorhandenen Ober-
devon ist von Herrn Dr. Lotz zu erwarten, der mit der Kartirung dieses Ge-
bietes beauftragt ist.
Jabrboch 1900. a
n
Punkte (von Osten her gerechnet) bezeichnet wird: Martenberg
und Webbel bei Adorf, Grube Charlottenzug, Padberg, Eukeberg,
Burg, Altenbüren; Gegend zwischen Kallenhardt, Ruthen, Belecke
und Warstein; Gegend von Hachen, EflPenberg, Ainghausen,
Estinghausen; Hövel, Koland hei Bechum, Wettmarsen, Albringen,
Ebberg und Beuel Ober dem Asbecker Thale.
So weit sich die Sache nach den wenigen bisher nach W.
bin vorgestossenen Excursionen beurtheilen lässt, scheint der
letztere Punkt die äusserste Verbreitung der oberdevonischen
Ammonitidcnkalke nach W. hin zu bezeichnen. Schon im
Hönnethal-Profile fehlen auf dem linken Ufer des Flusses die
drei Clymenienkalke, während auf dem rechten Ufer der Adorfer
Kalk nur noch in Resten vorhanden zu sein scheint.
Im Gebiete des Blattes Balve wird die Auffindung der
unteren Grenze des Oberdevon durch drei Umstände
erleichtert. Einmal dadurch, dass hier das obere Mitteldevon
bis oben hin als derber Massenkalk beobachtet wird, dessen
oberste Lagen von einem Crinoiden- und Brachiopoden - Kalke
gebildet werden. Sodann beobachtet man in verschiedenen Ge-
genden, besonders in der weiteren Umgebung der Stadt Balve,
über dem Massenkalke einige geringmächtige Bänke von theils
dunklem feinkörnigen, theils hellem dichten Kalke, dessen Fauna
derjenigen der Prolecaniteu-Schichten des Dillenburger Gebietes
entspricht. Endlich tritt im Gebiete des Blattes Balve, ebenfalls
in weiter Verbreitung im tiefsten Oberdevon ein z. Th. in Diabas-
Porphyrit übergehender Diabas-Mandelstein mit seinen Schalsteinen
auf, der uns jedes Zweifels darüber enthebt, dass wir uns bereits
im Oberdevon befinden.
Schwieriger, als in unserem Gebiete, scheint sich die Frage
nach der unteren Grenze des Oberdevon auf dem westlich an-
stossenden Blatte Iserlohn zu gestalten. Beispielsweise löst sich
in der Gegend von Hemer der massige Stringocephalenkalk nach
oben hin in flinzartige Bänke auf, die ihrem allgemeinen petro-
graphischen Habitus nach recht wohl schon Oberdevon sein könnten,
die aber zum Theil noch erfüllt sind von Stringocephalus Burtini
Defr. Diese Verhältnisse erheischen natürlich eine besondere
m
Sorgfalt und Beachtung der in den Kalken eingeschlossenen Faunen,
falls man überhaupt Werth darauf legt.
Die Sediment-Folge im Oberdevon ist:
1. Aeiteres Oberdevon.
a. Prolecaniten-Kalk.
lieber den Prolecaniten - Kalk habe ich in der Deceniber-
Sitzung der deutschen geologischen Gesellschaft ausführlicher ge-
sprochen. (Siehe das Protocoll der December-Sitzung 1900.)
b. Horizont des Diabas - Mandelsteins, des Diabas-
Porphyrit und des Schalsteins.
Im Hangenden des Massenkalke» und im Liegenden des
Flinz beobachtet man in der weiteren Umgebung der Stadt Balve
den Diabas mit seinen Schalsteinen in grösserer Verbreitung.
Die von mir bis jetzt beobachteten Vorkommen sind folgende:
Die Feldmark nordwestlich des Schlosses Wocklum; der Wasser-
riss oberhalb Peterburg bei Wocklum ; der Weg, welcher südlich
der Wocklumer Mühle nach der ehemaligen Eisenhütte führt;
der hohle Stein östlich und südöstlich der Balver Höhle; das
Gebiet, welches nördlich und nordöstlich, nordwestlich und west-
lich an den Husenberg angrenzt; eine Anzahl Punkte, die zwischen
Balve, Frühlingshausen und dem Galgenberge liegen; die weitere
Umgebung der Langenholthäuser Ziegelei.
Die Aufschlüsse im Diabas -Mandelstein des Blattes Balve
sind in der Regel schlecht. Sein Gestein ist meist so stark
durch Druckschieferung entstellt, dass es schwer ist, das Eruptiv-
gestein von seinen Schalsteinen zu unterscheiden. In dem oben
erwähnten, oberhalb Peterburg gelegenen Wasserrisse, sowie be-
sonders an dem Fusswege, der von Balve nach Benkamp führt,
finden sich dem Schalsteine Kalkgerölle von Massenkalk eingebettet.
Die weiteren Untersuchungen müssen ergeben, wie weit sich
eine Trennung der Diabase von ihren Schalsteinen durchführen
lässt. Nach den bisherigen, in dieser Beziehung gemachten Er-
a*
IV
fabruDgeD bat es den Anschein^ dass eine solche TrennuDg nur
mit Hülfe werthloser Constructiouen möglich sein wird.
Eine grössere Bedeutung in wirthschaftlicher Beziehung ge-
winnen die diabasischen Gesteine des Blattes Balve dadurch,
dass der an ihrer Basis auftretende Massenkalk vielfach zu Roth-
eisenstein umgewandelt ist. Diese Erfahrung haben sich die
älteren Bergleute der Gegend von Balve zu Nutzen gemacht und
haben den Contact des Massenkalkes mit den Diabas-Mandel-
steinen und dessen Schalsteinen ausgiebig durch Schürfarbeiten ver-
folgt. An einigen Stellen, so besonders in der Grube Husenberg bei
Balve, welche vom sogen. Baumhofe aus durch einen Stollen er-
schlossen ist^ hat Abbau stattgefunden. Die hier gewonnenen
Erze wurden auf der Wockluuier Hütte verhüttet.
Der genannte Stollen ist leider zur Zeit unfahrbar, weil das
Stollen-Mundloch vermauert worden ist. Da nun von der Halde eines
Lichtschachtes der Grube Husenberg meine Prolecaniten-Funde
stammen, so wäre es von Wichtigkeit, dass der Stollen, der nach
Angabe älterer Bergleute im Uebrigen voraussichtlich fahrbar ist,
zum Zwecke der Untersuchung geöffnet würde.
c. Flinz.
Bänke eines hellen oder duuklen körnigen Kalkes, Lagen
von Linsen eines duuklen körnigen Kalkes, die mit milden,
mergeligen Thonschiefern wechsellagern, treten unmittelbar über
den Criüoidenkalken auf, welche, wie unten ausgeführt, als höchster
Horizont des Massenkalkes beobachtet werden — sofern nicht
die Gesteine des vorigen Horizontes dazwischen liegen.
Im Gebiete des Blattes Balve spielt der Flinz nur eine
untergeordnete Rolle. Zwischen dem Asbecker Thale und dem
Dorfe Eisborn fehlt er überhaupt. Südlich von Eisborn, bis in
die Gegend des Dasberges ist der Contact des Oberdevon mit
dem Massenkalke zweifellos V^erwerfungscontact. Es ist also
nicht zu entscheiden, ob der Flinz hier entwickelt ist, oder nicht.
Am NW.- Hange des Dasberges und südlich vom Dasberge, rechts
von dem Wege, der nach Beckum führt, treten die Schichten
des Flinz unter der nächstfolgenden Zone stellenweise zu Tage.
Weiterhin findet sich der Flinz östlich vom Husenberge bei
Beckum sowie in dem zwischen Koland und Wocklum gelegenen
Gebiete. In der weiteren Umgebung der Stadt Balve tritt der
Flinz besonders häufig als Hangendes des Diabas zu Tage; so
Dördlii'h und südlich des Schlosses Wocklum, an der Wocklamer
MQhle, am Wocklumer Hammer, am Husenberge, am nordwest-
lichen Schieberge, im südlichen Theile der Stadt Balve und
südlich der Stadt, am rechten Ufer der Hönne oberhalb Balve
bis über Hammerwerk Röthloh hinaus. Endlich findet sich der
Flinz nördlich von Langenholthausen, in der Gegend der Grube
Fossloh, anscheinend jedoch in äusserst geringer Mächtigkeit.
Im grossen Ganzen tritt die Entwickelung des Flinz auf
Blatt Balve gegenüber seiner Mächtigkeit auf dem benachbarten
Blatte Iserlohn ganz erheblich zurück. Am Beuel über dem
Asbecker Thale keilt er sich vollkommen aus, im Profile der Grube
Fossloh ist seine Mächtigkeit äusserst gering. Mächtiger wird er
nur in der Umgebung der Stadt Balve.
Was die stratigraphische Stellung des Flinz anbetrifilt, so
fehlen bis jetzt die Faunenfunde, die eine sichere Bestimmung
seines specielleren Horizontes ermöglichen, namentlich auch seines
Verhaltens gegen die Büdesheimer Schiefer. Auch ist es nach
allen von mir bis jetzt gemachten Beobachtungen nicht ein-
fach zu entscheiden, wie weit der Flinz local durch Tbonschiefer
vertreten wird. So viel scheint jedoch sicher, dass man in allen
von mir beobachteten Profilen, so weit überhaupt dem Flinz
analoge Gesteine in Frage kommen, den derbe Kalkhänke und
Kalklinsen ftihrenden Flinz von dem dichte Plattenkalke führenden
üächstfolgenden Horizonte schon nach der Gesteiubeschaflenheit
leicht unterscheiden kann.
Der Flinz kann dem entsprechend vorläufig, d. h. so lange
nicht Faunenfunde zu Hülfe kommen, nur nach folgenden Gesichts-
punkten im.Sauerlande auf der Karte fixirt werden: 1. Nach
unten hin wird durch specielle Untersuchungen festzustellen ge-
sucht, wie weit dem Flinz petrographisch gleichartige Bänke noch
als Mitteldevon aufzufassen sind. Hierbei wird man besonders
feststellen müssen, ob der Prolecaniten-Horizont, der an manchen
VI
Stellen ftir die Grenze der beiden Formations-Abtheilungen leitend
ist, in seiner Eigenschaft als dichter Kalk durchgeht, und ob
man ihn im gegebenen Falle dem entsprechend als Leithorizont
benutzen kann. 2. In dem mächtigen Systeme von dunklen
Thonschiefern mit Kalkeinlagerungen des unteren Oberdevon wird
man zunächst rein petrographisch einen tieferen Flinz-Horizont
von einem höheren (reinen, splittrigen, plattigen Kalk führen-
den) Horizonte unterscheiden. Durch Aufsuchung von Faunen
ist dann festzustellen, wie weit etwa die so petrographisch ge-
trennten Sedimente einerseits den Schichten der Rhynchonella
cubaides^ andererseits den Büdesheimer Schiefern bei Büdeshcim
zu identificiren sind.
Es ist wohl kaum nöthig hier zu erwähnen, dass meine Auf-
fassung des Flinz nicht unwesentlich von derjenigen der üeber-
sichtskarte (Blatt Lüdenscheid) abweicht.
d. Büdesheimer Schiefer.
Mächtige dunkle, milde Thonschicfer, die namentlich nach
ihrer oberen Grenze hin Bänderung und Flammung zeigen,
nehmen auf Blatt Balve einen grossen Theil des Gebietes ein,
welches östlich von der Entwickelung des Massenkalkes, zwischen
diesem und dem Culm-Kieselschiefer liegt. Der Thonschiefer ist viel-
fach lagenweise von Pyritknollen durchschwärmt, ganz wie solche
in den Büdesheimer Schiefern der Eifel und des Kellerwaldes auf-
treten. Von Versteinerungen enthält der Büdesheimer Schiefer
Cypridinen und Tentaculiten, vielfach in grosser Häufigkeit der
Individuen das Gestein erfüllend; selten scheinen verkieste Torno-
ceraten und Gephyroceraten zu sein, wie ich solche au dem von
Langenholthausen nach Garbeck führenden Wege in dem nord-
östlich des Hahnberges dicht über der Wasserscheide liegenden
Hohlwege aufgefunden habe. Das Gestein enthält ausser den
Goniatiten noch Kerne von Gastropoden, Zweisehaleru (Posidonta)
und Brachiopoden (Cavmrophoria), Dieselbe verkieste Fauna,
mit Ausnahme der Goniatiten beobachtete ich an dem gleichen
Wege, etwa 400 Meter von den letzten Häusern des Dorfes
Langenholthausen entfernt.
VII
£8 ist nicht uDwahrscheiDÜch, dass maa durch methodisches
Sammeln in unseren Schiefern eine reiche Fauna zu Tage fördern
wird. Ich selbst konnte mich nur in beschränktem Maasse dieser
Aufgabe widmen^ um so mehr, da der Beweis für die strati-
graphische Stellung der oberdevonischen Thonschiefer durch oben
genannte Goniatiten-Funde, in Verbindung mit anderen strati-
graphischen Thatsachen, relativ früh während der Aufnahme des
vorigen Sommers erbracht wurde.
Unter den Finlagerungen in den Büdesheimer Schiefern ist
im Gebiete des Blattes Balve, abgesehen von vereinzelten Linsen-
und Knollen -Lagen dichten Kalkes, ein Horizont bemerkens-
werth. £s ist dies eine im Durchschnitt nicht über 6 Meter mächtige
Folge von Plattenkalken, die mit Kuollenkalk-Lagen wechsel-
lagern. Der dünnplattige Plattenkalk sowohl, wie der Knollen-
kalk sind hell gefärbt, dicht, splittrig. Sie zeigen eine grosse
Aehnlichkeit mit dem Adorfer Kalke, werden aber durch das
Fehlen des schwarzen Kellwasser-Kalkes mit seinen bituminösen
schwarzen Schiefern, der sich im Adorfer Kalke nirgends ver-
leugnet, von ihm unterschieden.
Mit Ausnahme von Einzelkorallen, die ich in einem verlassenen
Steinbruche des Schieberges bei Balve in unserem Plattenkalke
auffand, haben sich bis jetzt keine Versteinerungen in ihm gefunden.
Die stratigraphische Bedeutung unseres Plattenkalkes, wenigstens
fiir den südlichen Theil des Gebietes, geht besonders daraus
hervor, dass seine Verbreitung die genauere Feststellung des
Verlaufes von Querverwerfungen in dem betreflPenden Oberdevon-
Gebiete gestattet.
Eine höchst auffällige Erscheinung ist im Bereiche des Blattes
Balve das Fehlen der Büdesheimer Schiefer und ihrer FHnz-
Unterlage zwischen dem Dorfe Eisborn und dem Asbecker Thale
(bezw. dem rechten Ufer de» Hönnethales). Nach den immerhin
am nordwestlichen Hange des Beuel relativ günstigen Aufschlüssen
hat es den Anschein, als lagerten hier die Plattenkalke des
Adorfer Kalkes direct auf mitteldevonischem Massenkalke. Obwohl
eine derartige Lagerung nach den im Briloner Gebiete gemachten
VIII
Erfahrungen nichts Auffälliges hat, so ist doch das schnelle Aus-
keilen von Tentaculiten- und Cypridinen- führenden Thonschiefern
auf eine relativ kurze Strecke aufi&llig. Schon auf dem linken
Hönne-Ufer setzen die Büdesheimer Schiefer wieder mit grösserer
Mächtigkeit ein.
Nach den immerhin wenigen bisher von mir im Sauerlande
ausgeführten Orieutirungstouren lässt bich schon jetzt Einiges
sagen, das die bisherigen Auffassungen und Darstellungen von
diesem Theile des Rheinischen Schiefergebirges zu ergänzen im
Stande ist.
Zunächst erreichen die Büdesheimer Schiefer nach W. hin,
im Gebiete der von Herrn Dr. Loretz bearbeiteten Blätter
eine beträchtliche Mächtigkeit. Hier nehmen auch die Ein-
lagerungen dichter Plattenkalke an Stärke gewaltig zu. In den
Plattenkalken iindet man nicht selten (so am Bahnhofe Hemer,
nördlich von Bilveringsen, nördlich von Letmathe etc.) bituminöse
Schiefer und Platten oder Linsen schwarzen, bituminösen Kalkes
eingelagert. Wie weit es sich hier um das Auftreten von Adorfer,
bezw. von Kellwasserkalk handelt, bedarf noch der Untersuchung.
Herr Loretz scheidet im genannten Gebiete eine Zone
harter, kieselschieferartiger Schiefer aus.
Im grossen Ganzen hat Verfasser von seinen bisherigen, west-
lich des Blattes Balve ausgeführten Excursionen den Eindruck
erhalten, als sei die Ausscheidung eines einzigen Plattenkalk- Hori-
zontes hier nicht in der Weise durchführbar, wie im südwest-
lichen Viertel des Blattes Balve.
Im Lennethale wird das als dichter Schwerspath zu Tage
Ausgehende der Meggener Schwefelkieslagerstätte von Prolecaniten
führendem Knollenkalke, dieser von dunklen Thonschiefern über-
lagert, in denen verkieste Goniatiteu (Tomoceras simplex etc.)
ziemlich häufig sind. Wir haben es hier wohl mit Büdesheimer
Schiefern zu thun, die transgredirend von den rothen und grünen
Thonschiefern des Fossley überlagert werden. Dem gleichen
stratigraphischen Niveau, wie die Büdesheimer Schiefer von
Meggeu scheinen die Lenne abwärts am rechten Ufer des Flusses
IX
gelegenen, in alten Tagebau-Pingen aufgeschlossenen Dachschiefer
anzugehören.
In der Gegend von Nuttlar folgen auf die dort in einer An-
zahl von Tagebauen und von unterirdischen Betrieben gewonnenen
Flinz- Dachschiefer, die entweder dein unteren Oberdevon, oder
dem obersten Mitteldevon angehören, reine milde dunkle Thon-
schiefer, die wiederum von Fossley mit hangendem, das Devon
nach oben hin abschliessendem Wocklumer Kalke unterteuft ^)
werden. Auch hier sprechen Gestein und Lagerungsverhältuisse
daf&r, dass in der betreffenden Gegend die Büdesheimer Schiefer
vorhanden sind und durch die genannten reinen, dunklen Thon-
schiefer vertreten werden.
e. Adorfer Kalk.
Die ersten Funde von Versteinerungen im Adorfer Kalke
des Hönnethal-Gebietes machten Herr Dr. LoTZ und ich am
gleichen Tage, unabhängig von einander am Beuel über dem
Asbecker Thale. Hier ist besonders ein Steinbruch bemerkens-
werth, aus dessen Profile hervorgeht, dass im Adorfer Kalke der
betreffenden Gegend sich zwischen die Plattenkalke eine wohl
5 Meter mächtige Zone von rothem Knollenkalke oder Kramenzel-
kalke einschiebt, die übrigens keineswegs selten Gephyroceras intu-
m^scens und andere leitende Versteinerungen führt. Erst über
diesem rothen Knollenkalke lagert diejenige Gesteinsfolge von
theils schwarzen bituminösen, theils hellröthlichen dichten Kalken,
welche von Petrefacten geradezu erfüllt ist, und welche sich durch
riesige Exemplare von Geph. intumescejis sowie durch schön er-
haltene Stücke von Beloceras mvltilobatum auszeichnet. Wie an
allen übrigen Punkten, so tritt auch hier der Kellwasserkalk in
Form von Linsen in dünnen Lagen eines schwarzen bituminösen
Thonschiefers oder Mergelschiefers auf. Der Zug des Adorfer
Kalkes ist am Beuel in seiner ganzen streichenden Erstreckuug
(bis zur Verwerfung, die ihn im 0. abschneidet) theils durch
0 Bei überkippter Lagerung.
Steinbrüche, theils durch natürliche Entblössungen vorzüglich
aufgeschlossen.
Ein weiteres Gebiet der Verbreitung des Adorfer Kalkes im
Hönnethal-Revier liegt in der Gegend von Hövel, westlich der
grossen Einbruchs-Zone, auf welcher hier die Sedimente der
Steinkohlenformation gegen das Devon nach O. hin abschneiden.
Die erste Cardiola anguli/era fand ich in diesem Gebiete an dem
Wege, welcher vom Dorfe Hövel nach dem Dasberge führt. Eigen-
thümlich ist hier für den Adorfer Kalk das Zurücktreten der
reinen Plattenkalke gegenüber mehr plattig- schief rigen
Sedimenten, die mit dichten Plattenkalken wechsellagern. Derartige
abweichende Gesteinsausbildungen können irre führen. Immerhin
bewahrt den aufmerksamen Beobachter das nirgends zu verkennende
Auftreten der Kellwasserkalke vor der Verwechslung dieser mehr
schiefrigen Sedimente des Adorfer Kalkes mit den mehr kalkigen
Sedimenten der Büdesheimer Schiefer.
Auffällig ist das Auftreten des Adorfer Kalkes in Platten auf
den Büdesheimer Schiefern, eine Erscheinung, die auf sehr flache
Lagerung des Devon in dem fraglichen Gebiete schliessen lässt.
Die Gegend von Hövel zeigt übrigens in besonders schöner Weise
die Bänderung und Flammung der Thonschiefer des vorigen Hori-
zontes in der Nähe der Basis des Adorfer Kalkes.
Sehr wichtig war für mich die Auffindung von Adorfer Kalk
in einem kleinen Steinbruche, welcher unmittelbar westlich des
Dorfes Langenholthausen über dem Garbecker Wege liegt, und
der in seiner räumlichen Ausdehnung einer im Streichen nach
beiden Seiten sich aushebenden Mulde von Adorfer Kalk im
Büdesheimer Schiefer entspricht. Der Adorfer Kalk selbst, in
dem ich u. A. Belocevas 7mdtilobaium und Gephyroceras intumescena
fand, ist hier in der speciell Petrefacten führenden Lage dunkel
geflammt, ähnlich, wie sich dies schon am Dasberge östlich von
Hövel beobachten lässt.
Das genannte Vorkommen von Langenholthausen ist besonders
deshalb wichtig, weil dadurch die stratigraphische Selbstständigkeit
der (in der Nähe verkieste Gouiatiten führenden) mächtig ent-
wickelten Büdesheimer Schiefer bewiesen wird.
XI
Endlich ist noch ein Vorkommen des Adorfer Kalkes hier
zu besprechen, das etwas jenseits der SW. - Ecke des Blattes
Balve, unweit der von Balve nach Neuen rade fahrenden Strasse
bei dem Wirthshause Kuschert liegt, ein Vorkommen, das ge-
legentlich von Herrn Dr. Lotz und mir gemeinsam entdeckt
wurde. Hier zeichnen sich speciell die schwarzen Linsen des
Kellwasserkalkes durch vorzügliche Erhaltung der in ihnen zahl-
reich eingeschlossenen Petrefacten aus. Der Adorfer Kalk, der
hier ausser genanntem Kellwasserkalke auch aus dünnplattigen,
dichten Kalken sowie aus Kalkbänken von kramenzliger Structur
besteht, lagert auf Büdesheimer Schiefern und wird von Fossley
(vorwiegend rotheu Thonschiefern) überlagert. Der Adorfer Kalk
ist an der Kuschert in zahlreichen kleinen Steinbrüchen Gegen-
stand der Gewinnung von Strassenmaterial gewesen.
Dem Gestein nach zweifelhaft ist mir das Kalkvorkommen
geblieben, dessen westliches Abschneiden an einer Verwerfung von
dem Feldwege getroffen wird, der vom Hahnenberge nach Langen-
holthausen führt. Da ich indess hier keine Versteinerungen ge-
funden habe, so habe ich mich entschlossen, das betreffende
Gestein auf der Karte als Kalkeinlagerung in den Büdesheimer
Schiefern darzustellen.
2. Jüngeres Oberdevon oder Clymenlen-Schlchten.
Durch die Auffindung eines neuen, Clymenien führenden
Kalk-Horizontes über den rothen Thonschiefern, Sandsteinen etc.,
des Fossley, fallt die scharfe Trennung fort, welche nach unseren
bisherigen Kenntnissen zwischen dem als Ammonitidenkalk ent-
wickelten Oberdevon (Adorfer Kalk, Clymeuienkalk) einerseits
und dem Fossley andererseits bestand. Jedenfalls ist das Auf-
treten von Clymenien in den devonischen Sedimenten etwas so
Auffälliges, dass die Zusammeufossung der Clymenien führenden
Sedimente zu einer grösseren Gruppe wohl kaum der Recht-
fertigung bedarf. Eine andere Frage ist die, ob mau F. Frech's
Vorschlage entsprechend einen bestimmten Horizont von Chiloceraa
und Toimoceras führenden Gesteinen (die er mit den Goniatiten-
Schiefem von Nehden identificirt), der auch im Sauerlande als
XII
tiefstes Glied des Enkeberger Kalkes beobachtet wird, als
mittleres Oberdevon ausscheiden soll. Ich muss zunächst
diese Frage verneinen. Denn erstens fallt das ganze mittlere
Oberdevon in sich zusammen, in dem Falle, dass Frech's Iden-
tiJBcation seines mittleren Oberdevon mit den Nehdener Schiefern
sich als unrichtig erweist. Zweitens findet sich der grösste Theil
der im »mittleren Oberdevon« auftretenden Goniatiten-Gruppen im
Clymenienkalke — auch im Wocklumer Kalke wieder, so dass eine
scharfe paläontologische Grenze nicht zu bestehen scheint. Drittens
spielt der von F. Frech als mittleres Oberdevon angesprochene
Horizont in den wichtigsten Oberdevou-Gebieteu, die wir genauer
kennen, eine so minimale stratigraphische Rolle, dass es nicht
lohnt, ihn als besondere Formations- Abtheiluug auszuscheiden. Ich
setze natürlich voraus, dass man die durch Gon, delphinus, Bran-
coceras aulcatum^ Sporadoceras Bronni etc. ausgezeichneten höheren
Bänke des Enkeberger Kaikos, die von den Clymenienschichten nicht
zu trennen sind, und in denen Clymenien vorkommen, von der
Benennung »mittleres Oberdevon« von vorn herein ausnehmen
würde.
a. Enkeberger Kalk.
Die tiefsten Bänke des Enkeberger Kalkes sind am besten
in dem kleinen Steinbruche aufgeschlossen, der an der Asbecker
Strasse am NW.-Hange des Beuel wohl zur Gewinnung von
Strassenmaterial angelegt worden ist. Während noch am Eingänge
des Steinbruches die Schichtenköpfe von Adorfer Plattenkalk und
von Kellwasserkalk zu Tage treten, bestehen der südliche und der
südöstliche Stoss des Steinbruches schon ganz aus Knollenkalken,
die in Bänke abgesondert sind, und die in manchen Lagen reich
sind an Individuen von Tornoceras- und C/nloceras- Arien, Nach
oben hin nehmen die Kalke unseres Horizontes mehr bankige
bis dickplattige Beschaffenheit an, indem die Knollenkalk-Structur
zurücktritt. Diese Kalkbänke sind erfüllt von einer schön er-
haltenen und reichen Fauna, besonders von Orthoceniteu, Gompho-
ceraten, Goniatiten und Zweischalern. Wichtige Leitfossilien
dieser Kalke sind u. A. Gonialite^ dflphinus^ Kochia dispar.
XIII
Von weiteren Vorkommen des Enkeberger Kalkes ist zu-
nächst dasjenige des Wettmarser Steinbruches zu erwähnen.
Der betreffende Steinbruch selbst Hegt in mächtigen Knollen-
kalken, die als Bausteine, als Flursteine und als Prellsteine
gewonnen werden. Die über dem Steinbruche zu Tage tretenden
Klippen zeigen die mehr plattigen bis bankigen Gesteine unseres
Horizontes, die auch hier eine reiche Fauna enthalten.
Weiterhin ist der untere Clymenienkalk besonders an der
linken Seite der von Hövel nach Sanssouci führenden Strasse,
zwischen Hövel und dem Ballberge, sowie diesem Vorkommen
gegenüber, unter dem Radeberge erschlossen. An letztgenannter
Stelle findet man die Goniatiten des tieferen Enkeberger Hori-
zontes.
Femer konnte ich das Auftreten des Enkeberger Kalkes
im Zuge des Roland bei Beckum an einer Reihe von Punkten
durch glückliche Petrefactenfunde uachweiseu.
b. Zone der Clymenia annulata.
Verfolgt man von der Asbecker Strasse aus die untere Kiesel-
schiefergrenze am N. -Hange des Beuel, so stösst man zunächst
im Hochwalde auf einen kleinen, alten Steinbruch, in dem unter
der Kieselschiefergrenze Clymenienkalke zu Tage treten. In
diesen Kalken fand ich u. A. ein grosses Exemplar von Clymenia
annulata. Weiter oben, etwa auf der Mitte des Berghanges findet
sich an der Grenze des Hochwaldes gegen die daranstosseude
Fichtenschonung ein kleiner, verlassener Steinbruch, in dem die
KnoUeukalke des Enkeberger Kalkes gewonnen sind. Ueber
diesem Steinbruche findet sich eine Klippe, an der gleichfalls die
Versuche zur Anlagre eines Steinbruches zu erkennen sind. Die
oberen, plattig entwickelten Schichtenköpfe der an dieser Klippe
zu Tage tretenden Kalke enthalten eine mergelige Zwischenlage,
welche von Petrefacten erfüllt ist. Ebenso reich an Fossilien ist
diejenige Platte, welche zunächst über der mergeligen Zwischen-
lage vorhanden ist. Besonders häufig sind hier Clymenien, Gonia-
titen und Zweischaler. Namentlich die Deckplatte des Mergel-
schiefers zeichnet sich neben vielen Schalentrümmeru von Clymenien
XIV
durch relativ riesenhafte, vollständige Exemplare der Clymenia
annulata aus, die bis über 150 Millimeter Durchmesser erreichen.
Von Interesse, wenn auch für den Kenner der Cephalopoden,
speciell der Animonitiden nicht überraschend ist die Beobachtung,
dass die grossen Exemplare der Clymenia annulata ihre Sculpturen
verlieren und glatt werden, so dass die grösseren Stücke gewissen
Aegoceraten des Lias in der äusseren Form ähnlich werden.
Im Interesse einer cxacten Stratigraphie ist es von Wichtigkeit
zu constatiren, dciss der nirgends sehr mächtige Horizont der
Clymenia annulata sich so weit nach Westen, bis in die unmittel-
bare Nähe des Hönne-Flusses hat verfolgen lassen.
c. Dasberger Kalk.
Der Dasberger Kalk (= oberer Clymenienkalk meiner
früheren Publicationeu) wurde in dem speciell kartirten Gebiete
im Wesentlichen in einer zwischen dem Dasberge und dem Gute
Wettmarsen gelegenen, nicht sehr breiten Zone von mir beobachtet.
Vielleicht treten seine tiefsten Schichten auch in den Aufschlüssen
des Oberdevon-Kalkes zu Tage, welche au der von Hövel nach
Sanssouci führenden Strasse liegen. Die reichsten Fundstellen in
dem oben näher bezeichneten Gebiete sind: die nordöstlich und
nördlich des Dasberger trigonometrischen Punktes gelegenen, mit
Fichten bestandenen Waldflächen und die davor gelegenen Feld-
flächen. Ferner die von obigem Gebiete nach Wettmarsen zu
führende Depression, drittens das System von kleinsten Thälern,
welches sich östlich bis nordöstlich der Haar nach Wettmarsen
zu erstreckt. An allen drei Punkten, besonders an den drei erst-
genannten, ist der typische Knolleukalk unseres Horizontes erfüllt
von grossen, z. Th. riesenhaften Clymenien. Besonders häufig ist
Clymenia laevigata.
Nicht selten findet man Exemplare der Clymenia speciosa^ die
(ohne Wohnkammer) einen Durchmesser bis zu 250 Millimeter
erreichen. Daneben gehören Cl. undulata^ CL striata (letztere bei
Wettmarsen mit Muudrand) und eine Anzahl theils neuer, theils
noch nicht bestimmter Clymenien-Formen, ferner Brancoceras sul-
catum, Sporadoceraif Bronni keineswegs zu den Seltenheiten.
Ein glimmerig sandig kalkiges, plattig abgesondertes Gestein,
in dem eine eigen thümliche, anscheinend zum Thcil neue Cly-
menieu-Fauna auftritt, wechsellagert in geringer Mächtigkeit mit
dem typischen Knollenkalke unseres Horizontes.
d. Fossley.
Fossley (== Fuchsfelsen = rothe Felsen) ist in einigen Gegenden
des nördlichen Sauerlandes die locale Benennung für die Klippen,
welche durch die rothen und grünen Thonschiefer des Oberdevon
sowie durch die diesen eingelagerten rothen Kalkknotenschiefer
gebildet werden.
Mit dem Fossley kommen wir in diejenigen oberdevonischen
Sedimente des Sauerlandes, welche den Auenberger Schichten
des Kellerwaldes entsprechen, und welche gleich diesen über
ältere Bildungen des Oberdevon hinweg transgrediren.
Wie im Kellerwalde, so bestehen auch im Sauerlande die
hierher gehörigen Gesteine hauptsächlich aus rothen und grünen
Thonschiefern, denen entweder Knotenkalke und Kalkknoteu-
schiefer, oder Sandsteine eingelagert sind. Diabase und die
durch deren Auftreten bewirkte schalsteiuartige bezw. arkosische
Abänderung unserer Sedimente fehlen im Sauerland scheinbar
ganz. Speciell im Gebiete des Blattes Balve spielen auch Sand-»
steine und sandige Einlagerungen im Fossley nur eine unter-
geordnete Rolle. Ich beobachtete sie u. A. am Südfusse des
Dasberges, sowie auf den beiden Ufern des Hönnethales. Ihr
Auftreten ist jedoch in beiden Fällen ein so untergeordnetes, dass
es nicht verlohnt, sie auf der Karte auszuscheiden. Auf dem
von Herrn LiORETZ kartirten Blatte Iserlohn ist das Verhalten
des Sandsteins ein völlig anderes. Hier schwillt er nach W. hin
sehr schnell zu erheblicher Mächtigkeit an, so dass es nöthig
wird, ihn besonders auszuscheiden. Andererseits sind die Kalk-
kuotenschiefer auf dem Blatte Balve in grösseren zusammen-
hängenden Gebieten derartig mächtig entwickelt, dass es nöthig
wird, sie besonders auszuscheiden, ja dass vor ihnen die rothen
und grünen, z. Th. an Cypridinen reichen Thonschiefer fast ganz
zurück treten. Das Auftreten der Kalkknotenschiefer und der
XVI
Knotenkalke im Fossley ist in der Regel ein derartiges, dass es
uicht möglich ist, ihre speeiellea Bänke einzeln auszuscheiden.
Man muss sich damit beguflgen, durch die Farben und die Signa-
turen das Vorwiegen der einen bezw. der anderen Gesteiusart zum
Ausdrucke zu bringen.
Wo es indes möglich ist, Beides auszuscheiden, da vertheilen
sich die beiden Gesteinsarten in der Regel so, dass die rothen
und grünen Thonschiefer (ev. mit Sandsteinen) ein tieferes Niveau
einnehmen, als die gleichfalls roth oder grün oder auch wohl
weiss gefärbten Knotenkalke und Kalkknotenschiefer. Dies be-
obachtet man in unserem Blattgebiete besonders in der Gegend
von Langeuholthausen am Boberge und am Schieberge, femer
auf der linken Seite des Hönnethales bei Ober-Rödiughausen.
Ganz besonders aber ist diese Scheidung der beiden Sediment-
gruppen nach W. hin, in der Gegend von Hemer, Iserlohn, Let-
mathe, Hohenlimburg entwickelt. Da in letztgenannten Gegenden
das Fossley zumeist direct ältere oberdevonische Bildungen (Büdes-
beimer Schiefer) transgredirend überlagert, so ist es nicht immer
einfach, die Transgressionsgrenze haarscharf anzugeben. Man hat im
Wesentlichen darauf zu achten, wo nach unten hin sandige oder
glimmerführeude Lagen beginnen, und wo nach oben hin die
Einlagerungen von dichten, splitterigen Plattenkalken in den
Büdesheimer Schiefern aufhören.
Beim Abschlüsse dieser stratigraphischen Ausführungen über
das Fossley ist es wohl nöthig zu begründen, weshalb ich einen
neuen Namen einführe, während man ev. mit der alten Bezeichnung
»Cypridinenschiefer« sich begnügen könnte. Hier ist zunächst zu
bedenken, dass der Name Cypridinenschiefer deshalb nicht zweck-
mässig erscheint, weil die rothen und grünen Thonschiefer des
Fossley keineswegs immer faciell dasjenige sind, was man als
Cypridinenschiefer bezeichnet. Die Cypridinenschiefer pflegen in
dem grössten Theile der Fossley-Sedimente selten zu sein oder doch
nur in bestimmten Lagen aufzutreten. Das vorherrschende Gestein
des Fossley ist — abgesehen von den Knotenkalken und den
Kalkknotenschiefern — sandig glimmerig und führt in den sandigen
Zwischenlagen Reste von Landpflanzen. Sodann ist das
XVII
liauptsächlichste Vorkommea vou Cypridiiicu führenden Thon-
schiefern im Oberdevon keineswegs an den Horizont des Fossley
gebunden. Vielmehr sind in den meisten Fällen die mftchtig
entwickelten BQdesheimer Schiefer, sowie die local dem Adorfer
Kalke eingelagerten, dunklen Thonschiefer »Cypridinenschicfer« im
reinsten stratigraphischen Sinne des Wortes.
e. Wocklumer Kalk.
Ueber der petrographisch in der Kegel scharf ausgeprägten
Entwickelung des Fossley stellt sich gewöhnlich eine Aenderung
in der Gesteinsentwickelung ein, die dem aufmerksamen Beobachter
nicht leicht entgeht. Bunt gefärbte Thonschiefer verschwinden ganz
oder treten sehr zurück. An ihrer Stelle iinden sich dunkle,
milde Thonschiefer ein, die im grossen Ganzen den Thonschiefern
des unteren Oberdevon und der Nehdener Schiefer ausseror-
dentlich ähnlich sind. In diesen Thonschiefern finden sich zunächst
noch Sandsteine, die indes nur local entwickelt zu sein scheinen,
und die sich im Fortstreichen rasch auskeilen. Sehr schnell stellen
sich hingegen im Gebiete des Blattes Balve und weit über dessen
Gebiet hinaus Bänke eines dunklen, dichten Knollenkalkes ein,
der von den übrigen Kalksedimenten der Clynienien - Schichten
im Aufschluss so gut unterscheidbar ist, dass mau ihn nicht
leicht verkennt. Dieser dunkle Knollenkalk ist das charak-
teristische Gestein des Wocklumer Kalkes. Er fuhrt in
ziemlich grosser Individuen-Zahl namentlich Goniatiten, Clymenien
und Segmente von Phacops- Arten. Die im Wocklumer Kalke
entwickelte Fauna erscheint dem oberflächlichen Beobachter zu-
nächst wenig von derjenigen des Dasberger Kalkes abzuweichen.
Bei genauerer Betrachtung erkennt man jedoch, dass im Wock-
lumer Kalke die häufigsten Arten des Dasberger Kalkes, z. B.
C7. speciosa nicht vertreten sind, und dass diejenigen Formen
unseres Horizontes, welche der 67. laevigata^ Cf, undulafa, CL striata^
CL a?iffusti8eptata etc. der tieferen Clymenien - Schichten zu ent-
sprechen scheinen, von den typischen Vertretern der genannten
Arten nicht unerheblich abweichen. Weiterhin scheint für den
Wocklumer Kalk eine Art bezeichnend und leitend zu sein, die im
Jahrbacb 1900. b
xvin
tieferen Clymenieu-Niveau fehlt oder sehr selten ist. Es ist dies
Clymenia subarmata Münst. Eine genauere paläontologische Identi-
fication der Fauna des Wocklunier Kalkes lässt sich zur Zeit
nicht ausführen, da eine solche von einer umfassenden kritischen
Bearbeitung der Clymenien und der oberdevonischen Goniatiten
untrennbar ist.
Eine stratigraphiscb merkwürdige Wechsellagerung von Go-
niatiten führenden Knollenkalkeu mit Bänken eines Landpflanzcu
führenden Sandsteins hat H. LoRETZ^) bereits von Oese (Blatt
Menden) her erwähnt. Die betreffenden Knollenkalke gehören
zweifellos zum Wocklumer Kalke. Ein ähnliches Vorkommen
wurde von H. LoTZ in einem zwischen Deinstrop und Albringen
gelegenen kleinen Steinbruche beobachtet und von mir später als
dem Wocklumer Kalke angehörig festgestellt.
Was die stratigraphische Wichtigkeit des Wocklumer Kalkes
anbetrifft, so ergiebt sich diese besonders daraus, duss durch sie
ein Clymenien führender Horizont noch über denjenigen Gesteinen
vertreten wird, die von mir im Kellerwalde als Auenberger Schichten
bezeichnet worden sind, und dass dieser Horizont einen faunistisch
durchaus selbstständigen Charakter zeigt. Eine weitere Wichtig-
keit unseres Horizontes ergiebt sich aus seiner ausserordentlich
grossen Verbreitung. Auf dem Blatte Balve wurde der Wock-
lumer Kalk fast überall da nachgewiesen, wo die Culmkiesel-
schiefer zweifellos normal auf dem Oberdevon lagern, wo die An-
nahme einer Verwerfung für die betreffende Grenze ausgeschlossen
ist. Der Wocklumer Kalk lässt sich verfolgen von Benkamp über
Langenholthausen, Kasberg, Boberg, Schieberg, Burg bis an den
Koland heran.
Zwischen Roland und dem Asbecker Thale fehlt bis jetzt
der Nachweis des Wocklumer Kalkes. Die weitere Untersuchung
muss noch festseilen, ob hier die Culmkieselschiefer transgredirend
die Kalkbänke der älteren Clymenienschichten überlagern, oder
ob sich der Wocklumer Kalk zwischen beiden Bildungen zum
Theil noch einschiebt als directe Unterlage des Culmkieselschiefers.
') Dieses Jahrbuch 1897, S. XXIX.
XIX
Letztere Deutung scheint für das Profil, welches an dem von
Wettmarsen nach der Haar führenden Wege zu Tage tritt, nicht
ausgeschlossen.
Nach W. hin wurde der Wocklumer Kalk vom Hönnethale
aus, wo er auf beiden Ufern typisch entwickelt ist, über Hemer,
Iserlohn, Lethmathe bis an das Ruhrthal unterhalb Hoheulimburg
verfolgt, und zwar hat es den Anschein, als ob seine Kalkbänke
und seine Petrefactenftihrung nach W. hin eher zunehmen als
abnehmen. Nach O. hin gehört das von mir vom Stillenberge
bei Warstein (dieses Jahrb. 1893, S. 38) erwähnte Clymenien-
Vorkommen dem Gestein, wie der Fauna nach, hierher.
Noch weiter nach O. hin nimmt der Gehalt an kalkigen
Einlagerungen in dem unter dem Culm auftretenden dunklen
Thonschiefer erheblich ab. Die Kalkbänke werden dünner und
lösen sich in Lagen von Kalkknollen auf. Gleichwohl bleibt auch
bei dieser Entwickelung die potrographische Eigenart unseres
Horizontes die gleiche. Derselbe dunkle, in's Grünliche spielende,
zur Bildung von Griffelschiefer neigende Thonschiefer, dieselben
dunklen, dichten Knollenkalke. In dieser Ausbildung habe ich
den Wocklumer Kalk über das Nuttlarer Querthal bis in die
Umgebung von Scharfenberg bei Brilon verfolgt. Damit beträgt
seine Verbreitung in der Längenausdehnung seines Vorkommens
bis jetzt rund 90 Kilometer.
Erich ELa^iser. Mittheilung über die Revision auf
Blatt Lengenfeld im Sommer 1900.
An dem geologischen Aufbau des Blattes Lengenfeld (Eichs-
feld) nehmen, wie schon von Proescholdt i) mitgetheilt worden
ist, die Schichten der Trias vom Mittleren Buntsandstein bis zum
Mittleren Keuper und quartäre Ablagerungen theil.
Ueber den. Buntsandstein ist den PROESCHOLDx'schen An-
gaben nichts Neues hinzuzufügen.
Der Wellenkalk besitzt eine Entwickelung, die von der in
dem Gebiete nördlich des Thüringer Waldes etwas abweicht, indem
») Dieses Jahrbuch 1894, S. LXI— LXII.
nämlich der Uutere W'elleukalk auf Blatt Leugenfeld im All-
gemeinen eine geringere Mächtigkeit besitzt wie anderwärts iu
dem Vorlande nördlich des Thüringer Waldes, während bei dem
Oberen Wellenkalke eine solche Verschiedenheit nicht zu beob-
achten ist. Die petrographische Ausbildung der Muschelkalk-
schichten gleicht der sonst nördlich des Thüringer Waldes auf-
tretenden. Mehrfach sind festere, meist »oolithische« oder schaumige
Bänke dem Muschelkalk eingeschaltet. Diese lassen sich in ver-
schiedenen Horizonten über das ganze Messtischblatt verfolgen,
soweit sie nicht durch (xehäugeschutt und abgerutschte Muschel-
kalkpartien verdeckt oder unter einer intensiven Waldcultur ver-
steckt sind. Nachdem ich die Ausbildung des Muschelkalks in
der Umgebung von Eisenach unter der Führung von Herrn
Zimmermann kennen gelernt hatte, war mir die Ausscheidung
der Zone der Oolithbänke, der Terebratelbänke wie der Schaum-
kaikzonc auf Blatt Lengenfeld möglich. Am ungleichmässigsteii
verhält sich auf Blatt Lengenfeld die Zone der Schaumkalkbänke.
Sie besitzt in den verschiedenen, meist guten Aufschlüssen au/*
Blatt Lengenfeld eine Mächtigkeit von 1,8 bis ca. 11 Meter.
Während an vielen Stellen nur zwei Schaumkalklager mit einem
Wellenkalkzwischenmittel auftreten, finden wir an anderen Stellen
drei Schaumkalkluger in dieser Zone.
In dem Oberen Muschelkalke zeigt sich ausser den festen
Kalken der Trocliitenscliichten noch eine 0,4 — 0,G Meter mächtige
Bank harter, blauer, oft auch oolithisclier oder schaumiger Kalke.
Diese Bank tritt etwa in der Mitte der Zone der Nodosenschichten
auf und ist ebenso wie die Zone der Trochitenschichten im
Gelände durch eine Kante bemerkbar. Sie zeichnet sich durch einen
besonderen Reichthum an Fossilien aus. Wahrscheinlich haben
wir es hier mit einer weithin anhaltenden Bank zu thun, die
einer auch anderwärts im Vorlande des Thüringer Waldes beob-
achteten Bank entspricht.
Blatt Lengenfeld bildet einen Ausschnitt aus der grossen.
Trias-Mulde, die zwischen Thüringer Wald und Harz liegt^^
0 Vgl. £. Zimmermann, Erläuterung zu Blatt Stadt-Ilm der geologischer
Specialkartc Ton Proussen und den Thfir. Staaten., S. 45 u. f.
i
XXI
und zwar gehört Blatt LeDgeufeld der westlichen Theihnulde
^ünstrutmulde) an. Demzufolge zeigen «ämmtliche Schichten
ein schwach Ostnordost! iches Einfallen; die Oberen Muschelkalk-
schichten senken sich ungefähr mit dem Gehänge gegen das
Unstruttbal hin. Durch das Blatt Lengenfeld hindurch ziehen
zwei von SO. nach NW. verlaufende Störungszonen, wo-
durch die gleichmässigen Lagerungsverhältnisse theilweise er-
heblich geändert werden. Die eine Störungszone ist schon von
F. MoestaO und H. Proescholdt^) mit dem Gotha-Eichenbergcr
Grabenzug identificirt worden (besser Saalfeld - Eichenberger-
Störuugszone). Diese Störungszone durchschneidet das SW.-
Viertel des Blattes in der Richtung von Hildebrandshausen nach
Willbich und ist im Bereiche des Blattes Lengenfeld ribcrall als
[jrraben ausgebildet (Willbicher Graben). Er wird von einer
Vfuschelkalk - Keuper - Mulde ausgeflQllt und an seiner Südwest-
leben Seite von muldenförmig gelagerten Muschelkalkschichten
begleitet. Nordöstlich von dem Graben ziehen sich mehrere
^tafielbrüche hin. Einen guten Ueberblick über den Aufbau des
Yrabens gewinnt man von der Eisenbahn südlich von (iross-
tartloff, von wo aus man an dem Verlaufe der festen Bänke des
»luschelkalkes am jenseitigen Gehänge des Lutterthales das
taffelförmige Einfallen an der nordöstlichen Seite des Grabens
ind die muldenförmige Ausbildung des Grabens selbst genau
erfolgen kann. Eine Störung hat dieser Graben dadurch erlitten,
lass er durch einige ungefähr N.-S. verlaufende Störungen ver-
rorfen ist.
Die zweite Störungszone durchzieht das Blatt von Büttstedt,
ih>er Küllstedt nach Wachstedt hin (Küllstedter Störungszone).
>ie entspricht wahrscheinlich einem Zuge von Störungen, welche
lordöstlich von Gotha die Saalfeld - Eichenberger Störungszonc
«gleiten.
Von besonderem Interesse ist auf Blatt Lengenfeld noch die
rhalbildung. Durch Erosion wurden in den verhältnist>mässi^
^3.rten Muschelkalkschichten nur schmale Kinnen eingegraben.
0 Dieses Jahrbach 1883, S. 66.
») Dieses Jahrbuch 1894, S. LXII.
XXII
während in den weicheren Schichten des Buntsandsteins sich
ebenso wie anderwärts breitere Flussthäler ausbilden mussten.
Waren die Fhissrinnen bis in die weichen Köthschichteu einge-
schnitten, so musste eine seitliche Erosion einsetzen. Dabei
wurden die Muschelkalkschichten unterwaschen und die Thäler
auch in ihren Anfangen verbreitert. Am auffälligsten ist dies bei
dem Lutterthale, unterhalb von Gross-Bartloff. Bei diesem zeigt
sich deutlich die Abhängigkeit der orographischen Ausbildung von
dem lithologischeu Aufbau und durch diesen von dem geologischen
Aufbau. Bei Gross- Bartlofi* hat sich durch seitliche Erosion in
dem Buntsandstein ein weites Becken gebildet. Unterhalb von
Gross-Bartloff aber treten die Gehänge dieses Beckens immer
mehr an einander, je mehr wir uns dem Willbicher Graben
nähern, und die engste Stelle des Thaies liegt dort, wo die
Muschelkalkschichten des Graben zuges bis in die Tbalsohle
reichen und hier eine Thalschwelle bildeten und bilden, hinter der
das Gross- Bartlofier Becken ausgearbeitet wurde, das wohl einst von
einem Stausee ausgefüllt gewesen ist, der sich heute noch in Kalk-
tuffablagerungen rund um Gross-Bartloff herum zu erkennen giebt.
Die Thäler auf Blatt Lengenfeld setzen quer durch den
Willbicher Graben (Saalfeld - Eichenberger Störungszone) hin-
durch, ohne dass durch den Graben eine Ablenkung der Thäler
erfolgt ist.
A. Klaützsch: Bericht über Endmoränen und Tief-
bohrungen im Grundmoränen gebiete des Blattes K asten -
bürg (Ostpreusscn).
Das Gebiet des Blattes Kastenburg liegt am N. - Abfall des
masuri sehen Höhenrückens, den man am besten mit der
300 Fuss-Curve anfangen lässt. Topographisch erscheint das Ge-
lände aus zwei, im SW. resp. NO. gelegenen Höhentheilen be-
stehend, die durch einen in ca. 325 Fuss Höhe liegenden schmalen
Pass bei Friedrichswalde mit einander in Verbindung stehen. Von
W. her greift der Ü.-Flügel der auf dem Nachbarblatt Heiligelinde
gelegenen Deinetlut>j?seuke in das Gebiet ein, von SO. her die
weite Alluvialfläche des G Überflusses.
Das geologische Bild ergiebt eich aus dem Verlauf eiues Ead-
inor^neuzuges, der im nordöstlichen Theil des Blattes, von Blatt
(rr StOrlack her westwärts ziehend, nordlich des Weges von der
llllll NV^^ ^5^
Btrttl EniJmorjnt Ob Sand (IbTIioiimef^el Alluv um
1 10OOOO
Die EndmoriDC iwitchen Qaeden und Potcbel" i t v rsebentli h nicht ecngezeichnd
Oberföreterei Görlitz nach Pirtich, iniierhilb der Rastenburger
Stadiforst Görlitz verläuft In diesem Muck tritt die Liidmorane
topographisch nur weni^j hervor, "le erscheint als stiirke Block
Packung mit Gesthiebemergel als Zwis» henmasse Gleichfalls aK
XXIV
BlockpackuDg, aber als Stein miiS(>eu mit kiesigem Zwischeuinittel
und angelagerten steinigen Kiespartien zieht sie von der Ober-
fSrsterei Görlitz süd westwärts zum Sierczesee, der sie als Rinncu-
see durchbricht, setzt sich westwärt« als lehmig- mergelige Block-
packung und grobe Kiesanhäufung in gleicher Richtung bis zu
dem am N.-Ufer des Quedensees gelegenen, zu Schwarzstein ge-
hörigen Ausbau fort und schickt alsdann längs des Weges von
diesem Ausbau nach Schwarzstein gen NO. einen Sporn, aus
Blockpackung und grobem Grand bestehend, vor. Eine Fort-
setzung desselben nach W. sind vielleicht die zum Theil gran—
digen Sande zwischen Krausendorf und Rastenburg, die z. B—
am Ausgang der Stadt beim Gestüt durch mehrere Gruben schöim
erschlossen sind. Auch erscheint der unmittelbar nördlich sicL^
anschliessende Geschiebemergel hier sehr stein- und blockreich.
Von Schwarzstein aus verläuft die Endmoräne dann weiterhin süd-
wärts wieder zum W.-Ufer des Quedensees. Jenseits des Sees, au
seinem SO. - Ufer, verbreitert sich die Endmoräne dann sehr
stark und bildet östlich des Vorwerks Waldhaus bis zum
Quedener Wald die höchsten Erhebungen des ganzen Gebieten
(bis zu 440 Fuss). Sie erscheint hier als ein stark coupirtes
Gelände, aufgebaut aus Oberen schwach grandigen, geschiebe-
reichen Sauden oder Granden, nur unmittelbar an der Grenze
des Sandes und der Grundmoräno wurden zwei kleine Block-
packungeu festgestellt. Die topographisch schon hervortretenden
Höhen zwischen Queden und Pohiebels, die erst nördlich, dann
südlich die Chaussee begleiten und stellenweise Steinbestreuung
zeigen, verbinden den auf Blatt Gr. Sturlack verlaufenden, west-
lich Mertenheim auf unser Blatt ftbertreteuden Endmoränenzug
mit der sich nunmehr westlich Quodeu weiter nach SW. fort-
setzenden Endmoräne. In derselben Ausbildungsweise, als Obere
Sand- und Grandaufschüttuuijeu, erscheint sie nach Ueberschreiteu
Cr*
der Chaussee Kastenburg-Lötzen am Bahnübergang nach Wilhelnis-
dorf und länjjs der Bahnlinie nach SO. hin, erleidet dann inner-
halb der Gubersenke zwischen (Queden und Glubenstein eine
Unterbrechung und setzt dann nördlich des Gutes Glubenstein als
Geschiebesand mit kleineu Graudpartien über aufgepressten
Unteren Sanden westtjüd westlich auf Friedrichswalde zu fort, er-
scheint dann unweit des zu Weischnurcn-Fricdrichswalde ge-
hörigen Friedhofes an der Strasse Eichniedien-Rastenburg in Foi^m
von Blockpackung und oberflächlicher Blockanhäufung und zieht
in gleicher Weise westwärts ungefähr längs der Grenze Dorf
Weischnuren-Reimsdorf. Ihr zuzureclmen sind in diesem Stück
das coupirte, stark bestreute Obere Sandgebiet und die Kleinen
Grandpartien, die östlich und westlich der Grenze zwischen Gut
Weischnuren und Domäne Keinisdorf liegen. Dicht bei der Do-
mäne selbst, an der Strasse nach Gr. Bürgersdorf, unweit des
Teiches, sind durch Äbgrabung eine Unzahl grosser Blöcke aus
iler dortigen Geschiebepackung freigelegt. Daran anschliessend
folgen grobe Grande und geschiebereiche Sande. Unter den an
dieser Stelle gesammelten Geschieben erscheint als auffallend ein
ausgezeichnet schöner, rothbrauner, schlierenartig stellenweise
dunkler gefärbter Quarzporphyr mit 2 — 5 Centimeter grossen,
schön idiomorph ausgebildeten röthlichen Orthoklas-Einsprenglingen
"nd schwärzlichen Quarzen in Tropfenform, sowie grosse, äusserst
versteinern ngsreiche Platten grauen Orthoceren kalkes mit zahl-
''^ichen Exemplaren von Orthoceras (30 — 50 Centimeter lang),
'^'^tuitea^ Asap/ius^ Lichas^ Euomphalusy Phurotomana etc. Die
^«•thoklaskrystalle des erst genannten Gesteins zeigen eine, viel-
"^cli allerdings undeutliche Umwachsung durch Oligoklas: Der
^ orphyr dürfte also einer porphyrischen Facies des Rapakiwi-
%^^x\\is von Aland angehören. Von Reimsdorf ab wird der weitere
^ Erlauf der Endmoräne ein undeutlicher. Zunächst zieht sie etwa
"^^ zum Forsthaus Neuendorf nach S. als geschiebereicher,
''^•^rk kuppiger Oberer Sand und Grand, erleidet alsdann aber
'^'^ südlich des Bahnhofes Reimsdorf - Thurwaniren eine Unter-
"•"^chung, um weiterhin erst wieder mit schmalem, nach SO.
vorgelagertem Sandr als blockreicher und stark blockbcstreuter
^^schiebemergel in der Richtung auf Thurwangen zu verlaufen.
**'©r erhebt sie sich noch westwärts des Gutes als mächtige Auf-
^^'hüttung bis zu 425 Fuss Höhe und tritt dann auf das südliche An-
^^hlussblatt Bosemb Ober.
Dieser, in seinem Verlauf eben geschilderte, das Blatt ziemlich
diagonal von NO. nach SW. durchquerende Endnioränenzug um-
fa88t 2 Endmoränen verschiedenen Alters. Die ältere zieht von
Thurwangen von NO. bis Queden und biegt dann nach O. um,
um südlich Pohiebels sich auf das Nachbarblatt nach Mertenheim
hin fortzusetzen. Die jüngere umfasst das Stück Schwarzstein-
Görlitz, der Theil Schwarzstein-Quedcn stellt eine Verbindung
zwischen beiden her.
Dahinter liegt nun das Gebiet der Grundmoräne, ein in seinen
Landschaftsformen völlig un regelmässiges Terrain, in welches aber
doch eine Reihe tief eingesenkter, länglicher, mit Alluvium erfüllter
Senken eine gewisse Gliederung hineinbringt. Der Verlauf dieser
Kinnen ist ein nord-südlicher bis nordwest südöstlicher. Eine derar-
tige Kinne verbindet den vertorften sog. ßlindensee und den Ober-
teich bei Rastenburg, setzt sich südlich der Stadt fort, umzieht das
Gut Georgenberg auf Weischnuren zu und findet ihren weiteren
Verlauf in dem grossen Bruch zwischen KI.Neuendorf-Weischnuren-
Reimsdorf und in der südlich der Domäne bis zum Bahnhof
Reimsdorf reichenden Rinne. Von ihr zweigt sich nördlicli
Weischnuren eine zweite Rinne ab, die über Weischnuren-
Friedrichswalde nach SO. zum heutigen Guberthal bei Eicb-
medien verläuft. Eine dritte von Woplaucken ausgehende mündet
über Karlshof- Luisenthal - Wilhelmsdorf- Queden - Glubensteiu
südlich des Gutes Schäferei ebenfalls in das Guberthal bei Eich-
medien. Eine vierte entwässerte den Moy-See und Sierczesee
durch den ehemaligen, beim Gute Görlitz gelegenen Weisssee
zum Gr. Tauchelsee, um sich auf dem anstossenden Blatt Gr. Stflr-
lack durch den Kerstinowskisee zum Verschmintsee fortzusetzen.
Vor der Eudmoräne, also nach SO. zu, breitet sich nun der
Sandr aus. Er umschliesst zwei im gleichen Niveau gelegene,
also wohl während jener Stillstandslage des Eises noch mit Eis
bedeckte Inseln Oberen Geschiebemergels, deren eine vom Siercze-
see aus sich südlich bis zum Gr. Tauchelsee ausdehnt, während
die andere um Pohiebels liegt. Diese bildet den geringen, zu
Tage liegenden Rest der zu jeuer älteren Endmoräne gehörigen
Grundmoräne. Auch von ihr zieht ziemlich längs der Blattgrenze
von N. nach S. eine endmoränenartige Verbindung zur nächst
XXVII
Iteren Endmoräne, die schon im Wesentlichen auf Blatt Gr. Stür-
kck Terläufl und nur noch in einzelnen Particen auf Blatt Kasten-
jrg übergreift: so östlich Mertenheim an der Blattgrenze südlich
*r Eisenbahn in Form geschiebereicher Oberer Grande und nörd-
jh der Rastenburg-Sensburger Kreisgrenze, sowie am Wege nach
allau als kleine Block packungen oder Grandaufschüttungen. Nörd-
?h Ballau tri£^ sie die von Salpkeira kommende nächst ältere End-
oräne, die hier in südöstlichem Verlauf auf Blatt Rastenburg über-
itt, wo sie längs der Strasse Ballau -Eichmedien grobe steinige
Bind- und Grandaufschüttungen bildet, deren Schichten z. B. in
&ni Aufscbluss der Bahnkiesgrube an der Eichmedieu-Ballauer
irenze mit ca. 30^ nach S. einfallen. Von hier aus geben wohl
lie Aufpressungen Unterer Sande und Mergelsande nach S. zu
Jine Andeutung des weiteren Verlaufes dieser Endmoräne südlich
Eichmedien nach W. hin in der Richtung auf Lauganken (Blatt
Bosemb). Der ganze südliche Theil d('s Blattes gehört zu dem
Grundmoränengebiet dieses Endmoränenzuges; er war wohl auch
noch bei der nächst jüngeren, oben bereits geschilderten Still-
iitandslage des Inlandeises von Eis bedeckt, da um ihn der Sandr
jener Endmoräne ausbiegt. Bei seinem definitiven Freiwerden von
Eis und dem Abfliesseu seiner Schmelzwasser nach der nun schon
frei liegenden nördlichen Senke entstanden hier an der Grenze
^es Grund moränengebietes zum Sand stellenweise auch endmo-
räoenartige Bildungen, wie geschiebereiche, grandige Sande, kleine
^Landpartien, Blockpackungen und Blockanhäufungen (z. B. nörd-
lich Gr. Bürgersdorf).
Interessante Bildungen des Grundmoränengebietes sind die
^ü einzelnen Stelleu vorkommenden Deckthone, die in weiter
Fläche das Gebiet zwischen Rastenburg, Muhlack, Georgenfelde
und Prangeuau erfi[\llen oder in Form von Hauben oder Decken
i/e obersten Partieen grösserer Berge oder Hochflächen bilden,
:. B. zwischen Georgenberg und Luisenthal, zwischen Wei-
L'hnuren, Wilhelmsdorf und Glubensteiu oder um Eichmedien
ad zwischen Hinzenhof und Kl.-Bürgersdorf Stelleuweise
igen diese Thone eine bis 2, auch 5 — 7 Decimeter tief reichende
;hwarzerdebilduug, die ihre Fruchtbarkeit uicht unwesentlich
XXVIII
erhöht und die ganze Gegend als das Land der Rastcnbiirger
Schwarzerde iu Ostpreusseu weit berühmt gemacht hat. Die
Ablagerung dieser Thoue ist an keine Höhencurve gebunden, ihre
Mächtigkeit reicht wohl durchschnittlich nicht viel Ober 2 Meter,
vielfach ist sie auch geringer, so dass der sie unterlagernde Obere
Geschiebemergel oder Sand noch erbohrt werden konnte. Ihre
liildung spricht für eine Ablagerung in eingeschmolzenen Löcheru
der noch die Grundmoräne bedeckenden Eishülle: die im Eis
circulireuden, zum Eisrand strömenden, mit Gletscherschlamm er-
füllten Wassermassen deponirten hier, in solchen Löchern sich
sammelnd, den mitgeführten Detritus, ehe sie sich durch die Eis-
wände weiterfresseu und abfliessen konnten').
Die Entwässerung des gesammten Gebietes erfolgt heutfe^
durch die, das Blatt von SO. nach NW. durchfliesseude Guber —
Von Senke zu Senke herabfliessend, durchbricht sie in z. Th —
landschaftlich sehr schönen, bis zu 20 Meter hohen Steilschluchtei
die trennenden Diluvialhöheii, ohne jedoch irgendwie tiefer
Diluvialschichten anzuschneiden. Ihre ganze Entstehung ist natüi
lieh eine sehr jugendliche, konnte doch überhaupt erst eine nact*
N. gehende Entwässerung nach dem Abschmelzen des Inlandeise 0
erfolgen. Am Wege Glubenstein - Queden verursachte hier docI^
liegendes Eis während der Abschmelzperiode ein Aufstauen de^
Guberwassers, so dass hier die mitgefohrten Sande und Thonezii*"
Ablagerung kamen und eine deutliche Terrassenbildung eintrat
Dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn Dr. SCHELLWIBI»^'?
Leiter des physikalisch-ökonomischen Provinzialmuseums zu K^^
nigsberg in Preussen, verdanke ich die persönliche Einsicht zahl-'
reicher Tief bohrproben, die über die tieferen Untergrund Verhält-
nisse der Stadt Rasteuburg und ihrer Umgebung willkommenen
Aufschluss geben. Schon zuvor war ich durch die beim Magistrat
zu Kastenburg befindlichen Acten des Bohruuteruchmers BiKSKB
0 cf. K. Keilhack: Der baltische Höhenrücken in Hinterpommem und
Westpreussen. Dieses Jahrbuch 1889, S. 165. Berlin 1890.
Ib.: Erläuterungen zu Bl. Wurchow der geologischen Specialkarte Ton
Preussen etc. Lief. 59. Berlin 1895.
F. Wahnschaffe: Die Ursachen der Obertlächcngestaltung des norddeut-
schen Flachlandes, S. 168. 2. Aufl. Stuttgart 1901.
^
XXIX
SU Köuigsberg Ober die Ergebuisse einzeloer Bohrungen unter-
richtet, späterhin stellte mir dann Herr Prof. Jentzsoh die von
ihm seiner Zeit angefertigten Bohrregister zur Verfügung, die ich
bei den folgenden Angaben mit freundlicher Erlaubniss und
bestem Danke gleichfalls benutze.
Aus den Bobrungen ergiebt sich, zum Theil wenigstens, för
Rastenburg eine recht bedeutende, bisher wohl überhaupt nur
selten beobachtete Mächtigkeit des Diluviums und speciell der
oberdiluvialen Bildungen^), wenigstens giebt Jentzsoh 1896 als
die grössten bisher beobachteten Mächtigkeiten diluvialer Ablage-
rungen in Ostpreussen für Weedern bei Darkehuien 151 Meter 2)
uind Oür Domäne Dinglauken im Kreise Darkehmen 150 Meter *'^)
£in, während hier in der Bohrung am Bahnübergaug von Krausen-
dorf und Georgenberg eine Tiefe von 160 Meter erreicht wurde, ohne
dass das Diluvium schon dnrchsunken ist. Des Weiteren ergeben
diese Bohrungen zur Evidenz, dass man nicht jede kleine Sand-,
Grand-, Mergelsand- oder Thonbank, die unter Oberem Geschiebe-
mergel folgt, als unterdiluvialen Alters auffassen darf, denn ent-
sprechend den steten Schwankungen des Eisrandes während der Ab-
schmeizperiode (Rastenburg liegt nur ca. 4 Kilometer hinter der
Endmoräne) konnte f&r eine Zeit die Grundmoräne freiliegen und
Konnten auf ihr fluviatile Bildungen zum Absatz kommen, über
Welche dann bei erneutem Vorrücken des Eises sich wiedor neues
^laterial derselben Grundmoräne aufschob. Der trennende Ho-
•
•"izont, die sog. Unteren Sande, müssen ja schon ihrer Genese
^^tsprechend, in den meisten Fällen eine grössere Mächtigkeit als
^ oder 2 oder auch noch mehr Meter haben, ausserdem sind
^'^ es zumeist, in denen sich der wassergebende Grundwasser-
^troin bewegt, der sie also auch in den einzelnen Bohrungen
') F. Wahxschafke: 1. c., S. 66 u. G7, giebt eine ZusammenstelluDg der im
Boreich des Dorddoatschen Flachlandes aafgefülirten Tiefbohrungen und der
Ibciitigkeiten der darchsankcnen Quartärschichten. Nur ca. 15 übertreffen die
hier erreichte Mächtigkeit.
^ A.Jkntzsch: Masenmsbericht f. 1888 u. Sitz. - Ber. Phys.-ökon. Ges. f.
1889, S. 4.
^ Ib.: Nene Gesteinsaafschlüsse in Ost- und Wcstpreussen 1893—1895.
Dieses .Jahrbuch 1896, S. 72. Berlin 1897.
XX
nämlich der Uutere Welleukalk auf Blatt LeDgenfeld im All-
gemeinen eine geringere Mächtigkeit besitzt wie anderwärts in
dem Vorlande nördlich des Thüringer Waldes, während bei dem
Oberen Wellenkalke eine solche Verschiedenheit nicht zu beob-
achten ist. Die petrographische Ausbildung der Muschelkalk-
schichten gleicht der sonst nördlich des Thüringer Waldes auf-
tretenden. Mehrfach sind festere, meist »oolithische« oder schaumige
Bänke dem Muschelkalk eingeschaltet. Diese lassen sich in ver-
schiedenen Horizonten über das ganze Messtischbl.itt verfolgen,
soweit sie nicht durch Gehäugeschutt und abgerutschte Muschel-
kalkpartien verdeckt oder unter einer intensiven Waldcultur ver-
steckt sind. Nachdem ich die Ausbildung des Muschelkalks in
der Umgebung von Eisenach unter der Führung von Herrn
Zimmermann kennen gelernt hatte, war mir die Ausscheidung
der Zone der Oolithbäuke, der Terebratelbänke wie der Schaum-
kalkzone auf Blatt Lengcnfeld möglich. Am uugleichmässigsten
verhält sich auf Blatt Lengenfeld die Zone der Schaumkalkbänke.
Sie besitzt in den verschiedenen, meist guten Aufschlüssen auf
Blatt Lengenfeld eine Mächtigkeit von 1,8 bis ca. 11 Meter.
Während an vielen Stellen nur zwei Schaumkalklager mit einem
Wellenkalkzwischen mittel auftreten, finden wir an anderen Stellen
drei Schaumkalklager in dieser Zone.
In dem Oberen Muschelkalke zeigt sich ausser den festen
Kalken der Trochitensciucliten noch eine 0,4 — 0,G Meter mächtige
Bank harter, blauer, oft auch oolithischer oder schaumiger Kalke.
Diese Bank tritt etwa in der Mitte der Zone der Nodosenschichten
auf und ist ebenso wie die Zone der Trochitenschichten im
Gelände durch eine Kante bemerkbar. Sie zeichnet sich durch einen
besonderen Reichthum an Fossilien aus. Wahrscheinlich haben
wir es hier mit einer weithin anhaltenden Bank zu thun, die
einer auch anderwärts im Vorlande des Thüringer Waldes beob-
achteten Bank entspricht.
Blatt Lengen feld bildet einen Ausschnitt aus der grossen
Trias-Mulde, die zwischen Thüringer Wald und Harz liegt ^)
') Vgl. E. Zimmermann, Erläuterung zu Blatt Stadt-Ilm der geologischen
Specialkartc von Preussen uod den Thür. Staaten., S. 45 u. f.
XXI
uüd zwar gehört Blatt Leugenfeld der westlichen Theihnidde
(ünstrutmulde) an. Demzufolge zeigen sämmtliche Schichten
ein schwach ostnordöstliches Einfallen; die Oberen Muschelkalk-
schichten senken sich ungefähr mit dem Gehänge gegen das
Unstrutthal hin. Durch das Blatt Lengcnfeld hindurch ziehen
zwei von SO. nach NW. verlaufende Störungszonen, wo-
durch die gleichmässigen Lagerungsverhältnisse theilweise er-
heblich geändert werden. Die eine Störungszone ist schon von
F. MOESTA^) und H. Proescholdt^) mit dem Gotha-Eichenberger
Grabenzug identificirt worden (besser Saalfeld - Eichenberger-
Störuugszone). Diese Störungszone durchschneidet das S W.-
Viertel des Blattes in der Richtung von Hildebrandshausen nach
Willbich und ist im Bereiche des Blattes Lengenfeld nberall als
Graben ausgebildet (Willbicher Graben). Er wird von einer
Muschelkalk -Keuper- Mulde ausgefällt und an seiner südwest-
lichen Seite von muldenförmig gelagerten Muschelkalkschichteu
begleitet. Nordöstlich von dem Graben ziehen sich mehrere
Staffelbrüche hin. Einen guten Ueberblick über den Aufbau des
Grabens gewinnt man von der Eisenbahn südlich von (iross-
Bartloff, von wo aus man an dem Verlaufe der festen Bänke des
Muschelkalkes am jenseitigen Gehänge des Lutterthales das
staffeiförmige Einfallen an der nordöstlichen Seite des Grabens
und die muldenförmige Ausbildung des Grabens selbst genau
verfolgen kann. Eine Störung hat dieser Graben dadurch erlitten,
dass er durch einige ungefähr N.-S. verlaufende Störungen ver-
worfen ist.
Die zweite Störungszone durchzieht das Blatt von Bttttstedt,
über Küllstedt nach Wachstedt hin (Küllstedter Störungszone).
Sie entspricht wahrscheinlich einem Zuge von Störungen, welche
nordöstlich von Gotha die Saalfeld - Eichenberger Störungszone
begleiten.
Von besonderem Interesse ist auf Blatt Lengenfeld noch <lie
Thalbildung. Durch Erosion wurden in den verhältnissmässi<;
harten Muschelkalkschichten nur schmale Kinnen eingegraben.
0 Dieses Jahrbach 1883, S. 66.
*} Dieses Jahrbach 1894, S. LXII.
XXII
während in den weicheren Schichten des Buntsandsteins sich
ebenso wie anderwärts breitere Flussthäler ausbilden mussten.
Waren die Flussrinnen bis in die weichen ßöthschichten einge-
schnitten, so musste eine seitliche Erosion einsetzen. Dabei
wurden die Muschelkalkschichten unterwaschen und die Thäler
auch in ihren Anfängen verbreitert. Am auffalligsten ist dies bei
dem Lutterthale, unterhalb von Gross-Bartloff. Bei diesem zeigt
sich deutlich die Abhängigkeit der orographischen Ausbildung von
dem lithologischen Aufbau und durch diesen von dem geologischen
Aufbau. Bei Gross-Bartloff hat sich durch seitliche Erosion in
dem Buntsandstein ein weites Becken gebildet. Unterhalb von
Gross-Bartloff aber treten die Gehänge dieses Beckens immer
mehr an einander, je mehr wir uns dem Willbicher Graben
nähern, und die engste Stelle des Thaies liegt dort, wo die
Muschelkalkschichten des Graben/uges bis in die Thalsohle
reichen und hier eine Thalschwelle bildeten und bilden, hinter der
das Gross-Bartloffer Becken ausgearbeitet wurde, das wohl einst von
einem Stausee ausgefüllt gewesen ist, der sich heute noch in Kalk-
tuffablagerungen rund um Gross-Bartloff herum zu erkennen giebt.
Die Thäler auf Blatt Lengenfeld setzen quer durch den
Willbicher Graben (Saalfeld - Eiehenberger Störungszone) hin-
durch, ohne dass durch den Graben eine Ablenkung der Thäler
erfolgt ist.
A. Klautzsch: Bericht über Endmoränen und Tief-
bohrungen im Grundmoränengebiete des Blattes Kasten-
burg (Ostpreussen).
Das Gebiet des Blattes Rastenburg liegt am N. - Abfall des
masurischen Höhenrückens, den man am besten mit der
300 Fuss-Curve anfangen lässt. Topographisch erscheint das Ge-
lände aus zwei, im SW. resp. NO. gelegenen Höhentheilen be-
stehend, die durch einen in ca. 325 Fuss Höhe liegenden schmalen
Pass bei Friedrichswalde mit einander in Verbindung stehen. Von
W. her greift der O.-Flügel der auf dem Nachbarblatt Heiligelinde
gelegenen Deiueflusssenke in das Gebiet ein, von SO. her die
weite Alluvialfläche des Guberflusses.
Das geologische Bild ergiebt sich aus dem Verlauf eitles Eud-
inoräneuzuges, der im nordöstlichen Tlieil des Blattes, von Blatt
Gr. Stflriack her westwärte zielicud, üördlicb des Weges von der
RASTEN BURt^cliwqri SU,,
',d}mj^^^ä^Im:iM
Oh.Gttch lirjil. Endmoräne.
Ob. Sand
^fl^"'
Die Eadmoränc zwifchen Qaeden
versehentlich uicbt ciogezeichut:
Oberfbrsterei Görlitz nacb Partsch, innerbalb der Kastenburger
Stadtforst Görlitz verläuft. In diesem Stück tritt die ICndinoritue
topographisch nur wenig hervor, sie erscheiut als starke Bluck-
packung mit Geschiebemergel als Zwisrhenmasse. Gleichfalls als
XXTV
BlockpackuDg, aber als Stein masseu mit kiesigem Zwischeumittel
und angelagerten steinigen Kiespartien zieht sie von der Oher-
försterei Görlitz südwestwärts zum Sierczesee, der sie als Rinnon-
see durchbricht, setzt sich westwärts als lehmig- mergelige Block-
packung und grobe Kiesanhäufung in gleicher Richtung bis zu
dem am N.-Ufer des Quedeusees gelegenen, zu Schwarzstein ge-
hörigen Ausbau fort und schickt alsdann längs des Weges von
diesem Ausbau nach Schwarzstein gen NO. einen Sporn, aus
Blockpackung und grobem Grand bestehend, vor. Eine Fort-
setzung desselben nach W. sind vielleicht die zum Theil gran-
digen Sande zwischen Krausendorf und Rastenburg, die z. B.
am Ausgang der Stadt beim Gestüt durch mehrere Gruben schön
erschlossen sind. Auch erscheint der unmittelbar nördlich sich
anschliessende Geschiebemergel hier sehr stein- und blockrcich.
Von Schwarzstein aus verläuft die Endmoräne dann weiterhin süd-
wärts wieder zum W.-Ufer des Quedensees. Jenseits des Sees, au
seinem SO. - Ufer, verbreitert sich die Endmoräne dann sehr
stark und bildet östlich des Vorwerks Waldhaus bis zum
Quedener Wald die höchsten Erhebungen des ganzen Gebietes
(bis zu 440 Fuss). Sie erscheint hier als ein stark coupirtes
Gelände, aufgebaut aus Oberen schwach grandigen, geschiebc-
reicheu Sanden oder Granden, nur unmittelbar an der Grenze
des Sandes und der Grundmoräne wurden zwei kleine Block-
packungeu festgestellt. Die topographisch schon hervortretenden
Höhen zwischen (^ueden und Pohiehels, die erst nördlich, dann
südlich die Chaussee begleiten und stellenweise Steinbestreuuug
zeigen, verbinden den auf Blatt Gr. Stürlack verlaufenden, west-
lich Mertenheiui auf unser Blatt übertretenden Endmoränenzug
mit der sich nunmehr westlich Quodeu weiter nach SW. fort-
setzenden Endmoräne. In derselben Ausbild uugsweise, als Obere
Sand- und Grandaufsehüttungen, erscheint sie nach Ueberschreiten
der Chaussee Rastenburg-Lötzen am Bahnübergang nach Wilhelms-
dorf und längs der Bahnlinie nach SO. hin, erleidet dann inner-
halb der Gubersenke zwischen (Jueden und Glubenstein eine
Unterbrechung und setzt dann nördlich des Gutes Glubenstein als
Geschiebesand mit kleineu Grandpartien über aufgepressten
XXV
Unteren Sandeu west^fldwestlich auf Friedrichswalde zu fort, er-
8cheiut dann unweit des zu Weischnuren-Friedrichswalde ge-
hörigen Friedhofes an der Strasse Eichmedien-Rastenburg in Form
Ton ßlockpackung und oberflächlicher Blockanhäufung und zieht
in gleicher Weise westwärts ungefähr längs der Grenze Dorf
Weischnuren-Reimsdorf. Ihr zuzureclinen sind in diesem Stftck
das coupirte, stark bestreute Obere Sandgebiet und die Kleinen
Grandpartien, die östlich und westlich der Grenze zwischen Gut
Weischuuren und Domäne Reimsdorf liegen. Dicht bei der Do-
mäne selbst, an der Strasse nach Gr. Bürgersdorf, unweit des
Teiches, sind durch Abgrabung eine Unzahl grosser Blöcke aus
der dortigen Geschiebepackung freigelegt. Daran anschliessend
folgen grobe Grande und geschiebereiche Sande. Unter den an
dieser Stelle gesammelten Geschieben erscheint als auffallend ein
ausgezeichnet schöner, rothbrauner, schlierenartig stellenweise
dunkler gefärbter Quarzporphyr mit 2 — 5 Centimeter grossen,
schön idiomorph ausgebildeten röthlichen Orthoklas-Einsprenglingen
und schwärzlichen Quarzen in Tropfenform, sowie grosse, äusserst
versteinerungsreiche Platten grauen Orthocerenkalkes n)it zalil-
reichen Exemplaren von Orthoceras (30 — 50 Centimeter laug),
LituiteSj Asaphus^ Lichas^ Euoniphalusy Pleurotomaria etc. Die
Orthoklaskrystalle des erst genannten Gesteins zeigen eine, viel-
fach allerdings undeutliche Umwachsung durch Oligoklas: Der
Porphyr durfte also einer porphyrischen Facies des Rapakiwi-
;:;ranits von Aland angehören. Von Reimsdorf ab wird der weitere
Verlauf der Endmoräne ein undeutlicher. Zunächst zieht sie etwa
liis zum Forsthaus Neuendorf nach S. als geschiebereicher,
^tark kuppiger Oberer Sand und Grand, erleidet alsdann aber
Ms südlich des Bahnhofes Reimsdorf - Thurwaniren eine Unter-
brechung, um weiterhin erst wieder mit schmalem, nach SO.
vorgelagertem Sandr als blockreicher und stark blockbcstreuter
Geschiebemergel in der Richtung auf Thurwangen zu verlaufen.
Hier erhebt sie sich noch westwärts des Gutes als mächtige Auf-
schüttung bis zu 425Fuss Höhe und tritt dann auf das südliche An-
schlussblatt Bosemb über.
Dieser, in seinem Verlauf eben geschilderte, das Blatt ziemlich
XXXYI
Bohrung XIV.
Abbau Krausendorf: 96 Meter. Von -H 94 Meter N. ^
— 2 Meter
0-
80
80,6-
75-
76-
80
-30 Meter Geschiebemergel
-30,5 » Kalk. . . .
-75 » Geschiebemergel
76 » Sand. . . .
80 » Geschiebemergel
96 -f- » Sand. . . .
8m
Ök
Om
Os
c)m
ds
Oberes C
80 A4
Wasserauftrieb bis 4 Meter unter Tage.
Bohrung XV.
Rastenburg, Brauerei-Äctiengesellschafl: 42 Meter.
36 Meter.
0-
3-
10
32-
35-
Von -f- 78 Meter N. N. bis
'3 Meter Alter Brunnenschacht
10 » Grand 9g
-32 » Geschiebemergel .... dm
35 » Thonmergel dh
42 4- » Sand ds
OberesD
32 M
Bohrung XVI.
Blindcnsee, nördlich Rasteuburg: 75 Meter. Von -f- 84
N. N. bis -f- 9 Meter.
0—3 Meter Torf t
3-5
5—33
33-35
35 -3Ü
36-46
46—47
47-69
69—70
70—75
»
»
»
»
Kalk k
Geschiebemergel .... öm
Sand ÖS
Mergelsand 8ms
Geschiebemergel .... Om
Sand ds
Geschiebemergel .... 8m
Saud ds
Mergelsand dms
OberesD
64 M
? da I
wasserg
Nach den Magistratsacten folgt noch bis 77 Meter Sa
XXVII
älteren EDdmoräue, die schon im Wesentlichen auf Blatt Gr. Stür-
lack Terläufl und nur noch in einzelnen Partiocn auf Blatt Kasten-
bui^ übergreift: so östlich Mertenheim an der Blattgrenze südlich
der Eisenbahn in Form geschiebereicher Oberer Grande und nörd-
lich der Rasten burg-Sensburgcr Kreisgrenze, sowie ain Wege nach
Ballau als kleine Blockpackungen oder Grandaufschöttuugen. Nörd-
lich Ballau tri£^ sie die von Salpkeim kommende nächst ältere End-
moräne, die hier in südöstlichem Verlauf auf Blatt Rastenburg über-
tritt, wo sie längs der Strasse Ballau -Eichmedien grobe steinige
Sand- und Grandaufschüttungen bildet, deren Schichten z. B. in
dem Aufscbluss der Bahnkiesgrube an der Eichmedieu-Ballauer
Grenze mit ca. 30^ nach S. einfallen. Von hier aus geben wohl
die Äufpressungeu Unterer Sande und Mergelsaude nach S. zu
eine Ändeutunnr des weiteren Verlaufes dieser Endmoräne südlich
Eichmedien nach W. hin in der Richtung auf Lauganken (Blatt
Bosemb). Der ganze südliche Theil des Blattes gehört zu dem
Grundmoränengebiet dieses Endmoränenzuges; er war wohl auch
noch bei der nächst jüngeren, oben bereits geschilderten Still-
standslage des Inlandeises von Eis bedeckt, da um ihn der Saudr
jener Endmoräne ausbiegt. Bei seinem definitiven Freiwerden von
Eis und dem Abfliessen seiner Schmelzwasser nach der nun schon
frei liegenden nördlichen Senke entstanden hier an der Grenze
des Grundmoränengebietes zum Sand stellenweise auch cndmo-
räuenartige Bildungen, wie geschiebereiche, grandige Sande, kleine
Grandpartien, Blockpackungen und Blockanhäufungen (z. B. nörd-
lich Gr. Bürgersdorf).
Interessante Bildungen des Grundmoränengebietes sind die
au einzelnen Stellen vorkommenden Deckthone, die in weiter
Fläche das Gebiet zwischen Rastenburg, Muhlack, Georgenfelde
lind Prangenau erfüllen oder in Form von Hauben oder Decken
die obersten Partieen grösserer Berge oder Hochflächen bilden,
z. B. zwischen Georgenberg und Luisenthal, zwischen Wei-
schnuren, Wilhelmsdorf und Glubenstein oder um Eichmedien
und zwischen Hinzenhof und Kl. -Bürgersdorf. Stellenweise
zeigen diese Thone eine bis 2, auch 5—7 Decimeter tief reichende
Schwarzerdebildung, die ihre Fruchtbarkeit nicht unwesentlich
XXVIII
erhöht und die ganze Gegend als das Land der Rabtenbiirger
Schwarzerde in Ostpreusseu weit berühmt gemacht hat. Die
Ablagerung dieser Thoue ist an keine Ilöhencurve gebunden, ihre
Mächtigkeit reicht wohl durchschnittlich nicht viel Ober 2 Meter,
vielfach ist sie auch geringer, so dass der sie unterlagernde Obere
Geschiebemergel oder Sand noch erbohrt werden konnte. Ihre
liildung spricht für eine Ablagerung in eingeschmolzenen Löchern
der noch die Grundmoräne bedeckenden Eishülle: die im Eis
circulirenden, zum Eisrand strömenden, mit Gletscherschlamm er-
füllten Wassermassen deponirten hier, in solchen Löchern sich
sammelnd, den mitgeführten Detritus, ehe sie sich durch die Eis-
wände weiterfressen und abfliessen konnten^).
Die Entwässerung des gesammten Gebietes erfolgt beute
durch die, das Blatt von SO. nach NW. durchfliessende Guben
Von Senke zu Senke herabfliessend, durchbricht sie in z. Th.
landschaftlich sehr schönen, bis zu 20 Meter hohen Steilschluchteu
die trennenden Diluvialhöhen, ohne jedoch irgendwie tiefere
Diluvialschicbten anzuschneiden. Ihre ganze Entstehung ist natür-
lich eine sehr jugendliche, konnte doch überhaupt erst eine nach
N. gehende Entwässerung nach dem Abschmelzen des Inlandeises
erfolgen. Am Wege Glubenstein - Queden verursachte hier noch
liegendes Eis während der Abschmelzperiode ein Aufstauen des
Guberwassers, so dass hier die mitgeführteu Sande und Thone zur
Ablagerung kamen und eine deutliche Terrassenbildung eintrat.
Dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn Dr. Schellwien,
Leiter des physikalisch-ökonomischen Provinzialmuseums zu Kö-
nigsberg in Preussen, verdanke ich die persönliche Einsicht zahl-
reicher Tiefbohrproben, die über die tieferen L^ntergruudverhält-
nisse der Stadt Rastenburg und ihrer Umj^ebung willkommenen
Aufschluss geben. Schon zuvor war ich durch die beim Magistrat
zu Rastenburg befindlichen Acten des Bohruuternehmers Bieske
0 cf. K. Keilhack: Der baltische Höhenrücken in Hintcrpommem und
Westpreussen. Dieses Jahrbuch 1889, S. 165. Berlin 1890.
Ib.: Erläuterungen zu Bl. Wurchow der geologischen Spocialkarte von
Preusaen etc. Lief. 59. Berlin 1895.
F. Wahnschaffe: Die Ursachen der Obortlächengestaltung des norddeut-
schen Flachlandes, S. 168. 2. Aufl. Stuttgart 1901.
XXIX
zu Köuigsberg über die Ergebnisse einzelner Bohrungen unter-
richtet, späterhin stellte mir dann Herr Prof. «Teni^zsoh die von
ihm seiner Zeit angefertigten Bohrregister zur Verfügung, die ich
bei den folgenden Angaben mit freundlicher Erlaubniss und
bestem Danke gleichfalls benutze.
Aus den Bobrungen ergiebt sich, zum Theil wenigstens, flßr
Rastenburg eine recht bedeutende, bisher wohl überhaupt nur
selten beobachtete Mächtigkeit des Diluviums und speciell der
oberdilavialen Bildungen^), wenigstens gieht Jbntzsch 1896 als
die grössten bisher beobachteten Mächtigkeiten diluvialer Ablage-
rungen in Ostpreussen flir Weedern bei Darkohmen 151 Meter^)
und Ar Domäne Dinglauken im Kreise Darkehmen 150 Meter ^)
an, während hier in der Bohning am Bahnübergang von Krausen-
dorf und Georgenberg eine Tiefe von 160 Meter erreicht wurde, ohne
dass das Diluvium schon durchsunken ist. Des Weiteren ergeben
diese Bohrungen zur Evidenz, dass man nicht jede kleine Sand-,
Grand-, Mergelsund- oder Thonbank, die unter Oberem Geschiebe-
mergel folgt, als uuterdiluvialen Alters auAassen darf, denn ent-
sprechend den steten Schwankungen des Eisrandes während der Ab-
schmelzperiode (Rastenburg liegt nur ca. 4 Kilometer hinter der
Endmoräne) konnte fQr eine Zeit die Grundmoräne freiliegen und
konnten auf ihr fluviatile Bildungen zum Absatz kommen, über
welche dann bei erneutem Vorrücken des Eises sich wieder neues
Material derselben Grundmoräne aufschob. Der trennende Ho-
rizont, die sog. Unteren Sande, müssen ja schon ihrer Genese
entsprechend, in den meisten Fällen eine grössere Mächtigkeit als
1 oder 2 oder auch noch mehr Meter haben, ausserdem sind
sie es zumeist, in denen sich der wassergebende Grundwasser-
strom bewegt, der sie also auch in den einzelnen Bohrungen
0 F. WAnxscHAFFE: ]. c, S. 66 a. G7, f<iebt eine Zusammenstellung der im
Boreich des norddoatschen Flachlandes aufj^eführten Tiefbohrungen und der
M&cLtigkeiten der dnrchsankcnen Qu^rtärschichten. Nur ca. 15 übertreffen die
bier erreichte Mächtigkeit.
*) A.Jkmtzsch: Moseumsbericht f. 1888 u. Sitz. - Ber. Phys.-ökon. Ges. f.
1889, 3. 4.
^ Ib.: Nene Gesteinsaafschlüsse in Ost- und Wcstpreussen 1893—1895.
Dieses Jahrbuch 1896, S. 72. Berlin 1897.
diagüosticirt. Wollte mau andererseits (bei den Bohrungen II,
V, IX und XVIII) an eine Ausquetschung des trennenden Un-
teren Sand- Horizontes denken, so dass die grosse Mächtigkeit der
Geschiebe mergelablagerungen durch Uebereinanderlagerung von
Oberem und Unterem Geschiebemergel zu erklären wäre, so er-
gäbe das Profil der Bohrungen 1 — VII in II und V, wie das
der Bohrungen VIII — XI in IX eigenthOmliche Horste von Un-
terem Geschiebemergel, deren Existenz eine weit grössere Unwahr-
scheinlichkeit hat, als die Annahme oberdiluvialer Ausfbllungen.
Für das Obere Diluvium ergeben sich so hier Mächtigkeiten von
z. B. 59 Meter (Infanteriekaserne), 85 Meter (Zuckerfabrik),
137,5 Meter (Galgenberg bei Rastenburg), 157 Meter (Bahn-
übergang bei Krausendorf nach Georgenberg).
Im Einzelnen zeigen die Bohrungen folgende Schichtenfolge :
Bohrung
I.
Georgenberg bei
Kastenbiirg: 138 Meter. Von H- 93 Meter N. N.
bis — 45 Meter 1).
0 45
Meter Goschiebemergel
. . Om \
45 46
»
Mergelsand . .
. . 9ms r
OberesDihivinin
40-47
»
Thonmergel . . .
. . Oll }
48 Meter.
47 48
»
Geschiebemergel
. . ()m )
48—50
»
Thonmergel .
. dh
50—51
»
Mergelsand . . ,
. dms
51—65
»
Sand
. . ds
65 68
y>
Mergelsaud . . .
. dms
68 74
»
Saud
. ds
74—79
»
Viergelsaud . .
. dms
79—85
»
Sand
. ds
85—133
»
Mergeli?and . . .
. dms
133 134
»
Geschiebemergel (?^
) . dm (?)
134 138
»
Grand . . . . .
. dff
Das Filter steht bei 135 — 138 Meter. Wasserauftrieb bis
8 Meter unter Tage.
») Ib.: J. c. S. 73.
XXXI
Bohrung II.
Zuckerfabrik Rasteuburg: 87,5 Meter. Von
bis — 10 Meter.
77,5 Meter N. N.
0-26
26—28
28—61
61—62
62—63
63—71
71—72
72—85
85-87,5
Meter Geschiebemergel
» Grand . . . .
» Geschiebemergel
Sand . . . .
Thonmergel . .
Geschiebemergel
Thonmergel . .
Geschiebemergel
»
»
OberesDiluvium
85 Meter.
» Grand
Das Filter steht bei 83 — 86 Meter, mit überlaufendem Wasser^).
Nach Mittheilung des Bohruntemehmers entströmte dem
Wasser bei ca. 80 Meter Tiefe der Bohrung brennbares Gas.
Dasselbe entstammt wohl den tiefer liegenden Grandschichten.
Bohrung III.
Herr Wilke, Kastenburg: 35 Meter. Von
bis -h 43 Meter.
0 — 3 Meter Abraum und Aufschüttung
3—8 » Grand c)g
8 — 25 » Geschiebemergel . . 9m
25-35+ » Sand ds
78 Meter N. N.
OberesDiluvium
25 Meter.
Bohrung IV.
Rastenburg, Schlachthof: 73,6 Meter. Von
bis 4- 10 Meter.
0 — 40 Meter Geschiebemergel . . Om
40—73 » Sand ds
73 — 73,6-H- » Geschiebemergel . . dm
83,6 Meter N. N.
OberesDiluvium
40 Meter.
*) Dass dieser Brunnen artesisches Wasser ergiebt, zeigt sich unmittelbar aus
dem Vergleich mit den benachbarten Bobrungen I und III. Bei der ersten liegt
der Beginn des wasserführenden Horizontes in + 43 Meter Höhe, bei der an-
deren bei 4- 53 Meter, während hier derselbe Horizont bei — 7,5 Meter Höhe liegt.
xxxn
86 Meter N. N.
OberesDiluviuni
140 Meter.
Boliriiiig V.
Rasteubiirg, Stadtschule: 147,7 Meter. Von
bib — 61,7 Meter.
Meter Alter Bniuuenschaelit
Grand
Geschiebemergel
Mergelsaud .
Sand ....
Mergelßand . .
Geschiebemergel
Thonmergel .
G eschiebeniergel
Thonmergel . .
Geschiebemergel
Thoumergel .
Goschiebemergel
Mergelsaud .
Thoumergel .
Mergelsand . .
Sand ....
Bei dieser Bohrung könnte man mit einem gewissen Hecht
das Untere Diluvium schon bei 27 Meter beginnen lassen, da hier
bis 38 Meter Sand {ohrt. Da diese Sande aber nicht wasser-
führend waren, so werden sie und die folgenden Schichten noch
zum Oberen Diluvium gezogen.
0-10
10-11
11-27
27—28
28- 38
38-41
41—1^0
•JÜ- !) 1
91 — 115
115—116
116—124
124-126
126—140
140—141
141 — 143
143—144
144—147,7
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
»
dm
Oms
Ds
Dms
Om
Oh
c)m
ü\i
Dm
Oh
Om
dms
dh
dms
ds
Bohrung VI.
Uastenburg, Brauerei Schrempf: 70 Meter.
bis 4- 13 Meter
0 — 39 Meter Geschiebomergel
39-41 » Thonmergel
41 — 49 » Mergelsand .
49-59 » Sand .
59 - 60
60-64
»
»
»
»
Thonmergel
Sand .
Von -f- 83 Meter N. N.
..^ { OberesDiluviuni
dh
dms
ds
dh
ds
l 39 Meter.
xxxni
64—65 Meter Mergelsand dms
65—68 » Sand ds
6S~7Ü4- » Geschiebe ine rgel . . . dm
Bohrung VII.
Rastenburg, Infanteriekaserne: 75 Meter. Von H- 94 Meter N. N.
bis -\- 19 Meter.
0-59 Meter Geschiebemergel . . . dm \ »iQ M f
59-60 » Mergelsand dms
60-75 -h » Sand ds
VoD G3— 72 Meter sehr viel Wasser, das aber nur bis 18 Meter
unter Tage aufsteigt.
Karlsb
erg
Bohrung Vlll.
bei Rastenburg: 68 Meter. Von
bis 4- 19,5 Meter.
0-^2
Meter
Geschiebemergel
2-^3
»
Grand . . .
3-28
»
Geschi ebe mergel
28^30
»
Grand . . .
30^36
»
Geschiebemergel
36-38
»
Thon mergel
38-55
»
Geschiebemergel
55-56
»
Thon mergel
56-^03
»
Geschiebemergel
63-68
»
Sand ....
87,5 Meter N. N.
\ OboresDiluvium
63 Meter.
Bohrung IX.
^^'genberg I, westlich Kastenburg: 142 Meter. Von
N. N. bis — 72 Meter.
0-18
Meter Geschiebemergel .
. . Om
18-19
»
Thonmergel . .
. Öh
19-20
»
Geschiebemergel
. <)m
20-22
»
Sand ....
. . ÖS
22-24
»
Mergelsand . . .
. . Dms
J«hrb«eli ]
L900.
70 Meter
OberesDiluvium
137,5 Meter.
XXXIV
24 — 26 Meter Geschiebemersel
26-
28-
58-
61-
104,5-
105,5-
137,5-
28
58
61
104,5
105,5
137,5
142
»
»
Thonmergel . .
Geschiebemergel .
Thonmergel . .
Geschiebemergel .
Sand
Gesch iebeme rgel
»
Sand
dm
Öh
dm
mi
dm
Os
Om
ds
OberesDiluvium
137,5 Meter.
Bohrung X.
Gnlgenberg II, westlich Kastenburg: 72 Meter. Von + G2,ö Meter
N. N. bis — 9,5 Meter.
0-3
Met(
ir Sand
8
3-8
»
Thonmergel . . .
. dh
\
8 24
»
Geschiebemergel . .
. dm
f OberesDiluvium
24 30
»
Thonmergel : . .
. dh
/ 57 Meter.
30 (;o
»
Geschiebemergel . .
. dm
)
60 64
»
Grand
. Jg
64-72-4-
»
Sand
. ds
Bohrung XI.
Muhlack, Dorfstrassc, östlich der Chaussee: 21 Meter.
Von 4- 78 Meter N. N. bis + 57 Meter.
0—2 Meter Thonmergel dh
2 — 15 » Geschiebemerjjel . . . dm
15 — 17 » Grand ) p
17 — 21 » Sand \'
Sowohl die Grand-, wie die Sandschichten sind nicht wasser-
gebend. Ihrem Alter nach sind sie wohl oberdiluvial, da bei An-
ordnung der Bohrungen VIII — XI zu einem Querprofil in den
vorhergehenden Bohrungen die wassergebenden Unteren Sande
erst bei weit bedeutender Tiefe sich einstellen und in Bohruntf VIII
sich etwa in gleicher Höhenlage (ca. + 60 Meter) 2 Meter Grand
linden. Bei Weiterführung der Muhlacker Bohrung würde sich
XXXV
wohl bald wieder Oberer Geschicbemergel eingestellt haben, wie
es nach Aussage eines dortigen Besitzers sogar der Fall gewesen
sein soll.
0—13,5 Meter Alter Brunnenschacht
Bohrung XII.
Karlshof, ostlich Rastenburg: 85 Meter. Von
bis -f- 10 Meter.
c)s
c°)m
9h
Om
üs
9m
ds
95 Meter N. N.
13,5-21
21-22
22-55
55—56
5G-75
75-76
76-77
77-85
»
OberesDiluvium
77 Meter.
Goschiebemergel .
Sand
Geschiebemergel .
Thouniergel . .
Geschiebemergel .
Sand
Geschiebemergel .
Sand
Das Filter steht bei 82—85 Meter. Wasserauftrieb bis 2 Meter
unter Tage.
Bohrung Xlll.
Kraiisendorf, östlich Rasteuburg, Epileptische Austalt: 97 Meter.
Von -h 92 Meter N. N. bis — 5 Meter.
0- 30 Meter Geschiebemergel . . . 9m
30-32 * Grand 9g
32—62 » Geschiebemergel . . . 9m
62 — 63 » Sand 9s \ OberesDiluvium
63—66 » Thonmergel 9h / 75 Meter.
66—67 » Sand 98
67 — 70 » Thonmergel 9h
70—75 » Geschiebemergel . . . 9m
75 — 77 » Sand ds
77 — 78 » Thonmergel dh
78-97+ » Sand ds
Filter ist unten eingesetzt, Wasserauftrieb bis 4 Meter unter Tage.
c*
XXXVI
Bohrung XIV.
Abbau Krausendorf: 96 Meter. Von + 94
— 2 Meter.
0—30 Meter
Geschiebemergel . . . dm
80-30,5 »
Kalk dk
30,5—75 »
Geschiebemergel . . . öm
75—76 »
Sand Os
76—80 »
Geschiebemergel . . . c)m
80-96-+- »
Sand ds
94 Meter N. N. bis
Oberes Diluviun
80 Meter.
Wasserauftrieb bis 4 Meter unter Tage.
Bohrung XV.
Rastenburg, Brauerei-Actiengesellschaft: 42 Meter.
36 Meter.
0-
3-
10
32-
35-
Von 4- 78 Meter N. N. bis
3 Meter Alter Brunnenschacht
10 » Grand Ög
-32 » Geschiebemergel .... dm
35 » Thonmergel dh
42 H- » Saud ds
OberesDiluvium
32 Meter.
Boh rung XVI.
Blindensee, nördlich Rastenburg: 75 Meter. Von -f- 84 Meter
N. N. bis -h 9 Meter.
0—3 Meter Torf t
3-5
5—33
33-35
35-3G
36—46
46-47
47-69
69—70
70—75
»
»
»
»
Kalk k
Geschiebemergel .... 8m
Sand 8s
Mergelsand dms
Geschiebemergel .... 8m
Sand 8s
Geschiebemergel .... 8m
Sand ds
Mergelsand dms
OberesDihivium
64 Meter.
? da nicht
wassergebeud.
Nach den Magistratsacten folgt noch bis 77 Meter Sand.
xxxvn
Bohrung XVII.
Torfbnich, södlich Langenberg bei Rastenburg: 70 Meter.
Von 4- 81 Meter N. N. bis 4- 5 Meter.
0-1 Meter Torf ....
1-10
10-16
16-21
21-23
23-39
39-41
41-76
Geschiebemergel
Mergelsand . .
Geschiebemergel
Sand ....
Geschiebemergel
Sand ....
Geschiebemergel
t
dm
dms
dm
Os
dm
9s
am
OberesDiluvium
75 Meter.
»
OberesDiluvium
157 Meter.
y>
Bohrung XVIII.
BahDübergang von Krausendorf nach Georgenberg: 160 Meter.
Von H- 81 Meter N. N. bis — 79 Meter.
0-3
3-31
31-32
32-80
80-82
82-121
121 — 12Ü
129—145 »
145—146 »
1 4 6— 1 60 » Geschiebemergel
Yen 82 — 83 Meter und von 149 — 150 Meter aufgearbeitete Braun-
kohleuletten, von 151 Meter ab glaukouitisch, von 156 Meter ab
sehr sandig.
Zu diesen Bohrungen, die ihrer Lage nach genau bekannt
sind und oben zu vier Gruppen angeordnet worden sind, so dass
die Bohrungen I— VII, VIII— XI und XII-XV auf ungefähr je
einer Geraden liegen, während XVI— XVIII ohne Beziehung zu
einander sind, treten noch auf dem Terrain der Infanteriekaserne-
ments folgende vier Bohrungen:
Meter Aufschüttung
» Geschiebemergel
Thonmergel . .
Geschiebemergel
Grand . . . .
Geschiebemergel
Sand . . . .
Geschiebemergel
Sand . . . .
xxxvrii
1. 69,4 Meter.
0 — 30 Motor (Toschicbemergel . .
30—36 » Tlioninorgel . . . ,
36—46 » Geschiebemergel . .
46 — 52,4 » Fayencemergel . .
Thonmergel . . . .
Sand ,
Geschiebemergel . . .
52,4-64
64-69,4
69,4
»
»
Dm
Oh
9m
dms
dh
d8
dm
0
39-
40
63
70
39
40
63
70
72,5
2. 72,5 Meter.
Meter Geschiebemergel
Thonmergel
Geschiebemergel
Sand ....
Geschiebemergel
y>
»
3. Kaserne I.
Öm
Ml
<)m
ds
dm
89 Meter.
0
m
o-
ly-
21-
37
43
77
78-
84
86-
88
5 Meter fehlt, sicher aber Geschiebemergel
19
21
37
43
77
78
■84
86
■88
89
»
»
»
»
»
»
y>
»
»
Geschiebemergel
Thonmergel . .
üeschiebemergol
Thonmergel .
Goschiebemergel
Thonmergel .
Gesell iobemergel
Gnind
Sand mit Lignit
Thonmergel . .
dm
Oh
9m
9h
9 m
9h
9m
dg
ds
dh
OberosDiluvii
46 Meter.
OberesDiluvii
63 Meter.
OberesDiluvi
84 Meter.
0-
9._
30-
37,5-
4. Kaserne, Brunnen III: 7G Meter.
2 Meter fehlt, sicher aber Geschiebe-
mergel
30 » Geschiebemergel. . . 9m
37,5 » Mergclsand .... 9ms \
45 » Geschicbcmergel . . 9m
OberesDiluvi
66 Meter.
45--47 Meter Thonmergel . .
47— 5J,6 » Geschiebemergel
5I,ß-53,7 » Grand . . . .
oÜ,7— 56 » Fayencemergel .
56—58 » Geschiebemergel
58-58,25 » Sand . . . ,
58,25—61 » Geschiebemergel
61—64 » Fayencemergel ,
64—66 » Geschiebemergel
66—76+ » Sand . . . .
Oberes!) iluviu m
66 Meter.
II. Stille. Mittheilungen aus dem Aufnahmegebiete
am södlichen Teutoburger Walde (Eggegebirge).
Die Aufnahmen im Sommer 1900 auf Blatt Altenbeken,
dem südlich hieran angrenzenden Blatte Lichtenau und im süd-
westlichen Theile des nach O. auf Lichtenau folgenden Blattes
Willebadessen umfassen den nord-südlich verlaufenden Haupt-
zug des Teutoburger Waldes, das sogenannte Eggegebirge, zwischen
Willebadessen und der lippeschon Enklave Grevenhagen nördlich
Altenbeken, das benachbarte östliche Vorland des Eggegebirges und
einen Theil der westlich an die Egge sich anschliessenden Pläner-
hochflächen.
Trias und Jura im Vorlande der Egge nehmen im östlichen
Theile der Blätter Altenbeken und Lichtenau nur schmale Zo-
nen ein; der ganze übrige Theil der Blätter, die Egge und ihr
festliches Hinterland, gehören schon zur westphälischen Kreide-
mulde.
In Bezug auf die Gliederung des Wellenkalkes, der auf
Blatt Altenbeken am östlichen Abfall der Egge zum Driburger
Thale in seiner ganzen Mächtigkeit, im nordöstlichen Theile von
Blatt Lichtenau nur in seiner oberen Abtheilung entwickelt ist,
haben sich einige bemerkenswerthe Resultate ergeben. Grössere
Profile fehlen am O. -Hange der Egge; seine Gliederung musste
deshalb vornehmlich auf den anschliessenden Blättern Driburg,
Sandebeck und Steinheim, namentlich entlang der Bahnstrecke
Himmighausen - Bergheim, bei Sandebeck, im Bahneinschnitt am
XL
Lilienberge östlich Driburg, am Schweinsberg nordwestlich Dri-
burg u. 8. w. untersucht werden ^).
Alle aufgenommenen Profile zeigen, dass dünnere feste Bänke
oolithischen oder krystallinischen, auch wohl etwas schaumigen
Kaikos in jedem Niveau die eigentlichen Wellenkalke unterbrechen
können; im Allgemeinen schwanken diese aber sehr in Bezug auf
Besch.'ifiVnheit, Mächtigkeit und seitliche Ausdehnung, wie schon der
Vergleich der beiden kaum 1 ^2 Kilometer auseinanderliegenden Profile
von Station Himmighausen (Blatt Sandebeck) und Dorf Himmig-
hauseu (Blatt Steinheim) zeigt; vielfach handelt es sich nur um
dünne, lager- oder linsenartige Einschaltungen, die sich bald aus-
keilen. Danei^en kehren dann gleichmässig Zonen fester Bänke
wieder, die wohl als die Vertreter der auch sonst überall im
Wellenkalke des nordwestlichen Deutschlands ausgeschiedenen
Zonen anzusehen sind, wenn auch ihre petrographische Ausbildung
zum Theil von der in weiter östlich gelegenen Gegenden recht
abweicht. — Ob die an der Egge durchführbare Wellenkalk-
gliederung auch für das weitere östliche Westphalen Gültigkeit
hat, oder ob es sich hier um ganz locale Ausbildungen handelt,
müssen spätere Untersuchungen zeigen.
Die tiefste dieser gleichmässig wiederkehrenden Zonen fester
Bäuke im Wellenkalke liegt gleich im Hangenden des Roth. Sic ist
charakterisirt durch rothbraune, krystallinische, harte, dolomitisclie
Kalke, bei deren Verwitterung sich die einzelnen Kryställchen
isoliren und das Gestein mit einer sich sandig anfühlenden,
mürben (»Kalksand«-) Kruste umhüllen. Am Steilhang oberhalb
der Quelle »Bollerwien«, am Waldrande südöstlich des Stellberges
bei Driburg, wurde Profil I, 600 Meter weiter nördlich im »Katz-
hohl« Profil II aufgenommen: , ,.
Hangendes: normale Wellenkalke;
1. blaugraue, feste, etwas oolith. Kalk-
bank 0,12 0,06
2. normaler Wellenkalk 0,24 0,28
') Der Auffassung Fhaxtzln's über die Hinimighausencr " Profile (dieses
Jahrbuch f. 1889, S. 457-4(>7) kanu ich mich in mancher Beziehung nicht an-
schliessen, da einzelne in ihnen enthaltene Störungen nicht berücksichtigt sind.
0,26
0,78
0,42
\ nur sehr
0,44
1 unvoll-
' kommen
1,G0
aufge-
m
schlossen
XLI
1. IL
Meter Meter
3. wie 1 0,12 0,15
4. rothbrauner, krystallinischer, harter,
dolomitischer Kalk mit mQrber, aus
£inzelkrystallchen bestehender Ver-
witterungskruste 1,70 1,07
5. graublaue, bei Anwitterung bräunlich
gesprenkelte^ harte Kalkbank . .
6. wie 4
7. graue, mürbe, stark mergelige Kalke
8. eigelbe Kalke, durchzogen von Kalk-
spathschnüren, z.Th. zellenkalkartig
9. wie 7. noch 0,20 Meter aufgeschlossen
Liegendes: rothe Thone des Roth.
Etwa 35 Meter oberhalb der Röthgrenze liegt eine weitere
2iOne festerer Bänke, die sich als mehr oder weniger deutlicher
erster Absatz im Welleukalkanstiege entlaug der O.-Seite der
Egge hei Driburg verfolgen lässt. Nach den Lagerungsverhält-
nissen entspricht sie wohl der Oolithzone, wenn auch ihre petro-
graphische Entwickclnng recht abweicht von der der Oolithzonen
anderer Gegenden.
Profil der Oolithzone aus dem Bahneinschnitt am
Lilienberge westsüdwestlich Driburg.
Hangendes: normale Welleukalke,
0,11 Meter festerer, gleich massigerer, grauer Kalk,
0,12 » normaler Wellenkalk,
0,04 » blaugrauer, oolithischer Kalk.
3,00 » a) festere, gelbe bis gelbgraue Kalke 0,90 Meter.
b) dünnschichtige, gelbe Kalke . . 0,80 »
c) festere, gelbe bis gelbgraue Kalke 1,30 »
2,60 » Zone fester Bänke von gleichmässigem, grauem,
z. Th. etwas oolithischem bis schaumig-
oolithischem Kalke, der vielfach in echte,
dann aber immer dickbankige Wellenkalke
überfjeht.
Liegendes: normale Welleukalke.
XLII
Profil der Oolithzone vom Schweinsberg, uordwestlich
Driburg.
(800 Meter östlich O.-Rand von Blatt Altenbeken.)
Hangendes :
1. 3,15 Meter
2. 2,53 »
Liegendes :
Wellenkalke.
a) festere, eigelbe Kalke von sehr
gleichmässigem Geflttge . . . 1,25 Meter.
b) dünnschichtige, graue Kalke . .0,10 »
c) festere, gleichmässigere, grau-
gelbe bis braungelbe Kalke . 1,80 »
Zone fester Bänke eines gleichmässigeren
Kalkes, der in Wellenkalk, gewöhnlich
dann recht dickbankigen, übergeht. Ein-
gelagert enthält sie eine etwa ^2 Meter
starke Bank von festem, blauem bis blau-
grauem, bei Auwitterung rostfarbenem Kalke
von etwas oolithischer Structur; in diese
wieder eingeschaltet dünne, bald sich aus-
keilende Wellenkalklagen.
Wellenkalke.
Die Oolithzone ist danach an der Egge bei Driburg vertreten
durch eine im Terrain sich deutlich abhebende Folge, fester, ho-
mogener, zum Theil auch etwas oolithischer, blaugrauer bis grauer
Kalke, die in echte, dann aber dickbankige Wellenkalke über-
gehen können, und über denen 3 Meter gelbe Kalke folgen; die
Mächtigkeit der ganzen Zone beträgt gegen 6 Meter. Als Decke
des Plateaus der Iburg und des Bergrückens zwischen Iburg und
Driburger - Pforte tritt sie in etwas grosserer Breite zu Tage,
während sie sich sonst als schmales Band am Hange hinzieht und
hier an den verschiedensten Stellen zwischen Frauenthalsgrund
und Schweinsberg zu beobachten ist.
Etwa 25 Meter über der Oolithzone liegt eine dieser petro-
grnphisch ähnliche Folge festerer Bänke, ebenfalls begleitet von
gelben Kalken, die nach ihren Lagerungsverhältnissen der Zone
der Terebra telbänke entsprechen dürfte. Im Terrain ruft sie
XLIII
eine deutliche Kante hervor; etwa von derlbnrg bis zum Klüsen-
berge am östlichen Hange der Egge bildet sie den oberen Ab-
8chlusd des steilen Wellenkalkhanges Ober dem Dribnrger Thale.
üeberall, wo genauere Profile zu beobachten waren, so bei Sande-
beck, Himmighausen, Driburg und Neuenheerse, fanden sich in
ihrem Liegenden mehrere Meter sehr mftrber, stark mergeliger,
dönnschichtiger Kalke, auf die wohl zum Theil auch das deutliche
Hervortreten der Terebratelzone im Terrain zurückzuführen ist.
Auch in der Terebratelzone liegen zu unterst sehr feste,
dickbankige Wellenkalke, die in blaue bis blaugraue, dichte, zum
Theil etwas schaumige, zum Theil auch oolithische Bänke über-
sehen. Hierüber folgen nach einer geringen Wellenkalkzwischen-
lagerung etwa 3 Meter ziemlich fester, eigelber Kalke.
Die durchschnittliche Mächtigkeit der Terebratelzone au der
Egge beträgt etwa 7 Meter.
Profil der Terebratelzone vom Bahnhofe Himmighausen.
Hangendes: Wellenkalke, unterbrochen von einigen dünnen,
festeren, etwas oolithischeu Bänkchen.
3,25 Meter \ ^J^ ^**«'- Sl'-^b'-aune, ) ^.^^^^
l 2,90 » eigelbe, )
0,85 » dünnschichtiger Wellenkalk,
1,80 » feste Wellenkalkbänke, übergehend in blaue bis
blaugraue, wenig schaumige, zum Theil auch
etwas oolithische Kalkbänke (bilden die Kante
des »Vossberges«, beim Bahnhofe.
Uegendes: mürbe, dünnschichtige Mergelkalke.
Die Mächtigkeit des noch über den Terebratelbänkeu folgen-
den Unteren Muschelkalkes beträgt gegen 50 Meter, damit die
des gesammten Wellenkalkes etwa 120 Meter.
Die obersten 20—25 Meter des Wellenkalkes sind an der
Egge charakterisirt durch schaumige Bänke, sowie durch feste
Knorpelkalke von grösserer Mächtigkeit, die an zahlreichen
Stellen als Werkstein oder zur Wegebeschotterung gebrochen wer-
den. Dieser obere Theil hebt sich im Terrain deutlich von den
xuv
liegenden Schichten ab; östlich Driburg, am Stellberge und weiter
nördlich, bezeichnen stellenweise förmliche kleine Klippen seinen
Beginn. Die Knorpelkalke können sich in den verschiedensten
Horizonten dieser obersten Abtheilung finden; in einem tiefen
Niveau liegen sie am Stellberg östlich der Oekonomie »Lachenichtc
und weiter nördlich, wo sich folgendes Profil ergab:
Hangendes: Wellenkalke, noch 1 Meter aufgeschlossen,
0,04 Meter feste, graue Kalkbank,
0,06 » normaler Wellenkalk,
0,19 » grauer Schaumkalk,
0,80 » feste, graue Knorpelkalke,
0,40 » normaler Wellenkalk.
Liegendes: dickbankiger, fester, grauer Wellenkalk, noch
0,75 Meter aufgeschlossen.
In den Profilen von Himmighausen finden sich die Knorpel-
kalke etwa 16 Meter unter dem Mittleren Muschelkalke, und
einen ähnlichen Horizont mögen sie auch zwischen Hausheide
und Klusenberg einnehmen, während sie weiter südlich bis
Neuenheerse hin bedeutend höher liegen dürften. Bald unter der
Grenze gegen Mittleren Muschelkalk werden Knorpelkalke zur
Beschotterung der fiskalischen Waldstrasseu südöstlich des Dübels-
nackens (zwischen Altenbekeu und Driburg) gebrochen. Gelbe
Kalke finden sich im oberen Wellenkalke in der Gegend des
Bodenthaies und Nethenberges (Blatt Lichtenau) in geringer
Mächtigkeit; weiter nördlich auf Blatt Altenbeken scheinen sie
zu fehlen.
Die Lage der Schaumkalkbänke im obersten Wellenkalke
ergiebt sich für das gleich nördlich Altenbeken folgende Gebiet
aus dorn Profile im Bahneinschnitte 900 Meter westlich Dorf
Himmighausen:
Hangendes: Mergel des Mittleren Muschelkalkes,
1. 14,48 Meter Wellenkalke, die obere Hälfte sehr mürbe und
stark mergelig, mit b zwischen 2 und 5 Centi-
meter schwankenden, schaumigen Bänkchen,
XLY
2. 0,35 Meter grauer Schaum kalk mit Uebergängen zu
Wellenkalk, ganz erföllt von Steinkernen und
Abdrücken von Myopharia^ Gervillia^ Pecten^
Turbo u. 8. w.
3. 1,38 » Wellenkalke, die obere Hälfte fester und dick-
bankiger,
4. 1,20 » feste Bänke knorpeligen Kalkes,
5. 0,50 » festerer^ grauer, einigermaassen ebenschichtiger
Kalk,
6. 6,28 » Wellenkalke, zu oberst etwas mergelig und
dünnschichtig, mit drei dünnen, schaumigen
Bänkchen,
7. 0,13 » Schaumkalk, in Folge eingelagerter, gelb-
grauer Thonb rocken von conglomeratischem
Aussehen.
Liegendes: mürbe, stark mergelige, darunter normale
Wellenkalke.
Es sind also bei Himmighausen, abgesehen von einer Reihe
döoner schaumiger Bänkchen, zwei stärkere Schaumkalkbänke
vorhanden, die wir vielleicht mit der unteren und mittleren
Schaumkalkbank des südlichen Hannovers u. s. w. in Vergleich
bringen können. Die obere Schaumkalkbank dürfte möglicher-
weise irgendwie durch die dünneren ßaiikchen unter 1. in obigem
Profile vertreten sein.
Nach dem Auftreten der Schaumkalkbänke gehören wohl
die ganzen oberen 24 Meter des Himmighausener Wellenkalkes
der Schaumkalkzone au. Vergleichen wir allerdings das Himmig-
hausener Profil mit den von W. Frantzen und A. von Koenen ^)
publicirten Wellenkalkprofilen, speciell mit dem nicht sehr fern-
gelegenen Warburger Profile, in dem die Schaumkalkzone fol-
gendermaassen gegliedert ist:
0 W. FeANTzifif und A. von Koemkn, Ueber die Gliederung des
Wellenkalkes im mittl. u. nordwestl. Deutschland. Dieses Jahrbuch 1888,
S. 440-452.
LVI
tlioil weise wohl durch A iifschQttuog noch beträchtHch erhöht,
laufen, theilwi ise danimartig scharfen Zügen zusammen
nehmen stellen wi'iso den Charakter einer echten Endmoräne
Besonders der Schncckonberg bei Garlin, der sich als lai
dammartiger Rücken bis zur Seehöhe von 66 Metern, 2G M
über der Umgebung erhebt, bietet mit den aufgesetzten Gra
und Steinkuppen« die an einer Stelle den Charakter einer Bl<
|>ackung annehmen, das Bild einer echten Endmoräne dar.
Während die Endmoräne im südwestlichen und mittleren Tl
von Blatt Kambow durch einen Zug grosser, flacher Du
raijunjjen vertreten wird, theilt sie sich schon im nord-
liehen Theile dieses Blattes, viel deutlicher aber im diesjähri
Gebiete, in mehrere (3 bis 4) hinter einander liegende Zf
Während der Eisrand im ersteren Gebiet längere Zeit still
(unterdessen wurden die grossen Sandrflächen der Damniro
Forsten uud des Stavenow-Dargardter Waldes gebildet und entsi
die grosse Ausstrudeluug des Rambower Sees), zog er siel
seinem weiter nordöstlichen Verlaufe ruckweise in kurzen Etap
ein Stück weit zurück, jedesmal eine mehr oder weniger ^
artige Aufpressuug (theils auch Aufschüttung) und ein di
entsprechendes System von Schmelzwasserrinnen hinterlass<
Die Hauptsanmielrinne bildete dabei stets das kurz vor
äussersteu Etappe verlaufende Löcknitzthal.
An dorn die mecklenburgische Grenze bildenden Thal br
die Endnioräue kurz und unvermittelt ab und findet in den flac
Laiulschaftsformeu jenseits derselben keine deutliche Fortsetzu
Ihre VerlänjjeruuiX würde fast rechtwinklich auf die gn
mecklenburgische Endmoräne tier Kühner Berge stossen. Um
Endmoräne scheint also einen vorgeschobenen Bogen zu die:
grossen Endmoräueuzuge zu bilden. An Grossartigkeit sind d
verhältnissmässig niedrigen Höhenzüge allerdings nicht mit
zwei- bis dreimal höheren Kühner Beriten ver<;leich!)ar.
Der vorderste Zug unserer Endmoräne besteht aus ziem
breiten Durchragungsberijen, der »Markscheide« südlich Street
der Höhe 56 bei Bootz. dem >Bootzer Berjje«. Die wen
deutliche Fortsetzung dieses Zuges dürfte der Höhenrückeu
XLvn
Als zusammenhängendes Band verläuft der Neocomsandstein
entlang der Kante des Eggegebirges. Er wird unterlagert vom
N.-Rande des Blattes Altenbeken bis zum Rehberge von Lias,
am südlichen Rehberge von Gypskeuper, Trochitenkalk, Wellen-
kalk und Mittlerem Muschelkalke, von hier an bis zur »Klus-
weide« auf 6 Kilometer nord-südlicher Erstreckung von Mitt-
lerem Muschelkalke, in der Gegend der Försterei Klusweide
vou Unterem, Mittlerem und Oberoin Muschelkalke, von der Klus-
weide bis zum Netheberge nordwestlich Neuenheerse von Oberem
Welleukalke, vom Netheberge an bis Aber Willebadessen hinaus
von Keuper, und zwar im Allgemeinen von Mittlerem Keuper,
nur in der Gegend des grossen Neuenheerser Bahneinschnittes
auch von Rhätkeuper. Auf den südlich an das diesjährige
Aufnahmegebiet anschliessenden Blättern Peckelsheim und Klei-
nenberg liegt der Neocomsandstein bis in Höhe der Teutonia-
Hütte bei Borlinghausen auf Gypskeuper, von hier bis etwa
zur Chaussee Kleinenberg - Scherfedo (Blatt Kleinenberg) auf
Wellenkalk, südlich Kleinen berg auf Roth und weiter west-
lich auf Mittlerem Buntsandstein (siehe unten folgendes Profil
vou Marschallshngcn). Im engsten Zusammenhange mit dem
Wechsel im Liegenden des Neocoms stehen die orographischen
Verhältnisse am O.-Abfall des Eggezuges: hohe, steil abfallende
Hänge dort, wo mächtige^ inürbe Schichten des Keupers oder
Lias den Sandstein unterlagern — so nördlich Altenbeken, ferner
zwischen Neuenheerse und Teutonia-Hulte, am Benten-Berge süd-
lich Kleinenberg — ; dagegen nur verhiiltnissmässig schwache
Entwickelung des Hanges unter dem Neocomsandstein, wo die
festeren Schichten des Muschelkalkes ihn unterlagern — so im
sudlichen Theilc des Blattes Altenbeken, bei Borlinghausen u.s.w. — .
Der Gaultsand stein hat am N.-Rande von Blatt Alten-
l»eken nur geringe Mächtigkeit; wenig weiter nördlich, im süd-
lichsten Theile des Blattes Sandebeck-Horn, keilt er sich ganz
aus; dagegen schwillt er nach S. mächtig an und besitzt im
Altenbekener Tunnel z. B. schon eine Mächtigkeit von 40 Metern.
Am westlichen Abfalle der Egge tritt er bei flachem Einfallen im
Allgemeinen sehr breit zu Tage. Etwa von Schwauey an nach
xLvm
S. werden Fossilien in ihm häufiger, namentlich Inoceramen und
Pecten- Arien ^ dann auch Hoplites auritua Sow., mehrere Pelecy-
poden der Gattungen Gryphaea^ Pinna^ AvünUay Modiola^ femer
Seeigel, Spongien u. s. w.
Der Flammen mergelnder am ganzen nördlichen Teutoburger
Walde und auch am Eggegebirge bis südlich Altenbeken vertreten
ist, fehlt südlich Schwaney vollständig, ist also auf Blatt Lichtenau
überhaupt nicht mehr vorhanden, im Zusammenhange mit der über-
greifenden Lagerung des Cenomans, das von Altenbeken an
nach S. immer ältere Horizonte überlagert: von Altenbeken bis nörd-
lich Büke die obere, glaukonitische Stufe des Flammenmergels, von
Büke bis Schwaney die normalen, gclblich-weisseu Vertreter der
Flammenmergelzone, von Schwaney durch das ganze Blatt Lich-
tenau hindurch bis iu den nördlichen Theil des Blattes Kleinen-
berg den Gaultsandstein, und noch weiter südwestlich, so bei
N. — S. Profil zwischen Glashütte Marschallshagen und Holtheim
(Blatt Kleinenberg) 1 : 5000.
CmI „„,„,^,
"" """^ [[llillilLM^llJl^lll^^iuyw - £"3 •''''
__ j^
Marschallshagen, den Neocomsandsteiu. Der Bergrücken zwischen
Glashütte Marschallshagen und Holtheim zeigt in Folge der über
greifenden Lagerung des Neocoms und des unteren Cenomans
folgendes Profil:
Cenomanpläner (COl,^)
Cenomanmergel COl«)? trausgredirend über
Neocomsandstoin (CUl), trausgredirend über
Mittlerem Buntsaudstein (sm).
Der Hauptzug des Eggegebirges besteht also, abgesehen vom
Jura und der Trias an seinem O.-Abfall, aus den sandigen
Schichten des Neocom und Gault; seine ost-westlichc Breite
schwankt mit dem Einfallswinkel der Kreideschichten.
Westlich von ihm schliesst sich das weite Plänergebiet der
XLIX
westphälischen Kreidemiilde an. Das Ceuomau beginnt mit grauen
Mergeln in 40 — 50 Meter Mächtigkeit; diese werden überlagert
von rund 80 Metern fester, cenomaner Planer, auf die nach einer
Zwischen läge rung von 3 Metern Rothpläner der zweite Mergel-
horizout mit Lioceramus mytüoides Mant. in etwa 25 Meter Mäch-
tigkeit folgt; hierfiber liegen wieder festere Pläner mit Inoceramus
Brogniard Mant. In Folge der Mergelzwischenlagerungen ist das
«•iu den Hauptzug der Egge zunächst anschliessende Plänergebiet,
bei ungestörten Lagerungs Verhältnissen, in zwei Etagen aufgebaut,
deren gewöhnlich steiler östlicher Abfall von den Mergeln einge-
nommen ist, während ihr langsam nach W. abfallender Rucken
vom Plänerkalke gebildet wird.
Im aufgenommenen Gebiete weit verbreitet ist der sogenannte
»Hotten stein«, ein graues oder gelbliches, specifisch sehr leichtes,
tlioniges Gestein, das durch Auslaugung des Kalkgehaltes aus dem
Pläner hervorgeht. Die Structurverhältnisse des Pläners bleiben
dabei im Allgemeinen gewahrt; die Versteinerungen sind in ihm
als Steinkerne oder Abdrücke gewöhnlich in scharfen Umrissen
enthalten. Gerade die festesten unteren cenomanen Pläner werden
am weitgehendsten, in manchen Bezirken sogar ausschliesslich,
von der Entkalkung ergriffen. Daneben scheint auch, wenn auch
in geringerem Maassc, die Hottensteinbildung von Verwerfungen
u- 8. w. abhängig zu sein.
Die Kreideschichten im aufgenommenen Gebiete streichen
"^örd-sudlich, ganz local etwas mehr nordnordwestlich, und treten
^'6 einzelnen Horizonte bei der geringen Neigung, mit der sie
nach W. einfallen, durchweg in ziemlicher Breite zu Tage.
N. — S.- Brüche finden sich auf Blatt Lichtenau, nament-
l'^'h im südlichen Theile. Am O.-Hange der Egge liegen hier
"ord- südlich streichende Einbrüche von Unterem Lias im
^ypskeuper. Oestlich des Hauptkammes verlauft am W.- Abfall
der Egge eine streichende Verwerfung, die etwa bei Gut
^chönthal beginnt und von hier an nach N. bis in Höhe
^on Asseln eine Wiederholung von Neocomsandstein, stellen-
Jakitaeli 1900. d
weise auch von (jypskeuper, hervorruft. Auf diese Weise bildet
sich hier ein zweiter Neocomsandsteinkamm heraus, der westlich
der »Paderborner Berge« den eigentlichen Eggekanini sogar etwas
an Höhe ttbertriflFt. In südlicher Verlängerung dieses Bruches
liegt in der Unteren Kreide der breite Kleinenberger Cenoman-
leinbruch. — Weiter westlich zwischen der Egge und Lichten«iu
finden sich noch eine Reihe von N.— S.-Brftchen, welche die
Grenze zwischen Conomanmergel und Cenomanpläner oft erheblich
verschieben und dadurch im Terrain sehr deutlich hervortreten.
Westlich eines dieser Brüche kommt unter dem Cenoinanmergel
der Gaultsandstoin wieder hervor und legt sich als nord-südlich ver-
laufende Barre quer durch das Odenheimer Thal und die Niede-
rung nördlich der Sauer westlich Bühlheim. Südwestlich Hakon-
berg ist an N. — S. -Brüchen eine schmale Parthie unterer Turon-
schichten in die (unteren) Cenomanpläner eingesunken. Weiter
nördlich liegen N. — S.-Brüche von geringer Sprunghöhe im Gebiete
der Unteren Kreide.
In der Kreide des Blattes Altenbeken finden sich N. — S.-
Brüche in der Gaultsandstein - Flammenmergel - Partie nord-
östlich Schwauey , in deren Verlängerung bei Büke eiu
grabenartiger Einbruch von Ceiiomaumergeln den Flammen-
mergelrückeri nord - südlich durchzieht. Was an Dislocationeu
in der Kreide sonst noch auftritt, sind im Wesentlichen
Querbrüche, die meist unbeträchtliche Verschiebungen der For-
mationsgrenzen hervorrufen und besonders scharf dort hervor-
treten, wo Terrainkanten über den cenomanen und turonen Mer-
geln an ihnen absetzen. Durch Querbrttche geradezu aufgelöst in
lauter einzelne, durch kleine Dellen getrennte Rücken, die in der
Richtung des Scliichtenstreichens an einander gereiht sind, er-
scheint der Zug der obersten cenomanen Pläner unterhalb der
Mytiloides-Zone. Dasselbe hebt von Koenen^) für die (ironauer
Kreidemulde hervor.
Auf ost-westliche bis ostsüdost-westnordwestliche Querbrüche
') V. Koenen: lieber die wissenschaftlichen Ergebnisse der geolojijischen
Aufnahmen im Jahre ISüS. Dieses Jahrbach 181)8, S. LVI.
LI
ist auch wohl die erste Anlage der Qnerthäler zurückzuführen,
die südlich Altenbeken in den WesUibfall des Eggegebirges ein-
geschoittcu sind und diesen in lauter einzelne Kücken zerlegen,
zwischen denen die Triasschichten des Vorlandes stellenweise
weit nach W. vorrücken.
Die Verhältnisse am Kreiderande werden namentlich dort
recht complicirt, wo hier südost-nordwestliche Störungs-
zonon an die Kreide herantreten und auch in sie hineiusetzen.
So siud die Trias- und Liasschichten auf Blatt Lichtenau nördlich
von Neuenheerse, auf Blatt Altenbeken in der Gegend der Försterei
Klub weide und im ganzen nördlichen Thcile vom Dübelsnacken an
vorwiftrend in der SO. — NW.-RicIitung gefaltet und verschoben.
Berlin, den 13. Januar 1901.
0. TiETZE: Bericht über die Aufnahme der Blätter
Lebiis, Seelow, Küstrin und Sonnenburg.
Der grössere Theil der Blätter Lebus, Seelow und Küstrin
wird von den Bildungen des Oderstromes ausgefüllt; diese greifen
auch noch von Blatt Küstrin, von dem ich jedoch nur die beiden
westjiclien Achtel aufnahm, auf Blatt Sonnenburg über, wo sie sich
niit den AUuvionen der Warthe vereinigen.
Die betreffenden Bildungen bestehen meist aus Oderschlick,
der bisweilen von grösseren oder kleineren Sandinseln und Sand-
'^ü^en unterbrochen wird. Diese für den Landvvirth äusserst un-
iingeaehmeu Sandvorkommnisse (im Volksmund »Schrinde« ge-
uunat) sind theils durch Ueberschwenimungen der Oder ent-
Jitanden, theils stellen sie vielleicht ;ilte Betten von Oderarmen
dar. Ich habe hier besonders die auf Blatt Seelow (vergl. die
beigeftigte Karte) ^) die Ebene von O. nach W. durchziehenden
Saudrücken im Auge, von denen der südliche sich durch Sachsen-
dorf zieht^ der nördliche die Chaussee Küstrin -Seelow zu beiden
Seiten begleitet. Vielleicht stellen die im NO. des Blattes Lebus
') Ich habe die von mir nicht aufgenommenen Tlieilo von Blatt Küstrin er-
gänzt nach den Feldbl&ttern der Herren v. Lin^tow und Wülfek, die sich in
die Aufnahme des übrigen Theiies des bei reffenden Blattes theilteD.
d*
iim das Vorwerk Werder auftretenden SandioselD die Erste eines
dritten sitdlichsten Bettes eines Oderanncs dar. Auf Blatt Seelow
biegen diese SaudzQge, ehe sie den westlicheD Tlialrand erreichen,
nacli NW, um und endigen, der efldliclie in Sandstreifen, die dem
W.-Ufer parallel uacli NW. laufen, der nördliche in ein sich nach
N. verflachendps Thälclien, das jetzt noch mit Torf gefrdit ist.
Nördliili des Dammes der Osthaliii frift't man mir mehr selten
Sand in kleinen Inselclieu an, meist erreitlit sogar die Suhlickdecke
eine Mächtigkeit von 2 Metern
Der Schlick zeigt im Allgenieini'n flborall die gleiche Bcschaffrn-
heit. Seine Mächtigkeit schwankt von wenigen Decimetern l)is /,u
2 Metern und mehr. Au vielen Pnukten, wo er nach seiner
Ahlagernng von Saud fiberdeckt worden war, ist er durch Uigolon
LHI
wieder an die Oberfläche gebracht worden. Er ist kalkfrei, mit
Ausnahme einiger Gebiete, die sich iiin die Zuckerfabriken aus-
dehnen, und eines bis zu 2 Kilometer breiten Streifens, der die
vom Reitweiner Sporn gebildete Bucht innen umsäumt. Während
in jenem Fall der Kalkgehalt künstlich durch den zur DOngung
verwandten Scheideschlamm von der Rübenzuckerfabrikation in
den Tbon gelangt, ist er hier durch einen natürlichen Process er-
zeugt: der Kalk wird durch die Niederschlags- und Schmelzwässer
aus dem die Bucht bildenden Geschiebemergelplateau herausgelöst,
in die Ebene hinabgeführt und scheidet sich dort beim Verdunsten
des Wassers wieder aus. Deshalb findet sich auf jenen künstlich
gekalkten Feldern der Kalkgehalt selten bis zu 1 Meter Tiefe, wäh-
rend er iu dieser Kalkzone, die auf Blatt Lebus beginnt, über
Blatt Libbenicheu, welches aber noch nicht aufgenommen wurde,
sich voraussichtlich fortsetzt und auf Blatt Seelow den Thalrand
noch bis zum Seelower Bahnhof begleitet, sich noch in 2 Meter
Tiefe leicht nachweisen lässt. Dieser kalkige Schlick verräth durch
seine tiefschwarze Farbe zugleich einen etwas höheren Humus-
gehalt. Solch schwarzer Schlick — die Färbung ist gewöhnlich
auf die obersten Decimeter beschränkt — findet sich überhaupt
meist dort, wo in Folge der tieferen Lage der Grundwasserstand
ein sehr flacher und deshalb die Vegetation eine üppigere ist.
An besonders tief gelegenen Punkten mögen sich wohl Sümpfe
das ganze Jahr hindurch gehalten haben, so dass sich in ihnen
eine vollkommene Sumpffauna entwickeln konnte. Ich fand
wenigstens südlich der Chaussee Küstrin - Seelow, 4 Kilometer
von Seelow (der Punkt ist auf der Karte durch ein Kreuz be-
zeichnet), Aecker mit Diatomeeuerde^) bestreut, die der Bauer
beim Auswerfen eines Grabens in nicht 1 Meter Tiefe gefunden
hatte. Die Mächtigkeit der Schicht beträgt ungeföhr 1 Decimeter.
Nächst dem Schlick spielt der Torf eine wichtige Rolle auf
Blatt Lebus, wo er vom Blatt Frankfurt a. O. kommend sich auf
der östlichen Seite der Thalniederung hinzieht und südlich Oetscher
•) Es gelang Herrn Dr. Kört, der die Freundlichkeit hatte, die mitgebrachte
Probe zn untersuchen, in derselben EpWiemia, Melosira, Navicvin, Fragilaria^
Sgnedra und andere Formen festzustellen.
LIV
ondigt. Er stellt mit den ihn l)cgleitenden Sandbänken wohl einen
der letzten Hauptanne der Oder dar, der sieh mit dem jetzigen
Oderlauf nördlicii Octscher wieder vereinigte.
Der grössere Theil dos Blattes Sonnenburg wird von Torf-
ablagernngen eingenommen. Sie reichen im S. bis an den
Thalsnnd der jüngsten Stufe heran und füllen die Buchten zwischen
den bei Tschernow gelegenen Thalsandrücken aus. Diese Rücken
verlaufen in ost - westlicher Richtung und tragen fast särauitlich
an ihrem nördlichen Saume Dünen, die auf einer Wanderung nach
N. begriffen sind; denn am Nordrande der Sandstreifen wurde Torf
unter dem Sande erbohrt. Der nördlichste dieser Sandzüjxe trägt
einen Theil der Chaussee Küstrin-Sonnenburg, deren Damm zugleich
die Ueberschwemmungsgebiete der Oder und Warthe trennt. Der
Torf zwischen und nördlich dieser Sandzüge ist zum Theil so
kalkreich, dass sich kleine Wiesenkalklager gebildet haben.
Im SW. des Blattes geht der Torf in Schlick über, der durch
die Hochwasser der Oder dort abgesetzt wurde.
Die Grenze zwischen beiden Bildungen ist natürlich eine sehr
unregelmässige; Verschlungene Sandzüge sind dem Schlick zum
Theil aufgelagert, theils ragen sie als Rücken aus ihm hervor und
^eheu dann in das Gebiet der Torfablaijerungen über, bis zur
Küstriner Chaussee hin, woselbst der Torf eine Mächtigkeit bic
zu 6 Metern besitzen soll. Dort ist denn auch der Damm bei
Ueberschwemmungen am meisten gefährdet und des Oeftern aucli
unterspült und durchbrochen worden, wie die zu seinen beiden
Seiton gelegenen Kolke, tiefe in den Torf eingerissene, jetzt mit
Wasser gefüllte Löcher beweisen. Die nördlich der Chaussee
gelegenen Kolke sind vom Oderhochwasser, die südhch liegenden
vom Warthehochwasscr aus<xehöhlt worden.
Nach der Warthe hin nimmt die Zahl der Sandinseln wieder
zu, bis sie schliesslich zu einem voUständiojen Bande länjrs dos
Wartheufers worden. Auch das nördliche Ufer wird von einem
ähnlichen Sandstreifon gchildet. Betrachtet man den Uferabfall
nach dorn Flusse zu, so sieht man, dass er sich aus lauter horizon-
talen Händern von weisser und schwarzer Farbe zusammensetzt
erstere aus Sand, den die Warthe bei Ueberschwemmungen übei
LV
den Flussrand gespült, letztere aus humosem Sand bestehend, der
die Vegetationsrinde darstellt, die sich jedesmal zwischen zwei
aufeinander folgenden Ucberschwemmungen bildete.
Id liuiger Entfernung endlich vom südlichen Wartheufer wurde
an verschiedenen Stellen Schlick unter dem Torfe erbohrt. Auch
sind bisweilen die obersten Decimeter Torf von so thoniger Natur,
dass der Boden, namentlich wenn er etwas ausgetrocknet ist, eine
bläuliche Farbe bekommt. Immerhin ist aber der Schlickgehalt
noch nicht so gross, dass man von einer Schlickdecke sprechen
könnte.
W. Weissermel: Bericht über Aufnahmen auf den
Blättern Grabow, Rambow und Karstadt (Westpriegnitz).
Die diesjährigen Aufnahmen bewegten sich, von dem im
Vorjahre bearbeiteten Blatt Rambow ausgehend, durch die preussi-
schen Ant heile der Blätter Grabow und Balow der mecklen-
burgischen Grenze folgend nach O. und dann auf Blatt Kar-
stadt nach S. — Das Aufnahmegebiet wird durch das breite
Löcknitzthal in zwei Theile getheilt, die, genetisch von einander
abweicheud, gesondert behandelt werden müssen.
Das Löcknitzthal entsteht auf Blatt Balow aus dem von der
grossen mecklenburgischen Endmoräne der Ruhner Berge her-
kommenden Thale der eigentlichen Löcknitz und den die preussisch-
inecklenburgische Grenze bildenden Thälern der Taruitz und
Karwe. Es durchzieht, etwa 2V2 Kilometer breit, das Blatt
Karstfidt bis zu seiner südwestlichen P^cke.
Das Gebiet westlich der Löcknitz umfasst winklich den N.
"öd 0. des Blattes Rambow; seine Aufnahme brachte eine
wesentliche Erweiterung der auf diesem gewonnenen Resultate.
Bei der Aufnahme von Blatt Rambow im Vorjahre wurde
^•"kannt, dass eine dasselbe in der Diagonale von SW. nach NO.
""rchziehende Zone von Durchragungen, eine Scheide zwischen
ebener Grundmoränenlandschaft und Saudr bildend, Vertreter
^^^^r Endmoräne ist. In dem in diesem Jahre aufgenommeneu
^achbargebiet schliessen sich die, schon im NO. von Blatt Ram-
bow scharf aus der Umgebung heraustretenden Durchraguugszüge,
LVI
theilweise wohl durch Aufschüttung noch beträchtlich erhöht, zu
laugen, theilwi Ise dammartig scharfen Zügen zusammen und
nehmen stellen wim'so den Charakter einer echten Endmoräne an.
Besonders der Sehncckonberg bei Garlin, der sich als lauger
dammartiger Rücken bis zur Seehöhe von 66 Metern, 2G Meter
über der Umgebung erhebt, bietet mit den aufgesetzten Grand-
und Steinkuppen, die an einer Stelle den Charakter einer Block-
packung annehmen, das Bild einer echten Endmoräne dar. —
Während die Endmoräne im südwestlichen und mittleren Theile
von Blatt Rambow durch einen Zug grosser, flacher Durch-
ratjunijen vortreten wird, theilt sie sich schon im nord-öst-
liehen Theile dieses Blattes, viel deutlicher aber im diesjährigen
Gebiete, in mehrere (3 bis 4) hinter einander liegende Züge :
Während der Eisrand im ersteren Gebiet längere Zeit still lag
(unterdessen wurden die grossen Saudrflächen der Dammrower
Forsten und des Staveuow-Dargardter Waldes gebildet und entstand
die grosse Ausstrudelung des Rambower Sees), zog er sich in
seinem weiter nordöstlichen Verlaufe ruckweise in kurzen Etappen
ein Stück weit zurück, jedesmal eine mehr oder weniger wall-
artige Aufpressung (theils auch Aufschüttung) und ein dieser
entsprechendes System von Schmelzwasserrinnen hinterlassend.
Die Hauptsammeirinne bildete dabei stets das kurz vor der
äussersteu Etappc verlaufende Löcknitzthal.
An dem die mecklenburgische Grenze bildenden Thal bricht
die Endmoräne kurz und unvermittelt ab und findet in den flachen
Landschaftsformeu jenseits derselben keine deutliche Fortsetzung.
Ihre Verlängerung würde fast rechtwinklich auf die grosse
mecklenburj^ische Endmoräne der Ruhner Berge stossen. Unsere
Endmoräne scheint also einen vorgeschobenen Bogen zu diesem
grossen Endmoränenzuge zu bilden. An Grossartigkeit sind diese
verhältnissmässig niedrigen Höhenzüge allerdings nicht mit den
zwei- bis dreimal höheren Rnhner Bergen vergleichbar.
Der vorderste Zug unserer Endmoräne besteht aus ziemlich
l)reiten Durchragungsbergeii, der »Markscheide« südlich Streesow,
der Höhe 56 bei Bootz, dem »Bootzer Berge«. Die weniger
deutliche Fortsetzung dieses Zuges dürfte der Höhenrücken des
LVII
Dorfes Dargardt und die Höhe 47 westlich derselben bilden,
während einige kleinere Höhen im nördlichen Theile des Dar-
gardter Waldes und die Diirchragungshöhe 53 südlich Seetz ant
Blatt Rambow den Anscbluss an die grosse Durchragungsfläche
bei Boberow und Meilen bilden dürfte, in der sich die ver-
schiedenen von NW. kommenden Einzelzüjjc sammeln.
Die zweite, zunächst zurückliegende Etappe, in der der End-
nioränenchanikter am besten hervortritt, wird gebildet von dem
über 3 Kilometer langen, schmalen Höhenzuge, der sich von
GarlJD bis fast nach Reckenzien hinzieht, und dem schmalen Berg-
Züge, der, zunächst grossentheils von Gescliiebemergel Oborkleidet,
zuerst von Sargleben nach Garlin in west-östlicher Richtung ver-
läuft, dann scharf nach N. umbiegt und als Schneckenberg einen
echten sandigen Endmoränen wall mit aufgesetzton Grandkuppen
und vielfach gegcngelagerten Lehmpartiron dnrstellt. Die Ver-
Diittelung dieses Zuges zu der grossen Boborow-Mellener »Sammel-
durchragung« könnte die runde Durchragungskuppe beim Dorfe
Seetz bilden.
Während der ersten Phase eilten die Schmolzwässer in
uichreren kurzen, jetzt meist von Äbschlämmmassen erfüllten
Schluchten dem nahen Löcknitzthale zu, den kurzen Hang bis zu
demselben mit Sand überschüttend. Während der zweiten Etappe
benutzten die Schmelzwässer theils noch einige dieser schlucht-
artigen Rinnen, theils suchten sie sich in zwei Thälern hinter
den Höhen der ersten Etappe, einerseits nach N. (bei
Reckenzien), andererseits nach S. (bei Garlin) den Weg zum
Löcknitzthale. — Hervorgehoben sei hier gleich, dass die Thäler
zwischen den Endmoränen - Durchragungen nicht etwa junge
Erosionsgebilde, sondern älter als das Obere Diluvium sind, wie
später ausführlicher dargelegt werden soll.
Der letzten und hauptsächlichsten Stillstandsphaso des Eis-
randos entspricht eine ausgedehnte, aus zahlreichen Rücken und
Kuppen gebildete Fläche Unteren Sandes, der am Pröttliner
Walde aus dem Geschiebemergel hervortretend, in schmalem,
orographisch nicht hervortretendem Zuge auf Blatt Grabow über-
gebt und sich hier schnell zu einem breiten, ziemlich coupirten
LVIII
Gebiet ausdehnt, um bei Gut und Bahuhof Wendisch- Warnow
wieder unter den Gesehiebemergel unterzutaucheu. Ein vor-
geschobener Sporn dieser grossen Durchragung, vielleicht einer
kurzen Zwischenphase entsprechend, ist der zunächst breite, dann
sich verschniälernde Bergzug des »Koggerberges«.
Den Anschluss dieser Phase an den Durchragungsknoten bei
Meilen dürfte der Höhenrücken bei Düdow bilden.
Die Abflussrinnen dieser letzten Stillstandslage sind : zunächst
im SW. die Verlängerung der Rinne, die, im weiteren Verlaufe
subglacial, vom Pröttliner Walde bei Düdow aus die Geschiebe-
mergellandschaft von Blatt Rambow zum Eldethal hin durch-
zieht (cf. Bericht zu diesem Blatt), ferner die Thäler, die zu
beiden Seiten des Koggerberges nach Reckeuzien zu verlaufen,
sowie die von Colonie Wendisch- Waruow gleichfalls nach N. zum
Tamitzthal führende breite Senke, und endlich das grosse Sammel-
becken zwischen Sargleben und dem Schneckenberge, aus dem
sich die hier zunächst aufgestauten Schmelzwässer einen Ausweg
beim Dorf Sargleben in einem schmalen Thale suchten, das beim
Dorf Garlin mit einem ältorou zusammentraf.
Was den petrographischen Charakter der Endmoräne betriflY,
so wird dieselbe ganz vorwiegend aus Sand gebildet, und zwar
grösstentheils aus durchrageutlem unteren Sand. Bei Bildung
der lan«Ten Wälle des Sclmeckenberjres und des östlich benach-
harten namenlosen Berffzuges und des Roire:erl)er<res dürfte aller-
dings auch aufgeschüttetes Oberes Diluvium eine Rolle spielen.
Doch ist es bei dem Fehlen guter Aufschlüsse in diesen Bergen
nicht möglich, mit dem Bohrer zu entscheiden, was Aufpressung,
was Aufschüttung, oder was Oberes, was Unteres Diluvium ist.
Grandkuppen und -Lager nehmen in der Regel die höchsten
Punkte ein. Der Obere Geschiebemergel findet sich in den
Thälern nud an den Hängen der Berire gegrenffelafjert. Wenn er
ausnahmsweise einmal auf die Höhen hinaufgebt, so bildet er fast
stets nur eine dünne Decke. In den Thälern dagegen erreicht
er seine bedeutendste Mächtigkeit. In der Grube der zu Streesow
gehörigen Ziegelei am Wege (jarlin-Reckenzien soll er nach An-
gal)e des Zieglers bei 56 Fuss (augeblich kalkfrei [?]) nicht
LIX
"'^rchsunken sein, und bei Dargardt soll eine Bohrung von
^ö Fuss im Mergel geblieben sein. Bei dem tiefgelegenen Dorf
^aJJmin soll ein Brunnen erst bei 20 Meter den Mergel durch-
^^tiken haben. Es ergiebt sich daraus, dass die vorhandenen
öerge und Thäler älter sind als das Obere Diluvium, und diese
Auffassung findet eine weitere Stütze in dem Auftreten von
Tertiär an zwei Stellen im Kern der Durch raguugsberge. Bei
Wendisch- Warnow, wo in den 60er Jahren Braunkohlenbergbau
betrieben wurde, liegt es, als Sand mit Braunkohlenflötzen ent-
wickelt, unter wenigen Metern Unteren Sandes, auf dem der
Obere Geschiebemergel auskeilt, so dass an einer Stelle der
2- Meter- Bohrer Braunkohlen fasste. Ferner ist Tertiär erschlossen
durch einen tiefen Bahneinschnitt am Streesower Walde, und zwar
als Wechsel von schwarzen, theilweise kalkhaltigen Letten mit
Sanden und Kohlenschmitzchen. Ueberlngort wird es hier von
Unterem Geschiebemergel und Unterem Sand, auf dem dicht da-
bei der Obere Mergel auskeilt. Wir sehen hier das ganze Dilu-
vium auf eine Mächtigkeit von wenigen Metern zusammengedrängt,
während bei Wendisch- Warnow beide Geschiebemergel ftber dem
Tertiär fehlen. Es zeigt dies, im Vergleich mit der bedeutenden
Mächtigkeit des Gescliiebemergels in den Thälern, dass die erste
Anlage der jetzt von Endmoränen- Durchragungen gebildeten Höhen
eine sehr alte ist, und dasselbe gilt für die Thäler, unter denen
in unserem Gebiete ausnahmslos der Obere Mer-^el durchzieht.
Krosionsprofile giebt es in unserem Gebiete nicht, sondern das
Untere Diluvium tritt nur in Durchraorungen zu Ta^e. Auch
imter den Thalsand des Löcknitzthalos taucht der Geschiebe-
mergel von beiden Seiten aus unter. Während er auf dem
Schnecken- und Koggerberg, wenn auch nur in seinen Ausläufern,
bis zu 60 Meter Höhe hinaufsteigt, ist er im Löcknitzthale unter
Thalsand noch in 28 Meter Seehöhe nachgewiesen.
Das Hinterland der letzten Durchragungszone wird, ebenso
wie es auf Blatt Rambow die Kegel ist, von Geschiebemergel
eingenommen, der langsam zur Durchraguugshöhe des Hilgen-
berges aufsteigt und hier auf den Sand hin auskeilt, um um
jenseitigen Hange dieses Berges, sowie stellenweise in den Senken
LX
und an den ILängen des weiteren kuppigen Sandgebietes in ein-
zelnen Partieen auf dem Sande wieder aufzutreten. Besonders
schön ist die Auflagerung des Geschiebe mergeis auf den theil-
weise stark zusammengeschobenen und aufgerichteten Unteren
Sand in den Gruben bei Pinnow und Warnow zu beobachten.
Zur Bildung einer grösseren Sandrfläche, wie auf Blatt
Rambow, konnte es im diesjährigen Gebiet natürlich nicht kommen,
da unmittelbar vor der äussersten Etappe der Endmoräne das
Löcknitzthal verläuft, das Schmelzwässer und Sand dem Elb-Ur-
strom zuführte. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Berjr-
Zügen wird von Sand eingenommen, aus dem der Oliere Geschiebe -
mergel nur in einzelnen Kuppen herausragt.
Der Untere Geschiebemergel tritt, ebenso wie auf Blatt
Rambow in sehr thoniger Entwickelung, ausser in dem geschil-
derten Eisenbahneinschnitt bei Streesow, an einigen Stellen auf
der vom Eisrande abgelegenen Seite der Durchragungen hervor
(bei Neu-Pinnow und am O.-Hange des Schneckenberges, sowie
am Bootzer Berg). Er tritt steil aufragend, kuppenförmig im
Unteren Sande auf, wahrscheinlich unter dem Druck des auf der
anderen Seite der Durchragung liegenden Eises emporgequollen.
Ausserdem dürfte er noch einen gewissen Antheil an dem Aufbau
des Endmoräuenzuges westlich Garlin, am Dorfe selbst und an
der Höhe 49 nehmen, ohne dass er sich bei dem Fehlen von
guten Aufschlüssen in diesem wahrscheinlich sehr complicirt ge-
bauten Höhenzuore auf der Karte ausscheiden Hesse. — Er ist ein
sehr gesuchtes Material, als Ziegelthon wenn entkalkt, andernfalls
als Meliorationsmaterial.
Das vom Tarnitzthal auf Blatt Balow durch Blatt Grabow
und Rambow die inocklenburgische Grenze bildende Thal des
Meyngrabcns bietet ein Beispiel einer Bifurcation, was bei der
relativen Seltenheit dieser Erscheinung wohl Erwähnung verdient.
LXXI
SO liegt es uahe, in unseren Plateaugebieten den glacialen Unteren
SsLni als Sediment dieser letzteren anzusprechen, und auch darauf
deutet die sehr gewöhnliche Erscheinung, dass er gerade in den
tieferen Niveaux der die Plateaux durchziehenden »subglacialen
^I5limelzwas8er«-Rinnen zu Tage zu treten pflegt.
In den stark coupirten Endmoränengebieten aber, wozu die
I^I Otter Prangenau und Gr. Paglau zu rechnen sind, besteht das
Obere Diluvium an manchen Stellen aus mehreren durch Sande
getrennten Geschiebemergeln. Nach dem Vorhergehenden müsste
DTiaD sich diese Thatsache durch die Annahme erklären, dass in
I^olge des Eisstillstandes die subglaciale Entwässerung schwieriger
Änd oft unterbrochen gewesen sei, und dass bei stockender Ent-
^^Ässoning auch unter dem Eise Geschieberaergel abgelagert sei.
t>ie gegenwärtig gangbarste Erklärung führt indess die Wechsel-
lagerung von Sand-, Grand- und Geschiebemergelbänken lediglich
a-uf Oscillationen des Eisrandes zurück. Ich möchte dem gegen-
über hervorheben, dass für grössere Gebiete mindestens eine
Combination beider Erklärungen nothwendig ist, da die Verbin-
dung kleiner und kleinster Lehm- , und Sandbänke meist eine viel
XU innige und ungestörte ist, um die Annahme von Oscillationen
gerechtfertigt erscheinen zu lassen.
Paul Gustaf Krause: Bericht über die Ergebnisse der
Aufnahme auf Blatt Kutten (Ostpreusseu) im eTahre 1900.
Das topographisch wie geologisch ausserordentlich vielgestal-
tige Bild des im Angerburger Kreise, auf der Höhe der Masurischen
^enplatte gelegenen Blattes Kutten ist durch verschiedene End-
^oränenbogen, die es am S.-, O.- und N.- Rande umrahmen, be-
^^Dgt. Der älteste dieser Züge bildet am S.-Rande des Blattes west-
nchvom Goldapgar See die Fortsetzung der von Herrn C. Gagel ^)
'^feits geschilderten Kruglanker Endmoräne. Sie zieht in ihrem
heiteren Verlaufe nach Pieczarken zu als Sandmoräne mit den be-
zeichnenden Wall- und Hügelformen nebst abflusslosen Kesseln
^^« Senken in ansehnlicher Breite, aber auffalliger Steinarmuth
') Bericht über die Aufnahmearbeiten auf den BUttorn Lötzen, Steinort
^^ Kruglanken. Dieses Jahrbuch f. 1898, S. CCLXVI f.
LXit
kieiues Thal, iu dem das Vorwerk Tiefcuthal Hegt, führte die
Schmelzwässer während derselben dem Löcknitzthale zu.
Eine zweite kleinere Aufpressiing ist der üerstenberg nördlich
Dallinin. Man würde in dem unbedeutenden runden Hügel nicht
den complicirten Bau vermuthen, wie ihn der glücklicherweise
sehr günstige üruhenaufschluss zeigt. Ueber stark gestörten,
theilweise senkrecht stehenden Schichten Unteren Sandes liegt
ein wildes Gemenge von Sand, Grand und Mergel, und auf der
S.-Seite der Grube, also der Stossrichtung des Eises abgekehrt,
ist eine losgerissene Scholle sehr thonigen Unteren Mergels im
Sande eingerollt. Der einrenthümliche Hügel dürfte zunächst in
DO O
einer Höhlung unter dem Eise durch Aufpressung entstanden,
und der complicirte Bau durch Fortschiebung der aufgequollenen
Kuppe mit dem Eise erzeugt sein.
So einheitlich das Gebiet östlich der Löcknitz in geologischer
Beziehung ist, so wechselnd ist seine petrographische Beschaffen-
heit. Die Grundmoräne besteht aus einem ziemlich regellosen
Wechsel von Lehm, bezw. Mergel, der bald mehr sandig, bald
als schwerer Lehm entwickelt ibt, und Sand. Beide Facies
sind vollkommen stellvertretend; nur selten legt sich der Sand
in normaler Weise an den Uändern auf den Lehm auf, meist
gehen beide Bildungen durch plötzliches Zu- respective Abnehmen
der thonigen Theilc in einander über, oder sie greifen wechsel-
lagernd in einander ein. Auch enthält der Lehm vielfach Nester
und Einlagerungen von Sand. Da ausserdem der Sand vielfach
oberflächlich, oft bis zu 1 Meter Tiefe, lehmig ist, ist die Ab-
grenzung beider Bildungen ziemlich mühsam, stellenweise will-
kürlich. Es muss hier eine starke Wassercirculation unter dem
Eise stattgefunden haben, die die Grundmoräne vielfach zu Sand
auswusch; es spricht dafüv eine iu Aufschlüssen vielfach zu beob-
achtende Schichtung des Sandes und der Umstand, dass der
Sand besonders in den Senken vorkonunt, ohne jedoch an diese
gebunden zu sein. Die Auswaschung kann eine sehr tiefgehende
sein; so wurde in dem schmalen Saudstreifeu an der Postliner
Windmühle in einer Grube unter 3,5 Meter Sand der Mergel er-
bohrt; in einem Brunnen am Strehleaer Kirchhofe wurde nach
LXIII
Angabe des Herrn Brunneubauer ANDRES-Perleberg erst unter
5 Metern Sandes Lehm gefunden, dem nach 3,3 Meter wieder
Sand (ob Unterer oder nur eine Einlagerung?) folgte.
Erwähnt sei noch filr das ganze bearbeitete Gebiet, dass,
ebenso wie es fflr Blatt Kambow dargethan wurde, die Entkalkung
des Mergels im Allgemeinen sehr tief auf den Bergen, sehr gering
ia den Thälern ist. In niedrig gelegenen Gebieten, so am Rande
des Meynthales und im (lebiot dos Gutes Dallmin, erreicht fast
jedes Bohrloch den Mergel, während in höheren Gebieten Ent-
talkunffcn von einigen Metern die Regel sind. Eine Ausnahme
«lacht nur ein Gebiet an der Grenze der Feldmarken Kribbe,
öallmin und Karwe, wo auch auf der Höhe der Mergel häufiger
^«"bolirt wird. In den Thälern scheint stellenweise direct eine
^Anreicherung mit Kalk stattgefunden zu haben, da hier häufig
direct unter dem Alluvium (Torf, Moorerde, Alluvialsand) Mergel
folgt.
WiLH. WoLFF: Aufnahmeergebnisse in der nordöst-
lichen Kassubei (Blatt Prangenau und Gr. Paglau).
Das kassubische Hochland westlich und südwestlich von
r^anzig, welches grossentheils etwa 200 Meter fiber dem Meere
'iegt und mit seinen tiefen Thalzfigen, Seen und Waldhöhen eine
^ivr kraftigst modellirten Landschaften Norddcutschlands ist, er-
hebt sich erst etwa zwei Meilen hinter dem Rande der Weichsel-
Gliederung mit einer theil weise sehr scharf ausgeprägten Stufe.
Zwischen dieser Stufe und dem Niederungsrande liegt im Gebiet
^er unteren Radaune (Blatt Praust) ein flachwclliges Vorland,
'Welches wenig mehr als 100 Meter Höhe erreicht und durch den
Niaugel von Seen und ausgeprägten Thalrinueu charakterisirt
^ird. Die Blätter Prangenau und Gr. Paglau, von denen das
oi-stere nunmehr vollständig, das zweite zur Hälfte untersucht ist,
Umfassen gerade den schärfst ausgeprägten Theil der inneren
Stufe und das unmittelbar westlich und südwestlich davon se-
legene Hochland. Die Gliederung dieses Gebietes beruht haupt-
sächlich auf dem Einsetzen tiefer Thaiungen, welche auf Blatt
Praogenau vorwiegend gegen SW., auf Blatt Gr. Paglau theils
LXIV
JD der gleichen Richtung, theils gegen SSO. verlaufen. In dieser
letzteren Richtung streicht auch die Stufe, mit welcher sich das
gesammte westliche Gelände von seinem Vorlande erhebt. Dieselbe
beginnt in der Stangenwalder Forst, Jagen 44, begleitet anfangs
unmittelbar, weiterhin in einiger Entfernung den Weg Czapielken-
Ober-Buschkau und erreicht bald eine Höhe von uncrefahr 40 Meter.
Von dort läuft sie weiter an Domachau, Saskoschin und Czerniau
vorbei nach Lamenstein, wo sie, bereits völlig verwischt, das
Gebiet des Blattes Gr. Paglau verlässt. Ihre gröbste Höhe er-
reicht sie bei Saskoschin, wo dem bis zu 217 Meter aufragenden
Waldgebiete des W. ein welliges Ackerland gegenüber liegt,
welches nur ca. 135 Meter Höhe hat. In ihrer tranzen Er-
Streckung wird die Stufe von einer Thaluug begleitet, welche im
N. mit isolirten Depressionen beginnt und von Domachau an als
geschlossene, durch wog vertorfte, schmale Wiesensenke fortzieht,
in der ein Graben nach SSO. zum Rothfliess geht.
Dass diese Stufe aber nicht bloss orographische, sondern eine
hohe geologische Bedeutung hat, beweist die weitere Erscheinung,
dass in geringer Entfernung westlich von ihr meist über die
nächsten dominirenden Punkte ein auffälliger Geschiebestreifen
läuft, der etwa 50—200 Meter breit ist und stellenweise eine
mächtige Packung grosser Blöcke darstellt. Die Richtung dieses
Streifens ist von Ober-Buschkau an zunächst nordsQdlich, geht
aber nach Durchquerung des Kladau-Thales östlich von Meisters-
walde in eine södsüdöstliche über. Den Saskoschiner und Czer-
niauer Wald durchzieht er als fast lückenlose Kette von Block-
bestreuungen und Packungen, selten, wie im Steinberg, selbst-
ständig Hügel bildend, oft kleine Brücher umsäumend. Bei und
in Grenzdorf ist er grössteutheils abgetragen, erst südöstlich da-
von in Jagen 109 der Kgl. Forj>t setzt er wieder in unversehrter
Frische ein, gekennzeichnet durch steile, blockbesäte Kuppen mit
tiefen Kessellöchern. Au Breite etwas zunehmend, an Steiu-
reichthum aber abnehmend, streicht er dann auf Kl. Mirau zu bis
an die Forstgrenze, jenseits deren ich ihn noch nicht verfolgt
habe. Aus dem von A. Jentzsch in seinem Aufsatz über das
Profil der Eisenbahn Hohensteiu-Berent (dieses Jahrbuch 1885,
LXV
S. 413) mitgetheilten Material glaube ich aber schliessen zu
dQrfeo, dass der Geschiebestreifen noch diese ßahuliuie bei
Station 362,2 — 65,6 zwischen Golmkau und Schöneck in unver-
ändertem Streichen kreuzt. Es ist für mich kein Zweifel, dass
derselbe eine Röckzugsmoräue darstellt, die somit in einer
Länge von 15 Kilometer festgelegt wäre und von Danzig aus die
erste Etappe im SW. ist. Es sei beiläufig bemerkt, dass der
grosse, namentlich bei Buschkau, Meisters walde und Greuzdorf
nutzbare Steinreichthum derselben bereits von einer prähistorischen
Bevölkerung zur Anlage zahlreicher Hünengräber verwerthet wurde.
Die Häufigkeit gerade der grossen Blöcke ist eins der Haupt-
merkmale der Moräue auch dort, wo sie nur in Form weniger
intensiver Bestreuung auftritt; Steine von 1 Meter Länge sind
zahlreich, einzelne erreichen 2 Meter und darüber. Der grösste
bisher aufgefundene ist im Jahre 1892 vom Steinmetz Fribmer
in Grenzdorf verarbeitet und besass nach dessen Mittheilung eine
Länge von 6 Meter, bei 2,5 Meter Höhe und ebensolcher Breite.
Gegenwärtig dürfte der grösste erratische Block dieser Gegend
ein Gneissblock im Jagen 142 der Kgl. Forst Sobbowitz (Belaut
Prausterkrug) sein, welcher ca. 4 Meter lang, 2,50 Meter breit
und 2,25 Meterhoch ist; einige andere hervorragend grosse Blöcke
liegen im nordwestlichen Theil des Saskoschiner Waldes und auf
Jer ancrrenzenden Meisters walder Feldmark.
Höchst eigenthümlich ist der Verlauf der Moräne und die
<]araus sich ergebende Lage des Eisrandes, vorausgesetzt, dass die
Moräne eine Endmoräne ist. Es ist mir bisher nicht gelungen,
*^it Sicherheit festzustellen, ob während des durch sie bezeichneten
^^^diums das eisfreie Land westlich oder östlich von ihr lag, ob
also ein Inlandeis-Lobus in der Weichselniederung oder auf dem
^Ässubischen Hochlande lag; doch scheint mir Manches für die
Abnahme zu sprechen, dass das Vorland im W. zu suchen ist.
^enn einerseits ziehen sich die Oberen Sande und Grande, welche
in der Nachbarschaft des Geschiebestreifens auftreten, hauptsächlich
*ö der W.- Seite desselben entlang (z. B. bei Meisters walde,
^renzdorf und Postelau), andererseits treten auf der O.-Seite
tiesselben viele Durchragungskuppen auf, wie sie in anderen
Jahrbacb 1900. 6
LXVI
Moränengebieten als Hinterlandcharaktere gelten. Dieselben ver-
theilen sich hauptsächlich auf zwei (iebiete : ein der Moräne un-
mittelbar benachbartes bei Grenzdorf, und ein entfernteres zwischen
Johannisthai und Wartsch. Das letztere liegt der Moräne jenseits
einer sanderfüllten Thalung als selbstständige Erhebung von etwas
geringerer Höhe gegenüber. Die Überfläche desselben besteht aus
oberem üeschiebemergel, aus welchem kleine Mergelsandflecken
hervortreten. Dieser Mergelsand erweist sich an einer Stelle
durch Führung einer temperirten, marineu Fauna als nichtglacial,
wahrscheinlich iutergiacial. Es ist dies in dem 165 Meter hohen
»Toten berg« am Wege zwischen Domachau und Mallentin,
über den ich hier einiges einfügen will.
Bereits A. Jeni^sch hat auf Section Dirschau der geologischen
Karte der Provinz Preussen diesen Punkt augegeben und mit
einer Signatur für »gemischte oder sichtlich verschleppte Diluvial-
fauna« versehen. In seiner Arbeit: »Beiträore zum Ausbau der
Glacialhypothese in ihrer Anwendung auf Norddeutschland«
(Dieses Jahrbuch 1884, S. 505) hat er den damaligen Aufschluss
auch kurz beschrieben uud aus Schlieren in eiuem von Spathsand
uuterteufton üeschiebemergel folgende Coiichylien aufgezählt:
i Cyin'ina^ Tapes, Cardiuin edule und echinatum^ Scrobicularia,
(erithium^ Nassa^ ? Paludina»
Inzwischen hat sich der Aufschluss erheblich vergrössert und
bietet nun folgendes Bild: eine flache, der Gesammterhebung des
Höhenrückens aufgesetzte Kuppe ist etwa zur Hälfte abgegraben.
Ihre Rinde ist etwa 0,75 Meter mächtiger Geschiebemergel
mit einigen grösseren Blöcken und vielen Conchylienfragmenten.
Unter demselben liegt anscheinend horizontal geschichteter, ziem-
lich feinkörniger, gelbgrauor Mergelsand, der eine feste und
trockene Masse bildet und zahlreiche, meist kleine Conchylien
führt. Etwa 3 Meter unter der Oberfläche folgt dann eine un-
regelmässig gelagerte Schicht gröberen, lehmigen Sandes mit
vielen Schalen von lapes virginea^ (ardiuni eJule und echinatuni
und Nassa reticulata vermischt; dieselbe ist ca. 1 Meter mächtig
und wird von feinerem, in der Bohrprobe schalenfreien Spath-
sand unterteuft. Nach (). und W. verschwinden die Schalen-
LXVII
ftihrenden Schichten unter Geschiebemergel, und wo in der Nach-
barschaft noch Sand durchragt, ist derselbe schalenfrei. Die
Gesammtfauna der Ablagerung besteht, soweit bisher festgestellt,
aus folgenden Arten: Cyprina islandica L., Tapea virginea L.,
Mytilus edulia L., Cardium edule L., C. echinatum L., TeUina
baltica L., Corbtda gibba Ol., Lucina divaricata L., Litorina litorea
L., Cerithium acabrum Ol., Nassa reiiculata L. Die von A. Jentzsch
ausserdem angefahrten Genera Scrobicularia und Paludina habe ich
nicht wieder auffinden können.
Von diesen Conchylien fand ich TeUina baltica und Lucina
(liearicatiLf erstere in mehreren Exemplaren, mit beiden unversehrt
aufeinander schliessenden Klappen vor. Da gerade diese Arten
sehr zart sind, so sehe ich in diesem Befund einen sicheren Be-
weis dafi\r, dass sie in dem sie jetzt umschliessenden Mergelsand
auf primärer Lagerstätte liegen. Die Lucina divai^icata, die
meiues Wissens bisher noch nicht fossil gefunden wurde, giebt
femer einen Hinweis darauf, dass der Mergclsand in mindestens
10 Faden Tiefe abgelagert sein muss. Da sie in der gröberen
Schicht an der Basis des Aufschlusses fehlt und letztere zahlreiche
Lit4>rina-'^ Nassa- und derbe Pelecypoden-Schalen führt, so nehme
ich an, dass diese gröbere Schicht ein Flachwasser- oder Strand-
grus ist. Man hätte also an eine Transgression zu denken, über
deren beide erste Phasen die Ablagerungen des Totenberges
Aufschluss geben, deren weitere Entwickelung aber in Folge
muthmaasslicher glacialer £rosion der Deckschichten nicht mehr
ersichtlich ist. Wahrscheinlich war diese marine Transgression
interglacial. Der Mergelsand führt nämlich einzelne Spath-
körner, und in der groben Basalschicht fand ich ein buntes
Gemisch nordischer Gerolle, z. B. Silurkalkstückchen mit Rliyn-
choneüa nuctda und Favositen, Feuersteine, Granitbrocken u. s. w.
Die grössten Gerolle hatten Wallnussgrösse. Ein so grobes
Material setzt eine ursprüngliche Ablagerung aus stark iliessen-
dem Wasser und zwar seinem bunten Gemenge nach aus
Gletscherwasser voraus. Fände man nämlich nur eine beschränkte
Anzahl nordischer Gesteine darin vertreten, so Hesse sich die
Anwesenheit derselben immer noch durch die Annahme eines
präglacialen von N. kommeDden Flussnetzes mit entsprechenden
Ablagerungen erklären, die das Material filr eine nachfolgende
marine Ablagerung geliefert hätten, und es könnte somit die
Fauna von Domachau auch als präglacial angesehen werden.
FOr eine solche Annahme wäre das Feld frei, da man
bis jetzt nicht weiss, ob während oder vor der gemässigten
Phase der präglacialen Quartärzeit eine ableitende oder aufneh-
mende Depression (dr die von N. kommenden Gewässer nördlich
unseres Gebietes bestanden habe. Ich halte indessen die Ab-
lagerung eher fikr interglacial und möchte sie als den äusserslen
nordwestlichen Punkt jener grossen, vornehmlich das untere
Weichselgebiet umfassenden interglacialen Meerestransgression
betrachten, zu welcher die von A. Jentzsch beschriebenen Vor-
kommen von Dirschau, Marienburg, Mcwe, Neudeck u. s. w.
zu rechnen sein durften, und welche andererseits auch im innem
Ostpreussen bei Kiwitten u. s. w. nachgewiesen ist Allerdings
liegt keines dieser Vorkommen in so grosser Meereshöhe wie
Domachau, doch halte ich das för unmaassgehlich, da die Ab-
lagerung am Totenberge wohl emporgeschoben, vielleicht gar
eine ganz aus ihrem ursprtlnglichen Zusammenhang herausgerissene
riesiore Scholle im Glacialdiluvium ist.
Die Unteren Sande in den übrigen Durchragungen des
Saskoschiner Endmoräuengebietes, wenigstens in den Grenzdorfer
Durchragungen, sowie in den Abschnittsprofilen der ganzen
Gegend zeigen keine Spur einer primären Fauna und dürften zu-
meist «rlaciai sein. Zwar findet mau in ihnen hin und wieder
auch ahgorollte, marine Conchylien, aber solche Funde beschränken
sich nicht auf den Unteren Sand und weisen zunächst nur auf
zerstörte primäre Lagerstätton hin. Bemerkenswerth ist, dass
während im Interglacial bei Domachau boreale Formen fehlen,
solche auf secuudärer Lagerstätte auch in dieser Gegend vor-
koiunien. So fand ich bei Lamenstein (Blatt Gr. Paglau) in
Unterem Sand Astarte borealus und in der ZiEHM'schen Kiesgrube
bei Lappin in Unterem Grand Yoldia arctica
Was die Durchrajiunjjen nahe der Endmoräne bei Grenzdorf
angellt, so fällt es auf, dass im Gebiet derselben der Obere
LXIX
Geschiebemergel eine von der gewöhnlichen oft sehr abweichende
Zusammensetzung zeigt. Er enthält weniger grandiges und
sandiges, dagegen mehr feines, sowohl thoniges als feinsandiges
Material; in dieser Zusammensetzung kommt ihm der Untere
Sand ebenfalls durch Anreicherung mit thonigcm und feinsandigem
Material entgegen, sodass zuweilen die Entscheidung schwer fällt,
ob eio thoniger Mergelsand oder ein feinsandig-thoniger Geschiebe-
mergel vorliegt. Wenn man in diesen Durchragungen nicht
einfach A ufschüttungen von Mergelsand erkennen will, welche
mit einem hauptsächlich an den Flanken haften gebliebenen
hehmbrei übergössen sind, so muss man dies Gebiet als ein
kuppig aufgetriebenes Sediment auffassen, das in sandiger Facies
hegann und in lehmiger endigte, sicher aber ohne Unterbrechung
abgelagert wurde. Es läge dann unter Berücksichtigung der an-
genommenen Stauchung nahe, dies Sediment für subglacial zu
halten, zumal wenn die O.-Seite der Grenzdorfer Endmoräne
deren Rückseite gewesen wäre. Es liessen sich dann die ver-
einzelten kleinen, discordanten Grandflecken auf den Durchragungen
am besten als späteste Schmelzrückstände des Eises deuten, das
sich seines feineren Detritus-Inhalts in dieser Gegend hauptsächlich
subglacial, und nur des gröberen oberflächlich, nämlich zumeist
in der nahen Endmoräne entledigt hätte.
Aehnlich liegt die Sache bei den Sauden, welche in den
Abschnittsprofilen des Endmoränengebietes, z. B. am O.-Rande
des Saskoschiner Waldes unter dem Oberen Geschiebemergel her-
vortreten. Die intime Entstehungsgeschichte der glacialen Ab-
lagerungen ist ja leider noch sehr wenig aufgeklärt. Nach der
gangbarsten Anschauung besteht das Obere Diluvium (als
Sediment der letzten Vergletscherung begriflfen) in ausgedehnten
Plateaugebieten Norddeutschlands im Wesentlichen aus einem
Geschiebemergel und einem Sand darunter. Wenn nun auch,
abgesehen natürlich von interglacialen Sauden, dieser Saud zum
Theil als Vorsand des herannahenden Eises zu deuten ist, so
weisen doch zahlreiche Beobachtungen darauf hin, ihn zum
grössten Theil als unmittelbar glaciale Ablagerung zu betrachten
und anzunehmen, dass bei normalem Abschmelzen eines ebenen
LXX
Inlandeises gewöhnlich zu unterst Sand und zu oberet Geschiebe-
mcrgel gebildet werde. Da bei uns der Untere Geschiebemergel
meist als Grundmoräne einer älteren Vereisung gedeutet wird,
so lasse ich hier die Hypothese, dass zu jeder Eiszeit gesetzmässig
zwei Geschiebemergel gehörten, ausser Acht, und wende mich
zunächst nur den weiteren Folgerungen der oben erwähnten Beob-
achtunff zu. Man könnte die Folge -,— auf zwei Ursachen zu-
° ° ds
rückfiihren: entweder verschiedenartige Ablagerung während des
Vorrückens und während des Stillstandes der Eismasse (Hypothese
von J. Martin), oder verschiedenartige Sedimentbildung auf und
unter dem Eise. Die erste Ursache würde mir als die weniger
wahrscheinliche dünken, da nach den neuesten Forschungen in
jedem mächtigeren Eisfeld innere Strömungen fast bis zum letzten
Augenblick seines Daseins herrschen und in diesem Sinne selbst
todtliegende Eispartieen noch nicht vollkommen still liegen.
Auch scheint mir der meist etwas grössere Gehalt der Unteren
Sande an secundären Diluvialfossilien auf durchgehende Isolirunc'
der Ablagerung der beiden Hauptglieder des oberen Diluviums
zu deuten. Es wäre also zu bedenken, ob nicht an den meisten
Stellen eine sehr wesentliche Verschiedenheit zwischen ober-
flächlichor und basaler Abschmelzung des Eises auch hinsichtlich
der ScdimentbilduHiX wahrscheinlich ist, und zwar umorekehrt wie
sie gewöhnlich dargestellt wird. Denn meist gilt der Geschiebc-
mergel als Grund-, nicht Inncnuioräue. Wo zwischen den End-
moräuenetappen des norddeutschen Flachlandes mit ihren Vor-
sanden das Eis ruhig abgeschmolzen ist, breiten sich meistens
ebene (leschiebeniergelplateaux aus. Hier ist normaler Geschiebc-
mergel ganz sicher das letzte und z. Th. oberflächliche, sicher
nicht subglaciale Sediment des Eises. Auch wo v. Toll und
RrssELL in den unserem hypothetischen Inlandeise ähnlichsten
Eisgebieten der Gegenwart die Entstehung obersten Geschiebe-
mergels beobachten konnten, war derselbe mehr Oberflächen- als
Grundmoräne, wofern man den Unterschied zwischen beiden in
super- oder subglacialer Entstehung begründet sieht. Da nun
gewiss eine intensive subglaciale Schmelzung stattgefunden hat.
LXXI
80 liegt es nahe, in unseren Plateaugebieteu den glacialen Unteren
Sand als Sediment dieser letzteren anzusprechen, und auch darauf
deutet die sehr gewöhnliche Erscheinung, dass er gerade in den
tieferen Niveaux der die Plateaux durchziehenden »subglacialen
Schmelzwasser «-Rinnen zu Tage zu treten pflegt.
In den stark coupirten Endmoränengebieten aber, wozu die
Blätter Prangenau und Gr. Paglau zu rechnen sind, besteht das
Obere Diluvium an manchen Stellen aus mehreren durch Sande
getrennten Geschiebemergeln. Nach dem Vorhergehenden müsste
man sich diese Thatsache durch die Annahme erklären, dass in
Folge des Eisstillstandes die subglaciale Entwässerung schwieriger
und oft unterbrochen gewesen sei, und dass bei stockender Eut-
wägficning auch unter dem Eise Geschiebemergel abgelagert sei.
Die gegenwärtig gangbarste Erklärung führt indess die Wechsel-
lagerung von Sand-, Grand- und Geschiebemergelbänken lediglich
auf Oscillationen des Eisrandes zurück. Ich möchte dem gegen-
über hervorheben, dass für grössere Gebiete mindestens eine
Combination beider Erklärungen nothwendig ist, da die Verbin-
dung kleiner und kleinster Lehm- ,und Sandbänke ineist eine viel
zu innige und ungestörte ist, um die Annahme von Oscillationen
gerechtfertigt erscheinen zu lassen.
Paul Gustaf Krause: Bericht über die Ergebnisse der
Aufnahme auf Blatt Kutten (Ostpreussen) im Jahre 1900.
Das topographisch wie geologisch ausserordentlich vielgestal-
tige Bild des im Angerburger Kreise, auf der Höhe der Masurischen
Seenplatte gelegenen Blattes Kutten ist durch verschiedene End-
moränenbogen, die es am S.-, O.- und N.- Rande umrahmen, be-
dingt. Der älteste dieser Züge bildet am S.- Rande des Blattes west-
lich vom Goldapgar See die Fortsetzung der von Herrn C. Gagel ^)
bereits geschilderten Kruglanker Endmoräne. Sie zieht in ihrem
weiteren Verlaufe nach Pieczarken zu als Sandmoräne mit den be-
zeichnenden Wall- und Hügelformen nebst abflusslosen Kesseln
und Senken in ansehnlicher Breite, aber auffalliger Steinarmuth
0 Bericht über die AufnahmearbeiteD auf den BUttern Lötzen, Steinort
und Kmglanken. Dieses Jahrbuch f. 1898, S. CCLXVI f.
in NNW. -Richtung auf Willudden zu bis in die Nähe dieses
Dorfes. Da die Kartirung des Gebietes westlich davon noch
nicht abgeschlossen ist, so gehe Ich auf diese westliche Fort-
setzung hier nicht weiter ein. Aus dieser stldlichen Stillstands-
lage zog sich nun der Eisrand in einem grossen Bogen welter
zurück und zwar im westlichen Theil des Kartengebictcs in S.-N.-,
im östlichen Theile dagegen in W.-O. - Richtung. Es entstanden
dadurch zwei weitere Eudmoränenbögen , die aber eine kürzere
Stillstandsphase bezeichnen als jener südliche Bogen. Das östliche
Theilstück schliesst sich an den Theil der Kruglanker Endmoräne
an, der zwischen Kruglanken und dem Büfke-See gelegen ist.
Es beginnt am Kartenrande als ein schmaler, niedriger Rücken
unfern des Seeufers und zieht sich, allmählich höher und breiter
werdend, in NO. -Richtung über Jesiorowsken und Zabinken zum
Zabinker See. Diese Endmoräne hebt sich als ein schmaler Wall
aus dem Gelände heraus und grenzt sich auf ihrer fast geradlinig
verlaufenden Innenseite scharf von der östlich sich anschliessenden,
an Hohlformen reichen Grundmoränenlandschafb des Oberen Ge"
Schiebemergels ab. Auf ihrer . Aussenseite wird sie von einem
schmalen, nach N. allmählich sich verbreiternden, saumartigen
Sandr begleitet, der allerdings erst am N.-Ende von Jesiorowsken
beginnt, während er srullich davon wohl auch vorhanden gewesen,
aber durch Erosion und Abrasion weggewaschen sein wird. Dieses
eben geschilderte Endmoräneustück setzt sich im Wesentlichen
aus Aufschüttungsformen des Oberen Sandes zusammen, dem sich
einzelne Grandkuppen und noch spärlichere Partien von Block-
packung zugesellen.
Durch die Kinne des Zabinker Sees, die durch die Aus-
mündunir eines Gletschorbachcs geschaffen ist und in ihrer rück-
wärtigen Verlängerung weit in die Grundnioränenlandschaft des
Nachbarhlattes Kerschkeu eingreift, erfährt die Endmoräne dann
eine ziemlich breite Unterbrochung. Erst nördlich vom Purwin-
See findet sich die Fortsetzung des Zuges, die nun von hier in
fast nördlicher Richtung an und über Jakunowken weiterstreicht.
Gleich nach Ueberschreitung jener Gletscherrinne wird der End-
moränenzug höher und massiger, so dass er z. B. in der Umgebung
Lxxin
des Uöllenberges als ein imposanter Kiesenwall erscheint. Er
erhält nämlich von SO., von dem bereits auf dem Nachbarblatt
Kerschken gelegenen Jakiinowkenberg her eine wesentliche Ver-
stärkung. Während der bisher geschilderte, auf Blatt Kutten
belegene Bogen nur, wie gesagt, eine ältere, schwächere und nie-
drigere* Staffel desselben Eisrandes darstellt, ist die Hauptphase
des Stillstandes in dem weiter östlich gelegenen, von Herrn
C. Gagel (a. a. O., S. CCLXI) in seiner Richtung verfolgten
Bogen zu suchen, der etwa in SO.-Richtung von Jakunowkenbcrg
über Teufelsberg zur Gonza Gora verläuft. Mit diesem verschweisst
sich unser Jesiorowsker Bogen kurz vor dem Höllenberg bei
Munowken. Auf der N.-Seite des Höllenberges findet sich
wieder ein Durchbruchsthor durch den Endmoränenwall, das zwar
im Verhältniss zu dem vorhin genannten nur schmal und klein,
aber womöglich noch typischer ausgebildet ist. Unmittelbar vor der
Durchbruchsstelle an der Aussenseite des Walles liegt ein kleines
Wasserbecken, das die herausstärzenden Wasser ausstrudelten,
ehe sie sich nach Jakunowken in nördlicher Richtung wandten,
um weiterhin westlich abzubiegen und in die Krumme Kutte sich
zu ergiessen.
Zwischen Zabinkcn und Jakunowken betheiligen sich an dem
Aufbau der Endmoräne neben Sauden auch Blockpackung und
Kieskuppen in grösserem Maassstabe als im südlichen Theil des
Bogens. Nördlich von Jakunowken löst sich die Endmoräne
dann in mehrere, annähernd parallele, niedrige Eiscubahudamm-
artige Wälle auf, die streckenweis abwechselnd aus Saud und
Kies bestehen und unter S-förmiger Biegung eine nördliche
Richtung einhalten. Etwa in der Höhe von Kutten stösst diese
Endmoräne dann an die nördliche Pillacker. Die Geläudeformen
werden in dieser Gegend höher und unregelmässiger luid es be-
ginnt ein Umschwenken in die östliche Richtung. Kieskuppen
und -Wälle nehmen hier in besonders starkem Maasse an dem
.Aufbau Theil, und es findet ein allmähliches Aneinandersch weissen
dieser beiden Bögen statt.
Dieser östliche Bogen findet aber auch zugleich hier seinen
Aoschluss an den westlichen Zwischenbogen, auf den schon oben
LXXIV
hingedeutet wurde. Beide stossen fast im rechtea Winkel auf
einander. Das westliche Theilstöck ist allerdings, im Gegensatze
zu dem östlichen, wenig in die Augen fallend. Es tritt nur
morphologisch ein wenig hervor, dagegen nicht petrographisch.
Von diesen beiden Zwischenbögen und dem südlichen Hauptbogen
eingeschlossen liegt nämlich ein, noch weiterhin zu schilderndes
Gelände, das als eine Platte mit hochflächenartigem, annähernd
gleich bleibendem Oberflächenniveau sich etwa zwischen 375 und
385 Fuss bewegt. Am nördlichen Rande dieses Gebietes erhebt sich
nun in der Gegend, sQdlich von Kl. Strengein beginnend, ein
schmaler, flacher, aus Sauden bestehender Röcken, der zunächst
nach SO. streicht und bis zu dem, zum Dorfe Przytullen ge-
hörigen Torfbruch reicht. Jenseits desselben setzt in der Fort-
setzung ein zweiter Rücken ein, der nach NO. zum Gut Przy-
tullen zieht, dann in dem ziemlich bewegten Gelände südlich der
Tiefen und Schwarzen Kutte eine breitere Fortsetzung findet^ um
südlich vom östlichen Kuttener Torfbruch nach O. weiterzuziehen
und sich darauf mit dem östlichen Bogen, noch ehe dieser in
eine östliche Richtung umzuschwenken beginnt, zu vereinigen.
Dieser so beschriebene Zug zeichnet sich nur dadurch aus, dass
er jeue ebene, südlich vorgelagerte Fläche als ein niedriger Rücken
überragt, indem seine Höhen die 400 Fusscurve überschreiten.
Sonst ist er nicht weiter bemerkenswerth, da er nur aus Sauden,
die sich durch Steinarmuth auszeichnen, aufgebaut ist, so dass
immerhin die Endnioränennatur dieses Bogens zweifelhaft er-
scheinen könnte. Als seine (irundmoränenlandschaft würde das
üeschiebemergelgebiet zwischen Kutten und Kl. Strengein anzu-
sehen sein, das er beträchtlich überragt und mit steil abfallendem
Innenrande begrenzt.
Die zwischen den 3 Bögen wie ein Tuch im Rahmen aus-
gebreitete Hochfläche verdient jedoch noch eine weitere Erwähnung.
Sie wird nämlich cutlang einer Linie Kutten -Przerwanken in
zwei verschiedene Theile, einen westlichen und einen östlichen,
zerlegt. Der letztere ist ein typischer Sandr, der eine reine, fast
ebene, nur in der unmittelbaren Nähe der Endmoräne etwas
hügelige Saudfläche bildet. In diese ist das grosse Staubecken
LXXV
des Goldapgar Sees und seiner Anhängsel, die angrenzenden
Brüchen und Seen einerseits, andererseits, in etwas höherer Lage,
die zahlreichen hecken- und riunenartigcn Hohlforinen in der
UingebuDg der Weissen und Krumuien Kutte eingesenkt. Dass
der Sandr eine Grund moränenlandschafl des südlichen End-
inoränenbogens überfluthet hat, geht aus dem Auftauchen des Oberen
Geschiebemergels an verschiedenen Stellen am nördlichen Gold-
apgar, wie am Ufer des Wilkus-Sees hervor, wo die spätere
Erosion bezw. Abrasion ihn wieder in einzelnen Partien frei-
gelegt hat. Der westliche Theil der Hochfläche, die hier geschlos-
JJener auftritt, und in die als Fortsetzung des Goldapgar der
Wilcus-, Brzuns-, Possessern- und Spitzing-See eingetieft sind,
ist geologisch mannichfaltiger. Es handelt sich hier oflFenbar um eine
Gnindmoränenlandschaft, die in der Hauptsache sandig aus-
gebildet, aber durch einen mehrfachen Facieswechsel ausgezeichnet
ist. Auch hier ergeben die Bohrungen stellenweis eine Auf-
lagerung des Sandes auf Geschiebemergcl, aber auf dem Oberen
Sande liegt dann noch wieder in einzelnen kleineren und grösse-
ren Lappen eine als obere Bank des Oberen Gcschiebemergels
anzusprechende Lehmdecke, deren Mächtigkeit meist nicht 1,2 Meter
übersteigt, selten einmal 2 Meter Oberschreitet. Diese oberste Bank
des Oberen Geschiebemergels muss schon im Wesentlichen die heu-
tigen Oberflächenformen vorgefunden haben, da sie von der Hoch-
fläche u. A. bis unter den Spiegel des Posscsscrn-Sees hinabzieht.
Der nördliche Pillacker-Gembalkcr Endmoränenbogeu, der,
wie schon von C. Gagel erwähnt wurde (a. a. O. S. CCLXI),
aus der Richtung von Grodczisko herkommt, bildet in der NO.-
Ecke unseres Blattes bei OW. -Streichen eine breite, massige Er-
hebung und Anschwellung im Gelände, die weithin dominireud
in der Landschaft hervorsticht. In der Hauptsache ist es auch
hier der Obere Sand, der die hohen Rücken und Kuppen dieses
stark bewegten Gebietes aufbaut. Einer dieser HauptrOcken, der
uns Oberen Sauden aufgeschüttet ist und als ein mächtiger Wall
mit steilem, inneren (Nord-)Abfall und flacherem, äusseren (Süd-)
Hang die Pillacker Berge durchzieht, giebt die umstehend folgende
Abbildung nach einer photographischen Aufnahme von mir wieder.
Auf der InDenseite und besondere in den westlichen Ausläu-
fern der Pillacker Berge nehmen Kies- und BlockanhäuFuDgen tn
Gestalt vou RQcken und Kuppen an der Zusammensetscung des
Zuges Theil. Etwa halbwegs Kutten-Gembalken ändert sich dieses
Bild, indem die Kndmoräne bedeutend schmaler und niedriger
wird und mit NW.-Ricbtung als ein mehr einheitlicher Rnuken
ober Gembalken auf Krzywiensken (Krummendorf) zu verläuft.
Hier sind nur gauz vereinicelte kleine Kieskuppeu, während Oberer
Geschiebemergel, Oberer Sand und Durchragungen des Unteren
Sandes an dem Aufbau betheihgt sind.
Hinter diesem nördlichen Bogen findet sich ebenfalls eine
Grundmoräuenlandschaft von Geschiebemergel, von der jedoch
auf Bktt Kutten selbst nur noch ein schmaler Saum liegt. Diese
Griiudmoräne yJeht sich in den »Pillacker Bergen«, dem massigen
Centnim des nfirdlichen Bogens, an vier verschiedeneu Stellen in
den Pässen zungeuartig bis fast auf die Wasserscheide. Eiuige kleine
Gcschiebcmergel - Partien auf der S. -Seite dieser Berge zeigen,
dass hier wolil noch längere Zeit vereinzelte Eispartten gelegen
haben, uach dercu Abschmelzen jene isolirtcu Flecken und Lappen
zurückbliebcn. Mit dem Rückzuge des Eises zum nördlichen
Endnioränenbogeu wurde fftr die durch den südlichen und Öst-
lichen Endmoränen wall iin S. unseres Gebietes aufgestauten
Wassermasseu nach NW. ein Abzug frei. Es bildeteu sich nun
Lxxvii
zwei, einaDder fast parallele Hauptrinnen heraus. Die südliche
entwässerte das grosse Becken des Goldapgar und seiner An-
hängsel einerseits Qber den Possessern -See, andererseits über den
Wilkus-, Brzuns und Spitziug-See durch das Sapinen -Thal,
dessen Durcblegung wohl jetzt begann, zum Gr. Strengeln-See.
Die nördliche Rinne nahm ihren Anfang in den langgestreckten,
heute vertorflen Senken östlich und südlich von Kutten, setzte
eich dann in der Schwarzen und Tiefen Kutte ^), in dem Przytuller
Fliess, dem grossen Przytuller Torfbruch^) fort und trat an und
Ober Kl. Strengein weg ebenfalls in das Sammelbecken des Gr.
Strengeln-Sees, von dem der heutige Kl. Strengeln-See nur ein
erst in später Zeit abgeschnürtes Glied darstellt. In diese
nördliche Rinne zogen aber auch alle die aus dem nahen nörd-
lichen Endmoränenbogen abfliessenden Schmelzwasser ab, drängten
die übrigen Wasser der Rinne gegen deren S.-Rand und schufen
dadurch den hohen, steilen Erosionsrand, der in so hervorstechender
Weise von Przytullen bis über Kl. Strengein hinaus das S.-Ufer
dieser alten Stromrinne bildet
In ausgezeichnet klarer Weise werden diese Verhältnisse
dnrdi die zum Theil modellartig schön ausgeprägten, diluvialen
Terrassen, die dieses ganze Gebiet umziehen und begleiten, er-
kennbar. Es lassen sich 2 solche Terrassen unterscheiden, eine
höhere, die ungefähr von 9 Meter bis 15 Meter reicht, und
eine tiefere, die im Allgemeinen zwischen 3 und G Meter
über dem heutigen Seespiegel liegt, vereinzelt aber auch noch
etwas höher hinaufsteigt. Namentlich die erstere ist ganz be-
sonders schön auf weite Strecken hin und zum Theil in ansehn-
licher Breite entwickelt. Auf der ganzen Linie vom S.-Rande des
Kartenblattes an umsäumt sie das O.- und N.-Ufer des Goldapgar,
dringt in die westliche Hälfte des Zabiuker Sees, begleitet den
ganzen O.-Rand des Wilkus-Sees und das N.-Ufer des Brzuns,
während sie auflälligerweise auf den W.-Ufern dieser Gewässer
') Darch Lothangen wurde hier eine grössto Tiefe von über 20 Meter er-
mittelt ond überhaupt ein schneller Abfall dieses sich auch hierdurch als Erosions-
becken kennzeichnenden kleinen Sees festgestellt.
^ Die Längsachsen aller dieser Becken liegen übrigens auch in der Strom-
richtnog dieser Rinne.
Lxxvin
nur ganz vereinzelte Marken in Gestalt der sonst überall vor-
handenen alten Steilufer und Strandlehnen hinterlassen hat. Eine
Ausnahme hiervon macht allerdings der Possessern-See. An
seinem W.-Ufer finden sich solche Marken wieder als Abrasions-
kehle im Geschiebemergel bezw. auf der Sandterrasse. Auch auf
der damaligen kleinen Insel, die südwestlich vom Gut Przerwanken
aus dem einheitlichen Wasserbecken, das jetzt in die schon ge-
nannten drei Seen zergliedert ist, herausragte, ist ein solch altes
Steilufer erhalten.
Aus dem Possessern-See zieht die höhere Terrasse dann in das
Thal des Sapinen-Flusses sowohl in dessen westlichen Arm, der
über den Jes-See wohl nur einmal vorübergehend eine Verbindung
nach W. bei höchstem Wasserstande vermittelte, wie auch in den
östlichen Hauptarm zum Gr. Strengeln-See. Sie begleitet auch den
S.-Rand der schon geschilderten nördlichen Stromrinne. Hier ist
sie besonders westlich von Kl. Strengelu wieder schön ausgeprägt.
Zur Zeit des Wasserstandes der höheren Terrasse haben wieder-
holt Versuche der Wasser stattgefunden, den trennenden Wall zwi-
schen den beiden Kinnen zu durchbrechen. An zwei Stellen östlich
von der NO. -Ecke des Wilkus-Sees haben die Wasser aus dem
Sammelgebiet der nördlichen Rinne den schmalen Riegel, der sie
von der südlichen trennte, durchschnitten. Sie haben sich wohl
nur ganz kurze Zeit und in nicht nenneuswerthem Maasse in das
südliche Recken ergossen, denn es sind sowohl diese Durchbrüche
nur schwach wie auch die beiden in ihrer F'ortsetzunjT auf der höhe-
ren Terrasse liegenden Rinnsale. Wahrscheinlich ist es hier bald zur
Bildung einer auf der höheren Terrasse lieucenden Wasserscheide tre-
kommen. An anderen Stellen sind es dagegen zweifellos die südlichen
Wassermassen gewesen, die gegen N. vorstiessen und z. B. Ober
das heutige PrzytuUer Torf bruch bis unmittelbar au das Rittergut
PrzytuUeu vordrangen, ohne jedoch ganz durchzubrechen. Die
zweite Stelle, an der ein solcher Durchbruch ebenfalls nahezu
vollendet ist, liegt südlich von Kl. Strengein und reicht bis an
den Friedhof dieses Dorfes. Einen von N. her erfolgten Durch-
bruchsversuch l)o/eichnet die südliche Ausl)uchtun«2C des jjcrossen
zum Dorfe Przytulloii gehörigen Torfbruclies.
LXXIX
In Verbindung mit dieser höheren Terrasse findet sich dann auch
überall die niedere Terrasse. Sie zeigt allerdings bei weitem
nicht eine so scharf ausgeprägte Entwickelungsform wie jeue. Drei
Stellen sind es jedoch, wo sie auch ganz besonders typisch zur
Ausbildung gelangt ist. Die eine liegt am O.-Ufer des Wilkus-
Sees, etwas nördlich von der Wilkus-Mühle, die beiden anderen
*öi N.- und S.-Ufer des westlichen Zabinker Sees. Aus dieser
»^ertheilung und Verbreitung der oberen Terrasse, die bis in das Ge-
hiet des Gr. Strengeln-Sees hineinreicht, der seinerseits in breiter,
offener Verbindung mit dem Mauerseebecken stand, ergiebt sich
Jliit zwingender Nothwendigkeit, dass auch im Bereiche jenes
Reckens die Wassermassen jenen hohen Stand von 15 Meter über
dem heutigen gehabt haben müssen. Es müssen demnach auch
am Mauersee und den ihm angegliederten Seebecken von jener
höheren Terrasse Spuren vorhanden sein. In der That gelang
es auch, wie ich einer freundlichen Mittheilung von Herrn
L. Schulte verdanke, solche Marken bei der Aufnahme auf Blatt
Gr. Steiuort am Schwenzait - See aufzufinden. Sie schneiden
nach oben mit der 350 Fuss-Curve ab. Es bliebe daher die
weitere Aufgabe übrig, die Terrasse auch im Bereich des übrigen
Mauersee-Gebietes nachzuweisen. Als eine derartige Terrassen-
fläche glaube ich die ebene Sandbarre auffassen zu dürfen, die
den Dsrall-See vom Mauersee trennt. Nach einer freundlichen
Mittheilung von Herrn Fr. Kaünhowen hat er ebenfalls in der
gleichen Höhe von ungeföhr 350 Fuss ein Paar, wenn auch örtlich
wenig ausgedehnte Terrassenmarken auf der W.-Seite des Mauer-
seegebietes festgestellt. Die eine liegt auf Blatt Rosengarten beim
gleichnamigen Vorwerk. Die andere findet sich am westlichen
Ufer des Deiguhn-Sees auf Blatt Gr. Stürlack^). Die weitere
Verfolgung dieser Frage scheint mir nicht ohne Belang zu sein.
Der Umstand, dass die vou Herru C. Gagel-) nachgewiesene
330 Fuss-Terrasse im N. des Mauersees bei Angerbnrg keinen
0 F. Kaünhowen: Wiss. Ergeb. der Aufnahme auf Blatt Gr. Stürlack.
Dieses Jahrbuch f. 1898, S. CCLXXXIV.
*) Bericht über die Aufoahmearbeiten auf den Blättern Angerburg und
Krugiaoken 1899. Dieses Jahrbuch f. 1899, S. LXVI f.
LXXX
Abschluss findet, wird, wie mir scheint, von ihm mit vollem Rechte
so gedeutet, dass die £ismassen hier damals noch den Abfluss
der Wasser sperrten und dieser nach S. zum Weichselgebiet hin
erfolgte. Diese Fragen Ober das Mauerseegebiet hinaus weiter
nach S. zu verfolgen, wird erst möglich sein, wenn die Auf-
nahmen in jenen Gebieten vorliegen werden.
In Verbindung mit den beiden Terrassen findet sich auf ihrer
Oberfläche an einer ganzen Reihe von Punkten sowohl auf der
westlichen Goldapgar-Seite wie um den Brzuns- und Wilkus-See
herum eine Ablagerung von Seekreide. Sie tritt in einzelnen
Lappen und Flecken, meist in dünnen Lagen auf. Ihre Mächtig-
keit scheint 30 Centimeter nicht zu überschreiten, bleibt jedoch
meist darunter. Es ist ein stellenweise mehr oder weniger
mergeliger, bisweilen auch etwas sandiger Kalk. Von Organismen-
Resten fand ich nur an einer Stelle ein Bruchstück einer Schnecken-
schaale (vielleicht Limnaeus), Ob etwa eine Mikrofauna in dem
Sediment enthalten ist, niuss erst noch die Untersuchung lehren.
Nicht ohne Belaug ist weiter der Umstand, dass es mir ge-
lang, an zwei Stellen auf der höheren Terrasse die sog. »Furchen-
steine« aufzufinden. Die eine liegt südöstlich von Przytulleu, die
andere südöstlich von Karlsberg, in der Nähe des Trig. Punktes
3H3. Diese Furcheusteine sind ein Beleg dafür, dass zur Zeit
jenes hohen Wasserstandes bereits jene »steinfressenden« Algen
hier lebten, als deren Werk man wohl die Sculptur dieser Steine
anzusehen berechtigt ist. Solche Gebilde recenter Entstehimg
sind ja bereits von Herrn (j. Müller^) aus ostpreussischen Seen
beschrieben, dagegen sind sie meines Wissens aus diluvialer Zeit
noch nicht bekannt.
Auf eine wichtige Eigenschaft der Terrassen möge hier
noch hingewiesen werden , nämlich auf ihre Beziehungen
zu den prähistorischen Siedelungen. Durch eine ganze Reihe
von Funden (Urnenscherben, Feuersteinmesser und -Scherben,
sowie gebrannte Knochen) gelang es mir nachzuweisen, dass auf
beiden Seiten des Goldapgar-, wie des Wilkus- und Brzuns-Sees
0 Ueber Furchensteine au& Masuren. (Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. 49,
1897, Verhandl. S. 27.)
LXXXI
und im Sapinen-Thal besonders die obere Terrasse von den da-
maligea Menschen bevorzugte Stätten für ihre Siodelungen bezw.
Friedhöfe waren. Ueber die gemachten Funde, die dem Ost-
preusfiischen Provinzialmuseum überwiesen wurden, wird von dort
eine Mittheilung erfolgen.
Ausser den beiden Diluvial - Terrassen findet sich dann
noch eine alluviale, bis 3 Meter über dem heutigen See-
spiegel liegende, als Ufersaum der heutigen Wasserfluthen.
Sie besteht, mit Ausnahme der Gr. Eschenortcr Halbinsel, immer
aus Sand. Dort dagegen ist es ein Thon bezw. Thonmergel,
der auch unterseeisch nach O. noch weiter fortzusetzen scheint
und wohl als der Rest einer grösseren Beckenbildnng angesehen
werden muss.
Ä. Jentzsch: Beobachtungen über Kreide, Tertiär,
Diluvium und Alluvium Westpreussens.
lu den Jahren 1899 und 1900 wurden im Weichselgebiete
die Blätter Seh wetz und Sartowitz (Gr. A. 33, No. 31, 32) kartirt,
und Blatt Okonin (Gr. A. 33, No. 34) vollendet. Ausserdem wur-
den Revisionen bei Danzig und eine geologische Erforschung von
^rundwasserverhältnissen des Elbinger Landkreises, sowie eine
geologisch-agronomische Kartirung der Domäne Rehden, Kreis
^'^raudenz (Gr. A. 33, No. 40) im Maassstabe 1 : 10000 aus-
gefthrt.
V^ortertiäre Schichten wurden hierbei nirgends an der Ober-
fläche beobachtet. Wohl aber wurde der in Seh wetz und Grau-
^^Dz früher erbohrte kreideähnliche Mergel, der in Ermangelung
^OQ Versteinerungen bisher nur nach seiner Ueberlagerung durch
^^rtiär und seiner petrographischen Aehnlichkeit mit der Ver-
^*^^nerungen ftihreuden Kreide formation von Thorn zu letzterer
8*2ogea worden war, dem Kreidegebiete des nördlichen West-
P^'^ussens durch einen in die bisherige Lücke fallenden Bohr-
^^^fschluss angenähert. Zu Marienwerder traf eine in der Artillerie-
•^aserne (nahe dem Bahnhofe) angesetzte Brunnenbohrung von
^^^*a 150 — 247,35 Meter Tiefe Kreidemergel, welche einzelne
•Ithrhnch 1900. f
txxxit
VersteineruDgeu lieferten. Unter letzteren ist ein Ananchytes
ovatus aus 232,50 Meter Tiefe zu nennen. Obwohl diese Art
eine erhebliche verticale Verbreitung besitzt, genügt sie doch, um
den Charakter dieser Schichtengruppe als Obere Kreide zu be-
stätigen.
Im Tertiär wurden die schon früher beschriebenen Auf-
schlüsse des Schwarzwasserthaies bei Seh wetz durch neue Beob-
achtungen vermehrt und vom S.-Rande dieses Blattes bis über
den N.-Rand desselben, sowie weiter nördlich auf Blatt Laskowitz
in fast ununterbrochener Kette verfolgt. Es sind vorwiegend
sandige Süsswasserbildungen, die nach Alter und Beschaffenheit
als Braunkohlenbilduug zu bezeichnen sind, jedoch bisher
nur geringfügige, unbauwürdige Kohlenflötze gezeigt haben. Ihrem
Alter nach entsprechen sie der »Posener Braunkohlenbildung«, da
sie — gleich dieser — weiter südlich von Posener Thon über-
lagert und von »Thorner Thon« unterteuft werden. Letzterer ist
ein durch Kohlenstaub braungefärbter, staubiger, glimmerhaltiger,
fester Letten, der in erheblicher Mächtigkeit die Unterlage der
sandij^en Braunkohlenbild unc: bei Seh wetz und Graudenz bildet
und dort über dem erwähnten Kreidemergel liegt. Zwischen den
gleichen Schichten wurde dieser »Thorner Thon« ostwärts bis
Hermannshöhe hei Hi.schoföWenler, südwärts bis Thorn, und von
dort südwestlich bis Sc-hönfelde bei (inesen und Obornik in der
Provinz Posen durch Bohrprofile nachgewiesen.
Von Interesse ist die Auffindung bernsteinführenden
Tertiärs auf Blatt Oxhöft (Gr. A. 16, No. 26). Nahe der S.-
Grenze dieses Blattes, bei Johanniskrug, westlich der Danziger
Chaussee, beoba'htete Verfasser in der Grube einer kleinen Zie-
gelei von oben nach unten folgende Schichten:
0,8 Meter Geschiebelehm
0,4 » Diluvialsand J
3—4 » irelblichen Geschiebemergel ^ Diluvium
0,6 » gelben, thonähnlichen Geschiebe- etwa 6 Meter.
mergel \
0,8 » ziegelrothen Geschiebemergel
LXXXIII
KO Meter groben, aber durch Staubn^ehalt
bindigen Quarzsaud, welcher
in den obersten 0,2 Metern
nussgrosse Gerolle von Quarz
und Quarzit enthält 3,6—3,8 Meter
0,8—1,0 » grünlichen, feinen Sand Tertiär.
1,8 » bräunlichen, feinsandigen Letten
mit einem Bernsteinstück, an
der Grubenwand mit gelben
Ausbiübungen
Die Grenze zwischen Dihivium und Tertiär lag in der Grube
auDäbernd horizontal. Der Fund eines Bernsteiubtückchens im
Jortigen Tertiär würde wenig bemerkenswerth sein, wenn nicht
etwa 7 Kilometer nordnordwestlich auf demselben Blatte im Dorfe
Pogorsch an der Basis des Tertiärs bei 150 Meter Tiefe, nahe
über der bei 159 Meter getroffenen Kreide, ein bernsteinführender
Sand erbohrt worden wäre.
Im Diluvium wurde der Untere Geschiebemergel,
<les8en Zu-Tage-Treten für die Danziger Gegend bisher zweifel-
haft war, auch dort in mehreren Aufschlüssen nachgewiesen. So
zu Halbe Allee bei Danzig, nördlich der Zoppoter Brauerei und
am Seestrande bei Hoch-Redlau (Adlershorst). Am letzteren Orte
wird er von unterdiluvialem Yoldiathon überlagert und von einem
!iuf Tertiär ruhenden, Blöcke führenden Diluvialgrande unterteuft
Auch bei Schwetz konnten mehrere Geschiebemergelbänke
^lüterschieden werden, deren unterste auf Tertiär liegt und von
Thonmergel bedeckt wird.
Die Thalstufen des Schwarzwasserthaies enthalten — insbe-
sondere zwischen Bedienken - Mühle und Groddeck — gewaltige
*^'ockanhäufungen, welche unter Benutzung einer Feldbahn
•^"gebaut werden. Sie erscheinen zunächst als Auswaschungs-
""^ckstand des in der dortigen Thalsohle grösstentheils zerstörten
^duviums, dürften aber auch Beziehungen zu einer dort verlau-
^**oden Endmoräne haben.
LXXXIV
Die Sandr der letzteren treteu stelleDweise, zumal bei Sarto-
witz, biß hart au das Steilgehänge dos Weicliselthales heran. Ihre
geschiebefflhrendeii Sande (Os) werden bei Sartowitz flächenhaft
von geschiebefreieni Thoninergel uuterhigert, der zweifellos
jungglacial ist, aber nach der bisherigen Bezeichnungsweise * als
oberste Schicht des Unteren Diluviums darzustellen war. Ver-
fasser möchte ihn als Absatz eines Stausees der Kückzugsperiode
des letzten Inlandeises auffassen. Die Geschiebefiihrung der ihn
bedeckenden Sande dürfte kein Hinderniss f))r diese Auffassung
sein, sondern eher auf ein gesetzmässiges Verhältniss hindeuten,
wie es entsteht, wenn Seenspiegel gesenkt und die bisher stein-
armen Binnenseo-Böden von flacherem, zeitweise Eisschollen fah-
rendem Wasser Oberflossen werden.
Für die Verbreitung I nterglacialer Schichten ist er-
wähnenswerth, dass das im vorigen Berichte ^) aus den Bohr-
profilen des Graudenzer Wasserwerkes beschriebene Süsswasser-
Interglacial im gleichen geologischen Horizonte neuerdings zu
Stremotzin erbolirt wurde. Seine unterirdische Erstreckuu«: ist
dadurch auf etwa 1300 Meter nachgewiesen. Näheres darüber
berichten die Erläuterungen /u Blatt Graudenz und die denselben
beigegebene Bohrprofil-Tafel.
Im Alluvium wurden die aus den Nachbarblättern beschrie-
beneu Verhältnisse wiedergefunden. Dünen treten hin imd
wieder in Sandgebieteu der Platte, sowie (als »Obere Stufen-
dünen«) an der Oberkante der Thalgehänge auf, wo sie z. B. im
Jagen 17 der königlichen Oscher Forst an der Prallstelle des
Schwarzwassers unterhalb der Laskowitz - Tucheier Eisenbahn,
Scherben ans heidnischer Vorzeit überdecken. Etwas flächenhafter
sind sie auf den Thalsanden entwickelt, und in Einzelhügeln, wie
in langen, in der Längsrichtung des Weichseithaies angeordneten
Kücken tauchen sie aus dem Schlick und Plusssand, dem Torf
und Moormersrel der rechtsseitigen Weichselniedernnff auf.
Neben Sand, Wieseulehm, Schlick, Moorerde und Torf ist
im Alluvium auch Kalk recht verbreitet. Er findet sich als
>; l)ioso> Jahrbuch f. 1898, S. CC.
LXXXV
Wipbcükalk im Untergrund zahlreicher Torflager der Höhe und
Niederung, sowie als Moormergel unter weiten Wiesenflächen
der Weichselniederung, wie an Gehängeböden der Höhe, wo er
(z. B. bei Rehden) einen reichen Ackerboden liefert.
J.KoRN: Ueber Aufnahmen auf den Blättern Massin,
Hühenwalde und Költschen in den Jahren 1899 — 1900.
Die Massiner Platte, von der ich in meinem früheren Be-
richte*) schon gesprochen habe, zeigt dieselbe Ausbildung der
Oberfläche wie die Liebenower und Zorndorfer Platte. Der
Obere Geschiebemergel ist kuppenförmig entwickelt; die Senken
zwischen den Kuppen, die oft einen thalähulichon Charakter an-
»ehiucD, sind häufig vom Oberen Sande ausgofnllt. Abschnitts-
profile zeigen sich nur am Sodrande der Platte. Die Dolgeubcrge
fec ich jetzt als Aufschüttungen auf, da ich die beiden kleinen
Jetzeii von Oberem Geschiebemergel , die zu der Auffassung als
J^nrchragungen Veranlassung gegeben hatten, nicht mehr für
«"chte Gnindmoräne halte.
Was die Liebenower Platte anlangt, die noch einen Theil
^^es Blattes Költschen und den grössten Theil des Blattes Hohen-
^alde einnimmt — ein schmaler Streifen am N. -Rande dieses
ö/attes wird vom Sandr eingenommen — , so beruht deren Höhen-
f*nt Wickelung (bis 140,2 Meter, während der Sandr bei 50 bis
60 Meter, das Warthethal bei 20 Meter Meereshöhe lie<]ren) anf
dem Aufragen der märkischen Braunkohlenformation, die in ihrer
hangenden und liegenden Abtheilung ausgebildet ist. Seit 1853
i^eht hier ein (freilich unbedeutender) Braunkohlenbergbau um;
Von den drei Flötzen der oberen Abtheilung und dem einen bisher
bekannten der unteren wird nur das hängendste Flötz der oberen
in einer Mächtigkeit von 1,5 — 2 Meter abgebaut. Die Flötze sind
in Falten gelegt, die in der Richtung des Warthethalrandes auf
dem Blatte, also etwa von WSW. — ONO. streichen; das nörd-
liche Einfallen der Sättel, das sich bis zur Ueberkippung steigern
kann, ist meist steiler als das südliche. Beruht das horstartige
•) Dieses Jahrbuch f. 1898, S. CLXXXII.
LXXXVI
Aufragen des Tertiärs^ das eine absolute Höbe von über 130 Meter
erreicht, wohl unzweifelhaft auf tektonischen Ursachen, so möchte
ich doch fbr die Specialfaltung das Inlandeis als wirkenden
Factor in Anspruch nehmen. Und zwar sehe ich als die wirk-
same Kraft den Druck des Inlandeises au, das durch einseitige
Belastung in die weichen Schichten einsinkend vor seinem Rande
ein wallartiges Aufwölben mit steilerem, nördlichen Einfallen der
Sättel bewirken muss. während Schubwirkuug gegen Hindemisse
ein steileres, südliches {Einfallen der Sättel erzeugen müsste ^).
Auf Blatt Hohenwalde findet sich ein schöner Aufschluss, der
das Gesagte illustrirt, in der Thougrube am Fusse der Wurzel-
berge nördlich vom Wege nach Christinenhof. Hier wird ein
glacialer Bänderthou unmittelbar vom Oberen Geschiebemergel
überlagert; der Bänderthou ist in nach N. überkippte, etwa O. — W.
streichende Falten gelegt, die der Gesehiebemergel horizontal ab-
schneidet.
Das Diluvium ist auf der Höhe der Platte sehr wenig mächtig,
oft ist das Tertiär nur von einem 5 — G Meter mächtigen Oberen
Geschiebemergel überlagert und es fehlen alle anderen diluvialen
Bildungen; an vereinzelten Stelleu tritt das Tertiär auch zu Tage.
Sodlich von der höchsten Aufragung des Tertiärs wird das Dilu-
vium immer mächtiger; in den eolossalen Abschnittsprofileu des
zersägten Warthethalraudes ist oft der Untere Gesehiebemergel
zu beobachten, der indess nicht als zusammenhängende Schicht,
sondern nur in linsenförmigen Partien auftritt.
Die Liebenower Platte zeigt eine vom Oberen Gesehiebe-
mergel gebildete, kup})ig - wellige Oberfläche, in deren zuweilen
thalartigen Senken, die ich als subglaciale Rinnen auflasse, häufig
Oberer Sand abgelagert ist. Zwei von diesen Senken, von denen
die eine durch Stennewitz und Liebenow hindurchzieht, die
andere nordöstlich von Katzdorf durch die Ratzdorfer Haide
nach Hohenwalde zu verläuft, durchziehen in der Richtung von
*) Die schöne Beobachtung, die Wahnschaffe in der Zcitschr. d. Deatsch.
geol. Ges. 1882, Bd. 34, S. 577, veröffentlicht hat, zeigt, in welcher Weise eine
einseitig belastend«' Wirkung auf <Mn<Mi iiachp;iobi^»»n Untergrund in Krsohei-
nun»< trilt.
LXXXVII
NW.- SO. die ganze Platte; der sie ausfiilleude Saud setzt sich
aus den Rinneu der Hochfläche, in denen er noch vom Oberen
Geschiebeniergel unterlagert wird, fort in die tief eingeschnittenen
Seiteuthälchen des Warthethales, die vom Duhringshöfer Mühlen-
fliess und dem Klingefliess durchflössen werden. Da die allu-
vialen Kinnen dieser Thäler mit einem Absatz von mehreren
Metern Höhe gegen die ebene Sandfläche des Thaies abschneiden,
so möchte ich diesen Sand für diluvial halten.
In dem Oberen Sande des Sandrs am nördlichen Rande von
Blatt Ilohenwalde finden sich in der Gegend der Försterei Mar-
witz häufig thonige und feinsandige Partien, die bei Zanzin
j>ich zu grösseren Mergelsandflächen zusammenschliessen, die viel-
fach noch auf Oberem (ieschiebemergel auflagern. Im NW. des
Blattes Landsberg geht dieser Mergelsand in einen Bänderthon
ober, der in dem die Liebenower Platte östlich begrenzenden
Kladowthale zwischen Landsberg und Ilimmelstädt in mehreren
Zieoreleien abgebaut wird. Es ist dieser Bänderthon das feinste
"nd danim am weitesten verschwemmte Material der durch das
Abschmelzen des Inlandeises, das an der Endmoräne nördlich
davon noch festlag, erzeugten Aufbereitungsproducte. Mit dem
Bänderthone des Kladowthales stelle ich völlig in Parallele den
ßänderthon des Vietzethales, den ich ebenfalls für ein Erzeugniss
der Al)schmelzung des letzten Inlandeises halte.
Südlich von Zanzin liegt östlich vom Neuendorfer Wege an
der Mündung einer südlich von Marwitz entspringenden, etwa
4—5 Kilometer langen, heute trockenen Rinne, deren Boden
keineswegs gleichsinniges Gefälle zeigt, ein Schuttkegel von typi-
scher Form in einer Grösse von etwa 200 Morgen, der in die
Eintiefung des Sandrs hineingeschüttet ist und auf die oben er-
wähnten Mergelsande noch randlich übergreift. Ein alluviales
Alter för dieses Gebilde anzunehmeü, erscheint nicht angängig.
Erstens ist die Rinne vollständig trocken, dann spricht auch die
Bescbaflfenheit des Sandes, aus dem der Schuttkegel aufgebaut ist,
dagegen; es ist ein völlig reiner Sand ohne jede thonige oder
lehmige Beimengung, die wohl sonst nicht fehlen würde, da die
Wände der Rinne grösstenthoils aus Geschiebemergel bestehen.
LXXXVIII
Kiidlich zeigte der Bodeu der Rinuc ein wechselndes Gefälle, wie
es subglacialen Rinnen häufig eigen zu sein pflegt. Ist aber der
Schuttkegel diluvial, so war bei seiner Ausbildung, die nur in die
Abschmelzperiode fallen könnte, das Inlandeis von den Theilen,
die heute der Sandr dort erfüllt, schon zurtickge wichen. Ich bin
darum der Ansicht, dass hier ein Argument vorliegt für das Fort-
bestehen einer Eisbedeckung auf der Liebenower Platte, nachdem
in dem tiefer liegenden Sandr das Eis bereits abgeschmolzen war.
2 Kilometer südlich vom Dorfe Hohen walde liegt 400 Meter
westlich vom Wege Hohenwalde-Liebenow dem Oberen Geschiebe-
mergel aufgelagert eine völlig ebene Platte aus sehr feinkörnigem
bis thonigem Sande, die 5 — (> Meter mächtig wird und nach allen
Seiten (mit Ausnahme der NW.-Seite) ziemlich steil abfällt Ufer
sind filr diese Ablagerung, die der petrographi sehen Beschaften-
heit des Sandes nach zweifellos in einem Becken sich gebildet hat^
nicht vorhanden; man wird das Eis als ehemaliges Ufer voraus-
setzen müssen, und ich stehe nicht an, das Gebilde mit dem aus
Ostpreussen und sonst vielfach bekannten Deckthon in Parallele
zu stellen.
In Bezug auf krystalline Geschiebe sei erwähnt, dass ich diMu
Oberen Gescliiebemergel bei Massin ein Basaltgeschiebe ent-
nommen habe, das zweifellos aus Schonen stammt. Es ist das
mit einem b(*i ürossen von mir aufgefundenen Basaltgeschiebe
das östlichste bisher bekannte Vorkommen von vSchonenscheni
Basalt.
M. Schmidt: Unteroligocäu von Vardeilsen bei Ein-
beck.
Nordwestlich von dem Dorfe Vardeilsen (Blatt Dassel der
Landesaufnahme) befindet sich an dem auf Avendshausen zu
führenden Wege, 300 Meter vom Ausgange des Dorfes entfernt,
seit lange ein Aufschluss in schiefrigem Thon des Unteren Lias,
in dem SchJotheimia angulata ziemlich häufig vorgekommen ist.
Es wurde hier früher für einen kleinen Ziegeleibetrieb Thon ge-
wonnen. Jetzt findet auch noch ein Abbau in der Grube statt,
aber auf tertiären F o r m s a n d , der der schiefen Abrasionsfläche
LXXXIX
des Thoues von N. her aufgelagert i«! und für die Alfelder Eisen-
hfitteu gewonnen wird.
Das Vorkommen liegt als flache Insel in dem Lösslehm des
Thaies, ohne ihn wesentlich zu überragen. Die untere Hälfte der
zur Zeit etwa 5 Meter mächtig aufgeschlossenen Schichten besteht
aus losem, feinem Sand von gelblicher Farbe, der nach oben auf
etwa Ya Meter in mürben Sandstein übergeht; die obere Hälfte
des Aufschlusses zeigt mehr graugrünliche, verwittert bräunliche
Farben. Dieser Farbenwechsel wird veranlasst durch Auftreten
von Glaukonit und von dunkelgrauer thoniger Substanz, die den
Schichten ein wenig mehr Festigkeit verleiht. Dieser beigemischte
Thon ist nicht homogen vertheilt, sondern durchwirkt den Sand
in feinen Flocken und Ballen, als ob ihn eine schwache Strömung
bei der Ablagerung rollend bewegt hätte. Ausserdem sind der
^^anzeo Ablagerung kleine gerollte Stückchen von wohl liassischeni
Tbouschiefer eingestreut, der ja in der Eiubeck-Markoldeudorfer
Mulde weit verbreitet ist. Das Tertiärvorkommen ist von dem
schon erwähnten Lösslehm umhüllt, aber meistens von ihm durch
eiue Geröllschicht geschieden, die in dieser ganzen Gegend sehr
vielfach die Basis der Lössablagerungen bildet i). Das Material
der Geröllmassen bildet hier Muschelkalk, der die nächstbeuach-
barten Höhen fast ausschliesslich zusammensetzt. Die unmittelbar
unter der Gerölldecke folgende Schicht des Formsandes ist, viel-
leicht auf Kosten der kalkrcicheu Decke, in eine an Lösspuppen
sehr reiche, hochprozentige Mergelschicht verwandelt.
Der Formsand ist durchweg ziemlich fossilarm, und die
Fossilien sind ausserordentlich mürbe, sodass es nicht wenig Mühe
gekostet hat, die unten aufgeftUirte Fauna zum Theil durch vor-
sichtiges Schlemmen, zum Theil durch Herausschneiden aus dem
Anstehenden zu erhalten. Keine der beiden Methoden reichte
aus, um sehr zarte Formen zu gewinnen, auf die ich also ver-
zichten musste, und die iu dem Verzeichniss der Fauna fast gänz-
lich fehlen. Aber auch von den übrigen Fossilien sind viele
mangelhaft erhalten, viele liegen nur in Bruchstücken vor, sodass
0 Emjcrsoit, Die Liasmuldo von Markoldendorf bui Einbeck, 1870 S. 7, Anm.
xc
die Bestimmuugen nicht säninitlich mit gleicher Sicherheit erfolgeu
kounten. Indessen hat ein Theil derselben Herrn Geh. Kath
V. KoENEN vorgelegen, der mir Gelegenheit gab, die Bestimmungen
gelegentlich im Geologischen Institut der Universität Göttingen
auszuflQhren. Es ist mir eine angenehme Pflicht, dem genannten
Herrn fl\r diese Freundlichkeit meinen besten Dank auszusprechen.
Fossilliste.
Balanophyllia subcylindnca Phil. sp.
Argiope multicostata BOSQÜ.
Cistella,
Terebratula gi^andia Blümenb.
Terebratulina aspet'ula v. KOEN.
» multistriata Dkr. var.
Anomia asperella Phil.
Pecten pictus Gdf. var. microta v. KOEN.
Pecten bellicostatas S. WoOD.
Spondylua,
Perna^) sp. iud.
Ijtma e.riniia GlEB.
» fdrplanafa v. KoEK.
Dimjia fragilü v. KoEN.
NuculeUa lamellosa v. Koen.
Liniopsis retifera v. Koen.
Pectunculua lunulatus Nyst.
Area decu'^safa Nyst.
» incomposita v. Koen.
» dactylns v. Koen.
» lamellosa Desh.
Nucula sulcifera v. Koen.
Leda crispata v. KoEN.
Chama monstrosa Phil.
Cardium semilineatum v. KoEK.
Crassatella seynirugosa v. KOEN.
') Bisher Id norddeutsclioiu Unteroligocäu Doch nicht gefunden.
XCI
Astarte Boaqueti Nyst.
Cardita tumida v. KoEN.
» suborbicularis Sandb.
Cytkerea porrecta v. KoEN.
Syndoamya protensa v. KoEN.
Corbula descendens v. Koen.
» subaequioalvts v. Koen.
Pholadomya alata V. KOEN.
Murex fusiformü Nyst.
Pleurotoma fusifoi'mis GlEB.
» cf. Ewaldi V. Koen.
Pseudotoma conifoi^mis v. KoEN.
Raphitoma cf. ^r^c^a v. KoEN.
Natica cf. hantoniensis Phil.
» cf. achatensü Recluz.
Cerithium cf. sajconicum v. Kokn.
Xenophora petrophora v. Koen.
Pleurotomaria Sismondai GoLDF.
Margarita nitidüsima Phil.
Turbo Cef. Bundemü v. Koen..^
Emarginvla cf. Nystiana BoSQU.
Scutum (cf. turgidum v. KOEN. /)
Calyptraea striatella Nyst.
Tornatella aimulata Solander sp.
Ringkula cf. aperta v. Koen.
Dentalium acutum Hebert.
Otolithua (Raniceps) latisulcalu^ Koken.
» (Gadun) siniplex KoKEN.
» » äff. elegana KoKEN.
(Perddaruin) plebejus Koken.
(Penstedion) sp. md^^.
»
»
Vorstehende Liste würde sich beim Weiterführen des sehr
mühsamen Sammeins zweifellos noch wesentlich vermeinen lassen,
da jetzt schon von einer ganzen Reihe von ferneren Arten sich
XCIl
Spuren vorgefunden haben, die für eine auch nur annähernde Be-
stimmung nicht ausreichten. Ferner habe ich auf die Einreihung
einiger ganzen Thiergruppen, wie Echinodet^men^ Bryozoen^ Ostra-
Coden und Foramimfereti ^ von denen immerhin einiges mit ge-
funden wurde, vorläufig verzichtet.
Der unteroligocäne Charakter der Fauna kann mit Rück-
sicht auf mehrere leicht kenntliche und sehr bezeichnende Formen
nicht zweifelhaft sein. Im Speciellen besteht eine augenscheinliche
Verwandtschaft mit dem Vorkommen an der Brandhorst bei Bünde.
Dieser Fundort zeichnet sich freilich vor dem von Vardeilsen
durch viel grösseren Kcichthum an Organismenresten aus, deren
vielfach zertrümmerte und auch wie abgeriebene Beschaffenheit
den Gedanken an Strandbildung und Wellenthätigkeit nahegelegt
hat. Doch ist, wie A. v. Koenen bemerkt^), das Vorkommen
von recht frisch erhaltenen Exemplaren von Pleurotomaria
fSiamondai GoLDF. dann darin immerhin auffallend. Man könnte
daran denken, dass die zum Theil zertrümmerte und corrodirtc
Beschaffenheit der Fossilien auf Rechnung der Gebisse und
Verdauuugssäfte von Fischen zu setzen sei. Wenigstens ist
nouerdinors durcli die Untorsuchunocen der biolon^ischen Station
auf IleltToland die roecnte Hildun<r solcher trümnierreicher
Ablagerungen, sogen. Muscholschilles, unter fischreichen Grün-
den des Meeres festgestellt. Die von den Fischen herbei-
gebrachten Bestandtheile können dann mit einer dem Meeres-
l)oden eigenthümlichen Fauna in l)eliebiger Mischung abgelagert
werden.
Zu den auffallenderen Formen, die auch für die Hrandhorst
l)ezeichnend sind, gehört grade die oben erwähnte Pleurotomaria
Sismondai\ neben der vor allem noch die verirlcichsweise häufio^e
Terebratuhi (/raftdis Blumenu. zu nennen ist. Sonst ist für Var-
deilsen bezeichnend die Häufigkeit der zierlichen Diinya fragüu
v. KoEN., die sich zu Hunderteu von Kxemplaren sammeln lässt.
Üebertroffen wird sie an Häufigkeit nur durch die als var.
mlcrota v. Koen, bekannte Form des IW-ten picfufi GoLDF. Die
') Da^ Dorddeiitsche Untern ligocan und seine Mollusken fauna, S. 1430.
XClIt
in Vardeiisen vorkoinmendeu erwachsenen Exemplare der
leicht kenntlichen Form zeigen regelmässig eine starke Ein-
biegung des Randes der im Uelirigen flachen Muschel, durch
die ohne wesentliche Vergrösseruug der Schalenfläche eine
bedeutende Vergrösserung des Innenraumes der Schale erzielt
wird.
Wenn nun der neue Fundort Vardeiisen auch filr unsere
Kenntniss der unteroligocänen Fauna in Norddeutschland neue
Thatsachen kaum erbracht hat, so ist er för die Kunde von deren
Verbreitung immerhin von einiger Bedeutung, da er ihre Grenze
ober die bekannten Vorkommen von Helmstedt und der Brand-
Qorst bei Bünde weit nach S. in das Leine - Wesergebiet
''orschiebt, in eine Gegend, wo zunächst vorwiegend jQngere
'ilieder der tertiären Schichten reihe, bis zum Oberoligocän
'^inab bekannt geworden sind. Von Älteren Bildungen wäre
^tii Solling nur das problematische Vorkommen von Rupel-
^lon zu nennen, das Graul anführt i), ohne es durch ent-
scheidende Fossilfunde belegen zu können. Die Richtigkeit der
liestinimung wird aber durch den nunmehrigen Nachweis zweifel-
losen, marinen Unteroligocäns in so naher Nachbarschaft wesent-
lich wahrscheinlicher.
Es ist nun in dieser Gegend noch an einer anderen Stelle,
nur wenige Meilen von dem Fundpunkte Vardeiisen entfernt,
^'benfalls marines Unteroligocän gefunden worden, das in dem be-
treffenden Aufschlüsse sogar von fossilführendem Rupelthon über-
lagert wird. Es wird über dasselbe etwa gleichzeitig mit dem
Erscheinen vorliegender Notiz in dem Rahmen einer Arbeit be-
richtet, die von einem grösseren Abschnitt dieser Gegend eine zu-
sammenfassende Darstellung bietet. Drittens ist marines Unter-
oligocän, wie ich von competenter Seite erfahren konnte, noch an
einer Stelle festgestellt, die allerdings mehr als halbwegs nach
Hannover zu gelegen ist. Eine nähere Mittheilung bleibt abzu-
warten.
0 J. Graul: Dio tertiären Ablagerungen des Sollings. Diss. Göttingen
1885, S. 37.
i}
XCIV
A. Denckm.vnn und H. Poix>N1E: Bericht ober eine in
das Gomuierner (^uarzit-Gehiet ausgeführte gemeinsa^*^
Excursion.
Die gemeinsame Begehung des Gommemer Quarzits bat^'^^
zunächst den Erfolg, dass der bei Pretzien an den Plötzkyer Bc? ^'
gen gelegene Fundpunkt von Sphenopteridtum von Einem von u
(Dexckmank) wiedergefunden wurde. Die an dieser Stelle v»
uns niQhsani aufgesammelten, wenn auch nur spärlicheu Reste sin^
immerhin besser erhalten, als das seiner Zeit von Herrn Koc
gefundene Restchou und irt'statten nunmehr die Feststellung, das^ ^
es sich nicht um das i^phefwpteridium düsectum des Culm haii^
delt. Die von Einem von uns (Potonie) schon früher an au-^
deren Stellen beobachteten »allochthonen S^i^wiflrna-Narbeu und '
Epidermal-(ie\vebe-Fetzen wurden in grösserer Häufigkeit get'im-
den. Die ausserdem vorkommenden Stamm-Keste waren leider
auch hier unbestimmbar.
Eine weitere relativ günstige Fundstelle fiir die genaunteu
Reste, namentlich iilr SphenopteHdium fanden wir in dem Stein-
bruche auf. welcher südwi'stlicli des Dorfes Dauningkow liegt
Das Muttoriresteiii iler Pflanzenreste ist ein den Quarzitbäuken
einsrelatrerter, dnnkler. milder Granwacken - Schiefer bis Tlion-
Schiefer, (hu^ auf den Schichten tlächen jrrosse, weisse? (Ilimnier-
blättchen zeigt.
Hei der ausserordentlichen Seltenheit bestimmbarer Pflan/.en-
reste wird sich, wie sich nnnmehr immer mehr ergiebt, die Fest-
stellung des Niveau's der Gonunerner (^uarzite mit Hülfe der
Pflanzentbssilien kaum lösen lassen. Immerhin ist es bemerkens-
werth, dass sich paläobotanisch die westlich von Magdeburg ge-
legenen, als Culm erkannten Granwacken von dem Quarzit da-
durch unterscheiden, dass im Westen das oben genannte Sphf-
noptendiuni ganz fehlt, und dass andererseits in den (^uarzit-Stein-
brttchen des Ostens die Cnlin-Pflanzeu der westlichen Vorkommen
nicht beobachtet sind.
In den am Gaigenfeldo hei Gommern gelegenen Steinbrüchen
zeichnen sich manche conglomeratische Lagen des Quarzits in
xcv
besonders gut zu beobachtender Weise durch diejenige eigen-
thömliche, löcherige Beschaffenheit des (losteins aus, welche zu
den charakteristischst en Erscheinungen und zu den wich-
tigsten Merkmalen des Wöstegarten-Quarzits im Kellerwalde und
des Bnichberg-Quarzits im Oberharze gehört. Das aus der älteren
Literatur bekannte Vorkommen der Hohldrücke von Crinoiden-
stieleu im löcherigen Quarzite von Gommern wurde auch von uns
an letztgenannter Stelle beobachtet.
Berlin, den 26. April 1901.
Gedächtnissrede
Wilhelm Hancheoome
lier Knthulluug seiner Büste
iB d«r
A«l« 4<« K«mi|rL l^f^^toirütkM Lu4Mustmlt ud Bergmkadeai«
Fr.
a;o K. ;•* X- . -^ \\ V :-.viX' H \l vHKA r.NE w.^rh/urufen, >o ver-
x'.».:*.^ >•.... . . ..-: :;:.. Ii.-i.r rinrr l>*iikespflicht 7M
.[.\\..^\'\\ ^'sii'. :. .\: . \l , .;• : .:.->ts Hj:.>- dir-sr* Aostalt R^'
*;u^;..i;', ;iv,: :- ; - > i: JjihrY i.> :r^r.er fiir^orgender
l o u <" * > i ; ;* ; ,• h ^-tr ^* s *. ^ * .- A " r: •. ,'1: * I*c r :> r ;; zrt .^t / 1 e n Atheni-
^\aV*.1 0 :v:x V>.^' iA . M -. i- f> .:s>, sf:r^«i G^hilteo und Be-
«;',U*i', •.,..' 10 -N>, . <> >* * . vf .:f: :^;Ofr. a;^: ie - wir bis dthio
*v>^ , \N*. x/'X -''^ ^^' * " .'> ^> >^- ->»?- >ci::ü'?:a, das er ge-
X*, ,' , : ,*5 *, ^ ;- o , \' '^ ^ " V • ■ \x ^' 1« . -i f -v r*i i r^"^. rev'ir: kia; uds mit
.$<r \^5\\v> '/x \ ,' ^ ^, v: - ^.-s :«*.:r',-ifr » ije Grösse seiner
V\iv<<v : -/ >>." :". X.; . vf- * : ^ r Ttj^...fi Bf w\:s<5-tse:D.
\, ,' > / X,- ,/. ;■ * . » - : > *, J3«i i^hCfcs^Cf- — Die uu-
xcvn
haben die klaffende Lücke verscbliessen gemacht. Die lindernde
Thätigkeit der Zeit hat den Schmerz um den Heimgang des ge-
liebten Führers gestillt, aber um so reiner und klarer, um so
freier von allem kleinen Beiwerk tritt uns der bleibende, un-
sterbliche Theil seiner Persönlichkeit verklärt vor die Seele.
Freunde und Schüler des Verewigten haben sich vereinigt,
als dauerndes Zeichen ihrer Liebe und Verehrung das Abbild
seiner äusseren Erscheinung an der Stätte seiner Lebensarbeit zu
errichten.
Das soll uns Anlass sein, uns seines Werdens und inneren
Wesens zu erinnern, nicht nur, um auszusprechen, was Alles wir
ihm verdanken, sondern auch um aus der Betrachtung seines vor-
bildlichen Lebens und Wirkens eine Stärkung eigenen Strebens
und Arbeiteus zu empfangen.
Heinrich Lambert Wilhelm Haughecorne, geb. zu Aachen
am 13. August 1824 als zweiter Sohn des Steuerraths Wilhelm
Hauchboorne und seiner Ehefrau Amalie Angelica geb.
Dautzbnberg entstammt einer französischen Refugies-Familie, die
zu Anfang des 18. Jahrhunderts nach Berlin kam. Sein Gross-
^ater Friedrigh Wilhelm HaüChegorne war erster Prediger an
der Friedrichstädtischen Kirche in Berlin, zugleich Professor der
Mathematik und Director eines Erziehungsinstitutes.
Mit drei Schwestern — zwei Brüder starben im zarten Kindes-
*lter — wuchs Wilhelm Haughecorne im Elternhause zu Aachen
heran, absolvirte hier das Gymnasium und folgte der frühzeitig
erwachten Neigung zur Beschäftigung mit der Natur und seinen
auf praktische Bethätigung zielenden Anlagen, indem er im Spät-
herbst 1847 als Bergwerks - Beflissener beim Oberbergamt Bonn
eintrat.
Nach zurückgelegtem praktischen Probejahr studirte er auf
der Universität Berlin und der Bergakademie Freiberg. Am
nachhaltigsten dürfte in Berlin Christian Samuel Weiss auf
den in Sonderheit fbr die mineralogischen Wissenschaften empfäng-
lichen Jüngling gewirkt haben. Auch Gustav Rose und sein
späterer Amtsgenosse Ernst Beyrigh gehörten damals zu seinen
Lfebrem und Freunden. — Nach 6^/3Jähriger Lehrzeit, ein halbes
Jakrboeb 1900. g
JLCVUl
Jabr vor Ablauf der reglemeotsmiasigeo Ausbüdongsfirist, bitte
er den Mini&ten ihn zum Referendariats-EIxamen zuzulassen an<
das Oberbergamt befürwortet i»eioe Bitte mit den Worteo: »Nac
den Personalakten und Zeugnissen des Hacchboorns, so wie Bse
unserer eigenen Kenntniss können wir ihm nur ein durchau
gutes Lob ertheilen. Er ist recht strebsam und ist ihm ein gute
Talent sehr zuzutrauen«. Die zu dieser Prüfung eingereicht
geognostiscfae Arbeit über die Grube St. Josephsberg in der Rheii
provinz bezeichnet VON Dechbn als »sehr gelungen und würdig i
der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft abgedrucl
zu werden«, während gleichzeitig die Veröffentlichung der »vc
vorzüglichen Kenntnissen und praktischem Blick des Examinandc
zeugenden technischen Arbeit« in der Zeitschrift des Berg
Hütten- und Salinen -Wesens im Preussischen Staate befitrworf
wird.
Liest man das ausführliche Prüfungs-Protokoll, so erken
man daraus sofort die besondere Befähigung Hauchbcornb's ;
den mineralogischen und geologischen Disciplinen. — Das best
Prädicat ertheilt ihm NögGERath in der Mineralogie, wo er siel
über die Modiiicationen der Krystallform des Rothgiltigerz voi
den verschiedenen Fuudorteu desselben verbreitet.
In Folge seiner trefflichen Prüfuugsarbeiten, die sich sämmt-
lich auf die St. Josephs-Kupfergrube am Firneberg bei Rhein-
breitbach bezogen, erhält er sogleich nach bestandenem Examei
den Antrag, die fernere Leitung dieses gewerkschaftlichen Be
triebes zu übernehineu , was er um so freudiger ergreift, als ihn
damit das Glück des eigenen häuslichen Herdes erblüht. Ar
19. Juli 1855 vennälilte er sich mit Henriette Alwine Althanj
der Tochter des Geh. Bergraths Carl Ludwig Althaks, d(
Leiters der Sayuer Hütte.
In jener Zeit des gewerkschaftlichen Dienstes hat Hauchi
COKNE seine Zukunft wohl in der Praxis des Bergbaus gesehe
denn am (>. Januar 1856 wurde er auf seinen eigenen Antn
aus dem Staatsdienst entlassen.
Al)er schon am 9. August 1858 nimmt ihn der Minister a
seine vom Rheinischen Oberbergamt warm empfohlene Bitte l
XCIX
wieder in den StaatsdieDst auf und überträgt ihm am 1. November
1858 die Stelle eines Berggeschworenen im Revier Mayen. Hier
scbeidet er nach etwa zweijähriger Thätigkeit aus, wird ein Jahr
laog behufs Vorbereitung zur zweiten Prüfung beim Collegium
des Oberbergamts Bonn beschäftigt, wird 18S2 zum Bergassessor
eroaont, am 1 1 . Februar des folgenden Jahres mit der Bearbeitung
der Handelsabtheilung der Bergwerksdirectiou Saarbrücken be-
auAragt und am 1. Januar 1865 zum Berginspector ernannt.
In all' dieser Zeit bleibt er seinen naturwissenschaftlichen
Interessen treu und in steter Fühlung mit einem unter von Db-
CBSn's Leitung stehenden Kreise von Männern, die die Geognosie
der Rheinprovinz pflegen. Andererseits erweitert sich seine ge-
schäftliche Gewandtheit durch die mit zahlreichen Reisen ver-
bundene Saarbrücker Thätigkeit.
Da erfolgt der nachhaltigste und ftkr die weitere Lebens-
gestaltung Hauchegornb's entscheidende Eingriff, indem Ober-
berghauptmann Krug von Nidda den jungen Berginspector zur
Ministerialabtheilung für das Berg-, Hütten- und Salinen -Wesen
einberuft, um daselbst die Redaction der Zeitschrift für Berg-,
Hütten- und Salinen- Wesen sowie die Stellvertretung des er-
krankten Bergrath Lottnbr in dem Amte als Lehrer an der
Bergakademie zu übernehmen. So tritt er, Anfangs zwar zaghaft,
aber gestützt durch das Vertrauen seiner Vorgesetzten, ausge-
rüstet mit reichen Kenntnissen, eiserner Arbeitskraft und starkem
Pflichtgefühl mit Beginn des Jahres 1866 in den Kreis seiner
amtlichen Thätigkeit, dem er bis zu seinem Tode, 34 Jahre
lang, mit ebensoviel Hingebung, Treue wie Erfolg angehört hat.
Nach dem im Frühjahr 1866 erfolgten Ableben Lottner's
wird er am 22. September desselben Jahres zum Director der
Bergakademie ernannt. — Die nächsten Jahre verfliesseu in an-
gestrengter aber stiller Thätigkeit, aus der ihn die Unruhen des
deutsch-ft'anzösischen Krieges plötzlich herausreissen , indem der
Civil-Kommissar VON KOhlwetter im Elsass den Handelsminister
Grafen Itzbnplitz telegraphisch ersucht, den Bergrath Hauche-
OORNB sofort zu seiner Assistenz nach Hagenau zu schicken. Am
nächsten Tage reist HauohboORNE ab, bleibt aber nur kurze Zeit
in Hagenau, geht vielmehr zur Civil- Verwaltung nach Strassburg,
wo er die Kaiserliche Tahaks-Manufactur in vortrefflicher Weise
leitet und hier wie in so vielen anderen Fällen seine Fähigkeit
bekundet, sich rasch in den verschiedenartigsten Aufgaben, die
ihm das Leben stellt, zurechtzufinden. — Aber damit ist seine
Thätigkeit bei der durch den Krieg geschaffenen Situation nicht
erschöpft. Am 31. März 1871 wird er vom Bundeskanzler zum
Mitgliede der im Präliminar-Friedens vertrage vorgesehenen inter-
nationalen Commission zur Feststellung der neuen Deutschen
Reichsgrenze und zur Theilung des Vermögens der von der
Grenze durchschnittenen Gemeindeverbände ernannt. Maassge-
bend für diese Wahl ist seine Vertrautheit mit der französischen
Sprache, die er voa Jugend auf beherrscht, seine Kenntniss der
französischen Verwaltung und sein vielfach erprobtes praktisches
Geschick. Wenn er nun auch den Abschluss dieser Arbeiten
nicht abwartet, vielmehr nach einiger Zeit auf die Nothwendigkeit
seiner Anwesenheit in Berlin zur Leitung der noch jungen Berg-
akademie und der eben in's Leben tretenden geologischen Landes-
anstalt mit Erfolg hinweist, so nimmt er doch noch Theil an der
Grenzregulirung, welche zwischen der Luxemburgischen Grenze
und der Mosel nach dem Stande der damaligen Kenntnisse den
Haupttheil der gewaltigen Eiseuerzlagerstätten jenes Gebietes für
Deutschland sichern wollte. Die Verleihung des eisernen Kreuzes
am weissen Baude bekundete auch äusserlich die Anerkennung,
die seine Wirksamkeit während des Krieges gefunden hatte.
Hauchecorne's Verdienste um diese auf die Stärkung der natio-
nalen Industrie zielende Arbeit bleiben ungeschmälert auch gegen-
über den neuerdings von einem französischen Chauvinisten unter-
nommeneu Versuch, den durch und durch national - deutsch
erzogenen und gesonnenen Mann um seines Namens willen als
einen französischen Renegaten zu denunciren.
In das Ende der 60er und den Beginn der 70er Jahre fallt
die wichtigste und erfolgreichste Lebensthätigkeit HaüCHECORNE's,
die Organisation der Geologischen Landesanstalt. Hatte Ernst
Beyrich in jahrelanger mühevoller geologischer Aufnahme thätigkeit
erst in Niederschlesien, dann am Sodharz und in Thüringen die
Ol
Ueberzeugung gewonnen, daes die Untersuchung und Kartirung
^<^8 Landes erst in dem grossen Maassstabe 1 : 25 000 die Mög-
lichkeit der Darstellung einer wissenschaftlich befriedigenden Glie-
derung der Geologischen Formationen, ihrer Verbreitung und
ihres Baues verbürge, so war es Haughrcorne's klarem Verstände
einleuchtend, wieviel mit einer solchen detailirten Aufnahme auch
ftr die Culturzwecke des Landes, för Bergbau, Forst- und Land-
^rtbschaft und fbr alle auf Bodennutzung angewiesenen Gewerbe
und öffentlichen Arbeiten gewonnen war. Mit der Bearbeitung
«er Geschäfte der geologischen Landesaufnahme in der Ministerial-
>ei]gwerksabtheilung betraut, gelingt es ihm in Gemeinschaft mit
^ETRiGH den damaligen Oberberghauptmann Krug von Nidda
OD dem ungleich höheren wissenschaftlichen Werthe und der Ver-
reodbarkeit der von Bbtrich im Maassstabe 1 : 25000 auf-
eoommenen Probeblätter der Umgegend von Ilfeld am Harz zu
berzeugen, so dass der Handelsminister Graf Itzenplitz in dem
«riass vom 12. Dezember 1866 sich damit einverstanden erklärt,
ass ibr die herauszugehende Karte der Maassstab 1:25000 ge-
wählt wird. — Damit ist die Grundlage ftlr die moderne geolo-
ische Landesaufnahme geschaffen. — Meine Freunde, es ist heute
chwer zu schildern, welch' freudige Genugthuung, welche
i^rmuthigung die beiden ausgezeichneten, weit vorausschauenden
Männer, die so lange in segensreicher Einmüthigkeit neben und
Q^iteinander trotz ihrer grossen Charakter- Verschiedenheit ohne
Ambition, jeder nach seinem Können und seinen Gaben, nur der
gemeinsamen grossen Aufgabe dienend gearbeitet haben, in
jenem Augenblick empfunden haben. — Freilich, sie wussten
^^^ nicht, dass sie damit ein Werk begannen, das bald vor-
Mldlich fQr fast alle deutschen Staaten und über die Grenzen
Deutschlands hinaus für alle Culturvölker wurde, ein Werk, das
^it einem Schlage die bisher mustergiltigen älteren geologischen
Kartiruugsarbeiten Oesterreich-Ungarns, Englands, Frankreichs
8'eghaft überholte. — Und wie trefflich hatte unser HaüChe-
C<^E den Beginn der grossen Arbeit vorbereitet. Am 9. und
10. Mitrz 1867 hatte er die namhaftesten an der Sache inter-
pssirten norddeutsche^ Geologen — ich nenne nur Ferdinand
CII
Römer, Heinrich Credner, von Seebach, Dunker, Schmid,
Julius Ewald, Eck, Laspetres u. A. versammelt, um mit ihnen
den Plan der Arbeit, die Methode der Untersuchung und Dar-
stellung zu besprechen, die GrundzQge der Farbengebung und der
Form der künftigen Veröffentlichung festzulegen. — Weise ver-
einigte er alle Kräfte, die bisher in einzelnen Landestheilen der
geologischen Forschung und Kartirung obgelegen, ohne doch unter
einander Fühlung und Zusammenhang gehabt zu haben, zu einer
einheitlichen Organisation. VON Dechen's Erfahrung und
Arbeitskraft wurde nutzbar gemacht, indem er die specielle Lei-
tung der Arbeiten in Rheinland und Nassau übernahm, die viel-
fältigen Arbeiten E. E. Schmidts, Liebe^s, Richtbr^s, Emme-
rich's, von Fritsch's und von Seebach's kamen der grossen
Arbeit zu Gute, nachdem es Haüchecorne gelungen war, die
Thüringischen Staaten zum Abschluss eines Vertrages zu veran-
lassen, der die Durchführung der geologischen Aufnahme dieser
Bundesstaaten und die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser
Arbeiten in die Hände der Preussiscben Geologischen Landes-
anstalt legte. — Um trotz der Geringfügigkeit des anfänglichen
Personalbestandes der am 1. Januar 1873 in's Leben getretenen
Anstalt möglichst viel zu leisten, verstand es HaüCHECORNE, die
Mehrzahl der Professoren der Geologie an den Preussiscben
Hochschulen als Mitarbeiter zu gewinnen. Damit schuf er dem
jungen Unternehmen einen festen Rückhalt in den Kreisen der
bewährten Facbgeuossen und lenkte deren Arbeiten vielfach in
die zum Endziel führenden Bahnen. — Dieser Ausbau durch
freie Angliederung zahlreicher Fachgenossen, die dem jungen
Unternehmen als Helfer, Mitarbeiter und Freunde zur Seite
traten, und mit denen HaüCHECORNE fruchttragende freundliche
Beziehungen gerne pflegte, ist in gleichem Maasse seiner persön-
lichen Liebenswürdigkeit wie seiner geschäftlichen Gewandtheit
zu verdanken.
Daneben wurde aber der Ausbau einer inneren, straffen Or-
ganisation keineswegs vernachlässigt. Die Verfassung der Anstalt,
welche auf Grund allerhöchster Ordre am 6. März 1875 durch den
Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten Dr. Achen-
cm
Bach id dem Statut vom 8. April 1875 geregelt wurde, ist im
besten Sinne Haugheoornr's eigenstes Werk. — Mag die fort-
^hreitende Vergrösserung der Aufgaben und die erfreuliche Ver-
mehrung des Personals auch das unabweisbare Bedürfniss gezeitigt
iiaben, dieses Statut auszubauen und zu erweitem, so wird doch
Jeder mit den Verhältnissen näher Vertraute dieses in nur 4 Para-
Srapbeo gefhgte Statut als ein HAUGHECORNS^sches Meisterwerk,
als ein dauerndes Zeugniss seines organisatorischen Talents, seines
klaren Geistes bewundem müssen, als ein Werk, das voraussicht-
lich noch auf viele Jahrzehnte hinaus das Fundament und die
Pfeiler aller erweiterten Organisation bilden wird.
Die organische, beiden Theilen zum Nutzen gereichende
AT^erbindnng der Geologischen Landesanstalt mit der Bergakademie,
<3ie Vereinigung bis dahin getrennter und die Neuschaffung grosser
Seol<^scb- mineralogischer und technischer Sammlungen zu einem
Sluseum, die Uebernahme und Erweiterung der Ministerial-Berg-
'^rerksbibliotbek und endlich die Schöpfung eines durch Zweck-
Kiiässigkeit und Schönheit gleich ausgezeichneten, für die damalige
Zeit eine Fülle von Raum bietenden Dienstgebäudes fQr die ver-
einigten Anstalten, zu denen später auch noch die chemisch-tech-
nische Versuchsanstalt trat, sind Thaten Hauchbcorne's, die die
Zeit nicht vergessen machen wird. —
Schon bald nach ihrer definitiven Constituirung, im Sommer
1873 nahm Haochecorne eine neue, grosse und umfangreiche
Au%abe der Landesaufnahme in Angriff, die geologisch -agro-
nomische Untersuchung und Kartirung des Norddeutschen Flach-
landes. In 4 auf die Jahre 1873 bis 1878 sich vertheilenden
Conferenzen wurden unter Zuziehung sachverständiger Vertreter
der Land- und Forstwirthschaft die auf dem Gebiete der Boden-
erforschung liegenden Bedürfnisse dieser Gewerbe festgestellt, die
Methode der Kartirung erörtert und versuchsweise ausgeführte
Karten der Kritik der Sachverständigen unterworfen.
Wer meint, dass der unermüdliche Mann nach dieser organi-
satorischen Thätigkeit weiterhin ruhige Jahre genossen habe, der
irrt. — Zwar vollzieht sich sein äusserer Lebensgang weiterhin
verbältnissmässig still, aber um so thätiger finden wir ihn beim
civ
ioDeren Ausbau, der B'^ortentwickelung und Festigung seiner
Schöpfungen.
Eine Reihe grosser, geognostischex Sammlungen, die er
erwirbt, bilden den Grundstock zum heutigen Geologischen Landes-
museum, für dessen Ausgestaltung er sich dauernd bemQht. Fast
jedes neue Stuck geht durch seine Hand und mit rührender Freude
und bewunderungswürdigem Verstandniss sehen wir ihn an stillen
Sonntagen sich in diese stummen Schätze vertiefen. Ein ganz
besonders freudiges Interesse und ein weitgehendes Verstandniss
zeigt er stets für die Mineralien. Seine eigene bedeutende
Sammlung hat er der im Anbeginn noch ziemlich bescheidenen
Mineralien-Sammlung einverleibt, um so bald als möglich deren
öffentliche Ausstellung zu ermöglichen.
Besonderes Interesse und viele Mühe sehen wir Haüchecornb
verwenden, um über die verschiedenen Verfahren graphischer
Kunst sich bis in^s Einzelne zu unterrichten. Der ihm eigenen
Gründlichkeit entspricht es, dass er in jenen Jahren häufig die
mit der Herstellung der «geologischen Karten und sonstigen bild-
lichen Darstellungen der wissenschaftlichen Veröffentlichungen
betrauten lithographischen Anstalten besucht, dort eigenhändig die
Farben mischt und sich über die Wirkung und Vorzüge der
Farbencombiuationen und der verschiedenen graphischen Verfahren
belehrt. So entwickelt sich auf diesem Gebiete bei ihm eine
freilich seltene Urtheilsfahigkeit, die im Zusammenhange mit
seinem echt künstlerischen feinen Geschmack und Empfinden in
der internationalen geologischen Farbeuskala der Formationen, die
Hauchecorne's Werk ist, ihre schönste Frucht gezeitigt hat.
Obwohl Hauchecorne sich entsprechend der ihm eigenen
weisen Beschränkung auf die eigentlichen Aufgaben seines Amtes
niemals an geologischen Kartirungsarbeiten im Gelände betheiligt
hat, erwarb er sich doch eine ungewöhnliche, man kann sagen, oft
verblüffende Fähigkeit der Beurtheilung geologischer Karten und
Profile. Er sah und bezeichnete in einer ihm vorgelegten geolo-
gischen Karte schnell die Stelleu, wo zu viel Construction, wo
etwa unzulängliche Darstellung und Beobachtung, wo Unklarheit
über Lagerung und Tektonik bestand.
cv
Hatte Betrich seine Aufgabe in der thunlichst vollendeten
Aufklämng der stratigraphischen und tektonischen Verhältnisse
einer Landschaft erblickt, so suchte Hauchecornb die treue Sorg-
falt und Mühe des Geologen zu entlohnen, indem er mit Hülfe
seiner vortrefflichen Kenntnisse graphischer Darstellungskunst bei
der Drucklegung jeder Beobachtung des Aufnehmenden in thun-
lichst klarer, und schöner Weise zum Ausdruck zu verhelfen
suchte. — Er hat lange Jahre hindurch jeden Probe- und Correctur-
Andruck eines geologischen Blattes persönlich durchgeprüft und
gemustert. Kein Wunder, dass unter solchen Verhältnissen manches
Nachbarland sich bezüglich des Kartendruckes an Preusseu an-
t^hloss, an den hier gemachten Erfahrungen lernte und sie ver-
'^erthend die Methode weiter entwickelte.
Kein Wunder aber auch, dass damit die Aufmerksamkeit der
ausländischen Fachgenossen rege wurde und dass das Vertrauen
^ur Tüchtigkeit deutscher Wissenschaft und Technik, deutschen
^leisses und Geschickes in der UebertraguDg der Ausführung
^iner geologischen Karte von Europa im Maassstabe 1 : 1500000
^iirch den internationalen üeologen-Congress zu Bologna an
ftAUGHECORNB und Beyrich seinen schönen Ausdruck fand. In
*der Lösung dieser Aufgabe, der sich Hauchecorne Anfangs mit
^em ihm eigenen Eifer und ganzer Hingebung widmete, hat er
sich ein zwiefaches, bleibendes Verdienst erworben. Seiu Vorschlag
i^r die anzuwendenden Formationsfarben ist ein ästethisches
Kunstwerk, das sich im Laufe der Jahre nicht nur (dr die geo-
logische Karte von Europa bewährt hat, das vielmehr insofern
von bleibender, allgemeiner Bedeutung geworden ist, als viele
Länder auch für ihre eigenen Karten nunmehr diese Farben
anwenden, und damit das Lesen dieser Karten ausserordentlich
erleichtern. — Liegt diese Leistung Hauchecorne 's mehr auf
künstlerischem Gebiet, so ist die zweite eine Wirkung seines
organisatorischen Talentes. Indem er die Aufbringung der
auf schätzungsweise 100000 Mark sich belaufeuden Kosten der
Herstellung dieser Karte nicht auf schwer zu erlangende, besondere
Beitragsleistungen der einzelnen Staaten, sondern lediglich auf die
Bedingung des Abonnements auf eine Anzahl der in Lieferungen
CVI
erscheiDenden und dementsprechend ratenweise zu bezahlenden
Karten basirte, brachte er thatsächlich eine allgemeine und aus-
nahmslose Betheiligung der Europäischen Staaten zu Stande und
ermöglichte damit ein Werk, das, wie wir hoffen, der Wissen-
schaft zum Nutzen, der ausführenden preussischen geologischen
Landesanstalt zur Ehre, der deutschen graphischen Kunst zur
Zierde und dem Namen Hauchegorne^s zum Ruhme gereichen
wird.
Das erste Blatt dieser Karte, das Ergebniss zahlreicher Ver-
suche, konnte Hauchecx)RNE auf dem III. internationalen 6eo-
logen-Congress zu Berlin, dessen Generalsecretär er war, im
Jahre 1885 vorlagen. Man sagt nicht zu viel, wenn man be-
hauptet, dass der schöne Erfolg dieser internationalen Vereinigung
in erster Linie Hauchecorne^s Verdienst war. Seine unvergleich-
liche Geschicklichkeit bekundete sich damals bei der Vorbereitung
einer grossen Ausstellung geologischer Karten und Versteinerungen,
bei der Vorbereitung der Sitzungen und Ausfldge, seine Gewandt-
heit bei der Leitung der französisch geführten Verhandlungen über
die Grundlagen der Formations-Eintheilung und ihre Benennung,
seine persönliche Liebenswürdigkeit in der bezaubernden Form
seiner geselligen Talente, sein unermüdlicher Fleiss in der Re-
daction und Herausgabe eines umfangreichen Bandes der Congress-
Berichte.
Wenn unser verstorbener Freund gelegentlich launig äusserte:
»Ein echter Bergmann muss Alles können, was ihm aufgetragen
wird«, so hatte das Scherzwort seine Wahrheit in der Anwendung
auf ihn selbst.
Wahrlich, mannigfaltig waren die Aufgaben, die das Leben
ihm stellte und die er löste!
War auch seine Mitarbeit an der Redaction der Zeitschrift
ftir das Berg-, Hütten- und Salinen-Wesen im Preussischen Staate,
die er gleich bei seiner Uebersiedlung nach Berlin hatte über-
nehmen müssen und als deren Frucht er eine Reihe von Jahren
hindurch die Berichte über Versuche und Verbesserungen im
fiscalischen^ Bergwerksbetriebe veröffentlichte , allmählich zurück-
gedrängt vv|orden durch die zuuehmende Last der Vorlesungen
cvu
über Bergbau- und SaliDenkuude an der Bergakademie, durch die
stetig zunehmende Verwaltungsarbeit bei der Leitung der ver-
einigten Anstalten, durch den Vorsitz in der Commission für die
Bergreferendariats-Prüfung, so blieb er doch von gelegentlichen
groÄsen Nebenaufgaben nicht verschont. — In der Schlagwetter-
Commission war er nicht nur Mitglied, sondern Verfasser eines
Theiles der Referate. — Als im Jahre 1890 Seine Majestät der
Kaiser eine internationale Conferenz zur Erörterung des Schutzes
gewerblicher Arbeiter nach Berlin zusammenrief, wurde Haughe-
^RNE zum Bevollmächtigten und Leiter der Verhandlungen
Ernannt.
Ganz besonders aber hat sein Interesse, aber auch seine Zeit
^od Kraft die Theilnahme an den Verhandlungen der vom Minister
4^ Handel und Gewerbe im Jahre 1894 zusammengerufenen so-
^nannten »Silber - Commission« in Anspruch genommen. — In
derselben legte er eine werthvolle und sorgsame kritische Arbeit
Aber die damalige Lage der Edelmetallgewinnung der Erde vor,
die in den Verhandlungen gedruckt ist und Zeugniss von der
umfassenden Orientirung und dem gewissenhaften Fleisse des Ver-
fasserb ablegt.
Ferner war Haugheoorne Mitglied des Central-Directoriums
der Vermessungen und des Ausschusses zur Abwehr der Ge-
fahren in den besonders vom Hochwasser bedrohten Landes-
theilen.
Es entsprach ebenso Hauchbcorne^s hingebender Art wie
seiner Begeisterung flQr die Wissenschaft, wenn er neben diesen
zahlreichen amtlichen Aufgaben, sich auch noch der Erfüllung
freiwillig übernommener Arbeiten widmete, die seiner Ueber-
zeugung nach ein nobile officium seines Berufes und Amtes
waren.
So trat er am 6. Juni 1868 von Beyrich, Rose und
Ewald vorgeschlagen der Deutschen Geologischen Gesellschaft
bei, benutzte jede sich ihm bietende Gelegenheit, ihm zugehende
interessante Mineralfunde und Nachrichten über neue geologische
Aufschlüsse, in Sonderheit solche durch Tief bohrungen in Deutsch-
land erzielte, mitzutheilen, und bekleidete lange Zeit hindurch eia
cvm
Vorstandsamt. Schon am 7. November 1866 wurde er an Stelle
des verstorbenen Bergrath Lottner zum Cassirer, später zum
Schriftführer, dann zum stellvertretenden Vorsitzenden und schliess-
lich zum ersten Vorsitzenden erwählt. Als solcher hat er sich
trotz der ihm obliegenden schweren Arbeitslast mit Hingebung
und Aufopfierung den Aufgaben der Gesellschaft gewidmet.
Auf seinem arbeitsreichen Lebensweg hat es dem tief be-
scheidenen Manne an äusserer Anerkennung nicht gefehlt. Die
begeisterte Verehrung und Liebe seiner Untergebenen hat ihn,
wie er dankbar empfand, getragen. Ich wQsste keinen unter
seinen Beamten, dem es nicht eine Freude gewesen wäre, dem
verehrten Manne eine Arbeitslast erleichtern oder abnehmen
zu können . . das war freilich nur zu selten der Fall! . .
Nachdem er am 29. September 1876 zum Geh. Bergrath er-
nannt, ihm auch am 16. März 1881 der Rang der Käthe dritter
Classe verliehen worden, ehrte ihn die philosophische Facultät der
Universität Heidelberg gelegentlich der Feier ihres 500jährigen
Bestehens durch die Verleihung des Doctorgrades honoris causa.
Am 1. Juni 1891 ernannte ihn Seine Majestät zum Geh. Ober-
horgrath mit dem Range der Käthe zweiter Classe.
Am 9. Juli 1896 verlor Hauchkcorne seineu getreuen Mit-
arbeiter Ernst Beyrich, den Mitbegründer der Geologischen
Laudesanstalt, nachdem dieser in den letzten Jahren bereits mehr
und mehr durch die Last des Alters gebeugt von den Geschäften
sich zurückgezogen hatte. — Man konnte es verstehen, wenn
Hauchecorne sich nicht mehr entschliessen konnte, an die durch
Beyrich's Tod verwaiste Stelle einen neuen Helfer zu berufen.
So übernahm er die grosse Last der Leitung beider Anstalten
allein und ist ihr trotz seiner bewunderungswürdigen körperlichen
und geistigen Spannkraft leider nur zu früh erlegen. — So schloss
der Lebensgang eines hochbegabten Mannes, dessen Wirken in
der mannigfaltigsten Weise segensreich geworden ist nicht nur
für eine ixrosse Zahl anhäufflioher Schüler und die stattliche Reihe
der seiner Leitung unterstellten Beamten, sondern vor allem für
die Weiterbildung und Entwickelung der Culturaufgaben, deren
Lösung den von ihm geleiteten Schwesteraustalten anvertraut ist.
Wollen wir aber, meine Freunde, Haüchecorne's Thätigkeit
Dach ibrom wahren Werth würdigen und schätzen, so müssen wir
vor allem seine Persönlichkeit in^s Auge fassen, denn die mensch-
liche Seite seines edlen Charakters ist untrennbar verknüptt mit
seinem Wirken im Amte.
Schlichtheit, Einfachheit und ein hohes Maass von Be-
scheideuheit gaben seinem Auftreten in der Oeffentlichkeit, wie
im privaten Kreise etwHS aussergewölinlich Sympathisches. Dazu
gesellte sich eine Vornehmheit der Gesinnung, die ihn von vorn-
herein von jedem seiner Mitmenschen und namentlich seiner Be-
amten und Mitarbeiter immer nur das Beste annehmen Hess. Wie
oft hat er seiner Freude darüber Ausdruck gegeben, dass durch
d^n grossen Kreis seiner Beamten ein gemeinsamer idealer Zug
oindurchgehe und dass jeder an seinem Platze sein Bestes zu ge-
l^n sich bestrebe! — Wenn er hohe Anforderungen an seine
Untergebenen stellte, btets sind sie weit übertroffen worden von
denen, die er an sich selbst, an seine Arbeit, seine Gründlichkeit,
^eine Geduld machte.
Betrachten wir Hauchecorne als akademischen Lehrer, so
wird mir jeder, der wie ich zu seinen Füssen gesessen hat, be-
stätigen, dass es nicht glänzende Beredsamkeit, nicht die Pro-
duction speculativer Ideen war^ was uns sein Wesen und seinen
Vortrag so anziehend machte, aber die Wärme und Ueberzeugungs-
treue, der ausserordentliche Eifer und der tiefe Frnst, die ihn
ständig beseelten. Und dazu kam eine eigene väterliche Art,
sich den Studirenden gegenüber zu geben, sie bei Einrichtung
ihres Studiums zu berathen und das zur grössten Nachsicht
neigende Wohlwollen selb^it in den Prüfungen, sobald nur irgend
erkennbar war, dass ßerufsfroudigkeit und Ernst in dem Schüler
lebten.
So manchen von Ihnen wird in der Erinnerung sein, wie er
es bei festlichen Gelegenheiten studentischer Art meisterlich ver-
stand durch die Wärme seiner Rede die jungen Berufsgenossen
zu begeistern und wie sein Auge leuchtete, wenn er dann seiner
eigenen Jugend gedachte. Zwei Dinge waren os dann meist,
die er den jungen Freimden als das Fundament, als die Quelle
künftigen erspriesslichen Wirkens und Erfolges hinstellte, die
ganze freudige Hingabe an deu idealen Bergmannsberuf und
treue aufopfernde Vaterlandsliebe.
Als Zeuge und Helfer bei den grossen Thaten, die zur natio-
nalen Wiedergeburt Deutschlands f&hrteQy war er ein begeisterter
Verehrer unseres ersten grossen Kanzlers, ein schwärmeriscber
Bewunderer des greisen Heldenkaisers. — Als das National'
denkmal für diesen enthüllt wurde, verschm&hte er es, auf eioec^
Tribünenplatz der Feier beizuwohnen. Es trieb ihn unwidei
Stehlich im Zuge der zahlreichen Vereine, die dem Gedächtni^^
des alten Kaisers huldigten, mitzugehen, leb meine ihn doc^^
leibhaftig vor mir zu sehen, wie er entblössten Hauptes a^^
Standbild vorüberzog, indess ihm Thränen über Bart und WaDg^ ^
rannen.
Ja, dass Verstand und Herz, Geist und Gemüth in ihm ^^
einem harmonischen Ganzen gefügt war, das trat besonders K ^
demjenigen Theile seiner Persönlichkeit, die man seine Künstle ^
natur nennen kann , in die Erscheinung. Zwar hat er wobl S ^
seinen höheren Lebensjahren die Musik nicht mehr selbst au
geübt, aber ein tiefes Verständniss und herzliche Freude an i
sich bewahrt. In der Beurtheilung der Malerei und aller &^'
Zeugnisse graphischer Künste war er geradezu ein Meister. Auc^''
die innige und wahre Freude, die ihm aus der Betrachtung d^^
Natur in ihren wechselvoUeu Erscheinungsformen erwuchs, eD^''
sprang diesem Zuge seines Wesens.
Ob es die Farbenpracht der Mineralien und die Gesetz^
ihrer Formen, ob es die Mannigfaltigkeit der Tracht der aus aller
Herren Länder gesammelten Farne, ob es das stiumuingsvoUe
Bild einer märkischen Landschaft oder der Zauber deutscheu
Hochwaldes war, der ihn ergriflP, — immer hatte er die Neigung
und das Geschick, seine Mitmenschen an seiner Freude, seinem
Genuss theiluehmeu zu lassen, ihrem Auge und Verständniss das
nahe zu bringen, was ihn selbst erfreut hatte. So erklärt es sich,
dass er einer der thätigsten Förderer der Gesellschaft für volks-
thümliche Naturkunde wurde.
Und doch, die schönste Seite seiner vielseitigen Natur haben
sieber nur die voll erfassen und würdigeu könneD, die ihm im
Lebeo die nächsten und theuersten waren, seine Gattin, seine
Kinder und Enkel. Sein Haus war sein Stolz, seine Zuflucht aus
Arbeit und Sorge, sein Heiligthum, in dem er höchstes Glück
empfing und gab.
Wenn der Verstorbene nun ausruht von seiner Arbeit, wenn
er uns nicht mehr leitet mit treuer Fürsorge und erfahrenem
Walten, so ist er doch unser geblieben. Sein Name wird
fernerhin in dankbarer Liebe und Verehrung von allen, die ihm
nahe treten durften, genannt werden.
Aber sein Geist, der Geist der Menschenliebe, der Pflicht-
erftllung und Treue, der lebe und walte fürderhin in diesem
Hause, das er gebaut und bis zum letzten Atemzuge ge-
leitet bat.
Im Namen aber aller seiner Schüler, Freunde und Mit^
arbeiter, die geholfen haben, dies Bild zum bleibenden Gedäcbtniss
an Wilhelm Hauchboornb zu errichten, weihe ich seinem An-
denken den Lorbeer unvergänglichen Ruhmes!
(Redner legt einen Kranz an der Büste nieder.)
Und so übergebe ich dies Denkmal im Auftrag seiner Stifter
der Geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Besitz
und Pflege.
Ich weiss, sie wird es hüten und in £hren halten!
oxn
Verzeiclmiss der Schriften und Vorträge.
1863. üeber die Ermittelang der yerhältnissinftssigeii Bergwerksabgabe in Bel-
gien. Zeitschr. f. Bergrecht, Bd. 4, 1863, S. 390.
1866. Als Mitglied der Deatschen geologischen Gesellschaft beigetreten, Yor-
geschlagec darch die Herren Bbyiuch, 0. Rose und Ewald am 6. Jani
186G. Zeitsohr. d. Deutsch, geol. Ges. 1866, S. 384.
1867. An die Stelle des verstorbenen Archivars Lottnkk wurde Herr Hauche-
coRNB am 7. November 1 866 zum Archivar gewählt Zeitschr. d. DeatAch.
geol. Ges. 1867, S. 6.
1867. üeber krystallisirte Hüttenproducte, Kupfererze and Robalterce vom
Kaukasus. P.^) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1867, S. 11.
1868. Pseudomorphosen von Weissbleierz nach Schwerspath. P. Zeitschr. d.
Deutsch, geol. Ges. 1868, S. 461.
1868. Ein Modell von Stassfurt P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1868, S. 467.
1868. Steinsalzkrjstalle von Stassfurt. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. G«s. 1868,
S. 659.
1868. Geognostische Karte von Deutschland. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol.
Ges. 1868, S. 747.
1868. Versuche und Verbesserungen bei dem Berg wer ksbetriebe in Preussen
während der Jahre 1863 - 1867, I. Theil. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten-
u. Salinen -Wesen im preuss. Staate 1868, S 307.
1868. Mittlieilungen aus dem Laboratorium der Königl. Bergakademie zu Berlin.
I. Die Eisenerze von Elbingerode. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Sa-
linen-Wesen im preuss. Staate 18()8, S. 198.
1869. Die Königliche Bergakademie zu Berlin. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten-
u. Salinen -Wesen im preuss. Staate 1869, S. 53
1869. Versuche und Verbesst^rungen bei dem Bergwerksbetriebe während der
Jahre 1803-1867. IL Theil. Zeitschr. f d. Berg, Hütten- u. Salinen-
Wesen im preuss. Staate 18G9, S. 57.
1870. üeber bituminösen Schiefer ans dem Roth liegenden bei Neurode. P.
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1870, S. 182.
1870. Meyn, üeber das anstehende Gebirge bei Staade und Lieth in Holstein. P.
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1870, S. 459.
1871. Kohlen von Moskau. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1871, S. 470.
1872. üeber Phosphoritknollen vom Samländer Strande. P. Zeitschr. d. Deut>ch.
geol. Ges. 1872, S. 175.
1872. üeber die geologische Landesuntersuchung in Preussen. P. Zeitschr. d.
Deutsch, geol. Ges. 1872, S. 795.
1874. üeber diluviale Vorkommnisse bei Magdeburg. P. Zeitschr. d. Deutsch.
geol. Ges. 1874, S. 612.
1874. üeber einen Amethyst von Obf^rstein. Zeitschr. d. Deutsch, geol Ges.
1874, S. 613.
') P. = Protokoll.
cxni
1875. Vom Rath's ErinnerangSRchrift an HesseDberg. P. Zeitschr. d. Deatsch.
jjeol. Ge^. 1875, S. 230.
1375. Die kohlenführenden Bildungen in der Provinz Schonen und aaf der
Insel Bornholm. Zeitschr f. d. Berg-, Hütten- u. Salinen -Wesen im
preuss. Staate 1875, S. 72.
1*^76. Ueber die Bohrlöcher bei Cammin und bei Lieth. P. Zeitschr. d.
Deutsch, geol. Ges. 1876, S. 423.
IS76. Ueber das Bohrloch bei Gammin. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. G^s.
1876, S. 775.
1877. Ueber Bohrlöcher bei Dobrilugk und bei Purmallen. P. Zeitschr. d.
Deutsch, geol. Ges. 1877, S. 425.
1877. Ueber die geognostische Karte der Umgegend von Berlin. P. Zeitschr.
d. Deutsch, geol. Ges. 1877, S. 638.
1877. Ueber gediegen Kupfer aus der Grube Calumet and Hecla-mine in
Keweenaw-County im Staate Michigan. P. Zeitschr d. Deutsch, geol.
Ges. 1877, S. 846.
1^77. Neue Aufschlüsse bei dem Steinkohlenbecken an der Worm bei Aachen. P.
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1877, S. 846.
1878. Ueber die Bohrungen am Priorflies und zu Gross-Ströbitz bei Gottbus. P.
Zeitechr. d. Deatsch. geol. Ges. 1878, S. 682.
1^79. Ueber Bleierze ans dem Bautsandsteia von St. Avold in Deutseh- Lothrin-
gen. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1879, S. 20y.
'•^^9. Ueber die zu Gross-Ströbitz erbohrten Kreidemergel. P. Zeitschr. d.
Deutsch, geol. Ges. 1879, S. 215 u. 221.
1879. Ueber ein neues Vorkommen von Steinsalz und Kainit zu Stassfurt. P.
Zeitschr. d Deutsch geol. Ges. 1879, S. 635.
1879. Ueber einen Bohrkem aus dem Bohrloch bei Cottbus. P. Zeitschr. d.
Deutsch, geol. Ges. 1879, S. 79i).
1879. Fiskkxbb's Analyse des Eisens von Bitburg bei Trier. P. Zeitschr. d.
Deutsch, geol. Ges. 1879, S. 635.
1880. Ueber einen kupfernen Trinkbecher. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges.
1880, S. 216.
'^ Gedenkrede am Tage der Feier des hundertjährigen Geburtstages von
Chb. S Wbiss. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1880, S. XXII.
^^1. Modell eines Bohrers. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1881, S. 174.
1^81. Ueber die im Congress zu Bologna zur Sprache kommenden Fragen. P.
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1881, S 515.
1^81. Ueber den internationalen Geologen-Congress in Bologna. P. Zeitschr.«
d. Deutsch geol. Ges. 1881, S. 699 u. 712.
l'^^l. Die Gründung und Organisation der Köuigl. Geologischen Landesanstalt
für den preu>sischen Staat. Jahib. d. Königl. Geolog. Landesanst. u.
Bergakademie zu Berlin f. d. Jahr 1880. Berlin 1881.
1^1. Ueber schlagende Wetter in Stein kohlen^ruben und Beseitigung der
schidlichen Wirkungen derselben unter Anwendung von Elektricitat.
Vortrag, gehalten im Elektrotechn. Verein am 24. Mai 1881. Elektrotechn.
Zeitschr. 1881, S. 270.
JalU>baeh 1900, h
CXIV
1882. üeber Kohlen yod Rjäsan and Tnla. P. Zeitschr. d. Deatsch. geol. Ges
1882, S. 201.
1882. Belgische geologieehe Landesanstalt. P. Zeitschr. d. Deotsch. geol. Gee
1882, S. 656.
1882. Vorlage der topographischen Grundlage zur eorop&ischen geologischei
Karte. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1882, S. 656.
1882. üeber die Versammlang französischer Geologen in Foix. P. Zeitschr
d. Deutsch. Reol. Ges. 1882, S. 814.
1883. Ueber Anemometer. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1883, S. 632.
1884. üeber Kupfererze von der Walfisch* Bay. P. Zeitschr. d. Deatsch. geol
Ges. 1884, S. 668.
1884. Lepidotus aus der Wealdenkohle von Obemkirohen. P. Zeitschr. d
Deutsch, geol. Ges. 1S84, S. 887.
1885. Vorlage des IV. Bandes des Jahrbuchs der Geolog. Landesanstalt. P
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1885, S. 217.
1885. Demonstration von mittels Flusss&ure herauspriparirteo Versteinerungen. P
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gres. 1885, S. 217.
1885. Torf von Lauenburg. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gee. 1885, S. 549
1887. Ueber Schwerspath als Absatz in Brunnenröhren der Grabe »Güte dei
Herrn«. P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1887, S. 224.
1887. Ueber einen scheinbar vegetabilischen Binschluss in Ghaloedon. P
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1887, S. 224.
1887. Ueber einen yermeint liehen Petroleumfund bei Striegau. P. Zeitschr. d
Deutsch, geol. Ges. 1887, S. 511.
1888. Vorlage des ersten Aueschnittes aus der geologischen Karte von Europa
P. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1888, S. 373.
1888. Compte rendu de la 3^"" session da congres g^ologique internationale
Berlin 1888.
1893. Ueber angeblicho Steinkoblenfunde in der Eifel. P. Zeitschr. d. Deutsch
geol. Ges. 1893, S. 327.
1894. Carte geologique inti mationale de TEurope. Berlin, Reimer, 1894.
1894. Die gegenwärtige Lage der Edelmetallgewinn ang der Erde. Bericht dei
Silber-Commission. 1894.
1896. Ueber die Entdeckung von Kohlenlagern am Nyassa. P. Zeitschr. d
Deutsch, geol. Ges. 1896, S. 990.
1897. Nekrolog auf Bkyrich. Jahrb. d. Königl. Geol. Landesanst. u. Berg
akademie zu Berlin für 1896. Berlin 1897.
1898. Begrüssungsrede an die allgemeine Versammlung der Deutschen geolo
gischen Gesellschaft. F. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1898, S. 43.
1899. Schwefel in Brauneisensteindrusen von Bobrownik bei Tarnowitz. F
Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1899, S. 26.
Personal -Verhältnisse
bei der Königl. Prenss. geologischen Landesanstalt
und Bergakademie am 1. December 1900.
Curatorlum.
y. Vblsbn, Ober-Berghauptmaiin.
K. Sghiobissbr, Geheimer Bergrath.
Direction.
K. SCHMBISSBR, Geheimer Bergrath, Erster Director der Ge-
sammtanstalt.
A. Geologische Landesanstali
Landesgeologen.
!• G. Brrendt, Dr. phil. , Geheimer Bergrath, ausserordentl.
Professor an der Universität, mit der Leitung der Flach-
landsau&ahmen beauftragt. (Beurlaubt).
2. H. LoRBTZ, Dr. phil.
3- F. Wahnschaffe, Dr. phil., Professor, Privatdocent an der
Universit&t, zugleich Lehrer der allgemeinen Geologie
an der Bergakademie, in Vertretung des Geh. Bergraths
Prof. Dr. Berbndt mit der Leitung der Flachlandsauf-
nahme beauftragt.
*• E. Dathb, Dr. phil.
'*■ K. Keilhack, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen
über Anleitung zu geologischen Beobachtungen und
Quellen- und Grundwasserkuude an der Bergakademie.
^' M. Koch, Dr. phil., Professor, zugleich beauftragt mit Vor-
trägen über Petrographie und mikroskopische Physiogra-
phie der Mineralien an der Bergakademie.
CXVI
7. H. ScHROBDVR, Dr. pbil., Redacteur des Jahrbuchs, mit
Leitung der geologischen Landessammlung beauftragt
8. A. Jbntssoh, Dr. phil., Professor.
9. R. Klbbs, Dr. phil , Professor in Königsberg i. Pr.
10. B. ZuniBRMANN, Dr. phil.
11. A. Lbppla, Dr. phil.
Bezirksgeologen.
1. L. BbüSHAUSBN, Dr. phil., Professor, zugleich beauftrag)
Vorträgen und Uebuugen über Palaeontologie an
Bergakademie.
2. 6. MOller, Dr. phil.
3. H. POTONii, Dr. phil., Professor, zugleich beauftragt
Vorträgen über Pflanzenversteinerungskunde an der I
akademie.
4. A. Dbngkmann, Dr. phil.
5. C. Gaobl, Dr. phil.
6. O. Zbisb, Dr. phil.
Hülfsgeologen.
1. B. Kühn, Dr. phil.
2. P. Krusch, Dr. phil.
.3. R. Michael, Dr. phil.
4. L. Schulte, Dr. pliil.
5. F. Kaünhowen, Dr. phil.
6. E. Kaiser, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen
petrographische Lehrgegeustäude au der Bergakadeiiii
7. M. Schmidt, Dr. phil.
8. G. Maas, Dr. phil.
9. J. Korn, Dr. phil.
10. P. G. Krause, Dr. phil.
11. W. WOLFF, Dr. phil.
12. A. Klaützsch, Dr. phil.
13. H. MoNKE, Dr. phil.
14. W. Weissermel, Dr. phil.
15. O. VON Linstow, Dr. phil.
CXVII
16, W. KoERT, Dr. phil.
17, 0. TiRTZE, Dr. phil
IS. H. LoTZ, Dr. phil.
19. VV. WüNSTORF, Dr. phil.
20. H. Stille, Dr. phU. .
21. L. Siegert, Dr. phil.
Nicht angestellte Mitarbeiter.
1 . K. VON Fritsch, Dr phil.. Geheimer Regieruugsrath, ordentl.
Professor ao der Universität in Halle a. S.
2- A. VON Koenen, Dr. phil., (leheimer Bergrath, ordentl. Pro-
fessor au der Universität in Göttingen.
3. E. Katser, Dr. phil., ordentl. Professor an der Universität
in Marburg.
4^- H. Grüner, Dr. phil., Professor an der Land wirthschafUichen
Hochschule in Berlin.
^- H. BGCKING, Dr. phil., ordentl. Professor an der Universität
in Strassburg i. E.
^>- E. Holzapfel, Dr. phil., Professor an der technischen Hoch-
schule in Aachen.
^- W. Frantzen, Bergrath in Meiningen.
^- E VON Seyfried, Dr. phil.. Major a. D. in Strassburg i. E.
Laboratorium für Gesteins- und Mineralanalyse.
'• V'oreteher: 11. Finkener, Dr. phil., Geheimer Bergrath, Pro-
fessor, Lehrer der Chemie an der Bergakademie.
Chemiker: K. KlüsS, Dr. phil.
2.
^' A. Lindner, Dr. phil.
i
1
H. WöLBLiNG, Dr. phil.
H. Winter, Dr. phil.
Laboratorium für Bodeuanalyse.
Vorsteher: R. Gans, Dr. phil.
• Chemiker: C. Radau, Dr. phil.
0
^ SCHÜCHT.
*• Böhm, Dr. phil.
GXYin
Zeichnerbfireaa fflr die FlachlaDdsaofnahme.
1. Bureau Vorsteher: Th. Wölfer, Dr. phil., Kultartechniker.
2. Zieichner: J. Nowak, Hülfszeichner.
3. P. Geyer, »
4. F. Sänge, »
5. A. Tessmar, » , Hauptmann a. D.
6. A. Lehmann, »
Zeichnerbüreau fOr die Gebirgslandsaufnahme.
1 . BOreau Vorsteher : C. Boenecke, Secret&r, Verwalter des Karten-
archivs.
2. Zeichner: J. Vetter, Hfll&zeichner.
3. G. Hoffmann, »
4. G. Linke, »
5. C. Koch, »
Zeichn.erbüreau für wissenschaftliche
Veröffentlichung CD.
1. E. Ohmann, etatsmässiger Zeichner.
2. W. PöTZ I, »
3. M. PöTZ II, » »
B. Bergakademie.
Ordentliche Lehrer.
1 . R. FiNKENER, Dr. phil.. Geheimer Bergrath, Professor, s. o.
2. H. Wedding, Dr. phil., Professor, Geheimer Bergrath, Lehrer
der Eisenhüttenkunde, Eisenprohirkunst und Entwerfen
von Eisenhüttenanlagen.
3. A. Hörmann, Professor, Lehrer der Mechanik, der Maschinen-
lehre und der metallurgischen Technologie.
4. A. Schneider, Professor, Lehrer der Markscheide- und Mess-
kunst.
5. F. Bbtschlag, Dr. phil., Professor, Lehrer der Geognosie
uud Lagerstättenlehre, mit der Leitung der Gebirgs-
landsaufiiahme bei der geologischen Landesanstalt beauf-
tragt.
6. G. Franks, Professor, Lehrer der Bergbau-, Salinen- und
Aufbereitungskunde.
7- R. ScHBiBK, Dr. phiL, Professor, Lehrer der Mineralogie,
zugleich betheiligt bei den geologischen Aufnahmearbeiten
in Thüringen.
8- O. PüFAHL, Dr. phil., Professor, Lehrer der Allgemeinen und
Metall-Hüttenkunde, Allgemeinen und Löthrohr-Probir-
kunst, chemischen Technologie und technischen Gasanalyse.
^' A. Knbsbr, Dr. phil., Professor, Lehrer der höheren Mathe-
matik.
10.
II.
Ausserordentliche Lehrer.
A. EsKENB, Geheimer Oberbergrath , Lehrer des Bergrechts.
Post, Dr. phil.. Geheimer Oberregierungsrath, Professor, be-
auftragt mit Vorträgen über Wohlfahrtspflege.
'^- Haselow, Oberberg- und Baurath, Lehrer der Bauconstruc-
tionslehre.
^3- F. Wahnscbaffb, Dr. phil, Professor, s. o.
^^- Ü. Keilhack, Dr. phil., s. o.
'^- L. Beushauben, Dr. phil., Professor, s. o.
'"• M. Koch, Dr. phil., Professor, s. o.
^^- H. P0TON16, Dr. phil., Professor, s. o.
^^- E. Kaiser, Dr. phil., s. o.
^^' G. Brelow, Regierungsrath , Lehrer der darstellenden Geo-
metrie, des Zeichnens und Coustruirens.
20- ZiCKERMANN, Dr. phil., Lehrer der Electrotechnik.
2^- BisCHOFF, Dr. med., Stabsarzt, beauftragt mit Vorträgen
über Gesundheitsgefahren im Bergbau und Hüttenwesen
und die erste Hülfe bei Unfällen.
Ausserdem hielt Vorträge:
Th. Fischer, Dr. phil., Chemiker über Experimentalchemie.
Mineralogisches Institut.
1. Vorsteher: R. Scheibe, Dr. phil., Professor.
2. O. Schneider, Bergreferendar.
Uebungslaboratorium der Studierenden.
1. Vorsteher: R. Finkener, Dr. phil., Professor, s. o.
2. Assistenten: Th. Fischer, Dr. phil., s. o.
3. H. Wölbung, Dr. phil.
4. H. Winter, Dr. phil.
Allgemeines Probirlaboratorium.
1. Vorsteher: Pufahl, Dr. phil., Professor, s. o.
2. Chemiker: Krdg, Assistent
Eisen probirlaboratorium.
1. Vorsteher: H. Wedding, Dr. phil.. Geh. Bergrath, s. c
'i. Chemiker: Krdo, s. o.
C. Chemisch -technische Versuchsanstalt.
1. Direktor: R. FiNKENER, Dr. phil., Professor, s. o.
2. Chemiker: Rothe, Professor, Stellvertreter des Directt
3. Th. Fischer, Dr. phil., s. o.
4. C. ViRCHOW, Dr. phil.
5. R. Wache, Dr. phil.
(). A. Franz.
7. F. Soenderop, Dr. phil.
8. L. Gerngross, Dr. pliil.
Der Gesammtanstalt f2:e ineinsam:
Bibliothek.
Bibliothekar: O. Eberdt, Dr. phil.
Casse.
R. Wernicke, Rechnuugsrath, Secretär und Rendant.
OXXI
Verwaltung.
I. W. BoTTMER, Secretär und Registrator.
'l Ä. KiBGKBDSCH, Secretär und Calculator.
3. Ä. Dbbes, Bergdiätar, beschäftigt in der Registratur.
Kanzlei.
1. W. Bbrglbik, Kaüzlist.
2. P. Bandte, Kanzleigehülfe.
3. Hetdbn, Kanzleigehülfe.
Unterbeamte.
^' Beyer, Castellan.
'^' £hrinG8HAU8EN, Hauswart.
3- Hesse, Heizer.
^* BoFFMANN, Kassendiener.
^* Schreiber, BQreaudiener.
^- Wehling, Laboratoriumsdiener.
^* Schneider, Laboratoriumsdiener.
8- Siebert, Bibliotheksdiener.
8- Rademacher, Wächter.
^0. RöTHE, HOl&diener.
^^- Wünsche, Hülfsdiener.
^2. Wolter, Hülfsdiener.
^^' Krbtschmann, Hülfsdiener.
^*- Ebsling, Hülfsdiener.
^^* Menzel., Modellmeister.
n.
Abhandlungeo
VOD
Mitarbeitern
der Königlichen geologischen Landesanstalt
Zup Altersfrage der N. — S.- Störungen in der
Kjpeide von Lüneburg.
Von Herrn Gottfried MOIIer in Berlin.
Der lebhafte Aufschwung, den die auf die Kreidekalke bei
^^^Deburg begründete Industrie in den letzten Jahren genommen,
^t naturgemäss auch ein rascheres Vorschreiten der dortigen Auf-
^olftsse als bisher erzielt. In Folge dessen konnten die Schichten-
^■ge und die Lagerungsverhältnisse in letzter Zeit besser unter-
geht werden, als dies früher der Fall war. Ich habe drei Jahre
^^tidurch die Aufschlüsse bei Lüneburg besuchen und in jedem
^^^^as Neues beobachten können. So günstig dies rasche Fort-
schreiten für das Verständniss der geologischen Verhältnisse von
*^tineburg ist, so ist jedoch damit auch ein Uebelstand verknüpft,
^^ss nämlich nach verhältnissmässig kurzer Zeit bemerkenswerthe
Profile nicht mehr zu beobachten sind. So sind z. B. die Zech-
steinrauchwacken und Aschen fast ganz weggeräumt, und der im
V oijahr in diesem Jahrbuch beschriebene Aufschluss im Oberen
Muschelkalk nur noch mangelhaft vorhanden. Aus diesem Grunde
"*^lt ich es für augebracht, ein fllr die Altersfrage der N. — S.-Stö-
^*'^gen wichtiges Profil an dieser Stelle mitzutheilen, damit der
^^^^ oder andere Fachgenosse vielleicht Veranlassung nimmt, das-
selbe sich anzusehen, ehe es verschwunden.
Wie ich in dem Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse
^^Qer Aufnahmen auf Blatt I-iOneburg im Sommer 1898 ^) hervor-
'^ Dieses Jahrbuch für 1S98, S. CKXXIX.
''^rboeh 1900.
2 GoTTPRiKD MOllbr, 2ur Altersfrags der N.— S.-Störangeii
gehoben habe, zeigt sich jeder grössere Aufschluss von Störungen
durchsetzt. Wohl am gestörtesteu ist der PiEPER'sche Kalkbruch,
welcher westlich der Stadt und unmittelbar südlich von der neuen
Irrenheilanstalt liegt. Dass die Lagerungsverhältnisse im Pibpbr'-
schen Kalkbruch nicht normal entwickelt sind, geht schon aus
dem Umstand hervor, dass während am Zeltberg das Cenoman ca.
HO Meter mächtig, im PiEPER'schen Bruch nur 30 Meter Thon-
mergel und mergelige Kalke vom steil aufgerichteten Gypskeuper
bis zum rothen Labiatus - Pläner vorbanden sind. Es fehlen hier
auch die Steinmergelbänke des Gypskeupers, an denen nach Dames^)
die Transgression des Kreidemecres haltgemacht hat, die sonst bei
Lüneburg sowohl an der Basis wie auch an der oberen Grenze
des mittleren Keupers entwickelt sind, in dem PlEPBR^schen Auf-
schluss jedoch bis auf einige dünne Bänkchen fehlen.
Die bis jetzt erschlossenen Schichten gehören ausser dem Ce-
noman dem Labiatus- bis Scaphiten- Pläner an. Versteinerungen
sind verhältnissmässig selten. Ausser dem häufigen Inoceramus
labiatus sind noch /. orbiculaiis und /. Brogniarti gefunden. Diese
Seltenheit an Fossilien ist mit darauf zurückzuführen, dass die
Kreideschichten ausserordentlich stark zerrüttet sind. Streichende
Verwerfungen (SW. — NO.) allein haben jedoch nicht diese starke
Zerrüttung hervorgerufen, die für den Abbau zwar ausserordentlich
günstig, für die Beobachtung der Schichtenfolge und der Lagerungs-
verhältnisse jedoch sehr hinderlich ist, so dass man die Verwer-
fungen selbst nicht in ihrer ganzen Erscheinung studiren kanu.
Dieses trifft im gewissen Sinne auch auf die Störungen zu, die seit
Herbst 1899 beim Vorrücken des PiEPER'schen Kalkbruches nach
\V. sichtbar geworden sind. Auch diese Dislocationen würden
kaum in's Auge gefallen sein, wenn nicht ein neues Moment hinzu-
gekommen wäre.
Herr Pip:per hatte mir gelegentlich erzählt, dass ihm Grand-
und Sandnester, die im Kalke steckten, sehr unbequem beim Ab-
bau würden. Da mir bekannt war, dass in der Nordostecke des
Bruches mit Grand ausgefüllte Strudellöcher vielfach vorhanden
0 Zoitschr. d. Deutsch. Gcol. Ges. 1895, S. 560.
in der Kreide tod Lünebnrg. 3
lind, lutte ich leider versäumt, diesem Wink oachzugeheD, bis mir
in diegem FrUbÜDg mein Freund Gagel mittheilte, daes er im
PiEFBB'scbeti Bruch nordischen Sand uad Grand unter bezw. im
Kreidekalk liegend geeebeu habe. Ein gemeinschaftlicher Besuch
luaUtlgte, dass diese Grand- und Sandnester nur durch Disloca-
tiaiKD in den Kreidekalk gelangt sein konnten.
4 Gottfried Müllkr, Zar Altersfrage der N.- S.-StöniDgen
Herr Pieper hatte die grosse Freundlichkeit, die westlic
Wand des Bruches so herrichten zu lassen, dass das obenstehen
Bild aufgenommen werden konnte.
Die Höhe des Aufschlusses betrug zur Zeit 9^2 Met
Was die Grösse der Sand- und Grandnester anbetrifft, so gab
solche von wenigen Decimetern im Durchmesser, während c
bedeutendste 2 Meter hoch und 5 Meter lang war, so dass man fud«
weise den störenden Sand hat fortschaffen müssen. Es zeigte 8U
dass die saiger fallenden Verwerfungen nahezu S. — N. streich
mit einer Abweichung von ca. 5—6^ nach W., also dasse
Streichen haben wie die Plattendolomite des Scbildsteins. E
PiEPKu'sche Kalkbruch Hegt genau im Streichen des Schildite
dolomits. Durch die abgequetschten Sandnester konnte man ^
nau den Verlauf der Störungen festlegen, die sonst leicht d
Auge entgangen wären, trotzdem die nördlichere ausserdem dui
eine 2 — 8 Decinieter starke Reibungsbreccie gekennzeichnet wi
Dadurch, dass thonige und reine Kalkstflcke durcheinander g
knotet und dann wieder verkittet, und letztere theilweise ansi»'
lau^t sind, hat die Breccie eine Rauchwacke- ähnliches Aussehe
rrlaiiixt. Ausser den auf den durch Ketouche hervorgehobene
Verwertungen lie^xendeii Cirandnestern mit über kopfgrossen üc
sehieben sind noch mehrere Sanduester vorhanden, bei denen ma
kein Zn/ainn^ontallen mit Di^locationen, auf die man die Hau
leiten konnte, feststellen konnte. Dass jedoch auch diese m
dnreh Storniiiien an ihr iotzi^x^s La«jer ijelaufft sind, ist selbs
verstamllieli. In der Nordwand des Kalkbruchs ist neuerdiui
eine linseatorniii;e Kinsehaltunü: von Geschiebelehm zu sehen, d
dnrehaus der von Stkinmann ^] vom Bieler See beschrieben«
^^ ra>v'hen- ijleieht, so da>s eine Skiz/e nur die Wiederholunir d
Sn INM vNN ^ohen soin wurde.
Ui Im Stauvie des Aufschlusses war die genaue Untersuchui
der r;:>ehe- hv\ meinen» lot/ton Besuch unmöglich; doch schi«
>ii a\:t eine l ebersehiobuu:; und Aufreissnufi: der Kreidekali
' lobor i^hulÄ*. >:.iUvhuni:*t'T^oi.oiuuiij:i'n ^m Bieler See. N. J. f. ISS
in der Kreide yon Lüneburg. 5
zurQckzufbhren zu sein, die man auch an der westlichen «Wand
beobachten kann und auf vorstehender Figur angedeutet sind.
Id den Au&chlüssen am Zeltberg habe ich bis jetzt nirgends
Beweise quartärer Verwerfungen beobachten können. Die Auf-
l^niug von miocänem Thon auf nordischem Grand kann vom
ßsdruck herrühren, obwohl man mit ebensoviel Recht diese auf
eine postglaciale (d. h. postglacial für jene Gebiete) Ueberschie-
f>ung znrückföhren kann. In der Sammlung des Herrn M. Stömcke,
die jetzt in den Besitz des naturhistorischen Vereins in Lünei)urg
Übergegangen ist, liegt ein nordisches Geschiebe (meiner Erinnerung
oach Gneiss), welches tief in der Kreide eingebettet gefunden
forden ist. Ich war früher geneigt, dieses Vorkommnis» auf
Wrift zurückzuf))hren. Jetzt halte ich es jedoch nicht für ausge-
schlossen, dass auch dieses Geschiebe durch eine junge Störung
an seine Lagerstätte gekommen ist. Ausserordentlich schöne
Harnische mit Frictionsstreifung sind mehrfach blosgolegt und von
Herrn Stümcke photographisch aufgenommen worden. Dass
Stolley in der Kreide des Zeltberges grosse Störungen nach-
ge^viesen, habe ich schon früher hervorgehoben.
VON KoENEN hat bekanntlich seit langer Zeit die Ansicht
^'^rtreten und dafür Belege angeführt, dass Krustenbeweguugen
'>is in die Jetztzeit andauern. Credner, Cohen und Deecke
liuboD quartäre Störungen auf der Insel Rügen untersucht und
bc^ schrieben, die von Wahnscfiaffe der luterglacialzeit zugewiesen
^'e?rdon. Ebenso hat T. Mellard Keade ^) Verwerfungen im
^ÄÄiid und Kies an der Küste von Cumberland beschrieben. Beüs-
^ -^üSEN 2) konnte seiner Zeit eine Schwierigkeit in der Eut-
^^ 1 <;klungsgeschichte der Terrassen und Thäler der unteren Oder
"^•-Är durch postglaciale Krustenbewegung befriedigend erklären.
^ «1 selbst habe postglaciale Verwerfungen im Bereich der Blätter
^rswalde und Templin in der Uckermark '^) nachgewiesen, deren
prunghöhe bis 3 Meter betrug.
») Faulting in Drift, Geol. Magaz 1892.
*) Mitth. über die Aufnahme d. Bl. Polsson, Passow und Cunow. Dieses
'^^brboch für 1894.
^ Dieses Jahrbuch für 1888, S. CXXXl u. CXXXII.
6 Gottfried Müller, Zar Altersfrage der N. — S.-Störungen etc.
lo dem Führer ftir die Ausflüge der Deutschen Geologische^ ^
Gesellschaft^) (1898) hatte ich die bedeutende Schichtenstöru
am Kuhgrunde bei Lauenburg wieder gegeben, und im folgende
Jahre konnte ich den Theilnehmern des Ausfluges nach Laue
bürg bei Gelegenheit des VII. Internationalen Geographen -Co
gresses zeigen, dass die Mehrzahl der dortigen Trockenthfiler un
Schluchten auf Faltung und junge Störungen zurückzuführen sin
Zu diesen Beweisen von quartären Stöningen ^) , die nie
dem Druck des lulandeises ihre Entstehung verdanken, kern
das oben beschriebene Profil. Ich muss es jedoch unentschiede
lassen, ob die Störung postglacial im strengen Sinne ist, oder
sie einem älteren Zeitabschnitt des Quartärs angehört, da ich b
Lüneburg nur eine Grundmoräne vorgefunden habe, die jedoc
gleichfalls vielfach Störungen unterworfen ist.
<) Dieses Jahrbuch für 1898, S. 32.
^ Da ich diese Zeilen während der Aufoahmezeit niederschrieb, sind
zweifelsohne eine Reihe Ton Litteraturnachweisen über quartSre Störungen no
entgangen.
lieber grosse flache Ueberschiebungen im
Dillgebiet.
Von Herrn E. Kayser in Marburg in Hessen.
(Hierzu das Kärtchen Tafel I.)
Je weiter die geologische Erforschung der alten Faltengebirge
M^est- Europas fortschreitet, um so wichtiger erweisen sich für
^^ren Bau Ueberschiebungen. In einem unserer Mittelgebirgs-
*^erue nach dem anderen werden sie nachgewiesen, zum Theil
^t^ solcher Zahl und Grösse, dass man sagen könnte, dass nächst
^ein faltigen Bau der Schichten Ueberschiebungen und die dadurch
bedingte Schuppenstructur das bedeutsamste Element in der Tek-
*^onik dieser Gebirge darstellen.
Auch im Dillgebiete, mit dessen Aufnahme Verfasser bereits
^^it einer längeren Reihe von Jahren beschäftigt ist, hat sich
^ ieser Satz je länger desto mehr bestätigt. Auf Schritt und Tritt
"tx-ifft man hier Andeutungen von Ueberschiebungen. Sie äussern
^ich sowohl im Kleinen als auch im Grossen und spielen mit-
vinter ftir den Gebirgsbau die Hauptrolle.
Als ein sehr lehrreiches Beispiel für Ueberschiebungen
^m Kleinen sei hier das Bild eines Steinbruchs unweit Ober-
^cheld wiedergegeben, das auf kleinem Räume ein mindestens vier-
mal von Ueberschiebungen durchsetztes oberdevonisches Kalklager
8 E. Kaibek, U«ber grosse fiftcha üeberecbiebnngen im Dillgebiet.
darstellt. Alle Uet^erschiebuagsklQne fallen mehr oder niiud<
Bteil gegen SO. ein, und auf jeder ist die hangende Scholle vt
S. her Hilf die liegende aiifgeGchobeu worden.
FiK. 1.
Aiiucbt des Kalkatciabrache - bd der Beuerbach« oDweit der ehemalig
Grabe Beiletein nördlich Oberscbeld ■).
Cl = oberdevonischer Cephalopodenkalk. t ^ baDgeDde'Schieferzoiie,
D — jaogoberdovonischer Deckdiabas.
Unter den Beispielen tilr grosse, weit fortsetzen)
UehprschielHinj?en in der Dilljre-end ist uu erster Stelle dl
jpniije XU nennen, die den LiiiLTCn Zns siliirisclier Gesteiui?, d
vom Kellerw;dd liis zum WestPrwald reicht hihI eine Art P:itt.
SL'lieide zwischen der sfidlich liegenden Lahiimiilde und der nör
lieh austossendcn Oillnudde bildet. v,-.n den im N. angrenzend
devonischen luid curbonisclien AhLijiernnscii trennt, .\uf uieüe
weite Erstreckun.i: *iiid hier .lie silnrisehen Schichten in ilii
(Tesaninitheit. ehenf:ilU von S. her. auf die genannten jflnf^er
liildnniren aiifixescholii>n. Hie KInft. anf der stell diese IJewegn
vollzogen hat. konnte — weni^-stens im Oillgehieto — an kein
Stelle beobachtet werden. Man darf iudess annehmen, dass :
'; Ein [TrCs*.-
1.T im Frübiahr
I8!>;
liwhon gei.|og. '
t\T.>i
■-ffoDtlicht W.tJ.'1
'■"' '
id \i>l!.'trni.iiporfg Pholi.grtimm dieses schÖneii Äufschliisä
l'oi lion 1 bi'ün.-liiiieni an dor Vi>rssmm!ung des oberrh
I* ri M.iil>i:rj -ros,.,- Inter^se erfgle. s..!l in den ]
1 .inii;-:- Z-i! .r^diein, iid,n Messtiäcbblalte Oberscheid v
S. Katsbs, Ueber grosse flache üebcrschiebungeo im Dillgebiet. 9
fine ähnlich steil nach S. bezw. SO. einfallende Lage besitzen
wird, wie bei den vier oder flQnf Ueberschiebungen , die auf den
Messtischblättem Ballersbach und Oberscheid die in Rede stehende
flauptüberschiebung in geringem Abstände und mit nahezu pa-
rallelem Verlauf im N. begleiten. Bei diosen ebenfalls viele Kilo-
meter weit zu verfolgenden Ueberschiebungen, die das Mitteldevon
und stellenweise sogar das Unterdevon in's Hangende des Ober-
devoD und Culm gebracht haben, hat sich die Störungskluft an
zwei Punkten in aller Deutlichkeit beobachten lassen und als eine
ois 0,2 Meter weite, hauptsächlich mit schülferartigen Schiefer-
^^röckchen erfüllte Spalte erwiesen.
Zur Erläuterung dieser Verhältnisse diene das nachstehende
Profil Fig. 2, das dem Gebiete des Messtischblattes Ballersbach
o^er dem nordwestlichen Theile des begleitenden Kärtchens
(Taf. I) entnommen, als typisch für den Gebirgsbau im südlichen
Theile der Dillmulde gelten kann.
Während aber die besprochenen Ueberschiebungen, wie alle
^Di Bereiche der Dillmulde beobachteten, sich auf mehr oder
Binder steil geneigten Kluften vollzogen haben, so zeichnen
sich die Ueberschiebungen, die ich in den letzten Jahren^im S.
^^8 grossen Silurzuges oder mit anderen Worten im nördlichen
theile der Lahnmulde, zwischen der Dill und der (unterhalb
^'^ssen in die Lahn einmündenden) Bieher aufgefunden habe,
^^rch mehr oder weniger flach einfallende Klüfte aus.
^ sind flache Ueberschiebungen ähnlicher Art, wie sie
^chon seit einiger Zeit aus dem belgischen und west-
fälischen Kohlengebiete und einigen anderen Gegenden
(Schottland, Alleghanys u. s. w.), aber noch nicht aus
aen inneren und südlichen Theilen des rheinischen
Schiefergebirges bekannt waren.
Es ist sehr bemerkenswerth und wohl kein Zufall, dass dieser
iresentliche Unterschied Hand in Hand geht mit der verschie-
denen Neigung der Schichten in beiden Gebieten. Denn während
in der Dillmulde die Gesteine fiberall steil aufgerichtet sind, so
E. Katikh, üeber groM« Sache üebenchiebmig«
/y i.
S. Kaysbs, üeber grosse flache Uebenchiebniigen im Dillgebiet 1 1
herrscht in dem in Rede stehenden Theile der Lahnmulde auf
weite ErstreckuDg eine flache bis fast schwebende Lagerung der
Schichten.
Die erste derartige flache Ueberschiebung, auf die
man tri£%, wenn man im Gebiete des Blattes Ballersbach vom
grossen Silurzuge, der hier den waldigen Bergrücken der Hörre
zusammensetzt, nach S. wandert, wird von der ausgedehnten
I^ecke von jung-oberdevonischem (sog. Deck-) Diabas
gebildet, die sich im O. der Dill und im S. des Lemp-
^hales von Ehringshausen bis Ober Hohensolms und
*^öiiigsberg hinaus erstreckt. Wie das begleitende tektonische
*^ärtchen (Taf. I) zeigt, hat man, bevor man die grosse Diabasmasse
^'reicht, eine breite Zone von Culm- Schiefern und -Grauwacken
^Xi durchschreiten, die abgesehen von kleinen örtlichen Stauungen
^nd Wellenbiegungen in ihrer ganzen Erstreckung von Kölsch-
Hausen bis über Erda hinaus eine nahezu wagerechte Lagerung
t)aben. Die im S. dieser grossen Culmausbreitung folgende, sich
^nit hohem steilen Anstieg aus der breiten Senke der Lempthäler
Erhebende Diabasmasse stellt eine mächtige, je nach dem 20 bis
über 50 Meter dicke, zwar durch zahlreiche NW.-streichende Quer-
brüche zerschnittene, aber doch überall zusammenhängende Platte
dar, die in ihrer ganzen Ausdehnung sanft nach SO. abfällt. So-
wohl die an mehreren Punkten — so besonders am S.- Abhänge
des Adlerhorstes bei Bechlingen — dem Diabase eingeschalteten,
gleich Niveaucurven um die Berge herumlaufenden Lager von
Cypridinenschiefer als auch die zahlreichen dem Grünstein auf-
gesetzten flachen Kappen von Culm-Kieselschiefer lassen an dieser
flachen Lagerung der Diabastafel keinen Zweifel.
Dass diese Tafel in der That eine Ueberschiebungsdecke dar-
stelle, ist mir erst im Laufe der beiden letzten Jahre allmählich
klar geworden.
Der Hauptbeweis liegt darin, dass die flach liegenden Culm-
schichten, die von N. her überall bis hart an den Diabas heran-
reichen, nach S. zu mit gleicher Lagerung auch unter der Diabas-
decke fortsetzen. In den tiefen Schluchten, die vom N.- Rande
der Diabas- Decke weit in deren Inneres einschneiden, kann
1*2 B. KAYaBR, Ueber grosse flache üeberschiebnngen im Dillgebiei.
man sich überzeugen, dass der obere Theil der Gehänge ebenso
wie das umgebende Plateau aus Diabas bestehen, während in
den Bachbetten überall Culmschiefer zu Tage gehen. So in dem
steilwandigen Thälchen gleich südlich von Breitenbach; so in der
km -langen Schlucht, in welcher der Weg vom ebengenannten
Dörfchen nach Werdorf emporsteigt
Sehr deutlich ist ferner die Unterlagerung der Diabasdecke
durch Culm bei Hohensolms, wo ein weit nach N. vorspringendes
Stück der Diabastafel, das nur im S. durch eine schmale Brücke
mit der Hauptmasse zusammenhängt, fast auf allen Seiten, d. h.
im W., N., O. und SO., von Culmschichten unterlagert wird, die
an den steilen Plateau abhäna:en überall in ansehnlicher Mächtisr-
keit und mit unzweifelhaft flacher Lagerung aufgeschlossen sind.
Am überzeugendsten aber durften die Verhältnisse am Mühl-
berg unweit Bechlingen sein, einem etwa einen Kilometer
vom N.- Rande der grossen Diabasplatte entfernten, sich 50 bis
{\0 Meter über die Breitenbacher Thalsenke erhebenden Berffkesrel.
Dieser bestehoht nämlich in seinen unteren zwei Drittheilen aus
Posidoniensohiefern und Cuhnixrauwaoken, die hier wie in der
ijan/en l'niirt'buniX l-ei nahezu horizontaler Lagerung zu kleiueu
tlaohwolliiTon FalttMi »;e>taut siiul: clas ol»ore Drittel daLreijeu i>e-
stoht aUv< oiiuMii um don ^ranzen Ki-rir herum verfolnharen . auf
dosstMi S.-Soito in oinom Stoinbnuh autiieschlossenen, etwa 15 Meter
uiäoliti:Xon niaba>la:::or, über Ooin oiue flaohe Kappe von Culm-
kiosol>oluoter l:o::i. Ks ruht hier al^^o bei alUeitiijeu deut-
liohou A utVi'hlüs>en eine kleine flache Scholle von
oberJe von is oben) DeekJiabas und Cu 1 m k i es el schiefer
unmittelbar ant' einer Unterlatie von mäohtiiren, eben-
f a 11s t"l a eh 1 i e ;; e u J e n C ;i 1 m s o h i o h t e n.
loh habe niieh laiiire ^reiTon die Annahme einer Ueberschie-
bun^ lies Diabases aiit' den C*i!:n gesträubt und habe, um ihr
aus vier.* We^e /n i^ehe:. , ^o^ar eir.e Zeit lauj versucht, die
>vb.:iTVr ur.d lirai.u.ivken vies Lt ::.: i'r.a'.es beim Mitteldevon unter-
«
-Til riiUtVi, E:s: al> Mv-h an :;.ii.rt"rt:: ruiikten iu jenen Gesteinen
ä. Kaysbr, Uel>er grosse flache Ueberschiebnngen iin Dillgebiet 13
beweisende Culm Versteinerungen gefunden hatten und mir die
Jede Möglichkeit einer Täuschung ausschliessenden Verhältnisse
am Mühlberge bekannt geworden waren, habe ich meinen Wider-
stand au%egeben.
Nur ein Umstand hat mich lange Zeit immer wieder an der
Annahme einer Ueberschiebung irre gemacht. Trotz aller Mühe
war es mir nämlich nicht möglich gewesen, an der Berührungs-
linie der Diabasdeeke mit dem Culm irgend welche Zertrümme-
rungsgebilde oder sonstige Spuren einer mechanischen Einwirkung
zu beobachten, wie eine so gewaltige, nach N. fortgleitende Ge-
steinstafel selbst bei äusserster Langsamkeit der Bewegung sie
doch nothwendigerweise auf ihre Unterlage ausgeübt haben musste.
£r8t im letzten Sommer ist es mir endlich gelungen eine solche
Beobachtung zu macheu und damit auch den letzten Einwurf
gegen jene Vorstellung zu beseitigen.
Auf einem neu angelegten Horizontalwege nämlich, der am
S.-Abhauge des Mühlberges in geringer Höhe unter dem oben
erwähnten Diabasbruch verläuft, fand ich die in einer Höhe von
IV2 — 2 Meter aufgeschlosseneu Culmschiefer in auffälligster Weise
gefältelt und gestaucht, stellenweise förmlich zerknittert, und von
inneren Gleitflächen durchzogen, so dass ich sogleich auf's Leb-
hafteste au das Füllmaterial der bekannten Ruschein von Audreas-
berg im Harz erinnert wurde. Hier hatte ich in der That
die lauge gesuchten Quetsch- und Umformungserschei-
nungen im Untergrunde der Ueberschiebungsdecke vor
mir; und das war um so wichtiger, als es mir nur an dieser einen
Stelle gelungen ist etwas derartiges zu beobachten, während im
Uebrigen die Contactfläche zwischen Diabas und Culm an den
waldigen seh utt bedeckten Abhängen sich überall als vollständig
verhüllt erwies.
Ein durch den Mühlberg in der Richtung von N. nach S.
gelegtes Profil würde nach diesen Ausführungen etwa folgendes
Bild liefern:
14 B- Katsu, Deber gnMM flmclie tlabenchiebitiig«n im KUgatnet.
Dorchicbnitt dareh den HQhlbarg b«i Bechlingeu.
0 ^ Schiefer und Gnuwackeo dee Culm. R = Zone mediuiiBclier ümformuDg
in diesen Schichten. D = oberdevoDiicher Deckdiabae. KS ^ Ca 1 tu - Kiesel -
schiefer.
Die steil stehenden Lini^ im Calmschiefer tollen die secnndire Sclüefernng
andeuten.
Nach allem im Vorsteheuden Mitgetlieilten trage ich jetzt
kein Bedenken mehr, die gesammte Hobensolms-Ehriags-
häuser Oiabastafel als eine grosse Ueberscbiebungs-
deckc aufzufassen, den Mflhlberg aber als ein Denu-
dationsrelict jener Decke, die ehemals inindesteDa bis
in diese tiegeiid gereicht haben niuss.
Was de» feineren Bau der grossen Ueberschiebungsdecke
betrifl't, so gestaltet dieser sich dadurch meist ziemlich verwickelt,
dass die Oiabastafel keine einheitliche Masse ist, sondern aus
einer Mehrzahl übereinander geschobener Schuppen
bestellt. Dass dem wirklich so sei, beweist nicht nur die be-
deutende, örtlitli bis gegen 60 Meter anwachsende Mächtigkeit
der Dtt'ibnftjilatte, soudcrn vor allem das häufige Vorkommen mehr
oder minder mächtiger Zouen von Cnlm-Kieselschiefer inmitten
des Diabas. Steigt man z, B, von der alten Dach seh iefcrgrube
im Lemptbaie ciberlialb Eliringäliauseu zuiU Lempberg auf, 80
trifft man, nachdem man das die Cidmschiefer von der Diabas-
decke trennende Kieselschieferbaud Qbersehritlen hat, im Forst-
orte 31 noch zweimal auf grössere dem Diabas eingelagerte
Kieselschiefermasseu. ehe man an die grosse den Gipfel desi Berges
fi. Katsbr, tJeber grosse flache Ueberschiebnngen im Dillgebiet 15
^^^mmensetzende Kieselschieferkappe gelangt. Diese und andere,
unliebe Kieselschiefereinlagerungen können aber nach ihrer petro-
^aphiscben Beschaffenheit nur als Culmkieselschiefer, d. h.
^8 das normale Hangende des Deckdiabases aufgefasst werden,
Während das abermalige Erscheinefb des Diabas in ihrem Han-
genden sich nur aus der Annahme weiterer kleiner Ueberschie-
^umgen erklären lässt.
Eine im Diabasbruch am S.-Äbhang des Mühlberges gemachte
eobachtung hat auch auf diese Verhältnisse Licht geworfen. Wie
^inlich die folgende, von meinem ehemaligen Assistenten, Herrn
r. H. LoTZ, au Ort und Stelle angefertigte Skizze erkennen lässt,
^«tzt mitten durch den Diabas eine im Allgemeinen horizontale,
^ber überall stark gestauchte und im Einzelnen sehr unregelmässig
gestaltete Kieselschieferzone von etwa 1 Meter Mächtigkeit hin-
<lurcb, während über ihr eine ungefähr halb so starke, verruschelte,
^U8 Brocken von Diabas und Kieselschiefer bestehende Zone, eine
förmliche Reibungsbreccie folgt. Diese Breccie kann meines Er-
^.chtens, ähnlich wie die oben beschriebene, etwas tiefer am Berg-
^.bhange aufgeschlossene Zone mechanisch veränderter Culmschiefer,
nur durch Zermalmung der über den Kieselschiefer fortgleitenden
Diabasdecke entstanden sein. Sie muss also eine hier hindurch-
^ebeude Ueberschiebungsfläche andeuten, und man würde demnach
anzunehmen haben, dass die Diabasscholle des Mühlberges aus
acwei Theilschollen besteht: einer tieferen, die Culmschiefer des
i^interen Theils des Berges bedeckenden, und einer oberen, auf die
besprochene Kieselschieferzone aufgepressten. Diese, das normale
Hangende der unteren Diabasscholle, würde durch die Bewegung
c3er oberen Scholle in ihrem hangenden Theile zermalmt und in
clie erwähnte Breccie umgewandelt sein.
Mit wenigen Worten muss ich noch auf die auffällige That-
Bache eingehen, dass im Contact der Diabastafel mit dem unter-
liegenden Culm fast immer Kieselschiefer auftritt. So verhält es
sich am ganzen N. -Rande der Diabasplatte, mit Ausnahme der
nächsten Umgebung von Breitenbach und einiger Punkte bei
Oberlemp und Hohensolms, wo unter dem Diabas allem Anschein
nach Posidonienschiefer und Grauwacken anstehen. Dies Auftreten
^K»i"W.
£. Katsbb, Üeber grosse flache TJeberschiebangen im Dillgebiet 17
des Kieselschiefers ist nicht ganz leicht zu erklären. Ich möchte
indess glauben, dass auch diese Erscheinung mit dem Vorhanden-
sein weiterer Ueberschiebungen zusammenhängt, durch welche der
Kieselschiefer ins Hangende der stratigraphisch jüngeren Posidonieu-
schiefer gelangt ist. Diese Anschauung würde durch nach-
stehendes Profil erläutert werden:
Fig. 5.
Idealprofil vom N.-Raode der grossen Diabastafel zwischen Bech-
lingen und Breitenbach nach dem Muhlberge.
^ 9lUUU&«|g
<^-^^^^
»{
^ Posidonienschiefer und Grauvracken. KS = Culm-Kieselschiefer. D = Deck-
■ •
diabas. U =■ üebcrschiebuDg.
^^ steil nach rechts einfallendeo, die Schichtung unter grossem Winkel schneidenden
Linien im Gulmschiefer deuten die transversale Schieferung an.
An die besprochene grosse Ueberschiebungsdecke
schliessen sich im S. noch zwei weitere von geringerem
Umfange.
Die erste umfasst die Cypridinenschiefer der Gegend
von Ehriugshausen und Werdorf, die zweite die mittel-
devonischen Schalsteine, die sich von Ehringshausen über
Berghausen und Asslar sowie über Blasbach hinaus erstrecken.
Beide Gesteine setzen, wie man an vielen Punkten mit aller Be-
stimmtheit beobachten kann, mächtige Schichtenfolgen von flacher
bis horizontaler Lage zusammen, die in sehr bemerkenswerther
Weise nicht mit einer dem gewöhnlichen Streichen (ungefähr
SW. — NO.) folgenden Linie, sondern mit einer W. — O.-Linie an
die nördlich anstossende Decke angrenzen bezw. auf diese aufge-
schoben sind.
jAhrbaOb 1900. 2
18
B. Kat^bb, üeber grone flache Üebendiiebiiikgoa im Dülgebiet
Bei der südlicheren Ueberschiebungslinie, die den Schalstein
vom Cypridinonschiefer bezw. vom Deckdiabas trennt, tritt dieser
west- östliche Verlauf trotz einiger grosser Verwerfungen auf der
Karte in aller Deutlichkeit hervor. Die nördliche Linie, die den
Cypridinenschiefer vom Diabas scheidet, ist in dem Maasse zer-
schnitten und verworfen, dass bei ihr der angegebene Verlauf nur
im N. von Ehringshausen und Asslar klar erkennbar ist. Nach
O. zu reicht diese Linie nicht Ober das Bechlinger Thal hinaus.
Dass die südliche Linie wirklich eine Ueberschiebung dar-
stellt, ergiebt sich aus den Aufschlüssen in der Eisensteingrube
Heinrichsseegen bei Ehringshausen mit aller Bestimmtheit.
Die Begehung der Tagebaue am »Eisenberg« , ebenso wie
die Grubenbilder zeigen, dass das Liegende des unteren oder
Haupt-Eisensteinlagers aus flach lagerndem Cypridinenschiefer,
das Hangende aus ebenfalls flach liegendem älteren (mitteldevo-
nischen) Schalstein besteht, der in höherem Niveau noch ein
zweites Eisensteinlager einschliesst. An der Unterlage des Haupt-
lagers aber tritt — wie ich mich unter Führung des langjährigen
Obersteigers der Grube überzeugt habe — eine eisenschüssige
Reibungsbreccie auf.
Diese Verhältuisse werden durch Eig. 6 verauschaulicht, die
Fig. 6.
Qaerprofil darch die Eisensteingrabe Heinrichsseegen
bei Ehringshausen.
9r^.
se.
tms «^ älterer Schalstein, toc = Cypridinenschiefer. Jf* = liegendes,
Jc^ = hangendes (Fluss-) Eisensteinlager. R = Reibungsbreccie.
fi. Eatub, TJeber grosse flache UebenchiebangeD im Dillgebiet. 19
eine verkleinerte Wiedergabe ^ines auf der Grube aufbewahrten
Profils bildet und eine so beredte Sprache führt, dass sie keiner
weiteren Erläuterung bedarf^).
Es ist endlich noch eine letzte kleine Ueberschiebungs-
scholle zu erwähnen, nämlich der zwischen zwei sich nach S.
zu vereinigenden Querverwerfungen gelegene Kalkklotz des
Schwanzberges nördlich Asslar. Die Hauptmasse dieses
^rges besteht aus hellfarbigem, schichtungslosem Stringocephalen-
^^Ik, seine Unterlage aus flach liegendem, hier und da kalkige
Einlagerungen einschliessendem Cypridinenschiefer. Schon daraus
^Igt, dass der Kalk eine überschobene Scholle bilden muss. Aus
^cm Umstände aber, dass der umgebende Schalstein älter ist als der
^^alk, ergiebt sich zugleich, dass der Berg eine gesunkene Scholle
darstellt. Es liegt hier also ein infolge seiner Einsenkung erhalten
gebliebener Rest einer Ueberschiebungsdecke vor.
Wahrscheinlich besass diese Decke ehemals eine grössere
Ausdehnung. Denn auch der gleich über der Stadt in einem
grossem Steinbruch aufgeschlossene Kalk von Ehringshausen
l:iat trotz dunklerer Färbung und deutlicher Schichtung das näm-
liche Alter wie der Kalk des Schwanzberges und grenzt im N.
ebenfalls mit einer Ueberschiebungslinie an Cypridinenschiefer.
£s liegt daher nahe, beide Kalkvorkommen als Ueberbleibsel einer
\iud derselben Ueberschiebungsdecke aufzufassen, die demnach
«ine vierte flache Schuppe zwischen der überliegenden
Schalstein- und der unterliegenden Cypridinenschiefer-
Tafel darstellen würde.
Diese Auffassung würde ihren Ausdruck im nachstehenden,
wie ich glaube, in seinen Hauptzügen zutre£Penden Profil finden:
*) Während das liegende Lager als Contactlager gelten muss, so ist das
Kaogende Flasslager offenbar aas der Umwandlang kalkiger Bänke hervorge-
gangen, wie sie im Schalatein dieser Gegend sehr verbreitet sind.
20 B* Katsbb, TTeber grosse flache Üebenchiebiiiigen im Dillgebiet
Fig. 7.
Schematische Darstellang der hauptsächlichsten Schuppen (I, IE etc.)
der Gegend östlich Yon Bhringshaosen.
JA
^^5^
• = mitteldeYonischer Schalstein, k = Stringocephalenkal k. ti = Cjpridinen-
schiefer. D = Deckdiabas, ks = Kieselschiefer. e = Poaidonienschiefer nnd
Granwacken des Colm. U = Ueberschiebongsebene.
In der geologischen Litteratur ist schon wiederholt aosgefbhrt
worden, dass Ueberschiebungen und Faltungen nahe verwandte
Erscheinungen sind. Beide verdanken ihre Entstehung dem Be-
streben eines RindenstQckes, sieh in einer bestimmten Richtung
zu verkürzen. Dies kann entweder durch faltige Zusammen-
schiebung der Scholle oder durch dachziegelartige Uebereinander-
Schiebung ihrer Bruebstöcke geschehen.
Oft, wie in der Dillmulde, sind beide Arten von Störunffen
nebeneinander vorhanden, und dann erseheinen die Ueberschie-
bungen meist nur als eine Steigerung der Faltung — eine Wahr-
nehmung, die schon ötter gemacht worden ist und zum Ersatz
des Ausdrucks Ueberschiebuug durch die Bezeichnung »Falten-
Verwertung:- ^etuhri hat. lu anderen Fällen aber treten die Ueber-
schiebunircn iiauz unabhäUiriiT von der Faltuufir auf. So verhält
es sich in dem besproobeueu. dem nördlichen Theile der Lahnmulde
anj^ehöriireu Gebiete, wo die Schichten — wie schon die wohl
ent wickelte transversale Schieteruui:: und ircle^rcntliche kleine Stau-
chungen beweisen — zwar ebeuf:üls stark gepresst, indess nirgends
zu steilen Falten /usaniineugesohobeü sind. Gerade desshalb aber
treten warscheiulioh die Ueberschiebungen hier in grösserem Maass-
stabe auf als in der Dillmulde.
Stellt der Mühlberg in der Thai nur ein Denudationsrelict
der grossen Ehringshäuser Diabassohuppe dar, so muss diese
mindestens um ebenso viel nach N. lortbewetrt worden sein, als
B. Eaysbr, üeber grosse flache üeberBchiebangen im Dillgebiet. 21
der genannte Berg von ihrem N.-Rande entfernt ist, d. h. etwa
«in Kilometer. Da aber die Culmschichten unter der Diabas-
clecke mindestens noch ein weiteres Kilometer nach S.
fortsetzen, so muss der Betrag des Schubes, in der
Jlorizontale gemessen, bei der in Rede stehenden
Schuppe allerwenigstens 2 Kilometer betragen haben.
Auf den mechanischen Vorgang der Schuppenbildung selbst
will ich nicht näher eingehen. Ich besitze in dieser Sache zu
lYenig eigene Erfahrung, und die Deutung der in Frage kommenden
Jlrscheinungen bei anderen Fachgenossen ist eine sehr verschiedene.
Einer der auf diesem Gebiete am meisten bewanderten For-
scher, Marcel Bertrand, fasst in einem jüngst erschienenen Auf-
satze über das südfranzösische Kohlenbecken von Gard^) die
kleineren Ueberschiebungen dieser Gegend nur als Begleit- und
Folgeerscheinungen der grösseren auf. Infolge der Fortbewe-
gung der Hauptüberschiebungsdecke sollen in den unterliegenden
Schichten Loslösungen und Gleitungen in gleichem Sinne einge-
treten sein. Diese Anschauung scheint mir viel für sich zu haben
und liesse sich auf Schuppen, wie die im Profil Fig. 7 mit I
bezeichnete, sehr wohl übertragen.
In Belgien, im Ruhrkohlengebiete, in den Alpen und ander-
wärts hat man beobachtet, dass die Ebenen der Ueberschiebungen
oftmals in Wellenlinien auf- und absteigen. Man muss in solchen
Fällen annehmen, dass die faltende Krafl auch nach Entstehung
der Ueberschiebungen noch fortgewirkt hat.
Im Dillgebiete habe ich ähnliche Wahrnehmungen nur in
sehr beschränktem Umfange machen können. Am auffälligsten
sind die Spuren einer nachträglichen Faltung der Ueberschiebungs-
flächen an den bekannten Rotheisensteinlagern der Eisernen
Hand bei Oberscheid.
1} C. K CXXX, 29. Jan. 1900,
22 B. Ratsbk, üeW grone flkcke Üeberachiebaiigen im DillgobioL
Diese Lager siod gebunden an eine inmitten weit ausge-
dehnter Deckdiabas Dl assen auftretende, im O. und W. durch
grosse Querver werfungen begrenzte Partie von oberdeToniecbem
Scbalstein. In ihrer Ge&ammtbeit eine auf den genannten Diabas
aufgeschobene Scholle älteren Gesteine darstellend, besteht diese
Schalst ei npartie, wie schou das örtliche Erscheinen von mittel-
devonischem Schiefer und Kalk innerhalb der herrscbenden ober-
derouischen Gesteine zeigt, ihrerseits aus mindestens zwei Schuppen.
Wfthrend nun in der Tiefe ObentU ein steiles Einfallen der Schichten
und der sie durchsetzendeu Ueberscbiebungen herrscht, so ver-
flacht sich die Neigung der beiden hangenden Eisensteinlager mit
Annäherung au die Oberfläche in aufßüliger Weise, und das
mittlere Lager, ebenso wie die benachbarte, die Mittel de vonscbiefer
zu Tage bringende Ueberscbiebung, beschreiben schliesslich eine
flache Doppelfalte, die in den alten Tagebauen am Gipfel des
Berges gut zu beobachten ist.
Diese interessanten Verhältnisse lassen sieb durch nachstehende
Proflisitizze erläutern, der neben eigenen ober- und unterirdischen
Beobachtungen besonders eiue neuere Prüfungsarbeit des Herrn
Bergassessor Hippi zu Grunde liegt.
Fig. ?.
Prc-ril durch die iE
t — miitpl devonischer ScLief. r. S — ol>erdpvoni8cher ScbalsWin. !■ = obiT-
devonisch.-r ScbiffiT. 0 ^ DiiibaseiDlac.Tunij im S.'haljleio. 0 = Deckdiahis.
fr = EiseDsteiolager. Ü = Uobenicbiebiing. V = Verwerfung.
E. Katsbb, üeber grosse flaehe TTebenchiebüngen im Dillgebiet. 23
Was endlicb die Frage Dach den Beziehungen der besprochenen
üeberschiebungen zu den zahlreichen Verwerfungen der Dill-Gegend
betrifft, so ist hierüber nur wenig zu bemerken. Wie das be-
gleitende Kärtchen lehrt, werden die Ueberschiebungslinien von
zahllosen, hauptsächlich in nordwestlicher Richtung verlaufenden
QuerbrQchen an vielen Stellen in auffälliger Weise zerschnitten
und verworfen. In einigen Fällen scheinen sie auch an diesen
QuerbrQchen endgültig abzuschneiden. Es ergiebt sich daraus,
dass die Üeberschiebungen des Dillgebietes älter sein
mQssen als die Quer- und Diagonalverwerfungen.
2 4 £• Katsbb, üebw grosse flacbe üebenchieboiigeii im Dülgelnet.
Bemerkungen zum Kärtchen Taf. I.
Das begleitende tektonische Kärtchen beruht fast in seinem
ganzen Umfange auf sehr genauen, in erheblich grösserem Maass-
stabe (l : 25,000) durchgefahrten Aufnahmen des Verfassers auf
den Messtischblättern Ballersbach, Oberscheid und Rodheim. Nur
fiir einen schmalen Streifen am S.- Rande, der den Messtischblättem
Braunfels und Wetzlar angehört, lagen keine zusammenhängenden
Aufnahmen, sondern nur Beobachtungen längs einzelner Wege
vor, so dass hier die späteren Specialaufnahmen wahrscheinlich
kleine Aenderungen des Kartenbildes zur Folge haben werden.
Zusammenhängend mit dem kleinen Maassstabe der Karte
mussten viele Einzelheiten der Origiualaufnahme weggelassen
werden. Aus demselben Grunde sind auch in zwei Fällen strati-
graphisch sieh nahestehende Stuten zu einer einzigen zusamniengefasst
worden; und zwar sind 1) in dem Schichtonbande, das den grossen
Silurzug am S. -Rande begleitet, die jüngsten Obercoblenz-Sehiefer
mit den petrographisch sehr ähnlichen mitteldevonischen Tenta-
culitenschiefern vereinigt worden und ebenso 2) die wenigstens
theilweise schon dem Ibergor Kalk zufallenden Kalkvorkommen
der Gegend von Königsberg mit den dem Striugocephalen-Niveau
angehörigen Kalken von Asslar TSchwanzberg), Werdorf und
Ehrinjjshausen.
Die Fortlassung des Alluviums und Diluviums hatte den Zweck,
den Verlauf der Uebcjrschiebunjjslinien möirlichst klar und ununter-
brochen hervortreten zu lassen. Allerdings ist durch die Ausfüllung
der von jenen Bildungen eingenommenen Flächen einiges Hypo-
thetische in die Karte hineingekommen ; dies gilt indess nur fär
das Dill- und Ahrthal und deren nächste Umgebung, da die ge-
S. Katskr, üeber groese flacbe Uebenchiebongen im Billgebiet 25
nannten Ablagerungen allein hier eine nennenswerthe Verbreitung
besitzen.
Wie ein Blick auf die Karte lehrt, setzt die südlichste, den
niitteldevonischen Schalstein von den oberdevonischen Gesteinen
trennende Ueberschiebung auch auf die rechte Dillseite hinüber; die
weiter nördlich liegenden Ueberschiebungslinien dagegen konnten
nach W. nur bis ans Lempthal verfolgt werden. Es ist zwar
möglich, dass auch die bei Dillheim und Katzenfurt auftretenden
Diabasberge nur Theile der grossen Ehriugshäuser Ueberschiebungs-
tafel darstellen; die Aufschlüsse sind indess infolge der stärkeren
Diluvialbedeckung in dieser Gegend meist unzureichend und der
Gebirgsbau so gestört, dass von einer Verfolgung der Ueber-
schiebungslinien über das Lempthal hinaus Abstand genommen
Verden musste.
Marburg, Ende März 1900.
Die geologischen Verhältnisse des Kiemen
Deisters, Nesselberges nnd Osterwaldes.
Von Herrn Wilhel« Wunstorf in Berlin.
(Hiena Tafel XYII.)
Einleitung.
Die geologischen Verhältnisse des Kleinen Deisters, Nesselberg^
und Osterwaldes wurden schon früher in einer Reihe von Arbeit«^
erwähnt, besonders von Dunker, »Monographie der norddeutsch^^
Wealdenbildung, 1846«, H. Roemer, »Geognostische Karte i^
südlichen Theils vom Königreich Hannover, Section Hildeshdf^
mit Erläuterungen, 1851«, Heinrich Credner, »Die GliederniB^
der oberen Juraformation und der Wealdenbildung im nordwes^
liehen Deutschland, 1863« und »Geognostische Karte der Umgegea^
von Hannover, 1865«, ton Seebach, »Der hannoversche Jor^
1864«, Struckmann, »Die Wealdenbildungen der Umgegend v9^
Hannover, 1880« und »Neue Beiträge zur Kenntniss des oberei'
Jura und der Wealdenbildungen der Umgegend von Hannovefir
1882«. Einzelne Arten aus diesem Gebiet fbhrte auch Braun8 ao
in seinem Werk »Der obere Jura im nordwestlichen Deutschland,
1874«. Alle diese Arbeiten gehen aber auf den geologischen Bau
nicht spei'ieller ein und behandeln auch die Schichtenfolge nur
thoilweiso. Es erschien daher als eine lohnende An%abe, Rieses
Gobiet einer iirenÄueren Untersuchung zu unterziehen.
WiLHBLM WuvsTORp, Die geologischen Verhältnisse etc. 27
Orographiscbe Uebersicht.
Der Osterwald, Kleine Deisler und Nesselberg bilden einen in
^^r Richtung von SO. nach NW. in einer Länge von 15 Kilo-
'öetern sich erstreckenden Gebirgsrücken, welcher durch mehrere
^lefe Thäler und Schluchten zerschnitten ist und ringsum von
flachem Gelände begrenzt wird, in welchem die fruchtbaren Fluren
▼on Wülfinghausen, Eldagsen, Älvesrode, Springe, Altenhagen,
BrüDDighausen, Koppenbrügge, Voldagsen, Benstorf und Mehle
gelegen sind. SW. von Koppenbrügge erhebt sich dann das Nord-
ende des Ith, während nördlich der Bahnlinie von Hannover
Dach Hameln der Deister selbst aufsteigt, welcher orographisch
Qnd geologisch mit einzelnen Theilen des Kleinen Deisters und auch
des Osterwaldes erhebliche Aehnlichkeit zeigt.
Koppenbrügge und das Nordwest-Ende des Kleinen Deisters
bilden die Wasserscheide zwischen Leine und Weser, sodass die
breiten Niederungen von Altenhagen, Brünnighausen und Brullsen
Dach W. hin zur Weser entwässert werden, während Voldagsen und
das ganze nördlich vom Kleinen Deister und den Bergen der Wül-
fioghäuser Klosterforst liegende Gebiet dem Flussgebiet der Leine
angehören.
Durch ein Querthal, welchem im Wesentlichen die Landstrasse
von Koppenbrügge nach Eldagsen folgt, werden der Osterwald und
die nordwestlich anstossenden Berge der Wülfinghäuser Klosterforst
▼om Kleinen Deister und Nesselberg getrennt.
Während Koppenbrügge in 130 Metern, Eldagsen in rund
100 Metern Meereshöhe liegen, erhebt sich der Kleine Deister in
den Wolfsköpfen bis zu 345 Metern, der Nesselberg im Grasberg
bis zu 378 Metern und der Osterwald in seinem mittleren Theil
bis zu 41 9 Metern, und von den unregelmässigen Köpfen der Wülfing-
hinser Klosterforst erreicht der Holenberg 358 Meter.
Der Kleine Deister und der Nesselberg bilden zwei parallele,
lang gezogene Rücken, welche durch ein ziemlich breites Thal ge-
trennt werden. Der Kleine Deister enthält neben dem Hauptrücken
noch wesentlich niedrigere Parallelrücken, von denen der Wettberg
nnd der Webeisberg mit besonderen Namen belegt worden sind«
28 Wilhelm Wumstorp, Die geologischen Verhftltniese
Alle diese Bergrücken haben im Allgemeinen einen Steilabfall nach
NO. und flacheres, gleichmässigeres Gehänge nach SW.
Der Osterwald dagegen bildet nicht eigentlich einen Bergkamm,
sondern senkt sich gleichmässiger, obwohl er im Grossen und
Ganzen sich auch von SO. nach NW., und nur in seinem öst-
lichen Theil mehr nach O. hinzieht. Eine auffällige Steilkantc
zieht sich auf seiner südwestlichen Seite im Waldrande nördlicl
Dörpe oberhalb der oberen Salzburg entlang bis in die I*ähe voi:
Osterwald. Im O. wird er durch einen ziemlich hohen Steilhang
im N. und NO. dagegen durch unregelmässige Einsenkungen unc
Kanten gegen die Berge der Wülfinghäuser Klosterforst abgegrenzt
Von diesen, welche sämmtlich sehr unregelmässige Formen haben
stehen der Rücken des Weissen Steins und die Nordkante dei
Blecken noch einigermaassen im Zusammenhang mit dem östlichec
Theil des Osterwaldes. Ihnen vorgelagert finden sich in bedeutenc
tieferem Niveau der Hainholzkopf, die Barenburg und der nui
wenig aus der Thalniederung hervortretende Kattberg.
Der Holenberg besteht aus einem hufeisenförmig gekrOmmtei
Rücken, dessen offene Schenkel sich, ebenso wie die zwischenlie
gende Einsenkung, nach W. hin beträchtlich senken. Nördlicl
vom Holenberg liegt der nordwestlich verlaufende Rücken det
Rotheu Hengst und der Mühlenbrink, welche noch als Fortsetzung
des Kleineu Deislers gelten können. Alle diese einzelnen Berg-
rücken und Kuppen werden durch tief eingeschnittene Schluchtei
von einander getrennt. Das Gehlebach-Thal trennt die Berge de
Wülfinghäuser Klosterforst in ihrem westlichen Theil vom Oster
wald und dem Kleinen Deisler.
Geologischer Theil.
Im Bereiche unseres Gebietes finden wir als älteste Schichtei
den Keuper, ferner die ganze Juraformation, den Wealden und
das marine Neocom, endlich nordisches und einheimisches Diluvium.
Der Keuper.
Vom Keuper ist nur der mittlere Theil, der Gypskeuper, sicht-
bar, und zwar am Ruhbrink zwischen Benstorf und Dörpe, andrer-
E
dee Kiemen Bebten, Nesselberges und Osterwaldes. 29
seits zwischen der Holzmüble und Eldagsen, hier schon eigentlich
aiusserhalb unseres Gebietes. Der Gypskeuper besteht aus mäch-
tigen rothen, blauen und grauen, mehr oder weniger thonigen
Mergelo, welche in frischem Zustande ziemlich dickbankig sein
tenneD, durch Verwitterung aber zu Brocken und Grus zerfallen
und endlich einen etwas thonigen, lehmartig aussehenden Boden
liefern. Der Gypskeuper enthält zum Theil auch festere Bänke,
^or Allem den sogenannten Schilfsandstein, welcher am Uuhbrink
'Q einer Länge von 1200 Metern den höchsten Rücken einnimmt
^od aus massig feinkörnigen, bräunlichen, glimmerbaltigen Sand-
steinen besteht. Dieselben sind nirgends aufgeschlossen, und die
'o^e auf den Feldern umher liegenden Blöcke und Brocken sind
^^rchweg einigermaassen verwittert und lassen die für den Schilf-
^^ndstein sonst bezeichnenden, weinrothen Flecke und Streifen
*^i<;ht mehr erkennen. In etwas tieferem Niveau treten östlich
^ i^d westlich von dem Schilfsandstein auf dem Kamm des Ruhbrinks
^ch sogenannte Steinmergelbänke auf, harte, helle Gesteine,
eiche schwer verwittern, in eckige Brocken zerfallen und einen
emlich dürren, unfruchtbaren Boden liefern. Aehnliche Gesteine
nd auch an der Strasse von der Holzmühle nach Eldagsen zu
«obachten.
Die Jaraformation.
Die Juraformation ist vermuthlich in allen ihren einzelnen
^^liedern vertreten, obwohl diese nur theilweise mit Sicherheit nach-
^^ewiesen werden konnten. Es gilt dieses namentlich von den ein-
zelnen Zonen des Lias, des braunen Jura und von den Ornaten-
^chichten, welche alle fast durchweg durch Thone vertreten sind
Und sich somit nicht durch Gesteinsmerkmale von einander
vinterscheiden lassen, zumal da Aufschlüsse in diesen Schichten
fast ganz fehlen. Es musste daher darauf verzichtet werden,
auf der Karte in den Gebieten am südlichen, östlichen und
nördlichen Rand des Osterwaldes und Kleinen Deisters irgend
welche Gliederung dieser Schichten vorzunehmen, deren Unter-
suchung im Uebrigen nicht eigentlich in den Rahmen dieser
Arbeit gehörte.
30 Wilhelm Wusotobp, Die geologisckeo Veriiiltaisse
Nachgewiesen konnten werden: Die Schichten mit Am-
monites angulatus v. SCHLOTH. in dem am Bahnhof Osterwald
mündenden Stollen des Kohlenbergwerks. Dieser Stollen steht
auf mindestens 950 Meter Länge in flach nach N. einfallenden,
dunklen, schiefrigen Thonen, welche dann durch eine Verwerfung
gegen den Wealdensandstein abgeschnitten werden. Bei 800 Meter
vom Mundloch kann man auch jetzt noch zahlreiche verkalkte
Exemplare von Schlotheimia angtUata und verwandten Formen
aus dem Schieferthon herausnehmen. Auf der Stollenhalde fand sich
auch ein Exemplar von Gryphaea arcuata Lam.
In dem Wasserriss zwischen den Gehöften und der Försterei
der oberen Salzburg fanden sich femer in Schieferthonen Bruch-
stücke von vollständig verdrückten Ammoniten, ähnlich dem Arietites
geometricus Phill., sowie Lima pectinoides Sow. (?). Indessen
kommen immerbin Amaltheen vor mit glattem Kiel und ziemlich
geraden Rippen, sodass schliesslich die Schichten hier auch Amal-
theen-Thone sein könnten.
In einem Wasserriss nördlich Marienau, im Felde östlich von
Dörpe und südlich von Osterwald und im Walde zwischen Mehle
und Kloster Wülfinghausen stehen schiefrig-mergelige Thone mit
zahlreichen Thoneisensteinknollen an. Fossilien konnte ich in die-
sen Schichten nicht linden, doch ist anzunehmen, dass sie mindestens
theilweise dem mittleren Lias, und zwar dem oberen Theil der
Amaltheen-Thone angehören, in welchem ja Thoneisensteine häutig
aufzutreten pflegen.
Zum mittleren Lias gehören vermuthlich auch die Schichten
der alten'Ziegelei-Tbongrube am Waldrande nordöstlich Voldagsen,
in welcher sich neben Bruchstücken von Belemniten auch ein
Stielstück von Pentacnnus basaltiformis MiLX.. fand.
Dem Gestein nach sicher zu erkennen waren Posidonien-
schiefer des Lias an der Strasse IIolzmühle-Farrensen, 500 Meter
östlich der Holzmühle, und an der Wegeböschung unterhalb des
Ducksteinplatzos am Kattberg. Aus diesem Horizont stammt wohl
auch eine Schwefelwasserstoff^ haltige Quelle im Felde zwischen
Farrensen und dem Kloster Wülfinghausen.
des Kleinen Deisters, Nesaelberges and Osterwaldes. 31
Am Nordost-Hange des Kleinen Deislers sind alle diese Thone
von Abhangsschutt verhüllt, doch führt Roembr Posidonienschiefer
m einem Brunnen der Domäne Springe an (Zeitschr. d. Deutsch.
geol. Ges- 1851, S. 478).
Der braune Jura fehlt anscheinend am S.-Uande unseres
Gebietes gänzlich, da der Lias, beziehentlich Gypskeuper, durch
eine Verwerfung gegen Neocom, Wealden, oder Münder Mergel
und Serpulit abgeschnitten werden.
Von alten Stollen- und Schachthalden auf dem Mehler Dreisch
Qoterhalb des Waldes sind Fossilien des braunen Jura seit langer
Zeit bekannt, und zwar erstens solche aus der Zone des Ammonites
f^arkinsoni Sow., zweitens aus der Zoue der Ostrea Knorri Voltz,
^wie drittens aus den Ornatenthonen. Von den Fossilien dieser
Horizonte konnte ich noch eine ganze Reihe von Exemplaren,
^lerdings meistens nur als Bruchstücke und sehr kleine Formen,
^mmeln. Die ParKiMom-Schichten stehen auch an in der Ziegelei-
I'hbngrube 1 Kilometer westlich vom Jagdschloss Saupark.
An einem neuen Forstwege am Nordost-Hang des Kleinen
'-^«isters im Jagen 53 fanden sich femer bräunliche, stark eisen-
^c^liüssige Kalke mit Oolithkörnchen und Avicula echinata Sow.
Die Omatenthone sind am Nordost-Hange des Kleinen Deisters,
"^ den Bergen der Wülfinghäuser Klosterforst und am Oster wald
^^^^ durchweg als graue, mergelige Thone entwickelt, in denen die
^ C388ilien meistens sehr schlecht erhalten sind. Aufgeschlossen
^^>X)d ich sie in dem Thal zwischen dem Weissen Stein und dem
"^^ lirensberg, an der Barenburg und am Kleinen Deisler im Jagen
^^. Etwas fester sind sie in der Dracbenscblucht in einem tief
^angeschnittenen Wasserriss. Sie enthalten hier ausser verdrückten
^^Tochstücken von Cosmoceras Jason Rein., besonders zahlreiche
'^ixemplare von Nueula Caecüia d'Orb.
Alle höheren Schichten des weissen Jura lassen sich im
vVesentlichen schon nach ihrer Gesteinsbeschaffenheit erkennen und
bilden namentlich mit die Bergrücken und Steilhänge des Kleinen
t)ei8terB, der Wülfinghäuser Klosterforst und zum Theil auch des
Nesselberges und Osterwaldes. Aus diesen Gründen wurden sie
32 Wilhelm WuHaroar, Die geologischen YerEftltnisae
auf der Karte meist speciell unterschieden. Es sind dieses die
Heersumer Schichten, der Korallen-Oolith, der Kimmeridge, die so-
genannten Gigas- Schichten, die Eimbeckhäuser Plattenkalke, die
Münder Mergel, der Serpulit und der Purbeck.
Die HeersumerSchichten bestehen aus dunklen, unreinen,
sandigen Kalken, welche in ihrem unteren Theile mürbe sind,
nach oben hin fester werden und reich an Fossilien sind. Leider
sind sie fast überall durch Abhangsschutt von Korallen-Oolith ver-
hüllt; am besten waren sie zu beobachten an einem Forst weg am
NO.-Hang des Drakenberges. Hier und an einigen anderen Stellen
fanden sich folgende Arten:
Aspidoceraa perarmaium Sow.
Perisphinctea plicaiilis Sow.
Belenmitea haatatus Montf.
Fleurotomana Münsteri Roemer
Gryphaea dilatata Sow.
Pecten subßbrosus d'Orb.
Pecten vitreus A. Koem.
Pholadomya sp.
Goniomya litterata Sow.
Pleuromya sinuosa RoEMER
Trigonia clavellata Park.
Cucidlaea sp.
Die Mächtigkeit der HeersumerSchichten mag gegen 15 Mete
betragen. Sie bedingen im Allgemeinen einen etwas steileren An
stieg, als die unter ihnen liegenden, thonigen Gesteine, und bilde
den untersten Theil des Steilhangs, welchen vor Allem die darüber*
folgenden Schichten des Korallen-Ooliths einnehmen. Vielfact»
treten an der Grenze zwischen den Heersumer Schichten und dea
darunter liegenden Thonen Quellen zu Tage, durch welche gan^
häufig auch Rutschungen herbeigeführt sind.
Der Korallen-Oolith bildet den Hauptsteilhang des Kleinen
Deisters, der Berge der Wülfinghäuser Klosterforst und des Oster-
waldes vom Hallerbrunnen bis Mehle, namentlich auch an den vor-
springenden Köpfen der Bareuburg, des Weissen Steins und des
des Kiemen, Deisten, Kesselberges und Qsterwaldes. 33
£aiiiholzkopfe8. Besonders bei diesen bildet er auch vielfach den
Untergrund der Hochfläche.
Er besteht im Wesentlichen aus vorwiegend ziemlich fein-
oolithischen, grauen bis bräunlichen Kalken, welche meist in 3 bis
S Meter mächtige Bänke abgesondert sind und besonders am
Kleinen Deister mehrere dolomitische Lagen einschliessen. Solche
Dolomitbänke finden sich am West-Ende des Kleinen Deisters und
mn der Nähe der Holzmühle an der oberen Grenze des Korallen-
Ooliths, in einem Wegdurchbruch bei Homeisters Loch und in
«nem Steinbruch am Mühlenbrink östlich der Holzmühle in der
^itte der Schichtenfolge.
Am Kleinen Deister wird der Korallen -Oolith in mehreren
Steinbrüchen als Baumaterial gewonnen.
Besonders die dolomitischen Gesteine widerstehen der Ver-
^^itterung sehr lange und finden sich deshalb vielfach in grossen
^Blöcken auf der Oberfläche, so besonders am SW.-Hang des
Drakenberges und am W.-Ende des Kleinen Deisters oberhalb des
iXlallerbrunnens. Am Ahrensberg, an der Barenburg, am Weissen
Stein und Hainholzkopf scheinen Dolomitbänke zu fehlen.
An Fossilien fand ich am Kleinen Deister in einem Steinbruch
^Dberhalb der Holzmühle, besonders in den obersten Schichten:
Chemnitzia Bronni Roemer
PhasianeUa striata Sow.
Lima sp.
RhynchoneUa pinguia Roemer
Cidaria ßarigemma Phill.
Am Ahrensberg tritt an der unteren Grenze eine gelbliche
Kalkbank auf mit zahlreichen Korallen, Cidari8'SisLche\u und Rhyn-
ehanella pinffuis.
In einem kleinen Steinbruch auf dem Ahrensberg fand ich ein
Stück eines Crinoiden-Stiels, welches zu Millericnnus conicus d'Orb.
gehören könnte.
Ein loser, aus Korallen bestehender Block am N.-Abhange
des» Ahrensberges enthielt eine Anzahl zum Theil gut erhaltene
Exemplare von Lühophagua gradattia Buv.^ von welchen das beste
Jahrboch 1900. 3
34 WnjBLM WmmoBr, Dia gaologiBclifln Veriiiltiiine
noch einmal 8o gross ist, wie das von Struckhann aus dem nn
teren Korallen-Oolith von Völksen abgebildete (Neue Beiträge etc
Taf. 17, Fig. 24, 25, S. 15).
In einem Steinbruch am Hainholzkopf fand sich auch Turb
princepa RoBMBR und eine grosse Terebrhtula von 5 Centimeter
Länge, welche mit der von Qubnstedt (Der Jura, Ta£ 91, Fi(
15, S. 748) und Thdrmann und £tali/>n (Lethaea Bruntrutani
Taf. 41, Fig. 9, S. 287) gegebenen Beschreibung und Abbildun
von Terebratula insignü SchObler Qbereinzustimmen scheint, nicfa
aber mit der von Brauns (Der obere Jura etc., Taf. III, Fig. 11
bis 21, S. 370) unter demselben Namen beschriebenen und abge
bildeten Form.
Der Kimmeridge ist, wenigstens am Kleinen Deister, ii
allen seinen drei Theilen vertreten. Die Grenze zwischen deo
Korallen-Oolith und dem unteren Kimmeridge ist in zwei Stein
brüchen am W.-Ende des Kleinen Deisters südlich Springe un(
am kleinen Drakenberg oberhalb der HolzmQhle aufgeschlossen
£s liegen hier über dem Korallen-Oolith zunächst dunkle, dolo
mitische Mergel, im ersten Steinbruch 3 Meter, im zweiten 1 Metei
mächtig. Sehr häufig ist darin Terebratula humeralis Roemer, so-
wie Steinkerne von Katica turbinifonniß Roemer, Trigonia sp. unc
Pronoe nuculaefonnis RoEMER. Ueber diesen Mergeln folgen au
einem Forst weg am SW.-Hang des Raherbergs 3 Meter mächtige
fossilarme, mergelige, graue Kalke und 4 Meter hellgraue Thone
welche auch an vielen anderen Stellen sichtbar werden. Di(
Gesammtmächtigkeit des unteren Kimmeridge in diesem Profil be-
trägt demnach 10 Meter. Theil weise sind die Schichten diesem
Horizontes noch zu beobachten an dem Weg, der bei Homeister'j
Loch den Koralleu-Oolith-Kamm überschreitet, und am SW.-Han^
des Kleinen Deisters unterhalb des als Wilhelmsblick bezeichneter
Aussichtspunkts. Oestlich von der Holzmühle ist der unten
Kimmeridge nur noch am Mühlenbrink sichtbar.
Der mittlere Kimmeridge enthält an seiner unteren Grenze
3 Meter graue Kalke, in etwa ^ .> — 1 Meter mächtige Bänke ab-
gesondert, welche meist fein oolithisch, seltener etwas conglomera-
tisch und dann ein wahresÄgglomeratvonMuschelbnichstücken sind.
des Kleinen Beisters, Neeselberges and Osterwaldes. 35
lo eiDem kleinen Steinbruch an der Strasse vom Jagdschloss zum
Kamm enthält der Kalk häufig Pycnodonten-Zähne. Am mittleren
und östlichen Theil des Kleinen Deisters liegen über diesen grauen
Kalken bis 1/2 Meter mächtige, gelbe Kalke und dann 8 Meter
mächtige, graue Thone, welche in ihrem oberen Theil festere,
fossilreiche Lagen enthalten. Diese werden nach W. hin mäch*
tiger, und die mürben, mergeligen Thone nehmen an Mächtigkeit
ab; 80 stehen am SW.-Hang des Raherberges über den festen
Binken an der Basis des mittleren Kimmeridge an:
graue Thone 2, — Meter,
dichte, feste Kalkbank 0,80 y>
oolithische Mergel, in der Mitte mit
einer 0,20 Meter mächtigen Kalk-
bank 1,50 »
graue, mergelige Thone 0,40 »
dunkelgraue, feste, oolithische Kalke 3, — »
Diese festeren Schiebten lieferten:
Cidaris pyrifera Ag.
Pygurus jurensis Marcoü
EchinobrUstis sp.
Terebratula subseUa Leym.
Ceromya eacentrica Roemer
Fronoe nuctUae/o/^mis Kobmer
Pholadomya multicoatata Ag.
Nucula Menkei Roemer
Modiola aequiplicata v. Stromb.
Corbicella Barrensis Büv.
Carbicella Bayani de Loriol
Pinna lineata Roemer
Thracia incerta Roemer
Nerita hemisphaenca Roemer
Natica sp.
Nautilus dorsatua Roemer.
An manchen Stellen ist besonders häufig in diesen Schichten
Ceromya orbicvlatis Roembr; Pterocevaa Oceani Brgt. habe ich
3*
36 WiLBBLH WiMRour, IHo geologifoli« Ymibaattame
mit obigen Arten zusammen nur ausserhalb unseres Gebietes im
Thalgrund in der MQnder Forst westlich Springe gefunden.
Ueber den festen, oolithischen Bänken folgen Thone, erfüllt
von besonders grossen Exemplaren von Terebratula mibsdla Lbtm.
Oestlich der Holzmühle ist der mittlere Kimmeridge nur noch
am Mohlenbrink zu beobachten; er scheint am mittleren Theil
des Kleinen Deisters gegen 12 Meter, am westlichen dagegen min-
destens 15 — 18 Meter mächtig zu sein.
Die festeren Gesteine dieser Gruppe bedingen natürlich Kanten
des Geländes und bilden an den Wolfsköpfen über der Steilkante
des Korallen-Ooliths eine zweite, niedrigere Kante. Wo zwei
Zonen fester Bänke vorhanden sind , wie im westlichen Tbeil
des Kleinen Deisters, sind dann zwei solcher Terrainkanten vor-
handen, von denen die obere nach dem mittleren Theil des Kleinen
Deisters zu verschwindet.
Der obere Kimmeridge beginnt mit mergeligen Kalken,
reich an Exogyra virgtUa Defr. und Terebratula mibseüa Lbym.
Darüber folgen am mittleren und östlichen Theil des kleinen
Deisters festere Kalke, welche wiederum eine Terrainkante bedin-
gen. Ein Steinbruch am SW.-Hang des Burgberges oberhalb de
Körnungsplatzes zeigte folgende Schichten:
blaue, mergelige, wulstige Kalke . . 1,50 Meter,
feste Kalkbank 0,80
graue Mergel, voll von Exogyra vir-
gula Defr 1,15
graue, weiss verwitternde, uneben-
plattige Kalke bis 2, — »
Dieselben Schichten sind auch an einem Forstweg am Webeis-
berg, nahe der westlichen Parkmauer, und an einem zweiten, west-
lich der Wolfijköpfe im Jagen 42, und in ihrem unteren Theil
noch im Jagen 33, 300 Meter westlich vom östlichen Körnungs-
platz, aufgeschlossen. In den dichten, grauen Kalken, welche die
höchste Kante des Steilhanges bilden, fanden sich:
Hemicidaris Hoffmanni Roemer
Terebratula subsella Leym.
Ostrea mulüformü Dkr. u. K.
)»
»
des Kleinen Deisten, Nesselberges and Osterwaldes. 37
Exogyra virffula Defr.
Modiola aequiplicata Y. Stroikb.
GermUia tetragona Ä. RoEM.
Perna mbplana Etallon
Pinna grantdata Sow.
Pecten concentricus Der. u. K.
Mactr&mya rugoaa Roem.
Pholadomya multicoatata Ag.
Thracia ineerta Roem.
Trigonia papiüata ÄG.
Trigonia Alina CoNT. besonders häufig,
Lucina sp.
Pronoe nuctdae/ormia RoEM.
Chemnüzia Bronni RoEM.
Natiea dubia RoEM.
Natica sp. ind.
Rirpurina subnodoaa RoEM.
Neritopsis undata Cont.
Bulla suprajurensis RoEM.
Eine ganz ähnliche Fauna fährt Strugemakn zusammen mit
^^roceraa Oceani Brgt. aus der Umgegend von Hannover an;
^^i uns liegt sie jedenfalls über Schichten, die besonders reich an
^^ogyra virgula Defr. sind. Pteroceraa Oceani Brgt. habe ich
*^^er nicht gefunden.
Ueber diesen fossilreichen Kalken folgen im mittleren und öst-
lichen Theil des Kleinen Deisters ziemlich fossilarme, fein oolithische,
in frischem Zustand blaue, grau verwitternde Kalke, welche im
ganzen Bereiche des Kimmeridge und des Portland das beste
Wegebaumaterial liefern und in mehreren Steinbrüchen gewonnen
werden. Ich fand darin nur Terehratula subseUa Letm. und Stein-
keme von Trigonien. Die untersten Lagen sind dunkler gefärbt
und dolomitisch und werden vielfach an der unteren Grenze unserer
Schichtenfolge sichtbar. Die Mächtigkeit der oolithischen Schichten
°^% g^g^i^ 8 Meter betragen ; westlich von den Wolfsköpfen
habe ich sie nicht mehr beobachtet. Nach O. fand ich sie noch
»D eioeiq Foratwe^ am SW.-Hang des »Rothen Hen^stf,
38 Wilhelm Wuhstorf, Die geologischen VerhiHiiisse
Die obersten Schichten des oberen Kimuieridge bestehen a
15 Meter mächtigen Mergeln und Thonen. Sie sind im A
gemeinen arm an Fossilieq und enthalten nur in einer festere
kalkigen Einlagerung in ihrer oberen Hälfte ssahirciche Exempli
von Oatrea multiformis Dkr. und KoCH imd Steinkerne von Pror^. *
Brongniarti Rokmer, P, nuculaeformis RoEMBR und Pecten concer^
tricus Dkr. und K.
Die Portlandbildungen umfassen die ^mm.^o^-Schicht^i
die Einbeckhäuser Plattenkalke, die Münder Mergel und de
Serpulit.
Die Schichten mit Ammonttes gigaa K. von Serbach^
bestehen aus 3 Zonen fester Kalkbänkr, welche durch mergelig
Schichten von einander getrennt werden. Die festen Bänke siek
je 1—3 Meter mächtig; die untere und die obere bestehen ai.ij
mehr oder minder dickplattigen, ziemlich grob-oolithischen Kalkei xi
und enthalten zuweilen zahllose Schalentrümmer; die mittlere ea't'
hält mehr wulstige Kalke. Da diese Bänke auf grösseren Fläche ^
parallel der Tagesoberfläche liegen, so wird stets nur eine de«**
selben gewonnen, und die Steinbrüche nehmen bald sehr grosse Au^'
dehnuug ein. Am SW.-Hang des »Rothen Hengst« fand ich ei ^
verdrücktes Exemplar von Ammonifes gigas aut. ; häufiger sind ai^^*
manchen Schichtflächen kleine, mangelhaft erhaltene Arten, namrn'^'
lieh Gastropoden, die zum Theil wohl zu Turriteüa minuta Dk^^*
u. K. gehören.
Zu den A. ^2Y^a«-Sch ichton gehört wohl auch die grösstenthei 1 *
durch Steinbruchsbetrieb schon abgetragene Kalkscholle im obere^ ^
Theil von Osterwald, in welcher ich nur Steinkerne eiues PecieT^'
anscheinend Pecten concentricus Dkr. u. K. fand.
Die A, ^i^os-Schichten mögen am Kleinen Deister und in df*^
Bergen der Wülfinghäuser Klosterforst eine Mächtigkeit von 4^^
bis 45 Metern haben.
Die Eimheckhäuser Plattenkalke, welche an einem Forst-
weg am SW.-Hang des Rothen Hengst zu beobachten waren, be-
stehen hier aus 2 je 3 Meter mächtigen, dünnschichtigen, dunklen
Kalken, welche durch mehr thonige Lagen von einander und auch
von den ^.^zjro^-Schichten getrennt sind. Die dünnachichtigen Kalke
d6B Kleioen Deisten, Ndsselberges and Osterwaldes. 39
«othalten auf ihren Schichtflächen bisweilen Steinkerne und Ab-
drücke von Corbula infiexa ROEM., Gerviüia arenaria RoBM. und
.Modiola lithodamus Der.; sie verwittern schwer und liegen in oft
sehr dQnnen Schalen an der Tagesoberfläche. Faat durchweg
zeigt sich bei ihnen eine Zerklüftung senkrecht zur Schichtfläche,
sodass sie in Griffelschiefer -artige Stücke zerfallen. Die Grenze
gegen die folgende Gruppe wird von dickplattigen, grauen, ver-
steinerungsarmen, ^/^ Meter mächtigen Kalken gebildet, welche
nicht unähnlich manchen Gesteinen der A. ^o^Schichten sind. Die
Mächtigkeit der Eimbeckhäuser Plattenkalke am Kleinen Deister
und in den Bergen der Wülfinghäuser Klosterforst beträgt gegen
25 Meter. Oestlich von der Drachenschlucht scheinen sie nicht
mehr vorhanden zu sein.
Die Münder Mergel bestehen im Wesentlichen aus rothen,
blauen und grauen Mergeln und enthalten etwa in ihrer Mitte
festere, braune, dolomitische Mergel, welche vielleicht den von
KoERT aus der Gegend von Ammensen- Streit beschriebenen Cor^
itiZa-Bänken entsprechen, Fossilien aber nicht enthalten. In der
oberen Hälfte der Münder Mergel treten Gypslager auf, welche,
ebenso wie die von Koert von Ammenscn beschriebenen, sehr
dünnscbichtig und in einem Erdfall in der Mitte des Hanges, süd-
lich der Wolfsbuche in einer Mächtigkeit von 6 Metern auf-
geschlossen sind; nach Aussage der Waldarbeiter wurden sie
früher auch zum Brennen benutzt. Vielleicht sind nicht auf
Auslaugung von Gyps sondern auf eine Verwerfung die Erdßllle
zurückzuführen, welche die Grenze der Münder Mergel gegen die
Eimbeckhäuser Plattenkalke begleiten.
Die Grenzschichten gegen den Serpulit stehen an dem von
der Barenburg zum Osterwald hinaufführenden Forstweg nahe am
Nordrand der Blecken an und bestehen hier aus festen, rothen
Mergeln, welche von dem Serpulit überlagert werden.
Nach Koebt »Geologische und paläontologische Untersuchung
der Grenzschichten zwischen Jura und Kreide etc.« und von
Koenbn »Ueber das Alter des norddeutschen Wälderthons« ist
der Serpulit noch zum Portland zu stellen. Koert beschreibt
die 9e)ir wechselnde Gestejnsausbildung des Serpulit im QebM
40 WiLHBLM WüHSTORp, Die goologischeD Yerliiltiiisae
des Seiter. Am Nesselberg, in den Bergen der Wfllfinghäuser
Klosterforst und am Osterwald besteht er aus Conglomeraten,
dichten, oolithischen und schiefrigen Kalken, aus Kalksandsteinen,
Thonen und Mergeln.
Da bezeichnende Fossilien sehr häufig nicht vorhanden sind,
so wurden die über den eigentlichen MQnder Mergeln folgenden
festen Gesteine als Serpulit gedeutet. Typischer Serpulit, 2 bis
3 Meter mächtige Kalke, erfüllt von KöhrenbruchstQcken von
Serpula coacervatu Blum., sind nur am Ahrensberg, südlich vom
Weissen Stein, am südlichsten Theil der Barenburg und am Holen-
berg vorhanden. Am Weg von der Barenburg zum Osterwald
stehen die tiefsten Schichten des Serpulit nahe am Rande der
Bleeken an; sie bestehen hier aus grauen, splittrig zerspringenden
plattigen Kalken. An der Fortsetzung des Weges stehen dort,.^
wo er den Rand überschreitet, graue Mergel mit Kalkknauem an,^
und 500 Meter westlich von diesem Aufschluss in einem kleinen^
Steinbruch folgende Schichten von unten nach oben:
graue Kalke, nach oben hin mürbe . 1,50 Meter,
rothe und blaue Mergel .... 1, — »
gelblich-graue Kalke mit Glimmer-
blättchen und sehr dünnen, schwar-
zen Zwischor.^chichten .... 1, — »
Mergel mit Kalkknauern .... 0,80 »
grauer, krystallinischer Kalk . . bis 1, — »
Die von dein ersten Aufschluss erwähnten, plattigen Kalk^?
bilden den ganzen Nordrand der Bleeken bis zum Holenberg ^
auf den Bleeken, auf deren Oberfläche überall Serpulit in geringer
Tiefe ansteht, fehlen Aufschlüsse fast ganz; nur an einzelnen
Stellen werden rothe Mergel sichtbar, vermuthlich dieselben wie
in dem zuletzt angeführten Steinbruch. An den Gehlebach-
quellen und an der von hier zum Osterwald hinauf führenden
Strasse stehen im Wegegraben dünne, schiefrige Kalke an, nicht
unähnlich den Eimbeckhäuser Plattenkalken. Es ist dieses jeden-
falls ein ähnliches Vorkommen, wie es KoERT (I. c.) vom Seiter
aus der Nähe von Varrigsen beschrieb. Im Gehlebachthal liegen
dort, wo sich die südliche Steilkante des Holenberges in den
d«f Riemen DeiBtera, Ne^selbergea und Oeterwaldes. 41
Thalgrand hinabsenkt, sandige Platten, auf deren Scbichtflächen
neben Serptda coaeervata Blum, zahlreiche Fischschuppen und
kleine Knochenreste sichtbar sind. Am ganzen Nesselberg wird
der grösste Theil der Gruppe von ebenplattigen, sandigen Kalken
gebildet, stellenweise mit Steinkernen von Cyrenen; es stehen
diese Schichten in alten Steinbrüchen an, welche bei der Erbauung
der Mauer des Sauparks angelegt worden sind.
Nur in einem Steinbruch oberhalb der Rothen Kule nördlich
Marienau und in einem zweiten, am SW.-Hang des Nesselbergs,
im Jagen 160, sind die obersten Schichten des Serpulit sichtbar.
In ersterem war folgendes Profil zu beobachten:
Kalksandstein, auf dessen Bruchflächen
undeutliche Steinkerne von Fossilien
zu erkennen sind, bis .... 0,30 Meter,
blauer Schluffsand 0,80 »
sandige Kalkschiefer, in einzelnen
Schichten völlig in Sandstein über-
gehend 1,20 »
feste, etwas sandige, blaue, gelb ver-
witternde Kalke 1,20 »
Conglomerate mit vereinzelten Röhren-
stflcken von Serpula coaeervata Blüm. 0,70 ».
lieber dem Conglomerat, in dem Kalkgerölle durch ein
^^kles, kalkig-sandiges Bindemittel verkittet sind, folgen graue
^^J^gel, welche ich zum Purbeck stellen muss.
In dem alten Steinbruch am Nesselberg steht eine 0,50 Meter
"^^chtige, conglomeratische Kalkbank an, deren Oberfläche mit
^^^a 1,5 Centimeter dickem Kalksinter incrustirt ist. In letzterem
^^den sich zum Theil wohl erhaltene Exemplare von
Melania harpae/ormis Dkr. u. Koch
Littorinella Schustert Roemer
Lütortnella elongata Sow.
Cyrena parmrostria Roembr
Cyrena aubtransoerearia Roembe
Serpula coaeervata Blum,
42 Wn^HBLM WoHvroRT, Die geologiachen Verliiltiiisae
In dem conglömeratiscben Kalk selbst sind Tielfach Durch-
schnitte von Schalen von Gastropoden und Bivalven sichtbar; die
letzteren dürften mindestens theilweise der Gattung Cyrena an-
gehören.
An einem Forstwege, der am N.-Hang des eigentlichen Oster-
waldes entlang f&hrt, stehen 800 Meter westlich der Meerpfbhle,
im Jagen 124, 8 Meter mächtige, zu braunem Sandstein ver-
witternde Kalksandsteine an mit einer dQnnen Mergel-Lage in
ihrem oberen Theil. Sie fallen mit 40® nach Westen ein und
liegen dicht an einer den Kamm des Osterwaldes durchsetzenden
Bruchlinie. Der oberste Theil dieser Schichten ist wohl schon
als Stinkkalk des Purbeck anzusehen, während der untere Theil
noch zum Serpulit gehören könnte.
500 Meter westlich vom Ort Osterwald stossen Serpulit und
Purbeck-Schichten an die grosse, den Osterwald im S. ab-
schneidende Verwerfung und sind dort stark zerrüttet und zum
Theil dolomitisirt, so dass Mergel und Kalkbftnke nicht mehr
unterscheiden sind.
Erwähnt sei hier beiläufig, dass ich in dem KNlGGB^schenv
Steinbruch am Speckenbrink, dem N.-Hang des Bielsteins, alscv
schon ausserhalb des von mir näher untersuchten Gebietes, au^
der Oberfläche des von iS^rpu/a- Röhren erfällten Serpulits sehe"
ausgeprägte N.-S. streichende Wellenfurchen beobachten konnte*
Es ergiebt sich hieraus, dass auch hier der Serpulit in gan^
flachem Wasser abgelagert worden ist, ebenso wie die vom Oster-
wald erwähnten Conglomerate, und wie dieses von Koenen
»Ueber das Alter des norddeutschen Wälderthons, S. 313« er-
wähnt hat.
Kimmeridge und Portland von der Barenburg bis zum
Ostrand des Osterwaldes.
Oestlich vom Holenberg weichen die oberen Jurabildungen
vom Kimmeridge bis zum Serpulit wesentlich von der bisher
beschriebenen Entwiukelung darin ab, dass sie mehr oder minder
an Mächtigkeit abnehmen und sich auskeilen.
des Kleineil Deisten, Nessel berges und Osterwaldes. 43
Ueber dem Korallen-Oolith auf dem Rücken der Barenburg, am
Weissen Stein und am Hainholzkopf folgen mergelige Kalke mit
Terebratula subsella Lbtm. und dann an den beiden ersteren
Paukten in der zweiten Terrainkante dichte, graue Kalke, welche
dieselbe Fauna enthalten wie der untere Theil des oberen
Eimmeridge am Kleinen Deister. An der Barenburg und am
Weissen Stein sind in einer dritten Terrainkante dickbankige, zu
Blöcken zerfallende, theilweise fast nur aus SchaltrQmmern be-
stehende Kalke vorhanden, welche ihrem Gesteinscharakter nach
wohl zu den Schichten mit Ammonites gigas aut. zu rechnen sind.
Auf dem Ahrensberg und weiter östlich fehlen letztere
Schichten vollständig. In dem Thal zwischen dem Ahrensberg
und dem Weissen Stein folgen über dem Korallen-Oolith die
dichten, grauen Kalke des oberen Kimmeridge, dann graue,
mergelige Thone und darüber Serpulit. Die Mächtigkeit der
Schichten zwischen dem Korallen-Oolith und dem Serpulit beträgt
hier gegen 20 Meter.
In der Elzer und Mehler Stadtforst, am Ostrande des Oster-
waldes, wird der Korallen-Oolith von blaugrauen Mergeln mit
Kalkknauern überlagert, über denen graue, feinoolithische Kalke
mit sehr schlecht erhaltenen Steinkernen einer Tereh^atula^ an-
scheinend Terebf'atula subsella Letm., liegen. Hierüber folgt sofort
in einer zweiten Terrainkante der Serpulit, so dass die Münder
Mergel, die Eimbeckhäuser Plattenkalke, die A, ^igra^-Schichten und
ein grosser Theil des Kimmeridge fehlen. Die blaugrauen Mergel
and die oolithischcn Kalke im Hangenden des Korallen-Ooliths
sind noch einmal im Walde unweit des Mehler Dreisches in zwei
Steinbrüchen aufjnreschlossen. Die Mächtigkeit der den Korallen-
Oolith vom Serpulit trennenden Schichten beträgt hier nur gegen
15 Meter.
Dieses eigentbümliche Verhalten der oberen Jurabildungen
lässt sich nun entweder durch allmähliches Auskeilen der ver-
schiedenen Schichten, oder durch Meeresabrasion vor oder auch
während der Ablagerung des Serpulits, oder endlich durch Ueber-
schiebnng des Wealden und Serpulit über ejuen Theil der oberen
Jurabildungen erklftreOf
44 WiLBBLM WuHSTOBT, Die geologischeii YerikiltiuBte
Am Ostrande des Deislers, bei Völksen, im zweiten Ste
bruch vor dem NO.-Ende des Dorfes, liegen nun Ober c
obersten Schiebten des Korallen-Oolith, welche hier aus grQnli^
grauen Mergeln mit zahlreichen, theil weise abgerollten Cida-
Stacheln bestehen:
blaue Mergel mit Kalkknauern . . 2, — Meter,
dichte, graue, gelb verwitternde Kalk-
bank 1, — »
blaue, sehr thonige Mergel . . . 0,10 »
fester, grauer Kalk 0,30 »
plattiger, gelb verwitternder Kalk-
sandstein 0,20 »
fester, grauer Kalk 0,10 «
blaue und gelbe Thone mit einer Ein-
lagerung von krystallinischem Kalk
nahe der oberen Grenze . . . 3, — »
und an der höchsten Kante des Steinbruchs gelbe Kalkplatten i
Serpula-Röhren^ vermuthlich Serpulit.
Wir haben also hier zwischen dem Serpulit und dem Koralh
Oolith im Ganzen nur gegen 8 Meter kalkige und thonige Schicht«
welche jedenfalls nur einem kleinen Theil des Kimmeridge u
Portland entsprechen können, so dass der Haupttheil diej
Schichten hier fehlt. Etwas mächtiger sind die oberen Jui
bildungen entwickelt in einem Steinbruch westlich von Volks
an der alten hannoverschen Strasse. Ueber dem dort oolithis
entwickelten oberen Korallen-Oolith folgen:
dünne Kalkbänke mit Thonschichten
wechsellagernd 0,40 Meter,
blaue, schiefrige Mergel .... 0,75 »
blaue und grünliche, knollige Kalke
mit Steinkernen von ProfiÖe Bron-
gniarti RoEMER, P, nuculaeformü
ROEMER, Tngonia sp 3, — »
dM Kloiiiaa Beiitten, NesMlbergds und Osterwaldes. 45
dunkelgraue, mürbe Mergel mit
Kohleresten und Kalkgeröllen . 0,40 Meter,
graue, splittrige Kalke 0,30 »
Qod an der oberen Kante gelbe, schiefrige Kalke.
Der Serpulit folgt bald über dem Steinbruch im Felde. Die
-^^htigkeit dieser Schichten beträgt hier nahezu 20 Meter.
-^^ eine üeberschiebung ist hier nicht wohl zu denken, so dass
^iQe solche auch am Ostrande des Osterwaldes nicht wohl an-
^^Hehmen ist, und es scheinen namentlich die A. G^o^-Schichten,
^^Icbe ja an anderen Stellen öfter als eine Art Muschelsand, also
^^ Strandbildung entwickelt sind, hier zu fehlen, so dass wir an^
^^hmen mQssen, dass diese Schichten sich hier ausgekeilt haben,
^<id es kann f&glich hiermit auch eine Abrasion bereits abgelagerter
Schichten verbunden gewesen zu sein.
Der Purbeck. In dem Steinbruch oberhalb der Rothen
'^^ihle, nördlich Marienau, folgen über der Conglomeratbank,
^^Iche ich als obersten Serpulit ansehe.
blaugraue Mergel, nach oben sandig 1, — Meter,
graue, plattige Kalksandsteine . . 0,60 »
blaugraue, thonige Mergel .... 1,70 »
graue, bituminöse Kalke, an der
Basis schiefrig 1,20 »
Die letzteren sind in der Regel allein im Walde an der
^-•t^erfläche sichtbar.
In dem Steinbruch am Süd-Hang des Nessel bergs wird die an
^rer oberen Schichtfläche Kalksinter - ähnliche Bank des Serpulit
^ Verlagert von 1 Meter graublauen Mergeln, 0,30 Meter gelben,
^ Endigen Mergeln und gelben Kalksandsteinen an^der höchsten
^ante des Steinbruchs.
Nur hier fand ich in den blaugrauen Mergeln über dem
Serpulit stark verdrückte Steinkerne von kleinen Gastropoden,
Cyrenen, Cffpris und Cypridea. Mit einiger Sicherheit bestimmen
konnte ich wenigstens Bythinia Sautieri de Loriol. Es wird hier-
durch sowohl als durch die Lage über dem Serpulit hinreichend
wahrscheinlich, dass hier Vertreter der Purbeckschichten vorliegen
46 WiLRBLM WuNSTOBF» Die goologisckeii Veriiiitiiiase
wie sie von Kobrt (1. c.) von der SW.-Seite des Seiter beschrieben
worden sind.
Die G^sammtmächtigkeit dieser Schichten am Nesselberg und
am Osterwald beträgt wohl nur gegen 6 Meter.
Die Kreideformatioii.
Der Wealden nimmt den grössten Theil der Oberfläche des
Osterwaldes, des Holenbergs und des Nesselbergs ein. Er wurde
näher beschrieben von Dukker (Monographie der norddeutschen
Wealdenbildung, 1846), Heinrich Crednbr (Gliederung der oberen
Juraformation u. s. w., 1863) und Strugkmann (Die Wealden-
bildungen der Umgegend von Hannover, 1880). Ein genaueres
Profil fast der ganzen Schichtengruppe gab Dükkeb (1. c.) auf
Grund von Belegstücken der einzelnen Schichten, ohne jedoch zu
erwähnen, woher die Belegstücke stammen, so dass sich nicht
übersehen lässt, in wie weit sein Profil auf Combination beruht,
und eine neue Prüfung und Würdigung desselben nicht möglich
ist. Dem DuNKER'sehen Profil entspricht das von Crednbr ge-
gebene^ während Struckmann in seiner vorwiegend paläontolo-
gischen Arbeit auf dasselbe nicht naher eingeht.
Von der Kgl. Berg-Inspection in Osterwald erhielt ich nun
folgende Protile des vor 20 Jahren abgeteuften Tief bauschachtes und
zweier Bohrlöcher vom Anhalt und vom Steinbach, welche ich
jetzt mittheilen möchte, da inzwischen das Steinkohlenbergwerb
in Privatbesitz übergegangen ist. Gesteinsproben der Profil«
standen mir nicht zu Gebote, so dass ich über die Bezeichnung
der Gesteine kein eigenes Urtheil habe.
Tiefbau Schacht.
Lehm mit Sandstein^ierolleu . . 3, — Meter,
Blaue Thoue mit Sandsteiuorerolleu . 5, — »
Eiseuschüssiirer Schiefer .... 1,50 »
Weisser, klotziger Schiefer . . . '2,50 »
Hilsthou mit C'onirlomeniteu und
Verstoiueruugen 4, — »
1d,00 Meter,
des Kleinen Deisten, l^eeselbergea nnd Osterwalclee. 47
Uebertrag . . 16,00 Meter,
Weisser, klotziger Schiefer . . . 4, — »
Schwärzlicher Thonschiefer . . . 2,40 »
Fester Kalkstein 0,60 »
Cyrenenschiefer 0,40 »
Graaer, schwärzlicher Thonschiefer . 2,60 »
Cyrenenschiefer 1,20 »
Grauer, schwärzlicher Thonschiefer . 8,20 »
Kalkstein 0,60 »
Sandiger, grauer Thonschiefer . . 1,10 »
Sandstein 1,10 »
Berg-taubes Kohlenflötz 0,30 »
Sandiger Thonschiefer 1,20 »
Sandstein 1, — »
Sandiger Thonschiefer 2, — »
Taubes Flötz 0,60 »
Grober, grauer Sandstein .... 1,20 »
Weisser Thonschiefer 0,50 »
Grauer Sandstein 5,60 »
Grauer Sandstein mit Kohlenadern . 0,50 »
Weisslicher, thoniger Sandstein . . 0,75 »
Grauer Sandstein 0,50 y>
Weisslicher, thoniger Sandstein . . 0,85 »
Grauer, thoniger Schiefer .... 1,90 »
Schwärzlicher Schiefer 0,40 »
Grauer Sandstein 1,30 »
Grrauer, sandiger Schiefer .... 0,45 »
Schwärzlicher Schiefer mit kleinen
Kohlenadem 0,20 »
Kurzer, klotziger Schiefer .... 0,75 »
Schwärzlicher Schiefer 0,30 »
Hangendes Flötz 0,44 »
Quarziger Sandstein ...... 0,30 »
Liegendes Flötz (obere Bank) . . 0,18 »
Weisslicher^ seifenartiger Schiefer . 0,37 »
54,79 Meter,
48
WiMBui WmnTOBP, Di« gcoIogiMlMB VtriiitteiiM
54,79 Meter,
0,33
2,73
1,40
0,45
0,90
5,25
0,75
0,90
4,60
11,-
0,40
1,50
0,05
4,-
»
»
»
»
»
»
»
»
Uebertrag .
Liegeudes Flötz (untere Bank) *
Weisslich-grauer SchieferthoD
Grauer Sandstein ....
Seh w&rzlich- grauer Sandstein
Weisslicher Sandstein
Grauer, thoniger Schiefer
Weiss-grauer Sandstein .
Grauer, thoniger Schiefer
Grauer Sandstein . . .
Weisslicb-grauer Scbieferthon
Grauer, thoniger Sandstein
Schwärzlicher, thoniger Schiefer (sehr
knotig)
Weisslich-grauer Thonbesteg (Letten)
Grauer Thonschiefer (etwas sandig)
Grau-schwärzlicher Thonschiefer mit
Kohlenadem 2,50
Grauer, sandiger Thonschiefer . . 0,80
Duukelgrauer, saudiger Schiefer . . 0,40
Weisslich-grauer, thoniger Sandstein 0,15
Kalkstein 0,60
Schwarzer Schiefer mit Kohlenadem 0,30
Grauer, thoniger Schiefer .... 1,80
Grauer Kieselschiefer 0,75
Weisslich-graner Thonschiefer . . 0,08
Grauer Sandstein 0,67
Weiss-ffrauer Thonschieter . . . 3,10
Schwärzlich-brauner Thonschiefer 0,35
Grauer Thonschiefer 1,10 >
Taubes Kohleufli^t2 0,15 »
Schwarzer Thonschiefer 0,85
Duukelgrauer Saudsteiu 0,35 >
Grauer Thonschiefer 0,75 »
103,75 Meter,
;>
»
»
»
>>
.>
6m Kleinen Deisters, NesselbergeB and Osterwaldes. 49
Uebertrag . . 103,75 Meter,
Grauer Sandstein mit Schwefelkies
und Kalkspathdrusen .... 0,80 »
Weicher, grauer Schieferthon . . . 1, — »
Hellgrauer Thonschiefer 1,40 »
Grauer, kalkiger Sandstein .... 1,35 »
Schwarzer, bituminöser Schiefer mit
Schwefelkies und Kohlenadern . 0,20 »
Grauer, milder Schieferthon . . . 1,80 »
110,30 Meter.
Bohrloch am Anhalt.
Lehm mit Sandsteingeröllcn . . . 2,35 Meter,
Eisenschüssiger Schieferthon . . . 2,80 »
Grauer Schieferthon 3,90 »
Gelber, couglomeratischer Sandstein 2,10 »
Blauer Schieferthon 2,9ß
Sandsteinconglomerat 0,74
Uöthlicher Sandstein 1,(]0
(Jraues Sandsteinconglomerat . . . 3,30
Graublauer Schiefer 0,90
Grauer, couglomeratischer Sandstein 4,CG »
Weisslich-graucr Schieferthon . .
Grauer, conglonieratischer Sandstein
Grauer und blauer Schieferthon . .
Weisser und schwärzlicher Sandstein
Bläulicher Schieferthon 10,25
Grauer, conglonieratischer Sandstein
Weisslich-grauer Sandstein
Bergflötz
Weisslich-grauer Sandstein
Grau-schwärzlicher Sandstein
Schwärzlicher Schieferthon
Grauer und weisslicher Sandstein
»
»
»
»
»
Jabrbueh 1900.
G,60
»
3,86
»
2,80
»
2,fi5
»
10,25
»
1-
»
10,28
»
0,81)
»
8,86
»
6,78
»
1,G2
»
3,33
»
84,23
Meter,
4
io
Uebflrtng . . 84,33 ]
Hangendei FlOtz 0^
Weisaer und schwlnlichn; Sutdatmo 1,30
Id^cDdes FlStz . 0,50
86,43 H«l«r.
Bohrloch am Steinbach (200 Meter sQdlicb der Oiaanee)
Lehm mit SandsteiDgeiflUen . . . 1,00 Ifoter,
Eiseaschiefer mit Coaglomeraten . . 3,50
Bluier SchiflferthoQ 2,—
Botfaer, Buidiger Sdiiefer .... 2,92
Blaner, sandiger Schieferthon . . . U,78
Weisslioh-graaer Sdüeferthon : . . 7,04
Schw&rzlich-graaes Sandsteinconglo-
merat . .« 9,lS
Graner Schiefer 2,78
Crrobkfirniger, grauer und gelber
Sandstein 11,65
Weisslicb-grauer Schieferthon. . . 2,53
GrobkSmiger, grauer Sandstein . . 2,30
Schwärz lieh- grauer Schieferthon . . 2,59
Bergflötz 0,50
Grauer Sandstein 0,78
Schwarzer Schieferthon 1,18
Weisslicher, eeifeoartiger Schieferthon 3,22
Grauer Saudstein 3,07
Schwarzgrauer, sandiger Schieferthon 6,43
Schwärzlich - grauer, grobkörniger
Sandstein 7,28
Weisslich-graiier Schieferthou . . 24,68
Grauer Sandstein 2,85
WeissHch-grauer Schieferthon . . . 2,75
Grauer, grobkörniger Sandstein . . 4,03
Haugendee Flötz 0,50
Schwarzer Sandstein 1,20
Liegendes Flötz 0,50
116,19 Meter.
des Kloinen Deislers, Nesselberges und Osterwaldcs. 51
In dem Tiefbauschacht sind unter dem Lehm mit Saudstein-
S^röllen (Wealdensandsteinschutt) zunächst 17 Meter Schichten
^«8 marinen Neocom durchteuft, dann 91 Meter oberer Wealden.
Ueber dem hier unbauwürdigen obersten Kohlenflötz, dem Berg-
flötz, liegen wesentlich Schiefer nur mit 1,10 Meter Sandstein
an der unteren Grenze. Unter dem Bergflötz folgen dann
38,6 Meter wesentlich Sandsteine, in welchen die beiden wenig
mächtigen, aber doch bauwürdigen Flötze, das hangende und
das liegende Flötz, liegen; die untersten 38 Meter enthalten
(ti&t nur Schiefer ohne nennenswerthe Kohlenflötze.
Es fehlen an diesem Profil noch rund 90 Meter des Dunker-
schen Profils.
In dem Bohrloch am Anhalt finden sich in den 60 Meter mäch-
tigen Schichten Ober dem Bergflötz auffallend viele und mächtige
Sandsteine und couglome ratische Sandsteine. Welche von diesen
Schichten noch dem Neocom zuzurechnen sind, entzieht sich voll-
ständig meiner Beurtheiluug.
In dem Bohrloch am Steinbach treten dagegen in den
Schichten über dem Bergflötz die Sandsteine mehr zurück, und
das Bergmittel zwischen dem Bergflötz und dem sogenannten
bangenden Flötz schwillt hier bis auf 56 Meter an, während es
au den beiden anderen Stellen, zwischen w^elchen der Steinbach
Hegt, höchstens 20 Meter beträgt. Eine ähnliche Mächtigkeit gab
auch Dünker an. Diese auffällige Verschiedenheit ist vielleicht
dadurch zu erklären, dass das Bohrloch am Steinbach eine Ver-
werfung oder sonstige Störung durchteuft hat.
Nach Dünker und Credner ist die Mächtigkeit des ganzen
Wealden am Osterwalde rund 180 Meter. Nach den von ihnen
Hngefiihrten Profilen sind ausser dem Berg-, dem hangenden
i4ud dem liegenden Flötz, welche dem oberen Wealden an-
gehören, noch drei bauwürdige, das Ober-, Mittel- und Unter-
flötz , in den untersten Schichten der Gruppe vorhanden. Seit
längerer Zeit wurden am Osterwald nur die Flötze des oberen
Wealden angebaut; an vielen Stellen, wie an dem Wege von
Osterwald zum Steinbruch im Jagen 83, im Thale nördlich Dörpe
und am Ilolenberg sind in früheren Zeiten auch Versuchsbaue in
52 WiLHxui WussTOBF, Die geologiKhen Yerhftltnbse
tieferen Flötzen angelegt worden. Ein sehr unreines Kohlenflötz
ist an vielen Stellen im Ausgehenden dicht Ober den Purbeck-
kalken sichtbar.
In dem ehemaligen Bergwerk am Nesselberg sind anscheinend
nur die unteren Flötze abgebaut worden.
Während Struckmakk am Deister bei Barsinghausen eine
besondere, nur aus Schieferthonen, Cyrenen- und Melanienschichten
bestehende obere Abtheilung von einer fast nur aus mächtigen
Sandsteinbänken gebildeten unteren abtrennte, lässt sich am Oster-
wald eine solche Trennung nicht durchfuhren, wie sich aus obigen
Profilen ergiebt, und wie dieses schon Credner (I. c. pag. 64)
hervorhob, und es schwankt die petrographische Entwickehmg am
Osterwald, selbst auf die geringe Entfernung von 1200 Meter
vom Anhalt bis zum Tiefbauschacht, sehr erheblich. Schichten
mit Melania strombi/ornm ScHL., AI. tricarinata Dkr. und ver-
drückten Cyroueuschalen treten am Osterwald ebenso wie am
Deister in den oberen Wealdenschichteu auf.
In Betreff der Kohlenflötze unterscheidet sich die Ent-
wicklung des Wealden am Deister von der am Osterwald dadurch,
dass die an diesem vorliandeiien Kohlenflötze der oberen Wealdeu-
sc'hicliteii an jenem fehlen.
Die Sandsteine sind zum Thcil ziemlich feiukörni«j, bestehtMi
fast ausschlie:^>lieh aus (^uarzkörnern und hal)eu meist ein wichr
rider minder kioselisjes Bindemittel. In der Kegel sind sie hell-
iXrau, irelb oder auch braun ^efiul)t. In den Saudsteinen finden
sich <re] eigentlich manirelhaft erhaltene Pflanzenreste und auf ein-
zelnen Schichtflächon auch wohl Steinkernc und Abdrücke von
Cyrenon und (leri^leichen mehr. Im obersten Theil des Wealden
treten aber auch förmliche Quarzconglomerate auf, in denen
(ierölle von Milchquarz oder irrauom (^uarz und auch von Kiesel-
schiofcr in einer Orundmasse von ziemlich <irobkörni«2:em Sand-
stein lieüjen.
Aehnlich wie am Deister werden die homogeneren Sandsteine
am Osterwald und am Nesscll)eror an zahlreichen Stellen als
worthvolles Baumaterial ufc^wonnon und weithin verschickt.
''i'^
rhoniajj^en zwischen den Sandsteinbänken am Nesselberjr
des Kleinen Deislers, Nesselbcrges und Osterwaldes. 53
wordeil vou den Töpfern in Brünnighausen zur Herstellung von
Steingut verwendet, ähnlich wie dies in früherer Zeit besonders
in Duingen mit den Wealden-Thonen in grossem Maassstabe ge-
schehen ist.
Das marine Neocom liegt am S.-Hang des Osterwaldes in
massiger Ausdehnung auf dem oberen Wealden und wurde durch
verschiedene Schächte in älterer und neuerer Zeit aufgeschlossen.
In dem Wasserriss des Steinbachs sind 300 Meter südlich der
Strasse zwischen Thonen graue bis braune, eisenschüssige Sandsteine,
zum Theil mit einzelnen Quarzgeröllen, sichtbar und enthalten
neben seltenen, verdrückten Ammoniten (Olcostepha?ius cf. Keysev-
^^^gi Neüm.) besondere Steinkerne von Bivalveu,
wie Acicula maa^optera Roemer
Aucella Kejjserlingi Lahusen
Pecten crassitesta Roemer
Thracia Phillipsi Roemer
Thracia elongata Roemer
Pholadomya altemans Roemer
Heuromya Rameri Gent,
Pinna Robinaldiana d'Orb.
Welche zum Theil schon von Roemer (Versteinerungen des nord-
deutschen Kreidegebirges, 1840) angeführt und nach seiner An-
gabe auch im Lichtschacht I angetroffen worden sind.
Eine etwas reichere Fauna von Ammoneen aus einem älteren
Schacht wurde von Neumayr und UuLiG in ihrer Arbeit über
die Ammonitiden aus den norddeutschen Ililsbildungen beschrieben
(Palaeontographica XXVII.).
Aehnliche Formen aus dem neuen Tiefbauschacht sind in
den Besitz des Göttinger Museums gelangt. Diese Schichten ge-
hören (von Koenen, lieber die Ergebnisse der Aufnahmen im
Jahre 1899, Jahrbuch der geolog. Landesanstalt) dem Valanginien
und dem Hauterivien der schweizerischen und französischen
Autoren an, dem letzteren auch die Thone der Ziegelei -Thon-
grube am W.-Rande des Mehler Dreischcs, schon jenseits des öst-
lichen Randes des Messtischblattes Eldagsen. Das Göttinger
54 \ViMiKi>M Wlüstorf, Die geologischeo Verhältnisse
Miiscuui besitzt von hier Meieria oitiata Phill., Iloplites radiatu
Bkug.^ Hoplite« umblygonius Neum. und Uhlig, Thracia PhüUp^^
KOEMBRU . A. m.
Dilnvinm and AllQyinni.
Das Diluvium besteht sowohl aus nordischem als auch aus.
einheimischem Diluvium und erreicht in den EinsenkungeiM
rings um alle höheren Erhebungen eine grössere Verbreitung.
In der WEDEMEYER'schen Forst im Jagen 6, 300 Meter
westlich der Chaussee, findet sich nordischer Schotter und Sand
in geringer Ausdehnung und Mächtigkeit. Ein Block von nordi-
schem Granit Hegt auch am Holenberg noch in 300 Meter Meeres-
höhe ; zahlreiche erratische Blöcke liegen zerstreut auf den
Feldern nördlich und nordöstlich der Holzmühle. Ausschliesslich
nordisches Diluvium ist sonst wohl weniger verbreitet als ein-
heimisches, in welchem freilich umgelagertes nordisches Material
in grösserer Menge vcrtheilt ist. Durch deutlichere Schichtung
scheint sich dieses Diluvium von dem eiorentlicheu nordischen zu
unterscheiden.
Zum Diluvium sind aber auch wohl mindestens theilweise zu
rcchuen die Schuttmassen von Gesteinen desWealden und von solchen
des oberen Jura, welche die Abhänge zum Theil weithin bedecken
und sich wohl auch heute noch thalwärts bewegen. Sie verhüllen
namentlich an flacheren Gehängen die dort anstehenden milderen
Gesteine oft auf grössere Erstreckung vollständig, wie schou oben
erwähnt wurde.
Lösslehni bedeckt wohl stellenweise solche Bildungen: in
ix'dciitcnderer Mächtigkeit nud Ausdehnung tritt er nur auf der
8üd-Seite, Südwest-Seite und Nord-Seite des Nesselbergcs und
Kleinen Dt^isters in den Geniarkungen von Altenhagen, Brullsen
und Hrünniirhausen auf.
A 1 1 u V i a 1 (^ K a 1 k t u ff 1 a g e r ( S ü s s w a s s e r k a 1 k e) in (i estalt
von krümeligen oder auch lestereu Kalken, mitunter durch Eisen-
ocker braun gefärbt, finden sich hauptsächlich in der Wedemeier-
schen Forst im Jagen (> und 17, im Gehlebachthal und in der
Mitte des Nord- Hanges des llolenberges; zum Theil mögen sie
des KleiDGD Deistors, Nosäolberges und Ost«rwaldo8. 55
^^•hoii der Diluvialzeit angehören. Sie entstanden durch Absatz
Vou Kalk aus kalkhaltigen Quellen und werden noch bis zur Jetzt-
zeit gebildet. Unbedeutende Kalktufflagor finden sich noch an
*-*iuer ganzen Reihe von anderen Stellen, wo kleine Quellen aus
Uüserem Jurakalk entspringen.
Gewöhnlich finden sich in Verbindung mit solchen Kalktuff-
lagern auch sumpfige und moorige Böden, wie sie freilich auch
auf thonigen Schichten bei ungenügendem Wasserabfluss häufig
auflreten, so namentlich auf dem Metienfeld. Hier sind förmliche
Anschwellungen von Moor und Torf vorhanden.
Tektonischer Theil.
Geologisch betrachtet ist der Osterwald, Nessel berg und der
Kleine Deister eine Synklinale, welche in der Mitte zwischen
Dörpe und Eldagsen so zerschnitten ist, dass ihr nordwestlicher
Theil um etwa 1 Kilometer gegen den südöstlichen Theil nach
Südwesten hin verschoben ist.
In diesem nordwestlichen Theil sind freilich alle Schichten
nach SW. geneigt^ und es ist hier der Gegenflügel der Synklinale
tliatsächlich nicht vorhanden, sei es, dass er durch eine Ver-
werfung abgeschnitten, sei es, dass er wenigstens theilweise durch
die mächtigen Lehmmassen der Gemarkung Brünuighausen verhüllt
wird.
Ausserdem tritt eine ganze Reihe von Querbrüchen auf,
welche indessen nur im Gebiet der festeren Gesteine durch Ver-
schiebung der Terrainkanten mit Sicherheit nachgewiesen werden
können. In grösserer Zahl und complicirter sind solche Brüche
namentlich an dem südöstlichen Ende des Kleinen Deisters in der
Gegend der Holzmühle vorhanden und bedingen hier so wie auf
der O.-Seite des Gehlebaches unregelmässigere Bergformen.
Am NW. -Ende des Kleinen Deisters findet sich ein stufenför-
miges Absinken des ganzen Bergzuges nach NW. hin, wie auch der
ganze Nesselberg nach NW. absinkt. Einzelne Brüche scheinen
auch die Veranlassung zur Bildung der Thäler gegeben zu haben^
56 WiLHEhM WuNSTOitK, Die geologischeD Vorhftltnisse
welche aDuäherud im Streichen der Schichten im Kleinen Deister
verlaufen.
Am Osterwald ist dagegen die Synklinale deutlich aus-
gebildet , da die Wealdenschichteu thatsächlich muldenförmig
liegen und sowohl im SW., als auch vielfach im NO. von den
nächst älteren Bildungen, den Purbeck-Schichten, dem Serpulit
und den Münder Mergeln uuterteuft werden. Freilich werden
diese im SW. durch eine Hauptverwerfung neben Lias gelegt,
welche weiterhin nach O. umbiegt und den Osterwald selbst nach
S. abschneidet. Nach S., nach dieser Verwerfung hin, senken
sich auch alle Schichten des Osterwaldes ziemlich steil hinab.
Auch hier sind nordwestlich streichende und vermuthlich auch
ost-westlich verlaufende Verwerfungen vorhanden. Solche Bruch-
linien bedingen auch eine ganze Reihe von Unregelmässigkeiten
auf der NO.-Seitc des Osterwaldes. So tritt in den Jagen 123,
124 und 129 Münder Mergel hervor, westlich begrenzt vom
Serpulit und Purbeek, und durch Verwerfungen werden grössten-
theils die isolirten Kücken und Kuppen der Blecken und des
Ahreusberges, sowie auch der Ilolenberg vom Osterwald selbst
getrennt, sind aber selbst wieder durch zahlreiche Brüche zer-
schnitten, wenn schon der llolonherg im wesentlichen eine nach
W. vsicli senkende Synklinale darbietet. Weiter nach N. folgen
dann, tiefer abgesunken, die »hirabildungen des Kattbergs, der
Barenbiirg, des Weissen Steins und des Ilainholzkopfes, welche als
mehrfach verschobene und zerrissene Fortsetzungen des Kleinen
Deisters anzusehen sind, während im O. die Jurabildungen am
Ahreusberg hinaufspringen, sich dann aber nach 8. umbiegen und
erheblich herabsinken, dabei aber von mehreren Querbrüchen durch-
schnitten werden.
Namentlich am Osterwald und in der Wülfinghäuser Kloster-
forst treten auf den Bruchlinien vielfach Erdfälle auf, so nament-
lich im Jagen 123 und von hier bis zum Ahreusberg.
Im Allgemeinen haben also unsere Bruchlinien wie die ganzen
Bergrücken eine südost-nordwestliche Richtung, ähnlich wie fast
alle Gebirgsrücken des nordwestlichen Deutschlands, und die Ent-
stehung des Kleinen Deisters, Osterwaldes und Nesselberges dürde
des KleincD Dei&ters, Nessdberges und Osterwaldcs. 57
daher in dieselbe Zeit fallen wie bei jenen, nämlich in die jüngste
Miocän-Zcit.
Die Verwerfung, welche den Osterwald im S. begrenzt,
läuft annähernd parallel derjenigen, welche ihn vom Nesselberg
trennt, und gehört wohl in die Bruchzone, welche vom N.-Rand
des Harzes nach dem Wesergebirge verläuft, wie dieses von
KoENRN in seiner Abhandlung »Ueber das Verhalten von Dislo-
tionen im nordwestlichen Deutschland, 1885, S. 53« beschrieben hat.
An seinem Ost-Rand wird der Osterwald dagegen durch süd-
uördliche Störungen abgeschnitten, welche auf der Karte nicht
mehr asur Darstellung gelangen konnten, aber vermuthlich zu dem
grossen System von SN.- Brüchen gehören, welche ein wenig
jünger sind als die SO. — NW. -Brüche. Augenscheinlich schneiden
dieselben Bruchlinien weiter nach N. auch den Deister ab. Viel-
leicht sind als Parallelbrüche hierzu die Verwerfungen anzusehen,
Welche über den Rücken des Oster waldes hinweg verlaufen,
einerseits vom Grenzschacht nach dem Ahrensberg, andererseits von
der Hohen Warte bei Osterwald nach dem unteren Theil des
Oehlebachs und der Holzmünle.
Berlin, den 1. Mai 1000.
üeber SfetakoUen im IfittlereB Ke«|»er i
Teiitobiirg«r W«l4e bei Meaeaheene.
Am Orthai^ des Bgg^dnrgM, et«m l%KSkm&bar ttiOOMA
des Dorfes NeoMiheene, bat nch im Mittleren Keiiper Steia-
koble gefimden, ww nm so grOneres Intercne Terdisat, aus es öeb
hier nm das bisher einzig bekannte ^dilmvoilHHBBiniBS im Oyps-
kenper des nordwestlidien DfiilschkDdi- litindela dnrflc. Schon
im An&nge der 70er Jahre wareo hier Schilrfungeu untornommen, -
aber bald wieder eingestellt worden; 189!) wiirdo dann durch den
Scfaar&toUen St Maris die Steinkohl« in 40 Centimeter Mnuhtig-
k^ etwas südlich des grost^en Npiienlieerser Snodsteinbriiches
nachgewiesen.
Der Gypskeupcr nimmt hier, wie flbeibaupt am ganiCD Qebtrg«
von Neiicnheerse bis nber Willcbadesseii hinaus, den grSssten Theil
des östlichen Steilhanges der Egge ein; (tber ihm folgen noch
etwa 13 Meter Rhätkeupor, auf den sich transgredirend als oberer
AbscbluBs des Stci'hanges der Neocomsandstein auflegt. Sowohl der
Keuper, als auch die ihn fiberlai^erodeD Kreideschichten streichen
in h. II, also fast nord-südlich, uod fallen mit geringer Neigung
nach W. ein.
Unter den bunten Keuperinergeln, in denen der Stollen
St. Maria angesetzt ist, liegen zunächst 18 Centimeter schwarze
Schieferthonc ; diese enthalten iu grosser Menge Pflanzen-
reste, besouders gut erbaltcuc Equisctou, die den Formen des
Hans Stille, Uobcr Steinkohlen im Mittleren Keapor etc. 59
LtiDzer Sandsteines sehr niilic stehen. Im Liegenden dieser
Soliieferthone findet sich die Steinkohle in 40 Centimeter Mächtig-
keit. Sie ist ausserordentlich aschehaltig und dürfte schon des-
wegen nicht für den Abbau in Betracht kommen; sie streicht aus
an dem zum Neuenheerser Sandsteinbruche hinaufföhrenden Wege
wenig östlich des Stollenmundloches und ist hier nur noch 32 Centi-
meter mächtig. Das Liegende der Kohle bilden wieder schwarze
Schiefert hone, die petrograj3hisch mit den Schieferthonen im
Hangenden übereinstimmen, auch wie jene zahlreiche Equisetenreste
enthalten.
Durch (Kombination mehrerer kleinerer Aufschlüsse hat sich
^iür den Keuper bei St. Maria folgendes Profil ergeben (Profil I):
1. Hangendes: Neocomsandstein,
2. i in Folge dichter üeberrollung mit Neocom-
ca. 30 Meter \ sandsteinschutt nicht erschlossen,
3. ^ rother Mergel,
4. 0,25 Meter blaugrüner Mergel,
rother Mergel,
blaugrüner Mergel,
mürber, graugrüner, glimmeriger Sand-
stein,
blaugrauer Mergel,
rother Mergel,
hellgrauer Mergel,
blaugrauer Mergel; nach dem Lie-
genden zu schlecht erhaltene Pflanzen-
reste und zwei etwa zöllige Kohlen-
streifen,
(Do)^) 12. 0,18 » schwarze Schieferthone mit zahlreichen
Pflanzenresten,
(K) 13. 0,40 » Steinkohle,
(Dl) 14. noch 0,60 Meter aufgeschlossen, wie 12.
5.
0,90
y>
6.
0,27
»
7.
0,51
y>
8.
1,00
»
i).
1,35
»
10.
0,23
»
11.
3,00
»
0 Die den Zahlen voranges^tzten Buchstabon beziehen sich auf die in den
beifolgeDden Profilskizzen angewandten Bezeichnungen.
(tO Barn Sntut, Ünb^r Sicinkolilon
Etwa 85 Schritt BQdlicb des StoUenB 8t. Mari« ist beim Bio
der Warburg-Altenbekener Bahn am Ostliange der Kgge folgendes
Schichtenprofil freigelegt wordeo (Pro6l IV):
1. Hangendea: Neocomsandatein.
Rftth:
2. 0,20 Meter ziegelrotber Tbon,
3. 0,40 » grauer Thon,
4. 0,04 > idegelrother Thoo,
5. 2,00 » graae, zum Theii etwas r&thliohe, stark
thonige Mergel,
6. 2^ » schwarze Sobiefertfaone mit uhlreicheia
verdrOckten PelecfpodeDateinkerucn
(Cardium dooemmn QnBHsr. und
andere).
7.
0,80 .
sandiger, dunkler Tbon,
8.
0,30 .
stein.
9.
1,00 »
schwarzer Schieferthon,
10.
0,12 •
mßrl,er, bituminöser Thonachiefcr,
11.
5,85 »
scliwarzcr Schieferthon,
12.
0,47 »
dünnplattiger, gelblichgrauer, quarzi-
tiücher Sandstein,
Oyp.l
tcuper:
13.
3,00 Meter
blänlichgrauer Mergel,
14.
23,50 •
vorwiegend rothe, daneben auch bläu-
liche oder gelbliche Mergel, zum Ihcil
zellig in Folge von Gjpsauslaugung,
15.
1,10 .
mürber, gelblicher oder röthlicher Sand-
stein,
16.
3,10 »
bunte, vorwiegend rothe, sandige, etwas
glimmerige Mergel,
17.
0,50 •
Sandstein wie 15,
18.
8,00 .
rothe Mergel,
am Teatoburger Walde bei Neaenheerse. 61
19. 3,15 Meter milrber, glimmeriger Sandstein^ in Farbe
schwankend zwischen roth, grau, violett,
vielfach gestreift und gefleckt,
20. 8,00 » grauer Steinmergel,
21. 4,35 » Gyps,
22. 5,06 y> grauer Stein mergel,
23. 0,25 » (^yps? ^^il^ sicl^ bald seitwärts aus,
24. 0,75 » grauer Steinmergel,
25. noch 1 Meter aufgeschlossen. Gyps.
In Profil IV fehlt also die Kohle gänzlich; nach ihrer
*^agerung bei St. Maria war sie etwa zwischen 14 und 18 zu
^•"warten.
25 Schritt weiter nördlich, 60 Schritt südlich St. Maria,
^fgab am Eggehang ein kleiner Schürfgraben folgendes Profil
Cl^rofil III):
1. Hangendes: rothe Mergel,
Co) 2. 0,60 Meter dunkler, mergeliger Schieferthon,
CC*) 3. 0,62 » graugrüner, mürber Sandstein,
(Ä) 4. Liegendes: graue bis graugrüne, sandige Mergel.
Der Sandstein in diesem Profile ist, wie sich am Eggehang
Ununterbrochen verfolgen lässt, der Vertreter des Sandsteins unter
No. 15 in Profil IV; seine Mächtigkeit hat allerdings fast um die
Hälfte abgenommen. 15 Schritt weiter nördlich von Profil IH —
45 Schritt südlich St. Maria — ist dieselbe Sandsteinbank nur noch
0,20 Meter mächtig. Wir finden dort (Profil II):
1. Bangendes: rothe und graue Mergel,
(D) 2. 0,86 Meter schwarzer, bituminöser Thonschiefer mit
Pflanzenresten, nach oben zu mit
kleinen Kohlenschmitzen,
(C) 3. 0,20 » grauer, mürber Sandstein,
(ß) 4. Liegendes: graue, sandige Mergel.
Profil II und III liegen genau im Fortstreichen der Kohle
von St. Maria, und es kann keinem Zweifel unterliegen, dass
die Pflanzenreste und Kohlenschmitzen führenden Thonschiefer
45 Schritt südlich St. Maria die seitlichen Vertreter der im Schürf-
HAin SriLuc, Ü«W 8l«mkiili1«D tm llitU«f«B KMfW
Stollen angetToS'eneu Steinkohlen sind. Da in Profil IV jrgüct
Andeutung der Kohle feblt, so keilt sich diese iiltto sehe:
fVofill
SchÜpTstidlin St U»
fVofilW
SiSchrrHtudheh St Mana
.^•^^e .
Prtiftia
50!>chrlHtÜdlidiSt.U J
^-^y-
=^^i-^
^m ^S E3E3 ^E ^m ^3 ^
Ntocomiindllnn. RhilluuiMr PUtrul dii Sindil«« 0<inkeltScliri6r- 3»iiikii*ili Gipi 4a
c<ii ko Milllir» Unipfri thont ttc d» Mittl.Kwpn. MM Kn»
auf 85 Schritt Eutfernung sQdlich St. Maria TOUig aas. Wie
weit sie nach N. fortsetzt, war nicht genau zu ermitteln.
Jedenfalls ist sie in den Keuperprofilen entlang der Bahn, etwa
I
am Teutobnrger Walde bei Noaenheorse. 63
U)0 Meter nördlich 8t. Maria, nicht mehr vorhanden, sodass
'S sich also bei der Neuenheerser Steinkohle um ein
L*ager von nur geringer nord-südlichor Erstreckung
wandelt. Ein Vergleich der Profile zeigt ferner, dass die Kohle
'iura 27 Meter unter dem Khät und 40 Meter unter dem
Meocomsandstein h'egt, in einer durch mürbe, buntgeförbte Sand-
»teinbäuke charakterisirten Zone. Diese Zone hat sich an der
Sgge in der Gegend von Neuenheerse als constanter Horizont
nachweisen lassen, wenn auch, wie schon die angegebenen Profile
^oigeu, die Mächtigkeit der einzelnen Sandsteiiibank sehr schwan-
kend ist. In petrographischer Beziehung ist der Sandstein dem
^c^'hilfsandsteine der weiter westlich gelegenen Gebiete sehr ähnlich.
Berlin, den 12. December 1900.
Pentamems-^Qoarzit« und GreifensteinerKalk.
Von Herrn H. Lotz in Berlin.
Im Sommer 1900 wurden auf Antrag des Herrn Professor
£. Katsbr in Marburg seitens der Direction der kgl. geologischen
Landesanstalt Schürfarbeiten im Bereiche des bekannten »Penta-
merus-Quarzites« und des Greifensteiner Kalkes zur Aufklärung
ihrer Stratigraphie angeordnet und dem Verfitöser die Beaufsichtigung
derselben und die Gewinnung der Versteinerungen aufgetragen.
Im Folgenden wird ein Bericht Ober den Erfolg der Arbeiten
gegeben, so weit dies ohne eingehende Beschäftigung mit dem
gewonnenen, ausserordentlich umfangreichen Versteinerungsmaterial
möglich ist. £8 lag nahe, dabei auf einige in der letzten Zei
aufgedeckte Vorkommen derselben Art an anderen Orten (Keller
wald, Harz) einzugehen.
I. Pentamerus-Qluarait
Nachdem Denckmann und Beushausen^) darauf hingewiese
hatten, dass das in Frage kommende Gestein kein echte x
Quarzit, sondern ein verkieselter Kalk ist, und BeushaüSBB^
femer gezeigt hatte, dass der Pentametus rhenanus F. RoBMBir
nur von Greifenstein bekannt ist und die anderweitigen Vor-
kommen auf falsche Bestimmungen zurOckzufÜhren sind, war
«. i
*) Vgl. Beushauskn, Zar Frage nach dem geologischen Alter des Plentamerw
rhenanus F. Rokmu:. Dieses Jahrbuch für 1898, S. G.
H. LoTz, PeDtamerns-Quarzit und Greifensteiner Kalk. 65
«amit auch die BeDeiinuDg eines stratigraphisclien Horizontes
wach ihmi) hiurälHg.
Zum Leitfossil war uämlich der Pentameinis rhenanus durch
^li. Frech geworden, nachdem von Maühkr, C. Koch und von
Kühnen sein Vorkommen in den Grenzschichten von Unterdevon
und Wissenbacher Schiefern und in letzteren selbst von mehreren
Puukten angegeben war, — irrthömlicher Weise, wie BeüSHAüsen
a. a. O. nachgewiesen hat. Da der »Quarzit« mit Pentumerus
f'henaftm nach E. Kayser^) ebenfalls dem Grenzhorizont von Unter-
devon und Mitteldevon angehören sollte, so glaubte Fr. Frech be-
rechtigt zu sein, das oberste Unterdevon (oberste Coblenzschichten)
als Zone des Spin/er specio8us und Pentamerus rhenanus zu be-
zeichnen.
Beushausen hatte ausserdem darauf aufmerksam gemacht,
dass das ganz isolirt vorkommende Pentamerus-Gestein mit den in
der dortigen Gegend weit verbreiteten silurischen echten Quarziten
i^ichts zu thun hat. Da die Kartirung des Blattes Herborn vor
ihrem Äbschluss stand, so war die Feststellung des wahren Alters
unbedingt nothwendig.
Von dem seit Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannten und
^^ rühmten Vorkommen waren nur noch spärliche Reste übrig,
^■e besseren Stücke sind schon lange den Sammlern und Händlern
^^\m Opfer gefallen. Vereinzelte, nicht allzugrosse Blöcke fanden
^ich noch an dem Waldweg, der steil vom Plateau hinunter, dicht
^^i den Resten des sogenannten »Grün wieser Schlosses« (Lichten-
^tein) vorüber, in das Thal des Ulmbaches führt, wo dieses aus
^er WO.-Richtung nach S. umbiegt. Der Weg läuft an einem
Wasserriss entlang, der zugleich eine auffällige Störungszone be-
zeichnet. Er entblösst Kalke, Kiesel- und Alaun-Schiefer, sowie
Quarzite des Silur in höchst verworrener Lagerung mit zum Theil
Ungewöhnlichem Streichen und Einfallen; dazu treten noch phylli-
tisch aussehende Schiefer. Den Bergleuten der Gegend ist
0 Frech, Lethaea palaeozoica, Bd. II, S. 154.
*) Kayser und Holzapfel, Uebcr die stratigraphiscben Bezicbungeii der
böhmischen Stufen F, G, H Barbande^s zum rbelDischen Devon. Dieses Jahrbuch
für 1893, S. 255.
Jahrbaeh 1900. 5
«Um dM nic^t «ntgaagsn; mit mcbrereu Stollcu haben sii ver-
sncht, den aUtuwcbiefisnu-tig^n Gestehen uueh^ugeben. Audi
rOM lymoBrnK^ luanta die aiiaHlUge Sebbicht, rr hielt jedoch die
sii%eftfarlen OMteine ebeo^o wie deu Peutumenis-Quarüiit lilr.
ettlmiioh, den GreifenMeiner Kalk für oberdcvoni^cb. g
Leider nuwiht die hier ganz beeonden iiMi^ettwfta TopogrefMe
des MentiBohbUttee eine genaae KutiMing und Eiutragung numSg-
lich, KDch wiito die itarke Uebenvlluug mit IMöcken echtr>u,
■ilariechen Qowzitee eradiwerend. Bei^nglioii der Darstellung
dieser Gegend auf der geolt^iscben Kerle inusg an T das demnäohM
ersdieineode BUtt Herbom der geolngisijheii Hpet-iallcartc von
Prenuen in 1 : 25 000 (ao^nommeo tob B. Katsbb^ iwimu»
werden.
Die von dem ■ilurisdien Qnanöt leioht nntnMhiidlMMli Alete
des Pentunems-GesteiDS, deren ongeflUire Lege «nf dem beüi^gMidM
Plan 1 : 5000 (aiehe 8. 69) daroh StemdMo ngedeatet «t, wwda
•imintlich anf ihre Jjagerang hin ontersadit und i<ii ai ihlagiai, m> «eil
aie brauchbare yerateinerongen enthielten. Kmbmt töm ibnaa war
anstehend. Ferner wurde eine Beihe von 8diflr%Hbea ildfieh
des Weges quer zu dessen Bicbtnng angelegt, 'Mder Tergabeoai
es gelang niubt, das Pentamems-Geatein
sondern wo das Ansteheode erreicht wurde,
Grauwacke (»Urfer Schichten« A. Demokmanm's)*).
Die Lösuug der Frage nach dem Alter aoseres GesteioB
schelut eich aber trotz dicEes Misserfolges an einer anderen Stelle
befriedigend finden 7.a lassen.
Bereits vor einigen Jahren hatte Herr E. Katser bei aeioen
Aufuahuiearbeiten ein kleines Kalk vorkommen im Forstort Stecben-
liell zwischen Grcifentlial und Elgersh&user Hof entdeckt, das er
zunächst als Greifensteiner Kalk ansprach^). Auf einer Ezcursion
im Herbst 1S99, auf der Herr E. Kayseei von Herrn Drevehhann
') V-0.1 DrCHHs iD ZdUchr. d. DeaUch. gool. Ow. 1975, S. 730 (Frotocoll)
und S. 7G5.
^ Vergl. A. Dexckm^xn-, Bericht a. s. w., dieses JAhrbnch fBr 1895,
S. XXXV, ferner Bericht der Honen L. Bedshaujibx, A. De^ckhakr, E. HoLurm.
nod E. Katbbs n. s. w., dieses Jahrbuch für 1896, S. 379.
>} B. K«tsBi< uDd E. Holzapfel, a. a. 0., S. 35G.
H. LoTz, Pentameras-Qaanit und GreifensteiDer Kalk. (>7
und dem Verfasser begleitet wurde, fanden sich Bruchstücke eines
dichtrippigen Pentameriden, die Herr E. Katser in seinem Bericht
Über die Aufoahoien^) als zur Peiitamems rhenanus gehörig erklärte.
Bei den diesjährigen Schürfarbeiten fand ich ausser zahlreichen
stark yerqaetschten Bruchstücken derselben Pentamenis- Art Korallen-
rote (Heliolites porosua^ Favosites^ Cyatliophyllum) und zwar lose
iin Schutt. Der nur wenig mächtige, aber anscheinend ziemlich
reine Kalk war offenbar schon früher Gegenstand der Gewinnung
gewesen oder man hatte nach Eisenstein gesucht; ich stiess beim
Schürfen sehr bald auf das Liegende, einen wohl erhaltenen
Diabas.
Gesteinscharakter, Lagerungsverhältnisse und Versteinerungen
sprechen dafür, dass das kleine Vorkommen vou Kalk kein Greifen-
steiner Kalk ist, wie E. Kayser zuerst annahm, sondern einem
andeni ähnlichen zwischen Greifeustein und Edingen (3 Kilometer
entfernt) entspricht, das den früheren Autoren: Dechen, Koch
u. 8. w. wohl bekannt war und u. A. Stringocephalus Burtini führt.
Es wird ebenfalls dem Stringocephalenkalk zugerechnet werden
BaOssen, und damit gewinnt eine ältere Vermuthung des Verfassers
*D Wahrscheinlichkeit, die er gelegentlich der Bearbeitung der
l^'auna des Giessener Massenkalkes mehreren Fachgenossen mit-
theilte, dass nämlich das in jener Gegend fast gesteinsbildeud
«'auftretende (onclMium haaaiacum Fkank^) und der Peiitamerua
') Dieses Jahrbach ffir 1899, S. XI.
*) Frank, Beiträge znr (jeologie des südöstlichen Taunusi. In.-Diss. Mar-
^yg 1898, S. 32, Taf. I, Fig. 1-4, und Lotz, die Faana des Massenkalkes der
^^ener Mark bei Giessen. Sehr. d. Ges. z. Beförd. d. ges. Naturwiss. zu Mar-
H Bd. Xin, B. 4, S. 231, Taf. IV, Fig. 1-3.
Ich beontze die Gelegenheit, hier einige Borichtiguogeo zu dieser meiner
^^^ tVL bringen, zc( denen ich durch eine gemeinsam mit Herrn Bkushauren
^<^eoommene Revision der Originale veranlasst werde.
Die a. a. 0. S. 216 nnd Taf. I, Fig. 8, beschriebene Modiomorpha crassa
^•ip. moss wegen ihrer Gestalt und des Vorhandenseins einer kleinen Ligamcnt-
^ ZQ Cardiomorpha gestellt werden. Das ebendort von mir angeführte Fossil
^^nodus sp. ind, Bkushausen, Lamellibranchiaten des rhein. Devons, S. 27, Taf. II,
%• 16, das ich zu Modiomorpha epigona Beushauskn zog, i&t, wie ich mich jetzt
Qberzeogt habe, doch von dieser Art verschieden und bleibt somit an der Stelle
Im Sjstem, die ihm Bbushauskm als Erster zugewiesen hat.
H.Lon,t
■ ItOEMElE iMenliscli seien. Awf diese Vertnuthung brachte
wäA der Umstand. da«s beide Formpo zitfalreictie dicbotODiireDill
KpptB aud keinen Sinus aad Sattel haben, und das» sie beidJ
t auftretend nur mit 9pii^lich<^n KoralleoreMen lusaniiueL
1 werden. Auch hatte mich Herr A. Dkkckuank damaB
nf die iti^prCnghche Kalknatur de« Oretfeafiteiner PeDtaja
frin |i^i»liili|,iitihn Itiiir-
baitnng der gemactte» FbnJe, JBe rieh HanrB..KATan'«HheMlBH
tat, wild hoAntfieh «im «Jb HrtiiAriilii^ » diwarfti^ ki=
bdfltbKn, die ao nUreiohe Oeologea im hdtrttnfimdm 'WiSmm
hmchlftigt luit
WcBB t» Math niete gduigea iak, da* fVwhwui Oiii<ii 1
aMtebeitd ed andtHeasai, eo eiBcheiat nr dodi Sm voa BuiH
»^ in I
dicgfsiige cn sdn, die das VorinMuaea am bortaa ciUbt. :
Qrafenatdner Kalk, anf deaaui atonlignipIriBdha' SlalaiK «i
miten in aOer KOne eingcf;ai^eB wecd— aoB, Kägt fai
800 Meter n» den losen NOclm dea PertaMiwa OwtoMM i
imit, and jetit, wo beide ToAonunoi daai HIlMldawon nagaMtl
werden dOrften, darf man wcAl w3a das WaIrtAcnliehato hmbI
daaa rie einer einzigen, vei^lkniaanisi^ MaiMia, ia das i
gebende Silnr eingebrodienen SdH^ jtngenr Gesteiae m
hörten >J.
') Bei's>iAi.fics, t. c S. 6.
*> W&hrend des Druckes leigt mir Herr BratBADtKi nn St&ck des
mera* rhaianu» aus der Lchräammlmig der BergikadomiB, desaen uucban.
Bchr altas Etikett aasser dem SpodcsDamen noch «!• HerkuaftsfoniiftlioD >SL'
gocephklenkalk* uiführi. Vielleicht hat hier Jeinud sckon früher die wm
Kalknatur des Gesteiiu erkannt.
/
U. LoTx, PoDtamcrus-Quarzit uud Greifcnstciner Kalk.
69
Fig. 1.
Lagepian
des Vorkommens des Greifensteiner Ka/fcs und des
Fentamerusquartites im Wald N.W. des E/^ershäuser Hofs
(B/.Heröorn) iSOOO.
L.^^*^'
H??'
Schürf graben im Gre/fenste/ner Ka/k.
^4tnk/e, gt9n£€inf9 ScAiefer H^ilfarb. x. T. grün f icher Schichlm. zaMr fuemp/.
^.Unsen r. quanif. ßr^uwacäe. Kalk^ /v/'/s dicht.feih k Pinacit^^ Jugltr» u.
(Sifur?) körniff. Aphfllites sp.*p.
■^ä^*»
€Jnr /CoJkmTXmp/eMus Rofer Crinoidenka/k. Dunk/eebenffäch/gerfio/t-
hmrcynieu*. schierer (Mitfe/dewon ?J.
*■ * ß/öcke r. fientamerusquart.it.
70 H. LoHBi P6ntam«n»-Qaunit und OraifenftciDar Kalk.
2. GreHtattiiiiar Kalk.
In der AuifassuDg des Greifensteiner Kalkes hat sich sei-
Erscheinen der angefahrten Arbeit E. Katsbr^s und Holzapfel'«
in der ausser einer gedrängten Litteraturübersicht eine genau«
Versteincrnngsliste gegeben wird, nichts geändert N.och letsthia
hat Fkboh^) die Stellung desselben im obersten Unterdevon ein
gehend zu begrdnden versucht, während jene Forscher ihn an dL
Basis des Mitteldevon stellen und ihn filr etwas älter wie de
»Ballersbacher Kalk«^) oder ftlr gleichaltrig halten.
Um die Lagerungsverhältnisse des Vorkommens aufieukläreH
wurde ein grosser Querschurf getrieben, der etwa 28 Meter lais
und ziemlich tief (bis zu 2,5 Meter) angelegt werden mussb
Die Kalkbänke streichen im Allgemeinen in h. 5 und sind siei=
lieh unregelmässig, mit wechselndem Einlallen nach SO. gelage^
auch fanden sich grössere Hohlräume, um nicht zu sagen Höhloa
darin. Ohne mich zunächst darüber zu äussern, wo sich ^=
eigentliche Hangende und Li^ende des Kalkes befindet, sei jess
das angetroffene Profil von NW. nach SO. kurz augegeben:
NW.
1 . Milde, dunkle, ebenflächige Thonschiefer, im Schürf 4 M^ie
entblösst.
2. Grobe, duukelrothe Criuoideukalkbänke mit
spärlichen Versteiiierungeu {Atri/pa granulifera). Dar-
über in weniger grobkörnigem Gestein sehr zahlreiche
Capuliden, gerippte Spirifercn, Pentamevus und zahl- f rother
reiche andere Versteinerungen. Die bisher am meisten Crinoiden-
bekannten und gesammelten Trilobiten (Proetua^ Pha- ! kalk,
copify Harpeft u. s. w.) finden sich neben glatten [ 15 Mete
Brachiopoden u. a. am meisten in den bangenden
Hanken. Die Kalkbänkc werden nach oben mehr
dicht und plattig.
0 Fkech, Lethaea palaeozoioa, Bd. II, S. 166 ff., Tab. X.
^ a. a. 0. S. 259.
H. LoTz, Pentameras-Quarzit und GreifcDtiteiner Kalk. 71
3. Heller, grünlicher, zuweilen auch etwas röth- \ . .
'^her, dichter Kalk mit zahlreichen Exemplaren von f
''thoceras %^.^ Pinacitea Jugleri^ Aphyllites sp., Spiri/er i , QRTi>r'
/*a-j'»- 1 l*^öiVleter.
^ciijferens u. s. w. )
4. Hellfarbiger, mehr unreiner Kalk mit ver- \ hellfarbig.,
^'Uzelten Lagen von weissem, grobkrystallinem r unreiner
C^rinoidenkalk mit sehr spärlicher P^auna {Pro- i Kalk,
^us sp.). ) 2,50 Meter.
5. Unreiner, weisslicher Kalk, ganz erfüllt mit 1 Amplea;u^'
^mplexu» hercyniais, ) Kalk 1 Met.
Kluft, ausgeftkllt mit Kalkspath und Letten 0,25 Meter.
Dunkle, kurzschiefrige , glänzende Schiefer mit j im Schürf
f^inscii von feinkörniger, quarzitischer Grauwacke ? bis 3 Meter
CSilur?) ) entblösst.
SO.
Bei weiteren Schürfversuchen, die Herr E. Kayser im Sep-
tember desselben Jahres im Fortstreichen der Schichten nach O.
5t\isfiihrcn liess, wurde der Goniatitenkalk nicht wieder ange-
trofteo, sondern der rothe Crinoidenkalk war beiderseits von
Schiefern begrenzt.
Wenngleich durch diese Schürfarbeiten die Lagerungsverhält-
i^isse und der Schichtenverband des Vorkommens immer noch
i:iicht völlig aufgeklärt sind, da ja Ober die Natur der angrenzenden
Schiefer nichts Sicheres ausgesagt werden kann, so sind doch
immerhin einige interessante Ergebnisse zu verzeichnen.
Zunächst ist die geringe Mächtigkeit des Kalkes bcmerkens-
xverth; Maurer^) schätzte ihn seiner Zeit nicht mächtiger wie 100
Bieter.
Dann ist vor Allem der petrographische und faunistische Un-
tierschied zwischen dem goniatitenreichen hellen Kalke und dem
x-othen Crinoidenkalke , in dem sich Goniatitcu anscheinend nur
spärlich (Aphyllites fidelis Barr., Anarcestes u. a.) finden, auf-
') Maubkr, Der Kalk bei Greifenstein N. Jahrb. f. Min., Beilage-Bd.I, H.1, S.91.
r ist bereite von ItilHntO t—uifct «wdeBj i
rair ErUirnng dendbrn die iiiiihiiiiliiw iITImAbIiii ivTlii
benuttiefat').
NdMD Oooiatitea (tot aUeai PSmmekr' Jn^lrri) f%aA eich
dem bdlen Kalk Spv^r mtä^mm Babe. (= Hjupü/tr Sxdb.^ u
L^ptaena Ummiatma BlSK. in grC— IBI Menge, M^rüta Hau
Babr^ ferner Pondmüm itpemäant Bowilb und sehr ii{>2rli
Trih^tea (firmteiia jpMnmi* Oqbda, Ariifatpi* p^ra DaH
AvefM ip.).
Der rotbe CriiuHdeiikalk, der hiehw fint wamiiämaJSA- v
den Tenchiedensten Sammlern «oigebeatet werden iet, hat ban
eine «ehr reiche F«ni« );e£elert: Katrb and HoUAmb*) dfti
von dort nahe an 60 Arten ao^ von denen Ober 40 asA am di
Kalk TOD Uneiüan in Btdunen (Fi BAMunnfi i. IV.) bekn
sind. Oleidiwohl gelang es dem Verfamar bä ier groeaelt Maa
des TOD ihm and Lehrer ScHWALai-Obagmuebadi veraHniM
Materials neoe wichtige , Dir die BendHin|;en von Greift
stein ZD Mnenian interessante and «ach Dir die BeartteOifng i
Horizontes eveDtaell in Betracht kommende Formen au&nfindi
Bisher waren z. B., obwohl der Greifensteiner Kalk ein Grinoid«
kalk ist, noch keine Crinoidenkclche daraus bekannt; Maübbi
beide Arteo toq dort sind mir auf Stielglieder gegrOndet.
fand sieb jetzt die auch für dcu Mueniaaer Kalk charakteristisc
Cystidee: Eucystites (Proteocystitex) ßacua Barr,*) in einer Rei
von Exemplaren. Sehr häufig sind in deu liegenden (?) Schicht
Capuliden, und zwar eine gekrümmte, grössere — etwa dem P<
tifcera« düjunctnm GiEBEL entsprechende — nnd etwas seltener el
gestreckte kleinere Form. Damit wird eine Bemerkung Fbbgh'c
I) Uadrer, a a.O. S. 91.
*) AntlerD Forschem scheint nar du rothc Geetan bekumt geweeea
Ecio, z. B. schreibt Frech in seioer Arbeit lüber die pklioEoiaehen Bildmii
von CsbriercBt (Zeitscbr. d. DeulEch. geol. Gee. 1867, S. 407}: >Bs ist «■!
schcinlich nur ein ZaUl, dftss in Böhmen, bei Greirenitun nad Citbiwres <
OoDi»tit«n fast durchweg in röthlichcni Gcgteio Torkomnien.«
>) a. a. 0. S. 256 f. f.
*] Nach der frenndl. Bestinunnng des Herrn Fror. Jabkkl.
^ FucH, Lethaea pelMozoica U, S. 203.
H. LoTz, Pentameras-Quarzit und Greifensteiner Kalk. 78
^Hbb sdie Capuliden bei Cabritlires uud Greifensteiu iu den Hinter-
grund treten«, hinfällig, soweit Greifenstein dabei in Betracht
kommt. In den hangenden (?) Schichten stellten sich dann vor Allem
gerippte Spiriferen — bisher dort unbekannt — ein, darunter
JD grösserer Zahl Spiriftr T/ietiJü Barr.^), der dem Spin/er ele-
gam Stein, sehr nahe steht uud Spirifer aculeatus Schnür in
einem Exemplar, das allerdings bei seinem mangelhaften Erhal-
tungszustand keine Papillcnskulptur zeigte. Damit zusammen
Wurde in zahlreichen Exemplaren eine Pentamei^tM-Ari aus der
Gruppe des mtUtiplicatua F. Koemer gefiindeu. Frech hebt bei
Schilderung der »Greifensteiner Facies« das »vollkommene Fehlen«
dieser beiden Typen ausdrücklich hervor^).
Diese wenigen Hinweise mögen genügen; die Bearbeitung des
gesammten Materials wird wohl noch mehr Neues bringen.
^ur auf eines möchte ich noch hinweisen. Obwohl ich
Mehrere Wochen auf das Sammeln von Versteinerungen im
^reifensteiner Kalk verwandt habe, gelang es mir nicht, irgend
^inen Rest der Gattung Dalmanites zu finden, von der nach Fr.
■Fhech's Angabe^) ein Kopfschild im Hallenser Museum vor-
'^^ndeu sein sollte. Abgesehen vom Dalmanitensandstein von
Kloinlinden bei Giessen, den E. Katser wegen einiger der
^2*^rin enthaltenen Versteinerungen an die untere Grenze des
^^itteldcvons stellen zu müssen glaubt, dessen Lagerungsverhält-
^^>Bsc aber noch gänzlich unaufgeklärt sind, kommen Dalmaniten
**^> deutschen Palaeozoicum sonst nur im tieferen Unterdevon vor,
^^Ud ein Dalmanitenrest müsste also dem Greifensteiner Kalk
^'^€n etwas alterthümlichen Anstrich verleihen. Herr Geh. Keg.-
"^^^th Professor Dr. von Fritsch war so liebenswürdig, mir das
^-^Ock auf meine Bitte zu übersenden. Ich lasse hier zwei ver-
schiedene Ansichten desselben folgen.
*) Aus dem Greifenstoinor Kalk des Sonnberges bei Günterod bekannt.
^^Tgl. aach Scupix, Spiriferen Deulschlands (Palaeont. Abb. y. Dames u. Kayskr
^- P.IV, 3) S. 98.
«) a. a. 0., S. 132.
^ Fkbch, üeber d. rbeinische Unterdcvoo und die StcUang des »HercjD«.
^tschr. d. DeatscL geol. Ges. 1889, S. 266.
74
D» bagUtenda BOaUe bmf ■Hiiiliiiiiii im A>(alle
Fnoa'a die Anftdirift: *Daimamlm (Oilnmintet) m. tp-lMiSrnmi
BUR. I, L 37, C 18<.
Tergkicbt nnn du TOrliigaide SMek >it dir tiw i^>-
nigeiwii Kgor Babbakdi*«, ao OUt M aoftlt aa^' dan as «adar
fv-t-
ISfrl
BE^ i^p
die dort BogedeDteteii gitMwn Wai^enstadidii, aoA du«
noch diB herrorquelleDden Augen dendbeD hat, äam et mtimm Et^
aohioifl aberhsu|)t kein Dalmanit sein kuuL Die gewfillite, fareito
GbbellA, die «bgerandeten Wangen, Iran die guse OeeUlt weiwB
den Kopfrest vielmehr zur Gattung Phaeop«, etwa in die Grappe des
I%./ecutuiu» Barr. Etwas ungewSlialich ist allerdings die starke
Ausbildung des vordersten Seiteufurcbenpaares, obne dass jedoch
eigentliche Seiteulappeu vorbanden sind. Ich halte dies aber fttr
eine mehr oder weniger uebeDESc bliche Erscheinung, die vom
Alter des Tbieres und vom Erhaltungszustand des betreffenden
Stückes abhängig sein dflrfte. Jedenfalls dQrfle das Vorkommen
von Dalmanitenrcsten im Greifensteiner Kalk zunächst noch nicht
bewiesen sein.
Es liegt nicht im Kabinen dieses Berichts, auf die speciellen
Beziehungen des aufgefundenen goniatitenreichen Kalkes zu andern
ähnlichen eiiiziigeheo. Vorher muss eine genaue pal&ontologiache
Bearbeitung der von mir getrennt gesammelten Faunen, nament-
lich aber der zahlreichen Goniatiteu, die bisher von dort sehr
spärlich in den Sammlungen vertreten sind, zugleich unter Herau-
ziehuug anderer etratigraphisch sicher festgelegter Goniatitenfaunen
stattfinden. Sie wird zeigen mflssen, ob beide Faunen, die des
hellen und des rotben Kalkes, ein zusanmiengeböriges tiao^
H. LoTZ, Pentamenis-Qaarzit und GreifensteiDer Kalk. 75
fc/ideo oder nicht. Die Aufschlüsse im Schürf scheinen fllr ein
Joeinanderübergehen ohne eine trennende Störungszone zu sprechen.
Bei der Behandlung dieser Frage wird man vor Allem die
Lagerungsverhältnisse andrer Vorkommen von Greifensteiner
Kalk berücksichtigen müssen.
Am Krummberg und Sonnberg bei Günterod sind bis jetzt
überhaupt noch keine Goniatiten in dem dort blaugeförbten
Greifensteiner Kalk gefunden worden^). Am erstgenannten
Berg bildet er eine Linse in demselben schmalen Band von
»Teotaculitenschiefer« , dem auch der klassische Fundpunkt
Rlr »Günteroder Kalk« — in 800 Meter Entfernung im
Streichen der Schichten gelegen — angehört; am Sounberg
liegt er im Tentaculitenschiefer dicht an dessen Grenze gegen
älteren Schalstein ^).
Weiter fand M. Koch ^) am Schwengskopf im Harz, zwischen
Ilsenburg und Wernigerode^ dass Goniatitenkalke mit PiiwcUes
Jugleri^ Anarcesies lateaeptaius u. s. w. von körnigen grauen, stellen-
weise rothen Crinoidenkalkeu mit der Greifensteiner Fauua (da-
runter Aphyllites ßdelis^ Mimocerm gracile) begleitet wurden. Die
stratigraphischen Verhältnisse sind hier noch nicht völlig sicher
klargelegt und aufgeschlossen, doch glaubt M. KoCH sie wie folgt
auffassen zu können. Vom Liegenden zum Hangenden folgen
sich: Wissenbacher Schiefer, Goniatitenkalk mit Pinaciten Jitgleri^
Anarcestes lateseptatus und darüber schliesslich Greifensteiner Kalk
mit der a. a. O. aufgeführten Fauna.
Von grösster Bedeutung für die Beurtheilung der stratigra-
phischen Stellung des Greifensteiuer Kalkes scheint mir eine Be-
obachtung A. Denckmanns zu sein, die bisher unbeachtet ge-
blieben ist. In seiner Arbeit »Zur Stratigraphie des Oberdevon im
Kellerwald und in einigen benachbarten Gebieten«*) beschreibt er
»das linsenförmige Auftreten von lichtgrauen bis gelblich- oder
') Vgl. die Liste bei Kaysrr und Holzapfel, a. a. 0. S. 256.
*) Beides nach den Aufnahmen E. Kayser's (B1. Oberschcld der geolo-
gischen Specialkarte 1:25000, das sich im Druck befindet).
3} Zeitschr. d. DeuUcli. geol. Ges. 1898, S. 25.
*) Dieses Jahrbach für 1894, S. U.
76 B. Um, Pwti
rStUidt-gnuitin Criiioideiikalken, du aa atoorStdle
Mkobtigkeit «iBchwilh, in den Eudälkea«. &
peth^raphiscbe IdentiUt dieser dinmdeokaBis Mit dam Grdfim-
•täner Kalk hin, dessen ptlftcmtologisdier Ae^BtT^eoz die voc^
baodene Fanoa nicht widerspridie.
Im Sommer 1900 iiat mm Herr Lehret' Schwalm, deaMaKJw
^ Sammlnäg der geolc^fischen LaadiwanstsH tiAea m> maoob»
wertliToUe Bereioh«niDg Terdmkt, auf Vetmnl— wag des Hena
DmrCKiuini abermals in diesen Kalken geaofaOrft and ^iniiiBiiiiilt
Das gnt erhaltene Material stammt ans einem irtlthlirtinn Kalk
nud stellt zwar keine so rnche Fanna dar, wie öe das aägfoiV
liebe Greifensteiaer Voricommen endiiH, aetgt ^ber dook die
diarakteristisdien Arten in solcher Ifenge, daas maa an der
paliontologiscben Uebereinstimmung mit dem Orafeutniier CM*
noidenkalk nicht mehr zweifeln kann. Bei «ner vorltafigcn
Dui-duidit dieses Materials, sowie de« ilteren, ftm A. DmcKUm
herrflhrenden fimden sich folgende Arten:
Proettt» crbitaiua Babr. sehr Kahlreioh.
> eremüa » häufig.
B äff. crasnmarffo A. Uobher.
planicauda Barr,
l^acops breciceps BaRR.
» fecundtts var. major Barr.
Bronteua (Thysanopeltü) «peciosua Corda.
Dronteus ap.
Gonialites sp. &p. (3 y^tmächst nicht weiter bestimmhai
Bruchstücke).
Ort/iocera« sp.
Capulu« sp.
SpiHfer indifferens BakR. ^ Hnguifer SST>B. häafig.
» B war. obesa BaRR.
Meriata /iaucta Barr. •
» secuns » J häufig.
» paaspf /» *
» ncalpi-uin F. RoEMER
und andre glatte Bracbiopoden in grosser ^ahl.
H. Lorz, Pentamerus-Quarait and Grcifensteiiier KaIü. 7?
Leptagoniu rhomboidalis Wahl.
Leptaena tenuUsima BaRR.
Tiaracrinue (Staurosoma) tetral'ih-a ii. sp. JakKel^).
Cladockotius sp.
Amplexus sp.
»teres Nachforschen wird aicherlicli uoch mehr gemeinsame
m Tilge fördern. Alle bereits geuaimten sind aber iu
(tein sowohl wie in Mnenian charakteristisch und häufig;
neu beschriebene Cystoidee hat eine entsprechende Ver-
in Maeuiau durch Tiaracrinus (Utauiosoma) rarus'RkjeR.^).
■rt Prof. Jaekel hntte die Liebenswürdigkeit, das Stück zu bestimmen nnd
ade kurze Artbeschreibung znr Verfügung zu stellen:
dar Theca ist nur die untere Hälfte mit der Basis und den für die
ebr charakteriitischeii 4 Porenrauten — übrigens grösstentheils als Stein-
trhkiten. Hiemach l.lsat sich zur Definiüoo der Art zunächst nor Fol-
igeben: Die Theca besteht aas einem vierseitigen Kegci, dessen untere
rek die Basis ängeuommcD winl. Die letztere ist klein nnd l&sst die
jsetznng ans vier Stücken kaum noch nahniehmen. Der kegelfCrmige
Thoca ist scharf vierseitig, seine Seiten nahezu oben. Die die letz-
(•tEenden Baul«n eothalton nur (i Faltenporen, deren Mundungen nach
ch abgebrochene Höcker auf dem Steinkern deutlich hcirortretcn. Aaf
slen Mittcllinia der Rauten tritt die Plattongrcnze als erhabene Linie
ems zwischen den beiderseili|{en Kauten hü Iften, auf jeder Platte an den
es Kegels eine flache Leiste hervar. Die Oberseite der Theca über den
aien Seitenflächen war eingesenkt, ist aber zu näheren Feststellungen
genug erhalten. Die Grüsse der TOrlie^cnden Theca betr.lgt m der Dicke
) Höhe dürfte etwa 10 mm betragen liaben. Von den bisher bekannton
L Jakkül, Stammesgeichichte der Pclmatozoon, Bd. 1, S. 345) nnter-
tich die vorliegende darch die geringe Zahl der Porenfaltcn in den
otz stattlicherer Grüase, und die fast ebene Form der Rauten n Sehen.'
Tiarnntnui tvdraeilra n. sp. Jabkei..
:1. die durch Kavsrk a. Holzapj'ei, a. a. 0. S. äCS> gegebene Fossilliste
ifiii, sowie Jakkbi., Stamme^eschichte der Pelmatozoen, Bd. I, S. 34&,
78 H. LoTz, PenUmerus-Q'iarxit and Groifenstoiner Kalk.
Aus dem Mitteldevon ist sonst noch Tiaracrinus quadrifroM
ScHULTZE aus der Eifel bekannt geworden.
Der Crinoidenkalk mit der oben genannten Fauna tritt nun,
wie bereits erwähnt, als Linse in den »Ensekalken« A. Dekck-
mann's auf und zwar nahe ihrer oberen Grenze. Diese selbst
lagern über den Orthoceras- (Wissenbacher) Schiefern. . Im grossen
Ganzen dürften die Ensekalke dem Günteroder Kalk E. Katser^s
entsprechen, jedoch wird man einstweilen an dem Namen »Ense-
kalk« festhalten müssen, so lange das Alters verhältniss des »Ballers-
bacher Kalkes«, der dem Greifensteiner ungefilhr gleichaltrig sein
soll, zum Günteroder Kalk noch nicht sicher festgelegt worden
ist. Das Crinoidenkalkvorkommen der Ense liegt jedenfalls nicht
an der unteren Grenze des Mitteldevon, da ja die Wissenbacher
Schiefer unter dem Ensekalk ebenfalls noch zum Mitteldevon ge-
hören, sondern es grenzt bereits an den »Odershäuser Kalk<:,
den Denckmann sowohl, wie Holzapfel und Katsbr schon in
das obere Mitteldevon, an die Unterkantc des Stringocephalen-
kalkes setzen.
Burhenne ^) erwähnt noch das Vorkommen von Crinoiden-
kalken, >anscheinend Greifensteiner«, in den Tentaculitenschiefern ^
von Tiefenb.ich bei Leun a. d. Lahn, ohne jedoch Näheres darüber 'i*
mitzutheilen.
Auf den üreifensteiner Kalk von Mnenian und Cabrieres-), -r«
aus dem Altai •^) und von anderen Orten hier näher einzugehen, ^ *
erübrigt sich für mich aus leicht hegreiflichen Gründen.
Nach dieser, wenn auch nur kurzen Uebersicht scheint mir ^m v
die Behauptung Frech's*), dass die Zweifel über die Stellung der ^m: v
Greifensteiuer Kalke beseitigt seien«, entschieden verfrüht. Im -mt ji
Gegentheil, die Lösung der Frage steht noch dahin; sie wird er
Schwert durch den Umstand, dass die älteren Goniatiten einer-^*rr
gründlichen, zusammenfassenden Durcharbeitung, die in gleicher ^w
^) Blhhesne, Fauna di*r Tontaculitenscliiefer im Lahngebiet. Abhdlg. d —
geol. J.andesaTist., N. Folge, H. 21), S. 7.
'-*) Frech, Letliaoa palaeozoica II, S. 197.
^) ebendort S. 1S7.
*) ob<»ndort S. 202.
U. LoTz, Pentameras-Quarzit und Greifensteiner Kalk. 79
Weise stratigraphischen und paläontologischen Gesiclitspuukten
EiechnuDg trägt, noch ermangelD, was zum grössteu Theil daran
liegt, dass gutes Material aus sicher festgelegten Horizonten selten
ist. Auch muss man berücksichtigen, dass das, was man als
»»Greifensteiner Kalk« schlechthin bezeichnet, nicht unbedingt
gleichaltrig zu sein braucht, sondern vielleicht nur derselben Fa-
zies angehört. Ich wies bereits auf die Verchiedenartigkeit in
jer Goniatiteuführung der einzelnen Greifensteiner Kalkvor-
kommeu und besonders auf die des namengebenden Vorkommens
äelbst hin. Ehe nicht die Goniatiten desselben einer erneuten
Revision unterzogen worden sind, kann man kein endgiltiges Ur-
theil fällen, wohl aber darf man sagen, dass nachdem Crinoideu-
kalke vom Typus des echten Greifensteiner hoch oben im unteren
Mitteldevon nachgewiesen worden sind, das mitteldevonische Alter
des rothen Crinoidenkalkes von Greifenstein fester als zuvor be-
gründet erscheint. Sollte es sich nach der Verarbeitung des neuen
Materials herausstellen, dass er (und ebenso der rothe Kalk von
Mnenian) von Kayser und Holzapfel mit Recht an die Basis
des Mitteldevon gestellt worden ist, so wird man in Zukunft mit
der Verwendung des Namens »Greifensteiner Kalk« als Ilorizont-
bezeichnung vorsichtiger sein mQssen; derartige Bildungen hätten
sich dann zur Zeit des unteren Mitteldevon mehrfach wiederholt.
Hierauf könnten auch die Beobachtungen Katzer's^), E. Kayser's
und Holzapfbl's ^) hindeuten, wonach Mnenianer Kalk und
Knollenkalke des 6^ nirgends in deutlicher Ueberlagerung zu
beobachten sein sollen, sich vielmehr zu vertreten scheinen, auch
»nicht selten in Mitten typischer G^-Kalke röthliche, dem Mne-
nianer Gestein sehr ähnliche Kalke auftreten« ^).
Andrerseits könnte uns der Erfahrungssatz, dass gewisse Ge-
steinsausbildungen in unserem Paläozoicum auf weite Er-
streckunsren hin aushalten und sich als äusserst werthvoll
für die Stratigraphie erweisen, veranlassen, allen den er-
') Katzer, Geologie von Böhmen S. 1026.
^ Kayser und Holzapfel, a. a. 0. S. 27G.
'0 Kaysbb und Holzapfel, a. a. 0. S. 270.
so H. LoTz, PeDtamcros-Qoanit and GreifcnsteiDer Kalk,
wihnteu Vorkommen Greifensteiner Kalkes dieselbe St(
zuzuweisen, wie sie das des Ensebergs nach den An)
A. Dekckmanv^s einnimmt Dann wikrde so manches in
Kalken des oberen Mitteldevon auftretende Faunenelement,
bisher als ^Superstit« etwas auffallig war und seine nac
Verwandten im Greifensteiner Kalk hatte, eine ganz natö
Erklärung finden. Ich bin jedoch weit davon entfernt. <
Crinoidenkalk ohne Weiteres denselben stratigraphischen A
beizulegen, wie einem echten Goniatitenkalk.
Berlin, den 31. März 1901.
lieber Wallberge auf Blatt Nangard.
Von Herrn M. Schmidt in Berlin.
Die von Herrn Dr. WünSTORF und mir im vergangenen
Sommer auf Blatt Naugard ausgeführten Aufnahmen gaben Ge-
legenheit zum näheren Studium einer Anzahl von wallartigen
Hügeln, die mir durch ihr unvermitteltes Auftreten in der
Landschaft schon bei der Betrachtung des topographischen Bildes
^<*s Messtischblattes aufgefallen waren.
Diese Wallberge^) steigen mit steilen Böschungen bis etwa
^O Meter Höhe auf, sind oben oft nur weuige Meter breit und
^ ^reichen nur selten die Länge von 1 Kilometer; doch treten sie
*^^hrfach zu längeren Zögen von mehreren Kilometern Länge zu-
^5^mmen. Die im einzelnen in ihrer Richtung sehr wechselnden
^\'^älle folgen in den Zögen stark geschlängelten, auch sich gabeln-
^*^n Linien, die mit ähnlichen Vorkommnissen auf einigen Nachbar-
*^lätteru ein grösseres System von etwa nordsödlicher Haupt-
Dichtung zu bilden seheinen. (Siehe das Uebersichtskärtchen auf
5^. 83).
Fast ausnahmslos sind die Wallberge flachen, zum Theil
^ogar vertieften Abschnitten des Geländes aufgesetzt. Besondere,
"^on Alluvium erfüllte, schmale Depressionen begleiten sie oft auf
^iuer oder auch auf beiden Seiten.
') Die BezeichDQDg ist rein morphologisch yerstanden, ohne Beziehung znm
Begriff der Asar.
Jahrbach 1900 Q
lieber ihr Verhalten gegenöber den eoastigea charakteristischen
Oltederu dieser Diluviallaudgchaft sei bemerkt, dass s!e Kur Ijfiug^-
ricfatuDg der hier so verbreiteten DnimlinbildungeD '), sowie dor
mehrfach vorhandenen Schuielzwasserriünen im Grossen undGan/eii
parallel verlaufen, dagegen auf die fast ostwestliche Ri(.-htuiig der
grossen Eisraodth&ler, vor allem des auf Blatt Zickerke sehr
scharf begrenzten hinterpommerschen Urstromthales^}, und den
ihnen entsprechenden Verlauf der spärlicbeu Eudmoränenbildungen
der Gegend von Gülzow und Pribbernow^ etwa rechtwinklich
aufstosaen. Die Wallberge liegen also in der Richtung deg
Eisfitromes und könnten biemacb zunächst wohl den Glauben
erwecken, dase wir Asar in ihnen zu sehen b&tten.
Die u&here Untersuchung der Wfille hat indessen fär eine
solche Deutung derselben keine Anhaltspunkte ergeben. In keinem
der zahlreichen und zum Theü sehr instructiven AufschlfUse auf
Blatt Naugard hat sich der Bau typischer Asar, so vfie deren
zeitweilig etwas scbwankpnder Begriff jetjit in der deutschen
Glaciallitteratur gemeinhin verstanden wird, feststellen lassen, d. )i.
eine in der Hauptsache horizontale Auischichtung ÜuvioglacialeqB
Materials auf der Grundmoräne, oder allenfalls in einer Rinne ihreH
OberBäche. ^
Dagegen zeigten verschiedene gute Aufschlüsse, vor Allem
die grosse Sand- und Grandgrube dicht bei NMigard, auf der
flachen Plateaninsel des »Werder«, eine in ihrer Symmetrie wohl-
erhaltene Aufpressung unteren Diluviums, die so tief greift,
dass auch die Untere Grundtnoräne^) mit erfasst wurde and wie
') K. Ekilhaoe. Die DmmliiilaQcUchsrt io Norddentadiluid, DieMi Jüv-
bnch für 1897, S. 163—188.
*) K, Ebiuiack. Die Stülstandslageii des letzten Inluid^BW und di« hjdro-
graphische Entwickelnng des pommerscheii Eüstengebietaa. Dieses Jaluboek
för 1898, S. 114, Tt Vm.
») K. EULHAOK 1. c. S. 117.
*) Die Znwsisiug dieses tteferen, immer durch mindesteiis änige Hettr
mftchtige, geschichtet« Flaviogluiialbildiuigea von dar Oberen Gmndmorine gs-
trennten Geschiebemergels xnm Unteren Dilaviiun erfolgte zonSchst sos practisehm
Gründen, nie es in allen fthnlichen, infolge mangelnder Ansbildong denüicher
IntergUcialbildiingea nicht n&her xn beweisenden Pillen in der norddentscheo
tlschisodskartirung zu geschehen pflegt. Für die in vorliegendem Anfsati b«-
IL Schmidt, Heber Wallberge anf Blatt Naogard.
88
W§Hbirj§
tndmorsnen
1*200000,
Drumlins.
■iOKm.
6*
u
M. SoBMv IMmt WiMIml
ein Biff oder eiii Gang wdMnii den Kmoi des gumm'WiSkm
bildet (mhe Profil I> Die Ä» der AttArtMorngMi i|td|A«
in der Btditong der WiUe. Die nnteneldhettden fräKUkitamm
laeaeo eine eingehende Beeohreibnng der einsdnen AnfipriUBMe
fiberflOseig ereoheinen* Sie seigen andi, wie dnige Aiifbddtteee
dnrch das Versteoktbleiben des Randes der (Mmubd OmndmiiriUie
unter dem der Flanke des Walles angelagerteB Oberoi Sande
ProfiUkissen der WsUbergc
I.
li.
III.
weniger deutlich sind (Profil II, linke Seite), bei anderen die
Aufpressuug nur den Unteren Sand ergriffen hat. Die Obere
Grundmoräne, die auch stärker aufgepresste Wälle hie und da
ein Stück überkleidet, bildet bei den schwächeren unter Umständen
eine ziemlich mächtige Decke (Profil 111). Auf Wallbildungen
dieser letzteren Art und ihre tektonische Natur habe ich vor
Jahren^) bei der Besprechung der geologischen Verhältnisse auf
dem nördlich anstossenden Blatt Zickerke hingewiesen. Von
ihnen ist nur ein Schritt zu den von K. Keilhack von dem
handelten mehr tektonischen Fragen ist die Zuweisung der die Obere Grand-
moränen schiebt unterlagernden Diluvialschichten zum Unteren Diluvium an sieb
fast ohne Bedeutung.
») Dieses Jahrbuch für 1898, S. CGI.
M. Schmidt, üeber Wallbergo auf Blatt Naagard. 85
Nordwestlich von Blatt Naugard gelegenen Blatt Moratz be-
^hriebenen^) Wallbildungen au8 Oberer Grundmoräne, die ich
in dem Uebersichtskärtchen mit verzeichnet habe. Auch in ihnen
ist übrigens in einem Falle ein Kern von Unterem Sande be-
obachtet.
Es ist nun nicht unwahrscheinlich, dass die vor dem end-
göltigen Abschmelzen im Eise noch vorhandene »Innen moräne«,
die in seinen untersten Regionen streifig vertheilten Schuttmassen ^),
die bis zum Abschmelzen noch suspendirt geblieben waren, in
dieser Gegend, wo die Obere Gnindmoräne im Durchschnitt
überhaupt nur wenige Meter mächtig ist^ einem nicht unwesent-
lichen Bruchtheil derselben entspricht. Danach könnte man zu
der Annahme kommen, die fraglichen Gebilde seien Asar, die
durch Aufpressung erhöht und zuletzt durch Sedimentation der
Innenmoräne mit einem Mantel aus typischer Grundmoräne an
vielen Stellen bekleidet wurden. Aus welchen Gründen stellten
dann aber die subglacialen Bodenströme, in deren Wegen die
Aufschüttung und Aufpressung dieser Asar stattfand, gerade in
der letzten Periode der Abschmelzung ihre Thätigkeit ein? Denn,
wenn sie bis zuletzt lebendig waren, hätten sie successive das in
ihren Bereich gelangende Material der Innenmoräne mit verarbeitet
und die Ablagerung typischer Grundmoräne nicht geduldet.
Femer musste aber auch eine, an sich wohl denkbare, Asbildung
in älteren Stadien der letzten Vereisung mit den tieferen Schichten
der Oberen Grundmoräne in gewisser Lagerungsbeziehung stehen,
sodass Spuren einer Auflagerung auf eventuelle ältere, oder
wenigstens einer Verzahnung oder sonstigen Verknüpfung mit
den ihr gleichaltrigen Lagen derselben nachzuweisen sein müssten.
Doch ist von alledem nichts angetroffen. Vielmehr grenzt der
Sandkem scharf und ohne Uebergangsbildungen an die ange-
lagerte oder den Wall überkleidende Decke von Grundmoräne,
wie bei normaler Ueberlagerung, nur mit dem Unterschiede, dass
die Begrenznngsfläche durch die Aufpressung aufgebogen erscheint;
1) Dieses Jahrbnch f&r 1898, S. CXCY.
^ Siehe E. v. Drtqalski. Grönland-ExpeditioD der Gesellschaft für Erd-
kunde, 1897, I, S. 105, Tf. 27 and 28 and S. 530-31.
M. SoHHort, UeUer WiillbarKe auf Blatt Nungurd.
uud die G rund moräneu decke selbst, die an tiianchen Stclleu i-ei-hl
mftcbtig wird, macht ganz den Eindruck einer continuirlichei
Fortsetzung der ganzen Grundmoräue, die rechts und lioka ii
ungestörter Lagerung vorhanden ist. Was schliesslich die Tie'i
der Ausbildung der Wallberge betriÖl, so werden wir weitei
unten uoeh einmal auf die Gründe zurflokkouimen, die (tborhaup
dagegen sprechen, dass sie eher als in der letzteu Abschmelzperii>dt
des Inlandeises entstanden sind.
Wir haben es also in den Wallbergeu von Blatt Naugan
mit reinen Aufpressungen zu tbuu, die ohne nachweisbare vor
berige Asanlage sich empurwölhten. Sie entfallen also nach Allem
was über sie bis jetzt bekannt ist, unter den Begriff der Durch
ragungen, und zwar zeigen sie mehrfach einen in seiner sym
metrischen Antiklinale wohlerhalteneu und durch die sonst oicbi
hänSge Betheiligung Unterer Grundmoräne besonders reicbci
Typus derselben.
Solche Durchragungen mit riffartigem Kern von Geschiebe'
mergel beschrieb z. Ii, G. Berendt') von der Mühle bei Dauer
balbwegs zwischen Pasewalk uud Prenzlari, und zwar als Asar
Auch in den von E. GBinitz^ beschriebenen »Wallbergen«
Mecklenburgs, die er ebenfalls sämmtlicb als Asar der letzten
Eiszeit erklärt, finden sich mehrfach analoge Erschein ungen.
Ferner sind sie von H. Sohrödbr^) zwischen Prenzlau und
BrOseow und von L. Bbdshausbh Östlich der Randow beobachtet
In diesem klassischen Gebiete der Durchragnngeu ist auch die
hier so verbreitete Begleitung der Wälle durch von Alluvium er
fUllte Senken keine Seltenheit. Auch fQr den geschlängelten
Verlauf der Wallbergreihen, sowie die auffallenden Gabelbildungen
bietet jene Gegend, wie aus den genannten Arbeiten ku ersehen
ist, Analoga. Eine andere, dort zuerst durch L. BbdshadSen*)
betonte Eigenschaft der Durchragungen, dass sie gern von Oberem
■} Zeitschr. d. Deatsch. geol. GenelUch. Bd. 40, 1883 S. 485.
*) XTV. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. ArahW des VermoB der Freunde
der Naturgeschichte in Mecklenburg, 47. Jahr, 1895, S. 1—34.
>) Zeitschr. d. Dentech. geol. GeseUach. Bd. 46, 1894, 8. 295.
*) Diese« Jahrbuch für 1890, S. LXXXVIL
IL Schmidt, üeber Wallberge aaf Blatt Naagard. 87
Sande an ihrem Fusse umlagert sind, lässt sich wiederum auf
filatt Naugard ebenfalls an mehreren Stellen beobachten.
Und doch möchte ich die Wallgebilde nicht den Durch-
rsgungen im Sinne Wahnsohaffe's ^), den marginalen Stau-
morinenbildungen zurechnen^). Bei diesen ist ein Anschmiegen
so die Richtung des Eisstromes, die sich bei BrQssow und Prenzlau
ganz gut aus dem Verlauf der zahlreichen Schmelzwasserrinnen
erkeDDcn lässt^, der Art ihrer Entstehung nach die Ausnahme,
weil dieser Fall nicht in den Bögen der Moräne, sondern nur in
den Gabelstücken derselben, zwischen den einzelnen Eiszungen,
in einiger Ausdehnung vorkommen kann. Hier dagegen fbgt
sich das ganze System, soweit es sich bisher einigermaassen Ober-
^hen l&sst, mit einigen launenhaften Abschweifungen äsartig der
durch Schmelzwasserrinnen und vor Allem durch die Drumlins
wohl bezeichneten Eisstromrichtung ein, während es zu dem Zuge
der Moränen und grossen Eisrandthäler, wie oben erwähnt, etwa
rechtwinklich verläuft.
Dass die auf dem Uebersichtskärtchen (S. 83) dargestellten
Wallstücke sich durch Funde in weiterer Nachbarschaft zu einem
wichen System von Staumoränenbögen, wie es etwa die Brüssower
hegend zeigt, einmal werden ergänzen lassen, ist mit Rücksicht
^uf Folgendes nicht eben wahrscheinlich. Ein solches System
^rde jedenfalls ausserordentlich stark und tief geschwungene
B^n besitzen, also an einem ausserordentlich zerschnittenen
^isrande entstanden sein müssen, während wir fQr diesen Eis-
^d, wenigstens in der Zeit des Abschmelzens, nach der Richtung
^«f von K. Kbilhack*) beschriebenen Eisrandthäler und dem
^ndmoränenstück von Gülzow-Pribbernow^) ganz andere, viel
^) Zeitschr. d. Deatsch. geol. Gesellsch. Bd. 34, 1882, S. 598.
^ Die von B. Gehotz neuerdings (Grundzüge der Oberfl&chengestaltang
Hecklenbargs; Archiv des Vereios der Freunde der Naturgeschichte in Mecklon-
borg, 53. Jahr, 1899, S. 126) gegebene Erklärung des Begriffes »Durchragungen«
entspricht nicht Wahnschakfe's allgemein angenommener Deutung derselben
^ H. ScHBÖDBB. Endmoränen in der nördlichen Uckermark und Vor-
pommern. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch. Bd. 46, 1894, S. 294.
*) Dieses Jahrbuch für 1898, S. 13'? ff.
5) 1, c. S.117,
IL ScawiDT, UAet VfaliUrgt »a( B1>U Nao^ud.
rahigere Liuieu Torau^setzeu utiUtieu. Und ia der Ab&irfaiuelz'ei'^'
den lulandeUes könoen ilie Wallberge erst eutstaodeu ti«iii, Hi ^i
wie oben betont, »ncli Di2cbti»e Obere Gruaduiütäue bi« utii) da^K-
mit aufgow&lbt erschoiut, die docb beim Voirfli-keu des EU«-^
uoch gar Dicht uud erst gegea deo Sdiluss der Verei^uugtperiodc^
in dieser MSchtif^keit da sein konnte. Femer ksnii ich aus dpr~
Scliarfkantigkeil vieler WalUtfiL'ke uod der Unverd rückt heit ihrr^
iooereu Baues wohl, wie e« ebeus4> II. Scuri'iukr') fbr die Uurv-b— h
rKgoD^en der Uckermark getbau bat, darauf »chliessen, da^^ äi^^|
nicht wesentlich unter dae KU gekommen sind, also uur bfimä^B
Koduuge desselben in der Raudregioo dea Kises e»l«tAudeii.
Weuu mau nun da« gegenseitige Verbiltuisä von WnllbrrgeL»
und Druiulius betrachtet, muse es auffalleu, dasa div erstvreuM
aueh da, wo sie mit den Urumlios nicht g»ax parallel verlaufen.^
doch mit ihnen sich nirgends etörend durehkreuxeo. Vielmeh '^e~
tbeilen »ich beide Typen der Diluviutl.tndschaft friedlich in der««^::»
Besitz, indem die Drumlius mehr die W'ölbiingen des i*Uteau^K~^
die Wallberge dagegen die flachen Stellen, mit Vorliebe ani_'b dm. ^f~
Tbalsenkungen oder deren Runder einuehmeu, zum Thetl ()ire*_s4
in den späteren Sehmelzw.itjserrinnen entlang ziehen. Au i m i i
Stellen des bisher aufgenommeneu Gebietes verwaeb&eu WhK 1—
und Dmmlinbildung mit ganz allmählicbeni Uebergaug zu eige^EM —
artigen Zwittergebilden. Aus diesem ganzen VerhSltoiss (L^E~e
Zusammen auftrete na der Wälle und Dnimlins dOrtle hervorgehe»»,
dass sie gleiehzeitii^e Bildimgeu sind, beide uUo in der Raik «i:!-
zone des schmelzenden lalaodeises nebeneinander entstuiden.
Ehe ich auf die mögliche Art dieser Entstehung niher ein-
gehe, fähre ich, ohne die Litteratur erschöpfend ziiBamroenstellei
zu wollen, einige Aeusserungen über das Zustandekommen älin-
liclier VerhftltniBse an, die iOr den vorliegenden Fall Interesse
haben könnten. Nicht in Betracht zu kommen scheint mir Ar
denselben die ältere HoLfT'sche Ansicht, die z. B. G-. BsitB)n>T
bezfiglich der oben (S. 86) angefahrten Widlberge von Dauer ver-
trat'), von durcbragenden Äs-Bilduugen der vorletzten Vereisung,
<) Zeitsohr. d. Deutach. geol. Gea. Bd. 46, 18»4, ä 297.
«) L c S. 486.
M. ScHMim*, Ueber Wallborgc auf Blatt Naagard. 89
die von den Producten der letzten nur unvollkommen überkleidet
wurden. Sie erscheint mir deshalb hier nicht empfehlenswerth,
weil der wohlerhaltene, tiefgreifende Anticlinalbau der Naugarder
Wälle, auch der ganz schief verlaufenden Stücke, ferner die
deutlich mit aufgesattelte Obere Grund moräne sich nicht gut mit
ihr in Einklang bringen lassen.
Dagegen giebt E. Geinitz in seiner oben (S. 86) citirten
Arbeit über die mecklenburgischen Wallberge ausdrücklich die
Möglichkeit durchragungsartiger Aufpressungen des Untergrundes
unter Spalten und Bodenströmen durch den Eisdruck zu (S. 82) ^).
Ferner möchte ich hinweisen auf eine Aeusserung v. Dry-
Galski's^ der in einer Sitzung der Deutschen geologischen Gesell-
schaft vor einigen Jahren die Entstehung der Asar durch Faltung
des Grundes unter der Randzone des Eises erklärte. Dann wies
an derselben Stelle bei der Discussion über Russel's Beobachtungen
am Malaspina-Gletscher ^) P. KrüsCH*) darauf hin, dass in den
Kanälen der subglacialen Eisbäche, um die es sich dort handelte,
eine weit geringere Belastung des Untergrundes vorhanden sei,
als in der vom Eise gedrückten beiderseitigen Nachbarschaft, also
leicht an solchen Stellen einmal eine Aufpressung des Unter-
grundes eintreten könne.
Endlich ist von Bedeutung für die Beurtheilung der vor-
legenden Verhältnisse eine Arbeit von R. Klebs über dilu-
viale Wälle in der Umgegend von Nechlin bei Prenzlau vom
Mre 1896^). Klebs erklärt darin diese Wälle filr äsähnlich
radial gerichtete Aufpressungserscheinungen des Untergrundes,
^le in mächtigen Randspalten der Eismasse entstanden seien. (Ich
"arf nicht verschweigen, dass die fraglichen Bildungen von anderen
gewöhnliche Durchragungen erklärt werden.)
Ich selbst habe mich in einem Bericht über Aufnahmen auf
0 S. aach 6. Beberdt in Zeitschr. d. Deatsch. geol. Ges. Bd. 46, 1894,
8.307.
*) Zeitschr. d. Deatsch. geol. Ges. Bd. 50, 1898, S. 9.
3) Xm. Ann. Report of the United States Geological Survey, 1891—02,
S. 81 nnd 82.
*) Zeitschr. d. Deutech. geol. Ges. Bd. 51, 1899, S. 24.
*) Dieses Jahrbach für 1896, S. 231-249.
90 M.**ScHMiDT, Ueber Wallberge auf Blatt Naugard.
Blatt Zickerke^) Ober die kurzen, mir damals aliein bekannte
Wallstücke auf diesem Blatte (siehe Uebersichtskarte S. 83) dabi
geäussert, dass sie mir in radialen, gegen den Eisrand gerichteten:
»Spalten« durch Aufpressung in Folge localcr Druckentlastun
entstanden zu sein schienen.
Diese Anschauung scheint mir, mit einer gewissen Modification^
auch auf das ganze seither bekannt gewordene System der Wall —
berge zu passen. Man wird nämlich, wenn die Annahme radiale
Stellung der Wälle zum Eisrande, die ich nach dem oben er
örterten empfehlen muss, sich durch die weiteren Aufnahme
bestätigt, zu ihrer Erklärung jedenfalls zu den Tunnels der sub
glacialen Bodenströme im Sinne Strandmark's 2), den vielleich
auch mit Spaltenbildungen des Eisrandes ursprünglich zusammen
hängenden Schmelzwasserkanälen seine Zuflucht nehmen müssen^
Vorhanden sind sie vermuthlich vielfach am Eisrande gewesen^
Dass sie aus besonderen Gründen, die aber vielleicht niemals auf-
geklärt werden^ in Norddeutschland sehr selten der BildungsheerA
echter Asar geworden sind, ist bekannt, und wir haben oben (S. 85^
erörtert, dass sie auch in unserem Falle nicht der Sehauplati^
einer die Entstehung der Wälle vorbereitenden Asbildung gewesen-
sind. Sie können aber, den oben mitgetheilten Aeusserungen in*.
Allgemeinen entsprechend, bei besonders vermehrtem Eisdruclc-
sehr wohl als loca minoris rosistentiae Gelegenheit zur AnfpressuniC"
des nassen, plastischen Untergrundes gegeben haben.
Besonders vermehrt war der Eisdruck aber jedenfalls aiB.
Stellen, wo sich der Eisstrom, wie hier, gegen eine an steigend €3?
Fläche stauen nuisste-^). Wir werden vor Allem an solcheii.
Stellen auch in späten Stadien der Abschmelzung noch mit ver-
gleichsweise grosser Mächtigkeit des Eises zu rechnen haben ^).
') Dieses Jahrhiicli für 1899, S. CGI.
'^) Siehe die Zusammenstellung bei F. Wahsschaffk, Die Ursachen der
Obtjrflficheugestaltung des Norddeutsclu-n Flachlandes 2. Autl. 1901, S. IT'J.
''^) Vergl. hierzu: d. Futii. Die Drumlins-Landschaft mit specieller Berück-
sichtigung de> al])inen Vorlandes. Ber. iihvr d. Thatigk. d. St. Gallischen Natarf.
Gt.'St'Usch. 1894 95, S. 394. — K. Kkilhack, Die Drumlinlandßchaft in Nord-
d«Hitschland. Die^ses Jahrbuch für 1896, S. 109.
*) Siehe K Klkbs, 1. c. S. 245.
IL Schmidt, üeber Wallbergo aaf Blatt Naagard. 91
de Einwirkung dieser Eisstauung auf den Ünterj]^rund muss,
tiacb dem heute vorliegenden Product derselben zu urtheilen, eine
verschiedenartige gewesen sein. An ninnclien Stellen des Plateaus
fiiQssen besonders günstige Bedingungen zur Entstehung der
Druinliu-Facies der Grundmoräne vorhanden gewesen seini). An
anderen Stellen, den flachen und eingesenkten Abschnitten der
Bodenfläche, liefen die Schmelzwasser als subglaciale Bodenströme
entlang. Hier quoll in günstigen Momenten gesteigerten Druckes,
also vor Allem wohl gelegentlich positiver Oscillations-
beweguugen des Eisrandes, der bis zu grosser Tiefe nasse Unter-
grund zu den Wällen auf, die dann bald vom Eise freigelassen
wurden und so zum Theil in schönster Erhaltung auf uns kommen
konnten.
Die vielfach die W alle begleitenden Alluvialriunen möchte
ich nach H. Schröder's Vorgang 2) damit erklären, dass eine
positive Faltung so plastischen Materiales leicht von zwei schwachen
negativen begleitet wird. Doch ist natürlich der Fall nicht aus-
geschlossen, dass der Bodenstrom auch erodirend an ihrer Ent-
stehung mitthätig war, oder wenigstens, wie ich oben in anderem
Zusammenhange berührte, eine normale Sedimentation der noch
vorhandenen Innenmoräne durch seine strömende Kraft auch in
seiner nächsten Nachbarschaft verhinderte.
Diejenigen Wallstücke, deren Grundmoränendecke sehr spärlich
') Auch za unserer KenntDiss vom inneren Bau der Dramlins dieser
Gegend, über den bbher nur spärliche Beobachtungen vorliegen, haben die
Aafoahmearbeiten des vergangenen Sommers einige Beiträge ergeben.
Es ist nach den Bohmngen sowie den Abschnittsprofilen an den Erosions-
rändem der OW.-Tbäler wahrscheinlich, dass der Gleichmässigkeit der äusseren
Modellirang der Dramlins deren innerer Aufbau nicht ganz entspricht. An
einigen Stellen zeigt nämlich die ihre Mächtigkeit nicht nennenswerth ändernde
Grundmoränendecke eine gewisse, etwa der Tagesoberfläche folgende Aufwölbunpf.
Hänfigcr wurde dagegen eine Verjüngung dieser Decke an den Gehängen der
Drnmiins beobachtet; an einer Stelle wurde sogar dnrch Bohrungen festgestellt,
dass die Grundmoräne, allerdings unter verhüllender Thalsanddeckc, über dem
sie unterlagemden Unteren Diluvium sich gänzlich auskeilt. Diese Beobachtungen
scheinen mir indessen noch weiterer Ergänzungen zu bedürfen, ehe sie zu einer
genügend begründeten Siellongnahme in der Gontroverse über die Entstehung
der Dmmlins berechtigen können.
^ Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 46, 1894, S. 300.
-, tTi<bur Wullliarga iwf Blult Nhij),iu'<1.
entwickelt ist, sodius oiaucht' AtitscblAsHc our deu geetört
ttuturdilitvialBD Kern erkcntieu lassen, sind oft auch reioh
arobeia Matcm) uuti Blöcken. Es ISöst eich daher denk«
dags die erodireuüe StrÖuiuug de» ScbninlxwasBerbackee das il
sein Bett verciigende Iliaderuisä noch eine Zeit lang zu beitrbeil
Gelegenheit hatte. Er zerstörte dabei die ohereu Schichten (
Walles und nabm ihr Material bis aiiT die gröbsten Bestandth«
in seiner StrOmiiug mit hinweg. Mit Rfluksielit darniif iniiss n
erwarten, dass Prodiicte dieser ZerstÖninirsarbeit sich auch b
und da in den Kanälen selbst einmal wieder ablagerten. M
könnte also im Verlauf der Wälle auch einmal echter As-Bildai
begegnen, nicht einer dem Aufquellen der Wälle mehr Oi
minder lange vorausgehenden (s. oben S. 85j, sondern einer yi
wiegend iiacli ihnen und anf ihre Kosteu entstandenen, i
freilich nicht immer leicht von den tektonisch entstandenen Tbeil
der Wälle zu scheiden sein wird.
Wenn nun die weiteren Untersuchungen solcher viellei«
auch au anderen Stellen dieser Drumlin-Laudschaft vorhandeB
Wallherge meine Annahme ihrer radialen, siibglacialen Entstcbu
bestätigen, so mQssen sie den marginalen Durcbragungaformi
den Staumoränen, als eine zweite Gruppe tod Durchraguof
ersuheinuugen gegenübergestellt werden, die in den Besonderheil
ihrer Entstehung und ihrem äusseren Habitus viel Beziehung
zu den Äsar erkennen lassen und Wohl passend mit dem Nun
Stauäear belegt werden können.
lieber Endmoränen in Westprenssen nnd
angrenzenden Gebieten.
Von Herrn 6. Maas in Berlin.
(Hierzu Taf. XVni— XXI.)
In meinem ersten Berichte über die Aufnalime-Ergehnisso in
<ier Gogond von Tuchel^) hatte ich das Vorkommen bisher nicht
^^nauer bekannter Endmoränen %üge in Westprenssen angedeutet
^*nd dort bereits^ wie auch in einem späteren Berichte 2), den Ver-
■<*uf einiger Theilstöcke tlieses Systems kurz skizzirt. Die woitere
Vorfolgung dieser Züge Ober die Grenzen meines engeren Arbeits-
f?ebiete8 in der Tncheler Haide hinaus bei gelegentlichen dienst-
lichen und ausserdienstlichen Reisen flihrte zu ganz neuen und
^h eil weise Oberraschenden Ergebnissen. In Folge dessen will ich
■laeine ursprQngliche Absicht einer genaueren Darstellung der
*^^iclmoränen im südlichen Westprenssen erst nach Unter-
^•^•ohnng des ganzen Gebietes aufgeben, obgleich für grosse
'^^biete eine Specialkartirung der Endmoränenzüge noch fehlt,
^*ncj bereits jetzt eine Uebersicht über den Zug der westpreussischen
*^^dmoränen geben, dem die der südlichen Tucheier Haide zuzu-
^'^^hnen sind.
Endmoränenartige Gebilde ausser der sog. grossen haltischen
^*^dmoräne im äussersten N. der Provinz, die aus genetischen
^^•ündon im Allgemeinen parallel der südlichen Umrandung des
1) Dieses Jahrbuch 1898, S. CGXIII.
^ Dieses Jahrbach 1899, S. LXI— LXIII.
6. M*AS. Vvhia Bndmor&on io Wettpreaueo
08t8petM?cki?ae verlauff^n soll, äad scboa früber beirusst ddü unbe-
wuMit HOB Wfret[ireu88en b«!6cbri<'beu worden. So »agt Keiljiacr in
seiner Arh<;it Qber <Iie grosse balÜEche EudoiorSDe^: *AU zweifel-
haft mus» ich es vor der Hand hiDslelle», ob die weiter im S.
im Unfrlaufe des SohwarjEwasserQueses nuAreteodeo Geachiebe-
anhäufuDgcn zu diesem Zuge (d. i. der grossen baltisohen End-
moräne) oder bereits zu einem weiter sBdlit^'h g;e]egeiieii gehören.*
Auf diesen Gedanken weiter südlich gelegener EDduiorineniflge
in der sleidlioh gut bekannten« westlichen Hälfte Westpreussens
ist Keilhacs später nicht mehr zurQckgekommeu. Er glaubte
vielmehr in meinen letzten Arbeiten^, die Geschiebe mausen am
Quteren Schwarzwaaser mit einiger Wahracheinliclikeit als Theile
der grossen baltischen Endmor&ne im Gebiete seines Weichsel-
gletachers ansprechen xu sollen. Sonst findet sich in der geologischen
Litteratur nichts auf andere Endmoränen Bez&gltcheä, und nur
anderen Untersuchungen dienende Schriften cnthaJten korze Hin-
weise auf diesen Gegenstand. So schreibt SCHOTTE in si-iner
l'iirstlichen Schilderung der Tucheier Haide'). dass auf ihn die
Ui^gestreokten, gnutdigen BodeawelleD dei BMefMetm item
Bindnu^ von Endmoränen Dordisjiher Gletaoher der Smeit msoheo.
Feraer berichtet Wabnstorf*) in einer Arbeit Ober die Moor^
und Moosvegetation der Tucbeler Haide: >An eiozdnen Punkten
der Haide treten fast unvermittelt in der Richtung von O. tucb
W. höhere Hägelzflge auf, welche zahlreiche erratJacbe Blöcke in
jeder Form und Grösse als Endmoränen nordischer Gletscher aus
der Eiszeit tragen; die meisten derselben sah ich in den böden
grossen Flussthilem und im nördlichen Theile der Haide anf den
Feldmarken von Kl. und Gr. Schliewitz, woselbst diese Wander-
blocke auf Feldrainen zu Mauern »usammengehfiuft sind.«
Alle diese Angaben etotzen eich indessen lediglich auf die
■) Dieses Jahrbuch 1889, S. 177—178.
■) Varh. Gee. f. Erdkunde s. Berlin 1899, Taf. 8, und dies« Jahibnch ISilS,
Taf. 7.
*) B. ScuDm, Die Tncheler Hude, Tomehmlich in foretUclisr Beiieliaiig.
Abb. z. Landeskunde d. Prov. Westpreossen, Heft V. Daniif; 1893, S. 5.
<) Sehr. Nstnrf. Gea. Danzig. N. F. IX, Heft S, S. 115.
nnd angrenzenden Gebieten. 95
eine besondere Eigenthümlichkeit der Endmoräne, das Vorkommen
zug- und wallartig auftretender Blockanhäufnngen oder zahlreicher
grösserer Geschiebe. Keine legt Werth auf die fflr die End-
moriinengebiete charakteristischen Landschaftsformen, wie sie von
Wahnschaffe, Keilhack, Schröder, Gagel und Anderen oft-
mals eingehend geschildert wurden, auf die Bodenformen, die
eigentlich erst den sichersten Beweis ftir eine Stillstandslage des
Eisrandes liefern, mag man sie nun als Folgen ungleichförmiger
AafschQttungen oder Aufpressung ansprechen.
Wir verfolgen den zunächst in Frage kommenden Haupt-
cndmoränenzug der südlichen Tucheier Haide von dem Punkte an,
^0 er sich im W. der grossen baltischen Endmoräne am meisten
nähert, von Dramburg in Pommern.
»Die Stadt Dramburg liegt,« schreibt Keilhack ^),» in einer
flachen, von der Drage durchflossenen Sandebene. Nördlich, nord-
'^esdich und westlich von der Stadt grenzt dieser als Sandr auf-
zufassende Sandcomplex an typische Moränenlandschaft;, aber der
äussere Rand derselben ist hier nicht als Endmoräne entwickelt,
"on der S--Seite des Sarranzig-Sees bis nach Janikow werden
^rotz der allgemeinen Lehmbedeckung nirgends nennenswerthe
(^eschiebeanbäufungen beobachtet.« Dieselben bilden erst weiter
festlich im Verein mit Grandkuppen einen nach N. offenen End-
''aoränen bogen. Der Dramburger Sandr liegt aber, wie die Karte
^«8 baltischen Höhenrückens^) zeigt, innerhalb der Moränenland-
Schaft, und der eigentlich zur grossen baltischen Endmoräne ge-
hörige Sandr liegt hier, in der Gegend von Falkenburg, erst etwa
10 Kilometer südlicher ^). Geht man nun von irgend einem Punkte
am S.-Rande des Dramburg-Falkenburger Sandr, etwa von Züls-
klagen oder Birkholz, nach S. zum Gr. Lübbe-See, so tritt
8€hr bald an die Stelle der Ebene mit zahlreichen, oft weit aus-
gedehnten Moorflächen eine typische Grundmoränenlandschaft.
Aus dieser hebt sich auffallend ein verhältnissmässig schmaler Zug
von Blockbestreuungen und Grandkuppen hervor, der, bei dem
<) Dieses Jahrbach 1893, S. 181.
^ Dieses Jahrbach 1889, Taf. 26.
^ Dieses Jahrbach 1898, S. 106.
G«böft HüDenbcrg zwisoben ZolshageD und Dnunburg beginnead,
sich in eiopin nach N. offenen Bog«n Ober Woltct^nrf nach d^ai
Silbfrbprg bei StÖwen erstreckt. Besonder« «wiscihcn Woltersdori
und dem Silberberg reiht sich in diesem Xagt Grmodknppe wa
{.irandkuppe, sodass hier der EodoioräDeiiobanücler deMelbeo nieJil
xweifelhaft »ein kann. Im VorUade des Zuj{«&. aiu Gr. Löblie^^ei',
kann man vielerorts die Verbreitung und Lagerung der Butm>-
glacialen Sande und Schotter beobachte^ die sich hier etwa 30
Meter über den bei 95,5 Meter liegenden Seespiegel erheben.
Naeh einer UnlerbretJinng durch die tiefe, aber rerhiltniss-
roäsdg schmale Rinne von Stöwen-GOntbershagen. eine Anstrilt»-
eu4le der Sc-hmeUwaeaer, Tolgt dio FortsetKung der EndmoriDe.
die in einem früheren Stadium mit dem Woltersdorfer Zage Ober
tiaiilheföbagen in unmittelbarer VerbiodDog stand, im Gasorienberg
sitddsllicb Ton Stowen, und Ii66i sich Ober den lAä.^ M«ter hoben
Königsberg und die Fucbsberge fast bis tucb KL Sabin *erfutg«B.
In diesem nach NNO. geöBbeten Bogen, der «iu LabjrriDtb run
Kuppen und EteilwanditreD nbfluesloeen Keeaeln dar^IrlU, girbt tt
Oherbaopt nur invVi Gmnd iinii Sletae, oi\ xu mäc(itii;i n hWk-
Packungen xnsammrag^Qrmt. Am acbfinaten w^ aieh dinef
Churakter in den Fuchsbei^n (Taf. XXI, Fig. 1), wo der Menscli
TOrlSufig den Kampf mit und uo) den sinnig«) Boden grössten-
theils aufgegeben hat, so dass sich über diese Steinmeere wüste
Hatdelandschaft ausbreitet.
Nach Norden m schwindet dieser EndoKMinendiaraktei
sehr bald. In der Umgebung des Gutes Vier haben wir noch
eine geschiebe reiche Gnindmormnenlandschaf^ die aber acboB mm
grö66ten Theil aus Sand und Geschiebemeigel besteht, und bei
Friedricbsbof verliert sich der Geächiebereichthum und die Knppen-
Undecfaafl in der GeschiebemergelBiche noch mehr. AUerdingt
treten weiter nördlich in den Vossbergen bei Booin and xwisdien
Wutzig und Falkenburg abermals einige grandige Kuf^ieo auf.
Aber diesen kann mau gegeoäber den Fm^tsbeigen wohl kaum
eine grössere Bedeutung beimesseD, mögen sie ancfa einer spiterec
kurzen Stillstandslage des Eisrandes entsprechen.
Vor den B<^o der Fochsberge legt sich am SO.-Ende de=
and angrenzenden Gebieten. 97
Gr. LObbesees und bei Jakobsdorf ein grosser Sandr, der nach
Mark. Friedland hin entwässert wird. Nicht ausgeschlossen
ist 68, dass durch sein westliches Randgebiet, durch die Gegend
▼onStödnitz und Gr. Spiegel mit ihren bis 190 Meter aufragenden
Höhen, abermals ein südlicherer Endmoränenzug verläuft, der sich
vielleicht mit dem der Fuchsberge vereinigt. Auch hier fehlt~es
nicht an Blockbestreuungen und Grandkuppen; dieselben treten
aber nicht sosehr hervor, und ebensowenig zeigen die Bodenformen
den auffallenden Charakter der Endmoränengebiete. Sicher aber
ist das Vorhandensein eines grossen Sandr, der an den Gr. Lübbe-
see anschliessend sich durch die Gegend von Köutopf, Neu Lobitz
tind Mittelfelde erstreckt und durch das Dragetbal entwässert
wird. Es ist dies derselbe Sandr, den Keilhack i) vor der Reetz-
Norenberger Endmoräne fand.
Bei KI. und Gr. Sabin wird die Endmoräne durch eine hier
etwa 3 Kilometer breite Senke unterbrochen, durch welche jetzt
^ie Bisenbahn von Callies nach Falkenburg führt. Es ist eine
breite, hoch mit fluvioglacialen Sedimenten aufgefüllte Schmelz-
wasserrinne, welche ehemals das weite Staugebict hinter der End-
inoräne mit dem Sandr des unteren Dragethales verband.
Jenseits dieser Senke, in der ihre Fortsetzung durch eine
abmale Bestreuungszone angedeutet wird, setzt die Endmoräne
hinter einer kleineren Vorstufe zwischen Neu-Laatzig und Her-
oiannsfelde in den 185,2 Meter hohen Theerbreuuer Borgen südlich
^onVirchow wieder ein, und lässt sich in fast ununterbrochenem
Zuge über den Wartsberg (184 Meter), Hohen Berg (198,7 Meter),
Hochratzenberg (211,2 Meter), Gentenberg, Streitberg und
Spitzenberg bis zum Achtmorgen- und Windinühlenberge bei
w. Linieben verfolgen. Besonders im westlichen Theile dieses
Zuges zeigen sich zahlreiche Kuppen und Rücken aus Grand und
filockpackungen. Sehr schön entwickelt sind dieselben im Hoheu
Berg, Hochratzenberg und Gentenberg. Aufschlüsse sind sehr
selten; aber die mächtigen Steinmauern und Steinpyramiden
zwischen und auf den Bergfeldern, in denen die der Boden wirth-
>) Dieses Jahrbuch 1893, S. 197-202 und 1898, S. 106.
Jmhrbach IMO. 7
0. Haa^ Veht
scbftft ISatigeD SteiuinaäHen zusammengehäiift sini], um im Laufs
der Zeit ab B«n- und Pflastproiateriiil Verwpudiing zu finden
beweisen neben dein Grand der beackerten Berge, dass man es
hier mit bereits mehr oder weniger zerstörten Geschiebe wä]leii 7.l.
thon hat. Im Waltie, der aus Eichen, Buchen. Fichten, Kiefer«
in theils geschlossenen, tbeils gemischten Beständen xusammeik
gesetzt ist, findet sich ein schneller Wechsel von Grand, steiniget«
Lehm and eben solchem Sande. Dazu kommen die charakterisli»clK-ii
Bodenfonnen, steilwamlige Kessel und zahlreiche tief, nf> schliidii-
artig eingeschnittea« Troukenlbäler, aus denen ein vielfach ge-
wundener Pfad auf die jäh abgchassigeu Bergkuppen hinautTiliirl.
Meist «eigen sieb im Walde oder an seinem Kande einzelne ge-
trennte Bergkegel mit starker Geschiebebesuhnttung (Taf X^I.
Flg. 2) und die tiefen Wegiinsiihuitte lassen die ßlockpaukung deul-
lieh erkennen. An audereu Erbebungen, wie am Streitberg un<i
Spitxen Berg fehlen Aufsclilßsse an den blockbedeckten Holm;
sonst wire auch hier wohl die Geschiebepaokung nachwrishar.
So zieht sich die Eodmorrme bis zu dem grandigen, Hteiubeslrrut^n
Achtmorgenbei^ nud dem steinigen Windmflbtenberg bei Ot-
Linieben, um liier vor einer breiten, sandigen Senke bei f^-
Dennewitz abermals eine mehrere Kilometer breite Unterbrechung
zu erfahren.
Fast mauerartig tritt dieser Endmoränenbogen aus dem flachen
Gelände in seinem Vor- und Hinterlande hervor. An seine «dd-
liehe Aussenseite legt sich ein grosser Sandr, der sich nach W-
zu mit dem Jakobsdorfer Saudr und über MSrk. Friedland mit
dem Sandr des unteren Dragethales vereinigt, sodass hier dw
»stellenweise, allerdings sehr schmale Plateau«, welches dw
Falkenburger Sandr, »mtch SW. hin in seiner ganzen Länge')'
begrenzen soll, eine mthrere Kilometer breite Lücke aufweist-
Im Hinterlande des H oc h ratzen- Böge us zeigt sich bei Heri'
berg und Ncubof ein schmaler Streifen typisch entwickelter Grond-
moränenlandschaft, au welche sich nach N. zu die weit«
Ebene des Schloss Falkenburger Forstes und der nördlichen TlieÜ'
■) Dieses Jahrbuch 1S9S, S. 106.
und angrenzenden Gebieten. 99
Neuhofer und Gr.-Linichener Forstes auschliesst. Diese scrosse
idebeue mit ihren fast überall fein- bis mittelkörnigeu Sauden
Ite ursprünglich wohl ein weites Staubecken hinter der End-
äne dar, das allmählich in der breiten Senke von Dennewitz
ch die Endmoräne hindurch mit dem Pilow-Sandr in Ver-
loDg trat. Ein Theil des Beckens wurde bei einem späteren
Istande des Eisrandes wieder zum Saudr, und diese rückwärtige
Istandslage wird durch einen Zug von Grandkuppen bezeichnet,
, südlich vom Bahnhof Tempelburg beginnend, sich über
Blocksberg an der Tempelburg-Brotzener Chaussee und die
zahlreichen Durchragungen durchbrochene, stellenweise mit
schieben besäete Grundmoränenlandschaft von Kl. -Schwarzsee,
L>lin und Lubow bis zu den Blocksbergen am Ausflusse des
>wflu88e8 aus dem Gr. Pielburger See verfolgen lässt. Nicht un-
brscheinlich ist es, dass mit dieser Eisrandslage die auffallenden
ikeligen Gestalten der Seen dieser Gegend in ursächlichem
sammenhange stehen. An den S.-Kand der erwähnten Grund-
ränenlandschaft schliesst sich die Fortsetzung des Hochratzen-
gens der Endmoräne an, deren Lage nördlich der Senke von
nnewitz durch den Steinberg bei dem gleichnamigen Gute und
1 grandigen Fichtberg südwestlich von Milkow bezeichnet wird.
Wieder schiebt sich zwischen die Bogen der Endmoräne eine
*ite, heute von der Döberitz und Pilow durchflossene Sand-
che ein, die man in ihrem oberen, an den Gr. Pielburger See an-
iliessenden Theile als Austrittsstelle der Schmelzwasser, von
charin etwa ab als Sandr aufzufassen hat, der vortheilhaft viel-
cht als Pilow-Sandr bezeichnet wird.
Zwischen diesem und der nächsten östlichen Unterbrechung^
cn breiten Küddowthale bei Jastrow und Landeck, zeigt sich die
dpommersch- westpreussische Endmoräne, wie ich den in Rede
übenden Zug in seiner Gesammtheit nennen möchte, in zwei
irallelzüge aufgelöst, die durch die breite Niederung der Teufels-
kide geschieden sind.
Der südliche Zug, die Zippnow-Jastrower Endmoräne, beginnt
it den bis 175 Meter aufragenden Grandkuppen der Hunde-
^rge Südöstlich von Doderlage^ an die sich durch den
7*
100 (y- Maas, Ueber Endmoränen in Westpreossen
Buschsee zwischeu Neu - Zippnow uod Rederitz bezeichDete
scharfe Grenze zwischen der Grandmoränenlandscbaft von
Zippnow und dem Pilow-Sandr anschliesst. Auf diese etwa
5 Kilometer lange Strecke, die lediglich durch den Anssenrand
der Grundmoränenlandschaft bezeichnet wird, folgt abermals eio
geschlossener Endmoränenzug. Derselbe beginnt dicht beim Fh.
Rederitz und bildet, zuerst aus einzelnen aneinander gereihten
Grandkuppen, dann im östlichen Theile aus einem mauerartig
aufragenden, von zahlreichen Grandkuppen begleiteten Walle be-
stehend, den Bogen der Zippnower Berge, der sich sowohl durch
sein Bodenmaterial — fast ausschliesslich Grand und Gerolle —
als auch durch die Bodeuformen als typische Endmoräne erweist.
Bei den södöstlicheu Abbauten von Zippnow schaart sich mit
diesem Bogen ein zweiter, der hier zwischen zahlreichen kleinen
Wasserbecken noch sehr schön entwickelt ist. Nach O. aber ver-
schvTinden in diesem Bogen der Buschehenberge die auffallenden
Formen der Endmoräne. Die Höhen werden breiter und flacher
lind die dazwischeu liegenden Senken weiter. Gleichzeitig ver-
ändert sich auch der Bodencharakter bis zu sandigem Grand und
steinigem Sand. In Folge dessen kann man diesen Bogen nicht
mehr für eine selbstständige Endmoräne, sondern nur noch (dr den
grandigen Aussenrand der Grund moränenlandschaft ansprechen.
Wesentlich anders werden die Verhältnisse wieder am Wege
Ilasentier-Brieseuitz, wo aus der Grundmoränenlandschaft ein
fichnialer Sandstrom hervortritt. An ihn schliesst sich nach 0.
hin ein wallartiger Grandrücken an, der oberhalb Briesenitz von
der cnizrn, aber tieten Kinne des Zamborster Fliesses durchbrochen
wii'd und weiter nach O. sich zu einer prächtigen Kuppenland-
schatt verbreitert. Dieser Zug der Jastrower Berge kann
gleichsam als Typus <incr Endmoräne aufgefasst werden. Kuppe
leiht sich an Kii|)pe, Wall an Wall, und zwischen diesen oft nur
siliwcr zu ersteigenden Höhen ein Gewirr von steilwandigen
Kesseln und l\innen (Tat*. XI X}. Dazu das Bodenmaterial. An der
()l)ernäihe der Höhen sitht man nur Grand und Gerolle. Grössere
Strinhlockr fehlen scheinbar, da dieselben von Alters her ab-
• rel.'>cn und ils Hau- und Pflastersteine zum Theil weithin verschickt
nod angrenzenden Gebieten. 101
iferden. Wo aber ein Aiifschluss den inneren Bau dieser Höhen
zeigt, wie an der Chaussee von Jastrow nach Briesenitz oder an
der Eisenbabn^DÖrdlich von Jastrow, erblickt man typische Block-
packung. Von W. nach O. nimmt die Breite dieses Endmoränen-
Zuges durch Einschieben immer neuer Rucken beträchtlich zu,
um dann an dem tief eingeschnittenen, breiten Küddowthale
ziemlich unvermittelt abzubrechen. Weithin verfolgbare Abschnitts-
profile oberhalb der Thalterrassen lassen hier den Aufbau des
Geländes deutlich erkennen, besonders das Fortstreichen des Ge-
schiebemergels unter den Blockpackungen und Granden der End-
moräne, das sich auch in dem Schaarungsgebictc des Zippnower
und Buschehen - Bogens nachweisen lässt. Die auffallende Ver-
breiterung der Endmoräne bei Jastrow, deren Kuppen und Rucken
hier eine Fläche von mehreren Quadratkilometern bedecken, ist
ersichtlich darauf zurückzuführen, dass hier bei der Umbiegung aus
der NW.- in die NO.-Richtung am Rande der breiten Kttddow-
senke der Eisrand längere Zeit schwankte und dabei durch Auf-
pressung und Aufschüttung dieses Kuppen- und Kessellabyrinth
schuf.
Vor diesen Zippnow-Jastrower Endmoränenzug legt sich ein
gewaltiger Sandr, den man passend als Plietnitz-Sandr bezeichnen
kann. Dieser Sandr, dessen SW.-Grenze etwa durch die lange
Seen kette im oberen Rohrathaie vor der diluvialen Hochfläche von
Freudenfier und Klawittersdorf bezeichnet wird, steht nach W.
mit dem Pilow-Sandr in Verbindung und vereinigt sich im O.
mit dem Sandrgebiet, in welches die Kuddow ihr breites Diluvial-
thal gegraben hat.
Im Hinterlande des Eadmoränenzuges liegt im Gebiete von
Zippnow und Pinnow eine schwach wellige Grundmoränenland-
schaft, deren Aussenrand, wie erwähnt, für kurze Strecken den
sonst geschlossenen Endmoränenzug vertritt.
Durch die als Sandr aufzufassende, nach W. mit dem Pilow-
Sandr in unmittelbarer Verbindung stehende Sandebene der
Teufelshaide von dieser Grundmoränenlandschaft getrennt, zieht
sich durch die S.-Hälfte der Messtischblätter Gr. Born und Barken-
brOgge der nördliche Zug dieses Theiles der südpommersch-
102 G. ÜAM, Duher ErnlronrkDon in W.istpr^nssen
westpreuseiscbcn Kntlujoriltie. Dieser Zug bostcht im Wesent
Hohen aus üwti durch di« breite SubmeliiwuHet'rrione der Plictnib
getrennten Bog^n, deren westlicher baupleächlicli als dt-r mit ^tc{
anfragenden Grandkuppen besetzte und jäh zum Sandr abfutk-nd
S.-ltand der Grundmonlucnlaudechuft von Gr. Born utifxufaseen iv
Derselbe steht durch (.Hoe Ki'ihe vereioEelter Grandkuppen »a
Geschiebebestreuungen durch das breite obere Pilowtbal ßbl
Pilowmtlhl mit der Grund moräoeulandachafl von KI. SuhwarzH
uud Lubow in allerdings nur loser Verbindung. Jenseits di
Plictnit^ - Thaies nimmt dieser nördliche Zug deutlicher de
Charakter der Endmoräne an und zeigt einen den Jaetrower Berge
last völlig analogen Hau. Auch hier tindet eich ein dichte
Gewirr grandiger und steiniger Kuppen neben zahlreichen stai
wandigen Kesseln und in den Saudr mimdenden Trocken thälen
als deren bedeutendstes das Thal der oberen Zarne bei Barkea
brflgge aufzufaaspii ist. Die Endmoräne bildet hier mehrei
Züge ohne jede Regelmässigkeit; bald ist dieser, bald je«
deutlicher und typischer entwickelt. Im Allgemeinen gilt a^
dass sich das gröbste Material in der südlichsten, dem Sanc
benachbarten Kuppenreihe findet, die indessen nicht immer dl
höchste ist. Es gilt flberbaupt fQr den ganzen Zug der sQt
pommersch- baltischen Endmoräne, dass dieselbe nicht immer d:
höchsten Erhebungen ihres Verbreitungsgebietes einnimmt, dass &
vielmehr oAmals unabhängig von den HöhenverhAltnissen dahinzieh
Zwischen Nen-Hertzberg und dem Vw. Wilbelmsruh biegt die En<
moräne nach SO. um und wird hiervon dem verhältnissmässigjnnger«
Thale der unteren Zarne durchbrochen, so dass nunmehr an dies«
Stelle der ursprCinglich westwärts entwässerte Sandr der Tenfelshait
durch das ehemalige Hinterland der Endmoräne entwässert win
Jenseits dieses Durchbrnches set^.t sich die Endmoräne in dt
Scbweineseebergen sfldlich von Ratze buhr und einem breit*
Zuge von Grandkuppen bis Wallachsee um Westrande des Koddov
thales fort. Auch in diesem östlichsten Theile des Nordzuge
der grösstentheils das charakteristische Gewirr von Grandkupp«
und -Rücken, von steilwandigen Kesseln und Trocken tbälern au
weist, zeigt sich die nordöstliche Umbiegung am Rande d
und angrenzenden Gebieten. 103
K<iddowthaIes und eine damit in Verbindung stehende, auffallende
Verbreiterung des Kuppengebietes. Es besteht also ;uich hierin
<?ine völlige Uebereinstimmung mit dem südlichen Zuge, den
Jastrower Bergen, wenn auch bei diesen die Erscheinung der
ümbiegung in viel höherem Grade zur Geltung kommt.
Im Hinterlande des Barkenbrügger Endmoränenzuges findet
sich ebenfalls ein Gebiet welliger Grundmoränenlandschafl, dem
AUch der Tetzlafisberg bei Ratzebuhr und die meist sandigen
Höhen von Bahrenbusch und Marienwalde angehören. Daran
schliesst sich nach N. abermals eine weite Sandebene, die Bux-
liaide. üeber die Natur dieses durch die Seenkette des oberen
l^lietnitzthales durchschnittenen Sandgebietes lässt sich vorläufig
ein Urtheil noch nicht abgeben. Möglicherweise stellt dasselbe
^ioen Sandr von einer noch nicht festgestellten Stillstandslage des
H^israndes in dem Höhengebiete von Orangen und Hütten dar,
ftir welche auch der Seenreichthum dieser Gegend zu sprechen
scheint, vielleicht auch den südlichsten Theil eines Sandr der
grossen baltischen Endmoräne Keilhacr's. Ohne den Nachweis
^iner Beziehung zu einer Eisrandlage möchte ich aber die Sandr-
Natur der Buxhaide nicht vertreten^).
Jenseits der in dieser Gegend etwa 7 Kilometer breiten,
^ohl eines Theils als Sandr, anderen Theils als Schmelzwasser-
rinne aufzufassenden Küddowebene ändern sieh die Verhältnisse
^v-esentlich. Die bis zum W. -Rande dieser Senke deutlich nach-
w^eisbaren beiden Parallelzüge der Endmoräne sind verschwunden,
u.ckd nur ein schmaler, aber nicht minder deutlicher Zug ist an
ibire Stelle getreten, der Zug des Bauchberges bei Krummen-
fli^tss.
Bei Jastrow zeigte sich eine deutliche ümbiegung der
^ n^dmoräne ; eine Reihe vereinzelter Grandkuppen, sowie ein
0 Ans dieeem Grande kann ich aach Keiliiack's Angabo (d. Jahrb. 1808,
^^ 152) nicht zastimmen, dass in der Gegend von Posen eine Stillstands! ago
**-^Ä Eisrandes durch »die Anfänge mehrerer grosser Sandr bewiesen« wird.
^'^ fehlt jeder Beweis dafür, dass die Sand gebiete der Gegend von Posen Sandr
^^'^^d, 80 lange nicht eine Stillstandslage des Eisrandes in dioseni Gebiete auf
'vierer Grundlage nachgewiesen ist.
Strafen srfar t>1>-ini)^n (ie»rhipbem^rgela suf der Grenze zwüclirn
der welHgFD Grand morflapalui(l6cbaft und dem tjefliegendeo
Kftddow-Suidr und Knddoirtba] scheint ihre nordöstliche Fort-
■etgPng Qb^r TirfenrMl und Flederbom cn bilden, wo sie sicli
dann mit dem nSrdlicfaen P«r*iMzuge rereinigen würde. War
Uer eine geschlossene Endmorilne rorhiuideii, so wurde dieselbe
bSdiet wabncheinlich bei der Bildung des Küddowtbales, an de&sen
Baad aiL-h schöne Ab^ohnittsprofile dorch den Grand, Uberen
Ocaditebemergel und Unteren S«nd zeigen, mm grossen Theil
wiedf^r zer«tön, ond hierfiir M-heint der Steinretcbthum der Tbal-
Mnde in diewm Gebiete lu sprechen. Möglicher Weise eotfiprioht
aber auch dem Zage der Jastrower Berge eine noch nicht nacb-
gewieeene SttlUtandslage des Eisrandes in der Gegend von Platnw
and Zakrzewo, deren Vorbaaden^in und Lage indessen erst durch
eitle SpeciaUufnahme die&es Gebietes erwiesen werden konnte.
Sicher nachweisbar ist ösdich der Koddow nur der Zug des
Baochberges. der bei Knimmenflie^ mit mehreren Reihen Ton
Grandkappen unmittelbar am Rande der Küddowsetike beginnt
und seine typischste Entwickelang in dem 208 Meter Itoben
Massiv des Bauchberges erreicht- Hier ist besonders der west-
liche Theil in Grandkuppen entivickelt, während der Östliche
zwischen seinen charakteristischen Kesseln nnd Rinnen nur Höben
von steinigem Sand und die Sanddecke durchstossende Lehm-
kuppen aufweist. Södlicb stÖsst an den Bauchberg eine weite,
vielfach sandige Verebnung, die fäglich als Sandr aufzufassen ist,
während sich an seine N.-Seite die aus äusserst steinreichem
Geschiebemergel bestehende, stark wellige Grund morinenlandscbaß
von Ber^elau anschliesst.
An der Chaussee von Radawnitz nach Kölpin, die seinen
0.-Fus9 berührt, verflacht sich der Zug des Baucbberges ganz
bedeutend und von hier ab fehlt auf eiue weite Strecke hin jede
Spur einer in den Bodenformen deutlicher ausgesprochenen Still-
standslage des Eisrandeg. Auch die ausgeprägte Grund m oränen -
landschafl von Bergelau verschwindet nach O. zn, nnd för lange
Zeit treten an dte Stelle der Endmoräne sowohl als der Grund-
I norän en 1a nd schaff leichte ostwestlich streichende Bodenwellen, hin
und aDgrcDzenden Gebieten. 105
und wieder mit deutlicher Geschiebebestreuiing, oder aneinander
gereihte Bestreuongsgebiete, die oft an den grossen über die Felder
verbreiteten Haufen zusammengelesener Steine sich weithin bemerk-
bar machen. Ein solcher Bestreuungszug lässt sich vom Bauch-
berge aus über Poln. Wisniewke, Glumen und Kl. Butzig auf
Wedelsbof und Grünau zu verfolgen, während sich ein zweiter,
gleichsam als Fortsetzung der Grundmoränenlandschaft aufzufassen-
der Bestreuungsstreifen über Kölpin und Lanken bis in die Ge-
gend von Dobrin und Posenberg südlich bezw. östlich von Preuss.
Friedland nachweisen lässt.
Auch auf dem nördlichen Ufer des Dobrinkathales finden sich
in der fast völlig ebenen Geschiebemergelfläche nördlich von
Pr. Friedland zahlreiche, wenn auch nicht bedeutende Bestreuungen.
Trotzdem kann man hier von einer Stillstandslage des Bisrandes
kaum sprechen, obgleich das sehr tief und steil eingeschnittene
Oobrinkathal auf die Erosion ziemlich beträchtlicher Wassermassen
zurückzuftkhren ist. Jedenfalls erfolgte hier der Rückzug des
Inlandeises so schnell, dass es nicht zur Bildung einer Art von
Endmoräne und zur Ablagerung bedeutenderer fluvioglacialer
Sedimente kam, mit Ausnahme des Schuttkegels an der Einmün-
dung des Dobrinkathales in die Küddowniederung bei Landeck.
Schnell mag auch der Rückzug des Inlandeises im Gebiete
der als Fortsetzung der südpommersch-westpreussischen Endmoräne
aufzufassenden Bestreuungsgebiete erfolgt sein, aber immerhin doch
nieder langsam genug, um auch die Bildung einiger kleiner Sandr,
Wie den des Forstes Gresonse bei Poln. Wisniewke, des oberen
Glumiathales bei Königsdorf und Glumen und am oberen Stallunen-
'liess unterhalb der Butziger Mühle, zu veranlassen.
Das umgekehrte Bild, wie am Bauchberge, findet sich in der
Gegend von Grünau, etwa 25 Kilometer in ostnordöstlicher Richtung
^on diesem letzten typischen Punkt der Endmoräne entfernt. Aus
den Geschiebebestreuungen und flachen Bodenwellen entwickeln
Bwh Grandkuppen, die an Deutlichkeit immer mehr zunehmen,
und zwischen Grünau und Grunauermühl setzt ziemlich unver-
mittelt die Endmoräne in schönster Entvvickelung wieder ein. Nach-
dem man soeben noch eine ziemlich ebene, mit Steinen besäete
106 C- Maas, üebcr EndmoriUien in WestpreoiseD
Fliehe durchwandert, sieht man bich (»lötzlich in dem charakte-
ristischen Gewirr von grandigen und steinigen Ku|>|»en und Kücken,
die durch jäh eingesenkte Kessel nnd Rinnen von einander getrennt
werden, und an die Stelle der bebauten Felder ist Haidelandschafl
getreten, hier und da von Stein- nnd Kiesgruben unterbrochen.
Der Endmoränenzug theilt sich hier. Ein Zug von Grand-
kuppen am äusseren Rande einer welligen Grundmoränenland-
schaft verläuft in mehreren aneinander gereihten Bogen über
Wittkau, Antoniewo, Philippshöhe und die südlichen Abbauten zu
Ploetzig nach Petznick nördlich von Zempelburg. Vor diesen
Zug legt sich der gewaltige, jedenfalls zu diesem ganzen Theil
der Endmoräne südlich von Linde <;ehöri(i:e Sandr des Lutauer
Forstes und der Kujaner Haide, der durch das Thal der Lobsonka
nach S. hin entwässert wird.
Der Ilauptzug der Endmoräne überschreitet zwischen der
Grünauer und Wittkauer Mühle das tiefe schluchtartige Thal der
Kainionka, die hier ihren Namen »<lie Steinige« mit vollstem
Recht führt, und folgt, immer in den charakteristischen Formen
der Grandkuppen, fast unmittelbar dem N.-Üfer des bei der
Wittkauer Mühle plöt/iich aus der NS.- Richtung nach O, umbie-
i^onden P^lussthales bis zu der wieder jah eingesenkten breiten
Kinne des Mochelsees bei Camiu. Zahlreiche, heut meist trockene
Thalrinnen münden in diesem Theile aus der Endmoräne hervor-
tretend in das als Länjrsthal vor dem Eisrande aufzufassende breite
Kauiionkathal, als deren bedeutendste das enge Durehbruchsthal
der <>l)eren Kaniionka und der Mochelsee mit seinen nördlichen
von Alluvionen erfüllten Ansätzen anzusprechen sind.
Unbeeinflusst von der tiefen Senke des Mochelsees setzt sieh
die Hauptendnioriine, in deren Hinterland aus der Grundmoränen-
landschaft noch ein unbedeutender Zug von Grandkuppen etwa
auf der Grenze der Kreise Konitz und Flatow hervortritt, in den
Übkaser Bergen fort. Fast mauerartig erhebt sich hier die Kette
der Grandkuppeu zwischen dem zum Kamionkathal geneigten
Sandr und der schwach welligen, von Durchragungen mehrfach
durchsetzten Grund moränenlandschaft hei Obkas und Melanenhof,
deren Formen nach N. zu bei gleichzeitigem allgemeinem Ansteigen
and angrenzenden Gebieten. 107
^ Geländes immer sanfter werden. Sein nordöstliches Ende
'^'^eicht der Endmoränenzug der Obkaser Berge in den 192 Meter
^ben Damerauer Bergen.
In dem ersten Berichte über das hier beginnende Endmoränen-
biet der Gegend von TucheH) hatte ich die Ansicht ausge-
rochen, dass der Endmoränenzug der Obkaser Berge nach N.
(biege, und sich in der Gegend von Neukirck — etwa 15 Kilo-
ter nördlicher — mit dem Zuge der Tucheier Endmoräne
aare. Diese Annahme ist in dieser Form nicht aufrecht zu
alten. Es findet sich zwar in der genannten Richtung eine
; Scheide zwischen den sanfter geneigten Abhängen zum
rauer Stausee im O. und einer welligen Grundmoränenlandschaft
zahlreichen kleinen Wasserflächen im W. Trotzdem aber
in man von Spuren einer dieser Scheide entsprechenden Still-
idslage des Eisrandes nicht sprechen. Vielmehr deuten andere
irichtige Gründe, wie die Lage der Jakobsdorfer Seenkette,
en südlichen Abfluss das obere Kamionkathal darstellt, darauf
, dass auch durch die grosse, fruchtbare Geschiebemergelfläche
i Görsdorf, Lichnau, Osterwik und Schiagentin, die Koschneiderei,
Stillstandslagen des Eisrandes einen westöstlichen Verlauf
ten, wenngleich sich dieselben durch Grand und Geschiebe-
läufungen sowie durch deutliche Sandr nicht kennzeichnen.
In den Damerauer Bergen schaart sich der Endmoränenzug
• Obkaser Berge mit dem bereits früher 2) eingehender be-
iriebenen Bogen der Drausnitz-Mangehnühler Endmoräne. Der-
be folgt in seinem westlichen Theile, bis Przyrowo, völlig dem
Längsthal aufzufassenden Kamionkathale und besteht hier aus
ilreichen aneinander gereihten Grandkuppen, die besonders
ischen Ludwigsberg undAdamkowo die charakteristische Kuppen-
d Kessellandschail der Endmoräne deutlich erkennen lassen.
wa da, wo der Weg von Eichfelde nach Adamkowo die Tucheier
laussee kreuzt, zeigt ein Aufschi uss in der Endmoräne Geschiebe-
ckung unter mächtigen Granden.
«) Diese« Jahrbuch f. 1898, S. CCXIII.
») Dieses Jahrbuch f. 1898, S. CCXIV.
lOS G. Maaj>, D«ber Endmcihuiun in W>!sl|>rcuäsrii
Bei dem böchsteu Punkte dieses ganzen Theiles, der 171
Meter hoben Wilbelmsböbe, verschwinden die Grandkuppen, und
die Endmoräne löst sieb nauh O. xu in mehrere Züge auf. Die
genaue Verfolgung derselben wird dadurcb ausserordentlich er-
schwert, dasB hier offenbar der Eisrand verbal tniss massig lange
IUI regelmässig oscillirte und dass siish die dabei gebildeten End-
niorüneiistQüke vielfach durtibkreuzeu, sodass es ofl der grössten
Mühe bedarf, den Zusammenhang der einzelnen StQcke xa er-
kennen und daraus die verschiedenen Eisrandlagen xa reoon&truiren.
Es treten hier also ähnliche Vurbältnisse auf, wie sie MCllkb und
Gagel aus den Kreisen Orteisburg und Neidenburg beacbrieben
haben •}.
Der sfldlichste Zug folgt als der vielfach block best reute
Aussenrand einer stark welligen Grundmoränenlandachaft mit
xalilreicben sogenannten Dnrehragungen, deren grössere Zahl ich
indessen nU mit Grundmoräne uberkleidete Obere S&nde auffasse,
Ober Przyrowo und Liebenau (Gostoczyn) dem Längstbai der
Kamionka, um dann am Steilrande der Tiicbeler Ilaide nach einer
kur;ien, dem Rsiderande folgenden nördlichen Umbiegung, in
dieser Gestalt plötzlich zu verschwinden.
Ein r.weiter Zug, im westlichen Theile aus aneinander ge-
reihten Kuppen steinigen Sandes bestehend, verläuft von der
Wilhelmshöhe in nordöstlicher Richtung nach Gr. MangelmCibl,
umgeht in einem Bogen d:is Staubecken des Gr. Mangidmühler
Sees lind folgt von Liükau ab in Gestalt einer Staumoräne dem
steilen W.-Kande der Tucbeler Haide nach N. Bei Hochdorf
vereinigt sich dieser mit einem dritten von der Wilhelmshöhe
über Brnchau und Kl. Mangelmßhl verlaufenden Zuge, der theils
als Staumoräne, theils in Grandkuppen und steinigen Sanden ent-
wickelt ist und bei Kl. Mangelmtthl mit einem von NW. kommen-
den, zu einem anderen System gehörenden Endmoränenbogen
zusammentrifft. Sein nördliches Ende erreicht dieser immer dem
W,-Rande der Tucheier Haide folgende Zug der sQdpoinmerscb-
wcstpreussischen Endmoräne, der hier bauptsäclilicli als Stau~
>} DiMw Jahibnoh f. 1896, S. 251.
and angrenzenden Gebieten. 109
moräue entwickelt ist, östlich von Tuchel, wo er zwischen Ueai
MeloDeksee und der Tucheier Haide einen scharfen südnördlioh
streichenden Rücken bildet.
Fast überall schliesst sich an diesen Endmoränenssug im N.
hezw. NW. ein Gebiet stark welliger Grundmoränenlandschatt, in
welche in der Gegend von Zwangsbruch, Kensau, Tucholka und
Abraa ein weites , heute grösstentheils mit Alluvionen erfülltes
Becken eingesenkt ist. Im N., NW. und NO. münden mehrere
zum Tbeil recht breite Rinnen in dasselbe und beweisen durch
eingelagerte Terrassen, dass das Abrauer Becken ein Stausee
hinter der südpomraersch-westpreussisehen Endmoräne war, in
dem sich die Schmelzwasser bei einer noch genauer zu charakte-
risirenden Eisrandslage sammelten. Dieser Natur eines Stau-
beckens entspricht auch die zwischen 130 und 135 Meter gelegene
Terrasse, welche das Abrauer Becken fast überall umgiebt. Kinen
Abflugs fand dieser Stausee, wie bereits früher genauer erörtert
^urde, einmal durch die vorgelagerte Endmoräne hindurch über
I^rausnitz zum Kamionkathale, daneben aber in Folge rück-
schreitender Erosion durch die Rinne des Kitchthales und die
Seenkette von Frankenhagen-Reetz.
Der Endmoränenzug, dem die Zuflüsse des Abrauer Stausees
entströmten, lässt sich gleichfalls bis weit nach W. hin verfolgen
und zeigt grösstentheils ebenso charakteristische Formen wie die
südpommersch-westpreussische Endmoräne.
Die westlichsten sicher und im Zusammenhange beobachteten
Gebilde dieses Endmoränenzuge« sind steinige und grandige
Kuppen der charakteristischen Form zwischen Förstenau und
Rittersberg östlich von Hammerstein, die allem Anschein nach
Einern von NW. kommenden Bogen angehören und ihre Fort-
setzung in Blockbestreuungen und Grandkuppen bei Gertzberg,
auf der Halbinsel im Kramsker See und bei Stolzenfelde zu finden
scheinen. Bei Rittersberg und Hütten schliesst sich an diesen ein
«ireiter, nach O. offener Bogen an, der eines der typischsten und
charakteristischsten Glieder des ganzen Endmoränenzuges darstellt.
Fast jede Höhe besteht aus Blockpackung (Taf. XX, Fig. 1);
zwischen diesem Labyrinth steil aufragender Kuppen und Kücken
HO
G. Mai
Uehi-r EndmorincD
a Weatprcnasüii
lipgt <:iu Gi*wirr tisf eingesciifelcr Kessel und Rinnen. So virläuf^r" 1
dieser Zug nls Scheide zirtscheii der CiriindmoräDeDlandücIiat^ Toi^^i=n
Elaeiiau, in deren lliDtergriiDd der Gr. Zietener und Kramsker-r^
See sowie der Gr. Zioii-See liegen, und der weiten Ebene de^^s
Hämmerst einer Sfttidr') von Uittersberg Über Ixiosea nacb Glas
Latte Bäreowatde.
Hier sobliesst sieb ein neuer Bogen an, der «wischen Neu-
bergen und Zebnruthen von der /iemlicb breiten Scbmel^wasser —
Rinne des Zierflusees durcbbrocben wird und liöcbst waUrsebeinlicfa
aus einem gegen das Zierthal sich scbaurenden Doppelbogen be-
steht. Der östliche Theühogen würde dann aoi Ziertlial nestlich
von Bärenwalde beginnen und zieht sich, durch steinige nnd
grandige Kup|»en deutlich gekennzeichnet und von mehreren_^_
meist engen Schmelzwasserrinnen durchbrochen, über Heinrichs
walde und Burkenfelde zum Jammersberge bei Cbristf'elde. Iw^m
dieser 176 Meter hohen, ausschliesslich aus steinigem Grand he
stehenden Bergkuppo vereinigt sich dieser Zug mit einer aus zwe^^E
Bogen bestehenden Guirlande, die, gleichfalls am Zierthal be
ginnend, das nördliche Ende des Grossen Sees südlich Bär e n w al d cr"^
umhiebt. In diesem nördlichen Zuge zeigt ein Aufschluss dich* — '
an der Chaussee bei Bärenwalde deutliche Blockpackung, währen( — *1
sonst die Bergkuppen, sofern sie nicht aus Grand bestehen, nucr .r
') lonerbalb dieses Saudr warde in der Oberfüreterei Hammeistön <
Bohrloch gestossen, das folgende SchicLUn darchaank:
Heier Skodlger Grand b«ziT. gran-
diger Sand (
3,5— 1& * grsoer Geschiebemergel \
13 — 15,3 • grauer, sehr sandiger Mergel /
15,3—62 > grauer sandiger Mergel )
63—78 > graner Geschiebe mergel \
78—80 > grauer, sehr saadiger Mergel )
»0-82 > weisser mittetkönliKcr Späth- '
8'2— 85 » ftrandiger Sand bezw. sandiger (
Grand '
Das in deo tiefsten Schichten erschrotete Waas«
' Tbalsaod bei«. 01=
Sand.
= Unt Sand n. Graa. -^
•lieg bis 2 Meter aat'C?''
Tage, halte also einen sehr beträchtllcheD relativen Auftrieb. Be spricht die»
dafür, daijS auch innerlialb dieses Sandr bedeutende Stauchungen des Unlur-
grundea atatlgefuudeu Laben.
QDcl angreozenden Gebieteo. 111
eine starke Bestreuung aufweisen. Vom Jamraersberg aus setzi
sich der vereinigte Zug, hinter dem bei Bischofswalde eine noch
mit mehreren Grandkuppen und Bestreuungen durchsetzte wellige
Grundmoränenlandschaft liegt, in Grandkuppen nach NO. fort bis
zum Rande des Schlochauer Stadtwaldes, den man als Beginn des
durch den Hakenbach zur KQddow entwässerten Sandrs aufzu-
fassen hat
Im O. dieser Sandfläche beginnt der Bndmoränenzug, dem
südlich eine nur schwach angedeutete, durch den Sandr des
Damnitzer Waldes und die Rinne des Mankauer Sees bezeichnete
Sisrandslage voraufgeht, mit der Durchragung des Kaffkenberges
am S.-Ende des Arotssees bei Schlochau und lässt sich in Block-
bestreunngen und niederen Grandkuppen durch die Feldmark von
Kaldau weiter nach NO. verfolgen. Seit alten Zeiten sind hier
die Steinroassen des Endmoränenzuges ausgebeutet worden, worauf
seine geringe Deutlichkeit in diesem Theile seines Verlaufes
zurfickzufbhren ist. Ein Bild von dieser Ausbeute geben noch
die lediglich aus Geschieben erbauten ruinenhaften Mauern und
Thflrme des alten Schlosses Schlochau, in denen noch heute
Tausende von Kubikmetern oft recht gewaltiger Blöcke liegen.
Die Grösse vieler solcher BaustQcke aber ist der beste Beweis
fiir die auch durch die Chronik verbürgte nahe Herkundb der
Geschiebemassen, da die Erbauer des alten Schlosses, bei der
Nähe guten Ziegel materiales, gewiss keine Steine aus grösserer
Entfernung geholt hätten.
In seiner nordöstlichen Fortset/unor wird der Endmoränenzu<r^
dessen Schmelzwasser durch die breite Rinne der Schlochauer
Seen abgeleitet werden, zwischen Richnau und Woltcrsdorf wieder
deutlicher und lässt sich in seinen charakteristischen Laudschafts-
formen, Grandkuppen, Kesseln und Rinnen, über Ottoshof bis
Bergelau verfolgen. In seinem Hinterlande liegt bei Woltersdorf
typische Grundmoränenlundschaft, die über Hasseln nach NW.
zu in die Sandebene des Forstes Lindenberg übergeht. Ein auf
dem Gute Hasseln angelegter Brunnen ergab folgendes Profil :
0 — 11 Meter Sand, an dessen Grunde wenig Wasser floss
=: Oberer Sand.
»
11 — b2 Meter GescliKbeiDPrgel. in «erK-biedeaenSchiclitcn Imiin
Dnd gram geftrbt uod ziriadten 28 und 31 lllein
wasserfähfvnd, jcduch ohne Aoftrieii ^ Oberf
Ciesch i ebem erge I .
52 — 55 > Sand niit Ltgnitstückch^n ^ Unterer Suid.
55 — 61 • grober, wasscrfDlirender Graad = Unterer Grand.
Bei Bergelau scharrt sicii der Scblocbaner mit eiDem neuen,
detn Konitxer Endinoräarn bogen, der dae S.-EUide di^ ^ro6S<-ii
Mü^endorfer Sees uinscbliesst. Dieser Bugen beginnt in dein
typiscben Kuppen- und Kesselgewirr des Konitser Stadtwaldes. in
welchr-m xwar Graud und Ge^cbiebemassen fast gaU'- liwräck-
treten, das aber durch seine üufTallendeu Formen und sein niauei-
artigfs Auftreten zwUclicn der liefen Senke de« UöskendorlVf
Sees und der Verel>nuni; ron Ki<-Iiunu und Scitünfeld genugsam
gekenoxeichnel ist. Am S.-ßande des Waldgebieles treten Iwi
Ueinridisthal uueli die Graudkuppen wieder auf und in i^raudigeu
und sleioigen Höben Is^t sieb die Endmoräne über Niesewam
bis an die Zandersdorf-Konitxer- Senke rerfolgen, die sie in der
((e.gend des Konitxer ScbntzeubauGes erreichU
Am O.-Rtinde dieser Senke liegt in Vorlande des Endinoränen-
zuges das von Jbntzscii angeführte Bobrlodi der Konit«T
Corrigeudenan&tült mit zwei Unteren Geschiebemergeln '), atis deii>
für die dortige Gegend tin Normalprofil mit 3 Grundmoräu'^ii
.•ibgeleitet wurde. Obwohl nun das Auftreten mehrerer GruuJ-
wirSneii im Kndmoränrn^ebiete nicht auSkllend wäre, weist dir
Lage des Bohrloches doch noch auf eine andere näberli^endi'
Erklärung bin. Fasst mau uämiich den an der Olterfläche er-
bohrten, gelliliclieti. feingrandigen Sand, der sich nach Jentzsch's
Angaben lam Tlialgehänge deckenformig weit herabzieht« und
rotz seines oberdiliivialen Habitus nur »we^en seiner liagerung«
im Tlial »und seiner nach O. licdeutcnd grösseren M&chtigkeit .
als untcrdiluvtal aufzufassen ist«, als eine fluvioglaciale Bildung:
vor der Endmoräne bezw. in der Scbmele wasserrinne auf, so er- -
hält man unter Berrick&ichtigung der übrigen JBNTZSCH^schen l>eu- —
') Dieses Jahrbuch f. ISS3, S. öM-äää; 1896, S. 84.
I
/
und angrenzenden Gebieten. 1 1 3
*
^Ungen für das Bohrloch das folgende ganz normale Diluvial-
P^'cfil:
0—2 Meter Oberer Sand bezw. Thalsand.
2 — 33 » Oberer Geschiebemergel, identisch mit dem Ge-
schiebemergel der Konit/er Hochfläche und dem
gelben und grauen Diluvialmergel der Konitzcr
Stadtbrunnen. Dann zwischen
33 — 34 » Unterer Sand von sehr geringer Mächtigkeit, doch
mit Wasseraufltrieb.
34 — 35 » Unterer Geschiebemergel.
Miocäner Quarzsand.
Berücksichtigt man indessen, dass die Sandschicht von 33 bis
34 Meter Tiefe nur in dem Bohrregister erwähnt war, während
die eingesandten Proben heller bis weisslichgrauer Geschiebemergel
Waren, und dass Jentzsch selbst die tiefste Schicht erst in einer
späteren Arbeit fftr Tertiär anspricht, sie aber in seinem ersten
Hericbt folgendermaassen charakterisirt: »die vorliegende Probe ist
ein reiner mittelkörniger Sand, welcher zwar Braunkohlenkörnchen,
die für Tertiär charakteristischen Quarze und relativ reichliche
Blättchen von weissem Glimmer enthält, aber durch seinen Kalk-
gehalt und durch das Vorkommen von rothen Feldspathkörnern
sich als diluvial ausweist«, so liegt die Vermuthung nahe, das Profil
Os
sUs <)m zu deuten. Diese Auffassung scheint durch zwei Boh-
"dT
dingen in Krojanten, einige Kilometer nordöstlich von Konitz, be-
stätigt zu werden, wo sich folgende Profile zeigten:
Krojanten I.
0 — 1,5 Meter humoser Sand = Thalsand.
Ob. Geschiebemergel
mit Sandeinlagerun-
gen.
1,5 — 7 »
gelber sandiger Lehm
7 20 »
grauer sandiger Ge-
schiebemergel
20 —21,25 »
grandiger kalkiger Sand
21,25—60 »
grauer sandiger Ge-
schiebemergel
jahrlm«b 1900.
8
60 —63,25 Meter kalkiger Sand
63,S5— 6G,^
70
«""!' "»'"r "" / Ob. G».bk
66,8 -70 . kükigr S.»d ' "'' ^""''"°
» grauer saodigor Ge- i
Bchifrhemergcl |
* weis»«r Quaivsand mit cinxplnrn n
Rf'RHiifben uaä wr'Dig Fi>Ms|'wth, s)e
kalkig ^ ? Unterer nilnTt.ilsaod.
Krojanteo II. i
MHrr schwiK-li liiimospr grunJigtr Sund ^3
* Bcliwuch lehmiger san- i
diger Grand
" graugrfiner eaadiger
Lehm J
> graugrDner sandiger I
Gescliiebemergel l
* gmuer sandiger G<v Ob. GeEf.hiel
schtebemergGl mit Sundeiiil
" feiner knlkiger Sand gen.
steiniger Mergels^nd 1
» feinG»Hdiger Geschiebe- \
» steiniger Morgplsand |
» feinsandiger Geschiebe- ,
mergel /
> kalkiger feiner Spatb-
sand 1
1 kobliger feiner Sand, /
kalkhaltig (viel Ter- [
tiär) / Unterer Sa
» kalkiger feiner Sand, 1
bei 50—53 Meter und I
55 — 57 Meter Lignit-
gerölle, bei 54 bis /
und aogrenzeDdeij Oebieten.
115
60
71,8— 72
72 - 73,5
Unterer Sand mit
einer Tertiärscholle
nahe der Basis.
»
73,5- 75,5 »
75,5— 86,3 »
86,3- 93,8 »
93,8—100 »
100 —107 »
Unterer Geschiebe-
merj^el mit Einlage-
ningen.
107
110
-HO
— 121
»
55 Meter Geröüe von \
graugrünem Geschie-
mergel.
— 7 1 ,8 Meter kalkiger feiner Spath-
sand
sehr kohliger Sand
grober Quarzsand,
schwach kalkig
kalkiger feiner Späth-
sand
grauer sandiger Ge-
schiebemergel
feiner kalkiger Sand
Mergelsand
feiner Sand, von 104
Meter an kalkfrei
kalkfreier grauer Thon
grauer sandiger Ge-
schiebemergel '
feiner und mittelkörniger Sand, dessen Kalk-
gehalt nach der Tiefe zu abnimmt, mit viel
Tertiär = Umgelagertes Tertiär.
schwach kalkiger feiner Sand, mit einigen
Lt'ttougeröUen, fast nur Tertiär = ? Mioeän.
Der Endmoränenzug, in dessen Vor- und Hinterland diese Bohr-
löcher liegen, tritt bei Gruusberg wieder in seinen charakteristischen
fiodenformen, wenn auch nur als steiniger Saud entwickelt auf, und
sticht sich so in einem nach N. offenen Bogen zwischen Lipiuice
^nd dem Sandkrug durch nach JSeukirch. Aus einer Lücke am
tödlichsten Punkte dieses Bogens tritt einer der Zuflüsse des
Abrauer Stausees, eine Schmelzwasserrinne, die bei Krojanten
beginnt und sich in südöstlicher Richtung über Gr. Paglau und
Granau bis Deutsch Cekzin am Rande des Staubeckens verfolgen
lässt.
Bei Neukirch setzt ein neuer Bogen ein, der, zunächst nur
als Scheide zwischen einem ebeneren Vorlande und einem stark
8»
121 —143,5 »
143,5
i
«-elli^n UintfrUiiJf. (llipr den S<^Iui^nbpTg und Wmnibcig
dtJB VefUufr <lrf Granaucr Hinnr fblgmi) hh xur FnnkmlMgMa
S«eokette &tcb hinupkt, die rr sAdlii;ti njo Ooetcendocf prnn<:ht
Aach jcnwits die&f« Zaflassvs snm Abrauer Staoberkeo tritt drr
Endncifterticliarvktcr euo&cIisI Doob weat^ berrnr, bU bei <ldi
Dfirdlicb'lt'n P»tciiu«r A^'baiitea wn Gl«mb»c<ek>r«, dem B^ino
dtt S«elvavf S''btiirUua»«rniDtK-. dir Ornttdktii'pr-a dr» Eodmorinn)-
ngr« wieder iu dir- Ersrbrtoutig trrtea. Im O dieter Binnc
sngt Mcb wieder «-ine Auflömng des Eudmnrmnratuge». Der
dtdliübstf 2m-^ schiebt sieb iwiscben djte Tbal Ton Sevlm ouil
iIms dr« KiUc-bS<[»»e9 ein. AberKhreitet das letztere etwa bei
Shifpi ond Tvrrini;^ sieb mit den DArd[ii:t»ten Zo;^ der DnuisniU-
Hsn^mablrr KndmoHlne. Im Hinterlande die»«» Zuge* lii^ i'f
Rg.1-
UB;«mB!U^ai>;>b 1 : iäOOlX
GriiDdotoriafDland^-baft iwi^t-hen Seelen und BUdAii mit dem
SlaubtH-ken de# Bladauer See>, das gleiobzeitig einen kleinen Sandr
de» meiton Tbeilzugeii^ bildet. Dieser beginnt bei Seeleu ani
Teiliuft bei den üsUicben Seeleuer Abbauton and am N.-Rau<i^
de? Bladauer Sees Torbei , um sieb nördliob von Btadaii vif<ler
mit dem Haiiptxuge lu vereioigea. Der letztere beginnt mit gr»»"
digen Kuppen am N. - Ende des Glemboczek-Sees ond U^ sich
als der die Höhen beherr^-hende Zug einer s«hr aasgepr^tD
Kup|>en- uuti KesseiLiiidsi.-faaA zwischen Bladao und Bialowien
biDdar\.-h bis Kt>siiuk:t liei Tu<.-bel rert'olgen. In dieä«m inittteTen
und östlichen Theile. der lU^Ieivb ihre bdoksten EHiehni^en in
dieser Gegeud aiit'wei?l. ist die Endaioräoe Tv>rwi«^nd als Stau-
mi>rine eDlwi<.'keli und die tn^>s;sen Aufschlüsse beim Bau di*r
Chaussee Tucbel-BI^Uowierz zeigten an eingetieften Mergelsanden
deutlich die Auf(>iesäung des mit kleineren ScboO^ Oberen üe-
und aDgrcnzendcn Gobieton. 117
Schiebeinergeis oder Grand bedeckten Unteren Diluviums durch
lordsüdlich wirkenden Druck. (Fig. 1.)
Während im Vorlande dieses Endmoränensystems vornehmlich
lie Tucheier Seenrinne und die Senke des Kitschflusses den Schmelz-
Fassern als Abfluss zum Abrauer See dienten, ohne dass es zur
Lu^bildung eines grösseren Sandr kam, findet sich im Hinterlande
Q der Gegend von Kelpin, Dombrowken und Komorze eine stark
rellige Grundmoränenlandschafl, deren N.-Rand in der Umgebung
ou Dombrowken und Komorze in Grandkuppen, Blockbestreuungen
ind Sandströmen abermals Spuren einer weniger bedeutenden
Itillstandslage des Eisrandes aufweist.
Ebenso wie die Dransnitz-Mangelmühler, biegt auch die
ieukirch-Tucheler Endmoräne am steilen W.-Rande der Tucheier
leide scharf nach N. um und fallt auf mehrere Kilometer Länge
[lit diesem Rande zusammen, worauf bereits schon früher hin-
;ewiesen wurde ^).
Jäh und unvermittelt fallt auf der nordsüdlich verlaufenden
jinie Kelpin -Liskau die diluviale Hochfläche zur Tucheier Haide
,b und ebenso unvermittelt ist der Unterschied der Bodenverhält-
lisse und damit der Bodennutzung. Auf der Hochfläche findet
ich hauptsächlich Ackerbau auf meist fruchtbarem Geschiebe-
nergel und dicht daneben im Haidegebiet fast ausschliesslich
Waldungen auf vorwiegend sandigen Flächen. Ebenso schroff
st der Wechsel im Aussehen der Endmoränenzüge, die dem
laidegebiete durchaus nicht fehlen. Bis zum Haiderande auf über
00 Kilometer Länge fast immer im Zusammenhange verfolgbar,
9t der Hauptzug der südpommersdi-westpreussischen Endmoräne
owohl als die anderen Züge plötzlich scheinbar verschwunden,
nd ohne genauere Untersuchung kimn man das grosse scheinbar
leichartige Sandgebiet für einen zusammenhängenden gewaltigen
landr halten^. Mit Mühe nur lassen sich hier im W. innerhalb
es Waldgebietes die Flächen gröberen Materiales als zusammen-
ftngende Züge und Theile der gesuchten Endmoräne erkennen,
«) Sehr, naturf. Ges., Danzig. N. F. X, Heft 1, S. 2.
•) Sehr, natarf. Ges., DaDzig. N. F. X, Heft 1, S. 4 — 5 und dieses Jahr-
ach f. 1898, S. 105-106.
G. Uui. Dob^ Eadi
docii immer darui kraotlirk. das» sieb unter sokJien Gescbi«!
gtrcifcii — TWD (t«^s anderem kann man bier im W. des Hm^
grbiete» nicht ij>i<'cb>'n — piu grösserer SieinrdchtLiim Jcs Snni
oacfaweisen lisit au! da»s dieselben weiter nach O. in dcntlicl
rnlwiekelte Emlmorioen Übergehen.
Eine Brklämng dieser und anderer damit tu Verbindu
atebc-nder Er»cbeioai)gen war Ecbon früher^) rersucbt worden u
halte zu dem Ergf'boi&s gefllhrL, dass die abweichende Auäbildii
der EodmoräneD im Berfißbe des Brahelhales mit der Hölien-ti
am W.-Kande dn Haidi^gebietes in ur^&rh liebem Zusammeitbuti
elrltt. Spätere Lntersucbungen dieses Höhenrindes gewübri
danD neue uml iinerwarleie Einblicke in das Alter und dit- E
etrhiiDi^ der aufTallenden II oben Verhältnisse and bestätigten <
Bichtigkeil des erwibnten Erklärungsversuch e6.
Ea war darauf hingewiesen worden*"^ dass die tieferen Bohrung
auf der die Haide begrenzenden HoebQäcbe überall zwei Ge&chiel
mergel aufweisen, während innerhalb des we&lücben Haidegebie
nur der Obere Geßchieiiemergel grössere Verbreitung besitzt u
der Dntere bis auf vereinieltc Schollen zerstört wurde. Dji
intensive Aufarbeitung des Unteren Geschiebemergels wui
darauf zurückgeführt, dass bereits zur Interglaciaizeit das Gel
der Tncheler Haide Höhenunterschiede gegen ihr westliches Kai
gebiet aufwies, dass man es hier also mit einer wenigstens iut
glacialen Senke zu thun hat. Es hat sich ferner mehrfach gezei
dass in diesem Gebiete bereits der Posener Flammentbon die vi
fach gefuheteii und gestaucbteu braunkohtefnhrenden Tertiärl
düngen discord^tnt ilberlagert^), ilass man hier also Spuren verhi
nissmässig jugendlicher Bdenbcweguugen findet, die nicht ;
Eiedruck zurückzuführen simJ. Verschiedene Aufschlüsse zei^
nun, dass solche Bodenhowegnngen in noch spaterer Zeit,
Diluvium, stattfanden und dass mit ihnen die Tiefeulage i
Ilaidegebietes und alle sich tlaraus ergebenden Verhältnisse in i
mittelbarem Zusammenhange stehen.
') Dies« Jahrbuch f. I8<J8, S. CCXIU ond CCXV.
») Diese« Jahrbach f. ISUS, S. CCVIII-CCXIU.
3) Dieses Jahrbuch f. 1898, S. CCVI.
nnd angreozonden Gebieten.
119
So zeigten zwei in neuerer Zeit in Neu-
Bohruugen, die in südwestlicher Richtung
gende Profile:
I.
0-3 Meter Sand
3 — JO » gelbbrauner Lehm und =
Mergel
10—13 » grandiger Sand mit we-
nig Wasser =
13 —19,5 » grauer Mergel =
19,5-^21 » bunter Thon
Tuchel niedergebrachte
zu einander lagen, fol-
21 -21,5 »
2l,5--22,5 »
22,5^29 >
Braunkohle
grober weisser Quarz-
sand
grauer Mergel
29
30 » Grand mit Wasser, das
Thalsand da^-.
Oberer Geschiebe-
mergel dm.
Unterer Sand ds.
Unterer Geschiebe-
mergel dm.
Posener Flammen-
thon bmi>.
Braunkohlenbildung
bmk.
Unterer Geschiebe-
mergel dm.
/
bis 8,7 Meter unter ; =: Unterer Grand dg2.
Tage stieg
0
i
9
23,r
24
•25
II.
- 4 Meter brauner Lehm und
Mergel
• 9 » gelbgrauer Mergel
•14,5 » Sand mit wenig Wasser
^3)7 ' grauer Mergel
24
25
— 2G »
—27,5 »
^1,5-35 »
Grand
bunter Thon
Braunkohle
Quarzsand
grauer Mergel
( = Oberer Geschiebe-
{ mergel Bm.
= Unterer Sand ds.
= Unterer Geschiebe-
mergel dm.
= Unterer Grand dg2.
= Posener Flammen-
thon bmiV^.
I = Braunkohlenbildung
^ bmk.
= Unterer Geschiebe-
mergel dm.
Kn Vergkiirli der durchsuokeoro S«Airhbfti niad die I^
der BohHöcber lu r-iiiu)d*'r wigty dasa niaa es bi«r mit «a
Au&rbiebung dr» TfrtiArs «uf da» DiluTium I&n^ einer in StreJdl
de« Tertiirs lirgeadeo südweetüch eiafkilendeii Ueb«r>ciiit:but^
Bicbe zu tbun bsL
Aehnlicbe DigloMtioaeo im Stmcben der TeTtuu»«.-hi<^bt
Ussen aicfa bedoodcn in d«r Gejiend cwiscbeD Stoplu uod Cn^
b. Br. beobacbiMi. «o rit-v^rbaupt n^ben natürlicbm, «ahlrefa;
kBn^licfaf AnfscblOsse etneo Einblick tD den AuHmu dia
G^irtes gKvibrra.
Etwa 851) Meier aat^rtulb der grossen Scblacht, welche d
Darf OkoUn im S. begmct, «ad tu deo bi>^ das Sicilgeltii
der lulereii DUnvialtemnM des rcditen Bt^bmfen bildend
PoKci«r Ftanui»eBtlioD, der ia der genuinien Schlucbt ein Bnt
kohhmflöb uiD$«faItR$^ woU gcscUcblele DiluviaUuide der
finü' bc-T^. 'i»>^ 'J'?^ FliiDiüT-Dtfaon öt.cr d^n DüuvtLU.aDd girsobol
eriu Dinss. Nordirestlicb ron dieecn Aa&cUaas, also im Streicb
der Tertiärsohl«: hten, wurden an der Kleinbahn eädlicfa der Hai
^elle Okollo wihlreicbe liefere Bohrlöcher gestoesen, deren mehte
wie naehftehende Profile zeigen, gleichfalls die Au&cbiebung i
Teniirs auf DilDTinm erweisen.
BohrltKh 1. Höhe aber N. N. ^9.9 Meter.
0 — lä Meter Sand = Tbalsud.
1.5 — 6 > Lehm und Mergel ^ Geschiebemerge
ö — 6.i > gelber Suid mit Wasser ^ Unterer Sand.
6.i— iti > Tboo = Pos.FUmmentb
16 — ÜU » Sand = Unterer Sand.
fd.5— 4d.S5 > Grand mit Wasser = Unterer Grand
Bohrloch II. H-M.^ über N. N. 8Ä.3 Meter.
0 — 1,5 M«4er lehmigor SaaJ and Lehm ^ Gescfaiebemerg^
1.5 — 1 > g*iSer Sand = Unterer Sand.
ond aDgrcnzenden Gebieten. 121
4—14 » bunter Thon = Pos. Flammenthon.
14-15 » Sand mit Wasser = Unterer Sand.
15—20,1 » grauer, schwach sandiger
Thon = Pos. Flammenthon.
30—50 » Grand mit Wasser und
bei 39 Meter Lignit = Unterer Grand.
Bohrloch III. Höhe über N. N. 83,4 Meter.
0 —1 Meter Torf \
1 _i^2 » Thon 1 = Alluvium.
1,2-1,4 » Sand ^
1,4 — 2,7 » unreine Kohle.
2,7 — 6 » Thon = Pos. Flammenthon.
Sand = Unterer Sand.
Bohrloch IV. Höhe über N. N. 85,2 Meter.
0 —1 Meter Moorerde) ... .
1 . ^ ^ , 1 = Alluvium.
1 -1,8 » Sand ^
1)8-8,8 » Thon mit 3 Kohlenflötzen = Pos. Flammenthon.
Sand = Unterer Sand.
Bohrloch V. Höhe über N. N. 8:J,5 Meter.
^ —1 Meter Moorerde
1 -1,2
»
Thon
— Alluvium.
1,2-1,4
»
Sand '
1,4-2,1
»
unreine Kohle.
2,1-3,8
»
Brannkohle.
3,8-6,5
»
Thon
Pos. Flammenthon.
Sand
Unterer Sand.
Eine ähnliche Beobachtung machte man auch bei dem Betriebe
^^^ Moitke-Grube bei Stopka. Hier bilden die Tertiärschichten
^"^en nordwestlich streichenden Sattel, der sich nach W. zu aus
^^^ ihn überlagernden Diluvium heraushebt, sodass seine höchste
otelle nur wenige Meter unter Tage liegt. Während nun der
N.-FlQgel des Sattels eine ganz regelmässige Lagerung aufweist,
zeigte sich beim Abbau des Hauptflötxes — die oberen dem
Flainmentboii eingelagerten Flötze werden uiclit aligfbuut, somli-
niir das an der Basis des Flamm Rtitbones auftretende von Quac
6an<Iei] unterlagerte Plötz — im S.-Flbgcl eine bedeutende Uebe
BchiebuDg auf einer im Streicben liegenden Ueberscbiebungsfiäcb
Mit dieser Oisloeiilioii bäugt die auffallend grosse Mäcbtigkeit dt
HauptSötzes in einigen iu> Scbicbtsl reichen angesetzten Bobrlöuber
zusammen, die anfangs die Meinung veranlasste'), man linbr «
hier mit einem neuen, sebr mäcbtigen Flötüe r.ii thun, ilxs W
dem bisher abgebauten Sattel quer vorlegt und naub der dem
Sattel abgeweudeteu Seite flach eintallt. Doeh iils man danu »u
weiteren Verfolgung dii'ses neuen Flötzes andere Bobrlöclier qu«
zum Streicben stiess, fand man in grösserer Tiefe nur das tüte,
lAngst bekannte Hauptflötz.
Aber nicht nur solche streichenden Dislocationeu, mit denen
jedenfalls auob die Umbieguug des Plateuurandes und des Brahc-
thales bei Komorze nördlich von Tucbel zusammenhängt, las«ai
eich an dem steilen W.-Kande der Tucbeler Daide nachweisen'
Weit wiL-btiger för die ErkUriing der hier auftretenden Höhra-
untergßhiede sind die Spuren von Dislocationen, die unter wi^
schieden steilen Winkeln gegen die Streich rieh tuDij der Tertii^
schichten verlaufen. Solche QuerbrOche, die wahrscheinlich Jw
aus anderen Theilen Nord- und Mitteldeutschlands bekaooten
Systeme der N.-S.-Brücke zuzurechnen sind, sind wieder am deut-
lichsten in der Uegend zwischen Stopka und Crooe a. Br. '"
beobachten.
Der nordwestlieh streichende Tertiärsattel der Moltkegrub«
hebt sich, wie erwähnt, nach W. zu, mit der Entfernung «w
Brahethale, beträchtlich heraus und ist zuletzt plötzlich quer »^'
gerissen. Dass die Senkung der Ablagerung nach dem Brahethale
zu auf ein Staffel förmiges Absitzen an QuerbrQchen zurück:suillbrei'
ist, bewiesen die Erscheinungen in einem im Streicben geln^
benen Entwässerungsstolln, wo vielfach an solchen Quersptlt^"
Wasser- und Sanddnrchbriiche erfolgten und wo man das stufeD-
artige Aufsteigen der Ablagerung deutlich beobachten konnte.
') Z«itechr. f. prakt. Gool. 18!>7, S. 247—348. Vei^l. anoh W*«!racH»fn
UfMChen der OberflichoagestaUung dee noiddeutseheuFlaiihluidM, 3. AnS., S. ti
nnd angreozendcn Gebieten. 123
Eine weitere entsprechende Lagerangsstör im g zeigt die vom
•I.-Ende des Dorfes Okollo zum gleichnamigen Vorwerke fhhreode
icblucht, in der ein in Flammenthon eingebettetes, stark ver-
oetfichtes Kohlenfiötz den Fundpunkt einer alten Muthung bildet.
)a8 ganze Terrassengehftnge beim Dorfe Okollo besteht aus
laromenthon, nahe dessen oberen Rande sich mehrere sQd westlich
iofallende Bniunkohlenschmitze zeigen. Die südliche Ecke zwischen
em Brahetbale und der erwähnten Schlucht besteht aber aus
reschiebemergol, welcher wohlgeschichtete Diluvialsande überlagert,
nd auf der Thalterrasse iHsst sich sehr deutlich die nordwestlich
(reichende Grenzlinie zwischen Flammenthon und Geschiebcmergel
erfolgen. Diose Geschiebemergelscholle ist aber auf die S.-Seite
er Schlucht beschränkt, deren Mündung gegen den übrigen
^erlauf scharf nach NO. abgebogen ist, und nördlich der Schlucht
litt bis zum Brahespiegel hinunter wieder nur Flammenthon auf.
4 ist hier also eine Diiuvialscholle zwischen zwei sich fast
ecbtwinkelig schneidenden Brüchen eingesunken. Dass es sich
ierbei aber nicht um eine einfache Abrutschung handelt, geht
araus hervor, dass hier Geschiebemergel sonst erst mehrere hun-
Iprt Meter vom Uande des Brahethales entfernt, im Abfall der
liluvialen Hochfläche und der oberen Diluvialterrasse, auftritt,
»"ährend die eingesunkene Scholle den Abhang der unteren Ter-
•"^sse bildet, deren Oberfläche neben Flammenthon ausschliesslich
^U8 diluvialen Sauden und Granden besteht. Die Geschiebe-
i^ergelscholle muss demnach in ihre jetzige Lage gekommen sein,
ievor in diesem Theile des Brahegebietes die Diluvialschichten zu
Terrassen eingeebnet wurden.
Ein ganz entsprechendes Bild bietet der Hohlweg am N.-Ende
*^ Grabinawäldchens, der Weg von Crone a. Br. nach Althof
^^i die nördlich von diesem gelegene tiefe Schlucht. Im Hohl-
'''egc beobachtet man wieder Flammenthon, der von Diluvialsanden
^^d Geschiebcmergel überlagert wird und an dessen Basis weiter
tödlich ein von Quarzsanden unterlagertes Kohlenflötz auftritt.
'm Streichen dieses Aufschlusses zeigt sich aber im Innern der
Schlucht unter der Diluvialdecke ein von Flammenthon überlagertes,
on Quar/sandtn unterlagertes Braunkohlonflötz, dessen Höhenlage
nivbt mit dem TertiimurKclilusse im Hohlwege filiereinstioitiit; p«
tat hier an einer nordDord&stlich 6treicb«tiden DisIocatJon der Ü.'
Flüge) um etwa 20 Meter abgesunken. Für eine derartige Senkuag
8]im^bt auch die Schichten fol;re nahe dem Ausgange der Schlui-bU
Am Gebinge iinterbalb der Si-bweden schanze, aoi S.-Ahbange dflC
Schlucht, tritt im Saude dicht Aber der OUerkanle des GcsubifW
Piergele eine nach SW. einfallende sehr fi«te ConglonirnitbaolE —
durch Ciäenoxydbydrat Terkittete Sande und Grande — »n( u«J
dieselbe Bank Keigl sieb ani S.-Abhange der Schlucht in di'r»f!lKai
Stellung im Profil und dem gleichen Einfalleu etwa 2Ü M«ter
liAber. Man bat es hier aberm^ils mit eitler zwi&dien x«d
BOrdaordöetlicfa becM^. nordwestlich Terlaurendea DisIftcatioMB i
ctngesunkenen Scholle aa tbun.
Anf ein Absinken an einem N.~S.-Bnicbe ist wobi aocb Ju
aufTalli-nd »teile westlich« Einfallen der Tertiirschicblen lurQckz»-
nihriM). welches in zwei Bohrlöchern auf dem östlichen Brahcurtr
fretgrstrllt wurde, und el-eoso dürfte di«- »ersc-hredene Ausbildung
der beiden Brxheufer weiter unlrrfaalb. bei der Ebenbuhubrllck*
und bei Sanddurf mit der ^laffelformiseu tlin^nikuDg deg Bnili'^
tbales in Verbindong m bring«i sein.
Das gleiche staSelförmige Absinken ge^n das Gebiet der
Tueheler Halde zeigen auch die Terliirschichlen in der Gegi^ud
von Tuchel. Es liegt nimlicb die Oberkante der braunkoblea-
fithr«uden TertiSrbddungen bexw. die Unterkante des Poseüer
Fhuumenthones auf einer, dem Sohichtst reichen entaprecbendeo
Linie bei Gr. Mangelmithi bei rtwa 120- 130 Meter Ober N. N-*
bei Liskau bei 106 Meter, am W.-Cfer des Spitalsees bei 89 Meter
und am Brabeufer bei PillamObl bei S3 Meter über N. N. Fü«-
eine Quervlöniug spricht auch das Auftreten tod 2 BraunknhleD'
flötaeu in einem Bob rloc he am NO.-Ende des Spitals«e$ in TiefesT
32-33 Meter und 37—10 Meier unter Tage, d- 1. 70—71 Mete«"
bezw. 63 — 1>6 Meter über N. N.. die sich einwaadslos mit keinei^^
der im Streichen der Schichten anftretendon Flötze ron Pülamül^J
Tereinigen Ussea').
*i Sckr. Kuarl G«. Daaiig. X. F. X, B«A 1, ä IS.
und angrenzenden Gebieten. 125
Wie die Bohrungen in Fh. Döbelshaide und Poln. Cekzin
^.eigen, hebt sich das Tertiär im O. des Brahethales wieder heraus.
[)a9 deutet also darauf hin, dass das im Wesentlichen nord-südlich
rerlaofende Brahethal unterhalb Komorze in seiner Anlage durch
jinen dem Systeme der N.-S.-Brttche zugehörigen Graben ver-
inlasst wurde.
Ungleich schwieriger als die Feststellung des Vorliandenseins
solcher Dislocationen im westlichen Randgebiete der Tucholor
Ilaide ist eine AltersbeMimmuni' derselben. Die discordante Uebcr-
agerung der Braunkohlenbildungen durch den Posener Flammen-
hon beweist allerdings, dass der Anfang dieser Bewegungen bereits
lerZeit vor der Ablagerung des Flammenthones, also dem Miocftn
mgehört; doch erreichten die Dislocationen ihre Hauptbedeutung
rst im Diluvium. Mit Ausnahme des zum grossen Theil bereits
ler westlichen Hochfläche angehörenden Gebietes der Moltkegrube
ritt auch in den Gebirgsstörungen von Okollo und Crone a. Br.
lur ein Geschiebemergel in die Erscheinung, ebenso wie in der
legeud von Tuchcl. Während aber hier genügend Beweise für
as oberdiluviale Alter des Geschiebemergels vorhanden sind,
?hlen solche für das südlichere Gebiet völlig, ja es ist hier sogar
lel wahrscheinlicher, dass die zum Theil von mächtigen Sauden über-
i^erten Geschiebemergelschichten dem Unteren Diluvium ange-
>ren. Mit einem solchen wahrscheinlich interglacisilen, z. Th. viel-
'cht noch unterdiluvialen Alter der Dislocationen lässt sich auch
^ besten die bereits erwähnte intensive Aufarbeitung des Unteren
^schiebemergels im westlichen Haidegebiet erklären, der nur
* ollenartig noch oder in Gestalt von Gerollen im Unteren Sande
fVrilt, während sich das Obere Dihivium deckenformig über die
»locirten Ablagerungen hinzieht, wie auch die oben angeführten
Ijfungen in Neutuchel sowie die früher erwähnte Bohrung in
if^bel, Konitzer Str. ^), zeigen.
Indessen scheinen mit dieser unterdiluvialeii bezw. inter(;lacialen
'►iiptperiode die Bodenbewegungen in unserem Gebiete noch nicht
»n Abschluss gelangt zu sein. Jentzsch erwähnt aus der Bau-
>) Dieses Jahrbach f. 1898, S. CCIX.
U'6
G. Ifjus, Deber Eodroriiidii in W»^p«!Ui>H
grulic der BrOcke zu Plaskati VerverfaDgen, die ilcii I
dnrckziph^D und bts 1 Meter Sprungbölie icei-^en').
aber aii<:b diese VerwertuDgen auf A bf utscbungen am Thalraucle
^iirfiirkttlbren, £0 zeigen dnrb zwei AufscfalÜESe in gröeserer Ent-
tarnung vom Brabelbale ähnliche aber dcutltuhere Erscbeianugen.
So «eigte sich in der Grube der alten Neutudieler Ziegelei
unweit Boc-hdorf dos in Fig. 2 dargesteltte Bild. Im laueren
der Grube lagert eine etwa 1,5 Meter et-irke Bank Oberen dc-
schiebeniergels auf deutlich geschicbteteu, 3 — 4 Meter niäcbtij^«ii
Fig. 2.
^^^i^ 1?:?^^ r:är?\
Ob. Sand. Ob. r.e8chiebemergel. Uot Sand.
Hähe : LiDge ^1:1.
Unleren Sauden, die wieder von Thonmerget unterlagert weri^^
Nach dem östliclien Grubenausgang zu tritt Aber dem Geschi^^
mergel Deoksand auf, dessen Mächtigkeit plfitzlich an einer
gan^.eGrulienwand durcb^.iebenden und mit Kalk infiltrirten Sp^*
bedeutend zunimmt. 0,8 Meter unter seiner frflberen Unterki^
tritt der von Sanden unterlagertc Gescbiebemergel in einer MSch''
keit von etwa 3 Meter wieder a'if, sodass nunmehr »eine ün"*
kante britiabe mit der Oberkiuite des Tbnnniergels im W.-Tb*'
der Grube /usammenfUllt. Die Sprunghöhe der nordnordöst 1 "
verlaufenden Verwerfung, die sich- im Oberen Sande nicht sits'"'
testetellen lässt, beträgt etwa 8,6 Meter. Ein ähnliches, wenn ai«'^
weniger aullalleudes Bild zeigte sich auch in einer Grube ^m
Steilhange der Hochfläche östlich von Kelpin.
>) DieM Jalirbuoh f. 1896, S. 78.
and angrcozcoden Gebieten. 12?
Zwei Hauptsysteme von Dislocationen lassen sich also im
östlichen Randgebiete der Tucheier Haide feststellen, deren Streich-
^htungen im grossen Ganzen NW. bezw. NNO. ist. Denselben
chtungen folgt im Wesentlichen die Anordnung der Thalrinnen
diesem Gebiete und vielfach kann man beobachten, wie sich
r Obere Geschiebemergel den Formen dieser oft auffallend grad-
ig verlaufenden Rinnen anschmiegt. Es dürfte daher in manchen
Jlen wohl die auch in Anlehnung an y. Koenen von Jentzsch *)
ederholt vertretene Ansicht von der tektonischen Vorbildung
r Thalzüge nicht von der Hand zu weisen sein. In wie weit
iD es dabei aber mit postglacialen Bodenbewegungen zu thun
t, wie sie die zuletzt genannten Aufschlüsse anzuzeigen scheinen
d wie sie unter Anderen von Müller 2), BeüSHAüSEN®) und
eiLHACK'^) angenommen werden, entzieht sich vorläufig der Beur-
?ilung. Doch dürfte die grösste Bedeutung für die Ausbildung
r tektonischen Verhältnisse den älteren, interglacialen Störungen
izumessen sein.
Durch die geschilderten, tektonischen Verhältnisse wurden er-
;htlich (He eigenartigen Erscheinungen veranlasst, welche sich in
T Ausbildung der Endmoränen sowohl als der Grundmoräne in
m Senkungsgebiete der Tucheier Haide zeigen. In dem im Ver-
Itniss zum Inlandeise äusserst engen Senkungsfelde, dessen
berfläche in sich noch zahlreiche Höhenunterschiede aufwies,
isste eine Gletscherzunge eine sowohl gegenüber den Hand-
bieten als auch in ihren einzelnen Theilen sehr verschiedene
^weglichkeit besitzen, wodurch die Auflösung der Endmoräne in
hlreiche, oftmals sich durchkreuzende Stafieln hinreichend er-
Irt wird. Daneben aber mussten hier die unter dem Eise
'culirenden Schmelzwasser eine viel grössere Wirkung ausüben
) in den höher gelegenen Randgebieten. Hierauf ist einmal der
osse Reichthum des Haidegebietes an meist engen, oft gerad-
(igen Thalfurchen zurückzuführen, die ich in erster Linie mit
») z. B. Sehr. Natarf. Ges. Danzig. N.F. VII, Heft 1, S. 177-178.
«) Dieses Jahrbuch f. 1808, S. CXXXI— CXXXIL
^ Dieses Jahrbach f. 1894, S. LVIII.
*) Dieses Jahrbach 1898, S. 146.
I^g G. Mui, Ceber EadmoriDCD in WstpreaK^
JbmTiESCB*) durcli &ubjjUcisle Erouon leklouUcfaer Lioieu es —
klAren mAolite. Weiter mtiES man den Budeboden e«lbst »h d^i-^
Ergebnis« solcher AuswaschuDg durch siibgUciale SchmeUwass^ r
«oniisiea. Meist in Gestallt langgMtrccltter, flach gewölbter Boden —
wellen, oft ein unrerniinelt auftreteoder Höbenxug in iiDniittfS. -
harer Nachbarschaft ein«« Sees oder eintr Bnichfl^be, die nirgetiA t
einen Zu- oder AbQu^ erkennen lisst, bieten die BodeDforme- rni
des TTaidegebietes ein ganz andrrrs Bild, ala mati es von ciiwt^^jit
Saudr, dem Circiilationsgebiete Tfeier SctuiieUwMsset vor deut EImmb-
ratide erwarten sollte. Mei$l bestehen diese H&faen au6 Sasd^^^n
nnd Grandeu, Tast stets mit /ahlreiiben kopfgrossen und vi .^ael
grösseren scliarfkantigen iiitd et-kigeu Blöcken, die ohne jec^s^^e
Gesetz mässigkeit in dem feinoieu M:iterial nerstreut liefen. Z •■ii-
weili-ii lässt sich auch bcobachtou, wie solche sandige Bitdung^^^o.
die oll grössere oder kti-inere Linsen und Schollen von Gescliielnzizie-
mergel umschlJessen, nach den Seiten nnd uHch unten durch n ^Ic
Zwiscbenstudien in der Striictiir nach völlig gleiclicn Ge&cUift=:^}e-
mergel Übergehen, dem sie anch oft in afironomisclier Bc/.iehii ng
sehr imhe stehen. Ich bin daher der Ue herze iigung, daKS i'"
Gebiete der Tiulieler Haide der Geschiebesaiid vielfach ledi^l^i'j
eine sandige Faties der Griindmoräne*), ein völliges Aeqnival^^iil
des Gi-ticbiebemergels darstellt. Dies gilt besonders für dii'jeni^^<'0
Ttieile der Haide, die, im Hinterlande der noch /u erwähnend «n
EndmoränenzOge gelegen, völlig die Landschaftsforuien der sl*»ri J
welligen GrilodmoränenUndscIiaft zeigen. Daneben finden ^idi
natOrlicli anch in grosser Verbreitung flach und eben gelagert
sandige Absätze aus freien Seil meU wassern, Sandr mit mehr o<Jer
weniger tief und breit eingegrabenen Scbmclzwaseerrinnen vor
den Endmoränenzfigen und Staubecken hinter denselben. Bei der
noch XU erwähnenden schnellen Aufeinanderlulge und Durci)-
krcuzuug der einzelnen EniinioräneuzQge kann es dann kommeOi
dasa das ursprüngliche Hinterland eines Zuges mit Saudrsaudeti
'} ffiese« Jahrbuch f. 1898, S. 561—564 und Sehr. Satnrf. Ges. Diiüi«-
N.F.vn, Heft 1, s. na
*) Vergl. WAHssoHArri:, Ursaohan derOberflachengeetsItung u.s.w. (2. iffl-'
9. 1*6-127.
/
and angrenzenden Gebieten. 129
folgenden hoch aufgefüllt wurde, sodass sich dann scheinbar
^io oft nur wenig deutlicher Eudmoräncnzug aus einer Sandebene
erbebt, und nur zuweilen gelingt es, durch Feststellung der stark
welligen Unterkante des aufgeschütteten Sandes das ursprüngliche
I^ild wieder herzustellen^).
In unmittelbarem Zusammenhange mit der Grundmoriinen-
Dutur des Geschiebesandes in vielen Fällen steht das Auftreten
mehr oder weniger weit verbreiteter jungdiluvialer Tufifkalke, die
sich lediglich als Ausscheidungen aus d(;m Sande in gewissen
Stadien des Wasserstandes in den Schnielzwasserrinnen erweisen.
Solche in ihrer Verbreitung sich stets den diluvialen Thalterrassen
anscliliessende Tuffkalkmassen, die man geradezu als Vertreter der
Terrassen an Steilgehängen aufzufassen hat, finden sich* im west-
lichen Theile der Tucheier Haide am Spitalsee, bei Plaskau und
oberhalb Schüttenwalde an der Bralie, am Okiersker See und in
der Umgebung des Mukrz-Sees bei IJndenbusch. Aus dem öst-
lichen Haideucebiete sind dieselben bisher nur vom Gr. Miedzno-
See bei Adlershorst und dem nördlich daran stossenden Theile
des Sobbinthales bekannt geworden.
Der Verlauf und die Ausbildung der Endmoränen im west-
lichen Theile der Tucheier Haide ist zum grösst<m Thoil bereits
in meinen früheren Berichten genauer angegc'bcn worden, so dass
J^ih mich hier auf einige kurze Ergänzungen leschränkfii kann.
Genauer zu erwähnen ist dagegen ein Endmoränenzug, der den
S'idlichsten Rand des Haidegebietes berührt und einem noch
^«iter südlich gelegenen Endmoränensysteme angehört.
Dieser Endmoränenzug, durch welchen der Brahroder See, der
Anfang des breiten diluvialen Brahethales^), aufgestaut wurde und
dem weiter westlich die Stau!)ecken des Glucza-Sees bei Wiskitno
nnd des Dzidno-Sees westlich von Monkowarsk ihre Entstehuni:
verdanken, erreicht den W.-Rand des Flaidegebietes bei Monkowarsk
nnd findet eine Fortsetzung in den ül)crweht<*n Grandkuppen bei
Ph. Kuhbrück. Hier vereinigt er sich mit dem östlichsten Aus-
'aufer des Grunau-Zempelburger Endmoränenbogens, der andrerseits
') Vorgl. dieses Jahrbuch f. 1899, S. LXI— LXn.
^ Dicdes Jahrbach für 1S98, S. CCXVII.
jAhrbach 1900. 9
180 G. Maa«, ü^b'T BDclaiuräuea in Weatpi
ftucb wieder am Huidernnd nach N. einen Zweig Ober Pmst t
8fldticlii>t«u Bogen der Drauaniu-MaugfliuHhlor Endiiinräne |
sendet. Jenseits des Bmhetliales bi'ginnt der sitdlichitt« fii
morinenzug unseres Gebietes dünn wieder im Wuldc hei i
Scbünliolz und tagst sieb im grossen ßogi>u nber Suübnuer Mal
und Suchau nucb Cul. Koslinka im kÖDi^rlicbcn Forst Grfinfelde u
weiter nach SHlesuho vertolgeii, wo er seine typtüubsto Gestalt
Grand- und Stiiiikiii)|ieu umnimmt. Bei Sucbiiu wird der Ziiif i
der veriiältnisB massig engen Uiune der Sut:Ii;iiier Seen durclibrotshl
dein AbfliisäP de« grosüten Staiibeokens von Urftckonuii und Trtilnn*
und hier li<-f'(?rte ein bei der Föräterei Suchiui gestosscne« Biihrk
ein sehr beacbtenswerlhes Profil. Es fanden si<:b:
0— 3 Meter Sand = Tbalsand. 1
S~ 5 » sehr sandiger Mergel ^ Oberer Gescbiebi'mrrgi
t' t " '"''"' , ,■ , , I = Obe^^^ S„.J.
6 — 8 » schwach grandiger aanci i i
8— ]0 » eisenscbilasiger grandiger Sand, vielTach dtin
Eisenoxydhyilriit vorkittel und mit zjihlficti
Si-halbruchstfluken von Bivalven und Gastropode
dabei eine Vahata antiqua SoW-, zwei K »
crostoma SteenbüCH, ein Planorbü albus MOL
lind zwei I'isidium pusillum Gmblin. = Jnle
glacial.
10—16 » Sand = Unterer Sand.
16 — 16,5 » grauer Mergel =5 Unterer Geschiebeinergel.
Am interessantesten ist hierbei jedenfalls die Schiebt i
8~ 10 Meter Tiefe, die einmal durch ihre Sdss nasse rfau na, dai
aber durch die als Oberßächenbildung und Verwitterung auft
fassende Oxydation und Verkittnng als Interglacial cbaraktcris
wirdi).
Bei Salesche schaart sich der Snchauer EndmorSnenbog
mit einem zweiten, der, von seinem stark welligen aber fib'
sandeten Hinterlamle durch die Hinne des Salescher und Schewie
') Vergl. aacb dieaes Jahrbuch t. .
und angrenzenden Gebieten 131
koer Sees — mit einem inselartig hervorragenden Riesen block 2) —
und des Branitzer Sees getrennt, sich fiber Steinberg, Wyremki
und Bromke weiter nach O. verfolgen lässt. In seinem Vorlande
entwickelten sich die Sandr des Grünfelder und Buko witzer Forstes
und die Sclunclzwasserrinnen des Schwekatowoer Sees und des
Heiiirichsdorfer Mühlenfliesses. In dem durch seine Formen als
Tlicil der Endmoräne genugsam charakterisirten und durch seine
Höhe sich scharf aus der Landschaft abhebenden Erhebungs-
gebiete von Pniewno biegt die Kndmoräne wieder scharf nach N.
um und findet über Eschendorf und das besonders auffallende
Bestreiumgsgebiet von Eichenhorst, wo oft auf einer Fläche von
wenigen Hektar Grösse mehrere Hundert Cubikmeter Bau- und
Pflastersteine gewonnen werden, eine Fortsetzung bis an den
westlichen Steilrand des Schwarzwas^orlhales, den sie zwischen
r)ritschmin und Lubochin erreicht.
Der südlichste Zug der Drausnitz-Mangelmühler Endmoräne,
Jer bei Liebenau den W.-Rand der Tucheier Ilaide erreicht,
setzt i^ich jenseits des Brahethales in zwei recht gut als Block-
bestreuungen und Grandkuppen in stark welligem Gelände ent-
wickelten Bögen fort, die die Feldmark von Khftiowo im S. und
N. umschliessen und sich in der Gegend von Lubievvo am Rande
des Trutnowoer Seebeckens vereinigten. Schön ausgebildet ist
auch der zu diesem Endmoränenstück gehörende Sandr, der die
Forstschutzbezirke Kohli, Schönholz und Seebruch umfasst. In
t>estalt von Grandkuppen und Block|)ackungen im Schutzbezirk
Brunstplatz des Kgl. Forstes Lindenbusch findet der Endmoränen-
^^*g dann seine östliche Fortsetzung, die das Staubecken des
""Uvialen Mukrz-Sees veranlasste und sich jenseits des Abflusses
'^fies Sees in vereinzelten Grandkuppen und Hestreuungen über
^^Qtfin und Lubsee nach Dritschmin verfolgen lässt, hier im O.
''^'lich sehr an Deutlichkeit verlierend.
Die gleiche Erscheinung des Undeutlichwerdens nach O zu
'st auch der südliche Zweig der Schwiedt-Bislawer Endmoräne,
. ^ Aach auf dem Messtisohblatt Labiewo (Gradabtheil ung 32, No. 35) als
**^l verzeichnet.
9*
in Wcstpra
der in gruudi^OD und steinigen Knppfn bis zum Rande <]pb dj
vialen Mnkrz-Seps bei Blondzmin deutlich eutwickpll, im O, 3U
Beckens uiir noch mit Mnh<? i1ber Androaethnl und [Janno a
Fulketiharst und Scliiroslaw zu vcrrolgen ist.
Di(!se au(Tallende Erscheinung hangt abermals damit
summen, dass hior im westlichen Uandgehict des hreiten Schwi
wasserlhiilea, an einer besonders weiter nördlitih sehr deutlich her*
tretenden Ilßhtn^tnfe, ;in der sich das Golfintle de§ preii»£,tfiij
Höheiirftckens nach 80. absenkt, alle EiidniorauRnzOgc eine t
füllende Umbicgunj^ iiaeh N. erleiden, wie «ie aunli aus dem V
laufe der EDdiTiiiriimn drs Itlatteg Lindenbusch') hervorgeht.
Rejgie sich da, dass der zunächst im Gebiete von Theo)
Wclpin, Ivfity. und Johannisth.tl im Wesentlichen wcstösilich i
richtete nördliche Zwei;; der Scbwiedt-Bislawer Endmorüne 4
Wissnka ab niudi N. iiiit'Zielonka '/u umbiegt, und diese lÜegt
findet sich auch bei den nördlicher gelegenen Staffeln, die &icb
der Gegend von Zielonka vereinigen. Im O. der Linie Wisscf
Zielonka finden sioh allerdings vieUaiih Spuren wcstöstlich «
}au/ead«r Eisrandlttgen, besondci's ausgeprägt Ju dem Verlaufe
Schmelzwasserrinnen; aber diese Spuren treten gegenOber ■
typisch entwickelten Endmoräne bei weitem zurück.
Diese setzt sich von Zielonka in typisch entwickelten Grai
kuppen und Blockpackungon (Taf. XX, Fig. 2) nach N. fort, i
in dem vollendeten Kuppen- und Kesselgewirr von Ludwigstli
mit 1^4 Meter ihre höchsten Punkte zu erreichen, immer i
Scheide zwischen Grundmoränenlandschaft und Staubecken i
W. und Sandr mit oft tief eingeschnittenen Schmelz wassrrrinoi
im O. In dem Ilöhengebiete von Ludwigsthal mit seinen Blöd
Packungen vereinigte sich mit dem Ilauptziige der südpomniersfi
westpreussischen Eudmoräne die östlichsten Ausläufer des Hamme
steiu-Neukirch-Tucheler Zuges. Dieselben bilden zwei fast paralte
Bogen, deren südlicher zunächst durch die mehr vereinzelt a"
tretenden Grandkuppen, Durchragungen und BlockliestrenuHi?
von Zamartc, Summin und Poln. Cekzin^) gebildet, sich in Griim
i) DicBos Jshrbnch f. 1899, S. LXI-LXIir.
») Diwea Jahrbneh t. 1899, S. LXUL
und angreozenden Gebieton. 133
kupf)enreilien zwischen den grossen Staubecken von Louij>enthal
und Budziska hindurch über Louisenthal nach Ludwigsthal hin-
zieht, während sich der nördlichere über Zalesie und am N.-
Rande des Budziska- Sees hin verfolgen lässt.
In immer gleicher Ausbildung und vielfach von ostwärts ge-
richteten Scbmelzwasserrinnen durchbrochen setzt sich die End-
moräne nach N. über Kamionka fort bis zu den in ihrer End-
moränennatur schon früh erkannten Steingebieten von Gr. und
Kl. Schliewitz.
Die Schmelzwasser dieses Endmoränenstückes sammelten sich
in einem breiten südöstlich verlaufenden Thale, in dem sich die
verschiedenen Ilückzugsstadien in deutlichen Terrassen mit süd-
Hcbem Gefalle kennzeichnen. Diese meist mehrere Kilometer
hreite Senke wird heute von der Prussina und dem unteren
Schwarz wasserthale benutzt, während das Schwarzwasserthal ober-
halb der Prussinamünduug eine tiefe, aber äusserst enge Rinne
darstellt, der keinesfalls die Bedeutung eines irgendwie nennens-
werthen Schmelzwasserzuflusses zum Thorn-Eberswalder Haupt-
thaP) beigemessen werden kann, ebenso wenig wie dem Brahe-
thale oberhalb des Brahroder Stausees.
Dieses breite Diluvialthal bildet, wie erwähnt, wiederum die
Grenze zwischen zwei nach O. sich senkenden Staffeln des preussi-
schen Höhenrückens. Es besteht also hierin zwischen ihm und
dem Brahethale eine gewisse Uebereinstimmuiig, die auch in der
'iördlichen Umbiegung der Endmoränen an seinem W.-Rande
^**m Ausdruck kommt. Unentschieden aber muss es bis jetzt
Weihen, ob auch seine Entstehung in ähnlicher Weise wie die
det$ Brahethales auf tektonische Vorgänge zurückzuführen ist, wenn
^^lih eine derartige Entstehung sehr wahrscheinlich ist.
Das Gegenstück zum Wissoka-Schliewitzer Endmoränenzuge
^^^t dem als Längsthal zu ihm aufzufassenden Prussina-Schwarz-
^^^^serthale als ein bald mehr bald weniger deutli(-h entwickelter
^tjtg von grandigen und steinigen Kuppen und Rücken, an deren
^^^Ic in der Gegend von Osche die Grenze von Thal und Grund-
') Vergl. dieses Jahrbuch f. 1898, Taf. 7, und Verh. Ges. f. Erdkunde,
^«"lin md, Taf. 3.
0 Uam. Vrhnr Hu 'Im Orfin <ii
cnorfincnlHiiilM^linfV tritt. Mior mttBa man ^Ptnifzii anui-liniPD, dsn
bei der StillstamULt^K >1&r Bisrandes daa Rlr di« En(lmornn«> W
atiminte MHteri.il in die linroits vorhandene Hinno ^enoiintlet I
wurde, sodaas liier an dip Stelle der Tbulsande Grande, (irrOllt <
lind KIScke treten, die heute vielfatrh aiisgciteiitet werden. Aiidt '[
sonst ist wegen der engen Nnchbnrschaft von Thal und EnJ* ''
mnrfliic eine scharfe Trennung der beiderseitigen ßildun;;pn knum i
durch führ bar. Es kann dann vorkommen, dass die scheinbar dni
Thnllerraasen iuifgeseluten Kuppen und Rücken den Eindruck eillifr
Dilnciilandiicliafl birvorrufcu, und dieser Eindruck verschwindet
erst bei der Untersiichtiiig des Bodcnmatcriitles. beim Anblick dn
Grande und Itiflt-ke. Solche Verbftltnisiie bestehen hei»[)iclMtreiM
im Gebiete der Wnifsschbicht und der Zatokken im Kgl. Forrt
Üsche. Diesem Zuge der SchwBr*wasser-Endmor8ne gehören Jie
von Kbilhack erwnlinten »im Unterlaufe de» Seh warst wasserfliiM«
nuflretenden Geschiebeauhäufungen« an und der in der Litterilur
»chon mehrfach i) genannte -vTeufelstoin" im Schutzhezirk Grodtink
des Kgl. Forstes Oschc ein Itiesenblock von 23 Meter Umfang
und -2,5 Mfl'-r Höli.. fiber der Erde, dessen ihm ati Grö*^. nur
wenig nachstehender Nachbar schon frflhxeitig der SteittgewinituDg
/um Opfer gefallen ist.
In mehr vereinzelten Blockbestreu» ngen ISsst sich der Zug
der Sehwarüwasser-Endmorüne, die auch als Fortset/.ung des ^uubaii-
Pniewnoer Moranenzuges anzusehen ist, bis /.am Steilrande des
Weicliseltbales hei Schweiz verfolgen, wo als seine letzten Spuren
wohl der steinige Geschiebcmergel von Sulnowo anzusehen ist-
Auch östlicli des breiten WeicUselthales, das jedenfalls während
eines grossen Thoiles der Diliivialzeit als sAdwSrts gcriuhlete
Scbmelzwasserrinne bestand, lasst sich die Endmorftne mit liiein'
lieber Sicherheit weiter vcrfnlgen, wenn auch im Wesentlichen i"
anderer Gestalt als westlich des Weichselthaies.
Es liegt hier in der Gegend von Kulm und Kulmsee eine
I z. B. Schütte, Tucheler Halde S. AO. Die an dem Block sichtbifM
• küD^tlichen Vcrticrungeni, in dunon die Sago Eindrücke einer Ketl« Bieht, >°
der einst der Teufel den DIook in das Scliwarzwaaser schleppsD wollt«, sind
diu bekannten scbüsselarligen Aubwiltcrungsformeii.
and angrenzenden Gebieten. 135
flächcnh.ift mit Schwarzerde bedeckte Geschiebemergelebene,
vekhe sieb, voo unbedeutenden Erhebungen und einzelnen tiefer
p/ngeschnittenen Erosionsriuuen abgesehen, allmählich von N. nach
i senkt. Die Ränder des Weichselthaies sowohl als auch die
efen Erosionsschluchten lassen vielfach den regelmässigen Aufbau
*$ Geländes aus Oberem Geschiebemergel, Unteren Sauden mit
igelagerten Thonmergeln und bei Althausen bei Kulm einer
ink von Diluvialsandstein, sowie Unterem Geschiebemergel er-
nnen, ohne jede andere Andeutung einer Eisrandlage als etwa
Q südöstlichen oder sudwestlichen Verlauf der Thalzüge. Eine
Qz entsprechend aufgebaute Geschiebemergelebene liegt östlich
3 tief eingesenkten Beckens von Graudenz in der Gegend von
[onin und Liuowo, tief durchschnitten von den Thälern der
sa und Lutrine^).
Zwischen diese beiden Geschiebemergelebenen schiebt sich
il aufragend ein Streifen stark welliger Grund moränenlandschaft
t zahlreichen Kuppen und Kücken aufgeschütteter Sande und
ande und sog. Durchragungen meist gröberer und feinerer
ande, dessen Lage ungefähr mit der von KeilhaCK vermutheten
srandlage östlich der Weitjhsel übereinstimmt. Innerhalb dieses
rwiegend aus stellenweise recht steinigem Geschiebemergel und
and bestehenden Höhengebietes, dessen Formen in gewissen
teilen auffallend das Gepräge der Endmoränen mit Sandrflächen
Vorlande und Staubecken im Hinterlande tragen, kann man
t ziemlicher Sicherheit drei durch tiefere Senken getrennte
ippenzüge unterscheiden. Der südlichste derselben beginnt in
r Gegend zwischen Kornatowo und Malankowo und lässt sich
nn in vorwiegend südöstlicher Richtung über Linowo, Szeroko-
38, Rynsk und Siegfriedsdorf zur Babie Gora nördlich von
ibönsee und weiter über Piontkovvo nach der Sokblli Gora und
m Drewenzthale dicht oberhalb Gollub verfolgen, während sich
ch weiter südlich Spuren einer Vorstufe finden. In seinem
nterlande liegen die grossen Becken des Wieczno-Sees und des
nilka-Bruches, während in seinem Vorlande die Schmelzwasser
') Dieses Jahrbuch f. 1898, S. CCXXIX-CCXXXI.
l -.ia G. Maa*. Ücber EatImoriDeD in Wettpi^UMcn
durcli zalilreicbr, oft tkf eingcsohaitteno Rinneu, wie diu Schön -
Me-Oetrowitter frnkc, zur Weichsel und DreweiiK, bezw. zuin
Thorn-Ebi-rswiildiT Ilauirtlb«! gefohrt wunioii. Der f:vnM<^ Zu^
ttctY.l iu der (Jpgcnii /.wisi-ln-n Mulankowo und BlnDdaii i-in und
xü'bt sieb KUDAcbttt nach 0- über Kotttmwo. Kl. Czwpprln iidcI
Kgl. Neudorf nach Arooldsdorf, wo i-r nai-b SO. umbipgi, uhvm
ftlwr Sittnn Ucxvt. Uriesen und Juworxe in ürand- uud SteiDwälleoA
eine ForlsrtÄiing x\\ fiudea. In ecinem Hinterlüiide liegt dpr '
Mgowo-Sc« und fiiiigf gleiuhfiilia als Staubecken nulxtifa^cudo
Bnti^liäächeD, wfihreiid mcbn-n* /.iim Dreweii/tbale PDlwÄM-tTiid«
Riniipu, von di>ueD diis oborbiilb (.iolbib mflndende Slnigaiti&l
l^ciiunnt sei, die Schmelz wasspr der Sandr im Vorlandc «uf'iiitbmeu-
1>.T tirirdbebslc Zug diese» Syeteinea besteht aus /,woi steh bc-i
Uhcdcn isuhaurcDdcn Bo;;eri, deren westlieber durch dir üric?
Ulandau, Goriiinen, Mgowo bt^/eicbnet wird, während der fiütlit^cs
ober den Sclianzenberg bei LopMtken im SO. Uohenkirch er^ei(.■b•^H»
wo er sCldlich des Ortes, in den Kadick-Bergcn hesiinder» typisi-b«^
Kimneii «eigt, um dann ans«;heincnd bei Gr. Druditaw zu cndigi-»» -
Au» detii Gebiete dieses EudmorSnenitiigee, als dcsEeo Stai » —
berki'M mfin den grnsseo Tbalkessel von GraudenK aufzufiissc«»
but, der sieb wahrscheinlich an der Stelle einer scbou vordiluvralcr »~»
Senke bildete'), ist hier noch eine Tiefbohrung au erwähne- «*-
Dieselbe befindet sieb auf dem llabnbofo Drusvbin und erg*»l*
folgendes Profil :
0 — 5,5 Meter brauner Gescbiebemergel ) = Ob. Gescbiet»^»—
grauer » ) niergel.
lehmiger Grand = Oberer Grand (Og^)-
grauer Thonniergel ^ ? Interglaciul.
kalkiger, sandiger Humus ^^ Interglacial.
graugrüner Mergel mit 1 ., C^ e-
hcD Wurzelfasern I
5,5-
' ',5
7,5-
- 9,0
9 -
-1-2
1-2 -
-14,5
14,5-
-15,5
15,5-
2(i,5
üti,5-
-27
. «..hiebumergel ■»•»*
eraner Gfschtebemergel ) - . ..- _
I eingelagertenU. er-
grauer Merijeisand I , ,
" ,1 gelsanden.
grauer Gesell lebemergel i
■) Sohr. naturf. Ges. Daozig. N. F. IX, Heft 3 and 4, S. 1S3 and dies
Jahrbuch f. ISüS, S. CUXIX-CCXX.
und aDgrenzoDcIeD Gebieten. 137
34-^37 Meter Sand = Unterer Sand (djjg).
o7— 40 » grauer Thonmergel = Unterer Thonmergel.
Wichtig ist hierbei die als Interglacial angesprochene Moor-
'"^•rgelschicht aus 12 — 14,5 Meter Tiefe, deren Bildung auf im
L'Qteren Geschiebeniergel wurzelnde, nicht mehr bestimmbare
Pflanzen zurückzuführen ist.
Der von Hünenberg bei Dramburg bis Hohenkirch auf etwa
'00 Kilometer nachi^ewiesene Zug der südpommersch-westprcussi-
sclien Endmoräne ist aber nicht das einzi«?e derartige Gebilde
zwischen der groi^sen baltischen Endmoräne und dem Thorn-
Elierswalder Hauptthal. Allerdings sind die übrigen Endmoränen-
zfige Westpreussens bisher noch nicht in ihrem gan/en Verlaufe
festgelegt. Doch soll schon hier dasjenige bekannt gegeben
Werden, was sich bislang hat feststellen lassen.
In der Gegend von Rose, nördlich von Schönlankc am O.-
liande des grossen Waldgebietes um Schloppe, tritt zwischen
einer weiten Sandebene im S. und einer flacheren Geschiebe-
iiH'rgelfläche im N. ein Streifen typischer Grundmoränenlandschaft
auf, der in Kuppen und Kesseln alle Anzeichen einer Eisrandlage
aufweist. Nach O. zu tritt aus dieser verhältnissmässig geschiebe-
armen Bildun^iC ^in Zug durch zunehmenden Reichthum an iTjrösseren
iiiul kleineren Geschieben immer deutlicher hervor, bis sich tchliess-
lieh diese Kuppenlandschafl, die immer die Grenze bildet zwischen
sandigen Flächen im S. und Geschiebemergel im N., am Dom-
l>rowjiberge und den Springbergen nordwestlich von Schneidemühl
m ein Gewirr grandiger und steiniger Kuppen nnt dazwischen
^i<>gendeu steilwandigen Kesseln und Trockenthälern auflöst. Im
^- dieser typisch entwickelten Endmoräne breitet sieh ein weiter
oandr aus, der sich zum Netzethal hinabzieht, während sich im
»''«terlande ein Streifen welliger Geschiebemergellandschaft ein-
^*<*Iit. Am Rande des Küddowthales zeigt die Endmoräne eine
***^tliche kurze Umbiegung nach N., woraus hervorgeht, dass es
^^^ hier um einen Einschnitt im Eisrande, ein Gletscherthor,
Oestlich des Küddowthales ist dieser südlichste Endmoränen-
' ö im N. des Thorn-Eberswalder Uauptthales noch nicht im
0. Maa
Ui'bT Bortmi
1 Westpreiufe
Audi im N. der sflcipoi
ilir VI' reinigten Hammerstein-
von den von KbilhaCk^J e
logischen Karte der Priivii
Ziisamiiienlmnge verfolgt. E» zeigten sicti inilessin 8pnren Jensellii— n
mit StHubeükpn, Sniidr und Schmelxwasserrinneii tn verscliiedeiK — ^ u
Gegenden bei Wissek, Lohsens, Vandshiirg') und MrotscIiei^Hii.
Der östlichste Anslänfer dieses Ziigps tritt dünn als Pin-hm -i-
Pniewnoer Endmorflne in das Gebiet der Tnidielcr Huide ein tin^^nil
wurde sia solcher ebenso wie seine östliche Fortset;(iing herciw ts
bwoh rieben.
merseh-weetpreu heischen »n<J der m^H-irl
i-Tiicheler Endinoritne liegt, iibgeseh^^^BD
, Preussen IHOOOnO (Itlnit I>irsel.=i^O
angedeutete» eiidmorätieniirtigen Bildungen in der Gegend vi an
PreuBsiinch Stargard, ein einer späteren Phase des Iniandeis-RficÄ*-
xuges entsprechender EndmoränenKiig, der sich gleichfalle a « tf
weite Strecken hin verfolgen läset.
Genaner festgestellt wnrde dieser Zug. der sich wiihrschei »» —
lieh Aber Kamionna nordöstlich von Czersk weiter nach W. bi«» —
xielit, znnäch&t im Gebiete der grossen Seen am 0-Uand>- d«*»"
Tiicheler Ilaide.
Derselbe beginnt mit Blockbestretiung der stark wellig«* ki
Landschaft bei Ossiek am Gr. Kalemba See und zieht sich ■ *^
Gestalt von Grandklippen nn'l Rlickon steinigen Sandes ostwil«"*=^
über Jaszirek und durch den Lesiiianer Wald, um von der Cn^^"
wiusk-Rnlowshaider Chaussee an den steinbestreiiten Aussenrai»"
einer gestauchten GrundmorSnenlandschaft um Oissewo und R««^~
kowken zu bilden, an den sich nach S. ein Sandr bis zum U<^~
sohlt/- und Radsoe anschlieset. Von W. nach O. nimmt dies^*"
Zug sowohl im ßodenmaterial als in den Formen immer me^'**'
den Charakter der echten Endmoräne an, um in dem bis 1^-'
Meter anfragenden Höhengebiete von Adl. Kamionken sich »■■*
typisclie Endmoräne r.u entwickeln.
Hier biegt die Endmoräne ziemlich scharf nach N. um isr»*'
bildet in der Gegend von Lalkai
rwinsk, Königswalde i**^
') Diese« Jahrbuch f. 1SD8, S. CCXIII.
*) DifiBes Jahrbuch f. 1889, S. 117. Vergl. auch LEPaiDs, Geolog. K»*"**
1 DeaUcJiland, Blatt Bromberg.
nnd angrenzenH« n Go^aoteo. 189
ierondziio im Gebiete einer im Verhältniss z!ir Höhe sehr
malen Staumoräne den O.-Rand der Grundinoranonlandschaft
;en die Senke des Weichseithaies, geilen welches sie vereinzelte,
rstufen entsprechende W(»Ilen aussendet. Echte Blockpackungen
len hier allerdings vollkommen und auch die ßlockbestreuungen
en mehr oder weniger zurück. Trotzdem aber kann die End-
räncnnatur dieses zuweilen äsartigen Rückens keinen Augen-
L-k z'weifelhaft sein. Seine für die Endmoräne charakteristischen
rinen wurden bereits von Jentzsch eingehend beschrieben, der
ihm, sowie in parallel verlaufenden Vorstufen eine erst nach
lajieruns: des Oberen Diluviums entstandene tektonische^) Fal-
g erblickte, während Wahnschaffe*-^) in diesen Rücken drum-
irtige Bildungen vermuthet. Diese Vermuthimg dürfte für eine
s^ahl kleiner, nordsüdlich gestreckter Rücken wohl zutreffen,
dann in der Bewegungsrichtung des Eises hinter den Zwischen-
reii der Endmoräne entstandene Drumlins darstellen würden,
r die aus dem Gelände scharf hervortretenden HauptrOcken
st sich aber eine solche Erklärung ebenso wenig aufrecht er-
Iten, wie etwa die Annahme, dass es sich um Geschiebemergel-
.r handelt, wie deren eines Keilhack aus dem westlichen
nterpommern beschreibt^).
Jentzsch sagt*): »Der höchste Punkt (d. i. des Blattes Mewe)
50 Fnss) bezeichnet den Gipfel eines höchst auffälligen Rückens,
r sich 150— 500 Meter breit, mehr als 5 Kilometer lang von N.
ch S. vom Jonkathale bis zum Smarszewoer See (Section
(Insterwalde) hinzieht. Die eigenartige Gestalt dieses Rückens
nnert an die eines schwedischen As ... . So erweist sich
»ger Rücken, dessen Gestaltung^ Beziehunujen zum Verlauf zahl-
icher benachbarter Wellen zeigt, als eine Bodenfalte, deren
ter jünger als das des Oberen Diluvialmergels sein muss. Die
») Vergl. Sehr, naturh. Ges. Danzig. N. F. VII, Heft 1, S. 178.
*) Ursachen der OberfiftcheogestaltuDg des Dorddeatfchen FlachlaDÜes.
. Aufl.), S. 77.
») Dieses Jahrbach f. 18vm, S. CXCV.
^) Erläuteruugcn za Blatt Muwe d. geol. Spec- Karte Ton Preusscu u. s. w.,
8—9.
1 40 G. M*A4, Dobor Bndmotilaeii i
N.— S. bis NW.— SO. streicben.lon Wellen bei Köuigswiildt- tiij<]
DKierond/uo erscbeinen als Vorwellen desselben ROckens", (lessea
GcsUlt HU nii(U-rer Htille') lotgctKiermaHsecti b^scliricbcQ wird:
»Dieser Haiiil verhält sich seiner Nachbarschaft gegeuüber als
aufgepressle Welle, liinter welcher unregeliij&smig i^ealaltete Ein-
seiilcimgeu liegf'ii. In di^r NO.-Sirecke (des lil. Mnnstcrwaldes) tritt
eine solche so nahe heran, dass die Aiif|ires3iui^ uls rriii, den schwe*
discbeu Xsar ähnlicher, nur 150 — 200 Meter breiter Ufickeu siiA
& Kilometer lang nordwärts -zieht.« Zu dieser Staiiinoräne, mit dtMTD
Eiitfitehiiiig die von Jentzhcu aus der Gegend von DxierondKno
heechriehenen Liigernngs Störungen^ iiimiittolbnr /.ithaitimenhftngfn,
gehören al-j Sandr bcKw. Schiiielzwasserrinneo dos unt<T(; F<ts4>-
thal und Jbntzscu'ö MOnsterwalder Thal mit seiner nordwestlichen
Fortsetzung. Dase diescrs Sandgebict iu der Thiit als Suiidr auf-
Kufassen iät, geht auch aus folgender Angabe Jentzsch'b*) Uervor-
»Der erwähnte .Asar-ähnlii.he Kücken von Köuigswttlde sftat durch
diL'Sen Sandstreifeu quer hindurch und kann daher erst nach Ab-
lagerung des Oberen Diluviulsaudea entataudeu »eiu«. E» xeigt
dies ulso, dastf hier an der Äustrittsstelle der SehmeUwasäer die
Endmoräne nicht als Slautiioräne entwickelt ist, uud hier tritt
auch die GeiichiebebesuhüttuDg deutlicher hervor.
Durch die Oscillationen des Eiarandes be/w. durch ungleich-
förmige Ablagerungen im Endinürauengebipie lassen -ich auch die
ans diesem Xheile des Weichseithaies mehrfach erwähnten zahl-
reichen Geschiebemergelbäiike mit ?. wischen gelagerten Sanden und
Thonen sehr gut erklären.
An dem breiten Weichselthaie, der iu einer Lücke des Eis-
randes südwärts entströmenden Schmel/wasserrinne, schaaren sich
die Bogen der nördlichen Endmoräne und nur untergeordnete
Moränen wälle, die bereits von JENTZ8CH erwähnten sQdöstlicl)
beüw. uiu'döstlich verlaufenden Geländewellen der Blätter Mewe_
MOnstcrwalde, Pcstlin, Gr. Khodau, Gr. Krebs, Nieder/.ehreQ udcH^
') Erlluterangen au Bl. Münatyrwalde, S. 8.
*! Erläuterungen zu Blati Mewe, S. 2j— 29 und dieses Jahrbuch f. 18S-— 4
S. 447-450.
^) ErlftuteruDgeu zu Bl. MüDstornalde, S. 11.
und angrenzenden Gebieten. 141
Riesenburg ^) schieben sich innerhalb dieser LOcke zwischen die
Haiiptzüge ein. Der Verlauf dieser Zwischenbogen fallt im O.
^er Weichsel, wie Jentzsch angiebt, mit der Streichrichtung
^es Sonon im Kreise Pr. Holland zusammen, weshalb Jentzsch
*^'nen tektonischen Zusammenhang beider vermuthet. Es ist aller-
^'ngs durchaus nicht ausgeschlossen, dass diese Uebereinstimmnng
*^^ine zufällige ist, wenngleich man von jugendlichen tektonischen
Störungen 2) in diesem Falle jedenfalls abzusehen hat. Aber
^*Hleicht hat man es hier, wenn auch nur in geringerem Grade,
'*^it ähnlichen Beziehungen zwischen der Lage der Endmoränen
'■od den Höhenverhältnissen dos vordiluvialen Untergrundes zu
^•^im, wie sie E. Geinitz aus Mecklenburg schildert 3) und wie
^■t^ am W -Rande der Tucheler Haide zwischen Endmoränen und
^^n Tertiärsätteln angedeutet scheinen, dass nämlich die Lage von
^ nfragungen des vordiluvialen Untergrundes die Lage der End-
'Ooräne, hier nur der kleineren Vorstufen, bedingte.
Der Verlauf der Hauptendmoräne im O. der Weichsel lässt
^^)er solche Beziehungen nicht entfernt erkennen. Als fast ge-
^tuies Spiegelbild des westlichen Hauptbogens zieht sie, meist in
Viestalt eines oder mehrerer paralleler Züge von Staumoränen und
Ourchragungen, nur hier und dort durch stärkere Bestreuungen
^«Icr ßlockanhäufungen be/ei(thnet, erst in nordsüdlicher, dann in
^ridöstlicher Richtung durch die Gegend von Kiesenburg, Frey-
5^tadt und Lessen. Ihr Verlauf zeijjt im Einzelnen innerhalb
Oieses, als Ganzes betrachtet, eine /nsanunenhängende Grund-
'iioraneDlandschaft darstellenden Gebietes, das in seinem Aeussercn
f^rosrsc Aehnlichkeit mit dem weiter südlich gelegenen End-
Hic)rrmengel)iet von Rheden und Schöusee besitzt, mannichfache
-Abweichungen. I^og(»n reiht sich an Bogen und oft verfliessen
<:^der durchkreuzen sich die dicht gedrängten Etappen mit ihrem
*j Vcrgl. die Erläuterungen zu diesen Blättern.
^ Erläuterungen zu Blatt Postlin, S. 3.
^} Die wechselseitigen Beziehungen der mecklenburgischen Seenplatte, der
^iesohiebestndfen, Endmoränen und des Hötzgo' iri^suntergnindes. XYIIF. Be.trag
%.. Geol. Mecklenburgs. (Arcli. Ver. Freund, d. Naturgcsch. in Mecklcnb., Jahrg.
^3 [1899], Heft 1.).
t43 G. iUuL, Ueb^ Bodmailsea in We^lpreoaKu
Gewirr von Kiippeu iiod KOcken, in ilciieD Jbktxscm ') u-klouiulic
BildiiD^ii, lloretr, rrbliL-kt, *tpni^t«?D$ li» drn t>un.-hr«gungn),
Jmvq [uikiii.-be wohl ul& Obere S«ude mit ^iti gelagert i-iu Grauhiebr-
tnergel, iJä saudigc AusbiU ausformen der Eodmorflup, BüfzU'
fiiKKO t»iui]. Grössere Saodr fehli-D dir^u Tbcile der Budmoräue,
binter dt^ren Zagen sicli in beiitigeu S«eti oder AUuvi«lfl&i-beii
»rOäSerp oder kleinere SiKubecken in grosser Zahl Gnd<»i, uuJ
nur hier imd dort legen eicit vor ihrr Wellen S»ndfli4:iieti, uua
deiH-u ütb nach SW. «ntftti Oineude ScUmeUwKgserrinticD eui-
w!<-k(-In. Ein sicher siliön aiiA^bildeter Sandr legt «idi beUfkls-
mriiti an die Eadmorioe U-i Rieseobnig nn, dureli da« Tbal
der Liebe entwässert; «Iialie&e Bildungen iindeu eicli vielfu-h
inoerbjüb der Messtisfhhlitt.'r P.-etiin. Gr. R.ibd*n. Gr. Krebc.
ßi«»enbuq;. Nieder:reliri-n. Frej>tadt, Sti^iwrnleu und Gr. Pliiwenic
Oft l<^l sii^ BU(^ vor die Endmoräne nur ein liugrres oder
kQnerea LCi^stlud. inweilrn durch Kro>ion mrjir oder wei)i<;rr
vertieft oder durt-fa fia<riojrlaci«le Sedimente^} aufgelilllt, ron denru
sich duin die SckmeltwaaeerTinwn «bzwei^ren. Ah »c>K-be dem
CndiiioräiieOi^eliieie tut ström ende Si-hin''liwjisaerrinneu einJ zu
nennen; das untere Liehethnl. das Przenxaw«tlial und untere
Gardeukatlial bei Rf^^ieiibau^'u und d:is Ossathal uuterbalb des
Plowenxer Sees. Das letztere besteht im Weacntlichen aus durvli
Qnertbiler mit einander rerbuudeneu L<äDgsthalsißcken und etelll
so den Ueber^ng d«r la den erwihotm Längstkälero vor der
Endmoriue. von denen hier das Frevstwlter Thal, die durch den
Nogatsee und den ebeniali^en Krobeuestsee bezeichnete Rinne
sowie die von Gr. Thiemau zur Ossa sich erstreckende bn'ite
AUurialniederuug mit ihrer südöstlii-hea Farts^zung genaunt seien.
Ein noch weiter luriivkl legender Zu^ dieses Endrooräuen-
** Aaf den ^vok>$iK'bca Kuwa «t^aw «ie die äaaiin«Bde aad viele Sita-
httktmsKtiit ab üntM« Satie 4iixw««jh. oltank voU »ar mft» ihrer
Ibcfctigfccit; hiMMC. «>«>- aaf Üt mi^tiadk «rwikM«« AUagKaaitsverUmbs«
und aogrenzeDden Gebieten. 143
Gebietes, welches die Geschiebeiuergelebeiie von Linowo und
Okonin gegen NO. begrenzt und zu ihr in dem gleichen Ver-
hältniss steht, wie die Rheden-Schönseeer Endmoränen zu der
Cbeoe von Kulm und Kulmsee, führt nach SO. zu dem gewaltigen
Ciidinoränenbezirke der Kernsdorf er Höhen^^. Diesem Zuge
8itid ^^rahrscheinlich auch die Blockbestreuungen und Blockpackungen
im Kreise Mehrungen zuzurechnen, die sich besonders im Besten-
dorfer Forst, im Reichertswalder Fofst und am Mariensee be-
merkbar machen^;. Da sich an die Kernsdorfer Höhen die Eud-
iiioränenzöge Ostpreussens anschliessen, so wird durch die nörd-
liolisten Endmoränen des östlich der Weichsel gelegenen Theiles
von MTestprcussen eine Verbindung hergestellt zwischen den ost-
preussiscben und den westpreussisch-pommerschen Eudiuoränen-
9!:ug«tu; aber diese Verbindung vollzieht sich anders, als es
K.E:irjaACK auf seinen mehrfach erwähnten Karten andeutete.
In seiner Abhandlung: »Die Stillstandslagen des letzten In-
l«t.ndeises u. s. w.«^), hat Keilhack die von ihm bereits früher
ssiusgosprochene Ansicht^) näher ausgeführt und zu begründen
Versucht, dass sich jedes der norddeutschen Urstromthäler als
ILiängstbal auf eine bestimmte Phase im Inlandeisrückzuge, auf
^iiie längere Stillstandslage des Eisrandes beziehen lasse. Hin-
sichtlich des Thorn-EberswalJer Hauptthaies war er dabei zu dem
l£rgebuiss gelangt, dass die diesem Läugsthale entsprechende Eis-
t'iindsiage durch die in ihren verschiedenen Theilen gleichzeitig
gebildete sog. grosse baltische Endmoräne bezeichnet werde. Auflallend
i^t dabei nur, dass sich diese in dem Gebiete zwischen Drage
i^mil Weichsel so weit von ihrem Längsthaie entfernt, während
^oDst im Allgemeinen Thal und Eisrand nahe benachbart sind.
^A.ber diese Entfernung wurde auf eine hier bereits eingetretene
0 Vergl. A. Jentzsch, Nachweis der beachtenswertben und zu scbützenden
X3äame, Sträacber und erratiscben Blöcke in der Provinz Ostpreussen. 8. Bei-
t.rag z. Naturkund«" Preossens, S. 116 — 117.
3) Dieses Jabrbacb f. 18^8, S. BO ff.
^ z. B. dieses Jabrbacb f. 1897, S. 95 und 113 ff. Weitere Literatur s.
^^ARKSOHAFPE, Obeifläcbengestaltuug (2. Aufl.), S. 17G.
*) Vergl. JkuiTzsoH, Nachweis n. s. w., S. 111.
Ditl'erenzirung Urs Eisranilc^s üurflckg<?ßl)irt, iudetn bivr eioa gK
wültigr Hiniji-biinriing den Eiarand ia zwei Lapiien, deo Odw
lind Wcirhsclhogi^n verlegen Hallte. Die Aunahmc d«r Zusttmmeii-
gebdrigkoit von Tbal und Cmliiiorüne sttitztc sich niiub diirniif
daas Hn Zusatnmciiliang üwiKcbcn den unmitMbKr vor der gtossn
tiftttiach^n Endmoräne nachgcwipspncn Sandrflä.hpn und d«'n Sand
gebieti-u im Mflndiingsgebieto der nördliubon ZiiflOsso dca Netzc^
tbnirs voriiii»g08(^ti-.t «riirdo, diiss ulso dioBP ZiiflnAS« gewalti^o vi»
der Endmoräue bitt zum Nel/.''tbul<< reiuli'^iidt', diiivb nacli N. ^o)
vcrjflngondp r>ibivinl|iliitpini8 gplrennte vind zuweilen dtirob mei»
klcinero dibivialc Inseln iiiiterbrni^benp Siuidr entwAssera sollten
Uotpr den bii^raus sieb •'rgrbmdcii ViirHiieBi't';inigeD mnssl'
man, da ja die grosse balti^obi^ Eudiriorftnc in ibren vcrscbiedfooi
Theilen in der Nciimark, in Ilintorponim^rn und West|>reuMei
eine gb'iuh/.eitige Bildung bciii aoll, in den bescbri ebenen, wett^
sQdliub geleg<>nen Endmoränen xfigen iiicbr tintergeorduet« llildniigen
gleicbsiiiu Vorstufen der grossen baltischen EndmorSue ei bücken
Wer aber jemals die Formen dieser Züge, besonder» der au
fibcr 211(1 Kilometer Lange nindigewiesenm sildp<iinmi'isfli- wt■^l
prcussiüubeu Endmoräne, gesehen, viv.r je die Gescbiebemengei
crbliekt, von denen in diesen Zßgen oft viele Hundert Cubikmetei
auf wi'uigen Hektar Kläcbe angebänft sind, wird iiicbt zweifeln
dass er es bier niebt mit 'Vorstnieu, sondern mit vollweiibigei
llau[>tendinorSnen /.u tbun bat.
Es war aucb gezeigt worden, dass man keineswegs das gan/i
Gebiet der Tuubeler Haide als einen zusaminenbüngendei), ge
waltigen Sandr aufzufassen bat, der sieb von O. uacli W. übei
(i Messtiscbblutter erstreckt und naeb S. bin alluiäblich sicli wiedei
zu zwei Triübtern vereu<rt, die durch die Brabc und das Seliwarz-
wasser entwässert werden. Es war vielmebr darauf hingewieser
worden, dass in diesem Gebiete neben /.abireichen Sandrfläcbei
aucb Saudmasst'U autireten, die man als Facies der GrundmorSni
zu erklären bat. Aebnlicbe Verhältnisse dürften sich vielleicbi
bei genauerer Untersuibung aucli in anderen bisher als Saudi
angcsproclieiien Gebieten nachweisen lassen. Neu nachgewiesen
wurde dagegen ein grosser Sandr innerlialb der grossen vou
und angrcnzendon Gebieten. 145
Bromberg and Schneidemühl aus nach N. bis über Konitz hinaus
sich erstreckenden Hochfläche, in deren Mittelpunkte Zeinpelburg
UD(] Vandsburg liegen, ein Sandr, der nach S. durch das aller-
dings nicht sehr breite Thal der Lobsonka mit dem Thorn-
Eberswalder Hauptthal in Verbindung steht.
An verschiedenen Stellen war ferner bereits auf die engen
Beziehungen zwischen den westpreussischen Endmoränen und den
nach S. entströmenden Schmelzwasscrrinnen hingewiesen worden.
Aber diese Beziehungen bestehen nicht allein darin, dass sich
diese Rinnen als Abflüsse der die Endmoränen begleitenden Sandr
erweisen oder dass ihre Lage durch Lücken des Eisrandes,
Gletsoherthoro, bedingt wurde. Vielmehr besteht auch ein so
inniger Zusammenhang zwischen den Endmoränen und den Thal-
stufen innerhalb der Schmelzwasscrrinnen, dass man auch hier,
^e bereits in anderen Gebieten, die einzelnen Terrassen unmittel-
l>är auf die verschiedenen Eisrandlagen beziehen kann.
Eine genauere Darstellung der hieraus sich ergebenden Ent-
'^ickelangsgeschichte der Hydrographie im südlichen Westpreussen
^örde indessen trotz ihres Interesses hier zu weit fnhren, weshalb
ich mir eine solche für später vorbehalte. Es soll daher nur kurz
^nf die entsprechenden Verhältnisse im Gebiete des Weichsel-
^hales hingewiesen werden. Hier sind zwar bei dem nördlichen
^nrchbruche der Weichsel und der damit verbundenen tiefen
iJ-rosion die alten südwärts geneigten Terrassen fast völlig zerstört
'Orden, doch gestatten die Reste im Verein mit den in den
^itenthälern erhaltenen Thalstufen die früheren Verhältnisse noch
""echt gut wieder herzustellen. Aus einer solchen Wiederherstellung
^^giebt sich nun, dass sich innerhalb des in seiner Anlage einen nord-
^Mlich verlaufenden Bruch darstellenden heutigen Weichseithaies
^^^ dem Rückzuge des Inlandeises über Fordon hinaus beständig
^*^e südwärts strömende Schmelzwasserrinne in einer Lücke des
'^'Brandes befand. Hieraus folgt, dass man, da der Eisrand mit
Aufnahme dieses Einschnittes in dieser Gegend im Wesentlichen
ß'nen ost-westlichen Verlauf hatte, füglich nicht mehr von einem
"cich&elbogen des Eisrandes im Sinne Keilhack's wird sprechen
»önncD. Es ergiebt sich hieraus ferner, dass sich durch das immer
•fabrbiub 1900 {Q
146 ti. UxAM, Deb«r Uadmortaeu in WeetpraBoMi
tiefere EinecbDeiden der ttndwärt» strAm^ndeo SdmielitwsEscr he
dem Rftckr.iige dt^ Inlaudcisps dvr sp&tpre oörillichp rigrcbbrud
d« Wcicbselthales inaerLalb einer alten Schmelz wassern nne gm
allniäblicb vorbereitete. \
Aus diesen bydrograpbiachen VerhSltDissen folgt man ni
Sicherheit, dass, falls wirldicb zu jedeat der norddentscben Ur
stromthMer eine bestimmte Eisrandlage gehört, dies f)ir das Thoro
Eberswalder Hauptlhnl unrnSglieh die grosse balliscbe Endmoräii
Keilhacks facin kann. Die im O. dt;r Drage an das Hauptiha
nördlich anätosgendeu Sandr lassen sich zunüchst mit dem sQd
liebsten Endmoränenzuge ini nördlichen Posen und gQdlicbei
WestpreuBsea in unmittelbaren Zusammenhang briagen. Dabe
wird man zunächst die durch diesen Zug bezeiubnele Eisrand
läge zum Netzetbale in Beziehung zu bringen haben. Wem
übrigens Keiluace angiebt'), dass der SQdrand dieses Tbalet
allenthalben von Hochflächen gebildet wird, die nirgends sandr
artigen Charakter besitzen, so trißt dies mehrfach /. li. Rir da;
Gebiet zwischen Cnarnikan und Kolmar nirht zu Hier ;£ei^i siel
nimlicb im Forste Podanin ein deutlicher sDdwftrts geneigter Sandr
der durch das Thal der Flinta Aber Ritechenwalde zum Welna-
thale entwässert wird. Zu diesem Sandr gehört eine Eisrandlage
die in der Gegend von Schwerin a. Warthe beginnt und sicli
zunächst ober Birnbaum nach O. und dann zwischen Wronkt
und Samter hindurch nach N. zieht, deren Spuren sich ir
den Höben von C/aruikau, Uscb, Friedheim a. Netze nnc
Wirsitz zeigen und zu welcher auch der von Wahnschaffs
beschriebene Lubasch-As^) in Beziehung zu bringen ist. Fasi
überall zeigen die Gehänge des Netzethaies oberhalb der Drage-
mllndtmg deutliche, durch Erosion entstandene Absehnittsproüle.
und der dadurch bewiesenen Vertieriing des Hauptthaies in
ihren einzelnen Pbusen entsprechen die bis an die verschiedenen
Endmoränenstaffeln zurCickreichenden Thalstufcn in den nördlichen
Nebenthäieru. Hieraus ergiebt sich, dass wir in dem bmgrn
') Dieses Jahrbucli f. 1898, S. 107.
') Diesos Jalirbiicii f. 1891). S. -'77-28S und Ursaclie der Oberflichen-
Beataitung (-2. Aufl.}, S. 170-171.
Qod aDgrenzenden Gebieten. 147
Stillstande des Eises auf der Höhe der baltischen Seenplatte nicht
die erste Ursache für die Herausbildung des Längsthaies ^) zu
suchen haben, sondern dass vielmehr im O. der Dragemündung
die durch die grosse baltische Endmoräne Keilhack's bezeichnete
Eisrandlage, abgesehen von dem Durchbruche der Weichsel, die
äusserste Grenze einer Beeinflussung dieses Thaies von N. her
bildete.
Berlin, den 21. Januar 1901.
^) Dieses Jahrbach f. 1898, S. 110.
10'
k
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Faniia aus einer Tiefbolirniig in jnngen
Küsteubildangen zu Dar-es-Salüm.
Vou ITciTD W. Wolf in ßorlta.
Ilinter der Borna vou Dar-cs-Salum wurde im .lalire ViOd
ciiic Tk'fboliniug auf Triukwusser uie dargebracht, welclie eiu^
Tivfi) von 162 Meter unter Terruin erreicbte, ohiiu iltreu Zw«k '"
erfttllen.
Die Stadt Dttr-es-Salain seihst Hegt auf dorn Voniemai
piuor 10 — IJO Meter hoben niariuen Terraasei), die Boina jwliwk '
beäeiitcud niedriger, und ito dQrfte der Ansatxpunicl der Tltl' '
bobrutig auf kaum A Meter Meeresbühe zu scbstzeii sciu; J''
BohriiDg würc äIso bis <ra. 137 Mett>r unter den Meeregspi'^gti
vorgedniugeii. Bis xvt dtosur Tiefe Btriieu in dem Uobrloeb ni"
jugeudlicho 8chicbteu von ubwcciiecbid lockerer »ud fcsttf B^
scbaffenbeit :ia, dte sieb folgeudcrinaiiFseu gliedern lassen:
1. 0 — 4 Meter gelblicher Qiiarzsaud, mitlelkCriiig. j
2. ;i— 1) ' si:hwatli biadiger, weisser QuarzsanJ "'''
ein>;ehieu Feldüpäthcn, ziemlich grob.
3. 9 — 17 ' thonigo, zum Tbeil etwas verfestigte So.m
uud Siiudiger Thon (Lehm), grau uud gel^i'
4. 18 — ^S ' «echsehide Büuke vou Kalksandstein, Kiff-
kalk uud kalkhaltigem Sand.
5. '21) — o4 ' bellf^rauer, auscheiueud kalkfreicr, zieniiicb
feiuer Saud.
') Navli W. lIiii;!iuAiiur, Zur OberOäclieitgesIulIUDg und Geologie Deutsch
Osurrik»». (l>t!ulM-h'0»ufrikH, liü. Vll, S. l'Jä. Ikrlin 190a Diktricu Kkihkr
7.
36 40
»
8.
41—54
»
9.
55 57
»
10.
58-59
»
11.
60—70
»
12.
71 76
»
13.
77 162
»
W. WoLFF, Fauna aus einer Tiefbohraog otc. 149
6. 35 — 36 Meter feinkörniger Kalksandstein, zum Theil fast
reiner Kalkstein.
gelber Thonmergel.
dunkelgrauer Thonmergel, von 51 Meter ab
mit Holzresten.
kalkfreier, dunkler Tbon mit Holzresten.
kalkfreier, mittelkörniger, thoniger Sand, er-
härtet, grau.
Kalksandstein, kalkige Sande und feste Kalk-
steine.
braune und graue Thonmergel.
wechselnde Schichten von Kalksandstein,
Kalkmergel und Thonmergel mit marinen
Fossilien.
In den Tiefen von 28 Meter, 57,5-58,5 Meter und 124 Meter
^urde Wasser angetroffen; nach Untersuchung des Gouvernements-
Apothekers SCHLÖRNIG war dasselbe aus 28 Meter schwefelwasser-
^(offhaltig, aus 124 Meter (einem concretionären Kalksandstein
^ütßtammend) stark salzig.
Die Schichten 1 — 3 sind kalkfrei und fossilleer, auffallender
''eise auch der Sand 5, was vielleicht eine Folge von Wasser-
fthrung ist. Die Schichtengruppe 8 enthält eine wahrscheinlich
oraekische Fauna, die kalkfreie Schicht 9 scheint sogar eine
Süsjjwasser- Ablagerung zu sein. Dagegen dürfte Schicht 10 wohl
^'^ sccundär entkalktes Hangendes der nun folgenden mächtigen
Karinen Gruppe 11 — 13 zu betrachten sein, deren Liegendes die
l^hrung nicht mehr erreichte. Es ergiebt sich also folgendes
geologisches Profil:
1. Horizont des gelben \ = »junge Deckschichten«
Sandes J Borniiardts.
2. Horizont des weissen \ fossil- ^
Sandes [ leer f = PMikindanischichten
3. Horizont des san- \ ( Bornhardt's.
digen Thons ' '
4- Obere marine Schichtengruppe.
1
5. lirackische Gruppe (Cerithieiimergel).
(). Ilolzführoude Thonschiclit.
7. Untere marine Schiditongruppe.
Was ilen paläolitolaKisulieu Charakter dieser verscbiedenou
Oriipppii aiibelriÖ'l, so liegen sicher bestimmbare Fossiliea am
der oberen rnariuen Gruppe nicht vor. Doch zeigen eiaKeioe
Partien des lÜffkalkcs aus 20 Meter Tiefe uudeutüclie Korallen-
stniotur. Reichliche fossile Reste finden sich dagegen in den
Cerithieamergcln, doch gehören dieselben nur wenigen Arten
au; au<;b sind nur kleine Exemplare leidHcb erhalten, alle grösseren
beim Herausholen des plastischen Thons in diesem /erdrückt.
Vorherrschend ist ein win/Jges Cerithium, ähnlich C. (^Ih'ftium) pu-
sillutn, aber stärker gewölbt, mit scharfer Spiral- und Quersculptur.
die auf der Schlusswiudiiug abnimmt. Diese Art ist besomicr»
bei 44 Meter reichlich vertreten. Mit ihr zueammeu ündet sich
bereits von 40 Meter an Area granuhga L. in kleineu Exem-
plaren. Diese Art ist im Kflstengebiet des indischen Oceaos
weit verbreitet, lieber ihre Staudorte fand ich nur bei ANDERSf)S ') 4
eine Angabe, wonach sie auf Schlummbänken im Fluthnivt-na j
lebt. In Siam kommt sie, wie Herr Geheimrath v. MarTBN'S mir —
gütigst mittheilte, zusammen mit anderen essbaren Muscheln von .^
der Meuam -Mündung auf den Markt, und scbeiat also in's -^
Brackwasser hinauf/. u geben. Ausser diesen Arten fand sich im Mn
Mergel ans 44 Meter noch eine nicht specifisch bestimmbare ^^
Landscbnccke, zu Coulboitiia oder Rumella BoiiRG. gehörig. Nach mt-M
diesem Befund nehme ich an, dass die Cerithieumergel in Land M
nähe wahrscheinlich in brackischem Wasser abgesetzt wurden — ^m
Die unter ihnen folgenden Schiebten enthalten sehr viel organischem «i'
Substanz und Holxreste und sind von Ö5 — 57 Meter kalkfrei nn£»^'
frei von Mollnskeuschalen. Es scheint, dass sie einer Süss— .^■
Wasserbildung angehören.
Die untere marine Gruppe beginnt in 58 Meter Tief»^fc" fe
mit thouigem Sandstein von nicht sehr feinem Koni, den icf-^^^'i
pag. 207).
'} Liet of tlie Shells of Hergui (LinoeaD SociAtf'g Joamftl, Zoology, toI. X^
2071.
I
in jungen Küsienbildungon zu Dar-es-Saläni. 151
^U sccuudär entkalkte Oberschicht des darunter folgeudeu Kalk-
sandßteius betrachte. Die Entkalkiiu«; ist wahrscheiulich auf die
Einwirkung der humoseu Stoffe aus den Susswasserschichten
zurückzuführen. In den marinen Sauden, Kalksaudsteinen,
Brcccien, Thonmergeln und Riffkalken bis 7ai 160 Meter hinab
(von den letzten 2 Metern der Bohrung fehlen Proben) finden
«ich zahlreiche Fossilien, die aber meist zur Bestimmung sehr
schlecht geeignet waren. Meist sind es Fragmente oder nur
winzige Ganzsachen; die Bestimmung der letzteren wird besonders
dadurch erschwert, dass unsere Kenntniss der recenten Mikrofauna
aus jenem Gebiet noch sehr grosse Lücken hat. Bei den Korallen-
Resten kommt dazu ihre starke Abrollung und secundäre Structur-
vcränderungen. Die meisten der im Nachfolgenden aufgefilhrten
^Mollußkenschalen stammen aus einem mittelgroben Sand, der in
143 — 145 Meter Tiefe ansteht; sie gehören winzigen Arten an
oder sind junge Exemplare grösserer. Die Bestimmung derselben
wurde von mir mit Hülfe des recenten Vergleichsmaterials in der
Oonchyliensammlung des Berliner Museums für Naturkunde unter
der Leitung des Herrn Geheimrath v. Marxens ausgeführt. Die
Korallen untersuchte Herr Dr. W. Weissermel, der mir seine
Aufzeichnungen darüber gütigst zur Verfügung stellte.
1. Foraminiferen.
Operculina complanata Defr., häufigste Art, aus verschiedenen
Tiefen.
Amphistegina Leasonii d'Orb., 131 Meter, 145 Meter.
Alveolina Boscii Defr., 145 Meter.
Orbitolitea complanata Lam., Bruchstück eines massig grossen
Exemplares aus 145 Meter.
Ausserdem eine Anzahl vorläufig nicht näher untersuchter
-tVrteu (zu Müiola^ Rotalia u. A. gehörig). Einzelne Schichten,
besonders Thonmergelbänke sind wie die Foraminiferenmergel von
T)unga auf Sansibar ganz erfüllt von Operculinen etc. (so iu 139
\ind 154 Meter Tiefe).
\SS W. W...r. FmM IM •
i. Korkllen.
Kliflopkpra, Thcil eines dit^km, Ästigen Sci>ck«i mm 90 Mrter;
i'vTQtT eiu gut erluilieuM Bradittfick mit eehr kleiura
KeU-h«'» aiu 145 Meter.
I^ptiutra-a, zu dieser GallitO|j; wahntciirinlieb e'ut kleines StBck
mit «ehr kleincD filier dos CiMtAtcAiieochj-ui bervorratf enden
Kelches, Hb Meter.
Gomiaitratn (nder Itritmattrata), kleiites BmchkUiek einer kloilt-
xelligeo Art, 145 Meter.
farto, eia kleines BravIistOck aus 101 Meter.
SiriatojMftvf, x.a dieser Oattuag gehöreu Tielletclit 2 wjneige,
gegnbelte AeAtcheo aus 1-lä Meter.
GatoMo cf. EUui E. a. H., xu dieser «od Ortmakh lebend auf
deu dortigen Riffen gcfandeoen kleiaxelli|{eii Art dOrftm
4 von der Cäneochym- Masse abgebnicbene Röbrcben gr.-
hörtrn, 143-144 Meter.
Ffttgia, Bnichstilck eines 2 Zoll ffnmeo ESuHBplars, 104 Meter.
Tn-ii»<'ri-}, HruihMrick r-iüPj fla,ben Stockes, älinücb 7". mi-
crottoma EäRBKBG.. 8» Meter.
l'orite» cf. luteum £. u. II., -^ Bruchstücke aiiä 89 Meter und ein
abgerolltes Bruchstück aus 104 Meter Tiefe scheineu zv
dieser Art zu gehören.
Zur (lallung l'orites sind ferner wahrscheinlich 2 kleine;
liriiclistiicke aus 1*2 Meter, sowie ein paar dick lamellenforniig«
Brnolütncke aus lOti und 144 Meter zu rechnen.
Mon'ipoia cf. ritlom KuNZ , 5 Bruchstücke dilDD-lumelleDfÖr-
niiirer Stöcke ülmclu sehr der von Klunzisger gegebenen
Abbildung der genanuten Art. 89 «nd 93 Meter.
Zu Montipora gehören terrifr 3 sehr schlecht erhaltene Bruch—
btfickc flacher :Stöckp aus Il2 Meter und einige Bmch&tQcke au=
144 Meter.
Astiaeoi'ora m^i-iop/tthalina Lam., 4 Verhältnis» massig ansehn-
liche Bnichstücke dieser leicht kenntlichen, auch jetzt be-
Dar-es-Sal:\ui lebenden Art sind ziemlich sicher bestioim
bar. 147 Meter.
in jangen KnsteDbildungen zu Dar-es-Saläm. 153
Madrepora^ 6 Bruchstücke dicker Aestc aus 89, 90 und 92 Meter;
1 Stück eines flach verbreiterten .Astes aus 92 Meter,
I kleiner, flacher Ast aus 144 Meter. 1 kleiner, knolliger
Stock mit ästigen Erhebungen aus 95 Meter, ein flach
knolliger Stock (Kelche vorwiegend auf knolligen Erhe-
bungen der Oberfläche) aus 103 Meter. Ausserdem
4 Astbruchstücke und 1 dünnes Aestchen aus 93 bezw.
145 Meter.
3. Echinoiden.
Unbestimmbare Stachelfragmente (144 — 145 Meter).
4. Bryozoen.
' Cupiilana sp. (145 Meter).
5. Pelecypoden.
Aoicula sp., ein Bruchstück, 145 Meter.
Pecten cf madreporarum Petit, ein Bruchstück, 144 Meter.
Ofivea sp., zahlreiche, ganz junge Schalen, besonders aus 144
bis 145 Meter.
Ana tortuosa Lam., 144 Meter.
^ ventncosa Lam., kleines Exemplar, 144 Meter.
» cf. uropygimelana BoRY, ein kleines Exemplar aus
145 Meter Tiefe gehört vielleicht hierher, hat aber auf-
fällig weite Zwischenräume zwischen den Rippen.
cf. scap/ia Chemn., 144 Meter.
sp., 144 Meter.
Pt'ctunrulus j)e€tiniformi8 Lam., 145 Meter, kleines Exemplar.
» cf. pallium Reeve, 14 j Meter (1 kleines Exemplar).
w//ia sp., einige winzige, stark gewölbte Schalen aus 143 bis
145 Meter.
^-ardita difßciliö Desii , kleines Exemplar, 144 Meter.
^ irce pectinata Lam., 2 Bruchstücke einer Varietät mit dünnem
vorderen Schlossrand und sehr langer vorderer Zahngrube,
145 Meter.
Donax sp., kleine, ungleichseitige Form mit innen gezähneltem
Rand und gewölbter Ilinterseite, 145 Meter,
1S4 W. W<.Lrr. l'Vuna au* oinei- Tiafboliniop
Tellina cf. obUquaiia Desh., 1 ExempUr vou gleitrher Cieab
wie die lebeiide Art, bei welcher »Iter die Streifuug et«
zurkrr ist «nd die UiubieRiiuysatelle der Streifen dem liaa
näber liegt- T. obliquülnata Sow, stiuuut in der Sculpt
bcöupr, hat «bcr höhere, mehr dreieckige Form, 144 Meii
TilUna sp, glatte Art, 144 Meter.
Cylherea (Cargatii) sp., 1 Bruchstück eines klciueu Exemplil
145 Meter.
Di>sinia gp., PmgiueDt, 145 Meter.
Lutrariaf, Fragment, H5 Meter.
6. Suaphopoden.
Mehrere Bruihstücke eines kleiiien, ^latteu Deiitni'mm.
7. Oaetropoden.
TfochuD sp., 1 Bnichstfluk mit querge falteten obersti^ü MitU
wiudiiagcu uud nachfolgender Spiralsculptnr, 145 Met(
Natka sp., iiuvoUkoniRienes, sehr kleines Exemplar einer ni
drigen Art, 145 Meter.
Neritina afi'. iialanen/ii Less., ein wegen seiner Kleinheit nie
sicher bestimmbares Exemplar mit erkennbarer Farbe
Zeichnung, 144 Meter.
Ackatina sp,, unvollständiger Steinkern mit Resten der dünnt
Schale, 103 Meter.
I*)/ramideUa sp., winziges Exemplar mit Querfalten, 144 Met(
Ceritliiwm roatratum Sow., kleines Exemplar, 145 Meter.
» ec/iinatum Lah., kleines Exemplar, 145 Meter.
Columbella (Mitfella) cf. li^ula Dl'CLOS, 145 Meter.
Marginella cf. acellana Lam. , 1 Esemplar, ohne Wulst (a
gescheuert?) uud mit etwas stärkeren Zähnen an d
Aussenlippe, sonst mit der lebenden Art Überein stimmen
145 Meter.
Marginella cf. milUiri» Lam., mehrere winzige Exemplare, 1
bis 145 Meter.
Cypraea moneta L,, 1 kleines Exemplar einer extremen Variet
mit abwechselnd stärkeren und schwächeren Zähnen a
der Aussenlippe, 89 Meter.
in jangen Küstenbildangen zq Dar-es-Salam. 155
•
Cypraea {Trima) oiyza Lam., 1 kleines Exemplar, 144 Meter.
Krato sp., 1 kleines Exemplar einer anscheinend neuen Art mit
feinen Spiralrippen, die sich auf die obere Ecke der
Aussenlippe hinaufwenden ; hierin sich der Gattung
Trioia nähernd, im Uebrigen typische Erato^ 145 Meter.
Murex sp., Fragment einer stachligen Art, 145 Meter.
Mitra äff. simplici Dkr., glatte Art; einziges Exemplar, sehr
klein, anscheinend jung und nicht sicher bestimmbar,
145 Meter.
Aiitra sp., Fragment einer gerippten Art, 145 Meter.
Olica sp, kleine, unbestimmbare Exemplare aus 133 und 145 Meter.
Ancillaria fulva Swainss , sehr kleine Exemplare, 145 Meter.
» (Bari/spira) sp., unvollständiges Exemplar, 144 Meter.
Conus sp., Gewindekegel einer ziemlich hohen Art, 144 Meter.
Cylichna sp., kleines Exemplar, 145 Meter.
8. Crustaceen.
Aus 81 Meter und 154 — 155 Meter liegen unbestimmbare
Krebsreste vor.
Soweit diese reichhaltige Fauna sicher bestimmt ist, entspricht
^*e der heutigen des indischen Oceans. Die unbestimmbaren
^^-^ste mögen zu einem kleinen Theil noch unbekannten Arten
^iigehören; ob unter diesen Arten sich auch ausgestorbene befinden,
darüber wage ich keine Vermuthung auszusprechen. Von dieser
^^ite lässt sich also auch kein Ruckschhiss auf das Alter der
^^nteren marinen Gruppe ziehen. Auffallig ist es aber, dass
^Je mit lebenden identificirten Molluskenarten meist durch gewisse
*^<?ine Abweichungen ausgezeichnet sind, die zwar auch heute an
^^nzelnen Individuen vorkommen, aber selten so scharf ausgeprägt
8>nd. Dies gilt z. B. von der Cypraea moneta aus 89 Meter Tiefe, zu
"ßrich kaum aus 50 recenten Exemplaren ein Seitenstftck heraus-
fand, und von Tellina obliquaria aus 144 Meter. Es scheint daher,
öäss diese Fauna ein ziemlich hohes, etwa pliocänes Alter hat.
Darauf deutet auch die Thatsache, dass seit ihrer Einbettung
mehrere beträchtliche negative und positive Strandverschiebuugen
istattgefunden haben. Die erste derselben, eine negative, wird
durch die Coritliiemnergel imd den hnaioscu Tlion im Hxngri
der Gruppe aogeacigt. ILr folgte eine positive Straiidrorei
hung und die Altlagerung der oberen marinen Grup]ie. Li
dieser folgen im Ilohrprofil die fogeillceren saudigen Thoae, we
und gelben Sando, deren Entstehung nicht klar ist. Man k^
ziiuüclist verniHtlieu, daus sie gleichfalls innrin und erat uach
lieh durch Sickerwässer ihres Kalkgchalts beraubt wären.
Dr. E. Wkrth, der Dar-ea-Saläni uud die Geologie der Umgel
kennt, erklärte den gelben Sand des Bohrprofils fbr ideo
mit Bornhardt's »jungen Deckschichten« '), in wel
BoRNHARDT noch 2 — 3 Kilometer östlich der Stadt recento M«
coDchylieu fiind. Die Ablagerung der jungen Deckschichten
die Ausbildung der Terrasse von Dar-es-Saläm gehört der le
grossen Mecrestriinsgression au, uach deren Ahlauf gegeow
nach BoRNiiARirr das Meer von Neuem vordringt, wih
Ortmann^) einen Stillstand oder Rfickzug auzunehmeu geneig
BORNtlARDT berichtet ferner, dass die 8 — Ti Meter tiefen Bni
in Dar-es-Saläm unter den ^jungen Deck(;cliiohten'i ztnn '
»Mikiud»nischichteu« augetroäen zu haben schienen. I
Schichten sind in der Umgegend weit verbreitet uud treten
an den Uferabhäugen des Dar-es-Saläiner Krinks mehrfach he
Sie bestehen aus meist röthlieh gefärbten sandigen Lehmen und
migeu Sauden. Dauacb durfte es augemessen sein anzunehmen,
die im Bohrprofil von t) — 17 Meter reichenden gelben sandigen T
zu den Mikindanischichten gehören; Herr Dr. E. Werth rei
auch den weisseu Sand dazu. Das bisher im Kftstengebiet u
kannte Liegende der Mikiudauischichten wäre dann die »<
marine Gruppe«. Doch hrdt Bornhardt auch die Mikini
schiebten ftir eine marine Bildung, erzeugt durch eine gewa
Meerestransgression, so dass, zumal zwischen ihnen und
»obcrcu marinen Gruppe« keine extramariucn Bildungen li<
beide sehr wohl zusammengehören könnten und erst die Ceritl
mergel uud der huniosc Thon als Liegendes der Mik!ndaniscbi<
') W. BoRNHARDT, a. tt. 0., S. 198 lind 470,
*) A, Obtsuns, Die Korillenriffo von Dar-es-Saläm und Umgegend.
Jahrbücbar 1892, Bd. VI, S. 631.
io jangen KüstODbUduDgen zu Dar-cs-Saläm. 157
zu gelten hätten. Diese hätten dann in unserem Profil eine Mäch-
tigkeit von 31 Meter.
Andererseits hat aber Bornhardt einen stricten Beweis für
die marine Entstehung der Mikiudanischichten nicht geliefert;
besonders fällt in dieser Hinsicht ihr gänzlicher Mangel an Fossi-
lien und namentlich auch an Kalksteinbäuken in^s Gewicht, und
noch manches andere deutet eher darauf hin, dass die Mikiudani-
schichten fluviatile Bildungen sein könnten. Dann wäre unsere
obere marine Gruppe von ihnen zu trennen und wohl besser mit
dem von Ortmann beschriebenen subrecenten Korallenkalk vom
Ras Chokir, R. Upanga und K. Rongoni bei Dar-es-Salam zu ver-
binden. Dieser »ältere Korallenkalk« steigt dort bis zum Ni-
veau der Nippfluth, also noch ca. 13 Meter höher als die oberste
•n der Bohrung angetroÖeue Kalksandsteiubank (18 Meter unter
Terrain). Leider ist über die Fauna dieses Kalkes nichts bekannt
und geben auch die Bohrproben aus der oberen marinen Gruppe
l^eiueu Äufschluss über ihren Charakter. Ob sie also, wie ich
betreflfs der unteren marineu Gruppe vermutlie, bereits tertiär ist,
^er wie ich zunächst annehmen möchte noch quartär, müssen zu-
künftige Untersuchungen klarstellen.
Die Horizontirung der unteren marinen Gruppe ist nach
obeubio ebenso unsicher wie diejenige der von mir als Jungtertiär
^^gesprochenen Ostreenschichten auf Sansibar ^). Andererseits ist
diese Gruppe jedenfalls jünger als das Miocän von Liudi; denn ob-
'^ohl petrographisch gauz gleiche Kalksandsteine hier wie dort
Vorkommen, fehlen doch im Bohrprofil von Dar-es-Saläm die bei
*^indi in diesen Kalksandsteinen aufgefundenen Lepidocyclinen,
die nach Verbekk^) auf das Miocän beschränkt sind. Ob also
^nter den jungen Küstenbildungcn von Dar-es-Saläm das im
S. des Schutzgebietes auftretende Miocän oder gar das Eocäu
^flstehen, bleibt vorläufig noch dunkel.
Berlin, im März 1901.
*) »Versteinerungen des Tertiärs«, in W. Borshakdt's angeführtem Werk,
S.574.
"O Vkhbkkk et Fksnema, Descr. gcol. de Java et Madoura.
lieber das angebliche Tertiär
von Angerbnrg nnd Lötzen in Ostprenssen.
i
Auf der Carte geologique intern atiouale de l'Europe, sowie;
iiuf einer Karte, die der Arbeit von Herrn Prof, Dr. A. JentzscH;:
»Der vordiluviale Uatei^riinJ des Nordoetdeutacheu Flaehlaudes«:
(dieses Jahrbuch 1899, S. 266 fi.) beigegeben ist, fiudet sich beii
den Slädteu Augerliurg und Lfttzen io Ostpreiissen Tertiär uudi
zwar Miocän als anstehend verzeichnet und ebenso wird dieses
Tertiär kurz erwähnt in einigen andern Arbeiten von Herrn ProfJ"
Dr. Jentzsch ').
Das thatsüchliche Material, worauf sich alle diese Angabeiz:
GtQtzen, besteht in einigen Bobrprobcn, die bei 8 tiefen Brunnen—
bohrungeu in der Feste Boyen bei Lötzen und auf dem Mark^
zu Angerburg in 104— 127 Meter Tiefe erbohrt sind und theil«
im Ostpreussiscben Proviuzialmuseuni zu Königsberg i. Pr-, theil=
in der kgl. geol. Laudesanstalt zu Berliu aufbewahrt werden. Ik
deu uuten citirteu Schrillen werden diese Bobrproben theils kur=:
als Schiebten der Brauukohlenformation, thetls als feine kalk
freie Quarzsande der Braun kobleuforination erwähnt^ die Anger'
burger ßohrprobeu ^us dem Ostpreussiscben Provinzialmuseuc:
tragen ebenfalls die Aufschrift »teiuer Quarzsand«. Da ic
seitens der Directiou der kgl. geol. Laiidesanstalt mit der Ka^
') KcBCs Jahrbuch f. 1884, S. CII und 1890, S. 73. - Schrifteo der Physi"«
Ökonom. Gesdlschan zu Königsberg i. Pr., 1887, S. 15: 1883, S. 4. — Zeitecl»
für pract. Geologie 1894, Heft 7, ü. 278—281.
C. Gaoei., lieber das angebliche Tertifir von Angerbarg etc. 159
tirung der Blätter Lötzen und Angerburg beauftragt war, so hatte
ich Veranlassung, diese Angaben einer nochmaligen Prüfung zu
unterziehen und habe dazu nicht nur das in der Sammlung der
Landesanstalt, sondern auch das bei der Fortification der Feste
Boyen befindliche und das im Ostpreussischen Provinzialmuseum
aufbewahrte Material — also alles vorhandene — untersucht.
Das Resultat meiner ersten Untersuchungen der in der kgl.
Landesanstalt aufbewahrten Bohrproben habe ich in meinem »Auf-
uahmebericht über die Blätter Lötzen, Steinort, Kruglanken«^) in
folgenden Worten niedergelegt: »Ausserdem sind in 2 Tief-
bohrungen in der Feste Boyen in 110— 120 Meter Tiefe deutlich,
2. T. sogar ziemlich stark mit nordischem Material vermischte
Quarzsande angetroffen . «
»Ob hier nun anstehendes Tertiär vorhanden ist, dessen Pro-
ben nur durch Nachfall beim Bohrverfahren verunreinigt sind,
oder ob es sich um diluvial umgelagertes Tertiärmaterial handelt,
läset sich aus den Bohrproben nicht mit Sicherheit entscheiden;
fiir die letztere Annahme spricht der Umstand, dass die Bei-
mensfunoren nordischen Materials in den tiefsten Proben am
stärksten sind«.
Nach den von mir jetzt erneut vorgenommenen Unter-
suchungen des gesammten vorhandenen Materials, besonders auch
der Proben aus dem Ostpreussischen Provinzialmuseum, auf denen
die Angaben von Herrn Prof Dr. Jentzsch beruhen, bin ich zu
der sicheren Ueberzeuguug gekommen, dass das Tertiär an diesen
beiden Punkten nicht existirt und daher von den Karten zu
^reichen ist.
Der thatsächliche Befund ist folgender:
I. Brunnenbohrung auf dem Markt zu Angerburg,
ausgefiUirt von Bieske- Königsberg, 1886 — 1887.
Die Proben liegen im Ostpreussischen Provinzialmuseum zu
Königsberg i. Pr.
Ausatzpunkt der Bohrung etwa -f- 318 Fuss = 120 Meter
ber N. N.
«) Dieses Jahrbuch f. 1890, S. CCLXXI.
ig^ C. 0*"Bi-, UcbiT <Us nngi'blicho T^nlrir
Di« BohniDg erga)):
1 — 104 Meter sweifelloee DilumlscliichteQ; Oberer Geaoliieb*:
morgcl, Uuterer (jraiid, Unterfr üesctiel>«i
iiiürgel (89 Meter), mit Eiiilugcrtingeu vc»i
Snnden, Gruudcu iinil Tbounicrgeln und tlio
aigo Spatlisaudo (durch das Bohrverfaliret
verhinderte (iescbiebemei^et??).
104—106 " aebr beller, Wasserfall reu der Spat.hsand; dieser
viitbilt M*)ir viel tertian'n Qimrxüaiid, aber
auch uif^bt gerade lijtürlii-b Bnicbslßckrbec
VOM rolliciu Orthoklas mit blauken SpaU-
flScIieti, stPckDadelbopfgroste Groekeii grniiur
uud rother uordUchcr Gesteine, Bnidt-
etnckclieu von harter Kreide, ein |)f*i;fri>rkoru-
grut^ses Strickcbeu (Sihir?) Kalk und «uthi'l
eiiieu sebwat-heu, al)er gl cichii lässig vertlieiiKu
Kulkgrludt.
lOG — 107 > wM6erfttbrcudr, reine, sehr belle Spatbunili
mit Brocken eiuca brfluulicb - ^^raueii. gwt)-
»andigeu, kalkballigen ThomnergeU. Di'
8pathsaude sind erheblich feiner, uU die i"
vnrhergeheudeti Pn^he, und fast wcIm, »'"
halteu aber rbeii»A unzweifelbaft iiordi»^!»^
Malerial and sind ebettblk ecliwacb y^'
bahig. Pie Brocken dea bräunlich - ^<i^
TbfnniergeU entbaltcn Körut-r von grub«"
8aiid, aber keine erkennbarea Geschi(l>''
)i« bnusen sehr lebhaft tuit Salzsäure -'
ob es Tbountei^l oder steinfreier Gescliii''^
ner^t i^ Usst sieh bei der geringen GrösK
der Brocken nicht eutscheiden: jedenfalls siui^
ue «ÜK diluTiale Bildung, uud ebenso uu-
«wviMbafi staiunien sie ans dem LiegeuilcD
der «t^eWi'-beii TerliürsauJe, da böber lie-
jreude, petrvigraphiscb identische Schichten,
.tits ilcneu $ie durch Kachfall bernuteT-
yon Angerbarg und Lötzen in Ostpreusseo. 161
gekommeD sein könnteu, in den Proben
nicht erkennbar sind^).
Da»8 die Sandproben so schwach kalkhaltig sind, erklärt sich
ungezwungen aus ihrer starken Wasserführung. Die Bohrung
wurde bei 107 Meter eingestellt.
Eine später ausgeführte, etwa 400 Meter südöstlich in der-
belbeo Meereshöhe gelegene Brunnen bohrung auf dem Hofe des
Seminars zu Angerburg ergab 150 Meter zweifellose Diluvial-
^bichten, und als tiefste Schichten 10 Meter kalkhaltige Spath-
saode und Grande.
0 Dies ist der Befand, wie er sich aus der Bestimmung der Bobrproben
^ebt Aof der Probe von 101 — 104 Meter stebt die Aufschrift: »Feiner Sand
out Tbonmergelb&nkcben«, während die Probe thatsächlich ein bellgraner, sehr
kalkhaltiger, feiner Sand, mit sehr schwachem, gleichmässig vertheiltem Thon-
gehalt and wenig nordischem Material ist; die »Thonmergelbänkchen« sind in
der Probe nicht vorhanden. Im Gegensatz dazu enthält die als »tiefste Probe«
bezoehnete Glasfällong von 106—107 Meter die Aufschrift: »Feiner Quarzsand,
vi88«rfährend« ; in der Probe befinden sich aber, wie oben erw&hnt, ausser dem
>^wach kalkigen, feinen, thonfreien Spathsand auch noch Brocken eines sandigen
Thonmergels, von dem auf der Aufschrift nichts erwähnt ist. Es wäre ja nun
nicht anmöglich, dass bei dem Einfüllen der Proben diese beiden Gläser ver-
wechselt sind; dies ist aber nicht wahrscheinlich, weil die Probe ans »101 bis
104 Meter« Tiefe offenbar viel kalkiger ist, als die »tiefste Probe« aus 106 bis
10? Meter, und eben so wenig, oder noch weniger »Quarzäand« ist, als diese
letztere, da sie ausser dem höheren Gebalt an Kalk nnd nordischen Material auch
lioch onen schwachen, gleichmässig vertheilten Thongehalt besitzt — eben so
^e die vorhergehenden Proben von 96—101 Meter, die auch grauer, schwach
thoniger, stark kalkiger Spathsand ist, und bis auf das etwas gröbere Korn und
^ damit zusammenhängenden, grösseren Gehalt an nordischem Material genau
loit der Probe aus 101— 104 Meter übereinstimmt, während die beiden letzten
»rohen aus 104—107 Meter ganz anders aussehen und vollkommen rein aus-
gevischener, thonfreier, kalkarmer Spathsand sind. Es ist nach dem ganzen
fiefonde ganz offenbar, dass die Tiefenangaben der Proben thatsächlich richtig
ibid, disi die Proben dieselbe Reihenfolge haben, wie die Aufschriften der Gläser
ttieigen, und dass nur die Aufschrift »mit Thonmergelbänkchen« auf das
ftliche Glas geschrieben ist, denn dass die Probe, die diese Aufschrift zeigt,
touer dem gleichmässig vertheilten Thongehalt, auch noch »Thonmergelbänkchen«
enthalten habe, ist wegen ihrer petrographischen Uebereinstimmung mit den
htngenden Schichten nicht wahrscheinlich.
Jahrbuch 1900. 1 1
C Gm», CaliCT Au a^MidM Tortur
IL BraDncnbnbruugen in der Feste Dojea bei Lötzeu
!• Brnoaeo Tor der Ksseme ^Wenh. Ansatxpunlc
+■ IS2,4 Meter Ober N. N., gebohrt von Rieskb - Königsberf;.
Von deo ProbeD liegt eiue A»rw jin <!>5tprriiseiscbeu Pn»-
viuxiiilitiuM>um, ejur Serie iu der kgl. grol. Ltiadesftustalt nuc
eine Serie auf der kgl, PortiBnüion der Feste Boyeu — süiumb
liehe Proben «od roo mir untersucht- ■
Die Bohmng ergab: 4
I — 116^ Meter /.weifelloiic Diiurialschichleii (Obere und Unter«
Siude 41 Meier; Unterer GescbieJjeinergel mit Einlogir
runge» von Tbouniergeln und Simtbeanden 47 Melrr
tliouige SpAthtjaade 30 Meter^.
bei llCfS Meter ganz reiuer, heller, sandiger Gmud.
bei 117 Meter grauer, echwacb aber deutlich kalkluiltiger Spatb
Saud; verbaltnissniääsig viel tertiären Quanuaud, ahe
au<^li nicht wenig Feldspath, nordische Geateiue vm
Erbsengrösse etc. enthaltend.
hei 118 Meter J unkelgrauer, saudiger, kalkfreier Thon (Tertiär
thou?J. Die Thouproben hilJeu nicht grosse couipact>
Klumpeu, wie die Proben der da rQber liegenden siehe
dihivialeu Thounierget, souderu kleine Brocken, dahe
ist ea nicht sicher, oh der Tbou als Schicht oder al
Gcrülle im Saud vorliauden ist.
von 119 — 127 Meter 8 Proben hellen, fast weissen Spatfasaude»-
bäiiiiiitlichc Proheu sind schwach, aber deutlich kullc
haltig; die obersten sind sehr feiukfiruig; je tiefer desL
grobküruiger werden die Sande und desto mehr nor
disches Material, rothe Fcldspätbe etc., enthalten sie
welcher Unistaud hauptsächlich dafür spricht, daes c
Diluvialsaude und nicht durch die Bohrungen veruure t
uigte Tertiärsande sind; es wäre doch sehr wuuderha J
dass sich der vonuehrte Nachfall gerade da eiugcstel
hätte, wo die Sande gnibkörniger werden, also iiutr*
Uiuntäudou, >vu iu gcwöhulichcu Diliivialsandeu so wr-
von Angerburg und Lötzen in Ostpreusscn. 163
SO der Gehalt au nordischem Material zunimmt. Die
verhältuissmässig starke Beimengung tertiärer Sande ist
aber unverkennbar.
Die oberste Probe enthält vereinzelte Glimmerblättehen — in
itr ist ein Theil des Sandes zu lockeren Klumpen zusammenge-
backen.
Der Procentgehalt an Kalk beträgt nach einigen im Labora-
torium der kgl. geol. Landesanstalt ausgeführten Bestimmungen
0,13— 0,77 pCt. Ca CO3; der Kalkgehalt nimmt ebenfalls nach der
Tiefe zu: 0,13 pCt. in 122 Meter, 0,77 pCt. in 124 — 125 Meter
Tiefe.
2. Brunnen vor den Baracken (auf der »place d'armcs«J, ge-
bohrt von BiESKE 1884. V^on den Proben liegt eine Serie im
Ostpreussischen Provinzialmuseum in Königsberg, die andere in
der kgl. geol. Landesanstalt zu Berlin. Ansatzpunkt der Bohrung
-4- 119,5 Meter über N. N.
Die Bohrung ergab:
Von 4— 107 Meter zweifellose Diluvialschichten: Oberen Ge-
schiebemergel, Unteren Thonmergel 27 Meter, Unteren
Geschiebemergel mit eingelagerten Thonmergelbänken
50 Meter, thonige grobe Spathsande 2'6 Meter.
Von 107 — 110 Meter sehr helle, ziemlich feine, wasserreiche
Spathsande; sie sind sämmtlich schwach aber deutlich
kalkhaltig und enthalten alle zweifellos nordisches Material
(rothe Feldspathe etc.). Die oberste Probe ist am fein-
kömigsten und enthält vereinzelte Glimmerblättchen;
die unteren Proben sind grobkörniger und enthalten
etwas mehr nordisches Material; die starke Beimengung
tertiären Materials ist unverkennbar, das Wasser steigt
bis 75 Meter unter Tage.
Dass diese Schichten nicht durch die Bohrung verunreinigte
* ^irtiärschichten sind, geht ausser anderem auch daraus hervor,
^s sie sehr reichliches Wasser liefern, welches so eisenhaltig ist,
^^5 es zuerst zum Gebrauch fiir untauglich befunden wurde, eine
*^*genschaft, die sehr viele im Diluvium circulirende Wasser aus-
scichtittL Das Wasser konute erst durch pio atnsUDdlicbes Eti^WK-
etgeuiiDgsTprfnbren brauchbar geuiacbt werden.
Zwei andere in der Feste Boyen, in unmitlelbar«r Nacbbar- ""■
Schaft dieser beiden Bronuen nteder^ebracble Bobruogea (die Ent
(eruiiug twiscbea den vier ßruDDeo beträgt nur 300 — 500 Meter -~)
trafen wassertülireude Schichten, die ganz uazweifelliaft zui^^b
Diluvium gehören (nordische Grande) in 95 und 12ä Metern Tiefe? — =■
Das Wasser war ebenfalls sehr eisenhaltig.
Eine Briinnenbohrung tot dem Artilleriedepot in der Stad -^t
Lötzeu (etwa 1 Kilometer östlich Ton diesen Bohrungen eotiemt). Au — -s-
satzpunkt -1-120 Meter, ergab bis 115 Meter ebenfalls zwetfellos^"— *
Diluvialschicbten (zu nntersl stark kalkhaltigen Thonmergei) upl. ^ d
dann bis Til Meter was£«rfilbreDde Sande und Grande (ii^ faab^^-^
die letzten Proben vor Jahren nur gane ßQchtig und unter sehn -^■l'
UOgflnstigen Cmetiiiden gesehen, habe aber nicht den Eindnii'IK^'^
von leitilrrn Samlen gehabt ; seitdem sind die Proben TertchoHenJCZ )■
Das Wasser stief; auf 0.5 Meter Ober Ta^.
Eine Brunuenbobmug auf dem Bahnhof Lfitzeo. etwa nre^^vei
Kilomeier i>*tlii-h von der Feste Boren, Ansatzpunkt -j- li2,5 Mete -^^r
(annXhemd), ergab bis 178 Meter nnzwcilenufte Dthmakcbicbten ^ki:
Unterer Grand. Thonniergel. von 2i — 112 Meter Unterer Ge-^-i-^
schiebeniergel nnt tahlreichen Einlageniagen von Sandeo, GrandeK 'D
und Tboumer^lu: von 11 '2 — It>4 Meter Tbonmer^l. Merge^K'-
saude. Sjutbsaode. alle mehr oder minder kalkhaltig; die Proben vor o
164 — 166 Meter eulhalten wieder viel tertüivn Qnarzsand nn ^
etwas Glimmer, sind aber auch kalkhahig und feMspathfilbrend. DiS^<
dankuf fol^nden Proben enthalten missig grosse, Dordiscbe Gt-J— ^
rolle und Brocken ron Geschiebe mergel.
Die letzten Pruben von 174 — 178 Meter sind dankelgrau^^^
iboDt^. gn>be Spathsande mit Kalkgehah.
Der I ha tsJicfa liebe Befand ist abo der, dass ao keiner dies^?^*~
Stelleu ■weifello^'ei^ reines Tertiir. sonderB aar nehr oder roiDd*""^ *
mit Di>rdis«-hen) Material Termen^e. rid tettÜres Material en- '^- '
hahende Saude rorliejien, d&^s an einer Stelle (A^crlnug Mark::r *- '
unter diesem an^bli^-ben Tentir aller Wahrsc^einlichkr^t nac — ^^
diluvialer Tbott-;Ge**-lwebe?*oiersrel lioIgU db» die ia den ftaglich«=^" '"
TOD Angerburg und Lötzen in Ostpreossen. 165
Schichten circulirenden Wasser sehr stark eisenhaltig sind, dass
die in unmittelbarer Nachbarschaft heruntergebrachten Bohrungen
in derselben bezw. in 30—50 Meter grösserer Tiefe nur zweifel-
Diluvialschichten erbohrt haben, dass also das Tertiär an
beiden Stellen zu streichen ist.
Dass tertiäre Schichten irgendwo im Untergrund der Gegend
mhanden oder vorhanden gewesen sind, ist nach den Befunden
zweifellos.
Die auffallend hohe Beimengung tertiärer Quarzsaude findet
sich aber nicht nur in diesen tiefen Schichten, sondern auch in
ganz hohen, unmittelbar durch den Oberen Geschiebemergel
durchstossenden »Unteren« Sauden bei Löt.zen^), wo der Gehalt
an Tertiärmaterial — etwas glimmerhaltige Quarzsande — noch
»uffallender als in den Tiefbohrproben ist, die aber von diesen
tiefen Schichten noch durch etwa 100 Meter mächtige Diluvial-
schichten getrennt sind. Mit dem Auftreten derartiger Schichten
an der Oberfläche entfällt die letzte Möglichkeit, die Bohrproben
äIs Tertiär zu deuten.
Dass diese angeblichen Tertiärschichten so schwach kalkhaltig
sind, ist in Anbetracht ihrer starken Wasserführung auch nicht
verwunderlich und spricht nicht gegen ihren diluvialen Ursprung.
Woher sollten denn die in ihnen circulirenden Gewässer ihren
Kalkgehalt genommen haben, wenn nicht aus den Schichten, in
denen sie sich bewegen, und wenn die Entkalkung der Diluvial-
schichten an der Oberfläche, durch die alles Regenwasser durch-
sickert, eine vollständige ist, weshalb sollen denn nicht auch
^icferliegende Schichten, in denen ein starker Grundwasserstrom
'^nft, nicht wenigstens theil weise entkalkt werden?
Die gegentheilige Annahme, dass der fein und gleichniässig
^crtheilte Kalkgehalt durch das Bohrverfahren in die Proben ge-
kommen ist, ist noch unwahrscheinlicher, als die entsprechende
Annahme bei den nordischen Orthoklasen.
Im Uebrigen ist es nicht nur meine Ansicht, sondern auch die
neioer sämmtlichen zahlreichen CoUegen, denen ich die Proben
0 V0. dieses Jahrbaoh 1898, S. GCLXXII.
DilflyUbchiehtrn nd.
Die Stowidiiuig diocr beMn Tf^tÜrpankl* bat «ber
■or den WtrA jeder iKrttTtKrhra Berid«v>"c Mtodcni
«icb die CoDfeqoeoz tuc^ ud^ dns die ■ai^artlicbe Gm
Rraiinkohl^nforntali'io lUiutt wieder um 8£ — 1)0 KilntBctcr w
»irfldirtckt, d«na cowcit wareo diese bndea ieulirlea T
pnokte TOD dftn Dorünvtlicholeii Punkte der Brantikohleofon
bei Hnl*bcrg; entfmit.
Femer !it es uich der Zweck die«f% AuEuUe», eütt
vmrta ixlaUab-ii Beicpie) nMbxuwnHm, wms man bei der
ÜieiluDg vnn It^ihrgiroliea neiaer Ansiciit lucb nicht auf
niiD); dp» Nadtfaila M-txen d«rf.
Wrnn pin «Jitrcli *.' Meter mftchtige Sdiiobten gleiciu
vertbeilliT Knlkgehalt Mif Itechnune dra Nacbralls gwetxt
wenn die immer grßwent ZunAlime de« nordtücben Material
ilßa Knlkgcbültea mit »teigeoder Tiefe. nltK) niK immer un>;flnst
VorbediDi;uDgeu fßr den Nartifall. ehrafnlls auf ItrchDiiDC
Naihri.!!» 1-0-..-M ^^\ni. ^o <.lieu<>iu 'irr NacLrcJI zum Tlieil
eininal aus deu unmittelbar im Baogenden der FraglicbcD F
auftretenden SchicIiteD tstammeu kuDD, weil diese gamic
jrrosse Feld^patlie fütircii und petrograpbiscb ganz andere
üeheii, souderu aus bchr viel liöhercn Schiebten stammen m
während aus den sehr charakteriütisclien Scbicbteu im itnc
harrn Hangeuden der fraglicbeu Proben nichts in diese
gefullcii igt, wenn man wie gesagt all' dies für möglieb ode
wahrscbeiuiich hält, danu suU mau überhaupt auf die Be^
tiing von Bohrprofilen verzichten, weil dauu jedes objective i
rium fßr die Unterscheidung von Diluvial- und Tertiärschi
aufhört.
Uebep drei Anfschlttsse im vortertiäpen
Untergrund von Berlin.
Von Herrn C. Gagel in Berlin.
Während das den tieferen Untergrund Berlins bildende Ter-
tiär durch die ausserordentlich zahlreichen Bohrungen, die zum
Theil bis 300 Meter Tiefe erreichen, sehr gut aufgeschlossen und
'n seinen beiden Stufen — der miocäuen märkischen Braun-
kohlenbilduug und den oligocänen marinen Bildungen — genau
Wannt ist, wusste man bisher von den vortertiären Schichten im
l^^ntergrunde von Berlin noch gar nichts, wenn man von der Boh-
'"UDg Hermsdorf etwas nördlich von Berlin absieht, wo unter
^eptarienthon und unteroligocänen Glimmersanden die Amalthoen-
thone des mittleren Lias gefunden waren ^). Dass überhaupt vor-
^ertiäre Schichten an mehreren Stellen im Untergrund von Berlin
schon erbohrt waren, war bereits aus der Arbeit von G. Berendt:
Der tiefere Untergrund von Berlin (Abhandlungen der kgl. gcol.
Landesanstalt, Heft 28, 1897) bekannt, doch war eine Bestimmung
^^s Alters dieser Schichten nicht erfolgt.
Bei der Durchsicht der in der Sammlung der kgl. geol.
Landesaustalt aufbewahrten Tiefbohrproben fielen mir bei drei
Tiefbohrungen vortertiäre Schichten auf, die genügende Anhalts-
punkte zur genaueren Altersbestimmung boten, und die deshalb
ifl Folgendem genauer beschrieben werden sollen; bei zwei audereu
') G. Bekendt: Erbohning jurassischer Schichten unter dem Tertiär in
Hermsdorf. Dieses Jahrbach 1890, S. 83 ff.
tler schon von G. Berendt erwähnten vortertiären Biidungen • *
die Altersbestimmung docIi nicht gelungea.
I. Bohrung.
Charlottenbnrg, Leibuinstr.
87.
Die Bohrnng iat 1889 misgfl^hrt und ^uin grüssten The-ä
schon von O. Berendt in der vorerwähnten Abhandlung fiberde s
tiefcrfu Uutrrgrtmd von Berlin (Tal". I.) publicirt; ee bedarf »Is«
nur der Beschreibung der tiefereu SchiL^hlen. Die tiefste tertiäi — ■
Schicht ist der Septarieuthon, der bis zu einer Tiefe vou 212 Mpt^
reicht; er ist zu unterst grau und sehr saudig; bei etwa 'iJOOMete^
wurden '^ Schaleubruchstflcke gefunden, dercu eines zu einem ut:a
bestimiuliareu Gastropod^ gehört, das andere die unverkennhas-
üharakteristisehe Sculptur der Numla Vhantelti Nyst. aufweist
6o dass trotz des etwas abweichenden petrograp bischen Verhalte«3i
die Uorizontbcstimuinug sicher ist.
Ä12-a4fi Meter folgen nun die vortertiären Schiclilen;
nie sind durch das Bohrverfahren (Sto&sbohrung) sehr
verändert und in gini/ kleim? Brucbstncke zertri"iniiiiprf.
trotzdem aber so cbarakterietisch , dass ihre atrati-
graphische Stellung sich zweifellos feststellen läsat
Von 21^— 216 Meter sind es bräunliche, gelblich -weisse und
dunkelblaugraue Saudsteine, sowie kalkhaltige Thone
und SchwefelkiesbrÖckchen ; die bräunlichen SandsteiD^
enthalten ein kalkhaltiges Bindemittel und zerfallen bei>o
Behandeln mit Salzsäure in lockeren Sand; der TboD
muss ganz dOnne B&nkchen oder Zwischenlageo zwiscb'"
den tieferen Schichten der Sandsteine gebildet haben*
denn die tiefereu Proben sind sehr unreiD und geben
beim Waschen einen gelbbraunen kalkhaltigen Tbou-
scblamm und Saud steinbrocken, während die oberen
Proben ganz saubere, reine Sandsteine sind. Die ver-
schieden gefärbten Saudsteine sind in allen Proben
gleichmässig vertreten und müssen sehr diluDschtclitige
Wechsel lagcrungeu gebildet haben; sie sind s&mmtlicb
Untergrund von Beriio. 169
in kantige Bruchstücke von höchstens ö — 8 Millimeter
Durchmesser zertrümmert.
Von 216—228 Meter folgen harte, weinröthliche, hellbläulich-
grüne und gelbliche, dolomitische Mergelthone; sie sind
ebenfalls in kleine Brocken zertrümmert, deren grösste
5 — 7 Millimeter Durchmesser haben und die durch das
Bohrverfahren abgerundet sind; sie brausen ziemlich
lebhaft mit Salzsäure; die einzelnen Brocken haben
jeder seine verschiedene, in sich aber einheitliche Farbe;
die Proben sehen also sehr bunt aus.
Von 228—246 Meter endlich folgen harte, röthliche bis gelb-
liehe, dolomitische Mergelthone, die aber in viel kleinere
gerundete Bruchstückchen zertrümmert sind, deren
grösste höchstens 1 — 2 Millimeter Durchmesser haben;
sie brausen sehr lebhaft mit Salzsäure und weichen im
Wasser etwas auf, ohne aber wirklich plastisch zu wer-
den ; die grünlichen Farben der darüberliegenden Schich-
tenfolge fehlen hier vollständig, die Proben machen bei
flüchtiger Betrachtung wegen der Kleinheit der einzelnen
Brocken und dem nicht sehr grossen Farbenunterschied
derselben einen gleichmässig gelblich-rothen Eindruck.
Aus der Tiefe von 230 Meter sind angeblich einige etwa
erbsengrosse, gerundete Gypsstückchen herausgekommen.
Dass diese bunten dolomitischen Thone zum Keuper gehören,
'8t schon auf den ersten Blick einleuchtend; durch Vergleich mit
"CD Proben der Rüdersdorfer Tiefbohrungen III und V, die eben-
'^lls in der königL geol. Landesanstalt aufbewahrt werden, ist es
^ber gelungen, ihre stratigraphische Stellung aul's Genaueste zu
^stimmen; sie entsprechen nämlich bis in die geringsten £inzel-
fleiten den Schichten, die dort unmittelbar Ober der Lettenkohle
liegen. (Vergl. Erläuterungen zur geol. Specialkarte von Preussen
Qüd den Thüringischen Staaten, Lieferung 26, Blatt Küdersdorf,
D. Auflage, Seite 41 und 44.) Die fraglichen Schichten sind dort
oaeb dem Bohrregister beschrieben als:
170 C OAaci,, Uel'cr tlrei AufecbIGsae im TorUrtiareo
llohriiug V, Seite 44: Von 282,05-300 Met«r bunte miltJ'
Sihieferletfen mit clwii» Gips, von 300—305 Meter grau-grüuer
(iHDuscbichtigcr, sclir mililrr Snudötoin; von 306 — 346,48 Metc^i
rotbe, btuiigrtlDc udiI gulbfjcköpcrtc ScbicfeHctteD, wechselnd it»ii
grüngraiicn, glimmerreicbcn Sandsteinen; von 346,48 — 347,2$Metei
Letteukohle.
Die ernte und dritte dicöcr Scbicbtenprobeu sind zum Tbcil
aocb voHinuden; die * Sdiieferletten» sind doKiinitiKcb und ent-
epreuheii auf's Geuiiticstc drn Cbarlotteubiirgcr Probflo: unter den
Sandsteinen sind iiiebt nur grQngritue, sondern auch brSitnlicbe
Proben vorhanden, kuiii Theil ebenfalls mit kiilkigom Bindemittel,
die gjimmtliub cbenfülls den Charlottenburger Proben durchaus
cntspreuben.
Bohrung III, Seite 41: Von 210— 25'J Meter rother und blauer
Schieferletten eU:. Von 259 —277,5 Meter dtiukle und blaur, r-im
Theil Gandige Lettcu und Sniidsteine; in '^62 Meter Atyopfioria pä
anserüi, in 264 Meter Lette nkoblenflötz.
Die Proben von 210—259 Meter sind ehenfxlls dolomitlMb
und eutsjtrecbcn ebenfalls, »toweit sie vorhanden tiind, geuau dm
bütreffendeu Proben von Cburlottenbiirg.
Eine aitsserordcotlich grosse Aehuticbkeit mit diesen Sebichwn
Migon nicht nur, wie m erwarten, die Prolieu ans der alten Kuh-
Hing 17, von Tasdorf bei Hödersdorf, die seiner Zeit von Eck he-
echriebcn sind und ebenfallä im Museum derkgl. geol. Lande«iniit*l> j
aufbewahrt werden'), sondern auch die tieferen Proben d« 1
Bohrimg ic der Citadelle Spaudau, die seiner Zeit v.m G. ÜBREXDT 1
beschrieben wurden'), wobei es dieser uneutschiedcu Hess, ob sie
üiim mittleren Keuper oder zum mittleren Muschelkalk gehörlen
(Seite Ifi und 17).
Dass diese letzte Deutung vollständig ausgeschlossen ist, ist
') Eck: Rüdcrsdorr und UiDgcf^end: AbhandlungCD tat fteol. Specialkirte
VCQ Preu.sHcn uod don Thürint;. Slauten, Band I, Heft. I, Seit« 132. Es hftnddt
sich hier um die lelztL'o drei der boEcbriebenen Schichten TOn 13,95— 160,6 Fn»
lind von 173,4—210,4 Fiie», von denen besonder« die Proben der letiten 30 Fus
eine sehr ^rosEC UeberoinsiimmuDg mIL den Charlotlen burger Proben leigen.
') G. Bkhkniit: Das Turliär im Bereiche der Mark Brandenbai^. SiUunp-
berichte der kgl. preues. Akademie der Wissenaehaften 1885, Bind XXXVIll.
Untergrand von Berlin. 171
Jafii überciustiininende Uftheil aller Collogen, die die Proben ge-
iehen Labeu; eine auch nur ähnliche Entwicklung des mittleren
kfiischelkalks ist nirgends bekannt geworden.
Dagegen ähnelt die von ü. Berendt erwähnte »Folge von
alkarmeu Thonen und Letten mit grauen, grün-grauen und rothen
^ärbuDgeu«, besonders in den tieferen Schichten, sehr den Char-
jttenburger und Rüdersdorfer Schichten. Von 422,0G — 440,14
ieter finden sich dort in intacten Kernen rothe und grüne, dolo-
litiscbe Thone (mit Einlagerungen von Gips), von 462,13 — 477,04
Ieter graugrüne und !)räunlich - rothe dolomitische Thone (mit
Lnhydrit), die in der Farbe und petrographischen Beschaffenheit
ist genau mit einem Theil der Charlottenburger und Küders-
orfer Proben übereiustimmon; es fehlen hier allerdings die gelb-
ehcu Farbentöue und die einzelnen Farben vertheilen sich augen-
cheinlich meistens schichtweise auf dünne, gleichmässig gefärbte
(äoko, doch kommen in 462 — 467 Meter Tiefe auch roth und
rünlieh-grau geflammte und gesprenkelte Schichten vor, ferner
ritt hier noch Gips auf, der in Rüdersdorf in diesen Schichten
;ar nicht mehr, in Charlottenburg nur in ein paar kleinen Brocken
eobachtet ist, woraus der Schluss abzuleiten ist, dass die tiefsten
?paudauer Schichten wohl noch einige Meter höher im Profil
iogeii (das Lettenkohlenflötz ist ja dort auch nicht erreicht, wenn
uch die liegendste Schicht aus 4? 4,2 - 486,2 Meter Tiefe aus bräun-
ich-violettem und grün-grauem, glimmerfuhrendem, stark thonigem
Randstein mit Pflanzenresten besteht). Die von G. Berendt als
:alkarm beschriebenen Schichten sind gar nicht so kalkarm, sondern
lur doloinitisch, brausen dem zu Folge erst lebhaft mit Salzsäure,
venu sie pulverisirt sind.
Die Analysen der Bohrproben von Charlotten bürg, Rüders-
lorf und Spandau ergaben die auf S. 172 abgedruckten Resultate.
Es ergiebt sich also aus allen diesen Vergleichen, dass die
!^roben der Charlottenburger Bohrung aus 212 — 246 Meter Tiefe zu
Jen obersten Schichten des Kohlenkeupers an der Grenze zum
jipskeuper gehören und dass die in Spandau erbohrten Keuper-
chichteu zum untersten Gipskeuper und in ihren tiefsten Schichten
loch zum obersten Kohleukeuper gehören.
C. Gaciki., Uobor dioi AafBchliü
oOooopPP
8! ff 'g s fe a S *S fe
V
Chkrlottanboig
S20— 324 IIa!«'
CbwloUenbiirg
323 Meter
RBdoredorf V
282—300 Meter
greulich o.rötUicl»
Kaderedorf V
282-300 Uel«
gräolich-gelbaacS
rätblicli geflamaifc
Büdwadorf V
805 -34G Meter
gelb und rötblicta.
gäflunml
SpniidkD
418-422 lldar
p-äne Probe
Ja -429 Meter
rolhe Probe
^ 53—463 Meter
rotbe Probe
Spuidiu
453-4i;2 Meter
graue Probe
Böderedorf V
282 - 300 Mfter
du nket weinrolh 0
Probe
üntergmnd tod BerÜD. 173
IL Bohrung.
lin, Wedding (Reinickendorfer Str. 2a,
Soolbohrung Maria).
hruug ist bereits von G. Berendt : Der tiefere Unter-
Berlin, Seite 50, vollständig publicirt; sie bat, abge-
den hier nicht iuteressireuden jüngeren Schichten,
u getroffen, der bis 285 Meter reicht; er ist in den
lichten hellgrünlich-grau, schwach kalkig und sehr
ssUien sind nicht darin gefunden, die Bestimmung
nithin im Wesentlichen auf die Analogie mit dem Profil
sehr zahlreichen Berliner Bohrungen, die bis zu ähn-
D Septarienthon ergeben haben.
-289 Meter folgen harte, hell- bis dunkelgraue,
grünlich -graue und röthliche Thone
und Schwefelkies. Die Thone sind
völlig kalkfrei, stark verhärtet und beim
Bohrverfahren in abgerundete Brocken
von 5 bis höchstens 10 Millimeter
Durchmesser zertrümmert.
-293 » folgt hellgrauer, kalkfreier Thon, plastisch,
fossilfrei (auch ohne Mikrofauna).
-297 » harte, grünlich - graue, graue und röth-
liche Thone und Schwefelkies. Die
Thone sind wieder stark verhärtet,
kalkfrei und liegen in Form von ab-
gerundeten, 3 — 10 Millimeter grossen
Brocken vor.
-300 » bräunlich - grauer bis gelblich - grauer,
sandiger, ^schwach kalkhaltiger Thon
mit kleinen Brocken von rothbraunem
und dunkelbraunem Thone isenstein und
Schwefelkiesknöllchen. Hinterlässt beim
Ausschlämmen nur Sandkörner und
Thoneisensteinbröckchen, aber nicht die
geringste Fauna.
VuD 3(^0—304 Meter helignnrr, pbsttscbcr Xboa,
(ihii€ jirdco Fossiliolult. I
• du[ikolgran«r liu brSunlicb-graner, kill
freier. pUstisrIier Tliftii mit gelMidu
aml dunkelbraun -rot beiiThoDeUenstefi
brodien von 3 — 5 Millimeter Durs
tiie«8er iinil einvni Bnicb&tQck ein
dDuk(>lgraiieD PlioEpboritknollp, die 4
deuUicbe Lobenliuie eines Amuiottilt
zeigt ; sonst völlig fusttilfrei (nncb ubf
Mikrofaima). |
Wohin die Schicfaten »ii» :>8.5-297 MoIt Tiefe gcbAron^ Wj
eicl) l>i« jetzt nicht ermitteln, dw jeder Fuc«iliob«]l feblt und n
fallende petrographiacfae Aebniicbkriten atcbt aosBadig tu nuu^
waren.
Die Schiebten aws 297 — 306 Meter Tiefe mit ihren hrauoTOtht
Thanei Senate in brock eben und grauen Phosphoriten r.eigen hesoad«
in den brnun-grauen Proben eine »usserardentltcb grosse Aebniie
keit mit den AiiiallbeMitbuncn von II«-rii)si]r>rr iiud zwar besoiide
mit den Schichten, die dort in 307— 308 Meter Tiefe erbohrt sind
und ebenfalls dieselben brauu-rotbeu Tboueiseusteine und di
selben Phosphorite führen.
Das Bruchstück der Phosphorit knoile ist leider nur erbse
gross und lässt eben nur erkennen, dass es von einer ausgetüllt'
AminoDiteiikainmer stammt; das Bruchstück ist aber zu klein, u
auch nur eiue gencrische Begtimmuug des Ammoniten zu erm»
liehen.
Bei der geringen Entfernung — etwa 12 Kilometer südlich
von Hermsdorf und der petrographischeu Uebereinstimmimg ir
den dort in gleicher Tiefe erbohrten Schichten ist die A.
nähme des gleichen Alterg beider Schichten höchst wahrscbein]i<
doch finden sich nach einer freundlichen Mittbeilung mein
tJollegeu Denckmann im uördlichen Vorlande des Harzes g
wisse Schichten des unteren Lias ebenfalls in einer ausserordeutli<
') G. BKitKüur; Erbohrong jurassischer SuhiuLteu unter dem Tcniär '
llermsdorr 1>n Berlin. Die.-<ce Jabrbucli ISIK), S. 8;i.
Untergrund von Berlin. ]75
ähnlichen petrographischeu Ausbildung mit deuselbeu Thoueisen-
steinknollen und Phosphoriten, so dass eventuell auch an unter-
liassisches Alter dieser Schichten zu denken wäre; dass die
Schichten aber überhaupt zum Lias gehören, dürfte nicht dem
geriogsteu Zweifel unterliegen.
III. Bohrung.
Pankow bei Berlin, (Kaiser Friedrichstr. 21 — 29).
In diesem nördlichen Vorort von Berlin ist im Laufe der
Jahre 1899—1901 für eine Brauerei eine Bohrung auf brauch-
bares Wasser ausgeführt worden, die bis zur Tiefe von 297 Metern
'herunter gebracht werden musste, ehe sie diesen Zweck erreichte.
♦ on dieser, wie sich allmählich erwies für die Kenntniss des vor-
^^rtiären Untergrundes von Berlin ausserordentlich wichtigen,
Bohrung sind leider nur sehr unvollständige und lückenhafte
Proben, zum Theil mit sehr weit aus einander stehenden Tiefen-
Wahlen in den Besitz der geol. Landesanstalt gelangt, so dass das
Profil leider sehr unvollständig: und zum Theil noch zweifelhaft
Weiht. Wichtig ist die Bohrung vor allen Dingen deshalb, weil
Sie zweifellose Kreideschichten mit mindestens 80 Metern Mächtior-
keit im Untergründe von Berlin nachgewiesen hat und zweitens,
"^eil es die erste und einzige sehr tiefe Bohrung ist, die das
Oligocän in Berlin durchsunken, und keine Soole, sondern süsses
Wasser ergeben hat.
Die vorhandenen Proben ergeben folnrendes Profil:
0—60 Meter fehlen.
^ oti (;0 — 124 » Miocän: Braunkohlen, Kohlensande, Glimmer-
sande, Kohlenkies, Kohlenletteu.
^ <=^ii 124 — 135 » helle Glimmersande (Oberoligocän?).
^n 1.35—140 » kalkfreier, grauer, sandiger Thon mit
Schlieren von Glaukonitsand.
^ ^n 140 — 146 » kalkfreier, grauer, saudiger Thon mit Pyrit.
Bei 205 » hellgrauer, schwach kalkhaltiger, plastischer
Thon.
Von 21)0
Diese ergaben
Meter üuukelgrauer, kalkfreier Thon, mtt vieleiB|
zum Theil zersetztem Schwefelkies. Dm
Schichten von 135 — 20li Metern eiit-
halten keine makroskopische Fauna; auf
Mikroi'auna sind die kleinen Proben uocfa
nicht untersucht — ob sie- ziiiu Septarien-
thoo geh&reu oder älter sind, niuss dem-
nach vorläufig unentschieden blcihen.
" fehtea wieder die Proben.
■ und von 245— 'iGO Meteru lifgeu zwei Probeo
vor. Es eiud weiseliche (mit
Stich iu's Hellgraue), zu kleinen ßroL-kro
xertrOmmertc Kalke, die durch Kalk-
schlamcii lose verkittet sind. Die ProlwO
machen durchaus den Eindruck, al« wfna
eine Schichleufolge von hellrii P\itn-T-
kalken und weichen Mergeln durdi ilw
Bohrverfahren zerlrfimmert, die wi-idii'n
Mergel in Schlamm verwandelt, il'""
härteren Bänke in kleine Bruehsini'k''
zerstoseen sind; makroskopische Fsuos
ist nicht erkennbar.
0 und 288—290 Meter liegen drei kleine Proben
von hellgrauem, kalkhaltigem Thon vor,
ohne makroskopisch erkennbare Faun»;
ausserdem zwei Proben mit der Tief*"'
angäbe 260-290 Meter und 279-290
Meter, beides dunkelgrflnhche, sauJig^
Thone. Die letzte Probe ergab beim
Schlemmen sehr zahlreiche grosse Glauco-
nitkörner, viel Quarzsand, Brocken ^oo
hellem Glaukonitsandstein, kleine diintfl'
graue Phosphoritknollen und klein?
Fragmente eines sehr kleinen BelemniteU'
-292 Meter folgen ebenfalls grtine, saudige Thooe-
heim Schlemmen ausser den Glaukouitkörnern, den
Üotergrand von Berlin. 177
bellen GlaakonitsandsteiDeu und kleineu duokelgrauen Phosphorit-
knoUen noch flünf minimale Schalen einer ganz jungen TerebratuUna
(chrjfsaliafy^ 2 kleine Haifischzähne, 1 Fischwirbel, etwa 1 Dutzend
Foraminiferen, zwei in Phosphorit verwandelte, sehr beschädigte
Bivalven, von denen eine aber mit Sicherheit als Aucella gry-
pkaeoides Sow. zu bestimmen war, ferner sehr zahlreiche, ganz zer-
stossene Bivalvenschalen, die sich nicht sicher bestimmen lassen
und etwa ein Dutzend Belemnitenfragmente. Diese gehören offen-
bar zu zwei verschiedenen Formen, die sich durch ihren Erhaltungs-
zustand und die structurelle Beschaffenheit des Rostrums deut-
lich unterscheiden. Die eine Form, zu der das grösste Bruch-
stück (Spitze) von 12 Millimeter Länge und 5 Millimeter grösstem
Durchmesser gehört, hat eine schlanke spindelförmige Spitze und
einen kreisrunden Querschnitt, ist dunkelgraubraun, hat eine rauhe,
matte Oberfläche und ist durchweg trübe und nicht durchscheinend;
sie ähnelt durchaus den jungen Exemplaren von Belemnites ultimus
d'Orb., die von den verschiedenen Fundpunkten aus der nördlichen
Umgegend des Harzes vorliegen.
Die anderen BelemnitenbruchstQcke sind noch kleiner, sie
sind hell und durchscheinend, von dunkler Bemsteinfarbe, haben
eine glatte, glänzende Oberfläche, ihre Spitze ist ebenfalls schlank
spindelförmig, ihr Durchschnitt ist aber nicht genau kreisrund,
sondern etwas gerundet viereckig und sie gehören offenbar zu ganz
jungen Thieren.
Nach den Darlegungen von Strombeck i) über die Unter-
schiede von Belemnites ultimus d'Orb. und minimus List., wonach
letzterer auch in jungen Exemplaren immer die charakteristische
keulenförmige, ganz ausgewachsen oft die attenuate Spitze, jener
immer die spindelförmige Spitze haben soll, müssten diese Exem-
plare ebenfalls zu Belemnites ultimus gehören. In der That habe
ich in der Sammlung der Landesanstalt ganz junge Exemplare
des Belemnites minimus List, von verschiedenen Fund punkten des
Harzrandes gefunden, die nicht grösser waren, als die Belemniten
0 Üeber den angoblichen Gault von Lüoeborg, Zeitschr. cL Deatsoh. geol.
6». 1893, Bd. XLY, S. 489.
JahrbaUi 1900. 12
dieser Bohrung und gauz iinvcrlieiiubar die keulcnfönitigc Spitze
zeigtep.
SchlCtkr dagegen •), der die einzigen guten Abbüduiigea
von lieUm. tätimu» d'Orb. gegeben bat, legt den Haitptwi.'iib filr
die Uutersclieiduug des Belem. tUtimus d'Orb. vom Belem. mitiivuit
List, auf den kreisrundea Quersdinitt des ersteren und dea qua-
dratischeu Qnerecbnitt des letzteren.
Nun verdanke ich der Freiindlicbkeit meines C'oilegeu
MCller eiuige junge Exemplare von Belemuitee minimtu niis
zweifellosen] Ganit von Wallmoden, die nicht die keulenförmige,
sondern eine schlank spindelf5rniigp Spitze aufweisen, aber eben&o
wie die anderen Exemplare des Bdem. mmimua auch nicht genau
kreisrund, sondern gcnindet viereckig sind und ebfuso wie die
undern mir zugänglichen Exemplare des Belevmitfa mintmuti die-
eelhe charakteristische, btructurelle IJescbafl'eubeil des Hostnims
zeigten, wie die kleinen Brucbi^tQcke unserer Bohrung, die
MüLLEK Dach seinen Erfahrungen fltr durchaus charakte-
ristisch für Behmniten minimu/i hält, weshalb er die Pankower
Form auch /.u dieser Art zu zäbleu geneigt ist. Bei der Klein-
heit der Fragmente und der Jugend der Exemplare wird sich
eine ganz sichere Bestimmung nicht treffen lassen — jedenfalls
kauu die Bestimmung nur zwischen diesen beiden Arten schwanken.
Ich halte es auch nicht ftlr ausgeschlossen , sondern , bei der
Mangelhaftigkeit aller Proben sogar für sehr wahrscheinlich, dass
die beiden verschiedenartigen Belemuiten nicht aus derselben
Schicht stammen, sondern dass die drei rauhen, trOben, im Quer-
schnitt kreisrunden Rostra aus höheren Schichten nacbgefalten
sind, besonders weil gerade in diesen Schichten die Bohrung lange
Zeit stockte, so dass damit die Möglichkeit, dass die glatten,
glänzenden, im Querschnitt gerundet viereckigen Kostra zu BeUm-
nites miitiniwi List, gehörten, erheblich wahrscheinlicher würde.
In dem Bohrloch Greifswald, das seiner Zeit von DaukS
beschriebeu ist*), sind, wie nachher näher bewiesen werden wird,
fast genau diesctbeu Schichten wie hier in Paukow erbohrt; dort
') PalaeoDtographica, Band ^4, S. IM ff., Tftf. ä2, Fig. 1—5.
') Zduchr. d. Deubiuli. gaol. Gesetlsch. 1»U4, Bd. ZXIV, S. i)74 ff.
f Üntergrrund von Berlin. 179
sind auch dieselben BelemniteD mit denselben cbarakteristischen
stracturellen Unterschieden gefunden , allerdings in verschie-
denen Schichten ; die von Dames als Belemnites ultimus bestimmten
ranhen, matten Fragmente stimmen mit den gleichartigen Pan-
kower Formen überein; die Greifswalder Exemplare der Belem-
fdU9 minimua zeigen dieselbe Beschaffenheit der nicht genau kreis-
ronden, glänzenden, glatten, durchschimmernden Rostra, wie die
anderen Pankower Formen; sie sind aber auch zum Theil ganz
tnsgewachsene Exemplare mit der charakteristischen attenuaten
Spitze des Alters, die zweifellos bestimmbar sind.
Sollten die Fragmente der glatten, glänzenden, durchscheinen-
den Belemniten wirklich zu Belemnites minituus gehören, so würde
scheinbare Zusammenvorkommen dieser Gaultform mit dem
inües vltimus sich ungezwungen durch einen ganz gering-
%igen Nachfall erklären lassen, da in Greifswald die glauko-
oitischen Thone, die Belemnitea tdiimus führen, nur 2 Fuss mächtig
sind and dicht über den Thonen mit Belemnites mtntmus liegen.
Femer erhielt ich noch nachträglich auf dem Bohrplatz
«ine kleine grüne Thonprobe »aus etwa 290 Meter Tiefe«, die
l>€im Schlemmen ausser den kleinen grauen Phosphoritknollen und
den ßlaukonitsandsteinbrocken ein grosses vollständiges Exemplar
der Aucella gryphaeoidea Sow. lieferte, welches zwar grössten-
teils nur als Steinkern erhalten war, an beiden Wirbeln aber
Qoeh auf 5 — 10 Millimeter Erstreckung die Schale aufwies und
P^i zweifellos zu bestimmen war.
In 292 Meter Tiefe folgte dann eine Schicht sehr harter,
dnnkelgraugrüner, durch Phosphorit verkittete Glaukonitsandstein-
biollen von sehr charakteristischer Beschaffenheit.
Der Phosphorit bildet nicht nur das zähe Bindemittel der
^nzelnen Quarzkörner, sondern durchzieht auch in 1 — 3 Milli-
metern dicken, grossen reinen Schlieren und annähernd concen-
trischeu Lagen die ganzen Knollen. Genau dieselben Phosphorit-
inollen sind auch in dem Greifswalder Bohrloch in 470 520
Fu88 Tiefe gefunden.
Aus 296,5 Meter Tiefe Hegt dann noch eine Probe eines
Juakelgrünen sandigen Thones vor.
Von 297 — 307 Meter endlich folgt eiu lockerer lieller
GlaukonitsaDt], iu dessen Pioheu ebenfallä keine Fauna erkennbar
ist, der aber reichlich süsses Wasser ftlhrt, das bis 7 Meter unter
Tage luifsteigt
Endlich erhielt ich noch auf dem ßohrplats eine Probe eine«
giiiiz weicheu, weieaea KreideEchlamnies ohne Tiefcnaogabe und
ohne makroskopisch erkennbare Fanna, sowie endlich Proheu eines
eigeuthflmlich Qeischrotbeu, etwas tbonigea Kalke«, ebenfallä ohne
Tiefenangabe nur mit dem IJeinerken, daas sie schon einige Monate
vor Scbluss der Bohruug, also wenigstens 50 — GO Meter Ober der
tiefsti-a Schicht hern losgekommen wäre.
Dieser rothe thonige Kalk erinnert seiner petrograpbischen
Besähaffeuheit nach sofort au den Mytiloides - Planer, stimmt
iu der Farbe genau mit den "rothen Kreidethoucuo (Schicht c)
der Bohrung Greifswald (362- 3C6 Fuss) überein, und weicht nur
insofern von letzterer Schicht etwas ah, als diese mehr tbonig
eutwickelt ist.
Betrachtet man nun die fiQr eine Altersbestimmung beautz-
bareu Daten der Bohrung, so beweist diis eine grSeste Rostrtun,
das wohl ganz sicher zu BeUmnitea viümue d'Orb. gebSrt, dass big
etwa 290 Meter Tiefe noch Cenoman vorhanden ist
Aucella grijphaeoide» kommt am Harzraude besonders häufig
im Gault vor, geht aber auch stellenweise ziemlich hoch iu'a Ceno-
mau (LOneburg cf StrOmbecK 1. c.)-
Die Terebratulinabrut ist so jung, dass sie uicht sicher be-
stimmbar ist, man kann nur sagen, dass es eine Verhältnisse
massig grobrippige Form ist. Die Foraminifefen sind noch nicht
untersucht, beweisen ja aber auch uicht viel.
Petrograp bisch stimmen die Greifswalder zweifellosen Gault-
schichten — glaukonitische Thone und Sande mit den charakte-
ristischen Pbosphoritknollen — eo genau wie nur mSglich mit den
Pankower Schiebten unter 290 Meter überein, so dass bei dem
relativ häufigen Vorkommen der Aucella gryphaeoides (3 Exemplare
iu 2 kleinen Proben) und der Aebniichkeit der glatten, gl&nzeudeu,
iu Querschnitt gerundet viereckigen Belemniten wohl sicher diese
Schiebten als üault auzusprecheu sind.
ÜDtergrand von Berlin. 181
30 Meter über dieser imgeföhren Grenze zwischen Gault und
Cenoman liegen nun die weisslichen, plänerähnlichen Kalke und
Mergel mit einer Mächtigkeit von angeblich 36 Metern und aus
dieser Gegend müssen auch die Proben der fleischrothen, thonigen
Kalke stammen, die petrographisch mit dem Mytüoides-Pläner
übereinstimmen.
Id Greifswald sind über dem Cenoman mit Belemnites
ultimus 24^2 Fuss fleischrothe Kreidethone des Unterturon und
darüber 188 Fuss = etwa 60 Meter weissliche Kreide-Thone
des Oberturon gefunden; ob die entsprechende Deutung der
Pankower Schichten möglich ist, ist mindestens sehr zweifelhaft,
denn in Greifswald ist das Ccnomau anscheinend nur noch 2 Fuss
Qiächtig, was auf ganz absonderlichen Verhältnissen beruhen
tnuss; in Pankow ist es aber durchaus zweifelhaft, ob die rothe,
dem Mytäoidea - Pläner ähnliche Schicht über oder unter den
'W-eissen Kalken und Mergeln liegt, man möchte aus Warschein-
lichkeitsrücksichten fast das erstere annehmen, da sonst für das
C3enoman hier ebenfalls nur eine minimale Mächtigkeit übrig bliebe,
cioch ist, wie gesagt, darüber absolut nichts Zuverlässiges mehr zu
Ermitteln. Die Schichten aus 279—290 Metern müssen sehr ver-
^t^einerungsreich sein, denn die ganz kleine erhaltene Probe lieferte
^ine unverhältnissmässig grosse Menge von Muschelbruchstücken,
^S^oraminiferen und sonstigen Resten; ein grosses Glas mit Fossilien,
cJas von den Bohrarbeitern aus dieser Schicht gesammelt war, ist
leider in Verlust gerathen.
Was an dem Bohrloch aber besonders interessant ist, ist nicht
Our der Beweis, dass derartige Ausbildungen der Kreide im öst-
lichen Norddeutschland bis in die Gegend von Berlin herunter-
Trieben, sondern auch der Umstand, dass unmittelbar westlich von
diesem Kreidevorkommen eine grössere Verwerfung durchgehen
mu88.
1 1 Kilometer nordwestlich von Pankow hat das Bohrloch
Rermsdorf in 236 — 323 Meter Tiefe Amaltheenthoue gefunden,
4 Kilometer westsüdwestlich von Pankow ist, wie oben bewiesen,
in 297 bis 306 Meter Tiefe ebenfalls Lias erbohrt; bei beiden Boh-
rungen ist^ wie bei allen andern Berliner Bohrungen, die deu
■
Se{ilurieDthon dui'ctieuukeii babeu, Soole erschrotet; hier liegt wecig
östlich vou den beiden Lias vorkommen \a derselben Tiefe Kreide,
die süsses Wasser fahrt.
Da hei Aufang der Bobriing nicht zu Termiitheu war, diiss
eie bis xu so grosser Tiefe heruutergebracht werden miieste, so
wurden die Robre, die voq Anfang an etwas enge gewählt waren,
allmählig so eng im Durchmesser, daes sie jetzt nur verhält-
nismftssig wenig Wasser liefern können: es ist daher nicht
ausgeschlossen, dass in einiger Zeit daneben noch eine zweite
Bohrung mit weiteren Röhren heruntergebracht wird, bei der
dann hotl'entlich das ganze Profil genau festgestellt wird.
lieber einen nenen
Anfschlnss im poinmerschen Tertiär.
Von Herrn C. Gagel lo Berlin.
In der Stadt Rügenwalde bei der Stuhlfabrik, etwa 4 Meter
^ber N. N. ist im Sommer 1900 ein 94 Meter tiefer Brunnen ge-
bohrt worden, der zuerst 40,3 Meter Diluvialschichten und darauf
'^ Meter Tertiärschichten und zwar solche des Miocäns durch-
^nk. Da nun in unmittelbarer Nachbarschaft von Kügenwalde
überhaupt kein Miocän, sondern nur glaukonitischer Thon des
*^nteroligocän vorhanden ist, die Aufschlüsse im Miocän auf den
^dlich und östlich daranstossenden Blättern nur sehr klein sind
*^d kein Profil von irgendwie erheblicher Mächtigkeit zeigen,
^^sserdem den Verdacht erwecken, dass es sich bei allen oder
^^1 der Mehrzahl nur um losgerissene, im Diluvium eingebettete
^choUen handelt^), so möge das Profil der Bohrung hier mit-
i^theilt werden.
0—40 Meter Geschiebemergel ^) mit 2 Grandbänken bei 5 bis
6,30 Meter und bei 9,50—10 Meter.
40—40,3 » Gerolle und Geschiebe (nordische und creta-
ceische).
0 Siehe Erl&ateraogen zur geol. Specialkarte von Preassen, Lieferang 83,
Blatt Laozig- Witte, Saleske, Gropenbageo.
^ Die beiden ersten Proben sind nur feiner, lehmiger bezw. kalkig -tho-
niger Sand ohne Grandkömer und Geschiebe; die geol. Karte giebt aber in der
guaea Gegend nur Oberen Geachiebemergel an,
Mnter ilunkelhrauuer, fetter, kalkfreier Thon, etwas
gliminerhaltig; die untersten 2 Meter fein ge-
sctiichlct, mit piipierdflnneD, hellgrauen, san-
digen Z wische nlagen.
dunkelbrauner, saudiger Letten, wenig plastiech,
ftlhlt sich rauh an, bis 46 Meter mit wenigen
vereinz-eiten, tou 46 Meter ab mit zahlreichen
bis pfefierkorng rossen QuarzkSrneru ; zwischen
46 — 48 Meter ein etwa erbsengrosses und
2 — 3 etecknadelkopfgrosse Kalkgerölle, sonst
ganz kalk frei.
grauer, niittelköruiger Quarzsand.
dunkelbraun er, sandiger Letten mit vielen Qu^
körnern und zahlreichen, weissen Gliniraer-
blättcben, bei 51 Meter eine ThoneieeDsteiu-
concretion in Form eines abgeflachten Ro-
tationsellipsoides mit etwa 5 Ceotimeter
grösütem Durchmesser').
i dunkelbrauner, sehr sandiger Letten, glimmer-
hallig, mit feinen, grfluen Sandstreilcheu.
> hellgrauer, sehr feinsandiger Letten bis thouiger
Staubsand mit Schlieren und Streifen von
weissem Staubsand; fbblt sich eatnmetweich
58— (!0 » graubrauner, sandiger Letten, glimmerhaltig,
mit dünnen, feinsandigen Zwiscbenlagen.
60 — 64 » hellgrauer, thoniger Staubsand.
64 — 71 » grauer, feiner, glimmerhaltiger Quarzsand; zwi-
schen ßS — 70 Meter mehr bräunlicli geßlrht.
71—77 » hellgrauer, saudiger, glimmerhaltiger Letten, an
einer Stelle eine ganz undeutliche, verkohlte
Pflanzenspur, die letzten 2 Meter sehr sandig.
77 — 79 » feiner, grauer, glimmerhaltiger Quarzsand.
') Eine im Lshor&lorinni der kgl. geol. LandeiutBtklt avegaführta Äita\jm
ergab für die lussere Schicht einen PhotphorsluregehBlt toa 0,448 pCt. P,0|'
für den Kern einen solchen von 0,425 pCU PiO».
G. Gaobl, üeber einon ocaen Aufsolilass im pommerBcLen Tertiär. 185
I — 83 Meter thoniger, grauer, feiner Quarzsand mit GHinmer-
blättchen; zu lockeren Klumpen zusammen-
geballt.
3—85 » sehr saudiger, grauer Letten, flQhlt sich rauh an.
5<-88 » dunkelgrauer, thoniger Quarzsand, mit einzelnen
Glimmerblättchen, zu lockeren Klumpen zu-
sammengeballt; in einem ist eine kleine,
flache Kalkausscheidung von etwa 5 Milli-
meter Längen- und 1 Millimeter Dicken-
durchmesser, enthalten.
'8-91 » weisser, etwas glimmerhaltiger Quarzsand.
1—92 » dunkelbrauner, ziemlich fetter, fein geschichteter
Thou, mit ganz feinen Sandstreifchen und
vereinzelten pfefierkorngrossen Quarzkörnern,
5 — 6 bis erbsengrosse Markasitknollen und
] Stecknadelknopfgrosses KalkgeröUe enthal-
tend.
i—dA » dunkelbrauner Letten, mit zahlreichen pfefier-
korngrossen Quarzkörnern.
Schluss der Bohrung.
Das ganze Tertiär - Profil ist mit Ausnahme der 4—5 er-
nten Kalkköruchen vollständig kalkfrei, die Proben (eingesandt
der Westpreussischen Bohrgesellschafl in Danzig) sind sehr
er und frei von jedem sonstigen Nachfall; nur in der ersten
iärprobe, unmittelbar unter dem Diluvium (aus 40,3—42 Meter),
in sich einige Körner von Kalk und nordischem Material
en an die Thonproben angedrückt.
Die nächsten Aufschlüsse von Miocän liegen auf den südlich
östlich anstossenden Messtischblättern imd zwar finden sich
ebenfalls dunkelbraune, fette, kalkfreie, glimmerhaltige bis
merreiche Thone, die zum Theil durch sehr sandige Thone in
igen Glimmersand übergehen und Quarz- und Glimmersand.
Auf Blatt Rügenwalde ist das Tertiär nur durch glaukonitische
Qe mit Phosphoritknollen und Glaukonitsand vertreten und zwar
n diese Uuteroligocänbildungen 3,5 Kilometer nordöstlich von
mwalde bei Zizow. Die tiefe Bohrung in Kügenwaldermüude,
18« C. G«
, OvW ei
Q Anriiuhtuu tu ponnDtnchen Terlitr.
3 Kilometer uördlicli «od Kng^uwalde, bat, wie bekaaat, 134 Meb
Diluvinm (tiauptBächlivb Geecbiebt'mer^l), vou 134 — 134,7 Meb
;terstörtes Tertiär, mit PboüphoritkaolIeD und daruDfer Senotl
Kreide durchs u nke □ ; toq deuk in dieser neuen Bobruog aogc
trofieiieD Miocän i^t dort aber nichts geftmdeD; umgekehrt zeig
dieüe neue Rogenwalder Bohrung keine Spur tob den gUukoni
tischen Schichten und Pbotiphoritkuollen, steht also noch vdU
ständig im Miocän. I
^wei nene AnfschlüHse von marinem Ober
Oligocäti im nördlichen Hannover.
Von Herrn W. Koert in Berlin.
Von der Kalibohrung bei Rosentbal unweit Bleckede a. d.
''Ibe hat bereits Ochsenius (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges.
^d. 51, S. 183) ein Soolevorkommen im Unter-Oligoc&n bekannt
^macbt; sodann ist von G. MOllbr (dieses Jahrbuch fikr 1899,
*• LIII) ein Profil der durchbohrten Diluvialschichten geliefert.
Auf Grund des nicht sehr reichlichen Probenmaterials, welches
urch Herrn Dr. Ochsenius in die Sammlung der geologischen
^andesanstalt gelangt ist, Hess sich feststellen, dass bei 106 Meter
Qter Flur ein mürber, thonstreifiger, glimmerreicher Kalksandstein
Qgetroffen wurde mit Braunkohlestflckchen und einer Fauna, die
ich durch Arten wie Ficula simplea Beyr. und Pleurotoma ra-
'so^a Bast, als miocän zu erkennen giebt. Von etwa 115 Meter
ib bis mindestens zu 141 Meter durchbohrte man dann eine Folge
^on thonigen, kalkhaltigen Glimmersanden mit einer Einlagerung
'on mürbem Kalksandstein (bei 11 9,5 Meter) und von kalkig-
sandigem, dunklem Glimmerthon (121 — 122 Meter), einen Complex,
den man auf Grund der eingeschlossenen Fauna als marines Ober-
Oligocän deuten muss. Von den über 40 Arten, die sich isoliren
Viessen, seien hier folgende genannt:
Äporrhaü speciosa Sohl. sp. var. Margerini Betr.
Murex Deahayen Nyst.
M, Lamarekii Grat.
Tiphys Schlotheimi Betr.
Trilo»iitm ßaadritum de Kon.
Fusu» thiufahu Ntst.
Natta SeUotArimi BsTR.
Voluta Sinmeni BoLU
AnaÜaria obtoUia BbOOC.
Ctutit mfffapolitana Betr.
PtfvnXoina rttftäaria db Koh.
n. Komnckii Ntst.
Fi. latidana BetR.
PI. DwJuutfiü Ntst.
/Y. obeiitcv* Desm.
VanttUaria eeuha Sou sp.
C Mitraej'ormi* Bbocc
CtnAium triliiuatitm PHO.
C. hüort/untum PuiI..
\atifa ackaUttfif DB KOK.
TurriUtUt Ga'ititM Spbtbr.
XfmopAorü acrmfaria PHIL.
Calgptnxea depretta IaUL
Btäla cylmdracfa Pbkk.
Prttn btiiAu MCnst.
P. tfmidnffHlahu MCkst.
P. Uo/wuatm CiOLDF.
P. »tritttoOHtatH» MCirST.
tWtttnadiu Phäippü Desh.
lÄmpptü rrti/'frtt SsMP.
L. pyymaea MCtsst.
C nmurit/Mat Broks.
/.«ctM SrA/«*»bafki T. KOBX.
L. ^tmcmIm* r. Kokk.
rjrprnu *ahtmd»t^ A. Bb.
ftaemrJi» mttrwmMtrm d'Owl
Ober-Oligocän im ndrellichen Hannover. 189
Astarte laeoigata Mönst.
A, pygmaea GOLDF.
A, Kidcxi Ny8T.
Ooodallia Koeneni Spetbr.
Syndoamya Bosqueti Nyst.
Saxicata aretica L.
Caryophyllia (?) granulata MÜNST.
CaryophyUia cf. crassicoata Kefst.
Im AllgemeineD gleicht diese Fauna der des bei Malliss au-
telienden Ober-Oligocäns, wie sie durch Geinitz (Mecklenb.
rchiv Bd. 46, S. 69) bekanut geworden ist. Beinerkenswerth ist
as Vorkommen von CanceUaria mitraeformis Brocc, einer Art,
ie uach der bisherigen Kenntniss erst in dem untermiocänen
olsteiner Gestein von Stolpe und Steinbeck auftrat, hier in
>senthal, sowie in der weiter unten zu besprecheuden Bohrung
Q Schmardau indessen bereits im Ober-Oligocän sich zeigt.
ISS hier nicht etwa eine Vermengung mit Fossilien höherer,
ocSner Schichten stattgefunden hat, geht daraus hervor, dass
h diese CanceUaria zusammen mit dem oligocänen Fusus elon-
^ Nyst. aus Proben des Bohrkerns von 128 und 129,5 Meter
schlemmen liess. Es handelt sich hierbei um diejenige Form
p CanceUaria mitraeformis^ welche Beyrich als C, parvula be-
irieb, von der jedoch v. Koenen^) nachwies, dass sie mit der
t BROCCHf 8 zu vereinigen sei.
Herr Dr. W. Weissermel^ der die Bestimmung der beiden
der vorbtehenden Liste aufgeführten Korallenarten gütigst über-
Damen hatte, bemerkt dazu Folgendes:
Caryophyllia (?) grannlata Münst.
^onymik bei Rkus«: Zar Faana des deutschen Ober-Oligocäns. IL Antbozoen.
(Sitzongsber. d. k. Acad. d. Wissensoh. io Wien, Bd. 50,
1864, S. 615.)
Diese im deutschen Ober-Oligocän weit verbreitete Art dürfte
i dem Fehlen von Pali nicht zu CaryophyUia^ sondern eher zu
trasmilia gehören.
*) Das Miocan Norddeatschlands und seine Mollusken fauna, I, S. 29.
Daa vorliegende, recht gut erlialteue Exeinphir stiuiiiit mit de
Abbilduug und BeEchreibuug voxi Keüss (der über besseres Ma
terial als Keferstew verfügte) im Weseotlicheu überein, zeigt abe
einige Abweichnugen, die eine unbedingte Identification nicb
zulassen. Uebereinetimuiuug besteht in der horaförmigen Gestull
der kletneu Anwachsstelle, den ailgeiiieineD Dimensinnsverhältni
(unser Exemplar ist etwas kleiner und schlanker als das voi
RSDSS abgebildete), deu periodiscliuü Einschui'iruugen derfeingekör
selten Aussenseite, dem ovalen Keleh, der allgemeiuen Aiisbildunj
des Septal Apparates , den bogig granulirten Seitenflächen df
Sepien und vor Allem in deu aufTaliend breiten und scbmalei
Pali. Unterschiede bestehen darin, dass hei dem vorliegende:
Exemplar die Sept«n erster und zweiter Ordnung auf dem Kelch
rande wie auf der Aussenseite stärker hervortreten als in Rgpsj
Figur, wodurch der Kelch einen mehr kautig-ovalen Querschnit
erhält, ferner in der etwas grösseren Zahl der Pali (14, nacl
Rguss 1 2) und der geringeren Länge der Septen der ersten beidei
Ordnungen; nach Rbuss reichen dieselben bis zum S&ulchen, he
dem vorliegenden Exemplar nur bis zur Mitte der Pali. Das
unser Exemplar etwas zahlreichere Septen hat (52 gegen 4S) —
dem entsprechen die zahlreicheren Pali — dflrfte nicht weiter iu'
Gewicht fallen. Das Sänichen des vorliegenden Exemplars zeig
einen sehr charakteristischen Bau. Es besteht aus mehreren (8
stark hin- und hergewuudeuen Blättern. Bei den von Rgdss unter
suchten Exemplaren scheint ea schlecht erhalten gewesen zu sein
es wird nur angegeben: »die Axe besteht aus wenigen in eine
Reihe stehenden Stäbchen, ist aber nicht ganz deutlich zu erkennen«
In diesem Punkte mnss also die Vergleichnng unvollständig bleiben
— Ob die Unterschiede, von deueu die wichtigsten die äusserücl
stärker hervorragenden, daför aber kürzeren Septen erster um
zweiler Orduung sind, den Werth der Übereinstimmenden Merk
male, deren aufTallendsles die breiteu und schmalen Pah sind
Öber-Oligocin im nördlichen äannoyer. 191
i^rwiegen, Iftsst sich nur an grosserem Material feststellen. Die
Zugehörigkeit zur Art uiuss daher vorläufig zweifelhaft bleiben.
Eine der vorliegenden sehr nahe verwandte Form dürfte
^' {Acanihocyatliui) vindobonensia ReüSS sein (Korallen des öster-
'eichiseheu Miocäns, Denkschr. d. k. Akad. d. Wissensch., Wien,
M. 31, 1872, S. 21, Taf. 2, Fig. 10, 11). Durch liebenswürdiges
entgegenkommen des Wiener Hofmuseums konnte ich authentische
Exemplare dieser Art untersuchen. Es ergab sich dabei an klei-
leren Exemplaren (die Art wird erheblich grösser, als die vor-
legende) eine frappante Aehnlichkeit mit unserer Art. Unter-
chiede bestehen in erster Linie in den dickeren und kürzeren
Mi, femer in den stärker hervortretenden Sepien erster Ordnung,
ler stärkeren Körnung der Seitenflächen der Septen und dem
twas dickeren Säulchen, das sonst denselben Bau aus unregel-
nUsig hin- und hergewundenen, gekräuselten Blättern zeigt,
abgebrochene Exemplare, die einen Querschnitt durch tiefere
Cbeile des Polypen geben, zeigen, dass die Septen des ersten
^yclns mit diesen gekräuselten Blättern verschmelzen. Endlich
bestehen Unterschiede noch in dem Fehlen der Anheftungsstelle
ind in den Stacheln auf der Aussenseite, die sonst dieselben gekör-
leltea Rippen zeigt. Genügen diese Unterschiede auch sicher, um
lie miocäne Form . specifisch selbstständig zu machen, so glaube
>ch doch nicht, dass man sie einer anderen Gattung zuweisen
larf. Die Gattung AcarUhocyathua unterscheidet sich von Caryo-
pkjfUia nur durch das Auftreten von Stacheln auf der Aussenseite,
em zwar leicht in die Augen fallendes , aber morphologisch
i^ht nebensächliches Merkmal, und die vorliegenden kleinen
Exemplare von A. vindobonensis zeigen die Stacheln auch nur
^hwach ausgebildet. Die gestachelteu Formen dürften also kaum
Diebr als den Rang einer Untergattung von Caryophyllia zu bean-
Bpmchen haben.
Einen Fall von ziemlich weitgehender Couvergeuz-Aehnlich-
^^it zu den beiden hier besprochenen Formen dürfte Ceratotrochus
^crepans ReU8S (1. c. Kor. d. österr.-ungar. Miocäus, S. 224, Taf. 20,
ig. 14, 15) bilden. Im äusseren Habitus, dem oval -kantigen
mriss, den stark hervorragenden Septen des ersten Cyclus und
^ni Bmi des Stulcbeati etiaimt er mit beidea Arten auffu
Qberein, mit C erasticotta aii§»er<l<?m io deai VorliaDdens^in
Auheflungsstelle (Qbngens eiueiii s«>br uutergc^nltieUüi Merk
Er unterscheidet sich von IrUttcn-r Art nur durch d:i» Fehlen
Pali. Ee erscheint mir zweiMhufl, üb ilem Vorkommeti so
Pali, wie Bie hier vorhandeu sind, die iiur durcb eiue tiefe
kerbuDg des oberen Randes der Septen, wozu eventuell uocb
Verdickung des abgeecbnarteu Tbeils kommt, so grosse moi
logiscbe Bedeutung zukommt, dass bie die ZuwqisuDg von
(besonders auch in dem charakteristischen Bau des Säuld
einander sehr nahe stehenden Formeu ku verschiedenen Fan
begrOudeu kann.
Der zweite Aufschluss von marinem Ober-OligncJo fud
in der Kalibohruug beim Dorfe Sclimunlnn sfidwcstticli voa 1
acker a. d. Elbe, nier traf man nacli Angabe des Bohmae!
in 192 Meter Tiefe unter Flur bis zu 200 Meter einen feil
nigen QnarzglimmerBand mit prachtvoll erhaltenen Foss
Leider war im October 1900 bereits der ßrflsste Theil de»
förderten Materials dieser Scliieht auf die Halde cestflrzt, d
Hessen sich nur etwa 24 Arten feststellen, nAotlich:
f Stenomphalus WiecfiTnanni v. Koenkn.
Terebra ßei/ncki Seuper.
Conus Sempeii Speter.
Na»ta Meyni Betr.
N. Schlotheimi Bbyr.
i Valuta ficulina Lam.
Andüaria obuoUta Brocc.
OUva fiammuiata Lau.
Cassia Rondeletii Bast.
Natica achuteiwü de Kon.
N. dUalata Phil.
TuiTttella GeiniL:i SPEYER.
Ringicula striata Phil.
Buüa cylindraeea Penn.
Rüsoa rimata PHIL.
Ober-Oligoc&o im nördlichen Hannover. 193
Cahjptraea depressa Lam.
Pectunctdu8 PInlippn Desh.
Nucula peregHna Desh.
Lucina praecedena v. Koen.
Cypnna rotundata A. Br.
Aatarte laecigata MOnst.
Cytherea splendida Mer.
C. Beyriehi Semper.
Mactra trinacria Semper.
? Stenomphalns Wiechmaiini v. Koenen.
Von den vorliegenden Exemplaren stimmen die jüngeren sehr
gut mit der Figur 10 auf Tafel I bei v. Koenen (Miocän Nord-
d^utschlands I) überein, dagegen weicht ein älteres, sehr gut er-
«alteues Stück von 25 Millimeter Höhe und 16 Millimeter Breite
6f lieblich von der Figur 2 daselbst ab, vor Allem durch das stär-
kere Hervortreten des zweiten Spiralkiels gegenüber den übrigen,
Wodurch die Schlusswindung z. B. erheblich stärker gewölbt er-
scheint, wie ich mich überdies beim Vergleich mit einem Exem-
plar von Stenomphalus Wieehmanni aus dem hiesigen naturhisto-
^> sehen Museum überzeugen konnte. Nun stellt v. Koenen das
^^iner Figur 10 zu Grunde liegende Stück aus dem Holsteiner
öestein von Stolpe nur als fraglich zu Stenomphalus Wieehmanni^
demnach wäre es möglich, dass eine Untersuchung, die sich auf
grösseres Material stützen könnte, ergäbe, dass die Schmardauer
Exemplare zusammen mit denen von Stolpe einer anderen Art
^Ugehören.
Erwähnt sei übrigens, dass Stenomphalus Wieehmanni Y, Koenen
Sowohl von KoCH^) aus dem Sternberger Gestein, als auch von
f^iENENKLAüS^) aus dem Ober-Oligocän des Doberges angeführt
Wird.
PYoluta flcnlina Lam.
Es liegt ein gut erhaltenes, jüngeres Exemplar von G Win-
dungen (incl. Embryonalende), sowie ein beschädigtes, etwa gleich
1) Mecklenb. Archiv Bd. 30, S. 141.
*) 8. Jahresber. d. naturw. Vereins zu Osoabrfick 1891, S. 71.
Jahrboch 1900. 13
grosses StOck vor. iteide stimmen Gehr gut mit Exemplareu übe
Pill, die im liiesigeu natLirbistoriscIicii Museum aus dem uute
iniocftiieu Gestein von Segeberg liegen uud die xii i'oluta ßcuHi
Lam. geböreü könnten, einer Art, wpicbe v. Kobnen (Miod
Norddcutschlnnds I, S. 12IJ aus dem eboufoUs untormiocSm
Holsleiiier Gestein vom Brotliener Ufer imfObrt. W. Wolff
erwäbnt Valuta jicuHna aus der vou ihm zum Ober-Oligocän gi
recbneleu »unteren Meerosmolasse« Oberbayerus.
Obige FuuQä von Scbmardau mSilite icli schon nis obe
oligocäu deuten, liHupIsilcblicb auf das Vorkommen des nur iititU
und oberoltgocän ^) bekannten Conu« Semperi Sprteb bin, uud k
glaube, an dieser Altersbeütinimung trotz des Auflreteiis der tnii
ciiueu Naana Meyni Beyr. festhalten zu müssen, denn, wie gleit
gezeigt werden soll, ist diese Art in derselben Bobruug >iA\<i\\ i
ganz unz weife) halbem Ober-Oligocan Läufig.
Wenige Meter tiefer nämlicb, um 203 Meter unter Flur, tn
man in der Scbnmrdauer Bohrung eine etwa 2 Meter niScbtig
Schaltrilnunersc-bicht, die bei nur spArlicbem Gehalt au Quan
glimniersanil zum grössteii Tbeüe aus scharfkantigen Bruchstücke
von Tw'nteüa Getnitzi Speyer besteht, andererseits aber auch gi
erhaltene Schalen anderer Mollusken in nicht geringer ZaI
eiuscbliesst. Da von dieser Schicht, welche auch dem Bohi
meister sehr anfHillig war, das ganze zu Tage geförderte Ha
terial aufgehoben war und mir zur Verfügung stand, so erga
die Untersucbuug das Vorliandenseiu von über CO bestimiiihare
Arten, nämlich:
Murex Kocht Bbyr.
M. Deskayesi Nyst. jut.
Tiphys Scklolheimi Beyr.
Tntonium ßandricutn DE KoN, juv.
f Stenomphalus Wiechmanni v. Koen.
'} Die Fauna der aüdbajcrischen Oligocünmolasse. Palneonlogr, Bd. 4-
S. 4(W.
') V. Küenkn: Das maTina Uittel - Oligoc&n Norddeutsch lands und M>iD
MoUuakeufaUDä. Palaeontogr. Bd. Ui, S. 66.
Ober-OligocAn im Dördlichen HanDover. 195
Ficula reticulata Lam.
F, eoncinna Betr.
husua elongatu8 Nyst.
Voluta decora Betr. juv.
Cassis megapolitana Beyr.
Oliva ßammulata Lam.
Ancülaria obsoleta Brocc.
Cancellaria mitraeformis Brocc.
Terebra cincta Schloth.
T. Beyrichi Semp.
Columbella attenuata Beyr.
Naaaa Schlotheimi Beyr.
N. Meyni Beyr*
Pleurotoma regvlaiHs de Kon.
Fl, laticlavia Beyr.
PL Dnchaatelü Nyst.
PI. turbida SoL. juv.
Mangelia obtuaangula Brogg.
Homotoma Rappardi v. Koenen.
Conus Semperi Speyer.
Natica achatensü DE KON.
N. däatata Phil.
Sigaretus Philippii Speyer.
Turritella Geinitzi Speyer.
Turbonüla aubulata MiR. sp.
Xenophara acrtUaina Phil.
Adeorbia carinata Phil. sp.
Calyptraea depreasa Lam.
TornateUa punctato-aulcata Phil. sp.
Ringicula striata Phil.
Bulla cylindracea Penn.
B, utricuhia Brogg.
Anomia Goldfussi Desh.
A, aspereUa Phil.
Pecten bißdus Mönst. juv.
Dacrydium pygmaeum Phil. sp.
13*
Homatoma Rappardi v. Kognbn.
Synonymik bei v. Kokskn; DasNonldeutacbe Uoter-OligocäD und seino Hollmli^i-
fsuD8, S. 506.
Das einzige vorliegeude, sehr gut erhaltene Exemplar is'
4 Millimeter lang und 1,7 Millimeter dick, es stimmt im Embrjnual'
euile und in der eliarakteristi scheu ZwischeDsculptur gauz fiberei"
mit deu Beschreiliungeii dieser oligocäuen Art bei Koch un»
WiECHMANN (Meckleub. Archiv Bd. 25, S. 78, Abb. Taf. H,
Fig. 3 b), sowie bei v. Koenen (Nordd. Uater-OIigocän, S. 506)-
Auch die Stärke imd die Anordnung der Spiralen auf den f"''
gendcu Windungen ist ganz dieselbe, allein es unterscheidet siih
unser Exemplar von dem Typus durch das gäu/.liche Fehlen tou
Längsrippen, sowie durch die schlankere Gestalt. Homoto«'^
RajipaiiU gehört somit auch zu den Formen, welche, wie F«""
Ober-OligocäD im nördlichen Hannover. 197
i'otatus Beyr. und Cancellaria mitrae/ormü Brocc, ihre Längs-
rippuog gänzlich verlieren können, so dass nur eine Spiralsculptur
zurfickbleibt.
An der soeben aufgeführten Fauna der Schmardauer Bohrung
lallt auf, dass in jener 2 Meter starken Schicht die kleinen Mol-
lusken, zum Tbeil Jugendformen, so zahlreich sind, während
grössere fast ganz fehlen oder doch nur in Bruchstücken vor-
handen sind. PectunculuB Phüippi Desh. z. B. erreicht in dieser
Schiebt nur einen Durchmesser von 1 Centimeter, während wenige
Meter höher, von 192 — 200 Meter, die Exemplare fast durchweg
einen solchen von 3 Centimeter aufweisen. Daraus darf doch
wohl gefolgert werden, dass viele der erwähnten Mollusken keines
natürlichen Todes gestorben sind. Hält man diesen Umstand zu-
sammen mit der oben geschilderten Beschaffenheit des ganzen
Sedimentes, so erscheint nur eine Erklärung möglich, auf die ich
hei meinen Stu'dien Ober Nordseemollusken durch Herrn Prof.
Hrincke auf Helgoland geführt bin. Hbinckb hat nämlich darauf
hingewiesen, dass der an vielen Stellen der Nordsee sich findende
Bruchschill herrühren dürfte von den Schollen, dem Seewolf und
den Rochen, welche ihre Molluskennahrung zermalmen, dass da-
gegen andere schalthierfressonde Fische, wie der Schellfisch und
die Seezunge, die kein hinreichend starkes Gebiss haben, die
Schalen unversehrt wieder abscheiden^). Ungefthr in derselben
Weise erklärt Vekrill die sich im Bereiche des Golfstroms an
den Küsten von Neu-England findenden Anhäufungen todter, so-
wohl zerbrochener, als auch unverletzter Schalen, nur dass sich
öaeh seiner Ansicht ausser Fischen noch Seesterne und Krebse an
der Sedimentbildung betheiligt haben 2). Wir werden also das Se-
diment aus 203 Meter der Schmardauer Bohrung mit vollem
fechte in der Hauptsache uns auf ähnliche Weise entstanden
denken dürfen, denn dann erklärt sich einmal die massenhafte
Aühäufung von Schaltrümmern, andererseits aber auch das Vor-
kommen von ganz unversehrten, zarten Schalen, wie die der Ano-
') Hkixcke: Die Mollasken Helgolands. Wisscnschaftl. Me^resuntorsuchungeD.
Wl, Heft 1, S. Ul.
*) American Joam. of Science, BJ. XX lY, S. 450.
198 W. KuKnT, Zwei Dcae Au^cblüMo s
mieo oder dor Calyptraea, in dieecm Briicliscliill. Ger&de diesei^K: r
letzte Umstand sclilieset die ErklfiruDg aus, dass unser Schal^
trüminersediinent etwa als kOsteniiahe Bildung durch die Ein
Wirkung des Wellenschlages entstanden sei, ganz abgesehen vou-^^
den anderen hiergegen noch sprechenden Gründen.
An dem oberoligocänen Älter der in Rede stehenden Schmar
dauer Fauna ist wohl nicht zu zweifeln. Wir gelangen dann /□
dem Schlüsse, dass im Ober-Oligocftn der Schmardaner und nuch
der Rosenthaler Bohrung bereits miocäne Formen auftreten, so z. B
Na^sa Mm/ni, CanceUai-ia mitrae/oi-mie und ('olumhella otUnuata.
Zu dem gleichen Ergebnis ist W. Wulff för Südbayeru gelangt^gg^
denn er führt (1. c, S. 2^9) aus der oberoligocflneu »nntereiHHa
Meeres mo lasse« mu, dass sich von ihren 58 sicher bestimmt*^i^^
Art«a 12 (d.i. '21 pCt.) sonst nur miocäu tinden.
Wird die obere Kaute des Über-Oligocäns der beiden he
sprocbenen Bohrungen auf N. N. bezogen, so ergiebt sich für sic^E^
in Rasenthal eine Lage in etwa — 105 Meter, in Scbmardau einc- "*
solche in etwa — 115 Meter, Da nun im benachbarten Meckleu
bürg sich das Ober-Oligocäu bei Malliss in etwa -f-40 Mete^^«
heraushebt, bei Meierstorf südlich Parcliim nach üeinitz') soga^^^
in -J- 85 Meter ansteht, so scheineu die tiefen Lagen des Ober — ■
Oligocäns in unseren beiden Bohniugen ftlr das Vorhand engeii^^*'
eines Grabeneinhruches im Bereiche des Elbthales von Ilitzaeke '
bis Laueubnrg /,» sprechen. Vielleicht steht die nordöstlich^- '^
Bruchlinie dieses Grabens in Verbindung mit der von Gottbche'^^)
im Geestrande bei Hamburg vermutheten Spalte, die südwestlich ^
ist zur Zeit noch nicht genauer bekannt, hängt möglicher Wei&— ^
aber zusammen mit dem Hervorragen älteren Gebirges bei Lün(=^ — -
bürg.
Durch den Nachweis von marinem Ober - Oligoc&n in de- x
Bohrungen von Rosenthal und von Scbmardau ist die Gren^^
bis zu welcher jene Stufe im Gebiete der unteren Elbe bekaauf
war, erheblich nach W. hinausgeschoben. Das neue nachgewieseue
Ober-Oligocän ist dadurch bemerkenswerth, dass es bereits eiue
i) Mecklenb. Archiv Bd. 41, S. 149.
') Die Eodmoräaei] und das mariDe DiluTium SchleBwig-Holsteiii'. Th.H, S.6I
Ober-Oligoe&n im nördlichen Hannover. 199
Reihe von miocänen Formen aufweist, so dass aller Voraussicht
nach für jene Gegend die Grenze zwischen dem marinen Ober-
Oligocän und dem ebenfalls marinen Unter-Miocän keine sehr scharfe
sein wird. Leider gestattete gerade der Mangel an vollständigen
Probenserien nicht, auf diese Frage der Grenzlegung zwischen
marinem Ober-Oligocän und marinem Unter-Miocän näher ein-
zugehen. Ferner gaben die beiden neuen Aufschlüsse weitere
Stützpunkte ab ftir die schon seit Langem geäusserte Ansicht, dass
die erste Anlage zum dortigen Elbthal auf tektonische Ursachen
zurückzuführen sei. Endlich lernten wir in der Schmardauer Boh-
rung ein Sediment kennen, für welches wir nach Beobachtungen
in heutigen Meeren eine eigenthümliche Entstehungsweise in An-
spruch nehmen mussten^).
*) An dieser Stelle scheint es mir ganz angebracht, darauf hinzuweisen,
^^as die von BeBEifDT in seinen Arbeiten über das Alter der märkischen Braun-
kohlenformation (so z. B. in: »Die bisherigen Aufschlüsse des mftrkisch-pom-
^erschen Tertiärs und ihre üebereinstimmung mit den Tiefbohrergebnisscn
dieser Gegend«) für gewisse Glimmersande oberoligocänen Alters eingeführte
Benennung als »Meeressande« wohl für die Lausitz berechtigt ist, da hier ma-
i^Qe Fossilien sich in jenen Sauden gefunden haben. Keineswegs ist aber eine
solche Bezeichnnngsweise für die oberoligocänen Glimmersande des grössten
Theils der Mark anznnehmen, so lange nicht durch Funde mariner Fossilien
ihre marine Entstehung unzweifelhaft bekundet wird.
Unicr dc-n Eililn'Icbni GcKlüebeD, welche wir in der uunl
dentedim Ti«lrl"-Dc lorttirut TorfiitdeD, brmaspnidiCD die ä»
Trias eatsUnmendeti ria bcsoadcres Intereaee. Einiual gfbSrco
aie nt den «nergrOastca Srlt^Dheiten — es sind, ■bgee«ben von rbl-
tifcbrn SADd^leinen, aoter d^o T>aäeDde& von Geschicbm kaiini
awuizig echte Tri^^^^^^eb« Wkauni — . «loduiD aber kpoDfii ^"^
weaigstvnfi wu den UnschelkaU betrifft, kfin Vorfconiin«a i**"
«jlbi-n Dfirllicb der Lini^- HeI*oUod— Lflneburg — Rftdirsdiirf
OrrsJr dic%«r Iplzie UuiMaou bai da«n geiäbrt, dass zurril <J"'
Beobachtung von Mii$cbelkalk-Gc«chirbeD Widerspruch eriiilir,
lag dot.-b eine Verwechslung mil rerscUepptem Roderedorfer Kalk
in niauoheu Fällen recht nahe, zamal da^ Absatzgebiet desselbeu
ein recht ausgedehulc:^ i^. lodesä^n, die Funde mehrtro stcb,
und honte ist die Exi^leBI von echten Tri«sgeschiebeD Ober jedfH
Zweifel erhaben, l^ass tlutsächlich Trias, im Specielleo Musclid-
kalt, nördlich der angeluhrteo Linie Helgoland- Lüneburg- RüiieR-
d»rl' v<>rbaudea sein niitss. lehrt die Betrachtung, dk&s wir au diese»
drei Punkten not.-h Bilduu^n des tieferen Meeres vor uns babeo,
während jedi^s Auieiohen einer nahen Strandbildung fehlt. Frei-
lich 1i>i-i sir'h hierau> nur der ^^hlu^S rieben, dsss weiter DÖrdlii'b
von dicx'u Orten Tri»s vt-rhacden sein nioss: die Frage nach der
iri'Uaih'reu Heintat unserer t.ie#*-hielie lisst sich daraus nicht be-
antwortiu,
.\»> Jeui lieV.vti .11-* iK^r.ideuiÄ'ben Flachlandes sind Trias-
V. LiNSTow, üeber Triasgeschiebe. 201
feschiebe wiederholt id der Literatur erwähnt, doch haben sich
>ei genauerer Prüfung nur wenige Vorkommnisse als echte Trias-
;e6chiebe erwiesen, da in manchen Fällen eine Verwechslung mit
iluriscben Kalk-Geschieben oder verschlepptem Küdersdorfer Ge-
teine vorlag. Sieht man von localen Anhäufungen (Rüdersdorf,
lelgoland) und rhätischen Sandsteinen (von Schonen) ab, so be-
cliräukt sich das Vorkommen auf folgende sichere Beobachtungen.
Meyn^) erwähnt drei Bruchstücke von Ceratites nodo9U8 aus
er Gegend von Stade. Sie stammen aus einer Kiesgrube im
lugeren Diluvium, sind deutlich abgerollt und zum Theil mit
isenscbüssigen Sauden des jüngeren Diluviums erfüllt, Kriterien,
lurcb die ihre Geschiebenatur wohl genügend bewiesen ist.
Von GoTTSCHE^) wurde ein Stück Muschelkalk bei Rixdorf
iifgefunden, welches nicht mit Rüdersdorfer Gestein übereinstimmt.
Cs enthält Gercillia, Myophona u. s. w., doch fehlt leider eine
Angabe über den näheren Horizont des Muschelkalkes. Stolley^),
ler diesen Fund erwähnt und die Richtigkeit seiner Bestimmung
bestätigt, führt eine Reihe von Muschelkai kgeschiebcn an, die
heils der Ostküste Holsteins entstammen, theils an der Nordküste
Viccklenburgs gefunden wurden. Von den sieben besprochenen
jreschieben wird eines (7), ein gelber Sandstein, als fraglich aus
lein Buntsandstein angeführt, die übrigen vertheilen sich auf die
bigenden Horizonte: Glaukonitischer Kalk, wohl als Aequivalent
Jes Trochitcnkalkcs zu deuten (1), höhere Schichten des oberen
Muschelkalkes (2 und 4), TrigonodusSQhxchieu (6). Ein anderes
Stück (6) wird wegen seiner petrographischcn Beschaffenheit und
wegen seiner Fossilführung mit dem Lüueburger »Lettenkohlen-
mergel« verglichen. Da letzterer nach den neusten Untersuchun-
▼en des Herrn G. Müller^) don TngonoduiSch\c\iieu trotz dos
Fehlens von Triff onodus Sandbergen entspricht, so ist auch dieses
«) Zeitschr. d. deutsch, geol. Gescllöcli., Bd. XXIV, 187->, S. 16.
') Goognostische Beschreibung der UmgegeDd von Berlin. Von Bü^kendt und
Danks. Abh. z. gcol. Spccialkarto v. Preussen u. s. w., VllI, 1, 1885, S. 10-.
5) Schriften d. naturw. Vereins für Schleswig-Holstein, XI, 1898, S. 77.
^) G. Müller. Oberer Muschelkalk auf der Schafweide Lüneburg. Dieses
Jahrbuch f. 1899.
I
202 *■ Limn-ow, TTeb«' Triksgesehiebe.
Stück tlemsi-llicn Horizont zu siu rech neu. Das letzte Geschiebe (3J,
ein hellgrfluer Kalk mit Notliosauridea-Resten und einer T/ieeotfitra
verweist uacli Stolley auf die Contorta-Zone und nicht, wie er
zu gleicher Zeit annimmt, auf Oberen Muschelkalk oder Lett^u-
kolile. Weiterhin wird vim demselben Antor noch ein Geschiebe
erwähnt'), welches wohl dem Unlereu Muschelkalk angehört. Ks
ualstammt der Gegend vou Wellingdorf hei Kiel und stimmt
nicht mit Rüderedorfer Gestein dbereio.
Sodann M'urden vou Deeckb^) nun unterdiluvialem Grand der
Gegend von Neubrandeuburg zwei Triasgeschiebe eingehend er-
örtert, über dereu Geschiebenatur kein Zweifel bestehen kaniki
Beide gehörcü nach ihrer Fauna zum Tj'i^onorf«*- Horizont, Ebenso *
haben wir es bei einem dritteu Geschiebeblock derselbeu Gegend,
welches Deegke^} ausflthrlich beschreibt, unzweifelhaft mit einem
echten Geschiebe zu thun. Der ITorixont scheint nach den Aus-
ffthrungen vou Dbbcke ein etwas tieferer als der Tfiffonndut-Hon-
zont zu sein, aber noch zur Lettenkohle zu gehören.
Zu diesen wohl sümintlich echten Trias-Geschieben komm&V
als neu hinzu ein von Herrn G. MüLLBR im Jahre I89il ge- 1
summeltes Stflck, Dasselbe, welches anstehendem Unteren Ui—
Schiebemergel vou Basedow, nördlich Lauenburg, entnomoien wurde,
zeigt die Form eines stark abgeplatteten Ellipsoides vou 12 bezw,
15 Centimeter Durchmesser. Die Farbe des sehr santligeu nnd
glimmerreichen Kalksteins ist an der äusseren Partie eine brSun-
lichc, im Innern dagegen besitzt das uuzersetzte Gesteia eine
graublaue Farbe, die auf deu KluMäcben in eine rothbrauae über-
geht, hervorgerufen durch reichliche Ausscheidung von Eisenver-
bindungen. Auch bemerkt man im unzersetzteu Gestein kleine, oft
nur 1 Millimeter grosse rostbraune Flecken von Eisenhydroxyden.
Die stellenweise zahlreichen, aber stets schlecht erhaltenen Petre-
tactcn bediugeu infolge grösserer Widerstaudst^higkeit ihrer Schalen
') Schriften d. natunv. Vereins für Scbleswig-HolBtoin, XI, 1898, S. 139.
') Dmcke, MoBcheikalLgeschiebfi von Neu -Brandenburg i. 11. Mitthwl. a. d.
DBtarw. Vereio f. Nen -Vorpommern und Rägeu, Bd. XXIX, S. 12.
") Deeckk. Ein drittea Neubrandenbnrger Triasgeschiebe. UttheiL ». d.
Datnrw. Verein f. Neu- Vorpommern und Rügen, Bd. XXX, S. 120.
V. LiNSTüw, Ueber Triasgeschiebe. 203
^im Verwittern eine zernagte und zerfressene Oberfläche. Die
08siHen selbst sind meist mit der Schale erhalten; letztere besteht
IS kleinen bis wenige Millimeter grossen Körnern von Kalkspath,
elcher Erhaltungszustand bewirkt, dass die Schalen beim Heraus-
seo aus dem Gestein sehr häufig zerbrechen. Die Steinkerue
stehen aus dichtem Kalk und beherbergen oft einen TrQmmer-
ufen zerbrochener Schalen.
Durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. Dsbgke, dem
r auch an dieser Stelle f^r Uebersendung von Proben seiner
sn erwähnten Geschiebe unsern verbindlichsten Dank aus-
rechen, waren wir in der Lage, unser Geschiebe mit den bei
tubrandenburg gefundenen zu vergleichen. Die Vermuthung,
» das vorliegende Geschiebe mit jenen demselben Horizont an-
höre, bestätigte sich infolge gänzlich verschiedener petrographischer
«chaffenheit nicht. Während das zu Block I und II gehörende
^schiebe ein dichter^ grauer Kalkstein ist, Block III dagegen
8 hellem, gelblich-braunen, splittrigen Kalkstein besteht mit
hlreichen Quarzkörnern von ^2 — * Millimeter Durchmesser,
US8 unser Geschiebe als ein glimmerhaltiger Kalksand-
teiu angesprochen werden. Die Analyse eines Stückes, welches
sr äusseren Partie des Gesteines entnommen war, ergab an
Rückstand (unlöslich in heisser HCl) 43,74 pCt; derselbe be-
taud grösstentheils aus Muscovit und Quarz. Eine mehr dem
nnem entnommene Probe ergab an Rückstand (wesentlich Thon
üd kleine Quarzkörner) 19,52 pCt. Bedenkt man, dass sich bei
ler ersten Analyse noch gegen 2 pCt. Eisen fanden, dass ferner
urchdas anhaltende Glühen des Kaliglimmers noch etwa 1 — 2 pCt.
Nasser verloren gegangen sind, so bleibt ftlr den reinen kohlen-
»uren Kalk nur ungefähr 50 pCt. übrig.
An Petrefacten lieferte vorliegendes Stück eine GerviUia
öcwi/i, die aber leider beim Herauspräpariren zersprang, ferner
^yophoria vulgaris, Natica Gaillardoti^ eine Schuppe von Gyrolepis
^Iherti und noch manche Reste unbestimmbarer Gastropoden und
fyophorien.
Obwohl sich aus dieser geringen Anzahl von Fossilien kein
stiminter Schluss auf einen genauen Horizont ableiten lässt, so
wird iiiuu dücli, /iimiil Diit Küokäicht auf die potrogni|ibis(;lie Ue-
BcliiiSi-uh^'it des Uost«ius, nicht rehtgelien, w<.<u» luau dieses St&ck
jdDg^reo Schiebten des Oberen Miiscbelkalkee zuweist.
Bei der Dtircbarbeitung der sedimentären Geschirbc der Kgl
geologischen Laudesanstalt fnndon sieb nocb zwei weitere StOeko
von TriasgeBchioben. die im Folgenden eingehend besgirocheu
werden sollen.
Das eine Sttlck, welches von Herrn H. Sciirokdkk im Jahro
1898 in der Ciegend von Stargard (Pommern) nufget'uudeu wurde,
stellt einen diüliten, etwas s]ilittrigen grauen oder rostiurbenen
Kalkstein dar, der nach dem Hunde hin ia Folge Zersetzung etwas
liiuniger wird und eine gel blich- weisse Farbe zeigt. l)»is ganze
Uesteiu besitzt einen schanmkalkähDliebeu Cliarakter und ist dem
Schaumkalk zuzurechnen, ohne duss es die typisch oolitbiscbc oder
poröse Strnctnr erkennen liesse. Es ist fast ganz erfflllt von zahl- —
reichen Petiefacten, die indcss sitaimtlieb nur aU Steinkerne vor- —
liegen, die Schalen seihet sind entweder gfiuzlich zerstört oiler — a
PS ist iin ihre Stolle in wenigen Füllen Kalkspatb gelrelcn, in der — :a
Regel sind die Abdrfleke dnrch eine Anreicfaeruog ron Eisen
hydroxyd ausgezeichnet. Ad bestimmbaren Petrefaclen fanden sich:^
Peiten <li/scit''e,
Gertilhu GoUIßusi,
Mi/oj ifion'a oi bicultn ■in,
Acro<h/i latertili« (1 Zahn)
Gyi-oleftia AWi-rti (1 Schuppe)
und vereinzelte Stielglieder eines Crinoiden.
Von Ptrten (liscites liegt nur ein etwas abgeriebener SteinWern^*^
vor von 50 Millimeter Länge und 45 Millimeter Breite. Nach dem^^
Rande zu bemerkt man schmale, leistenförmige Vertiefuugen von^^
gleich massiger Stärke, die ziemlich eng gedrängt stehen und nach^*
dem Rande /n schwach divergiren. GlEBBL giebt zwar*) fili
seineu P. tliscifes eine glatte Oberfläche au, aber schon ». See it ACH ',^
vereinigt den gestreiften /'. Scfitot/ieiwt mit dem glatten P. dincitf^^
*) GiBuKL, Ver^teiueraugen im Maschelkalk tod I.ieskan bei Halle, S ID.
^ T. Serbach, CuDchjlieDrauna der Weimarer Trias, S. 28.
I
V. LiüsTow, Ueber Triasgeschiebe. 205
lind fltthrt die feine Radialstreifung auf die Structur der Pecten-
Schale zurück. Die öfters zu beobachtende zickzackartige Streifung
— einige in der Hauptsammlung der geologischen Laudesanstalt
Yorhandeue Exemplare zeigen diese Erscheinung in ganz ausge-
zeichneter Weise — ist nach den Untersuchungen von v. Strombeck
und Carpenter nur auf den innern Theil der Schale beschränkt.
Da das vorliegende Exemplar die oben erwähnten leistenförmigen
Vertiefungen zeigt, die nach jenen Untersuchungen nur der
oberen Hälfte der Schale zukommen, so muss die innere Partie
schon vor der Versteinerung zerstört worden sein, wie auch
V. Seebach i) solche Exemplare erwähnt. Die Oberfläche
lies Steinkerns ist flach gewölbt, föUt aber zu beiden Seiten
ziemlich unvermittelt ab, wodurch bei Steinkernen zwei gerad-
linig verlaufende Rinnen hervorgerufen werden, die sich unter
60 — G50 am Wirbel trefifen. Leider war der Erhaltungszustand
des vorliegenden Exemplares zu schlecht, um auch die zu
beiden Seiten der Ligamentgrube vorhandenen Leisten erkennen
zu lassen, welche Philippi^) von unserer Art beschreibt. An
die Seitentheile schliessen sich die nicht sonderlich scharf ab-
gesetzten Ohren an, die wenig deutlich erhalten sind.
GervilUa Gold/ussi findet sich in sehr zahlreichen Exemplaren
in dem vorliegenden Stücke. Es sind ziemlich stark bauchig auf-
getriebene Formen mit kleinem vorderen Flügel, die auch an den
Abdrücken keinerlei Anwachsstreifen erkennen lassen. An einem
gut erhaltenen Steinkern einer linken Schale lassen sich deutlich
zwei durch eine Grube getrennte Schlosszähne beobachten, die
ihrer Lage nach den beiden von Frantzen*^) beschriebenen und
abgebildeten Gruben einer rechten Klap|.e entsprechen. Hand-
fläche und Ligamentgruben waren nicht wahrnehmbar. Wie
Frantzen*) hervorhebt, fanden sich als Begleiter der Gercillia
Goldfussi fast nur Myophoria orbicularü in einer solchen Menge,
*) V. Skkbach, a. a. 0. S. 28 und 29.
*) E. Philippi, Beitr. z. Morphologie u. Phylogenie d. Lamellüiranchior.
Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 52, 1900, S. 79 u. 80.
*) W. Frantzkn, üeber QerviUia Qo/dfttssi v. Stromb. Dieses Jahrbuch f.
15^86, S. 307.
*) W. Fkantzüji, a. a. 0. S. 307.
V. LwsTOw, Uobor Triasgiwibielie
dass einzelne Bänke des (iesteiues nur »ne diflsen Heiden Fossilien
hestaod. lotereseanter Weiee ist SlinHcher auch het unserem G«-
Bchietie der Fall; das einzige Petrefakt, welclies sich in mehreren
Kxemplaren vorfindet, ist ebenfalls Mi/ophofia orbicularU. Wie
obeu augeflllirt, ist uneer Geschiebe dem Schaninkalk-IIortr.oDt xn-
Kurechnen; in Letzterem fanden sich auch die zahlreichen tou
Fkantzbn a. ft. O. erwähnten Exemplare, ohne dasa jedoch die^
Formen auf diesen Horizont beschränkt wftren. Wie mir nänilicb
[lerr Dr. E. J^immrrmann gßtigat mittheilte, fand er dasselbe
l'ctrefact, und zwar ebenfalls in Begleitung von Afgojthoria oriii-
ctilarin in den Tercbratelbänken der Gegend von Querfiirt. E(
ist dieser Fund einmal deswegen bemerkenswerth, weil er wie^ier
auf das constante Zusammen vorkommen von G/vn'Uta Gold/nmi I
lind der Myop/ioiia orbiculai-ü hinweiat, alti auch, weil Mtfophoria
orbiculai-ü in einem solchen tiefen Niveau ziemlich selten uuftritt-
ZiMMERMANN wies dabei darauf hin, dass diese Terebratdhimlt
von Quorfnrt eine schaiimkalkähnliche Ausbildung hesitzCi
jedoch mit Bestimmtheit der Terebratelbank zuzurechnen sei. &
k;iMu demnach scheinen, als ob jene petrographische AusbiMimi,'
eine Bedingung sei (Üt das Zusammen vorkommen der Ga'väHa
Goldfusii und Afyophot'ta orbicularia. PeiLiPPi^) kennt Gemlii"
GoU/ussi auch aus dem Trigonodus - Dolomit von Schwiebor-
dingeu.
Myophoria orbicularis liegt in einigen wenigen, zum Theil
gut erhaltenen Steinkerneu vor, die die typiscben Merkmale dieser
Art besitzen.
Von Acrodus lateralis fand sich ein ziemlich abgekauter
einzelner Zahn vor, der nicht der typischen Form'^ dieser Art
angehört, sondern eher den Vorderzähnen zuzurechnen ist, J'f
nuter dem Namen Acrodus acutus beschrieben worden sind. Diestr
Fund ist bei der Seltenheit des Vorkommens im Schaumkalk'
') E. Philiffi, Die Fauna des unteren TrigoDodus- Dolomite u. e. w. Jahm-
hefle d. Vereins f. vator). Nstorkuode in Württemb. 1898, S. 146.
^ 0. Jaeckel, Die Sflachier aus dem Oberen Muschelkalk Lothiing''!«-
Abliandl. z. geol. Speeialkurte von Eleass-Lotbrineen. Bd. HI, Heft IV. 1S8S.
S. 314.
▼. LiNSTow, Ueber Triasgeschiebe. 207
Torizont immorhin beachtenswerth, so häufig sich auch sonst in der
rias, vor allem im Obersten Muschelkalk , Acrodus-ähnliche
ormen vorfinden. Weder Schmid^) noch v. Seebach 2) beob-
^hteten Zähne dieser Gattung im Schaumkalk der Gegend von
?na und Weimar, dagegen fahrt sie Eck an aus dem Schau m-
ilk und dessen Aequivalenten von Küdersdorf'^) und Ober-
ihlesien*).
Ein drittes fossilfreies Geschiebe wurde von Herrn II.
CHROEDRR im Jahre 1888 bei Battin in der Uckermark (Blatt Wall-
ow) in einem als Endmoräne gedeuteten Geröllzuge aufgefunden.
Dasselbe zeigt einen petrographisch gänzlich abweichenden
harakter im Vergleich mit den beiden oben beschriebenen
unden. Die Hauptmasse des Gesteins besteht aus einem blass-
*önlichen, schwach glimmertührenden Steinmergel, der in Folge
ihlreicher Einschlüsse von theilweise lebhaft rothen Letten eine
rt von TrQmmerstructur besitzt. Diese Einschlüsse sind von
iregel massiger, meist rundlicher oder länglicher Form, deren
urchmesser auf 6 — 8 Millimeter hinaufgehen kann. Ihre Ver-
teilung im Gestein ist zwar eine unregelmässige, doch scheinen
Dschlussärmere Lagen mit solchen zu wechsellagern, bei denen
ese Einschlüsse vorherrschen. In Folge Verwitterung oder
oslösung der letzteren nimmt das Gestein stellenweise einen
)rösen Charakter an. Untersucht man diese kleinen KnöUchen
iher, so findet man zum Theil, besonders bei grösseren Individuen,
iss sie im Innern die gleiche Farbe und Zusammensetzung he-
tzen, wie der kalkig-dolomitische Steinmergel, in dem sie einge-
jttet sind. Nur oberflächlich sind sie mit einer rothen Ver-
ttterungsrinde umgeben, wodurch ein rostfleckiges Aussehen
jrvorgerufen wird, . welches auf eine äusserliche Anreicherung
m Eisenoxydverbindungen zurückzuführen sein wird. Bei anderen
*) ScHMiD, Die Fischzähne der Trias bei Jena. Verhandl. d. Kais. Leopold.
irolinischen Deutschen Akademie d. Natarforscher 1861.
*) ▼. SEBBAcif, Conchjrlienfauna der Weimarer Trias. 1862.
^ Eck, Rudersdorf und Umgegend, 1872.
*) EcKy Ueber die Formation des bunten Sandsteins u. Muschelkalkes von
lerschlesien. 1865.
LtaaTou-, Uebor Tria^ciMH'biebe.
KiDSchlfl-rseii beetelit die ganze Masse aus rotlipo Letten, ilocli
lassen sich im Kerne oft noch lichtere, also wohl eiaeoärinm
Partien »interBcbeiiien. Hieraus dürfte hervorgehen, dase wir m
nicht mit einem Trümiiiergesteio zu thun haben, sondern mit
einem solchen, deäsen oolithische Struktur auf secundSre Ein-
wirkung zurflclczufnhren ist.
Geschiebe von dem angefnhrtcn Typus sind bisher in Deutsch-
liuid noch nicht beobachtet worden, dagegen kennen wir sn-
steheudes Gestein, welches mit dem unsern die allergrösste Aebor
liciikeit besitzt. Es sind dieses gewisse etwa 1 Deciiueter m&chtige
Lagen an der Basis der rothen Zauclodou-Letten (kmg), welolw
uns durch LoRETZ ') bektiout geworden siud. Derselbe ervffihnt
diese Schichten aus der Gegend von Coburg und audereu Orien
des thOringisch - bayrischen Grenzgebietes. Dieses Gestein, tod
dem ein Huudstück in der Sammlung der Kgl. geolog. Ltiaies-
anstatt zn Berlin aufbewahrt ist, zeigt die gleichen, oben aiigc-
frihrteu Merkmale, und die Uebereinstimiiuiug beider Gesteine ist
eine so grosse, dass man das anstehend gefundene Stftik von d«n
Geschiebe kaum zu unterscheiden vormag, nur ist ersteres flvus
frischer. Diese Uebereinstimmnng erstreckt sich nicht nnr lu*
die petrographische Beschaffen hei t, die sich unter anderen in dem
Auftreten der lichter gefärbten Einschlösse zu erkennen giebt,
sondern auch auf die chemische Zusanimensetzung. Eiue Analyse
des Steiumergels, welche Herr Schdcht die Freundlichkeit batif
aiiszuftihreu, ergab bei dem anstehenden Stück von Blatt Coburg-
41,68 pCt. CaCOs und 16,41 pCt. MgCO,,. bei dem als Geschiebe
gefundenen: 35,76 pCt. CaCOg und 15,72 pCt. MgCOg.
Ein besonderes Interesse gewinnt iiuser Geschiebe dadurth,
dass gleiche Gesteine auch in Schweden beobachtet wurden. W«
uns nämlich Herr Prof. Mobeug aus Lund schreibt, dem wir unser
Stflck zum Vergleich geschickt hatten und dem wir fllr die bereit-
willigst ertheilte Auskunft zu ganz besonderem Danke verpflicMe'
siud, sind Geschiebe, welche in jeder Hinsicht dem unsern gleiche».
bei Knallarehyttan am Skäralid und bei Ralhite (Sectinn Trolle-
') Erläuteruugen z. gool. Specialkurtc v. Preussen u. d thürinR. Stiit^i
LiuferuDg li.
▼. LiirflTow, üeber Triaageechiebe. 209
bolm), f) Meilen nördlich Malmö, aufgefunden worden und zwar
im Geschiebelehm des ältesten baltischen Eisstromes. Das An-
rtehende ist unbekannt, ebensowenig finden sich ähnliche Gesteine
n den Kageröd-Bildungen Schwedens und Bornholms, welche
:. Th. unserer Keuperformation entsprechen.
So wenig man im Allgemeinen berechtigt ist, bei dem Mangel
eder Versteinerung Geschiebe nur nach ihrer petrographischen
Gleichartigkeit mit anstehendem Gestein zu identificiren, so ist
loch in diesem Falle die Uebereinstimmung eine zu grosse, um
licht wenigstens die Möglichkeit einer Identität zuzugeben. Ob-
wohl gegen diese Auffassung die Thatsache zu sprechen scheint,
lass petrographisch gleiche oder ähnliche Gesteine weder in
Schweden noch in Bornholm anstehend bekannt sind, so muss dem
loch entgegengehalten werden, dass unser Geschiebe dieses Ver-
lalten mit sämmtlichen oben angeführten theilt Wir kennen wohl
kDstehendes Rhät ^) im Nordwesten von Schonen und auf Bomholm,
kber kein einziger von den verschiedenen Horizonten, auf die sich
insere triadischen Geschiebe vertheilen, ist anstehend bekannt.
Schliesslich mag nicht unerwähnt bleiben, dass diese Geschiebe in
nancher Hinsicht Aehnlichkeit besitzt mit gewissen rostfleckigen
Dolomiten des Devons, obwohl die Uebereinstimmung mit letzterem
nne bei weitem geringere ist, als mit dem bei Coburg anstehend
gefundenen Stücke.
Ein recht gut erhaltenes Exemplar von Ceratites nodosus ent-
leckte ich Ostern lUOl in Arkona auf Rügen unter den zahl-
*eichen Schätzen, die der dortige Gasthausbesitzer Schilling auf-
>ewahrt hat. Dasselbe ist nach der wiederholt mit aller Bestimmtheit
abgegebenen Versicherung des Herrn Schilling etwa in den Jahren
1870 — 75 von seinem jetzt in Wiek auf Wittow lebenden Vater am
t4.-0.-Strande von Arkona aufgefunden worden. War einmal der
Pund eines ganzen Ceratiten in dieser Gegend auffallend, so wurde
der Zweifel an der Echtheit dieses Stückes als Geschiebe noch ver-
mehrt durch die relativ gute Erhaltung dieses Exemplares. Auf der
einen Seite, auf welcher die älteren Windungen durch anhaftendes
') GoTTscHB, SedimentftrgdBchiebe y. Schleswig-Holstein. Yokohama 1883.
3.31.
JaihTboeh 1900 14
Gestein Terbflllt sinil, zeigt sich eine nur echwacbe A6i
währeud die nndere Seite völlig frei von Nebeugestdl
wohlaDsgebitdete Lobeu sowie gut erbalteoe Kippen niiürrär
muBS iiidessen berücksicbtigen, dasa sieb eriahruagsgem
Ceratites leicbt von anhafteadeiii Gestein trennen lässt; es-M
wohl denkbar, dass dieses Stllck als Geschiebe anf beiden
mit Nebengestein behaftet war und dass letzteres mechaaiHl
die Gewalt der Mcerpsbniiidung oder durch Menschenband ([i
tlieils entfernt worden ist. Bedenkt man ferner, das» anf^
Geechiebemergcl selbst in grosser Mächtigkeit und Voril
ansteht, so ist es sehr wohl möglich, dass das StQck diev
schiebemergel entstammt und anf die oben angedeutete Wi
beutiges Aussehen erbaiten hat. j|
Das vorliegende Exemplar, welches durch das bcaj
Entgegcnkonimen des Herrn Schilling in den Besitz dM
gischen Landesanstalt und liergakadeniie flbergangeu iBt^jf
Merkmale des Ceratites eoolutu« PiiILIPPl'). Die Wohi^
zieren 4 starke, sich plötzlich vom Nabel erhebende IU|^
fast geradlinig und in gleichmässiger Stärke verlaufen. ,)
Externkante hören die Rippen sowohl der Wohukamui^
gekammerten Thoiles plötzlich und unvermittelt auf, ohq^^,
zu einer eigentlichen Dornbildnng kommt, wie sie der tf
wandte Cer. spinosui Phil. /.etgt. Die angeführten lf^
sowie die ziemlich geringe luvolubilität unterscheiden a||
von dem typischen Cer. nodoaiLs. II
Verfolgt [nan die geographische Verbreitung der Triaam
auf der beiliegenden Karte^), so fällt dereu räumliche Be^
einigermaaasen in die Augen, im Vergleich hiermit sei nni
äusserst extensive Verbreitung z, B. der obersilurischet
von Gotland erinnert, die sich (Gottschk, a. a. O. Tai
Hondsrug bei Groningen in Holland bis Lyck in Os^
finden. Trotzdem einzelne Gebiete des norddentschen FI«(|
■) E. pHiLipri, Die Ceratiten des Oberen DeutEchen UDBchclk»l]c«8. 3
logiEche AbhajKiluQgen. Nene Fdige IV, 4. Jena 1901. ,
') Die Anzahl der UnterstreicImogeD Jer Fundorte antsprichl d«i
dort gefundeiien TriMgeecLiebe.
(
V. LiBfSTOw, üeber Triasgeschiebe. 211
einer sehr eingeheuden geologischen Durchforschung unterzogen
worden sind, haben die Provinzen Ost- und Westpreussen über-
haupt kein Triasgeschiebe, die gerade auf Geschiebe hin ziemlich
intensiv untersuchte Mark nur deren zwei geliefert, die meisten
Qbrigen vertheilen sich auf das mecklenburg-pommersche Küsten-
gebiet. Nun ist es einleuchtend, dass ein Gestein eine um so
extensivere Verbreitung im norddeutschen Flachland besitzt, in je
höheren Breitegraden sein Anstehendes vorhanden ist und umge-
kehrt weist ein geographisch beschränktes Auftreten nothwendiger
Weise auf ein nicht allzufernes Anstehendes hin. Dabei ist natür-
lich vorausgesetzt, dass das ganze Gebiet, in dem Geschiebe ge-
troffen werden, — oder wenigstens einige Theile desselben, —
auf solche Funde hin gut durchforscht sind. Aus diesem Grunde
im Verein mit der Thatsache, dass schon auf Bornholm keine
Trias mehr vorhanden ist — abgesehen von dem oben erwähnten
Rhät, — wird man das Anstehende unserer Triasgeschiebe wohl
in der Gegend zwischen der mecklenburg-pommerschen Küste und
der Insel Bomholm zu suchen haben. Stollet (a. a. O. S. 80)
gelangt zu einem ähnlichen Resultat und f&hrt noch an, dass
wegen der petrographischen Uebereinstimmung der Triasgeschiebe
mit norddeutschem Triasgestein das Anstehende in entlegeneren
Gebieten nicht zu suchen sei. Ganz abgesehen davon, dass sich
diese Identität auf einzelne Stücke beschränkt, ist dem entgegen-
zuhalten, dass gewisse Gesteine, z. B. die Nummulitenkalke, eine
fast an »Ubiquität« grenzende Verbreitung bei durchgehends
gleicher petrographischer Beschaffenheit besitzen. Bei der Orts-
bestimmung des Anstehenden müssen wir selbstverständlich ab-
sehen von dem zuletzt beschriebenen Keupergestein, welches ja
aoch wegen des viel jüngeren Horizontes eine isolirte Stellung vor
den übrigen Triasgeschieben einnimmt. Aus der Richtung des
Eisstromes einen Rückschluss auf den Ort des Anstehenden zu
ziehen, ist aus mehreren Gründen unmöglich. Einmal hat, wie
unter andern Gottsche (a. a. O. Taf. I u. II) gezeigt hat, die
Richtung der Eisströme sehr gewechselt, sodann wissen wir nicht
immer, in welcher Grandmoräne die einzelnen Geschiebe zu uns
gelangt sind. Das fragliche Keupergeschiebe ist in Schweden in
14*
V. LinTOw, Deber Triugtt^chiebe.
der GruDdmoriiie der ersten Vereisung, iioeer norddeutschps 8lfidi
in der EndmorSDe der jüngsten, hier aläo dritten Eiszeit &uf^
funden worden, ein Umstand, der den Ursprungsort nur nn<i f
mehr verschleiert. Indessen wird man wohl uicfat fehlgehen, wem j
wir das Anstehende dieser Gesti^iuc bedeutend weiter nördlich n
suchen haben, etwa westlich oder sQdlich der Insel Gotland.
Die Iblgeade Tabelle giebt eine ZiisamnieRstelluDg der bisher
gemachten Funde von sicher erkannten Triasireschieben, nach ihren
Horizonten geordnet. Die Bedeutung der geologischen Zeiih«ii
ist die nilliche, su und sin bezeichnet Unteren bezw. Mittleren
Buntsaud stein, mii| deu iiuteren Tbeil des Wellenkalkes bis zu
den Schau inkalkbänken, miij umfasst den Schaunikalkhorizont udiI
seine Aequivalente, mus wdrde den OrbicuUris -PI alten entsprechen.
moi ^Trochileukalk uud seine glaukouitischeu Aetiuivaleutei
inoj ^Thonplatten oder Nodosiis-Schichten. Unter ku] ist hiW
ausschliestülicb der Trigonodus-Horizont zu verstehen, der ja *"*
manchen Autoren noch dem Muschelkalk zugerechnet wird; ItOH
endlich entspricht den Zanclodon-Letten.
FanJori
Winterbek b. Ki«I
Wellingdorf b. Kiel
Sttt^rd i. Pommera
Bolteabagen i. MecklsDbiirg I
Rijtdorf b. Berlin
Stade
Arcona a. Rügen
Gründe b, Kid
Wicbmunnsdorf i. Mecklenburg
BaEedow b. Laaenburg
Friedrichsort b. Kiel
Weiaaenbaiis i. HoUteia
Ncubrandenbur^ i. Mecklenburg
Bolt«nhag«i i. Mecklenburg II
? Bkttin i. d. Dokennark
? ? an od- am. iGelbea SMidst«**^*'
schiebe*
mni oder mnj
DIU), Aequivalente drs Schaum ka llc *''
wie Glaokonitkalli von RfidereJ*"'''
Muschelkalk, nach Stoli-kt wohl tpOt
Nodofui Schichten, moi
wohl ThonpUlten, iaa%
moi tdie jüngsten Schiebten]
mot oder kui
Trigonodtis-\ki\iim\l (kii|)
lie Lüaebnri^er 'LattenkohleDoierg?!'.
also ku]
▼. LmsTOw, üeber Triasgescbiebe. 218
Wie aus dieser Tabelle hervorgeht, haben eine ganze Reihe
von Triashorizonten Geschiebe-Material geliefert. Dieser Umstand
lässt in Verbindung mit ihrer geographischen Verbreitung ver-
muthen, dass das anstehende, heute von der Ostsee bedeckte Trias-
Tebiet wohl kein einheitliches ist, sondern sich auf mehrere isolirte
V^orkommnisse vertheilen wird, die vielleicht gleich Helgoland
Sorste im tektonischen Sinne bilden mögen.
Nachtrag.
Während des Druckes theilt mir Herr Schroeder mit, dass
!r soeben im Unteren Grande der Kiesgrube bei Göritz (Oder)
nn Geschiebe angefunden hat, welches dem fraglichen Keuper-
jeschiebe (S. 207) petrographisch sehr ähnlich ist. Da dasselbe
levoniscke Brachiopoden und Crinoiden enthält, so gewinnt die
ITermuthung, dass jenes oben beschriebene Gestein dem Devon
mgehört, sehr an Wahrscheinlichkeit Andererseits ist die petro-
^raphische und vor allem die chemische Uebereinstimmung jenes
jreschiebes mit dem im Keuper Thüringens gefundenen eine
lochst auffallende.
Die Lagern ngSTerhältoisse des
Oberdevon nnd Cnlm am Kalkberge bei
Eberadorf in Soblesien.
Vou Herrn E. Dath« m Berlin.
Der Kalkberg bei Ebersdorf zählt zu den ciassisclieu Puuklen
in der eclilesiachen Geologie; er ist uameutlicli durch eelneu tly-
munieukttlk von Alters her berühmt, wie er auch seit LeokiLü
V. Bücn uicht nur von vielen Geologen besucht, sondern »«ob '
iu der Literatur vielfach erwähnt iiud namentlich nach seinfO
VersteinerungeD öfters behandelt worden ist. Wenn man sudi
den Lagern ugsverhältDissen der am Kalkbei^e vorhandeoen G«-
birgssch lebten, nftmlich dem OberdevoD, dem Culm nnd dem
an seiner W. - Seite auftretendeD Rothliegenden in den äo-
schlägigen Schrillen mehr oder minder BerQcksicbtigung g^
schenkt bat, so waren dieselben doch beim Beginne atemur
geologischen Aufnahmen noch nicht vollst&ndig gekltrt. In if^
kurz zuvor erschienenen geoguoetischen Darstellung des Nieder-
soblesi&cb- Böhmischen Steinkohlenbeckens von A. SchCtzb tm
wichtige Fortschritte über die Lagerung des Oberdevon und Culm
bei Ebersdorf enthalten. Sie finden aber in den in den letzten beiden
Jahren den gleichen Gegenstand betreffenden Puhlicatiouen von
F. Frech und G. GGrich weder BerQcksicbtigung noch Erwidi-
uung. In den noch anzufOhrenden VeröffentlichuDgen der beiden
letzteren Autoren begegnet man somit entweder noch den mit den
Darstellungen Slterer Autoreu Ober einstimmenden Ansichten, oder
E. Datbs, Die LagenmgSTerh<nisse des Oberdeyon nnd^Giilin etc. 215
> scheinbar neue Resultate zur Mittheilung gelangen, waren
sselben bereits publicirt^ oder endlich haben sich in denselben
bebliche Irrthümer eingeschlichen, die man selbst bei den älteren
itoren nicht antrifit. Aus diesen Gründen erschien es mir an-
zeigt, die Lagerung des Oberdevon und Culm am Kalkbergo
e ich dieselben seit langer Zeit kenne, in der diesjährigen Juni-
tzung der Deutschen geologischen Gesellschaft zu besprechen
id hier nun zu veröffentlichen.
In den folgenden Zeilen werde ich demnach die Tektonik
8 Kalkberges nach den älteren Autoren bis zur SOHOTZE^schen
iblication behandeln, sodann dieselbe nach meinen eigenen Beob-
htungen zur Darstellung bringen und schliesslich die jüngsten
iblicationen über diesen Gegenstand einer kritischen Beleuch-
Qg unterziehen. —
Die Kalkbrüche von Ebersdorf werden bereits 1797 von
SOPOLD VON Buch in seinem »Versuch einer mineralogischen
(Schreibung von Landeck« kurz erwähnt, indem er darin schreibt,
88 Versteinerungen daselbst selten vorkommen. Nachdem Carl
Raumer 1819 in seiner »Geognostischen Darstellung Nieder-
hlesiens, der Grafschaft Glatz und eines Theiles von Böhmen«
sselbe Oertlichkeit als Fundstelle »eines Ammonititen und Fun-
ben« hervorgehoben hat, beschäftigen sich Zobel und v.Carnall^)
131 in ihrer ausgezeichneten »Geognostischen Beschreibung von
lem Theile des Niederschlesischeu, Glätzischen und Böhmischen
sbirges« mit den Lagerungsverhältnissen dieser Localität; denn
i weisen nach, dass der Silberberg -Waldgrunder Kalkzug und
r Ebersdorfer Kalkstein zu einer Mulde gehören, wiewohl sie
letzterem Falle augenscheinlich nur den devonischen Kalk
3inen und nicht den au der O.-Seite des Kalkberges gleichfalls
stehenden, mit jenem gleichaltrigen Kohlenkalk. Sie schreiben :
)a8 entgegengesetzte Einschiessen der beiden Kalksteinmassen,
>ran die zunächst im Hangenden liegenden Gesteine gleichfär-
gen Antheil nehmen, führt zu dem Begriff einer Mulde, die
>) Kar8t«ii'8 Archiv Bd. lü, S. 77—78.
2Ifi
B. Djtiib, Die LtgerapgBTerh<niBw de» Oberd«Ton
sich gegen SO. ku öffnen scheint. Nordwestlich aber, wo sie sic:::^"
im Bogen scblirssen sollte, wurde sie entweder später hinwe^^^*
gerissen, oder «ic konnte sich hier gar nicht ausbilden, weil g=^
ihr an der xum Absatz ci-rorde Hieben Grundlage fehlte, und d^^as
letztere möchte wohl das Wahrscheinlichere sein>r. Wir wissen jetz 1.
daas nicht die letxtere, sondern die crsterevon ihnen ausgesprochei^^e
Ansicht diu richtige ist; denn vor Ablagerung der dort in d^Ke
Culm-Mulde ungleichförmig übei^reifenden Waldenburger Scbicht^&^ n
fand Erosion und Denudation in der jetzigen Muldenspitze zum ThE^II
statt. — lieber die Lngemug tinden wir noch folgende AugabeKzs:
«Der Bbersdorfer Kalkslein hat sein Streichen tn Stunde 10 bis 7M.\
und stßrzt mit steiler Neigung nach NO. ein. Im Hangend ^d
eieht msu »m uord westlichen Einhange des Berges Lagen v «dq
feinkörniger Grnuwncke und grauem Conglomerat. Sein I^äe-
gendes wird aber durch rotbeu Sandstein und Porphyr verdect«.«
Nachdem von Leopold v. Bi'Ch alsdann die wichtige Arbc^ii:
»Ueber Clymenieu und Goniatiten iu Schlesien (Berlin 1839J'
erechienen war, in der die Gleichstelluug des Ebersdorfer Kallcee
mit dem Clymenienkalke des Ficlitetgebirges erfolgte, ergäazie
E. BktriciiI) die Kenutniss der Ktiersdorfer Cepliulopodeii nicfii
nur, sondern suchte auch die LageningsTerh<nisse daselbst weiter
m klären. W&hrend er das Silberberg- Waldgniader Kohlenkalt-
lager mit den unterlagernden Conglomeraten zur unteren Abtbei-
Inng der Stein kohl enformation stellte, glaubte er, »dass die Haupt-
masse jener Sandsteiue und schiefrig tbonigea Gesteine mit dem
Clymeuienkalk verbunden ein devonisches Uebei^angsgebirge mid
mQsse.«
Die späteren Beobachtungen E. Betbich*«^) baben jedoch
letztere Auffassung dahin berichtigt, »dass die Gesammtmasse du
Warthaer Grauwackengebirges gebildet wird theils durch ein sehr
mftchtiges Schichtensyetem vom Alter des Kohlensandsteins, theils
durch eiu älteres Scbicfatensystem, dessen Alter als siluriscb dis
jtlagst durch Krug ton Nidda bekannt gewordene VorkooiineD
') TTeber die Entwickeloog da FIötxgB^ii'geB i° Schlauen. Kutn'*
ArchiT Bd. XVllI, 1844, S. 4.
*) J. RoTH:ErliuteruiigeQiur|;eogDoetiBclieti KuteTOnNi«denclileiieii,S.31&
and Cnlm am Kalkberge bei Bbersdorf in Schlesien. 217
Ton Graptolithen festgestellt hat.« — Ueber die Lagerungs-
Verhältnisse am Kalkberge finden wir nachstehende, von £. Beyrigh ^)
gemachte Angaben: »Die Schichten, welche am Ebersdorfer Kalk-
berge die Clymenien einschliessen, sind die obersten Bänke eines
Kalklagers von ansehnlicher Mächtigkeit, welches h. 1 1 streicht
und 50 — 60® ß<*gen O. einfällt Die Unterlage dieses Kalklagers
kommt nicht zu Tage, indem sich unmittelbar an den Kalk die
Formation des Rothliegenden anlegt. . . Die Clymenienschichten
werden bedeckt von glimmerreichen Grauwacken und Conglome-
rateu, die an der O.-Seite des Kalkberges ein anderes
Kalksteinlager einschliessen, welches ebenso im Ge-
stein wie in seinen Einschlüssen ident ist dem am Rande
des Eulengebirges hinziehenden Kohlenkalke. Dieselben
grossen Producten und Spiriferen, welche das Älter des Kalksteines
bei Neudorf und Silberberg bestimmen^ sind auch hier gefunden.
Die Zwischenlager, welche den Clymenienkalk vom Kohlenkalke
■»
trennen, dürften die Mächtigkeit von 80 Fuss nicht übersteigen.«
Diese ausgezeichneten Beobachtungen und die daraus gezo-
genen Schlussfolgerungen sind von E. Beyrich auf dem Blatte
Streblen der geologischen Karte vom Niederschlesischen Gebirge
zur kartographischen Darstellung (1867) in durchaus zutreffender
Weise gelangt
Auf den durch E. Bbtrich so geförderten Kenntnissen fusst
E. Tebtze, welcher im folgenden Jahre (1868) den devonischen
Kalk von Ebersdorf und seine Fauna studirte. — Die Ergebnisse
seiner Studien legte er in einer geognostisch - paläontologischen
Monographie: »Ueber die devonischen Schichten von Ebersdorf« ^)
nieder, in welcher er hinsichtlich der Lagerungsverhältnisse im
Allgemeinen sich seinem letzten Vorgänger vollkommen anschliesst,
jedoch den devonischen Kalk selbst eingehender gliedert.
E. TiBTZE unterscheidet zwei petrographisch und auch
paläontologisch streng geschiedene Horizonte oder Abtheilungen
in dem oberdevonischen Kalke.
<) 1. c., S. 316.
^ Palaeontographica 1870, Bd. XIX, S. 103-158.
Site»
""1
1. Der untere, oder Hauptkalk ist ein dunkler, lueiti
jd's Bltiugraiie, mitunter in'e Grünliche spielender Kalkstein;
ist dick geschichtet und von zahlreichen TrOmeru eines weissen
Kalktipathes durchzogen ; i>s ist mit kehligen Bnichflächen bedeckt; i
er ist versteiueruugsarm und er wird gegen 40 Meter mächtig.
2. Der Clyinenienkalk i»t nber 3 Meter mächtig.
TiETZE unterscheidet duHn 7 Schichten; nämlich:
a) eine dünne Lage von dunklen Schiefern, auf
deren Schichtflächen Po»idonia eenvsta vorkommt;
b) eine rÖthlichgr;iue Kalkbank;
c) eine dünne Schieferlage;
d) den ersteu rothen Cly menien kalk; nitch oben mer*
gelig und in Folge quer durchsetzender SchieferlameII& >
in Nierenkalk übergehend;
e) einen schwarzen, ächten, stellenweis flaeer
Kalkstein (Gouiatiteukalk);
f)den zweiten rothen Clymenienkalk, der nac
oben in Nierenkfllk (Knotenkalk) Dhergeht; lebs^
tere nehmen eine hellblangraue Farbe au;
g) den kieseligen Kalk, der jedoch nicht durchs
gehend anzuhalten scheint.
Da» Streichen der Kalke giebt Tietze in h. lO'/s bei 50 — 6C^
Fallen nach NO.
Der Culm lagert nach ihm dem oberdevonischen Kalkstei
concordant auf, er betont aber die (iberaus scharfe Grenze zwische
beiden Formationen. — Die Graiiwacke wird 25 Meter mächti j
geschätzt. Der Porphyr nnd Felsitporphyr soll den deTonische *
Kalk, an den er am Kalkberge an einigen Stellen grenzt, iiu*£
der Tiefe gehoben haben; auch deutet er') kurz die Sattelbildun^
an, wie wir ep;iter noch erörtern werden.
In der Auffassung der Lageningsverhiltnisse des Oberdevon
von Kbersdorf ist 12 Jahre nach der TiETZE'schen Publicatioa
ein wesentlicher Fortschritt in der ScHÜTZB'schen Abhandlung^:
'j I. c, S. 1 13.
') Abhandlungen :
S. 52—53.
' geol. Spei:ial karte '
1 PreuBMQ etc., Bd. Ol,
nod Golin am Balkberge bei Ebendorf in Sohleeien. 219
>6e<^ostiBcbe Darstellung des Diederschlesiech-bahmiscben Steio-
kohlenbeokenB« zu TerzeichueD. Er erwftbat zuD&chst den
Gftbbro, ao der SW.-Waud des Kalkbruchee, zweitens
die Sattelbildnng des Oberdevon, namentlich an dem
nordwestlichen Ende des Bruches, und drittens das
Torkommen <ron rotbem Clymenienkalk Ober Gabbro.
Bald oaoh der ScHOTZE'Gchen Veröffentlichung habe ich die
LageruDgsTerbiltnisse gleichfalls eingehend untersucht und seine
Angaben im Allgemeinen bestätigt gefunden; in mancher Hinsicht
konnte ich jedoch dieselben ergänzen und erweitern.
1. Vor allen Dingen ist die Tbatsache hervor xu heben, dass
die Sattelbildung nicht nur auf den ftussersten nordwestlicben
Theil des Oberdevonkalkes beschränkt ist, sondern auch der ober-
devonische Kalk im ganzen Aufschlüsse von ihr ergriffen wurde.
2. Au der Sattelbildnng betheiligten sich auch die über dem
Clymenienkalk folgenden Gneisssandsteine des Culm.
lieber diese Verhältnisse giebt zunächst das von mir 1883 aufge-
nommene Profil im nordwestlichen Ende des Kalkbmches Aufschluss.
tUäu dee Cnlm; b) Ci^enieukalk; c) Hanptkalk des Oberdevon.
Cabcr dnaariboi erscbräit gfekUtll» auf beidcD Skttetfi&f;dft
der F«>MwehB Gmmmaaiaum, der aaf d« eadwcMficbeB Flisgd
itt 2—3 Heter Ulchl%keit oWten gcUiebes ■(, alier mT di«:
NO^nOg«! in Mincr gwcs Uidfatl^et von 35-30 Siel
F(«hL
Zwei S«ttcl»palten nnd tm Profile sichtbar; sie Terwfrfen
dra CljTDmirakalk nod d«a cnltnisi^D Gneisssandstetn um bö'
nabe 3 Uef«r ge^vaeinaiider. sodaas d«r Goeiea&aodsteia im NO.'
FlB^l an ClymeuienluLlk und dieser au den tiaupücalk drs SW.-
KlBgi-U atwtAsat; er i«t ä»oiii der gtsunkeue Tbeil deg Sattelt'
Die FortselzuDg des Goeist^sandstein» im SW.-FlOgel war iu
«Adöstliclier HiofatuDg ehemals noch aof 160 Meter zu verfolgsn;
jrtxt i(t dieser Tbeil des Bruubes mit Abraum bedeckt.
Die SatteldilduDg der beiden oberdeTonischea Kalke uud des
culmiBchea Gneiessandsteias ist auch au dem SO.-Eude des
Bruches allerdings in ziemlich gestörter Lagerung und jetst nicht
mehr so deutlich wie früher zu beobachten.
Prafil I
*.) Goeuuandateio ; -b) CI;metii«nkftIki^o) Haaptkatk.
and Cnliii am Kalkberge bei Ebersdorf in Schlesien . 221
An der nordöstlichen Bruchwand beobachtet man zu oberst
neisBsandstein (a) in ziemlich flacher Lagerung mit 20 — 300 betra-
*ndem Fallen gegen NO. — In derselben Stellung befindet sich
ir durch seine rothe Farbe in einzelnen Bänken leicht kenntliche
lymenienkalk (b), welcher unter ihm lagert. In der Mitte des
rofils und Sattels fehlt der Gneisssandstein und dort sind nur
irk verschobene und gefaltete Bänke des Clymenienkalkes in
^mlich horizontaler Lagerung sichtbar.
Unter dem Clymenienkalke au der unteren Bruchwand sieht
in den stark gefalteten und durch Verwerfungen stark zerrissenen
bwarzen Hauptkalk.
Derselbe erhebt sich nach SW. in das Niveau des Clymenien-
Ikes, sodass letzterer im Profile an dieser Stelle fehlt. Der
auptkalk (c) bildet hier den Sattelkern eines Luft-
ttels; denn nach SW. erscheint zunächst wieder Clymenienkalk
id Gneisssandstein, also im Liegenden des ersteren. Beide fallen
5ht nach SW., wie es die normale Sattelstellung verlangt, son-
rn gleichfalls nach NO. mit 50—60® ein. Wir haben es also
der SO. - Seite des Kalkbruches mit einem in beiden Flügeln
nchsinnig nach NO. geneigten Sattel zu thun.
Diese Stellung kommt der ganzen devonischen Kalkablagerung
i auf ungefähr das letzte NW.-Ende des Kalkbruches zu, wo
Bkfeter südöstlich von der nordwestlichen Bruchwand eine NO.-
^.-Verwerfting den normalen von dem liegenden Sattel trennt.
ie Sattelbildung erstreckt sich auf den in der Mitte des Kalk-
uches anstossenden Hauptkalk in seiner ganzen Längserstreckung,
e in unserem Profil (IV, 2) S. 231 zur Darstellung gebracht
>rden ist. Der Gneisssandstein ist im liegenden Flügel des
ttels bis 60 Meter nach NW. von dein gegenwärtigen SO.-Ende
8 Bmches noch zu beobachten.
In demselben Flügel ist der Clymenienkalk, namentlich der
:he, nach NW. noch oben im Bruche bei 75 Meter anstehend^
khrend er bei 115 Meter in der gegenwärtigen Bruchsohle, als
Mier nud rother Clymenienkalk mit 4 — 5 Meter Mächtigkeit den
mptkalk unterteuft; er ist stark gefaltet, was man an den
222 S- Dathr, Die LHgerangBTprhittDiBS« des OberdevoD
dArmeu, 1 — 2 ßecimeter starken ibni eingeJagerIeD Mergel scbiefera
deutlich wahmehnien kann.
Bei 105 Meter vom SO.-Eode des Bruches Bteht an seiner
SW.-Waüd in einzeluen, schollenartigea Felsen stark verwitterter,
mittelkörniger Gabbro auf eine Lauge tou 80 Meter, aber theil-
weise verdeckt von Abraum an. Das Ausgeheode des Gabbro ist
ungefähr 4 — 5 Meter breit, der Gabbro wird durchzogen von bis
l Docimeter starken TrÖmern eines rothen, dichten Kalkes, der
dem rotheu Clymenienkalke voltkonimeu gleicht; andere Trflmer
stellen einen fein gebänderten, grauweiBslicheu Faserkalk, dessen
Fasern senkrecht zur Kluft stehen, dar.
Mit dem Gabbro ist in einer Stärke von 0,5 — 2 Meter rother
Clymenienkalk fest verwachsen; er zeigt aber Qberall starke Quet-
schung und ist in Folge dessen von zahlreichen klelukrystallinen
Caldtäderchen durchzogen. In der Grenzschicht zum Gabbro
enthält der Clymenienkalk an manchen Stellen kleine, haselnuss-,
wallnuss- bis eigrosse rundliche Gabbrofragmente, die man wohl
als GeröUe ansprechen muss. Den Eindruck einer aus rothem
Kalkstein und Gabbro eutstaudeueu Reibungsbreccie erhält man
von der betreffenden, oft 1 — 2 Decrmcttr starken Kalkschicht
nicht; es können demnach diese geröllartigen Gebilde nicht in
Folge von Gebirgsbewegung losgesprengte und in den Kalkstein
eingeknetete Gabbrofragmente sein. Fflr ihre Geröllaatur spricht
auch der Umstand, dass an einigen Stellen in den Gabbroklippen
neben resp. zwischen dem mittelkSrnigen Gabbro auch grobkiystal-
linische Gabbromassen mit gangartigen, fast Pyroxen-freien Aus-
scheidungen sich einstellen, sodass man den Eindruck erhftlt, dass
die ganze Gabbropartie grösstentheils aus einzelnen rieaengrosseu
GabbrobiQcken bestehe. Indese der allzustark verwittert«, meist
sogar grusartige Zustand derselben Iflsst eine ganz sichere Deu-
tung nicht zu.
Der Umstand, dase der dichte rothe Kalk von der Beschaffen-
heit des rothen Clynienienkalkes zwischen den Gabbroschollen
gangförmig eingedrungen Ist und der Gabbro unter dem rothen
Clymenienkalk an der SW.-Seite des Kalkbrucbea lagert, erweist,
dass die Gabbro-Äblagerung jOnger als der letztere ist.
und Cnlm am Ealkberge bei Bbersdorf in Schlesien. 223
Diese Thatsache ist feststeheud; ob aber ein riesenhaftes
Gabbroconglomerat oder nur ein Gabbrolager, das in Folge der
ci^enthQmlichen Sattelbildung jetzt unter dem Clyuienienkalk la-
gert, hier vorliegt, muss unentschieden bleiben. Wenn die Geröll-
natur des »Gabbro« sicher erwiesen werden könnte, so wäre selbst-
verständlich der Gabbro, dem die Gerolle entstammen, höheren
Alters als der Clymenienkalk. In beiden Fällen ist aber die
Gabhroablflgerung im Kalkbruche — gleichviel, ob Gabbrocon-
glomerat oder Gabbrolager — junger als der Clymenienkalk und
eben diese oben erwähnten dichten, rothen Kalkgänge, die zuweilen
sine schichtige oder strei6ge Anordnung zeigen, also parallel zur
Begrenzungsfläche gestreift sind, geben der Vermuthung Raum, dass
der Gabbro auf dem Clymenienkalk abgelagert wurde, als letzterer
noch nicht verfestigt war, also noch eine schlammartige Beschaffen-
beit besass. Der »Gabbro« ist somit auch relativ älter, als die
Gneisssandsteine des Culm, die im Aufschluss des Kalkberges den
Clymenienkalk überlagern. Die ersteren müssen sogar auf dem-
selben noch zum Absatz gelangt sein, sodass sie jetzt, freilich
aicht mehr sichtbar, unter ihm lagern müssten, wie unser Profil
§. 231 zur Darstellung bringt. P^emer muss der Gabbro auch an
ier Auffaltung des Oberdevon theilgenommen haben, da er jetzt
loter dem Clymenienkalk am SW.-Flügel des Sattels auftritt. —
Die Adern von Faserkalk im Gabbro sind selbstverständlich erst
iHch vollendeter Sattelbilduug entstanden; ihr Material ist aus
iem durch diesen Vorgang danach über dem Gabbro gelagerten
Devonkalken zugeführt worden.
Im Folgenden ist das Lagerungsverhältniss zwischen Culm
and Clymenienkalk noch zu erörtern. Es ist die Frage zu
beantworten, ob der über dem Clymenienkalk folgende Gneisssaud-
stein des Culm den ersteren gleichförmig oder ungleichförmig
überlagere. Ist die erstere Art der Lagerung richtig, wie man
jis jetzt angenommen und F. Frech ^) noch neuerdings betont
Hat, so würde der anderwärts über dem Clymenienkalk folgende
Cypridinenschiefer hier nicht zur Ausbildung gelangt sein und
>) Lethaea palaeozoica Bd. II, 1, S. 177—179.
224 6. Dathk. Die LageroDgaTpriiällniBse des Oberdevon
il^r ClymeDieokalk wflrdc hier in der Tliat <jas obi^rst« Glied d«
Ebersdorfer Uberdevou darstellen. Umgekehrt muss man aber
gerade aus dem FeUleu der OypridinenBchiefer ober dem Clymenieo-
kalk in Ebersdorf schlieeseo, da^s erstlich eine Unterbrechung in
den Abf^atzverhältoissen vor Ablagerung d^r Oneisssandsteine des — M
Cnim stattgefunden habe, und dass zweitens die Cypndiuenschiefer, .^
wenn sie zur Ausbildung gelangt waren, was nach der Eotwioke- —
luu^ des Oberdevon anderer Gegend höchst wahrscheinlich ist, .^^
vor dem Absätze der tiefsten Cutmschichten wieder abgetr^en .^
vTurdeu; daraus würde sich aber folgerichtig ergeben, dass die ä^
scheinbar concordante Auflagerung der letzteren über dem Cl)"
menienkalke nicht besteht, sondern dass eine Unterbrechung in .^ki
den Absatzverhältuissen stattgefunden hat und somit eine uo gleich- —
förmige Ueberlagerung vorhanden sei. Wenn für letztere Anf- ^
tassung von vornherein vorstehende KrwSgungen sprechen, die-"^^
auch L. Bbushausen^) letzthin berflhrte, so fragt es sich, ob die^^w
geologischen Verhältnisse bei Ebersdorf diese Ansicht unterelAtzen-^ -*■
Dies ist in der That der Fall.
Vor allen Dingen wird eine discordante Auflagerung de^^^is
Culm Aber den Climen ienkalk durch die scharfe, fast haarschai-f^^ ^^^
Grenze, die überall sich geltend macht, soweit die G renz verhält— -^*
nisse der dtrecten Beobachtung an den wenigen Funkten über — ~'^'
haupt noch zugängig sind, wahrscheinlich gemacht. Dies Ver— ''^*'
hfiltniss ist bereits der scharfen Beobachtung E. Tibtze's*^^^)
nicht entgangen ; denn er schildert dasselbe in den folgendec^ -u
Worten: »Vorher kaum einige Spuren von Glimmer nnc^ -*''
höchst spärliche Reste von Pflanzen in den ^lymfnirnlfnlkrn ■""**-
und nun anf einmal diese Masse nur grob verarbeiteten Mkterial^^ -^
der GlimmerreicUthum und die Menge der, wenn auch nur undeat.::^'-'^
lieh erhaltenen Pflanzen reste.« Die eingetretene Aendemog ir .^eid
den Absatzbedingungen sucht er in folgender Weise i
»Der Einfluss sehr bewegter Wasser, vielleicht verbnndeD m'
') Dm DevoD dea DÖrdJichen Oberharzes. AbhaudL d. königi. ]
Landesuut. ete. Neue Folge, H. 30, S. 178.
>; PalMODtognipkica, Bd. XIX, S 122.
y
and Cnlm am Kalkbergc bei Ehersdorf in Schlesien. 225
einer neuen Strömlingsrichtung derselben, erscheint in solchem
Falle als eine unwillkürlich sich aufdrängende Annahme.«
Für eine Unterbrechung im Absätze der Sedimente mit vor-
beigehender theilweiser Abtragung der obersten Oberdevon-
sehichten, namentlich der Cypridinenschiefer und des Kalkes bis
auf die oberste Schicht des rothen Clymenienkalkes herab, scheinen
folgende Beobachtungen hinzudeuten.
E. TiETZE^) dessen specielle Gliederung des Clymenienkalkes
im ersten Abschnitt angeführt wurde, erwähnt, dass der von ihm
als oberste Schicht aufgefasste kieselige Kalk »nicht durch-
scehends anzuhalten scheint«. •
Wenn nun auch die betreffenden Stellen von ihm nicht be-
sonders namhaft gemacht worden sind, so lässt sich vermuthen,
dass diese Beobachtungen an der südlichen Hälfte der N.-Wand
des jetzigen Bruches angestellt worden sind, wie ja auch die Angaben
Tietze's über das Vorhandensein von zwei rothen, durch den schwar-
zen Goniatitenkalk getrennte Clymenienkalke, wie überhaupt seine
Gliederung der Clymenienkalke auf diesen jetzt durchaus unzu-
gänglichen Bnichtheil verweisen. Hält aber der oben erwähnte kiese-
lige Kalk nicht überall aus, so darf man wohl weniger an ein Aus-
keilen desselben — da ja der Gneisssandstein des Culm darüber
folgt — denken, sondern muss annehmen, dass er an diesen
Stellen weggeführt wurde und nun der rothe Clymenienkalk dort
direct, aber ungleichförmig vom culmischen Gneisssandstein über-
lagert wird.
Ein gleiches Abschneiden von dem grauen, über dem rothen
Clymenienkalke auftretenden Kalkstein am Gueisssandstein des
Culm beobachtete ich an der NO.- Wand des Bruches 40 Meter
nach SO. von dem NW.-Ende des letzteren entfernt. An der
betreffenden, ungefähr 2 Meter langen Aufschlussstelle — links und
rechts waren Schutthalden — grenzte auf 0,75 Meter Länge
eine bis 0,1 Meter starke graugrünliche Mergelschieferlage an
Gneisssandstein an, sie verschmälerte sich nach SO. zu und keilte
sich aus, sodass die djirunter liegende graue Kalksteiuschicht
») I. c. S. 122.
Jahrbmh 1900. 15
326
E. DjiTin, [He LtgemugsTcttill nint» iW Ob«nleniti
U
niinmelir an die t'tilmgrenze berantnit, währeDd von NW. iier^ 't
ober deu Mergelscbiofcru sich eio* 0,1 — 0,i! Met^r starke Ijiige von^:^ *
grftiii'ai Kalkstein kgto. dl« eich bald Ober dem «retercn aaskei]te— ^^^
Wif «n difiwr Stelle eine Mergel&cbieferlage und xwfi ver — —mx-
Bchiedenc l<iigeti di-> (iS«reii gniiirCthlicIien Kalkei* an deo <.iil — £' mV
mischen Gocisssaadstein grenzten, »o l>eob«(rhlrlen A. DBNCKHAXiJS'f^^A'^
und ich bei einem die»j&bHgeD Betiiidie ( I »01 ) des Kber«<lorfer Kalk— 3< k
braches, das^ dem N.-Knde des Gabbro Kiemticb direct ge{ceuQbera.-S ^^
nur noch 35 Mi-lcr weiler uacb NW., an der NO.-Wand de&*-^^Jf
Uniches eiu Ahuliclie« .Vbm^neiden des grauen (Wockluner) Kalke» -^.»
ani GueieÄs^ndslein stattfindet D«&n die »oost bis 1 Metermich— «^=li
tige Schicht verschwäclit sich nach SO. bald so weit, das* nu« ä» 'U
Doch eiur L.inse von 5 Ccntitiieter gtAuteni Dnrcliniesser flhrtj^ i ",
bleibt. Das hier tu be<>bacbtende Pmtil im C);mBnieBkalk wir.^B'^'
Folgendes.
Die theils liu^nfönuig, tbeiU iilatlig «l^^e^ouderlea, dieblend^^™
grauen Kalke t^iod durchschnittlich t;ege» I Meter tu&'Jitig; dur-'^^i*''
unter folgen 1- 2 l>e<'imeter starke, gnuigrflnlii'lir, oft ^rOurAthlicW^^^
Mer^lschiefer, die von 0,75 — 1,0 Meter mScbtigcu Schichten toi» *'^'*'
rotbeiii Clvmenienkalk mit etwas km^lliger Stniciur, der sich iia « "
den obersten Lagen zu eigentlichem Knollenkalk herausbildet:*'^*^'
unterteuft werden. lu letzteren Lagen ftihren sie Clymenien ausK-""
der Verwandtschaft der ' li/menia »peeio^a Mt'NST. — Unter den** '^'^
rotben ClyuieuieukalLe folgt wieder grauer bis schwärzlichgraner^^*'*
C'Iymenieukalk von uugeßhr 1 Meter Mächtigkeit. Von hier nacH';^*''^'
abwärts rerdeckten Schutthalden die Fortsetzung des Profils^s ■ '■'
Nach A. Dknckmaw wilnle der in der Mitte des Profils gelegen»'* "'
rothe Clvmenienkalk dem Dasbprger Kalke de« Kellerwalde= ^^ ■^■'
und Sanerlandes entsprechen.
Das von F. Frkch') gegebene Profil des Ojineuienkalkes:^'^"'"
stimmt so ziemlich mit dem Tor^^leheuden itberein and dürfte uogeAh ^—^f
an derselben Stelle beobachtet sein. Zugleich mag hier die Beob«^^^^^^"
achtung eingeschaltet werden, dass in den schiefrigen Gneiassanf-— ''
steinen, welche an der vorgedachteu Beobachtungsatelle den Clvm^^^
. p.1^..
nnd Calm am Kalkberge bei Ebersdorf in Sohlesien. 227
c überlagern, ein fast eigrosses KalkgeröUe 1 Decimeter
r Formationsgrenze von A. Denckmann au%efunden wurde;
I anderen Stellen habe ich früher kleine KalkgeröUe im
andstein an seiner unteren Grenze mehrfach beobachtet,
ese Beobachtungen über die Greuzverhältnisse zwischen
ienkalk und Culm an dem O.-Flügel des Ebersdorfer Sattels
ergänzt durch einige Beobachtungen an dessen W.-Flügel.
rwähnt, ist rother Clymenieukalk mit dem Gabbro ver-
i; der graue, im O.-Flügel über jenem folgende Kalk fehlt
iweis; auch daraus und mit Berücksichtigung der bereits ge-
ten Verhältnisse wird man folgern können, dass auch hier
lagerung der obersten Oberdevouschichten, nämlich des Cy-
ischiefers und des grauen (Wocklumer) Kalkes, die später
ise wieder weggeführt wurden, stattgefunden habe. Be-
btigt man ferner das Auftreten von Gabbro — gleichviel,
denselben als Gabbrolager oder als ein Lager von Gabbrocon-
iten aufzufassen hat — zwischen dem Clymenienkalk und den
hichten, so scheint auch dies für eine ungleichförmige Auf-
g der letzteren Schichten über den ersteren zu sprechen,
e vorstehend zusammengestellten Beobachtungen erklären
icht nur die scharfe Grenze zwischen Oberdevon und Culm,
I sie dürften mit Recht auch die Ansicht stützen, dass
ts eine Unterbrechung in den Absatzverhältnissen nach der
r des Oberdevon und andererseits dabei eine theilweise
ung desselben stattgefunden habe, und dass ferner eine
hförmige Auflagerung des Culm auf jenen oberdevonischeu
,en vorhanden sei.
ie Bildung des Sattels am Kalkberge und die der nach O.
i anschliessenden Culmmulde fallt, wie überhaupt die Fal-
)6 altpaläozoischen Schiefergebirges mit Einschluss des Culm,
Zeit vor Absatz der obercarbonischen Waldenburger
,en. Eine spätere Herausbildung desselben zur Zeit des
genden ist vollständig ausgeschlossen, obwohl E. TiETZE
. Schutze dies annehmen. Ersterer^) schreibt nämlich:
c. S. 113.
15*
E. Dat
B des ObtrdfT
^Ersichtlich ist es der Porjihyr geweseu, weither, indem er UDter
der K&hen Kulkmnase nicht miin Diirchbrnch gelangt, daa aaf ihm
lastende SchichtpQByHtem währPiid eeiner EniptioD gehohen «nd
dttinit »null die devonischeu AbsSl/e tum der Tiefi^ hervurßrijrncht
hat, die beim Fehlen einer »ok-hen Ur»^(iohe an anderen Stellen
uatflrlidi vcratet-kt blieben.« . . . »Augenfiillig war der Umstand, ,^
dass dit' in dem Kalkbriich ungefähr ihrer SlreichnugsUnic gemas» j^
au%eBchlossent'ii de voniMrlicii Seblclilen in dirtaem Durch-
schnitte da» Bild eines Sattel» abgeben, dessen höchster ~mx
Punkt sich fast genau ftlter der Stolle befindet, welche unterhalb des ^^ »
Kalkes von dem I'<ir|ihyr eiugeuummen wird.« Bei A. Schötzk'j C^-*)
lesen wir aber: i [)x alisn an der »tldwe.stlichen Bniehwanil Gahhm «^v-u
die Unterlage des riithen Clymeuienkalkes bildet, sn miis» ninii ^z^M
daraus den Schliieü stehen, dtm» er Alter als jener ist, und »elbxl. .-^^at
wenn man den Porphyr des Kalkberges nur als Tuff gelten lassen «-«■■^r
will, so fehlt keineswegs die Ursache für das idötüliche Zutage' — -^^
treten des Devonkalkes, da der Poriihyrtuff auf einen im — «m
mittelbar darunter anstehenden Feldspath - Porphyr* ^^y
Bcblieasen lässl. welchem man die Helmng des Kalkes« -^
und des Gabbro zuschreihen darf.«
Die Schlnssfi)lgerniig von A. Schützr hczflglich des in dew-^»**
Tiefe voriinsgeset/ten Porphyrs ist selbstverständlich verfehlt, wi^«"^!
auch die Hebung durch Porphyr Oberhaupt nicht in Betracht kommt. *" «"«n
weil eben dieses Porpliyrgestein kein Porphyr, sondern nuB «-» "
ein Porphyrtuf'f ist. Letzterer hat bei seinem Absätze ein vie -=^ ■ '''
höheres Niveau eingenommen, er grenzte somit zunächst nicht ai*-«» '
das überdevou, sondern ist nur in Folge von Verwerfungen später^»*'*
in die Nachbarschaft des Klahbro« und des devonischen Kalke: ■*» ^^^^'
gelangt, wie wir noch besonders nachweisen werden.
Obwohl Schütze*) ganz richtig daa Porphyrgestein mit deir» ^»en
Porphyrtnffe von Wniditz vergleicht, so gelangt er hinsichtlich^:» «ic'i
seiner wahren Natur doch zu keiner bestimmten Ansicht. WTW^lle
') l. c, S. 53.
0 I. c, s. r)3.
und Colm un Kalkberge bei Ebersdorf in Sclilct<ien. 229
Autoreu vor und nach ihm — ueuerdiugs auch F. Frech ^) und
G. GuRiCH^) — haben die Tufiuatur des Gesteins nicht erkannt.
Es ist nicht schwierig, bei sorgfältiger Beobachtung in der licht-
röthlichen bis schniutzigrotben, feinkörnigen Hauptmasse des Por-
pbyrtuffs, der die feinkörnigen Aschenmassen darstellt, hasel- bis
wallnussgrosse Lapilli von Porphyren, z. B. im Steinbruch am
Kalkberge in ziemlicher Menge nachzuweisen, ei- bis faustgrosse
Porphyrbomben kommen aber häufig im Porphyrtuffe am Stein-
berge vor.
Der Porphyrtuff am Kalkberge erweist sich als ein Lager
auf der Grenze zwischen Unteren und Oberen Cuseler Schichten ;
dasselbe wird begleitet von einem 1,0 — 1,5 Meter mächtigen
und ' röthlichgrau gefärbten Plattenkalke, der ihn in 10 Meter
Tiefe unterteufl und von ihm durch rothe Letten mit einge-
schalteten, dQnnen, rothen Sandsteinbänken getrennt wird. Aehn-
lich ausgebildete Schichten des Kothliegenden bedecken das
Lager des Porphyrtuffes auf seiner ganzen Erstreckung. Wie die
Kartirung des Rothliegendeü zwischen Volpersdorf und Ebersdorf
einerseits und Ebersdorf und llothwaltersdorf andererseits ergeben
bat, sind die dort entwickelten Cuseler Schichten grabenartig ein-
gesunken, sodass sie von einer bedeutenden Verwerfung an ihrer
O.-Seite, wo sie an Culm, Oberdevon und obercarbonische Wal-
denburger Schichten anstossen, begrenzt werden, wie sie auch
westlich durch die grosse, über 1000 Meter Sprunghöhe besitzende
Haupt- Verwerfung am Gabbrozuge abgesunken sind. Im Profil
S. 231 ist die Anlagerung des gesunkenen Rothliegenden (IV, 10)
mit seinem Plattenkalke (IV, 10c) und dem Porphyrtuff (IV, 10b)
am Devon und Culm des Kalkberges zur DarsteHung gebracht
wofden. — Die Verwerfung ist selbst nicht direct zu beobachten.
0 Jahresber. d. Schles. Ges. für vatorl. Cultur 1900, S. 17 und 18. — Ne-
benbei bemerke ich, dass der Angabe FuiicH^s, der Porphyr dos Kalkbcrgcs finde
seine Fortsetzung am Bauerberge, ein starker Irrthum zu Grunde lie^t; dorn»
dort steht überhaupt kein Porphyrgestein an: der PorphyrtufiP des Kalkberges
bireicht vielmehr zum Steinberge hin, der fast l Kilometer westlich vom Bauer-
^"'Tge liegt,
2) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch. lOOO, S. 162.
230 ^- Daiiik, Die LHgrTunysvrrhilltiii^ae d«^ OI'erdcvoD
soDdem ergiebt sich aus der Kaitiniug der gesHinititon dortigen
GebirgBSchichtcD.
Zum ScUuBs babeii wir uns, wie in der Einleitiiuir scboa
bemerkt wurde, mit den ueuerdinga Ober deu Kalkberg veröfient-
liehteu Publicationen von F. Frech und G. GOhich noch näher zu
befassen.
Von ersterem Autor liegen darüber zwei Arbeiten vor; die
erslere') fuhrt den Titel: »Geologische ExciirEiouen in Sublesien"
und eutbält den Bericht Ober ^Excnrsioneu, die er seit mehreren
Jahren mit den Studirendeu der Breelauer Hochschule nach Sübc-r-
herg und Ebersdorf unternommen hat'v; derselbe wurde nach sctneu
Angaben von einem Theilnebmer der ExourBiou gleichzeitig
niedergeschrieben. Die zweite hierher gehörige Veröffent-
lichung Fhkch's') ist in seiner Letbaeii palaeoKoica ganz gleich-
lautend enthalten. Seine Aufrussungeu der LagerungsverhJtltDi:$so
werden durch ein grosses, iu der letzteren Schrift beigegcbeuus
Profil erläutert; dasselbe führt die Ueberschrift: >.Scheniatis(.'her
Durchschnitt durch dus Carbon von Silberberg und Neurode (Graf-
schaft Glatz).«
Dieses Profil bringe ich zum gröesten Theile, soweit es ftlr
uusero Besprechung nothwendig ist, nfimlich von Silberber^ bis west-
lich des EbersdorferKalkbruches, in genanerCoi)ie(ProfiI III, S.231)
nochmals zur Abbildung; ich setze ein von mir nach den thatsäch-
licben VerbÄitnisseu entworfenes Profil (Profil IV) darunter, indem
absichtlich dieselben Signaturen und Bezeichnungen, wie in dem
FRECH'scheu Profil, gewählt worden sind; selbstverständlich kann
deshalb auch das nieinige nur schemntisch gehalten sein, um dadurch^
den Vergleich beider bildlichen Darstellungen zu erleichtern").
Seit den früher erwähnten ausgezeichneten ForschungetiM
E. Bkyhichs wissen wir, dass der Culm zwischen Silberberg untt
Ebersdorf eine normale Mulde bildet und dass der KohIenki<ll==
') Jfctircsber. d. Schles. Gosdlsoh. für vntcri. Gultur laOO, II, S
'j Bd. H, 2, S. 302-30y,
^ Die Eiitfernuni;! a-b ist in bcidwi Profilen gleicli gross.
nnd Calm km Kalkber^ro bei Bborsilorf in Sclilcsion. 231
"Von Silberberg- Waldgruiid und der an der O. -Seite des Kalkberges
auftretende dieser Mulde augehöreu. Wie das FRECH'ache Profil
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gt, ist die filierst von BuRlcii Ic
u E. TiETZE, A. Schütze uud \ou nii
i) Dieses Jahrbuch f. 1884, S. 5C3-.J(;i.
;i(iiid(.ti lind später auch
') iiKligeuiesPiic iiorm»Ie
•i
Muldcabilduug des Kohleukalkcs in dieser (jegcnd iliui
uubcknuiit geblieben; er uiiiiiiit an, wie »ein Profil xoigt, und
spricht aus, dasa der Silberberg- Wal dgruuder Kohteukulk (Prutil
III, 5) sieb in der Mitte der Mulde auskeile; er s^igt wörtlich au der
znerat citirten Stolle: Ju gnuz geringer Entfernnug (1 Kiluuictcr)
keilen Gneiüsconglonierate und Kalkzoue gänzlich aus, Hodass im
iCalkbrucb bei Eberedorf das Oberdevon toueurdaut Obcrlagtil
wird von Grauwacken mit eingelagerten Schiefern und Cougktutc-
raten') (letztere mit gerundeten Kollet einen).« Dieser Satz knl
wörtlich in seiner Lcthitea palaeozoica *) wieder.
Man nuiss gestehen, dase die Darstellung des Auskrileus doi
Kubleukalkes von Silberberg -Waldgrund in den» Muldenliefslen,
wofflr irgeud welche Beobachtungen au Auffschlüiisen durrh IVrg>
hau uiebt vorliegen, geradezu vorblflüend wirkt; leider ist das Itild
nicht richtig; der Kohlen kiilk ersieh eint, v/'iv gesagt und h'tugst
hekaunt war, als Gegenflügel an der \V. -Seite der Mulde
am Ostllcheu Abfall den Kalkberges vou Khei-Hd»rl
wieder, wie auch mein Profil lehrt.
Wenn im FRicru'seheü Profile flbur der Schiebt 4!i, die f.iu-
glomerate mit runden Geschieben bezeichnen soll, nnd Qber der
Schiebt mit Schiefersiguatur, die erstere im Niveau des Kohlen-
kalkes am W. -Flügel auftritt, uocb Schieferlagen eingezeichnet
worden sind statt des vorhandenen Kohlenkalkes, so beridit dies,
wie eben jene vorerwähnte SchieferschiL-lit (111,5) auf etwas zn freier
wiöseuschaftlicber Behandlung der Natur. Auch diese Schiefer-
lage hat uocb nicht ihre Diiseiusberechtignng erlangt; denn wirk-
liehe culmische Thonschiefer stellen sich erst über dem Kobleukalk
sowohl auf dem hei Khersdorf gelegenen W.-Flügel als auch über
dem O.-FIfigel ■'), also fiber dem Silberberg -Waldgruuder Kohlen-
kalke, ein.
') l.c S. 15. *) S.303.
>) Wenn F. Fkech vun der Vtrhreitung i)e= Kohleukaltes diesi'ä O.-Flügals
sclireibt, es sei >eiTi langes Band von wccliseloder MSchtigk''!t aus der Gegeod
von Silberberg bis Neudorf Titrfolgbur", eo ist das nicht richtig; denn der KoblcJi'
kalk setzt TOD letzterem Orli: uo^h über 2 Kilometer weit bis zur Colonic Wald-
grand, also fa^t bis nach \'olpei'ädorf fort, sodass man, will dikd überhaufiU
Aofaeg und Bndi' des Kohlenkalke.'i von diosem Flügel bestimmen, die TOm.
mir gebrauchte Beieichnuag vrfthlen muss.
und Culm am Kalkbergo bei Ebersdorf in Schlesien. 233
Der Kohleukalk des Kalkberges bildet uicht ein einziges
Lager, sondern in demselben Niveau, Ober Gneissconglonieraten
gelagert, erscheinen drei sich nicht ganz berührende Lager, von
welchem das mittlere das grössere, nämlich 0,55 Kilometer lang
i^t; das südliche Lager ist durch einen 50 Meter breiten Zwischen-
raum von dem mittleren getrennt, während der nördliche entfernter,
nämlich zu beiden Seiten des Baches und am Ende des dorti(;en
Culmvorsprunges liegt. — Der mehrfach erwähnte Gneisssandsteiii
(siehe Profil IV, 4 c) erreicht von seiner unteren, über dem Cly-
nienieukalke gelegenen Grenze eine Mächtigkeit von 30 Meter,
über ihm folgen auf eine Länge von 160 Meter Gneissconglonieratc
mit bis über Faust grossen Gneissgeröllen; über diesen kommt man
Ju das Niveau des Kohlenkalkes (Profil IV, 5), der von Thonschiefcrn
bedeckt wird. Sodann stellt sich in den Schiefern ein Gabbro-
^onglomerat ein, in dem bis faustgrosse Gerolle von Gabbro. Diabas
und Gneiss in fast gleicher Menge vorhanden sind (Profil IV, 6 a).
lu den in der Muldenmitte entwickelten Thonschiefern (IV, 6) sind
^üuue, 1 — 2 Meter, höchstens aber 10—15 Meter mächtige Bänke
(i V'', 7) von ächten, feinkörnigen Grauwacken eingelagert und seltener
^*nnue Lagen und Linsen von Kalkstein, Kieselschiefern und
-^^<iiüolen eingeschaltet.
Nach der Faltun<j und Bilduu^r der Culmmulde fand eine
*^^>trajTun«c ihrer Schichten östlich des Kalkberjjes im Gebiete der
-■■ Tonschiefer und Grauwacken statt, und in der so entstandenen
*^-»'osionsrinne kamen die obercarbonischen Waldeuburger Schichten
^^ > , 8), aus Quarzconglomeraten, grauen (^uarz - Saudsteinen,
•^ ^hieferthonen und Steinkohlenflötzen bestehend, zum Absatz und
'^gerten sich ungleichförmig Ober den Culmsehichten ab. Später
^''*itten auch diese Schichten eine Zusammenschiebung zu einer
^*^ulde, deren Flügel in Folge von Verwerfungen eine ziemlich
^^^ile Stellung (30—600) angenommen haben.
Nachdem wir einen sehr wesentlichen Irrthum der FREcuschen
'""^'hriftlichen und bildlichen Darstellung berichtigt haben, benutzen
*^ hier die Gelegenheit, um bezüglich der Stellung der zwei
^^'schiedenaltrigen Horizonte des Kohlenkalks in diesem Gebiete
*'^<^m früheren Autor sein Eifirenthumsrccht zu wahren.
2:J4 E. Daiitk, Dil! l-uyerungsyerlifiltnisse (Im ObL-rdcvon
FuEOii') stellt näutlich die UutersclieiduDg des Kohleiikalks in cJuc^ -
ältere» und jöngerou Horizout alg eiue ueue wisseiiGi'bnftlivhe Erm^^"^
geoschaft aeiucrseits liiu. die nuerst von GÜRICH in seinen Krläut^^^
rungen zu der geolofjisclien Uebersichtskarte von Schlesien (189t f
«iiiigedeutet- worden sei. Aber weder Herrn G. GÜIUCH uoiih Heiu 'i
F. Frech gebfthrt das Verdienst, diese Gliederung und Unterscbe ~ä-
düng zuerst >: angedeutet « oder aufgestellt zu babe:^K=s
Bereits im Jiibre 1882 iiaf A. SchPtze^) dieee Gliederung « u
seiner ; » Geognosliüehc Darstelliin;; des N iodersebleslscIi-Böhni ?-
scheu Steiukohleubecken» '. durchgeführt; er schreibt: »Es »ii^ (i
deuiuaoh zwei vprsi'hiedenalterige Kohlenkulk- Vorkoni uieu zu uule^r-
scheiden nud als «-Kiilk und ,':^-Kalk kii verzeichnen. Zum a-KnB k
gehört der ältere Kohleukalk von Waldgrund, Neudorf iiud .Silbe ^r-
berg und sfiu üegenflügel bei Ebersdorf, zu den i-IZ-Kalkon d ic
Kalklager au der Vogelkippe, von Hauedorf, GlAtzisch-Knlkeuber-^;-
das haugende Lager von Waldgi-nnd und dos von Uoth-Waltei — «-
dorf. Die Verschiedeuheil der «- und (^-Kalke documentit-t si^cnli
nicht nur lu der g&uzlich verschieden eu petrograi)hiBchpu Au»b ü-
dung, sondern auch iu dem verschiedenen Charakter der Fani^ n~
indem, wie aus der weiter unten aufgettlhrten Zusaninien«tella^~3<^
der Niederschlesischen Kohlenkalk - Fauna nach den einzeln ^cf««
Luc.ilitäten hervorgeht, NiMidorf- Silberberg mit Altwasser-Hai^ *"
dorf vou 120 Geeammt-Species uur \'l gemeinsam besitzen.'
Die Nichtberlli^ksichtignng der vorhandenen Literatur hat t^^'
Fhkch auch die irrthfluiiicbc AufTHssung der Lager ungsverhSltnii!^ *"
der devonischen und culniischeu Schichten am Kalkberge verit ■*■"
lasst. Wie sein Profil und seine Darsteihmg in seinen beid -^o
bereits augefilhrtcii Schriften lehren, kennt er die Satte? *'
bildung, au der, wie wir noclimals ausführlich auseiuaudergese*^^*
haben, das Oberdevon und derCnlni tbeiluehmen, uicl"^ *'
obwohl dioöe Lagerungsfonii vou E. TiETZE schon kurz augedeu*-*^
und vou A. Schütze ausführlich erwähnt wurde.
Ferner ist ihm das Vorkouimeu von »Gabbro« iui Kai »^ "
I) JaLreeber. d. Sclileo. Ges. f. vaterl. Cultur 1900, II, S. 15 und Letlt^^^'"
palaeowica II, 2, S. 310.
^ Allhandlungen d. kgl. prcu^s. )reul. LandesaiiBt., Bd. 111, H. 4, S. 50.
und Gulm am Kalkborgc bei Ebci*sdorf in Schlosion. 235
iche, obwohl A. Schutze dies scbou eingehend beschrieben
, unbekannt geblieben, obwohl er seit mehreren Jahren
den Studirenden der Breslauer Hochschule jährlich geolo-
ihe Excursionen dahin unternommen hat.
Das Vorkommen »des vollkommen verwitterteu, rothen Quarz-
•phyrs, der unmittelbar an das Devon grenzt« (siehe Profil III,
, beruht auf einer ungenügenden Bestimmung Frech's ^), denn
3 Porphyrgestein ist, wie von mir erwähnt wurde, ein Porphyr-
'f. Es braucht wohl kaum die Aufmerksamkeit des Lesers
den Unterschied der beiden Profile hinsichtlich der Darstellung
' Rothliegenden hingelenkt zu werden. F. Frech giebt ledig-
^ »Quarzporphyr« (111,10) an, wo nach meinem Profile
i in der Natur Porphyrtuff (IV, 10 b) Sandsteine und Schiefer-
en der Cuseler Schichten (IV, lO) und Kalkstein der Cuseler
hichten (IV, 10 c) zur Ausbildung gelangt sind 2).
In zwei kleinen Mittheil unoren und in seinem Führer in das
esengebirge befasst sich G. GÜRICH mit dem Ebersdorfer Kalk-
fge. Von den ersteren fühii die eine^) den Titel: »Das geolo-
«he Profil von Ebersdorf in der Grafschaft Glatz«, die andere*)
sitzt die Ueberschrift: »Ueber Gabbro im Liegenden des ober-
vonischen Kalkes von Ebersdorf in der Grafschaft Glatz.«
') Jahresber. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur 11, S. 18.
^ Aehnlicho Irrthumer, wie die hier erwähnten, enthält die FiiKCH'scho
•haea geognostica nnd sein Bericht über * Geologische Excursionen in Schlc-
^'^ über das Niederschleslsche Palaeozoiciim, namentlich auch über das Ober-
bon und Rothlicgende noch recht viele. Dasselbe gilt vou seiner brieflichen
ttheiioDg im Centralblatt für Mineralogie etc. 1900, S. 337— 311, über das
^Miegende an der schlesisch-böhmischen Grenze. Es blüht mir also die nicht
feuliche Aufgabe, diese Irrthumer gelegentlich berichtigen zu müssen. Die
nogischen Verhältnisse dieses Gebietes sind bekanntlich sehr complicirt und
^'fierig'; Herr Frech und mancher Andere werden wohl nun verstehen, weshalb
diese so interessante, aber schwierige Gegend recht gründlich untersuchen
d aof eine vorzeitige Publication meiner geologischen Aufnahmen in Nieder-
ilesien — abgesehen von anderen amtlichen Gründen — verzichten musste.
6 unpassende Bemerkung Fbech's darüber in seiner Lethaea II, 2, S. 311,
'*lt nun durch ihn selbst nämlich, durch seine doch mindestens flüchtige
Handlung der geologischen Verhältnisse von Ebijrsdorf etc. die genügende
leuchtung und hier die verdiente Abweisung.
^ Jahresber. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur 11, S. 65.
*) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch. 1900, S. IGl.
Nacll Widcu letztereu AlittLeilimgcii glutlbt U. UCkIUB
mehrere ucur Entdeckungen geumclit üii hnbcii ; erstlich m d(t
i>Gabhrot im Kalklruebo Kiierst von ihm aufgefunden worden,
flcuu er') schreibt : Pfingsten 1^02 ronchto It-h in dem geiiauu'ai
Hntchß ttine Ileohachtuug, die, soweit ich mhcIi dt^n vurliegeadrii
Augabtfu iirtheilen niii.«ä, von anderer Seilu nuch nicht gcmacbt j
wurden ist . . . An der Mitte der W. -Seite des Itrucheü sieb«
. . . Klt]>peu vuti Ciiibbro hr.« Zweitens ersi;heint ihm al« neue
lleobuehtuug die Suttclbilduug im Kalkhriiche, eigfutlich mir in
di-'ui N.-Ende defeselben, den» es lieisat^); »Im ninter|;riiii(le
niiiiercr «diematiaehen Zeichnung, giiux nui N.-Ende des Bfucbif
int eine deutliche Autikliue blossgoiegt, iu welcher dt« übt'r«leii
l'Iyiueuien -Hauke und die uuteraten Culmgrauwackeo iincli 0. nuJ
W. ciut'alIeD; zugleich ist der westliche Flfl^l um kuHiii 1 Mctir
gegen den Östlichen abgesunken."
Zunftchet ist fOr letzteres L'ilat eine Berichtigung boIIi-
wcudig. Es ist nämlich uicht der westliehe, sondern der Sit'
liehe Flügel des Sattels an dieser Stelle ge^uukeu. Man vergleiii«
darüber meine Bescbreibnug und Abbildung auf S. 219. Au (is
Siittelbitdiuig betheiligeu sich iiiclit nur der Culni und i>-'
Clymcuienkidk, sondern auch der ll»uptkdk. Ferner siuJ ilif «^^
E. TiETXE und A. SchCtzf. Über die Sattelbildung gemMthlen
Mittheilnngen und die von letzterem Autor bekannt gegcbfO'
Heschreihung über das Auftreten des vdabbro« ihm Iremi'
geblieben; es tritt also auch hei G. tlCRiCH eiu bedfluerlicli"
l'ebersehen der xeiuschlSgigen« Literatur^) zu Tage-
Ferner ist iiodi hervorzuheben, dass G. GCrich auob i^
l'oriihyrtuff nicht erkannt hat; weshalb er immer nur vom Ktfi*"
dorler Porphyr spricht
Den .ScLIusöfolgeruugeii, dh ii. LiüuiCH ül^ec die Kütittltii^ii!
und das Alter des »Gabbro« von Ebersdorf anknüpft, kann icli
>) I. t. S. Uli.
') I.e. S. l6-.>.
') Diese» ücbersulico dvr eiuBulilä^gen Literatur macht «ich auut bei smdcs
linir iu das Riesengel >irgo oft bemerklich, worübw ich im anderer Stelle W
und Culm am Kalkborgo W\ Eberstlorf in Schlesien. 237
iiielit beipflichten. Er fusst dies Gabbro- Vorkommen als eine,
sclion zur Devonzeit hervorragende Klippe auf, auf dem der
Korallen- fahrende Hauptkalk zum Absatz gelangt sei, und betrachtet
sie als ehemals mit dem Gabbro von Neurode in Zusammenhang
stehend. Der Letztere soll ein Tiefengestein von archäischem Alter
sein, und das gleiche Alter soll auch dem Gabbro von Zobten und
1?^ rankenstein nach ihm zukommen. Wenn sich auch das Alter
des G.ibbro von Neurode nicht ganz sicher als devonisch bestimmen
lasst, so gehört er jedenfalls nicht zu den archäischen Tiefengesteinen;
denn, wenn er auch kein Ergussgestciu ist, wie G. GÜRICH richtig
bemerkt, was aber meines Wissens auch Niemand behauptet hat,
so ist doch das massivartige Auftreten eines Eruptivgesteins noch
kein Beweis für sein archäisches Alter. Wäre diese Lagerungs-
form für das Alter eruptiver Massen entscheidend, so mflssteu
beispielsweise alle stockfbrmigen Granite Schlesiens, so namentlich
des Riesengebirges, von Striegau, Strehlen und dem Zobten archäisch
sein. Ist denn der Granit des Brockenmassivs archäisch? Ich
^»nterlasse, die Beispiele Ober das massivartige Auftreten von
Eruptivgesteinen, da ich das als allgemein bekannt voraussetze,
"ier zu vermehren. Giebt es überhaupt archäische Massive von
Eruptivgesteinen in dem GöRiCH'schen Sinne? Die Sedrrholm'-
s^hen Angaben dan*\ber aus Finland halte ich für nicht genügend
begründet.
Die Gesteine des Gabbrozuges von Neurode sind nach Zu-
sammensetzung und Structur sehr wechselnd und namentlich das
durchaus diabasartige Gefüge des »Gesteins der Schlegler Berge«,
das wiederum von gleichstruirtem Diabas gangförmig durchsetzt
^''rd, lassen eben wegen ihres Gefüges vermuthen, dass sie zu den
^*toren paläolithischen Eruptivgesteinen zählen. Der Unterschied
^^'ischen dem Neuroder Gabbro einerseits und dem vom Zobten
Uud Frankenstein andererseits ist auffällig genug; aber auch von
^t^teren lässt sich nicht erweisen, dass sie archäisch sind, wenn
*^*^ auch in krystallinischen Schiefern zum Durchbnuh gelaugten.
Berlin, im Üctober 1901.
Abhandlungen
von
erhalb der Königl. geologischen Landesanstalt
stehenden Personen.
Die Fauna des Senons von Biewende bei
Wolfenbttttel.
Von Herrn A. Wollemann in Braunschweig.
Südöstlich von Wolfenbüttel zwischen den Dörfern Kissen-
'^Uck, Gr. und Kl. Biewende, Remmlingen, Wittmar und Sottmar
teht ein bald mehr weisslicher, bald mehr gelblichgrauer, stark
^^Ikhaltiger Mergel an, welcher auf der bekannten geologischen
^arte Ewald's mit dem Buchstaben »f« bezeichnet und zu den
^genannten llsenburgmergeln gerechnet ist, unter welchem Namen
^Wald bekanntlich Senonschichten verschiedenen Alters zusammen-
^sst, wie die Quadraten- und Mucronatenschichten der Umgegend
'^on Königslutter, die senonen Thone und Sandmergel von Querum
^^i Brauuschweig u. s. w. Da die Fauna der Mergel der Um-
fügend von Ilsenburg, welche besonders gut bei Veckenstädt,
^tapelburg, Bettingerode und Lochtum aufgeschlossen sind, nicht
'^^erheblich von der Fauna des Biewender Senons abweicht, so
^bien es mir gut, hier eine kurze Uebersicht der Fauna von
-^terem Fundorte gesondert zu geben, ähnlich wie dieses bereits
"Qher durch Griepbnkerl ^) hinsichtlich der Fauna des Senons
^»^ Umgegend von Königslutter geschehen ist.
Der Biewender Mergel hat eine ziemlich grosse Festigkeit,
^ lange er im Boden liegt, zerföllt aber an der Luft sehr schnell
') Die YersteineroDgen der senoDen Kreide yon Königslatter im Herzogthum
'^«mschweig. Palaeontologische AbbandluDgen herausgegeben von W. Damks u.
Kaysbb Bd. IV, S. 10, 1889.
Jahrbncb 1900. 1
I, Die Fbuos äc.» SenoDS tod Bievonde bei Wolfimbüll«!.
in kleine Stöckcbco, besonders dflnii, wenn er nach eioem R>>goi -~
von der Sonne beschienen wird; mit ihm zerfallen aiiuh die mpintpi —
der darin entbalteueu Versteinerungen volktändig, mit AuEnahm^^^^
der verkieselten Spongien, von welchen nach dein 2erfit)) Je^^e^^
Gesteins grössere und kleinere, meist stark verwitterte Bnitb — —
Stücke zurOi;ki)leiben. Hieraus erklärt es sich, dass in den Samm- — —
lungen nur wenige Versteinerungen von Bicwende aufbewahr — awi
werden, deren Liste kein voUetSndiges Bild der Biewender Seuon ^ n
fauua liefern würde.
Besser eriialtene Versteinerungen habe ich erst durch ein m=mJfi
grössere systeniatisclie Ausgrabung bekommen, zn welcher niii «rsiir
die Gemeinde Gr. Biewende nicht nur bereitwilligst die Erlaubnisse £ li^
erthettte, sondern auch die geeigneten Arbeitskräfte zur V^ert^guu; kis ao^
stellte.
Es ergab sich hierbei, dass die meisten Versteinerungen durc ;L»-»rel
die ganze Ablagerung, soweit dieselbe anfgeschlossen werde ^»tde
konnte, gleichmässig verbreitet waren. Inoeeramm Cripsi fan m:*-»^'
sich in dem Steinbruch hei Gr. Biewende be&onders häufig un«^>'^^'
in grösseren Exemplaren nahe der Oberfläche: sie wurde nac'rj».^*>C
unten zu seltener. An demselben Orte fand ich auch neben ders ^» ■*"
häufig auftretenden und durch die ganze Ablagerung hindurcIrJ i^^''-'''
gehenden Actinocamax quadrutu» von der Mitte des Aufschlüsse» ^*ä^
an bis nach oben einzelne Eseniplare der typischen Form df^fc^de
Belemniteüa mueronata, ähnlich wie GrikpenhERL ') und StoLLBY* T^"!"
beide Arten bei Königslutter zusommen gefunden haben. Beleiik.'^'^ "^stu-
niteüa mucronata habe ich dagegen in dem Kl. Bieweiider Stein» » ■^'i'-
bruch, wo Actinocamox quadratu» noch häufiger ist, als in G -i^ZÄJr.
Biewende, nicht beobachtet, während im übrigen die Fauna d^ fc»er
beiden erwähnten Fundorte grosse Uebe reinstimm ung zeigt. Wenr« -^oü
ich im Folgenden eine grössere .Anzahl Arten von Gr. Biewen»-» -^''^
') Die VersteineruDgen der seronen Kreide von Königslutter im Heraogtbc^'' ""'
Br>DiiBchweJg. talaeonto logische Abhandl. herausgegeben von W. Dami« d — ^^uiö
E. Kav.bii Bd. IV, S. 10, 1899.
^ Ueber die GliederuDg des uorddciitschea und ballischen Senoo sowie ^— — <l>f
dasselbe charakterisireadeii BeleDDiten. Archiv für Aothropologie nad Geolo ^S*'
3chkswig-Hol>tciDs, Bd. 2, EIeft2, S. 229, 1897.
A. WoLLBMAim, 1)16 Panna des Seoons von Biewende bei WolfeDbfittel. 3
^uffikbren kann, als von Kl. Biewende, so bat das bauptsäcblicb
»«inen Grund in der geringen Grösse des Steinbruebs bei letzterem
IDrte, in dem icb nur Ausgrabungen in geringerem Umfange an-
^^tellen konnte.
Fast alle von mir gefundenen Versteinerungen sind scblecbt
erhalten, besonders die Spongien, welche deshalb wenig zu einer
xionograpbiscben Bearbeitung einladen; die letzteren sind zum
^rössten Theil in fast structurlose, stark eisenhaltige Kieselmassen
imgewandelt, welche später theil weise zersetzt sind und oft nur
sinen mürben bis erdigen Brauneisenstein hinterlassen haben, wes-
halb sich brauchbare mikroskopische Präparate aus dem grössten
Dbeil des mir vorliegenden Materials nicht herstellen lassen. Wenn
lIso Zittbl^) Biewende mit unter den Fundorten fQr besonders
^ut erhaltene Spongien aufRlhrt, so gilt dieses nach meinen Be-
obachtungen nur von einem geringen Theil der dort vorkommenden
ahl reichen Arten. Einige Hexactinelliden, wie Coeloptychium und
^o&cinosporay sind recht gut erhalten und liefern gutes Material
\v mikroskopische Untersuchungen; bei der Bestimmung der
eisten Species ist man dagegen vorwiegend auf die schwankende
ssere Gestalt und auf kleine Reste der noch die feinere Structur
'«renden Oberflächenschicht angewiesen. Die folgenden Arten
ren mit einiger Sicherheit zu bestimmen.
1. cf. Seiiseothon gigantens A. Roemer sp.
.. Cupulotpongia gigantea A. Roemkh, Die SpoDgitarien des norddeatschen
Kreidegebirges. Palaeontographica
Bd. 13, S. 51, Taf. 18, Fig. 1.
Grosse, dickwandige, ziemlich regelmässig gestaltete Trichter
abgerundetem Rande stimmen zwar gut mit der angezogenen
ies in der äusseren Form überein, sind aber vielleicht lang
)lt gewesen, wie die Gestalt einer am unteren Ende der
ter vorhandenen Bruchfläche vermuthen lässt. Der Durch-
r beträgt am oberen Rande 110 Millimeter uud mehr.
und Kl. Biewende zs. ^).
laadbuch der Palaeontologie Bd. 1, S 140.
= h&ufig, zh. = ziemlich häufig, s. ^- selten, zs. = ziemlich «m»!*'»-
4 A. Wuki-cHANN, Die FiQiia de*. Senons »on Bieitende bei Wolfenbütul
2. SeliscothoB margisatas A. Roeuer sp.
1841 Sci/pliia marginala A. Kokxcr, Die Versteineraogen <1m norddealscbeK^
Eroidegebirge» S. 6, Taf. 3, Fig. 7
Bald mehr rege Idiöss ige, bald mehr schiefe, dickwandig«^
Trichter, welche unteu in einen kurzen, fingerdicken Stiel auslaufen —
Der liaud wird auf beiden Seilen von einer scharfen ICante be —
grenzt, fällt mehr oder weniger eehräg uach ausseu ab und Keig£^
bei den besser erlialteneu Exemplaren runzelige, imregelmäs«!^-
radial verlaufeude Furchen. Der Durchmesser beträgt bei den»
grösEten vollständigen StCtck 105 Miilimetor, doch liegt mir eii^
BmchstÖck eines Eseiiiplares vor, welches wahrecheinlicb beträcbt —
lieh grösser gewesen ist. Die Dicke der Wand schwaukt am oberfi:^^
Rande zwischen 10 titid 21 Millimeter und ist von der ür&as^s:'
des Scbwainmes ziemlich nnabhftugig.
Gr. und Kl. Biewende zs.
3. Selfscothon Roemeri Pomel sp.
ltli>4. Cupuloipoiu/ia Mtintelli GoLDFusa bei A. Roeuek, Die SpongitAricu ili ■
DorddeatBcheo KreidegebirgM. PkU»
onlographic« Bd. 13, S. 50, Taf. \-r' -
Fig. 6 (doh GoLDrou).
Mir liegen zwei BrucbstQcke eines trichterförmigen, dDnu
wandigen Schwammes von Ur. Biewende vor, welche noch Kest^^
der feineren 3tructur zeigen und in dieser Hinsicht gut mit der^H
Abbildung bei A. Roemer a. a. O. Obereinetimmen. Von A_
Robher iet diese Art zu Scyphia MantelU Goldfcss 1) gestellK^^^
welche jedoch niedriger und bedeutend dickwandiger ist, nberhau|^
eine wesentlich andere Gestalt bat.
Gr. Biewende s.
4. Verrncnlina marginata Phillips sp.
1829. Spongia mor^inala Phillips, Illu&tntioDe of ihe geology of Yoi^hire, 187^^^
3. Aufl., S. 322, Tar. I, Pig. 5 (HhiodI.
Von dieser Art liegt mir nur ein 52 Millimeter hohes ua^ -^
57 Millimeter breites, kreiselfärmiges Exemplar vor, welches eii^^»
massig tiefe, trichterförmige Einsenkung des Scheitels "ig^ "*
1
■) P«trerBcU GArmaaiae I, S. 219, Taf. 65, Fig. 5.
A. WoLiiBMANN, Die Fanna des Senons Yon Biewende bei Wolfenbüttel. 5
tztere ist mit zerstreut stehenden, warzenförmigen Ostien besetzt,
lebe sich auch einzeln au der Aussenseite befinden, dagegen
1 Rand fast ganz frei lassen.
Kl. Biewende s.
5. Yerrnenlina anrita A. Roemer sp.
4. Chenendopora aurita A. Robmkr, Die Spongitarien des norddeatsohen
Kreidegebirges S. 43, Taf. 16, Fig. 2.
Mehrere unvollständige ohr- bis trichterförmige Stücke scheinen
dieser Art zu gehören. Sic zeigen die warzenförmig hervor-
;enden Ostien^ welche auf die Innenseite beschränkt sind und
:^h den abgerundeten Rand frei lassen, sehr gut.
Gr. Biewende zs., Kl. Biewende s.
6. cf. Amphithelion miliaris Reuss sp.
6. Alanon miliare Rbuss, Die VersteiDerangen der böhmischen Kreide formation
ir, S. 78, Taf. 19, Fig. 10—13; Taf. 20, Fig. 3.
Ein verbogen ohrförmiger Schwamm von Gr. Biewende hat
>S8e Aehnlichkeit mit der angezogenen Species, doch ist die
össe der Ostien der Innen- und Aussenseite fast gleich. Be-
iders ähnlich ist die Figur 12 bei Reüss, welche ebenso eigen-
kmlich in einander geschlungene Ostienreihen zeigt wie das
emplar von Biewende.
Gr. Biewende s.
7. Scytalia annulata A. Roemer sp.
»4. Eudea annulata A. Roemeb, Die Spongitarien des norddeutschen Kreide-
gebirges S. 26, Taf. 11, Fig. 2.
Meistens findet sich dieser Schwamm der RoEMER^schen Ab-
düng entsprechend, in einzelnen Walzen; nur in einem Falle
id zwei Exemplare am unteren £nde zusammengewachsen. Die
bhe beträgt etwa 90 Millimeter, der Durchmesser 30 — 35
iliimeter.
Gr. und Kl. Biewende zs.
8. Doryderma ramosnm Mantell sp.
22. Spongia ramosa Maittell, The fossils of the South Downs or illustrations
of the geologj of Sossex S. 162, Taf. 15, Fig. 1 1.
A. W01.LEUAHK, Die FsuQA des Sodoos van Biewende bei WtilfeDbütt«!.
Diese Art erreiclit eine beträchtliche LäDgp, kommt aber meit?
nur in BruchatOckeu vor. Diis volJetändigste Stück ist 210 Mills
meter lang und hat unten 20 Millimeter, weiter oben iin ilew~-
Gabeliiugen 30 Millimeter Durchmesser; es ist baumartig ver/.weig-i
niid hat .'i Hauptäste, von denen zahlreiche dünnere NebeiiA«t«
uuslaufeu. Die filr die (iattung charakteristischen, darch eine
netzförmige Lagerung der Skeicttkörper gebildeten maschenartigetj
Oeffoungen sind nur an einem Brucbstflck erhalten tmd stiniinoc_~
am besten mit der Älibildimg bei Reüss ') flberein. Das vo»
Maktell a. a. O. abgebildete StCtck ist etwas schlanker als mein-«
Biewender Exemplare.
Or. und Kl. Biegende h.
y. Doryderma cyliiidricuin Zittbl.
187S. hoTijdeTma ci/liniirituni Ziirei-, Stiidi.-D über fossile SpODgien Ablli. 2, S. 6-
Diese Art soll nach ZiTTKL bei Bie wende vorkommen
selbet habe sie dort nicht geiimden.
10. Phymatella bnlbosa Zittgl.
187?. Phgmatdla bulboia Zn-nn., ». a. 0., S. 74, T«r. 3. Fig. 1.
Ebenso wie die vorige Art von mir nicht gefunden.
II. Änlaxinia sulcifera A. Koehbr sp.
186-1. Siphonocoelia tulcifera A. Rokmer, Die SpoDgilarien des norddenttclH
KreidegebirgM S. SO, Taf. 1 1, Pig.
Von dieser Art liegen mir nur zwei Kxemplare vor, vou den*
das eine sehr regelmässig keulenförmig ist, also auch hineichtli«
der äusseren Gestalt der Abbildung bei A. Robhbr s. a. O. er3
spricht, während das andere schief birnenförmig ist.
Zwischen ür. Biewende und Sottmar s.
lä. SJphonift coronata Gribpenkbrl.
1889. Siphoaia coronata GKiEPE.tHERL, Senon von Königilntter S, 19, Tmf —
Fig. 1-3.
') Die VerttrineniQgei] der b&hmigeheii Kreide rormatiOD II, S. 79, Tftf.
Fig. 7 und 8.
^
n
A. WoLLJBMAN2(, Dio Faaoa des SeooDS von Biewende bei Wolfenbüttel. 7
Zu dieser Species scheint eiu etwa 90 Millimeter hohes Stück,
eelchos oben einen Durchmesser von 67 Millimeter hat, zu gehören;
iosichtlich der Gestalt zeigt es grosse Uebereinstimmung mit der
ibbildung Fig. 3 bei Griepekkerl a. a. O.
Gr. Biewende s.
13. Astrocladia yerrncosa A. Koembr.
^64. SteUiipongia verrucosa A. Rokmer, Die SpoDgitarien des norddeutschen
Kreidegebirges S. 50, Taf. 17, Fig. 5.
Das einzige mir bekannt gewordene Exemplar, ein 55 Milli-
leter langes und ungefähr 19 Millimeter im Durchmesser dickes
(ruchstück, befindet sich in der Sammlung der Königl. geologischen
^andesanstalt in Berlin; es zeigt gut den elliptischen Querschnitt
md die wenig hervorragenden, von strahlenförmig gestellten
''ureben umgebenen Oscula.
Sottmar s.
14. Leptophragma Hurchisoni Goldfuss sp.
826 — 33. Scyphia Murcküonü Goldfuss, Petrefacta Germania« I, S. 219, Taf. 65,
Fig. 8.
Bildet flache, dünnwandige, längliche Trichter, welche auf
iner Seite oder auf zwei Seiten eingedrückt oder eingebuchtet
ind und unten in einen kurzen, dünnen Stiel auslaufen. Die
^änge beträgt bis 90 Millimeter, die Breite bis 70 Millimeter, die
^anddicke nur 2 — 3 Millimeter. Die feinere Structur der Ober-
läche ist an alleu Exemplaren nur undeutlich erhalten.
Gr. und Kl. Biewende s.
15. Coscinopora infandibnliformis Goldfuss.
826 — 33. Coscinopora tn/undibuliformis GoLDFVsa, Petrefacta Germ aniae I, S. 30,
Taf. 9, Fig. 16; Taf. 30, Fig.
10.
Dieser Schwamm kommt verhältnissmässig gut erhalten vor;
illerdings sind die Becher über der Wurzel stets abgebrochen und
^uch sonst nie ganz vollständiji^, lassen aber immer gut die im
^uincunx stehenden Ostieu und die feineren Poren in den Wan-
lungen zwischen denselben erkennen, so dass auch noch klein?
A Wo..u.
\, Dia Paana des San
a Biewosde hei WoIfeDbüUol.
ßrnchstßckc sicher zu bestimmen sind. Die Höhe beträgt im Mitt«*=~'
etwa 100 Millimeter, das grösste meiner Exemplare scheint f»s*- ^
doppelt so hoch geweseu zu sein. Die Waiid ist bei siimtntlich«*^^*
Stocken etwn 3 Millimeter dick.
Or. und Kl. Riewende h.
16. Aplirocallisfes alveolites .\. Uoembr »p.
1841. SiypIiHi aheolüei A. RoEtiKH, Dia VereteinaraDtten dei norddentöcliei
Kreidpgebirges S. 8, Tat. S, Flg. 6.
Mir liegt ein Stflck eines dicfaotomen Astes mit ziisammeii— ,
l^drflckt elliptischem Quersehuitt vor, dessen einer Zweig toII-
ständig erhalten ist und mit abgerundeter Kaute in ein flach t
caves Bcckeu endigt; die Durchmesser betragen am Scheitel 22 *
Millimeter und 17 Millimeter. Die Oberfläche zeigt überall die
sechsseitigen, durch eine dünne, poröse Scheidewand getreauten^^
Üstien der Radialkanäle, welche besonders an einer verwitterte iz^n
Stelle scharf hervortreten und hier ganz das Aussehen sehr klein^^^
Bienenwaben haben.
Kl. Btewende s.
17. ?«iitricDtit«i Btriatu Toülkik SifiTtii).
1648. VentfkuUta itriala» Touluin Smith, Od the Veotricalidae of th« Ch*K-^^;
their claasiGcation. The uinalB n •— '^ ^
maguiiia of natoral histoij S«n^ '^S,
Bd. 1, No. 3, S. 212, T»f. 13, Tis— *
und 13.
Kommt meist in zusammengedrückten Stücken vor, weleÄ-»^
die fhr die Art charakteristische Becherform vollständig verloi-^E^' "
haben, aber die Strnctur noch eiuigermaaesen gut zeigen. Au.^t^^''
einige andere, noch becherförmige Exemplare mit undeutlich ^^^'
haltcuer Strnctur scheinen hierher zu gehören.
ür. Biewende zs., Kl. Biewende s.
18. Bflcksla SoekeUndi SohlCter.
1866. Becttia Soekelandi Schl^tbii, SitznD|;ab«r. der uiederrhrnniacheD Gu» ^*""
Bcbaft iD BoDD S. 92.
'} Die BeBtimmDDg dicssr Art verdanke ich Herrn 0«li. Bergrstb Profa^»^*^''
Pr. TOM ZmcL in USnchen.
A. WoLLBMAMH, Die Fauna des Senons yon Biewende bei Wolfenbattel. 9
Diese von SchlOtSR zum Leitfossil erhobene Spongie kommt
i Biewende selten und meist nur in Bruchstücken vor; besonders
den sich Theile der wurzelähnlichen Anhänge. Das einzige
ligermaassen vollständige Exemplar, welches ich kennen gelernt
be, befindet sich in der Sammlung der Königl. geologischen
ndesanstalt in Berlin; sein Durchmesser beträgt am oberen
nde etwa 80 Millimeter.
Gr. Biewende s.
19. Coeloptychinm agaricoides Goldfuss.
'6 — 33. Coeloptychium agaricoides Goldfuss, Petrefacta Germaoiae I, S 31,
Taf. 9, Fig. 20.
Die Biewender Coeloptychien sind verhältnissmässig gut er-
ten; ganz vollständige Exemplare sind allerdings selten. Sie
eichen nicht ganz die Grösse wie an anderen Fundorten.
ITTKL. ^) erwähnt z. B. ein C\ agaricoides von Haldem, dessen
tiirni am unteren Rande einen Durchmesser von 120 Millimeter
:, während bei den Biewender Exemplaren dieselbe Dimension
VB. 80 — 90 Millimeter beträgt; besonders ist der Stiel verhältniss-
.ssig dünner. Die schmalen, spaltfbrmigen Ostien der Uuter-
te, an denen man die Art leicht von anderen Coeloptychien
terscbeiden kann, sind meist deutlich sichtbar.
Gr. und El. Biewende zh.
20. Coeloptyehinm lobatnm Goldfuss.
26 — 33. Coeloptychium lohatum Goldfuss, Petrefacta Germaniae I, S. 220, Taf.
65, Fig. 11.
Seltener als die vorige Art. Ich selbst habe nur zwei stiel-
se Exemplare bei Biewende gefunden, deren Schirm einiger-
aassen gut erhalten ist Hinsichtlich der ganzen Gestalt stehen
3 etwa zwischen dem von Roemer und dem von Goldfuss ab-
^lildeten Stück in der Mitte; hinsichtlich der Weite des Trichters
Lliem sie sich mehr dem letzteren.
Gr. Biewende zs.
0 üeber Coeloptychiom S. 61.
10 A.. Wi».i.KM>»H, Di« Fimnft <lcf Senon» tod Biew<>i«lc bei W»l rt^Dbüllcl.
21. Coeloiitychinm sp.
Eine dritte Coeloptychiumart ist bei Gr. Biewpnde diiroli t" i
Bruchtttnck eines diukpu gefaltoten Stiels imgcdpiitf^t , welch«
({rosee Aehnliulikeit mit dem Stiel vou 6'. dcciminam A. Rokubic ^
«der C. Sefbacki ZiTTEL ') liat
22. Panumilia cylindi-lcft M. Edwards ti. Haihb.
1830. Paratmilia nittm/rka M. Gii'vaiidh u. Haime, A. moDottrapb al tbobritiih
foaral conls Th^l 1 , S. 5U,
T»f. 8. Fig. 5.
Diese Art, die eia/.ige Korallcnspecies. welche ich bei ßiewenilL'
nachweisen koDute, wird bereits dureh BöLSCHB ') von Sottmr
erwähnt. Ilie wenigen Exemplare, wclehe ich gefunden habe, iiud
klein, zeigen aber den Keleh, die achwammige Coluinella, <lii^
Septea, die gekörnten Intercostalfurchen und die fiir die An
cha rskler ist i scheu esothekaleu Querleisten in gutem Erhaitunge-
sustAnde.
KI. Biewende ze.
23. Porosphaera globnUris Phillips sp.
1831». MiUeporn y/oMam PniLL.f«, Gwlogj of Torkshire I, S. 155, T»f.*
Fig. 5.
iianr, regelmässig kugelförmif^e oder etwas eckige Kdrp^'-
deren niir.dnneaser (i — 24 Millimeter belr.igt; AnbeftTingsiiiiiikl'"
sind nirgends mit Sicherheit zu sehen. Die Oberflfiche ist ""^
feinen Poren dicht bedeckt, welche «her nur an wenigen Ptöck^"
deutlich sichtbar sind, da die Oberfläche verwittert ist.
Gr. und Kl. Biewende h.
Die regulären Seeigel sind nur angedeutet durch nicht gf
naner bestimmbare Stacheln. Von den irregulären habe ich i*>^
mehrere Arten gefunden, doch kommen leider fast nur verdrückte
Exemplare mit nur theilweise erhaltener Schale vor, deren Bf-
stimmung in den meisten Fällen unmOglicb oder wenigstens sehT
') ZiiTEL, Ueber Coeloptjchium, Tat. 2.
*) Die Korallen des norddeuUclien Jura- und Kr«idegebii^es S. Mf,
k. VoLMDUKK, Dia FaDDA des Senona von Biewenda bei Wolfenbütt^ 21
Der Schtoftsraqd ist gerade, mit ihm bildet der schwach ge-
^ene Vorderrand eiDeo fast rechten und der stArker gebogene
Fig. 4».
F^g. 4 and 4t. Gr. Biewende. Woi.t.uu«a'Belie SunmloDg.
interrand einen stampfen Winkel. Der Unterrand ist fast ge-
de und unter dem Wirbel ganz schwach nach innen gebogen,
ie Klappen sind nur in der Gegend des Wirbels stärker gewölbt,
nst abgeflacht und zeigen auf dem Rflcken, besonders in der
Ute der Unterseite, eine ganz seichte Einbuchtung, deren Stärke
i den verschiedenen Exemplaren schwankt, z. B. bei dem abge-
deten Stflck nur ganz wenig wahrzunehmen ist. Die Wirbel
id weit nach vorn gerQckt, breit, stumpf und ragen nur wenig
rvor; hinter ihnen entspringt ein stumpfer, wenig markirter Kiel,
ilcber nach unten zu bald verschwindet und deshalb eine Area
.r undeutlich abgrenzt.
Die ganze Oberfläche ist mit feinen, mehr oder weniger schräg
rlaufenden Radialrippen tou verschiedener Stärke dicht bedeckt,
ilche durch schmälere Furchen getrennt werden. Auf der Area
id die Furchen etwas breiter. Die Radialrippen werden von
neo, concentrisoben Linien so geschnitten, dass an den Schnitt-
inkten Knoten entstehen und die Oberfläche gegittert aussieht.
Die angeblich zu Area radiata MONSTER gehörenden Exem-
are, welche bei Gsimitz a. a. O. abgebildet sind, sollen nach
BOSS zu unserer Art zu rechnen sein. Die Sculptur ist auf den
'Uecbten Figuren nicht zu erkennen; auf Fig. 13 ist ein stftrker^r
12 A. W<>i.i-E»*^N, Die FftUBa dns SoDons TOD Blowendo bei Wolfenb&ttel.
Einige Exemplare mit nur theilweise erhalteoer Suhäle stiinio^- ^^i
hinHichtlioIi der Gestalt gut mit der angezogenen Spec-tes abereli=^B,
zu ihr geli6ren wahrscbeinlicli auch die meisteu der mir vorlieget». -
deu zahlreichen Bruchstücke, während einige der letzteren k^kj
einer anderen Micraste-r-hvt zu gehören scheinen.
Gr. Bicwende h. ^fl
28, Serpala cf. ampntlaeea 8owbrb¥. ^.
182!). Serpula ainpullacea Sowekkt, Mineral Conahologr V(, S. 199, Taf. 6»~7'.
Fig. 1-5.
Ein spiralförmig gebogenes und der ganzen Länge nach a.«.m f
einen Schwamm aufgewachsenes Exemplar ohne Mündung, dessen aa
Spirale einen Durchmesser von 21 Millimeter hat, nnd ein 16 Mill «-
meter langes, nicht aufgewachsenes MfludungsstÜck, welches sor-Mi
stielrund ist, alier bald einen Kiel ansetzt, gehören wahrscheinlic^li
zu der angezogenen Species.
Gr. und Kl. Biewende s. ^^H
29. CranU PariBiensis Dbfranob. ^^V
1818. Crania PariiiensU Defrance, Dictionaire dm ecicnces naturelles II, 8. 3lS.
Von dieser Art brsitze ich nur eine auf einem Schwamm fest-
gewachsene Klappe, welche am besten mit der Abbildung Fig. ) *^
bei d'Orbignt ') flbe rein stimmt, die Kfirner des verticalen Randes
greifen auf den concaven Theil etwas Über, wie dieses such a"'
der D'OfiBiGNY'scben Figur angedeutet ist. Nur die Grösse »«•
geringer, da die Länge nur 14 Millimeter nnd die Breite 16 Mü''"
meter beträgt.
Gr. Biewende s.
30. RliyiiekoD«lla plieatilis Sowerbt sp.
1818. Terebratula pHeatil!» Sowebbv, Mineral Cooebologj II, S. 37, Taf. H^
Fig. 1.
Gr. und Kl. Biewende s.
31. BhjnckoMlla CuTieri d'Obbignt sp.
1847. Terebrahila Cuvieri d'Oebiony, Pal. fr. Tm. miL IV, S. S9, T»f- 4'^«
Kg. 12—16.
') Pal. fr. Terr. orft. IV, S. 139, Tif. 524.
A. WoitLEMAN», Die FauDa des SenoDB Yon Biewende bei Wolfenbfittel. 1 3
Diese kleine Rhynchanella ist bereits voo Schlönbach ^) im
^Qon von Biewende gefunden; von den mir vorliegenden zahl-
icben Exemplaren aus unseren Turonschichten ist die senone
>rm absolut nicht zu unterscheiden.
Gr. und El. Biewende zs.
32. Terebniolina ehrysalis v. Schlothbim sp.
13. Terebratu&tei ckryidtU v. Schlothbim, Leonrabd's Taschenbach VII, S. 113.
Einreicht nur eine geringe Grösse; auch ein ganz kleines
cemplar, welches nur 10 Millimeter lang, 7 Millimeter breit und
Kfillimeter dick ist und die Jugendform zu sein scheint, habe
1 gefunden. Es hat auf der undurchbohrten Klappe einen
b wachen Sinus und am Stirn rande eine verhältnissmässig starke
nbnchtung. Ein ähnliches Exemplar ist durch Schlönbach
m Fleischerkamp bei Salzgitter abgebildet^). Die Oberfläche
er Stocke ist feiu, aber scharf gekörnt, während nach Grispbn-
XKL, ') die Exemplare aus dem Senon von Königslutter ungekörnte
ppen haben sollen.
Gr. und Kl. Biewende s.
33. Terebratnla earnea Sowerbt.
12. Terebrahda camea Sowbrby, Mineral Conchology I, S. 47, Taf. 15, Fig. 5
und 6.
Diese bekannte Species ist nur durch ein unvollständiges
Keroplar von KI. Biewende vertreten.
34. Ostrea semiplana Sowerbt.
25. Ostrea temiplana Sowbbbt, Mineral Conchology V, S. 144, Taf. 489, Fig. 1
and 2.
Ausser einigen Bruchstücken liegt mir eine vollständige Klappe
►o Gr. Biewende vor, welche genau der Abbildung bei Coqüand*)
i£ 28, Fig. 7 entspricht, in der Mitte einen über die ganze
') Ueber die norddeatechen Galcritenschichten und ihre Brachiopodenfaana,
:iingsber. der K. Akad. d. Wies, in Wien. Bd. 57, S. 33.
^ Ebenda S. 18, Taf. 1, Fig. 3.
^ Senon von Königslutter S. 31.
^) Monographie du genre Ostrea.
24 A. Woi.i.Ksu>, Di« Fnana de« Senons tod Btcwrnd« b«i WoIfenbaUel.
G. MCU.KR a. a. O., schfirfer tooi Hanpttheil der Muschel al^cz3-
gesetzt ist. Die FeineD concentrischeu Rippen sind zwar eliiu ^i'
at>gmeben, aber ooch deutlicli sicUtliar. Die Höhe beträgt IS Milli^^äirit*
meter, die uicht ganz vollständige Lange 29 Millimeter. ^M
54. Dentaliani altoraass J. Müller.
1S51. UaUaliaiH altemaiu J. MCt.LEn, Petrefact«!! der Aachener Kr«ilef(T~^Ki 'r-
nution 11, 8. 5.
'£.a dieser Art gehört ein 33 Millimeter langes Brnchstflck::
welches ich bei Gr. Kiewende gefunden habe. Es zeigt denllieH ^^^b
die abwechselnd schwächeren und stärkeren Rippen; besonder«"^'»
gut stimmt ei; mit Fig. 9 bei Holzapfel ■) Qberein. ^jl
55. Plenrotomaria regalii A. Robmb» sp. ^^
tSil. TVocAua regalU A. Ruemek, Die Venli^meriiiigeii des DorddeDtBcben Kreide-r^ S*'
gftbirgaa S. 81. T»f. 13, Fig. 7.
Kl. Biewende s.
56. Plearotomaria plana MOnstbr.
1844. Plairolomaria pkma MüsmB bei Gold^ss, Petrefacta GermsnJM IIIW Ä 0
S. 7e, Taf. 187. Fig 4.
Gr. und Kl. Biewende zs.
57. PleurotoHaria Cl<«ptoBiaria) graanlifera MGnster.
1841—44. Plearotomaria granuli/era MOitbtkb bei öot-oroa», P«trefaeta Ger--^^"*"^
muia« III, S. 76. Taf. 187, Fig. J^S- 1
Zu dieser Art scheinen zwei BnichatQcke von Kl. Biewende -•^
zu gehören , welche deutlich die gekörnten Rippen zeigen. Hin — ^■'"
sichtlich der Gestalt stimmen sie am besten mit der Abbildun^^frS
bei GoLDFUSS Qberein; sie haben unten einen schSrferen Rand al» '^
die TOn G. MOllkr'J abgebildeten Stöcke.
58. Tnrbo BoiastorfeDsis Griepbnkbrl.
1889. Turbo Boimlor/aiai Griepshkebl, Seaoa toq Rönigsliitt«r S. 73, Taf. ^^S,
Fig. 13.
Diese Species kommt zwar ziemlich hSufig vor, doch sii»^ d
die Exemplare alle stark verdrflckt; manche sind durch Druc^si
') P»lMontogr«phic» Bd. 34, S. 178, T»f. 20.
*) Die Molliukenfamia des ünterMDOn von Braanacliwcäg and ÜMda S. ^3f,
Taf. II, Fig. 10—13.
A. WoluhanH, Die Fmim de« Swona von Bieveode bei WotfenbOttol. 25
D oben abgeflacht und Pleurotomarien-JihDlich, andere sind durch
tlichea Druck Scalarien-Shnlich geworden. Der tiefe Nabel ist
tistens sichtbar und zeigt bei einem Stflck auch die von G. MOller
s. O. S. 88 erwähnten Querwfllet«.
Gr. Biewende zh.
5V. Delpbinnlft triearinata A. Robhbr.
11. D^hütuia triearmata A. Sobhbb, Die VeTBt«ineniiigen des oorddentscheii
KradegebirgeiS. 81, Taf. 12, Fig.8— G.
Die Gestalt dee Gebftuses und die Sculptur dieser Art
bwanken so sehr, dass es schwer ist, eine allgemeine ßeschrei-
Pig. 6. Fig. 64.
Fig. S tind 6a. Kl. Biewende. Woi.LBHAHn'sche SMnmlang.
Dg derselben zu liefern. Die wichtigsten Varict&teu sind in
rzflglicher Weise durch G, Müller a. a. O. Taf. 12 dargestellt,
f dessen Beschreibung und Abbildungen ich deshalb besonders
rweise. Im Senon von Biewende scheint die Art nicht so stark
varitren, soweit eich dieses nach den wenigen von dort vor-
gendea StQcken beurtheilen l&sst. Das vollständigste Exemplar,
I von mir in Kl, Biewende gefundener Sculptureteinkero, ist
l^ebildet; auf ihn bezieht sich die folgende Beschreibung.
Das 46 Millimeter hohe Gehäuse ist treppenförmig, die Höhe
r vier durch eine tief einschneidende Naht getrennten Umgänge
mfpt schnell zu. Etwa auf der Mitte der letzteren beBndet sich
1 ziemlich starker und am unteren Rande dicht Qber der Naht
1 etwas schwächerer Kiel ; zwischen beiden liegt ein ganz feiner
16 A- WoLLKMASH, Dii^ FflUött des Senons tod Biew«nde bei Wolfen bflttoL
ausserdem mein grösete» Biewender StUck an Grösse ganz be-
deutend.
Gr. Bieweude za.
40. Lima grannlata Nilsson sp.
1827. Plagiomotna granulatum NrLasos, Pelri6calJi Suecana S. 2G, Tftf. 9, Fig. L
Von dieser Art kotumeu fast nur Steinkerne vor; ich besitze
nur wenige Exemplare mit theilweise erhaltener Schale, derea
Sculptur gut sichtbar ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen
ßivalven erreicht diese Art au unserem Fundorte eine beträchtliche
Grösse; das gvögste Exemplar, welches durch Uebergänge mit dem
kleinsten verbunden ist, hat eine Höhe von etwa 24 Millimeter.
Ob die Art zur Gattung Lima oder Limea gehört, kann ich
nicht entscheiden, da au meinem Material nirgends ein Schloss vor-
handen ist.
Gr. uud Kl. Biewende zh.
41. Lims (Litnstnla) semisalcata Nilsson sp.
1827. Plagioiloma »eiaüukatum Nh.shon, PelrificaU Suecana S. 25, T»f. 9, Fig.S,
Vou dieser Art betinden sich einige Stficke von Kl. Biewende
in der Sammlung der Königl. geologischen Landesanstalt; ich selbst
habe sie nicht gefunden.
42. Pectea cretasDS Dbfrancb.
1832. Pecten cretottit Dedunce, BBononiABT und CovnB, Geologie dea environs
de Parifl S. 383, Taf. 3, Fig. 7.
Die Sculptur variirt nicht unbeträchtlich; ich besitze z. B.
eine Klappe, welche auf einem Theil die Sculptur der Fig. 6 bei
d'Orbignt ') zeigt, also fast glatte Radialrippen, zwischen denen
die concentrische Streifung scharf hervortritt, bis plötzlich in einer
Entfernung von 4 Miltimeteru vom Unterraude nach einem deutlich
hervortretenden Anwachsringe nach unten zu die Rippen Körnelong
zeigen und mehr der Fig. 4 bei d'Orbigny gleichen. Auch ein
Exemplar, dessen Klappen noch in natflrlichem Zusammenhange
waren, habe ich gefunden.
Crr. und Kl, Biewende h.
l
') Pal. fr. Tarr. creL III, S. 617, Taf. 440.
Ä. Woi
DiePaiuift dN SenoD* von Biewenda bei WoHenbütte]. 17
43. Peetn Barth! d. sp.
VoD dieser Art habe ich Dur zwei unTollBtändige Exemplare
gefiiDdeD, doch zeigt die Gestult nod Sculptur so viele Eigen-
Fig. 1.
Fig. Ib.
FiRi«.
Fig. 1 Dod 1«. Re<^te EUppe; Fig. Ib der c
desMlbeu Exemplara. Gr. Biewrnde. W<
1 Theil der linken Klappe
lAHN'sche Sammlung.
thOmlichkeiten, dass ich kein Bedenken trage, auf dieses geringe
JVlAtCTial eine neue Art zu begrandeti. Der Umriss ist langge-
streckt oval; Vorder-, Unter- und Hinterrand bilden einen ziemlich
regelmfissig elliptischen Bogen. Die Schenkel des ziemlich spitzen
SchlosskanteDwinkels betonen erst etwa mit dem oberen Drittel.
Die Klappen sind flach gewölbt und ungleich. Das vordere rechte
Obr zeigt einen ziemlich tiefen Byssueausschnitt und deutlich her-
vortretende S>fl>rmig gebogene Anwachestreifen. Die rechte Klappe
ist mit breiten, flachen, nur wenig hin und her gebogenen Radial-
rippen, zwischen denen in ud rege Im Sseiger Folge schmälere liegen,
ciicht bedeckt. Die Radialrippen werden durch schmale Furchen
getrennt, in welchen eine feine, eoucentrische Streifung scharf her-
JibrDub IMO. [2]
16 A. WovLKHJtBa, Die Fanim dee Secona tod Biewende bei WolKeabfittal.
vortritt, die auf dem Rdcken der Rippen Terschfrindet. Daneb^^Bn
fallen ficharf abgesetzte, im Mittel 5 Millimeter breite Anwacb -s-
ringe auf, unter denen die Radialrippen mit schwacher Biegung foi U
laufen. Die Rippen der linken Klappe verlaufen fast ganz geratK. e,
sind schmäler, stArker gewölbt und durch etwas breitere Furch^^»n
getrennt als die der rechten Klappe.
Einige Aehnlichkeit hat Pecten ManUUtanua d^Obb. ') ii~^it
unserer Art, doch sind die hervortretenden conceutrischen Anwacb» s-
ringe bei ihm mehr am unteren Rande gchüuft und die RadiE^I-
rippen viel schmaler und weiter von einander entfernt, als bei -J*.
Barthi; auch ist die Sciilptut iu den Farcben eine andere. H^ie
Soulptur von P. Barthi ist der gewisser Lttna-Arteo nicht ga^maz
tuShnlicb. ^m
Gr. and Kl. Biewende s. ^H
44. PMten cf. spathulatus A. Roembr. '
1841. Pecien ipaüiulatu» A. Roekeb, Die VeraMineruDgeD de« oorddeotsc^*«»
Kreidegebirgea S. 50, Taf, 8, Fig. 5.
Ich besitze einige unvollständige Exemplare eines glatte",
dOnuschaligen, flachen Pesten mit Andeutung einer Radialstreifursgr
welcher der angezogenen Species jedenfalls sehr nahe verwais «Jt
ist, doch infolge seines ungünstigen Krhaltiingszustandes nicht sieb 'i"
bestimmt werden konnte.
Gr. und Kl. Biewende s.
45. Vola itriatoeostals Goldfdss sp.
1834—40. Pecteit OritUo-cottatut GoLoruBs, PetrefacU GermMiae tl, 8. 55, Tmt- ^
Pig. 2, 0, d, e.
Gr. und Kl. Biewende s.
46. Inoeerainns Cripri Mamtbll.
1822. Jmceramui Oripii Uamtkli., Geologj of Siuaex S. 188, TaL 27, Fig. '''
Keben der typischen, langgestreckten, schief ovalen l^^of"
kommen Exemplare vor, welche stärker gewölbt und höber ^^>^^
auch etwas entfernter stehende Rippen haben. An eine speci^B^^
Trennung dieser Varietfiten, welche mit der typischen Form X- d*™
0 VtX, h. Tut. erit. UI, S. 619, Taf. 440, Fig. 8-11.
A« WoLLSMARN, Die Fauna des SeDons von Biewende bei WolfenbütteL 1 9
^ebergäDge verbundeD sind, ist meiner Ansicht nach nicht zu
mken; auch SchlOter ^) und Griepbnkbrl ^) haben ähnlichd
arietäten aus dem Senon von Königslutter bei /. CripH gelassen.
den obersten Schichten des Gr. Biewender Steinbruchs habe
1 ein auffallend grosses, leider stark verdrücktes Exemplar
serer Art unmittelbar zusammen mit Belemnitella mucronata ge-
üden, welches etwa die Grösse von /. planus MOnstrr bei
>r.DFCSS^ besitzt, welche Art nach SchlOter a. a. O. mit /.
ipsi zu vereinigen ist. Einige der Steinkerne sind auch dicht
deckt mit den bereits von Goldfuss a. a. O. auf Taf. 112,
^. 4 d abgebildeten rundlichen oder ovalen Gruben, welche nach
iiKPENKERL ^) »als Ezeugnissc eines in den Lamellen der inneren
halenschicht wuchernden Schwammes, einer Cliona^ zu deuten
id«.
Gr. Biewende h.. Kl. Biewende s.
47. Area Jostinae n. sp.
Länge 22 Millimeter, grösste Höhe (am Hinterrande) lOMilli-
5ter (0,45), Hinterseite 15 Millimeter (0,68).
Der Schlossrand ist gerade ; mit ihm bildet der schräge Hinter-
:id einen stumpfen Winkel; der Unterrand ist wenig gebogen,
iigt nach vorn auf und geht allmählich in den stärker ge-
Qmmten Vorderrand über; letzterer bildet mit dem Schlossrande
le vorspringende, scharfe Ecke. Die Klappen sind in der
frend ziemlich flach, später stärker und sehr gleichmässig ge-
^Ibt. Die Wirbel sind weit nach vorn gerflckt und ragen wenig
rvor; hinter ihnen entspringt ein scharfer Kiel, welcher sehr
bräg zur Grenze zwischen Unter- und Hinterrand läuft und eine
issig vertiefte Area abgrenzt.
Die Sculptur besteht aus scharfen, schmalen, durch breitere
ler schmälere Furchen getrennten Radialrippeu, welche vom
^irbel ausgehen, auf der Hinterseite sehr schräg nach hinten, un-
^) Zar Gattung Inoceramus, Palaeontographica Bd. 24, S. 277.
*) SenoD von Königslutter S. 50.
^ PetrefacU Germaniaeil, Taf. 113, Fig. Ib.
^ A. a. 0. S. 277.
30 A. WoLLuiAXü, Die F»Di> des SeDons tod Bi«««i>(k bä WolEmUttd.
den AbbilduDgen bei ScblÖtbr &. a. O. und mit den mir ro^^ — •
liegeDdeo Gbiepekkerl sehen OrigioalcD voa Boimstorf votlstAad^K.^^
flberein. ^h
69. AeÜBoeanax fudratu Blaintiixs. 4P
18i7. Bdemmtr* qaadraJut Bi-(»Tit.i.s. Ueaoire «at Xm beiemnitcs S. 6% Tal -V *
R«. .".
Dieses bekannte Leitfoesi) kommt in Kl. Biew^nde 004==^^
fa&u&ger vor als in Gr. Btewende und efreicht an ereterem Fun<^V'
orte durchschnittlich eine bedeutendere Dicke; die Exemplare rn- o
letzterem Fundorte sind zwar ebenso taug oder länger, haben ab^?^''
einen kleineren Durchmesser und erscheinen deshalb scblaakei^ '■
Das längste Exemplar, welches ich Oberhaupt besitze (Gr. Bie^^*
wende), ist 88 Millimeter lang und misst nur 14 Millimeter in— •rm
Durchmesser. Die Tiefe der Alveole schwankt etwas, entspriehK:^^^
aber ebenso wie die I^age der Apicallinie im allgemeinen etw ^^*
der Abbildung Fig. ic auf Taf. 54 bei ScHLerRR a. a. O.: Fig. c -*
auf derselben Tafel stellt ein veHtrüppeltes Exemplar von Bie^^ 1^
wende dar.
70. AelinMUux sp.
Bei Kl. Biewende habe ich einen 62 Millimeter langen, keulen keil-
förmigen, fast glatten Betemniten gefunden, welcher also etwa di» £ ''^
Grösse des Actmocamax pleniu Blaiktillb bei ScqlOtbb a. a. OtH— ?■
Taf. 52, Fig. 16 hat, von welcher Art er sich besonders durcV^^''
schärfer abgesetzte Spitze unterscheidet
71. BelflHiitolb ■lenute t. Schlothsih.
1818. BeltmittUi mbctomAu t. Scelotseim, TuchoibiKh for HiDeraloftie Bd. 7tf~ ?•
S. lU.
Wie ich schon eingangs erwähnt habe, findeo sich. etwa vol^w^'"
der Mitt« Ober der Sohle des Gr. Biewender Steinbruchs an biv-^"^
zu den obersten Schichten einzelne kräftige Exemplare der typiscbe^K^^i
Form dieser Speciee, welche bis oben hin von Acttnocanuuc qtta^^^'
drattu begleitet werden. Im ganzen liegen mir drei Bmchstflck:^^^
und vier ziemlich vollstäadige Exemplare der B. mucrowxta vo^^n
Gr. Biewende vor, von denen das grösste 120 Millimeter lang i^^=t
In Kl. Biewende habe ich Beiemmteüa mmeronata nicht gefiuideK^^it-
A. WoLLnuBH, DieFaDD» dw Senou vod Bieweade bei Wolfenbfittol. 21
Der Schtoesraqd ist gerade, mit ibm bildet der schwach ge-
bogeue Vorderrand einen fast rechten und der sUrker gebogene
Fig. 4».
Rg, 4 and 4 a. Gr. Biewende. Woi.Lii«AB«'sdie Sammlaiig.
^Iinterrfuid einen stumpfen Winkel. Der Unterrand ist fast ge-
*^de und unter dem Wirbel ganz schwach nach innen gebogen.
'-'■e Klappen sind nur in der Gegend des Wirbels stSrker gewQlbt,
^^Ost abgeflacht und zeigen auf dem Rücken, besonders in der
-^Ahe der Unterseite, eine ganz seichte Einbuchtung, deren Stärke
bei den verschiedenen Exemplaren schwankt, z. B. bei dem abge-
bildeten Stack nur ganz wenig wahrzunehmen ist. Die Wirbel
^Utd weit nach vorn gerückt, breit, stumpf und ragen nur wenig
"Crvor; hinter ihnen entspringt ein stumpfer, wenig markirter Ktel,
Welcher nach anten zu bald verschwindet und deshalb eine Area
■Mir undeutlich abgrenzt.
Die ganze Oberflftche ist mit feinen, mehr oder weniger schr&g
^^Hanfenden Radialrippen von Tcrscbiedener Stärke dicht bedeckt,
*elche durch schmälere Furchen getrennt werden. Auf der Area
**(id die Furchen etwas breiter. Die Radialrippen werden von
''bitten, concentrischen Linien so geschnitten, dass an den Schnitt-
Punkten Knoten entstehen und die Oberfläche gegittert aussiebt.
Die angeblich zu Area radiata MONSTER gehörenden Exem-
VWe, welche bei Geinitz a. a. O. abgebildet sind, sollen nach
**Oae «u unserer Art an rechnen sein. Die Scnlptur ist auf den
fechten Figuren nicht zu erkennen; auf Fig. 13 ist ein st^rker^r
A. Wau.EiuBn, Dia Fauna dea Senons tod Biewsnda bai Wolfeabfitbl, 23
53. Nsaera eudftta Nilsson sp.
S27. Corhtla cmidata Kti^aon, PetrifioaU Saecana S. 16, Tat 8, Yi%. 18.
)S4— 40. * ■ > GoLoruis, Petrafacta 6«niiaiiiaa Ü, S. 251,
Taf. 151, Kg. 17.
)46. • > » RiDsa , Die VenteinarangBii der böhmiacheD
Ereidefonnatioii S. 20, Taf. 86, Fig. 23.
)C9. Neaera > * Patbe, UollnBqaea fouilea de la craie des en-
Tirona de Lemberg S. 102, Taf. U,
Fig. 8.
)89. > > > GsiRiiraKBL, Senon von Königalntter S. 69.
)9{L > > > 6. UBllib, Die Molluahenfauna des UntereenoD
von Brannaohweig nod Ilsede S. 77,
Taf. 10, Fig. 10 n. II.
Diese Species ▼ariirt stArk, wie die verschiedenen Äbbildungeo
>ei dea citirten Autoren zeigen, besonders hiosichtlich der LAnge
Fig. 5.
Fig. 5. Gr. Biewende. Sammlnn^dss Eerra Khoop in Börwnni.
ind Gestalt' des Scbnabels. Den kflrzesten Schnabel sehen wir
™f der Abbildung bei Goldfdss a. a. O., welche EigenthQmlich-
[^it nach G. MOiXBR auf deu Erhaltungszustand zurCckzuftihren
'^in soll. Auch das VerhftltDiss zwischen Höhe und Lftnge des
>reiten Xbeils der Muschel ist nicht constant, weshalb nuDche
^emplare sehr schUnk, manche plump aussehen. Die letztere
-■'t^Dscbaft tritt besonders bei dem tod Knbr abgebildeten Stücke
•error, welches deshalb vom Autor nur frageweise zu unserer Art
iWtflilt wird.
loh kenne nur das eine, abgebildete Exemplar von Gr. Bie-
gende, welches sich in der Sammlung des Herrn Knoop in Börssum
^findet; es gleicht am besten der Abbildung bei Favrb a. a. O.,
^^f breite Tbeil geht ebenso wie dort mehr allmählich in den
^*^Wbel ober, während er auf anderen Abbildungen, wie bei
34 I^' Mi:uxiEn, üeber einlgi> Cn!eoplnrt<n-F]figeIdecki!ii Kua der prüftlBi-ialiin
V(T8i:biedeDe Autoren habeu siub Bchoti mit dem Studium
quartärrn losectenreste beschäftigt. In einer tmgeuieiD fieii
und gewisseuhaft durchgcfllhrten Abliandlniig mit naturgelre
Zeicliniiugeu, bearbeitete K. Flach ') die Coleopteren-Faimi»
dem PIcistocän von Hösbach in Bayern; H, J. Kolbe ^) beseht
einige Käferreete von Gr. Rüsulien in der Nieder- Lausitz i
S. SCDDDKR^) einige Fossilien von Scarboro' Ileights in Can»
Des Weiteren haben wir einige Aufzeichnungen von Db
HarPE*) und P- FUCHE *), 8cbät?.enfiwertli vor Allt-ni, «lü
Inaectcnreste behandeln, deren Alter von den StrKtigrapbrn
Sicherheit bestimmt werden konnte.
Uneere Kenntnisse der qimrtjiren Fauna sind jedoch immer
noch reuht ungenflgend, sodass eit verfrüht wftre, jetzt schon p
logcnetische Vergleiche zwisi-hen unserer euroffSisoben Fauna i
jener Ämerika's anstellen zu wollen.
lu der präglacialen Braunkohle von Lauenburg konnte
folgende Arten vorfinden:
1. Domicia (H^coloj- Pz, 12 RtHck.
2. » bicohra Zett. 4 »
') Flacjh, K. Die KSfer dor unterpleistocänen AbUneruDgen bei Hijsb
unweit Asthuffenbarg.Verh.d.ph ja. med. Gesellschaft, Würaburg 18S4. Bd. XV
ä) KoLUE, H. J. Ueber fossile Reste von Coleopteren aus einem alten T
la^er (Schmierkohle) bei Gi. Raschen in der Nieder-Lausitz. Berlin, Natnrfon
Frennde. Silzungsb. 18!H. S. ^36-238.
') ScutiDEii, S. Deacription of two spccies of Carabidae Tound in Üie in
glacial deposits of Scarboro' Heigbts near Toronto (Cnaada). Hüll, of tho D
Geolog, »od geoKr. Survej. Washington 1877. Bd. III, S. 763— 76*.
^') ScuDUBR, S. The Coloojjtera hithorto found fossil in Canad». Gei
gicBl Surver ot Canada. Ottawa 1895, vol. 11, Part I, S. 27.^56 mit 9 Taf.
— , The effect of gladation and die glacial Period on the present Faun*
North America. Americ Journ. of science, Serie III, vol. SLVIII, No.S
Sept. 1891.
*) De La EiRFK, Ph. Sur an gisemi'nt de tourbe glacjairo troave a L
UDDe. Bull. Soc. Vandoisc des scicnces naturelles Lausanne 1877. Bd. Xi
S. 45e-<53.
^] Ft.icHK, P. Sur les lignites <juaternaires de Janille pres de Nu
Comptes-Rendus de Tlnstitut. Paris 1S75. Bd. LXXX, S. 1233—1236.
— , Faane et Flore des lourbÜTes de la Champagne. Compt«E- Rendns
l'lnstitut. Paria 1S7G. Bd. 8i', S. 979—932.
Braunkohle und dem interglacialen Torflager von Laaenburg (Elbe). 35
3. Donacia f Eine, beim Entnehmen aus der Braunkohle zu-
erst bronzefarbene, nachher dunkelblau gewordene Flögeldecke, die
der Gattung Donacia anzugehören scheint, sich jedoch von jeder
der Arten discolor, bicolora^ fennica^ thalasaina und obacura unter-
scheidet. Länge des Deckschildes 11 Millimeter. Breite 2 Millimeter.
Ich zähle 9 Längsstreifen und erscheint die dieselben formende
Punktirung gegen die Flögelmitte zu schwach und undeutlich,
gegen die Schulter zu werden die Punkte jedoch bedeutend grösser
und deutlicher. Die Querstreifung des ganzen Flügels ist gleich-
massig fein und zart. Am meisten Aehnlichkeit besitzt diese Art
noch mit Donacia bicolora Zett.
4. Deckschild einer von Flach bereits beschriebenen Hydro-
philiden-Art. Flach nähert diese Art dem Cyclonotum orbiculare
LiNNife, und bemerkt hierzu, dass die Punktirung des von ihm
gefundenen Fossils viel stärker und dichter ist als bei den leben-
den Arten. Das Gleiche ist bei dem von mir gesehenen Exem-
P'ar aus der Lauenburger Braunkohle der Fall und benenne ich
daher diese neue Art Cyclonotum Muelleri^ Flerrn Dr. Müller,
^ein umsichtigen Entdecker der Lauenburger Fauna, zu Ehren. In
*^^r ersten Sendung von präglacialer Braunkohle kam mir das ab-
S^hrochene Stock einer Flögeldecke, wahrscheinlich auch dieser
-^rt angehörend, vor.
5. Carabidae, Ein einziges noch dazu durch die Fossilisation
Verkrüppeltes Deckschild mit anscheinend sieben nicht punktirten
-*^^ng88treifen. Es ist unmöglich, die Gattung, der es angehören
^^onte, zu bestimmen. Länge der Flögeldecke 4 Millimeter. Breite
1 Millimeter.
Das interglaciale Torflager ist reicher au Arten als die prä-
Slaciale Braunkohle.
Ich fand folgende Arten:
1. Donacia discolor Pz. 6 Stück.
2. » bicolora Zett. 1 »
3. EJrycus acridulus Linke. Die Charaktermerkmale dieser
^^fztiglich erhaltenen Flögeldecke habe ich durch Vergleich mit
^^.^ lebenden Art controUirt. In der Abhandlung von Flach,
[3*]
3(! F. UniJMiEa, Ucber finigi- Coleoptwea-Flflgeldecken ans der prlgtaciülm
Tai'. II, Fig. 8 a, findet Bich eine aitsgezeicliuete Wiedergalip dies»
DeoksGhildes.
4. Amarui Eti ist mir noch zweifelhaft, ob die zwei Flüge
decken mit deutlich von einander getrennten Längsstroifpti der (i^
toDg Amara angehören; die oben genaunten Kennzeichen nahes
diese Art dem Carabites laeHcoüü Heer '), Da die Flil^eldi-cli«
jedoch zerknittert eind, ist unmöglich ku erkennen, ob die Zwi»chi!e
räume glatt sind. Länge der un der Spitze etwas abgehrochen«
Decken 3Va Millimeter. (Die ganze LSnge dürfte wohl 4 Millimet-
betragen haben.) Breite I'/j Millimeter.
5. Carabidae. Uarpahmf aeneus. Eine schleeht erlialtcH
FlDgeldecke. die einige Aehnliehkeit mit der erwähnen Art b
sitzt, doch ist nicht möglich xa coustatiren, ob neun
streifen vorbanden sind. Es ist nur 7.u sehen, da«8 dieselh^^v^^a
ziemlich weit von einander entlerut sind, wie es bei H. aenetr-^siu
und JJ. pubencens der Fall zu sein pflegt. Da die Zwi&cheK^ ■^^n-
räume jedoch keinerlei Punktirung aufweisen, gehörte das Tbl* ^mvi
wohl eher der erstgenannten dieser Arten an. Unsrr Fossil i^t itt
von kleinerer Gestalt als Fi»'o/)ia mela», deren Kör perläuge 20MilH J''-
meter beträgt, doch nilliert es sich, was die Grösse betrifft, d- Ä"
Feronia antfii-acina, mit der es aber wieder andererseits nicht zu ve -^^r-
gleichen ist, da die feine Punktirung der Längsstreifen fehlt. Of ^^-
wohl die Decke schlecht erhalten ist, kann man doch mit Sicherhe— ^«'t
feststellen, dass sie sich durch ihre Gesammtbildung von Ptatygtf^^^"'
obtongopunctata sowohl als von Feronia rnetalUca, faedatopunctat —Sta.
foasulata und cuprea unterscheidet. Die Gattungen der quartSr^^^^''
Käfer sind nur mit allergrösster Voreicht zu bestimmen. Ausse^^r-
dem liegen mir noch eine Anzahl Thorax-Reste von Carabid^- ^"
vor, doch alle in so schlechtem Erhaltungszustande und so unvo ^«H-
fit&ndige Bruchstücke, dass ich mich leider gezwungen sehe, v^^ oo
irgend welcher Galtungsbestimmung abzusehen.
6. Zwei grosse abgeplattete Stücke Flügeldecken von 10 MiL^W'*
meter Länge und 10 Millimeter Breite. Diese metallisch grün-gl^^S"'
') Beiträge xat In Beeten fauna Oeningena. Natnrk. Verhandl. no
Hollandecke Uaatschsppij. Hsarlem 1S63, S. 35, Tafel I, Fig. 28.
de
I
Brauokohle und dem interglaculen Torflager Ton Lauenburg (Eibe). 37
2eoden Decken haben, ausser dem Thoraxtheil, wovon ein dicht
punktirter Ansatz vorhanden ist, weder Streifung noch Punktirung.
Das Insect gehörte wahrscheinlich zu den Chrysomeliden und
hatte eine ursprüngliche Länge von ungefähr 15 Millimeter.
7. Das Stück einer röthlichbraunen Flügeldecke mit groben
abgeplatteten Punkten, welche die ganze Oberfläche bedecken.
Zwischen diesen anregelmässig vertheilten Punkten sind glatte
glänzende Zwischenräume. Das Stück ist zu unvollständig, um es
näher bestimmen zu können.
8. Eine sehr eigenthümliche Decke von glänzend schwarzer
Farbe und wenig deutlichen Längsstreifen durchlaufen, zwischen
welchen sich eine Punktirung befindet, die der Decke eher den
Anschein von fein gekerbt als gestreift giebt. Länge 10 Milli-
meter. Breite 1^2 Millimeter.
9. Flügelrest, von 3 Millimeter Länge und ungefähr 1 Milli-
meter Breite, mit groben, dichten Punkten versehen. Die Flügel-
basis ist deutlich quadratisch.
10. Eine Käferflügeldecke mit Längsstreifen, deren Zahl jedoch
nicht anzugeben ist, die sich der Carabiden -Gattung Badüter zu
nähern scheint. Wie bei Badister fragUis Heer ^) scheinen sich
die Längsstreifen immer je zwei zu zwei zu vereinigen, doch ist
es mir selbst noch zweifelhaft, ob dieses Fossil wirklich obiger
Gattung einzureihen ist. Länge des Stückes 4 Millimeter. Breite
1 ^4 Millimeter.
11. Ein Wirbelknochen von Mus rattus LiNNifc. Kendall^)
zeigte schon früher die Auffindung einer Wirbelsäule dieser Nage-
tbiere in einer Bildung West-Cumberlands an.
Weder in dem interglacialen Torf noch in dem neueren mir
«sugetheilten Material der präglacialen Braunkohle habe ich weitere
Flügeldecken von Bembidium Berendti, die ich früher aus letzterer
Bildung beschrieben, wieder vorgefunden.
J) loc. cit. S. 21.
*) Kendall, J. D. Interglacial deposits of West-Cumberland and North-
X^ancashire. The qaarterlj Journal of the Geolog. Society. Vol. XXXVII.
London 1881, S. 35.
38
P. Mkc
RH, Unbnr »inigo Colcopt«r<>n-Flneetdr>ckeD et«.
Um den Werth meiner BestimmaDgen zu sichern, habe >c=sh
alle typiscben Formen mit den Arten unserer lebenden Fauna v^^ w-
glichiau. Was die anderen zu geblecht erhaltenen Esi^niplare a^sm-
bftriffl, so habe iub mich darauf beschränkt, sie nur im Allge-
meinen /.n hinschreiben und ist dies sowohl iür Stratigraphen simie
auch Paläontologen nßtzlicher, als wenn ich eie nach kaum zu l-»^-
urtheilenden Cliaraktermerkmalen mit einer Anzahl neuer Art^ mh-
Mamen belegt hätte. Zu eineiu cylinderförmigen Loch eines To«-^-
stOckes, das sich höchst wahrscheinlich an der Oberfläche befund crn
haben mag, entdeckte ich eine ganze Colonic Dipteren wie (.'km—j/~
$otoaum arcuatum LiNN-, Melükrsptus Löw., zu vertrocknet, u» m
die Arten zu bestimmen, und Syrpkm balteatus DeBGBB und «S-
riöeisü Lnm.
Erst wenn die quartüren Inaecten einmal besser gekannt s»-^«"'
werden, wird es möglieb, sie phylr>){enetisob mit den verschiede» ^»
Arten der arktischen nnd nearktiscben (holarktische Region) IC^'
gionen zu vergleichen.
Nach dem mir von Herrn Dr. MÜLLER aus den beiden I^ »■-
diingen zur Veriiiguug gestellten Material ist es mir heute m^^'
lieh, folgende Schlussfolgerungcn zn ziehen:
1. Mehrere gleiche fossile Arten finden sich sowohl in Lau^n-
bnrg als auch iti Uösbacb, Jarville und Lausanne.
2. Mit Ansnülinie von Cydonotum Muelkri sp. n. begeg»:»«?'
man den meisten präglacialen Arteu auch im Interglacial.
3. Vom stratigraphischen Standtpnnkte ans glaube ich %>e-
haupten zu können, daes die Fauna von Lanenburg wenig ocier
keinen Auf^chluss zur Bpurtbeilung der verschiedenen Glat^i»'-
Perioden des nördlichen Deutschlands zu geben vermag.
Der Sandstein von Kieslingswalde in der
Grafschaft Glatz nnd seine Fanna.
Von Herrn Friedrich Sturin in Breslau.
(Hierzu Taf. II— XL)
Einleitung.
Die Anregung zu vorliegender Arbeit verdanke ich Herrn
^fessor Dr. Frech, der mir im Frühjahr 1898 die Bearbeitung
• lektonischen und stratigraphischen Verhältnisse der Kreide-
mation im südlichen Theile der Grafschaft Glatz empfahl.
Im Frühjahr und Herbst 1898 beschäftigte ich mich mit der
>logisch - kartographischen Aufnahme jener Gegend unter Zu-
mdelegung der betreflTenden Messtischblätter.
Hierbei wurde indessen die Feststellung dos Alters der ein-
nen Kreidehorizonte und deren gegenseitige Abgrenzung wesent-
b erschwert durch den grossen Mangel an Versteinerungen und
rch das Fehlen eingehender Bearbeitungen, die die geologische
^llung wenigstens eines Theiles der Kreideschichten in diesem
biete festgestellt hätten. Selbst die Schichten und die fossile
una des altberühmten Fundortes Kieslingswalde bei Habel-
iwerdt hatten noch keine genaue, ihr Alter feststellende Bear-
tung erfahren, obwohl gerade sie am geeignetsten dazu gewesen
ren.
War an der Hand der zahlreichen Fossilien des Kieslingswalder
ndsteins dessen Alter einmal festgestellt, dann konnte man, von ihm
^gehend, auch den paläontologischen und stratigraphischen Cha-
rter der übrigen Kreideschichten leicht beurtheilen. Deshalb be*
Bchränktf ich mich darauf, die Fauna des Kieslingswalder Saii«3-
Bteins vom palAontologischen und stratigraphiGchen Geeichtspunlc 4e
aus eingehend /.u bearbeiten, und nur, soweit es zum beeser^zn
Verständniss nöthig ist, einen Iturzen Ueberbück Ober die sonslin^sn
et rati graphischen und tektoniäcJieu Verhältnisse der Gegend v^izao
Hiibelschwerdt und Mitlelwalde zu geben.
Im Herbst 1899 hielt ich mich wieder 2 Monate in der Ki^^^s-
lingswalder Gegend auf, um Material zu sammeln und Aufnahm ^^n
zu machen.
Den Herren Professoren [>r. Frech (lireslau), Dr. Ka- l/-
KOWSKY und Dr. Deichjiüller Cl'i'p'dcu), Dr. Stollet (Kier^^l),
den Herren Langenhan und Sevdel (Liegnitz), Gründet (Kat^MKi>-
witz) und Gallisch (Nieder-Laugenau) sei ergebenst gedankt ^S^r
freundliche UeberluBSiing des reichen Materials ihrer Institute, re^^^P-
Privatsammlungen, und ihre sonstige Unterstützung.
Dank der Freundlichkeit des Herrn Professors Dr. Frits^» CB
durfte ich auch die reichhaltigen Sammlungen des Prager JM^^B""
seunis näher besichtigen. Auch die Königl. preufis. geologiec;;^^«^
Landfs-Anstiilt zu B.TÜn schickte mir Vergleichsmateriul in e^cr nl-
gegen kommen der Weise zu.
Im Jahre 184-3 gab Geinitz (»Die Versteinerungen von Ki^^- ^^
lingswalde und Nachtrag zur Charakteristik des säcbs.-b&b .^n'-
Kreidegehirges«) eine kur/,e Bearbeitung der Kieslingswalder Fos-^^*''
lien, deren Abbildungen aber sehr wenig gelungen sind. Ueberd: -^'^
fehlt noch die Beschreibung vieler, nachträglich bekannt gewordecn:^'"
Formen. Auch traf Geinitz keine Entscheidung über das Alw^ ^
der Kieslingswalder Sandsteine. In späteren Schritten (Elbthalg^^^""
Paläontogr. Bd. 20, I u. 11, 1871/75) rechnet sie derselbe An^^^
zum Oberen Quader, also zum Unter-Senos.
Betrich (Lagerung der Kreideformation in Schlesien, ISS^S*)
erklärt es filr unnatürlich, den im Liegenden des Kiesli ngs walc-^*'
Sandsteins befindlichen iThona st ratigrap bisch von seineni H^*-"'
genden zu trennen.
Auf der geogn 03 tischen Karte von Nieder -Schlesien und ^o
dep Erläuterungen zu dieser (186?) werden Kieslingswalder Th<»v
in der Grafschaft Glatz und seine Fauna. 41
id Sandsteine von Bbyrich, Rose, Roth und Runge zum Unter-
^non gerechnet, ohne dass eine Begründung beigefügt wäre.
Dambs rechnet 1874 (Abhandl. des naturhist. Vereins der
beinlande, Jahrg. 31, S. 97) den Kieslingswalder Sandstein zum
hten Unter- Senon, den Kieslingswalder Tbon dagegen zum
Cmscber« SchlOtbrs, weil je ein im Berliner und Breslauer geo-
l^schen Museum befindliches Stück eines Amman, subtricanna-
§ d^Orb., also eines Emscher- Fossiles, im »Kieslingswalder
donc gefunden worden war.
Fritsch unterzog 1897 bei seinen Studien über die Chlomecker
shicbten, die böhmischen Aequivalente des Kieslingswalder Sand-
eins, auch die Fauna dieses letzteren einer allerdings nicht sehr
Qgehenden Bearbeitung. Fritsgh stellt die Altersübereinstim-
ung des Kieslingswalder Sandsteins mit den Thonen von Neu-
^arthau bei Löwenberg fest und rechnet beide zum Unter-Senon,
ie er denn überhaupt schon die Priesener Schichten, das Aequi-
dent der Kieslingswalder T